Im Requirements Engineering werden verschiedene Stakeholder in den Prozess der Anforderungsermittlung eingebunden, um deren Vorstellungen, Interaktionen und Tätigkeiten mit dem zukünftigen System zu erkennen. Dabei ist es wichtig, eine gemeinsame Vision des Systems zwischen den Stakeholdern zu etablieren, weshalb während des Requirements Engineering-Prozesses unter anderem Vision Videos eingesetzt werden. Dadurch können bereits in einer frühen Phase des Projekts mögliche Missverständnisse und Fehlinterpretationen bzgl. der Vision vermieden bzw. geklärt werden. Insbesondere aus dem Bereich des E-Learnings geht allerdings hervor, dass bei der Betrachtung von Videos eine passive Informationsaufnahme erfolgt und dadurch Informationen weniger effizient verarbeitet werden können. Folglich nehmen Betrachter eine passive Rolle ein und tendieren zu Inaktivität, Unkonzentriertheit sowie Langeweile. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, werden Lernvideos meist mit interaktiven Elementen unterstützt.
Die vorliegende Masterarbeit untersucht den Einsatz von Interaktivität in Vision Videos während des Requirements Engineering-Prozesses. Konkret wurde der Mehrwert von interaktiven Vision Videos für das Requirements Engineering, insbesondere während der Elicitation-Phase, bei der Vermittlung und Klärung der Vision untersucht. Dazu wurde der Einsatz von interaktiven Videos während einzelner Phasen des Requirements Engineering-Prozesses geprüft und aufbauend davon ein detailliertes Konzept für die Szenarien-Technik der Elicitation-Phase ausgearbeitet. Dabei war stets der Nutzen sowohl für den Betrachter des Videos als auch für den Requirements Engineer bedeutsam. Zur abschließenden Beurteilung und Bewertung der Konzepte, wurde eine Evaluation des entwickelten Prototyps mit 12 Teilnehmern durchgeführt.
Mithilfe der Evaluation konnten statistisch signifikante Ergebnisse erzielt werden, welche größtenteils positive Erkenntnisse aus den Konzepten schließen lassen. Insbesondere die aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten konnte durch interaktive Elemente in Vision Videos gesteigert werden, was die Verbesserung des Verständnisses zur Folge hatte. Des Weiteren konnten positive Erkenntnisse bezüglich der Aufnahme von Zusatzinformationen in textueller Form durch interaktive Elemente gezogen werden. Bei der Einbringung von Beiträgen durch Stakeholder wurden dagegen keine Unterschiede zwischen den Betrachtungsformen beobachtet.
Im Vergleich zu der traditionellen Betrachtung von Vision Videos konnten klare Unterschiede durch die verwendeten Mechanismen zur Betrachtung von interaktiven Vision Videos in dieser Arbeit erzielt werden. Diese betreffen insbesondere die Auseinandersetzung des Betrachters mit den dargestellten Informationen in den Vision Videos sowie die Wahrnehmung und Verarbeitung dieser Informationen.
The process of requirements engineering involves various stakeholders in order to identify their expectations, interactions, and activities with the future system. It is crucial to share a common vision of the system between stakeholders, which is why vision videos are used during the process of requirements engineering. Thus, possible misunderstandings and misinterpretations regarding the vision can be avoided or clarified during the early phases of a project. However, the experiences gained in the area of e-learning indicate that viewing a video is a passive way of gathering information and therefore information processing can be less efficient. Consequently, viewers adopt a passive role and tend to be inactive, unfocused and bored. As a solution to this problem, interactive elements are added to educational videos.
This master thesis focuses on the integration of interactivity into vision videos during the process of requirements engineering. More specifically, the goal was to examine the added value of interactive vision videos for requirements engineering, especially during the elicitation phase, in terms of communicating and clarifying the vision. In this context, the use of interactive videos during the process of requirements engineering has been investigated. Based on the results of this investigation, a detailed approach of integrating interactive vision videos into scenarios during the elicitation phase has been developed. The benefits for the viewer of the video as well as for the requirements engineer have been key aspects in the elaboration. In order to conduct a final assessment of the approach, an evaluation of the prototype with 12 participants was carried out.
The results of the evaluation showed some statistically significant improvements with the implemented concepts. Particularly, the active engagement with the content has been improved by adding interactive elements to vision videos and thereby enhanced the understanding of the content. Furthermore, positive findings regarding the processing of additional information in written form were achieved by adding interactive elements. However, there were no statistically significant differences in adding contributions from stakeholders between interactive and non-interactive viewing.
By using the mechanisms for interactive viewing of vision videos investigated in this work, noticeable differences compared to non-interactive viewing were achieved. These relate mainly to the viewer’s engagement with the content presented in the vision videos as well as the perception and processing of these contents.