Die pluralistischen Gesellschaften des Westens, die ihre Wurzeln in christlichen Ideen und Werten
haben, sehen sich verstärkt mit wachsenden nichtchristlichen religiösen Minderheiten konfrontiert,
die nicht bereit sind einen Teil ihrer Identität, ihre Religion, aufzugeben und die für ihr Recht auf freie
Religionsausübung eintreten. Dies erzeugt besonders dann in der Gesellschaft ein erhöhtes
Konfliktpotential, wenn die Religionsausübung für alle sichtbar und vor allem anders ist – wie
beispielsweise bei den Muslimen. Der daraus entstehende Druck eine, für beide Seiten als erfolgreich
anzusehende, Integration zu erreichen lastet gleichermaßen auf der Regierung und der religiösen
Minderheit.
Die vorliegende Arbeit geht daher der Frage nach, inwieweit die aktive politische und soziale
Partizipation muslimischer Minderheiten für die Integration des Islams förderlich sein kann. Dazu
wurde herausgearbeitet, welche Faktoren einen Einfluss auf den Integrationsprozess haben und wie
hoch der Stellenwert einzelner Faktoren einzuschätzen ist. Dabei liegt das Augenmerk nicht nur auf
den aktuellen Bemühungen, die unter den vorhandenen Rahmenbedingungen unternommen
werden, sondern auch auf der Entstehung dieser Rahmenbedingungen. Dazu wurde die Entwicklung
zweier europäischer Siedlerkolonien, Australien und Kanada, von den Anfängen der Kolonialzeit bis
zu den heute ausgeprägten Nationalstaaten analysiert. Das Interesse der Arbeit liegt darin zu
ergründen, wie sich die religiöse Landschaft beider Länder entwickelt hat, wodurch diese Entwicklung
beeinflusst wurde und welchen Stellenwert die verschiedenen Religionen heute in den
selbsterklärten multikulturellen Staaten haben. Insbesondere die Entwicklung und Verortung der
islamischen Minderheiten in den Gesellschaften und die Frage nach der Integration von Muslimen in
diesen Ländern wird im denkbar breitesten politischen und sozialen Rahmen ergründet.
Ziel war es herauszustellen, welche Faktoren eine aktive Partizipation muslimischer Minderheiten
ermöglichen und inwieweit sich dies auf eine erfolgreiche Integration des Islams auswirken kann,
bzw. wo es noch Barrieren gibt, worin diese begründet liegen und welche Schritte unternommen
werden können um diese zu beseitigen. Denn auch wenn sich viele Muslime als Individuen bereits
durchaus als einen Teil der jeweiligen Gesellschaft verstehen, so kann in keiner der beiden
multikulturellen Gesellschaften von einer erfolgreichen Integration des Islams gesprochen werden.
The pluralistic societies of the west are still firmly rooted in Christian ideals and norms. As a result
they are continuing to feel the pressure brought on by the growing number of non-Christian religious
minorities. The minorities are not willing to give up on an important part of their identity: their
religion, and are willing to fight for their right to free expression of their religious beliefs and
practices. In some cases, for example in the case of the Muslim minorities, this expression can be
very public, and very visible while at the same time very different from the existing norms. This can
lead to a heightened potential for conflict between the minority and society, especially because both
parties are under pressure to find a level of integration that is satisfactory to both sides.
This thesis asked the question to what degree the integration of Islam is furthered by an active
political and social participation from the Muslim minorities. To achieve this, it was necessary to first
identify the factors that have an impact on the integration process and to then determine how high
the significance of each factor actually is. Special attention was not only paid to the current efforts
that are being made within the existing societal framework, but also to how those conditions
emerged.
The example analysed in this thesis is that of two European settler colonies, Australia and Canada,
and their development from the beginnings of the colonial era to today's developed nation states.
The main focus was on understanding how the religious landscape of both countries has developed,
what influenced this development and where the various religions find their place in the selfproclaimed multicultural states of today. In particular, the rise and localization of Islamic minorities in
society and the question of the integration of Muslims in these countries have been explored in the
widest possible political and social context. The aim was to identify the factors that enable an active
participation of Muslim minorities and analyse to what extent this can have an effect on the
successful integration of Islam; to highlight where and why barriers still exist, and what steps can be
taken to eliminate them. Because even though many Muslim individuals already understand
themselves as part of the respective society, neither of the two multicultural societies can speak of a
successful integration of Islam.