Der Sprachgebrauch reflektiert die soziale Identität eines Menschen und oft lässt sich die Herkunftsregion, das Geschlecht oder das Alter darauf zurückführen. Die vorliegende Arbeit reiht sich in die Forschung soziolinguistischer Untersuchungen ein und widmet sich der Erforschung der hannoverschen Stadtsprache. Sie hat zum Ziel, die aktuelle Sprachsituation in Hannover zu erfassen. Die Stadt Hannover und die Hannoveraner sind in der deutschen Bevölkerung bekannt für ihre reine Aussprache des Hochdeutschen. Während zwischen Linguisten jedoch Einigkeit herrscht, dass die Hannoveraner kein reines Hochdeutsch sprechen, dass deren Aussprache sogar dialektal geprägt ist, scheint der Sprachmythos fest im Bewusstsein von Nicht-Linguisten verankert zu sein. Hieraus ergeben sich zwei essenzielle Fragen, denen auf den Grund gegangen werden soll: Erstens, wieso hält sich der Sprachmythos so hartnäckig, wo ihm Sprachwissenschaftler – sogar unabhängig voneinander – einstimmig widersprechen, und zweitens, auf welcher empirischen Grundlage stützen die Sprachwissenschaftler ihre Aussage? Die vorliegende Networx 81 unternimmt folglich den Versuch, die Diskrepanz zwischen Behauptung und Wissen in Bezug auf die hannoversche Sprachreinheit aufzuzeigen und dem Mythos des reinsten Hochdeutsch empirisch auf den Grund zu gehen. Hierfür wurden Sprachdaten von 32 Hannoveranern aufgenommen und die Vorkommen standardsprachlicher oder nicht-standardsprachlicher Merkmale quantitativ ausgewertet.
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