Mit dem vorliegenden Beitrag, der auf Methoden der Interaktionalen Linguistik bzw. der Konversations- und Gattungsanalyse basiert, soll eine dialogisch orientierte Perspektive auf SMS-Nachrichten vorgestellt werden. Auf der Grundlage einer korpusbasierten Analyse von SMS-Mitteilungen wird verdeutlicht, dass diese asynchron verlaufende Kommunikationsform in mehrfacher Weise dialogisch ausgerichtet ist: Zum einen trägt sie zur Konstruktion und Bestätigung sozialer Beziehungen bei. Ferner weist sie sequenzielle Momente von Dialogizität auf: So orientieren sich die Mitteilungen (häufig) an vorherigen SMS-Beiträgen und bauen Erwartungen an Folgehandlungen auf. Auch richten sich die Beiträge mit ihrem spezifischen Rezipientendesign an den DialogpartnerInnen aus. Darüber hinaus sind SMS-Mitteilungen aber auch dialogisch im Sinne des weiten Dialogizitätskonzeptes von Bachtin (1981) und Vološinov (1929/75): Sie repräsentieren insofern intertextuelle Kommunikationsprozesse, als sich jede SMS-Mitteilung an den Konventionen der Kommunikationsform bzw. Gattung orientiert, diese bestätigt, modifiziert und korrigiert und folglich wiederum einen Einfluss auf den Fortbestand der Kommunikationsform ausübt. Anhand der vorliegenden Detailanalyse von SMS-Dialogen wird aber zugleich ersichtlich, dass die Methoden, Beschreibungskategorien und -konzepte der Konversationsanalyse und der Interaktionalen Linguistik, die in Zusammenhang mit synchron ablaufenden, mündlichen Alltagsinteraktionen entwickelt wurden, keineswegs uneingeschränkt auf die mit dem Medium des Handys verfassten schriftlichen SMS-Interaktionen zu übertragen sind.
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