In Deutschland besteht im ambulanten Bereich eine Unterversorgung für Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen. In den Fachbereichen der Rheumatologie, Dermatologie und Gastroenterologie wurden die Behandlungserfolge in den letzten Jahren durch den Einsatz von verbesserten Therapieoptionen mit Biologika deutlich gesteigert, jedoch ist diese Therapie mit erheblichem Aufwand für Behandler und enormen Kosten für Kostenträger verbunden. Die Zahl der an chronisch-entzündlichen Erkrankung leidender Menschen steigt. Die Erkrankungen die in der vorliegenden Dissertation vornehmlich behandelt werden sind die Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Spondylarthrits, Psoriasis sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Es besteht ein Fachärztemangel, der dazu führt, dass beispielsweise im Fachbereich Rheumatologie nur etwa die Hälfte des berechneten Bedarfs gedeckt werden kann. Die ärztlichen Ressourcen, die zur Verfügung stehen, werden häufig durch eine unzulängliche Patientensteuerung gebunden. Hinzu kommt die Allokation von Aufgaben, die ohne Qualitätsverluste durch nichtmedizinische Mitarbeitende übernommen werden könnten.
Das Ziel dieser Dissertation liegt in der Untersuchung verschiedener Lösungsansätze, um der Unterversorgung von Patienten mit entzündlichen Erkrankungen entgegenzuwirken. Hierfür wird anhand von insgesamt acht Modulen zunächst der aktuelle Stand sowie der Veränderungsbedarf in Deutschland dargelegt. Darauffolgend werden drei sich potentiell ergänzende Ansätze vorgestellt, untersucht und methodische Aspekte für die Bewertung neuer Versorgungsformen aufgeführt. Das Modell „Vier Säulen der Delegation und Stand der Umsetzung“ (Hoeper et al., 2023 [1]) wird für die Einordnung der Module verwendet und erweitert.
In den letzten Jahren wurde durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses die Vorstellung und Untersuchung neuer Versorgungsformen ermöglicht. Zwei der geförderten Projekte sowie ein Sub-Projekt bilden den Hauptteil der vorliegenden Dissertation. Durch den Einsatz verschiedener Methoden und aufeinander aufbauende Projekte konnten erste Ergebnisse für Deutschland geliefert werden, die die Nicht-Unterlegenheit der Delegation ärztlicher Aufgaben an medizinische Fachangestellte im Fachbereich der Rheumatologie aufzeigen. Außerdem konnte durch Koordinationszentralen die Verbesserung der Patientensteuerung und daraus resultierend verkürzte Zeiten bis zur Diagnose und Therapie erreicht werden. Ergänzend ist die Verbesserung des eigenständigen Krankheitsmanagements von Patienten ein wichtiger Ansatz der auf partizipationsorientierte Ziele, die weiter als die medikamentöse Therapie reichen, eingeht.
Die verschiedenen Ansätze sind gut miteinander zu verknüpfen. Dennoch ist in Zukunft unter anderem ein aktives Handeln der Politik sowie ein Blick in andere Länder notwendig, um langfristige Veränderungen erreichen zu können.
In Germany, there is a lack of outpatient care for patients with chronic inflammatory
diseases. In the fields of rheumatology, dermatology, and gastroenterology, treatment
outcomes have significantly improved in recent years due to the use of enhanced therapeutic
options with biologics. However, this treatment is associated with substantial effort for
healthcare providers and enormous costs for payers. The number of people suffering from
chronic inflammatory diseases is increasing. The main diseases addressed in this dissertation
are rheumatoid arthritis, psoriatic arthritis, spondylarthritis, psoriasis, and chronic
inflammatory bowel diseases. There is a shortage of specialist doctors, resulting in only
about half of the calculated demand being met in fields such as rheumatology. The available
medical resources are often tied up due to inadequate patient management. In addition, there
is a potential for non-medical staff to assume tasks without compromising quality.
The goal of this dissertation is to examine various approaches to counteracting the
undersupply of patients with inflammatory diseases. To achieve this, the current situation
and the need for change in Germany are first presented using a total of eight modules.
Subsequently, three potentially complementary approaches are introduced, investigated, and
methodological aspects for evaluating new forms of care are outlined. The "four pillars of
delegation and implementation status" model (Hoeper et al., 2023 [1]) is used to classify and
expand upon the modules. In recent years, the Innovation Fund of the Joint Federal Committee has facilitated the
presentation and examination of new forms of care. Two of the funded projects, along with
a sub-project, form the main part of this dissertation. Through the use of different methods
and consecutive projects, initial results have been obtained for Germany, demonstrating the
non-inferiority of delegating medical tasks to medical assistants in the field of rheumatology.
Additionally, the implementation of coordination centers has improved patient management,
resulting in shorter times to diagnosis and therapy. Furthermore, improving patients'
independent disease management is an important approach that addresses participatory goals
extending beyond medication therapy.
These various approaches can be well integrated. However, in the future, proactive action
by policymakers and an examination of other countries will be necessary to achieve longterm
changes.