Die Arbeit stellt die Planungs- und Baugeschichte der Werksarchitektur des 1907 als Stuhlfabrik gegründeten Möbelproduzenten Wilkhahn dar. Einen Schwerpunkt bilden die Bauten von Frei Otto (1988) und Thomas Herzog (1992), die zu den bedeutendsten deutschen Industriebauten ihrer Zeit gehören. Die Firma ist in den 1950er-Jahren durch die Zusammenarbeit mit Möbelentwerfern der ehemaligen Deutschen Werkstätten in Hellerau beeinflusst worden und hat sich an Gestaltungsgrundsätzen des Deutschen Werkbundes, des Bauhauses in Dessau und der Hochschule für Gestaltung in Ulm orientiert. Zusammen mit Architekten wie Leowald, Rainer und Hirche etablierte die Firma eine eigene Haltung zum Design und zur Werksarchitektur. Der ambitionierte Fabrikant Fritz Hahne beauftragte in den 1980er-Jahren Frei Otto und Thomas Herzog für die umfangreichen Werkserweiterungen. Zur Untersuchung der Planungs- und Realisierungsgeschichte dieser Bauten wurde zum ersten Mal das umfangreiche Quellenmaterial gesichtet und ausgewertet. In den Bauakten sind die Prozesse der Zusammenarbeit, die Einflussnahmen seitens der Bauherrschaft auf die Inhalte der Planungen und auch die alternativen Planungsideen von Uwe Kiessler und der Planungsgruppe Gestering dokumentiert.
Der Fokus wurde mehrfach erweitert, um kontextuelle Bezüge als Querschnitte in die chronologische Darstellung einzufügen. Abschließend wird eine Einordnung der Bauten von Otto und Herzog in die historische und zeitgenössische deutsche Fabrikarchitektur mit der Heranziehung von Projektbeispielen der Firmen Deutsche Werkstätten Hellerau, Fagus, Rosenthal, Vitra und B. Braun vorgenommen. Der Vergleich bezüglich verschiedener Aspekte, wie der Art der Architektenauswahl, der Einflussnahme der Bauherren, der Zusammenarbeit der Planungsbeteiligten oder der Bedeutung der Architektur für die Öffentlichkeitsarbeit der Firmen, zeigt Faktoren und Erkenntnisse auf, die auch für andere vergleichbare Projekte des Industriebaus relevant sein können.
This research presents the planning and building history of factory architecture of
Wilkhahn, as furniture manufacturer of chairs founded in 1907. A focus lies on the
buildings of Frei Otto (1988) and Thomas Herzog (1992), which are considered
some of the most significant German industrial buildings of their time. In the 1950s,
Wilkhahn was influenced by the cooperation with furniture designers of the former
Deutsche Werkstätten in Hellerau and had oriented itself as well on the design principles
of the Deutscher Werkbund, the Bauhaus in Dessau and the Hochschule für
Gestaltung in Ulm. The firm established its own design approach for furniture and
factory architecture together with the architects Georg Leowald, Roland Rainer and
Herbert Hirche. In the 1980s, the ambitious manufacturer Fritz Hahne commissioned
Frei Otto and Thomas Herzog to design an extensive expansion of the factory.
To examine the history of the planning and implementation of these buildings, the
extensive original documents were reviewed and analyzed for the first time. These
documents recorded the processes of cooperation, including the owners’ influences
on the contents of the plans, and also alternative planning ideas by Uwe Kiessler and
by Planungsgruppe Gestering.
The research focus was expanded to include contextual connections within the chronological
presentation. Finally, the buildings from Otto and Herzog are placed in the
historical and contemporary time frame of German industrial architecture by
drawing on examples of the companies Deutsche Werkstätten Hellerau, Fagus,
Rosenthal, Vitra and B. Braun. The results of this research regarding the identification
and comparison of various aspects, e. g. the process of choosing the architects,
the influence of the owners, the cooperation between the architects involved in the
project planning or the importance of the architecture for public relations, illustrate
factors and insights, which could be relevant for comparable industrial building projects.