Der Frühe Kindstod stellt ein kritisches Lebensereignis dar, das die betroffenen
Paare in den allermeisten Fällen völlig unvorhersehbar trifft. Dahinter verbirgt sich
ein Verlust, der für die betroffenen Eltern und ihre Beziehung zueinander im
Umgang und in der Bewältigung des Ereignisses besondere Herausforderungen
mit sich bringt und in seinen unterschiedlichen Formen zumeist in keiner Weise
steuerbar ist. Die Grenzen des Frühen Kindstodes sind nicht einfach abzustecken.
Der Frühe Kindstod hat viele Gesichter, sei es eine Fehlgeburt, eine Totgeburt in
Folge eines intrauterinen Fruchttodes, ein indizierter Schwangerschaftsabbruch
oder auch ein Neugeborenentod bzw. Säuglingstod kurz nach der Geburt bedingt
durch weitreichende Entwicklungsstörungen. Diese Todesarten geben nur einen
kleinen Einblick in die Komplexität des Frühen Kindstodes, womit keinesfalls dem
Anspruch auf Vollständigkeit Genüge getan werden kann.
Das hier präsentierte Dissertationsvorhaben soll Aufschluss darüber geben, wie
der Frühe Kindstod in der heutigen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts bewältigt
werden kann, welche Copingstrategien dafür notwendig sind, welche Hürden, auch
im sozialen Umfeld, es zu überwinden gilt und welche Rolle die bestehende
Paarbeziehung der betroffenen Eltern dabei spielt.
In der Beratungsarbeit wird heute vermehrt auf die erhöhte Trennungsgefahr
der Eltern bei solch einem Verlust hingewiesen. Auch in der Literatur finden sich
immer wieder Untersuchungen, die auf das Trennungspotenzial verweisen. Ist
dem tatsächlich so? Auf der Hand liegt, dass das Verhalten des Paares selbst wie
auch die Familienstrukturen einen entscheidenden Rahmen für das Gelingen oder
auch Scheitern einer Paarbeziehung darstellen. Gelingen und Scheitern wird hier
als ein mehr oder weniger erfolgreiches Bewältigen von Krisensituationen in einer
Partnerschaft verstanden. Ausgehend von der Annahme, dass sich die für das
Gelingen der Partnerschaft entscheidenden Bewältigungsstrategien in kritischen
Lebenssituationen besonders deutlich zeigen, stellt die vorliegende Dissertation
den Frühen Kindstod in den Mittelpunkt. Anhand von Interviews mit Betroffenen
werden Copingstrategien identifiziert und damit letztlich ein Beitrag zur
Beantwortung der Frage nach den Bedingungen für eine Bewältigung des Frühen
Kindstodes und der Rolle der Paarbeziehung hierbei geleistet. Dabei zeigen sich
gemäß den früh verwaisten Eltern vornehmlich drei Strategien als wirkungsvoll:
Authentizität, Offenheit sowie Akzeptanz im Umgang mit sich selbst, dem Partner
wie auch dem Umfeld. Ebenso werden die drei benannten Strategien als hilfreich
im Umgang mit Betroffenen angesehen. Der Partner selbst ist ein weiterer
wesentlicher Bewältigungsfaktor.
Early infant death represents a critical life event that in the vast majority of cases
hits the affected couples completely unpredictably. It is a loss that poses particular
challenges for the parents concerned and their relationship with each other in
dealing with and coping with the event and, in its various forms, is usually not
controllable in any way. The boundaries of early infant death are not easy to define.
Early infant death has many faces, be it a miscarriage, a stillbirth as a result of
intrauterine amniotic death, an indicated abortion, or even a neonatal death or
infant death shortly after birth caused by extensive developmental disorders.
These types of deaths give only a small insight into the complexity of early infant
death, which can by no means be considered to be complete.
The dissertation project presented here is intended to provide information on
how early infant death can be coped with in today's society of the 21st century,
which coping strategies are necessary for this, which hurdles, also in the social
environment, have to be overcome, and which role the existing couple relationship
of the affected parents plays in this.
In counseling work today, the increased risk of separation of the parents in the
case of such a loss is increasingly pointed out. Additionally, multiple studies in the
literature refer to the potential for separation. Is this really the case? It is obvious
that the behavior of the couple itself as well as the family structures represent a
decisive framework for the success or failure of a couple relationship. Success and
failure are understood here as a more or less successful coping with crisis
situations in a partnership. Based on the assumption that the coping strategies that
are crucial for the success of the partnership become particularly apparent in
critical life situations, this dissertation focuses on early child death. Based on
interviews with affected persons, coping strategies are identified and thus
ultimately a contribution is made to answering the question of the conditions for
coping with early infant death and the role of the couple relationship in this.
According to the early bereaved parents, three strategies were found to be
effective: authenticity, openness, and acceptance in dealing with oneself, the
partner, and the environment. The three strategies mentioned are also seen as
helpful in dealing with those affected. The partner himself is another important
coping factor.