Wie viel Tourismus vertragen Städte? Diese Frage treibt um. Sie bewegt Nachbarschaftsinitiativen, sie bekommt mediale Aufmerksamkeit, sie beschäftigt Stadtpolitik und -verwaltung. Diese Frage impliziert aber auch ein irreführendes Verhältnis von Stadt und Tourismus. Stadt und Tourismus erscheinen als getrennte Phänomene. Gerade die Debatte über eine ‚Touristifizierung’ der Städte aktualisiert jedoch die Notwendigkeit, diese binäre Lesart von Stadttourismus endgültig zu verabschieden. Es gilt also, die Verwobenheit von Stadt und Tourismus, das ‚Stadttouristische’, in den Blick zu nehmen. In einem ersten Schritt veranschaulicht der Artikel besagte Verwobenheit von Stadt und Tourismus. Hierfür wird zum einen das wachsende touristische Interesse an urbanen Alltagsszenerien (New Urban Tourism) näher beschrieben, und zum anderen die quasi-touristische Freizeitpraxis von Stadtbewohner*innen selbst thematisiert. Auf Basis dieses analytischen Schlaglichts werden drei Thesen im Hinblick auf die populäre Forderung eines ‚stadtverträglichen Tourismus’ formuliert: 1. ‚Stadtverträglichkeit’ darf kein abstrakter Anspruch bleiben, sondern muss definiert und operationalisiert werden. 2. Das ‚Stadttouristische’ sollte nicht nur in seinem ökonomischen Output (Wertschöpfung etc.) erfasst werden, sondern auch in seiner räumlichen Vielfalt und Bedeutung für das Zusammenleben in städtischen Nachbarschaften analysiert werden. 3. Touristische Stadtnutzung berührt verschiedene Bereiche der Stadtentwicklung (z.B. Wohnungspolitik, Verkehrsplanung, Grünflächenmanagement) und sollte daher künftig als Querschnittsaufgabe der Stadtentwicklung bearbeitet werden.
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