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Leistungselektronische Systeme stellen mögliche Quellen elektromagnetischer Störungen dar.
Schnellschaltende Transistoren werden zunehmend in modernen leistungselektronischen
Systemen verwendet, die die Ursache der Störungen sind. Durch den Einsatz von Wide-Bandgap-
Transistoren sind immer schnellere periodische Schaltvorgänge möglich, wodurch die
Verlustleistung reduziert werden kann. Aus Sicht der elektromagnetischen Verträglichkeit
(EMV) hat dies den Nachteil, dass breitbandigere Störspektren durch steilere Schaltflanken
entstehen.
Eine häufig verwendete Methode zur Dämpfung der Störungen sind passive Filter. Passive
Filterschaltungen sind insbesondere bei hohen Transferleistungen jedoch häufig groß, schwer
und teuer. Der Aufwand kann beispielsweise durch aktive Entstörmaßnahmen reduziert werden,
welche auf Halbleiterschaltungen beruhen. Eine Möglichkeit der Realisierung einer aktiven
Entstörung stellen aktive Filter dar, bei welchen die Störungen durch geeignete Gegenstörsignale
im Sinne einer destruktiven Interferenz ausgelöscht werden. In [1] und [2] werden
diese Gegenstörsignale mithilfe von adaptiven Kerbfiltern auf FPGA-Systemen (field programmable
gate array) erzeugt. Alternativ hierzu besteht die Möglichkeit, die Entstehung der
Störungen direkt an der Quelle zu beeinflussen. Die Transistoren können als Quellen der Störungen
gesehen werden. Es ist gängige Praxis, durch gezielte Ansteuerung des Gates der
Transistoren die Störemission zu reduzieren. Oft werden hierfür zusätzliche Gate-Widerstände
verwendet. Dies führt zu einer Abflachung der Flankensteilheit des Ansteuerungssignals und
damit zu einem verlangsamten Schaltvorgang mit geringerem Überschwingen. Dies hat jedoch
den Nachteil, dass die Schaltverluste erhöht werden und die Effizienz des Schaltvorgangs reduziert
wird. Um diesen Zielkonflikt zu minimieren, d.h. die Störungen zu reduzieren und
gleichzeitig die Verlustleistung des Schaltvorgangs nur geringfügig zu erhöhen, wird in diesem
Beitrag eine Methode zur aktiven Gate-Ansteuerung angewendet. Typischerweise werden bei der aktiven Gate-Ansteuerung zusätzliche variable Gate-Widerstände,
variable Gate-Kapazitäten, eine Ansteuerung mit einem variablen Strom oder einer
variablen Spannung verwendet ([3]). Zur Bestimmung der Ansteuerungssignale für diese variablen
Komponenten sind verschiedene Ansätze bekannt. Unterschieden werden kann hier
beispielsweise zwischen einer empirischen Bestimmung des Ansteuerungssignals ([4]) oder
einer Regelung des Ansteuerungssignals mithilfe analoger Schaltungstechnik ([5]). Auch werden
Partikel-Schwarm-Algorithmen ([6]), Simulated Annealing ([7]) oder heuristische Suchverfahren
wie in [8] und [9] verwendet. Für die erwähnten Optimierungsverfahren ist die Konvergenz
nicht sichergestellt und die Konvergenzgeschwindigkeit im Allgemeinen gering.
In dieser Arbeit wird ein schneller und hochauflösender Signalgenerator verwendet, um das
Gate des Transistors anzusteuern. Es wird von einem periodischen Betrieb des Transistors
ausgegangen und die Berechnung des Ansteuerungssignals erfolgt im Frequenzbereich. Daher
wird in Anlehnung an das Schaltungssimulationsverfahren „Harmonic Balance – Harmonic
Newton“ ([10]) ein Verfahren verwendet, bei dem auf Basis eines Newton-Verfahrens das
Gate-Ansteuerungssignal optimiert wird. Hierbei werden die Funktionswerte gemessen und
die Ableitung wird numerisch berechnet. Hierdurch kann eine höhere Konvergenzgeschwindigkeit
erreicht werden. Bei ungeeigneten Startwerten ist jedoch auch bei dem Newton-Verfahren
keine Konvergenz garantiert. Daher wird in dieser Arbeit vor der Anwendung des
Newton-Verfahrens ein Residuen-Verfahren ([10]) genutzt, durch das geeignete Startwerte
bestimmt werden. Diese Arbeit ist wie folgt strukturiert. Das detaillierte Vorgehen zur Bestimmung eines Zielsignals
wird in Kapitel 2 beschrieben. In diesem Kapitel wird darüber hinaus die Methode zur
Optimierung des Gate-Ansteuerungssignals auf Basis des Newton-Verfahrens beschrieben.
Weiter wird im Kapitel 3 der verwendete Testaufbau eines DC-DC-Aufwärtswandlers erläutert
und die Anwendung der allgemeinen Theorie der präsentierten Methode auf das Testsystem
beschrieben. Darüber hinaus werden Messergebnisse diskutiert. Abgeschlossen wird diese
Arbeit mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick.
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License of this version: | CC BY 3.0 DE - https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/ |
Publication type: | BookPart |
Publishing status: | publishedVersion |
Publication date: | 2022 |
Keywords german: | EMV, Verträglichkeit, Elektromagnetik |
DDC: | 600 | Technik, 621,3 | Elektrotechnik, Elektronik |
Controlled keywords(GND): | Konferenzschrift |