Der Mythos, in Hannover werde das beste Hochdeutsch gesprochen, wird in der Sprachwissenschaft seit Jahren diskutiert. Für eine klare Stellungnahme zur standarddeutschen Aussprache in der Region hat sich das Projekt „Die Stadtsprache Hannovers“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter der Leitung von Dr. François Conrad und Prof. Dr. Peter Schlobinski dem Sammeln von Sprachdaten verschrieben. Für die Stadt Hannover erfolgte bereits im Jahr 2018 eine Erhebung durch Hana Ikenaga. Ein Jahr später führte Frederic Oepping eine vergleichbare Studie für Herford in Nordrhein-Westfalen durch. Die vorliegende Arbeit ergänzt mittels einer empirischen Studie das Bild der Sprachlagen für den Raum Langenhagen in der Region Hannover und arbeitet somit dem Projekt zu. Zur Gewährleistung der Vergleichbarkeit bilden die von IKENAGA (2018) und auch OEPPING (2020) verwendeten vier sprachlichen Variablen den Mittelpunkt dieser Erhebung. Es wird dabei der These nachgegangen, dass zwischen der hochdeutschen Realisierung in Langenhagen und Hannover keine signifikanten Unterschiede bestehen. Hierfür wurden 32 LangenhagenerInnen unterschiedlicher Alters- und Berufsgruppen einem dreiteiligen Test unterzogen, ihre Aussprache anhand von Token analysiert und zu einem statistischen Ergebnis verdichtet.
Bei der Analyse der Testergebnisse stellte sich heraus, dass sich die niederdeutsche Realisierung in Langenhagen kaum von den Werten in Hannover und Herford unterscheidet. Während die Realisierung zweier Aussprachemerkmale minimal geringer ausfiel, hob sich jedoch die [ɛ:]-Hebung von den Ergebnissen in den Vergleichsstädten ab. Signifikante Unterschiede bleiben jedoch aus, was die aufgestellte These unterstützt. Im Gesamtdurchschnitt wurde für Langenhagen eine um vier Prozent höhere Realisierung niederdeutscher Merkmale errechnet. Auch mit Hinblick auf die sozialen Variablen zeigen sich im Konsens mit der aktuellen Forschungslage keine signifikanten Unterschiede. Lediglich für die älteren ProbandInnen konnte wie auch bei Oepping und Ikenaga eine erhöhte dialektale Aussprachehäufigkeit nachgewiesen werden, sodass von einem bestehenden Generationsgefälle auszugehen ist.
Der Mythos lässt sich also durch den Vergleich mit Langenhagen relativieren. Für die Aussprache der HannoveranerInnen in der Hauptstadt zeigt sich ein ähnlicher dialektaler Einfluss wie in der nördlich gelegenen Gemeinde. Dies zeigt also, dass die hochdeutsche Vorreiterstellung Hannovers berechtigterweise Diskussionsgegenstand der Sprachforschung ist. Mit dieser Arbeit wurde eine Pionierstudie in Langenhagen durchgeführt, die Potenzial für weitere Vergleiche etwa mit den angrenzenden Gemeinden bietet.
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