Studentische Abschlussarbeiten im Projekt "Die Stadtsprache Hannovers"
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Die Stadtsprache norddeutscher (Klein)Städte im Vergleich mit der Stadtsprache Hannovers
Die vorliegende Schriftenreihe umfasst studentische Abschlussarbeiten auf Bachelor- und Masterlevel, die als Vergleichsstudien das DFG-Projekt "Die Stadtsprache Hannovers" bereichern. Die Verfasserinnen und Verfasser haben jeweils 32 Personen aus ihrer Heimatstadt nach aktuellen linguistischen Verfahren aufgezeichnet und deren Sprache ausgewertet und interpretiert. Die Fragestellung ist jeweils, ob sich norddeutsche (Klein)Städte sprachlich von Hannover - einem bekannten Sprachmythos zufolge das "Zentrum des Hochdeutschen" - unterscheiden. Die gewonnenen Sprachdaten und Erkenntnisse fließen fruchtbar in das DFG-Projekt ein, das die Sprache Hannovers umfassend untersucht (Details unter www.stadtsprache-hannover.de).ISSN 2751-1235
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- Item„Och, man hört ja schon raus, wenn’s Einbecker sind!“ : Eine soziolinguistische Untersuchung der Stadtsprache Einbecks (Südniedersachsen)(Hannover : Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, 2024) Heitmüller, TimDie vorliegende Studie untersucht die Sprache in der Kleinstadt Einbeck in Südniedersachsen im südostfälischen Sprachraum. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Häufigkeit von standardkonformen und standarddivergenten Aussprachevarianten. Die Studie basiert auf einer vergleichenden Analyse von linguistischen Variablen in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund der Einbecker Bevölkerung. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden Sprachdaten in einem Mixed-Methods-Verfahren mit dem Hintergrund des Labov‘schen Paradigmas der Soziolinguistik erhoben und anschließend statistisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass Einbeckerinnen und Einbecker in dieser Studie etwa 51 % der getesteten Variablen standarddivergent realisieren. Dieser Wert der Gesamtdialektalität liegt leicht über vergleichbaren Erhebungsorten im nordostfälischen Sprachraum und kann mit der ländlichen Lage der Stadt Einbeck begründet werden. Die Ergebnisse deuten auf eine niederdeutsche Prägung der Einbecker Sprache hin und die subjektive Wahrnehmung der Sprache in Einbeck steht im Kontrast zur tatsächlichen Sprachrealität. Die vorliegende Studie erweitert das Verständnis der Dialektalität in Einbeck und legt nahe, dass die Annahme distinktiver Merkmale eines ‚Einbeckschen Dialekts‘ in Frage gestellt werden sollte.
- Item„Die Hannoveraner sprechen exakter!" Eine soziolinguistische Untersuchung in der Stadt Burgdorf (Region Hannover)(Hannover : Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, 2024) Runge, Nina MarieViele Menschen assoziieren die Stadt Hannover mit einer vermeintlichen Besonderheit: der besten, hochdeutschen Aussprache. Diesem Mythos wird seit 2020 im Rahmen des durch die DFG geförderten Projektes „Die Stadtsprache Hannovers“ nachgegangen. Als Pionierarbeit dient IKENAGAS Studie aus dem Jahr 2018, in der erstmalig die Alltagssprache in Hannover erhoben und dargestellt wird. Die vorliegende Studie weitet das Erhebungsgebiet um die Stadt Burgdorf in der östlichen Region Hannovers aus und ermöglicht einen Vergleich mit den Daten von IKENAGA (2018), auch durch das Aufgreifen weiter Teile der Methodik dieser Arbeit. Erhoben wurde der Anteil des standardkonformen und standarddivergenten Sprachgebrauchs in der Alltagssprache von 32 Burgdorferinnen und Burgdorfern. Die Stichprobe wurde maßgeblich nach den sozialen Variablen Geschlecht, Generation und Bildungsstand zusammengestellt. Die Datenerhebung bestand aus einem Fragebogen sowie einer dreiteiligen Aufgabenstellung. Als Thesen dienten die Annahmen, dass die Personen der jüngeren Generation eine geringere Standarddivergenz als die Älteren aufweisen sowie dass in Burgdorf insgesamt eine höhere Standarddivergenz im Vergleich zu Hannover vorliegt. Letzteres konnte nicht bestätigt werden, da der durchschnittliche Anteil standarddivergenter Äußerungen in Burgdorf mit 42 % kaum vom Ergebnis der Stichprobe aus Hannover (41 %) abweicht. Bei genauerer Betrachtung der erhobenen linguistischen Variablen wurden jedoch Unterschiede sichtbar. Hier wurde in Burgdorf ein höherer Anteil standarddivergenter Aussprachen bei der Hebung von [ɛː] zu [eː] mit durchschnittlich 86 % deutlich. Bei der g-Spirantisierung (4 %) und der ng-Plosivierung (9 %) weisen die Burg-dorferinnen der jüngeren Generation geringere Werte auf als die jüngeren Hannoveranerinnen. Die Vokalkürzung wurde insgesamt in Burgdorf etwas häufiger realisiert. Die Generationszugehörigkeit der Personen hatte einen signifikanten Einfluss auf die Aussprache, wobei die jüngere Generation in Burgdorf seltener standarddivergente Aussprachevarianten nutzt als die ältere Generation. Somit konnte die erste These bestätigt werden. In Hannover hingegen hatten sowohl das Geschlecht als auch die Generationszugehörigkeit der Personen einen Einfluss auf die Häufigkeit der standarddivergenten Aussprachen, insbesondere die jüngeren Frauen zeigten hier einen höheren Anteil als die jüngeren Männer. In Anlehnung an den Titel der Arbeit ließ sich daher im Abschluss dieser Arbeit konstatieren, dass anhand der vorliegenden Daten das Hochdeutsch Hannovers im Durchschnitt mit dem der Kleinstadt Burgdorf vergleichbar ist und somit nicht unbedingt als exakter bezeichnet werden kann.
- Item„Alles das, was wir hier sprechen, ist Hochdeutsch." Eine soziolinguistische Untersuchung der Sprache Bremerhavens(Hannover : Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, 2024) Scherdin, FionaWird in Hannover wirklich das beste Hochdeutsch gesprochen? Diese Frage stellen sich Sprachwissenschaftler:innen bereits seit langer Zeit. Das DFG-Projekt Die Stadtsprache Han-novers möchte den Mythos, ob in Hannover das ,beste’ Hochdeutsch gesprochen wird, mithilfe empirischer Sprachdatenerhebung erstmals genauer erforschen. Die vorliegende Arbeit reiht sich in bisherige studentische Vergleichsarbeiten ein, die im Rahmen des Hannover-Projekts geschrieben worden sind. Im Fokus dieser Arbeit liegt die Großstadt Bremerhaven, in der mit 32 Bremerhavener:innen ein dreiteiliges Sprachexperiment durchgeführt wurde. Als Grundlage für diese Studie wurden sechs linguistische Variablen ausgewählt, womit Aussagen über eine standarddivergente Realisierung hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bildungshintergrund, Erhebungskontexte und der linguistischen Variablen an sich möglich waren. Die Ergebnisse wurden im Anschluss statistisch ausgewertet. Die Auswertung ergab eine standarddivergente Realisierung der linguistischen Variablen von 45 %. Die Hebung des langen [ɛː] zu [e:] wird von Sprecher:innen aus Bremerhaven am häufigsten realisiert (97 %), am seltensten die g-Spirantisierung (15 %). Frauen realisieren die Hebung des langen [ɛː] zu [e:] signifikant standardkonformer als Männer. Die ältere Generation bildet die g-Spirantisierung, die standarddivergente Vokalkürzung und das Ersetzen von [ŋ] durch [ŋk] signifikant häufiger, die jüngere Generation hingegen die Rundung des kurzen [ɪ]. Bremerhavener:innen ohne Abitur verwenden signifikant häufiger die standarddivergente Vokalkürzung sowie die Affrikate [pf] als [f]. Zusätzlich wurde jede Gewährsperson hinsichtlich ihrer Spracheinstellung interviewt, was die Ergebnisse ergänzt. In Vergleich zu der Stadt Cuxhaven zeigte sich in Bremerhaven eine häufigere Verwendung bei der Rundung des kurzen [ɪ], die Realisierung der Affrikate [pf] als [f] und die Ersetzung von [ŋ] durch [ŋk] hingegen werden in Cuxhaven häufiger realisiert. Zwischen Bremerhaven und Hannover wurde festgestellt, dass die g-Spirantisierung gleich häufig (15 %) realisiert wird. Die Hebung des langen [ɛː] zu [e:] wird in Bremerhaven frequenter gebraucht, die standarddivergente Vokalkürzung und das Ersetzen von [ŋ] durch [ŋk] zeigen einen etwas höheren Prozentsatz in Hannover.
- ItemDass in Hannover ge[sp]rochen wurde, war früher „gan[k] und g[eː]be". Eine soziolinguistische Betrachtung[k] der Sprache in der ländlichen Gemeinde Isernhagen.(Hannover : Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, 2023) von Pander, SophieDer weitverbreitete sprachliche Mythos, dass in der Region Hannover das ‚reine‘ (oder ‚beste‘) Hochdeutsch gesprochen werden würde, wird im Zuge des DFG-Projekts Die Stadtsprache Hannovers erforscht. Die vorliegende Studie untersucht die Sprachsituation in Isernhagen, einer Gemeinde in der Region Hannover, und reiht sich damit mit in die studentischen Vergleichsstudien des Projekts ein. Um die Forschungsfrage zu beantworten, wie sich die Sprache in Isernhagen in Bezug auf Standarddivergenz und Standardkonformität verhält, wurde mit 30 Gewährspersonen ein mehrgliedriges Sprachexperiment durchgeführt. Dieses wurde im Anschluss statistisch ausgewertet. Anhand von sechs niederdeutsch-basierten, linguistischen Variablen konnten damit Aussagen über die standard-divergente Aussprache in Hinblick auf Alter, Geschlecht, Erhebungskontext und linguistische Variable getroffen werden. Ein anschließendes sprachbiografisches Interview, welches mit jeder Gewähr-sperson durchgeführt wurde, ergänzt die Ergebnislage. Dabei zeigte sich, dass die Anwohnenden Isernhagens ein hohes Bewusstsein über die eigene Fähigkeit, Hochdeutsch zu sprechen, besitzen. Dies steht allerdings im Kontrast zur sprachlichen Realität in Isernhagen. Die Auswertung ergab, dass die Gewährspersonen aus Isernhagen die untersuchten Variablen im Durchschnitt zu 47 % standard-divergent realisieren. Dabei wurde die Hebung von langem [ɛː] zu [eː] mit 83 % am häufigsten standarddivergent realisiert. Danach folgt der Gebrauch des Frikativs [f] anstatt der Affrikate [p͜f] mit 61 % standarddivergenter Realisierung. Die Rundung von kurzem [ɪ] zu [ʏ] (48 %), der Erhalt alter Vokalkürze (36 %) und die Realisierung von [ŋ] als [ŋk] (30 %) kommen sehr variabel vor, da sie je nach soziodemografischer Variable unterschiedlich oft auftauchen. Die /g/-Spirantisierung im Aus-laut wird mit 13 % am seltensten standarddivergent realisiert. Es zeigt sich zudem, dass das Alter bei den Variablen Rundung von kurzem [ɪ] zu [ʏ], Erhalt alter Vokalkürze, Realisierung von [ŋ] als [ŋk] und /g/-Spirantisierung im Auslaut einen Einfluss auf die standarddivergente Aussprache hat. Mit Ausnahme der Rundung von kurzem [ɪ] zu [ʏ] werden diese Variablen mit abnehmendem Alter sig-nifikant häufiger standardkonform verwendet. Die Rundung zeigt einen gegenläufigen Trend: Sie wird mit abnehmendem Alter signifikant häufiger standarddivergent realisiert. Insgesamt unterscheidet sich die standarddivergente Aussprache Isernhagens zu den anderen Vergleichsstudien aus dem nordostfälischen Dialektraum nur geringfügig. Der Sprachmythos konnte somit ebenfalls für Isernhagen widerlegt werden.
- ItemIm Schatten der Großstadt? Eine soziolinguistische Untersuchung[k] der Stadtsprache Wunstorfs im Vergleich zu Hannover(Hannover : Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, 2022) Franz, PatrickWird in Hannover das beste Hochdeutsch gesprochen? Die vorliegende Arbeit knüpft an die Untersuchung der hannoverschen Stadtsprache durch Hana Ikenaga (2018) an und untersucht die Verbreitung dialektaler Aussprachevarianten in Wunstorf, einer Kleinstadt in der Region Hannover. Dabei wurde eine soziolinguistische Vergleichsstudie mit 32 Testpersonen in Wunstorf durchgeführt, die einerseits einen Vergleich mit den Ergebnissen aus Hannover und anderseits eine Analyse der Sprachsituation in Wunstorf ermöglicht. Neben linguistischen und soziodemografischen Variablen wurden zudem die Spracheinstellungen der befragten Wunstorferinnen und Wunstorfer gegenüber dem Hannover-Mythos, aber auch der Sprachsituation in Wunstorf selbst und zu Dialekten im Allgemeinen untersucht. Die zentrale Frage lautet, ob dialektale Aussprachevarianten in Wunstorf genauso häufig auftreten wie in Hannover. Es konnte mit Blick auf die Ergebnisse der Untersuchung festgestellt werden, dass sich die Dialektalität in Bezug auf die untersuchten linguistischen Variablen in Wunstorf mit insgesamt 32 % nicht signifikant von den Ergebnissen aus Hannover (41 %) unterscheidet. Auch in Bezug auf die drei untersuchten Variablen, die Realisierung von mit auslautendem Plosiv (30 % dialektale Realisierung in Wunstorf), die Nutzung eines Kurz- statt des Lang-vokals (33 %) sowie die g-Spirantisierung (17 %), konnten keine nennenswerten Unter-schiede zwischen den Städten festgestellt werden. Die Hebung von [ɛː] zu [eː] wurde in Wunstorf jedoch zu 91 % realisiert, während in Hannover nur 68 % der Testpersonen die dialektale Aussprachevariante nutzten. Mit Blick auf die untersuchten soziodemografischen Variablen wird deutlich, dass in Wunstorf, ebenso wie in Hannover, die ältere Generation signifikant häufiger dialektale Aus-sprachevarianten nutzt als die jüngere Vergleichsgruppe, was im Vorfeld bereits erwartet wurde. Zwischen den Geschlechtern konnten in Wunstorf keine signifikanten Unterschiede bei der Nutzung dialektaler Aussprachevarianten festgestellt werden. Zwar ist die Streuung inner-halb der weiblichen Untersuchungsgruppen sowohl in Wunstorf als auch in Hannover deutlich größer als zwischen den männlichen Vergleichs-personen, allerdings konnte im Gegensatz zur hannoverschen Untersuchung in Wunstorf kein signifikanter Unterschied zwischen den Grup-pen bei der Realisierung dialektaler Varianten gemessen werden, auch nicht zwischen den Ge-schlechtern in der älteren Generation. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass die Wunstorferinnen und Wunstorfer in Bezug auf die untersuchten Variablen ein ähnliches Dialektalitätsniveau besitzen wie die Einwohnerinnen und Einwohner der Landeshauptstadt Hannover. Das Wunstorfer Hochdeutsch kann daher auf Grundlage der Ergebnisse in Bezug auf die Dialektalität bzw. Hochsprachlichkeit als ebenbür-tig mit dem Hannovers angesehen werden.