Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer von ca. 1150 – 1250 Von der Fakultät für Architektur und Landschaft der Universität Hannover zur Erlangung des Grades einer DOKTORIN DES INGENIEURWESENS (Dr.-Ing.) genehmigte Dissertation von Dipl.-Ing. Judith Bangerter-Paetz geboren am 12. Juli 1964, in Hannover 2007 Referent: Koreferent: Prof. Dr.-Ing. Cord Meckseper, Hannover Prof. Dr. Jürgen Krüger, Karlsruhe Tag der Promotion: 23. November 2005 2 Meiner Familie, besonders meinem Mann Martin Bangerter und meinem Vater Rudolf Paetz († 2003) 3 Abstract (deutsch) Abstract (deutsch) Mit dem Thema „Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer“ wird erstmals eine umfassende bautypologische Untersuchung zum Saalbau als Hauptrepräsentationsgebäude einer Burg oder Pfalz im Stauferreich erarbeitet. Dabei hat die Verfasserin sich schwerpunktmäßig auf das Stauferreich nördlich der Alpen konzentriert, welches als mächtigster Herrschaftsbereich Europas im Hochmittelalter galt. Es war für sie wichtig, für das Hauptgebäude der Burg eine Definition zu finden, da in der aktuellen Burgenforschung bislang noch Uneinigkeit darüber herrscht, wie dieser Hauptbau definiert werden soll und wie er z. B. vom Wohngebäude oder Wohnturm einer Burg abzugrenzen sei. Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Teile, von denen der erste Teil schwerpunktmäßig auf die Bautypologie und Konstruktion sowie die formale Ausstattung der Saalbauten und ihrer Geschosse eingeht. Aus bautypologischer Sicht werden die Lage des Saalbaus, seine Geschossaufteilung, die Raumdifferenzierung und die Erschließung mit Treppen untersucht. Es folgen Untersuchungen zur Konstruktion und formalen Ausstattung der Geschosse, d. h. der Decken, Stützen, Innenwände, Feuerstellen, Fußbodenbeläge und Farbigkeit. Ebenfalls wird vergleichend auf die Fassadengestaltung, Fensterform und Gliederung sowie die Rekonstruktion und Ausstattung des Saales eingegangen. Der zweite Teil besteht aus einem Katalog mit 28 Saalbaubeispielen aus den verschiedenen Regionen des Stauferreiches, welche aus einer Anzahl von ein paar hundert Burgen - auf Grund der Saalbau-Definition der Verfasserin und nach dem Grad ihres Erhaltungszustandes - für eine genaue Untersuchung ausgewählt wurden. Einige der wichtigsten Fragestellungen dieser Arbeit sind u. a.: - Was ist eigentlich ein Saalbau und wo liegt sein Ursprung? - Wo liegt er innerhalb der Burg bzw. Pfalz und welchen räumlichen Bezug hat er dabei zu anderen Burggebäuden? - Wie ist er bautypologisch, konstruktiv und formal gestaltet? - Welche Ausstattung besaß der Saal und welche Überlegungen ergeben sich daraus zu seiner ursprünglichen Funktion und Nutzung? Zum besseren Vergleich wurden große Pläne erstellt, die Grundrisse, Fassaden und Fenster der Saalbauten jeweils im gleichen Maßstab abbilden. Auch ist die vorliegende Arbeit zur Veranschaulichung durch eine Fülle von Abbildungen, Zeichnungen und Fotos ergänzt. Schlagwörter: Burg, Saalbau, Mittelalter 4 Abstract (e nglish) Abstract (english) For the first time, the present thesis "Saalbauten und Burgen im Reich der Staufer" (Halls in castles of the Hohenstaufen empire) presents a comprehensive description of the hall as the main representative building of a castle. The author focussed on the empire of the Hohenstaufen dynasty, who held the mightiest empire north of the Alps during the Middle Ages. Her most important goal was to find an exact definition for the main building of a castle, and criteria which would distinguish it from other buildings, e.g. the dwelling-houses and dwelling-towers, for in this matter there exists as yet no consensus. The thesis consists of two parts: the first is mainly a description of the typology, construction principles and furnishing of the hall and its different storeys. The position of the hall in the castle buildings, the division of its storeys, the differentiation of the rooms and the accessibility through stairs is examined under a typological aspect. This is followed by an analysis of the construction and furnishing of the single storeys, e.g. their ceilings, pillars, partitions, fireplaces, floorings and colours, and finally a comparative description of the façades, window types, space structuring and furnishing of the hall. The second part contains a catalogue of 28 examples from different regions of the Hohenstaufen empire, chosen from several hundreds well-known castles, according to the author’s specific definition and their degree of conservation. Some of the main questions to be answered by this thesis were: - What exactly is a hall and which are its origins? - Where is it positioned in the complex of a medieval castle, and what are its relations to other buildings? - What are the typological, constructive and formal principles of hall architecture? - How was the hall furnished, and what can be deduced from this as to its original function and use? To simplify comparison, large plans are provided, representing ground plans, façades and windows of the different halls on an identical scale. Additionally, there are many illustrations, drawings and photos. Catchwords: castle, hall, Middle Ages 5 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abstract (deutsch)....................................................................................................... 4 Abstract (english) ........................................................................................................ 5 Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................... 6 Verzeichnisse ............................................................................................................... 9 Tabellenverzeichnis................................................................................................... 9 Länderkürzelverzeichnis............................................................................................ 9 Vorwort der Verfasserin........................................................................................... 10 Vorwort von Prof. Dr.-Ing. Meckseper .................................................................... 12 Vorwort von Prof. Dr. Kürger.................................................................................. 13 1 Einführung............................................................................................................ 14 1.1 Zur Problematik und Bearbeitung des Themas................................................ 14 1.2 Zum Forschungsstand und Verfahren ............................................................. 14 1.3 Bauliche Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts....................... 16 1.3.1 Zum Ursprung des Saalbaus..................................................................... 16 1.3.2 Der Saalbau in karolingischer Zeit ........................................................... 19 1.3.3 Der Saalbau in ottonischer und salischer Zeit........................................... 23 1.4 Zur Typologie von Saalbauten........................................................................ 33 1.4.1 Definition vom Saalbau und seine typologische Abgrenzung zum Wohnbau und Palas in der Literatur........................................................................ 33 1.4.2 Definitionen der Verfasserin .................................................................... 36 1.4.2.1 Saal, Saalbau, Palas........................................................................... 36 1.4.2.2 Repräsentativer Wohnbau, Wohnturm und Kernburg mit Saal........... 37 2 Typologie und Konstruktion ausgewählter Saalbauten ...................................... 38 2.1 Grundriss und Gebäudetypus .......................................................................... 38 2.1.1 Maße und Bautypus ................................................................................. 38 2.1.2 Lage des Saalbaus im Burgbereich........................................................... 44 2.1.2.1 Lage des Saalbaus zur Ringmauer ..................................................... 44 2.1.2.2 Lage des Saalbaus zur Kapelle .......................................................... 45 2.1.2.3 Lage des Saalbaus zu den Wohnbauten ............................................. 46 2.1.2.4 Lage des Saalbaus zum Turm:........................................................... 48 2.2 Raumaufteilung nach Geschossen................................................................... 55 2.2.1 Das Kellergeschoss .................................................................................. 55 2.2.2 Das Erdgeschoss ...................................................................................... 56 2.2.3 Das erste Obergeschoss............................................................................ 59 2.2.4 Das zweite Obergeschoss......................................................................... 60 2.3 Grundrisse im Vergleich: Zur Lage und Größe des Saales .............................. 68 2.3.1 Der reine Saalbau..................................................................................... 68 2.3.2 Der differenzierte Saalbau........................................................................ 68 2.3.2.1 Saalbauten mit einem oder zwei Saalgeschossen ............................... 69 2.3.2.2 Saalbauten mit Saal und Wohnräumen auf einem Geschoss .............. 69 2.4 Erschließung................................................................................................... 78 2.4.1 Flure, Gänge, Galerien............................................................................. 78 2.4.1.1 Saalbauten mit Querfluren bzw. -gängen........................................... 78 2.4.1.2 Saalbauten mit Erschließungsgängen an der Langseite ...................... 79 2.4.1.2.1 Gänge innerhalb des Saalbaus .................................................... 79 2.4.1.2.2 Gänge als Anbauten am Saalbau................................................. 80 2.4.1.3 Hölzerne Laufgänge am Saalbau ....................................................... 82 2.4.2 Vorhallen/Vorräume ................................................................................ 86 2.4.3 Treppen ................................................................................................... 92 6 Inhaltsverzeichnis 2.4.3.1 Außentreppen.................................................................................... 92 2.4.3.1.1 Freitreppen aus Holz und Stein................................................... 92 2.4.3.1.2 Altanartige Treppenvorbauten und Treppenhäuser.................... 100 2.4.3.1.3 Wendeltreppentürme ................................................................ 103 2.4.3.2 Innentreppen ................................................................................... 106 2.5 Innenkonstruktion......................................................................................... 116 2.5.1 Deckenkonstruktionen ........................................................................... 116 2.5.1.1 Holzbalkendecken........................................................................... 116 2.5.1.1.1 Hölzerne Deckenkonstruktionen............................................... 116 2.5.1.1.2 Bearbeitung der Deckenbalken und ihrer Zwischenräume......... 123 2.5.1.1.3 Unterzüge und Stützen ............................................................. 125 2.5.1.1.4 Originale Holzbalkendecken..................................................... 130 2.5.1.2 Gewölbe.......................................................................................... 134 2.5.2 Innenwände ........................................................................................... 149 2.5.2.1 Massive Innenwände....................................................................... 150 2.5.2.2 Hölzerne Innenwände...................................................................... 151 2.5.2.3 Bohlenwände/Blockwände .............................................................. 151 2.5.2.4 Fachwerkwände .............................................................................. 153 2.5.3 Fußböden............................................................................................... 153 2.5.3.1 Holzböden....................................................................................... 155 2.5.3.2 Estrichböden ................................................................................... 157 2.5.3.3 Natursteinböden .............................................................................. 159 2.5.3.4 Keramik-/Tonfliesenfußböden......................................................... 159 2.6 Heizung........................................................................................................ 164 2.6.1 Kamine .................................................................................................. 164 2.6.2 Heizöfen ................................................................................................ 176 2.6.3 Warmluftheizungen ............................................................................... 176 2.7 Fenster.......................................................................................................... 181 2.7.1 Das Schlitzfenster und einfache Rundbogenfenster ................................ 181 2.7.2 Das romanische Arkadenfenster im Obergeschoss ................................. 185 2.7.2.1 Das Doppelfenster........................................................................... 185 2.7.2.2 Das Dreier- und Mehrfachfenster .................................................... 195 2.7.3 Arkadengalerien im Obergeschoss – Gliederung und Wirkung............... 201 2.7.4 Frühgotische Arkadenfenster ................................................................. 207 2.7.5 Rahmungen von Arkadenfenstern .......................................................... 215 2.7.6 Sonderformen von Fenstern ................................................................... 216 2.7.6.1 Das Rundfenster (Oculus) ............................................................... 216 2.7.6.2 Das Lilienfenster............................................................................. 219 2.7.7 Fensternischen und -bänke..................................................................... 220 2.7.8 Fensterverschlüsse ................................................................................. 222 2.7.8.1 Fensterläden.................................................................................... 223 2.7.8.2 Fensterverglasung ........................................................................... 228 2.8 Türen/Portale................................................................................................ 229 2.9 Erker ............................................................................................................ 241 2.10 Die Fassade ................................................................................................ 245 2.10.1 Mauerwerk, Putz und Farbigkeit........................................................... 245 2.10.1.1 Mauerwerk.................................................................................... 245 2.10.1.2 Putz und Farbe am Außenmauerwerk............................................ 254 2.10.2 Gliederungselemente der Fassade ......................................................... 258 2.10.3 Repräsentation der Fassade (Hof- und Feldseite) .................................. 266 2.10.3.1 Zur Lage der Fassade .................................................................... 266 7 Inhaltsverzeichnis 3 4 5 6 7 8 2.10.3.2 Geschossanzahl und -wertigkeit .................................................... 267 2.10.4 Giebelseiten.......................................................................................... 272 2.11 Das Dach.................................................................................................... 273 Rekonstruktion und Ausstattung des Saales - Befundauswertung................... 282 3.1 Saalgrößen und ihre Wirkung ....................................................................... 282 3.2 Ausstattung der Säle ..................................................................................... 283 Funktion und Nutzung des Saalbaus ................................................................. 299 Bedeutende Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer Einzelbeschreibungen......................................................................................... 303 5.1 Babenhausen/Hessen .................................................................................... 304 5.2 Bamberg, Pfalz/Bayern................................................................................. 310 5.3 Boymont/Südtirol, Italien ............................................................................. 322 5.4 Braunschweig, Burg Dankwarderode/Niedersachsen .................................... 331 5.5 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt .............................................. 340 5.6 Eger (Cheb), Pfalz/Tschechische Republik ................................................... 350 5.7 Gamburg/Baden-Württemberg...................................................................... 361 5.8 Gelnhausen, Pfalz/Hessen............................................................................. 376 5.9 Girbaden (Guirbaden)/Elsass, Frankreich ..................................................... 391 5.10 Gnandstein/Sachsen.................................................................................... 402 5.11 Goslar, Pfalz/Niedersachsen ....................................................................... 415 5.12 Gutenfels bei Kaub/Rheinland-Pfalz........................................................... 434 5.13 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz......................................................... 446 5.14 Köln, Pfalz/Nordrhein-Westfahlen.............................................................. 455 5.15 Krautheim/Baden-Württemberg.................................................................. 463 5.16 Neuerburg (Westerwald)/Rheinland-Pfalz................................................... 475 5.17 Reams in Riom/Graubünden, Schweiz........................................................ 486 5.18 Reinegg (= Reineck) in Sarnthein/Südtirol, Italien...................................... 496 5.19 Rothenburg am Kyffhäuser/Thüringen........................................................ 509 5.20 Seligenstadt am Main, Pfalz/Hessen ........................................................... 521 5.21 Tirol, Burg/Südtirol, Italien ........................................................................ 538 5.22 Ulrichsburg (Saint-Ulrich)/Elsass, Frankreich............................................. 557 5.23 Vianden/Luxemburg................................................................................... 575 5.24 Wartburg bei Eisenach/Thüringen............................................................... 610 5.25 Weißensee, Runneburg/Thüringen.............................................................. 651 5.26 Wildburg b. Treis/Rheinland-Pfalz ............................................................. 685 5.27 Wildenberg bei Amorbach/Bayern.............................................................. 693 5.28 Wimpfen, Pfalz/Baden-Württemberg.......................................................... 714 Literaturverzeichnis ........................................................................................... 726 Wissenschaftlicher Werdegang der Verfasserin ............................................... 791 Anhangsverzeichnis: Übersichtskarte und Pläne.............................................. 792 - Saal- und Wohnbauten im Reich der Staufer (Übersichtskarte) ............ 792 - Lage des Saalbaus (M 1:1000)............................................................. 792 - Grundriss des Saalbaus I (M 1:300) ..................................................... 792 - Grundriss des Saalbaus II (M 1:300).................................................... 792 - Grundriss des Saalbaus III (M 1:300)................................................... 792 - Fassade des Saalbaus I (M 1:300) ........................................................ 792 - Fassade des Saalbaus II (M 1:300)....................................................... 792 - Fassade des Saalbaus III (M 1:300)...................................................... 792 - Fenster des Saalbaus, Wohnbaus, Wohnturms I (M 1:50) .................... 792 - Fenster des Saalbaus, Wohnbaus, Wohnturms II (M 1:50) ................... 792 8 Verzeichnisse Verzeichnisse Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Befundauswertung zu Datierung/ Maßangaben der Saalbauten .............. 40 Tabelle 2: Befundauswertung zur Lage des Saalbaus im Burg- bzw. Pfalzbereich .. 50 Tabelle 3: Befundauswertung zur Raumaufteilung des Saalbaus nach Geschossen . 63 Tabelle 4: Befundauswertung zu Lage und Maße des Saales .................................. 74 Tabelle 5: Befundauswertung zur Erschließung des Saalbaus: Flure, Gänge, Galerien, Vorräume ............................................................................................. 87 Tabelle 6: Befundauswertung zur Rekonstruktion und Ausstattung des Saales ......290 Länderkürzelverzeichnis A CH CZ D F I NL Österreich Schweiz Tschechische Republik Deutschland Frankreich Italien Holland 9 Vorwort der Verfasserin Vorwort der Verfasserin Die vorliegende Arbeit ist das Ergebnis langjähriger Forschung in den verschiedenen Ländern des Untersuchungsgebietes, auf den Burgstellen vor Ort, in den Archiven und Bibliotheken von Instituten und Burgenvereinigungen sowie in den zahlreichen Gesprächen mit engagierten Burgenforschern, Kollegen und Freunden. Ohne ihre vielseitige Unterstützung wäre mir die Durchführung und Bearbeitung des komplexen Themas nicht möglich gewesen. Angeregt wurde die Studie durch Herrn Prof. Dr.-Ing. Cord Meckseper/Hannover, der durch die Unterbreitung seines Themenvorschlages für diese Dissertation überhaupt erst in mir, als Architektin, ein stärkeres Interesse und dann die Begeisterung für den mittelalterlichen Burgenbau weckte. (Diese hat bis heute angehalten, wie meine derzeitige berufliche Tätigkeit der Inventarisation von Burgruinen im Kanton Bern beim Archäologischen Dienst in Bern zeigt). Ich danke Prof. Meckseper für seine langjährige, stetige Bereitschaft, sich mit den Problemen meiner umfangreichen Forschungsarbeit auseinanderzusetzen und durch seinen kritischen Sachverstand mir Anregungen für die Fortführung meiner Bearbeitung zu liefern. Für seine kompetente, fachliche Beratung in allen meinen Fragestellungen bin ich Herrn Prof. Meckseper sehr dankbar. Ebenfalls danke ich Herrn Prof. Dr. Jürgen Krüger/Karlsruhe für seine Ratschläge und sachverständige Unterstützung. Mein Dank gilt auch besonders Herrn Dr. Daniel Gutscher vom Archäologischer Dienst in Bern, der mir in großzügiger Weise wiederholt Zeit gewährte, um meine Dissertation – neben meiner beruflichen Tätigkeit – fertig stellen zu können. Bei den vorliegenden Untersuchungen haben mir eine große Anzahl von Personen und Institutionen durch langjährige Anregungen und Diskussionen sowie Informationen über aktuelle Projekte von Bauuntersuchungen und Grabungen auf Burgstellen wertvolle Hilfestellung gegeben. Für diese unterstützende Hilfe danke ich im Folgenden: - Dr. Baeriswyl, Armand/ Archäologischer Dienst des Kantons Bern/ CH Dipl.-Ing. Barz, Dieter/ Alzey/ D Prinz zu Bentheim, Oskar/ Schloss Bentheim/ D Dr. phil. Dr.-Ing. Biller, Thomas/ Berlin/ D Dr. Bitschnau, Martin/ Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck/ A Dr. Bitterli-Waldvogel, Thomas/ Büro für historische Siedlungsforschung und Geschäftsstelle des Schweizerischen Burgenvereins in Basel/ CH Dr. Bonaventura, Pier Francesco/ Amt für Denkmalpflege in Bozen/Südtirol/ I Dr. Bujard, Jaques/ Kantonaler Konservator von Neuenburg/ CH Dr. Rutishauser, Hans/ Kantonale Denkmalpflege Graubünden in Chur/ CH Dr. Durdik, Thomas/ Prag/ CZ Fontannaz, Monique/ Moudon/ CH Dr.-Ing. Gromer, Johannes/ Büro für bauhistorische Planungsberatung, Oppenweiler/ D Dr. den Hartog, Elisabeth/ Maastricht (Noorwykermont)/ NL Dipl.-Ing. Hauser, Walter/ Landeskonservator für Tirol, Innsbruck/ A Dr. Hoffmann, Yves/ Dresden/ D Dr.-Ing. Högl, Lukas/ Zürich/ CH Dr. Jost, Bettina/ Remscheid/ D Köhl, Stefan/ Bad Münster am Stein-Ebernburg/ D Dr. Kofler-Engl, Waltraud/ Amt für Denkmalpflege in Bozen/Südtirol/ I 10 Vorwort der Verfasserin - Dr. Kosch, Clemens/ Swisttal-Essig/ D Dr.-Ing. Kozok, Maike/ Hannover/ D Dr. Kuhn, Jean-Claude/ Straßburg/ F Dr.-Ing. Leistikow, Dankwart/ Dormagen/ D Liessem, Udo/ Koblenz/ D Dr. Lötsch, Klaus/ Heimat- und Geschichtsverein Babenhausen/ D Nöthiger, Felix/ Riom/ CH Dr. Metz, Bernhard/ Straßburg/ F Paulini & Partner KG, Historische Immobilien, Seevetal (Gutenfels)/ D Dr. Rutishauser, Hans/ Kantonale Denkmalpflege Graubünden in Chur/ CH Ing. Rykl, Michael/ Prag/ CZ Dipl. phil. Schmitt, Reinhard/ Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Halle/Saale/ D Schulze, Falk/ Museum Burg Gnandstein/ D Dr. Seebach, Gerhard/ Wien/ A Steinmetz, Thomas/ Biederitz/ D Dr. Stevens, Ulrich/ Brühl/ D Dr. Strickhausen, Gerd/ Marburg/ D Dr. Weiler, Roswitha/ Niederbreitbach/ D Dr. Wiedenau-Michalski, Anita/ Köln/ D Dr. Zeune, Joachim/ Büro für Burgenforschung, Eisenberg/Allgäu/ D Zumstein, Hans/ Illkirch-Graffenstaden bei Straßburg/ F Gysenstein, im Januar 2007 Judith Bangerter-Paetz 11 Vorwort von Prof. Dr.-Ing. Mec kseper Vorwort von Prof. Dr.-Ing. Meckseper In der Erforschung von Burgen und Pfalzen hat die deutschsprachige Forschung eine hervorragende Stellung erlangt. Historische Forschung, Mittelalterarchäologie und Kunstgeschichte, vorrangig aber die baugeschichtliche Forschung hat sich dabei im Besonderen Einzelanlagen zugewandt. Umfassendere Synthesen haben dagegen noch häufig eher vorläufigen Charakter. Dies liegt nicht nur daran, dass für sie zunächst einmal festerer Grund zu legen war, sondern auch daran, dass die seitens der realienorientierten Archäologie und Bau- und Kunstgeschichtsforschung zu Tage gebrachte Vielfalt an baulichen Erscheinungsformen zunächst eine gewisse Abneigung gegenüber übergreifenden Bautypologien zur Folge hatte. Nur ansatzweise erfuhr daher auch der Saalbau („Palas“) als zentraler Lebens- und Handlungsort eingehendere Untersuchung. Hier für das nördliche Stauferreich eine Darstellung unter gebäudetypologischen Gesichtspunkten zu erarbeiten, war das Ziel der vorliegenden Monographie. Da kein einziger Saalbau vollständig erhalten geblieben ist, musste sich ihre Verfasserin immer wieder mit einer höchst ungenügenden Dokumentationslage und einer häufig widersprüchlichen Forschungssituation auseinandersetzen - eine Aufgabe, der sie sich mit großer Eindringlichkeit gestellt hat: Erstmals wird nunmehr der Saalbau, auf umfangreich vergleichenden Recherchen aufbauend und systematisch durchdacht, zur Darstellung gebracht. Damit ist ein tragfähiges Fundament für denkbare Antworten auf zahlreiche weiterführende Fragen gegeben. So tritt für den Historiker klarer als bislang der bauliche Rahmen höfischer Kommunikations- und Herrschaftsrituale hervor. Gleichermaßen dürfte dies den Literaturwissenschaftler interessieren, dem sich deutlicher die räumliche Struktur vieler in der Epik, z. B. im „Parzival“, „Tristan“ oder „Nibelungenepos“ überlieferter Saalszenen zu erschließen vermag. Eine vertiefte Rezeption der vorliegenden Arbeit ist daher nicht zuletzt auch auf Seiten der mediävistischen Nachbardisziplinen zu erhoffen. Hannover, im Januar 2007 Prof. Dr.-Ing. Cord Meckseper 12 Vorwort von Prof. Dr. Kürger Vorwort von Prof. Dr. Kürger Burgen bestimmen in einem kaum überschätzbaren Maße die „gestaltete Landschaft“ des europäischen Mittelalters, mit Wirkungen über diese Epoche hinaus bis in unsere Zeit. Trotzdem wissen wir erstaunlich wenig über die genaueren Funktionen einzelner Bauteile einer Burg. Zu den wichtigsten Bauteilen gehört zweifelsohne der heute so genannte „Palas“, der besser neutral als Saalbau angesprochen werden sollte. Gerade die zentralen Bauten einer Burg – Bergfried, Hauptbau, Wohnbau – sind aber nicht klar definiert und voneinander abgegrenzt. In der Epoche, als sich der mitteleuropäische Adel entwickelte und die Burg nicht nur ein wehrhaftes Zentrum, sondern auch ein repräsentatives Symbol seiner Macht wurde, kommt diesem Hauptbau einer Burg eine überragende Bedeutung zu. Dass hier die Gesamtdarstellungen noch keine adäquate Darstellung finden konnten, liegt an der Forschungslage, und zeigt zugleich die Notwendigkeit der Arbeit von Frau Dr.-Ing. Judith Bangerter-Paetz. Die Analysen von zahlreichen Bauten, über das ganze mittelalterliche Reich verstreut, sind mit großer Vollständigkeit durchgeführt worden. Dieser Katalog wird sicher eine gute Materialbasis für weitere Forschungen darstellen. Die Ergebnisse, was die einzelnen Bauten mit ihrer Einteilung und Datierung angehen, sind mit großer Zuverlässigkeit durchgeführt worden, bei einer insgesamt sehr komplexen und unterschiedlichen Forschungslage. Damit hat Frau Bangerter-Paetz mit ihrer Untersuchung einen wichtigen Beitrag zur deutschen Burgenforschung geleistet und ich wünsche ihrem Werk die angemessene Aufnahme in der Welt der Wissenschaftler und Burgliebhaber, der Autorin mit dieser Dissertation einen guten Start im Berufsleben. Karlsruhe, im Januar 2007 Prof. Dr. Jürgen Krüger 13 Zur Proble matik und Bearbeitung des Themas 1 Einführung 1.1 Zur Problematik und Bearbeitung des Themas Die Zeit der Staufer beginnt 1138 mit Konrad III. als erstem Stauferkaiser, auf den 1152 Friedrich I., genannt Barbarossa (1152-1190) folgt und endet 1250 mit dem Tod Friedrichs II. (1212-1250) bzw. 1268 mit der Hinrichtung Konradins, des letzten Staufers. Das Reich der Staufer erstreckt sich zur Zeit von Friedrich Barbarossa in Nordsüdrichtung von der Nord- und Ostseeküste über die Schweiz bis nach Mittelitalien und in Ostwestrichtung von der Rhone und Maas in Frankreich bis in die heutige Tschechische Republik und nach Österreich. Um ein solches komplexen Thema mit seinem großen zeitlichen sowie geografischen Rahmen bearbeiten zu können, muss ein eindeutiger Schwerpunkt für die Untersuchungen der Saalbauten gesetzt werden. Der Schwerpunkt erfolgt aber bei der folgenden Arbeit nicht, indem das Thema zeitlich, geografisch oder vom historischpolitischen Hintergrund, d. h. in Abhängigkeit der königlichen und adeligen Baupolitik her eingegrenzt bzw. enger gefasst wird. Auch geht es bei der vorliegenden Arbeit nicht um eine vollständige Behandlung oder Katalogisierung, welches bei der Fülle an Bauten den Rahmen eines jeglichen Dissertationsthemas sprengen würde. Dies zeigt allein schon meine getroffene Auswahl der Einzelbeschreibungen von bedeutenden Saalbauten auf Pfalzen und Burgen in den Kapiteln 5.1 - 5.28. Dort sind Beispiele aus den verschiedenen Regionen des Stauferreichs – schwerpunktmäßig vom heutigen Deutschland ausgehend, über Luxemburg (Burg Vianden), dem Elsass/Frankreich (Ulrichsburg), Südtirol/Italien (Burg Tirol, Reinegg) und der Schweiz (Burg Reams) bis hin zum ehemaligen Böhmen bzw. der heutigen Tschechischen Republik im Osten (Pfalz Eger) – herausgegriffen. Vielmehr richtet sich die Auswahl dieser detailliert beschriebenen Untersuchungsobjekte nach bautypologischen Kriterien, meiner Definition vom Saalbau (Kap. 1.4.2) sowie nach dem Grad ihres Erhaltungszustandes und damit danach, in wie weit Rekonstruktionen vom ursprünglichen Zustand möglich sind. Das Thema der vorliegenden Arbeit konzentriert sich auf die folgenden Untersuchungen des Saalbaus von seiner bautypologischen Sicht her, welche sich von der baulichen Entwicklung der Saalbauten in staufischen Pfalzen ableitet (Kap. 1.3). Somit bezieht sich ein großer Teil der Untersuchungen schwerpunktmäßig auf die Erfassung und Erforschung der Konstruktion des Bauwerks als Ganzes, d. h. seines Raumgefüges, mit der Untersuchung seiner Geschoss- und Raumaufteilung, Erschließung und Deckenkonstruktionen. Es folgen Analysen zur Fassadengliederung und -wirkung, besonders in Abhängigkeit ihrer Fensterausbildungen, sowie als weiterer Schwerpunkt Aussagen zur Rekonstruktion und Ausstattung der Säle und abschließend zur Funktion und Nutzung des Saalbaus. Für die Bearbeitung und Auswertung der Ergebnisse liefern dabei die Einzelbeschreibungen von bedeutenden Saalbauten (Kap. 5.1 - 5.28) einen grundlegenden Beitrag. Dieser wird bei den verschiedenen Einzeluntersuchungen zu Fenster, Türen, Heizung, Deckenkonstruktionen, Sälen etc. durch eine große Anzahl entsprechender Beispiele aus weiteren Saalbauten und auch Wohnbauten bzw. -türmen mit vergleichbaren Bauelemente ergänzt. 1.2 Zum Forschungsstand und Verfahren Die vorliegende umfangreiche Arbeit wäre ohne den Wandel in der Burgenforschung innerhalb der letzten Jahre durch die Zunahme an Bauuntersuchungen und -grabungen 14 Zum Forschungsstand und Verfahre n sowie deren Publikationen kaum möglich gewesen. So sei an dieser Stelle u. a. auf die Erforschung der Saalbauten von Bamberg (Burandt 1998), Braunschweig (Königfeld/Roseneck 1995), der Eckartsburg (Schmitt 1994ff.), Goslar (Frontzek/Memmert/Möhle 1996), der Gamburg (Gromer 1994ff.), Burg Gnandstein (Hoffman 1993ff.), Seligenstadt (Atzbach 1997/98, Cramer 1999), Tirol (Bitschnau/Hauser 1995ff.), der Runneburg in Weißensee (Burg Weißensee 1998) und der Wartburg (Schuchardt 2001) hingewiesen. Als neuere Literatur zur regionalen Burgenforschung können z. B. „Burgen im Elsass“ von Biller/Metz 1995, „Wohntürme des späten Mittelalters“ von Herrmann. 1995 und „Burgen der Ludowinger“ von Strickhausen 1998 zitiert werden. Neben den bedeutenden alten Standartwerken zur umfassenden Burgenliteratur von Piper (Burgenkunde 1912/1994), Ebhardt (Wehrbau Europas 1939/58, 1998) und Hotz (Pfalzen und Burgen Stauferzeit 1981/1992) sind neuere Publikationen zur allgemeinen Burgenforschung von Biller (Adelsburg 1993), Albrecht (Adelssitz 1995), Binding (Deutsche Königspfalzen 1996) und der Deutschen Burgenvereinigung e. V. (Burgen in Mitteleuropa 1999) hinzugekommen. Dabei leistet besonders die zuletzt erwähnte Literatur als Nachschlagwerk aktueller Forschungsergebnisse wertvolle Kurzinformationen zu allen wichtigen Themen des Burgenbaus. Neben einer Fülle an auszuwertender Literatur war für die Bearbeitung meines Themas die Besichtigung der Bauobjekte vor Ort erforderlich, um die erhaltene Bausubstanz zu prüfen und festzustellen, was davon noch aus der Zeit der Staufer stammt. Die Auswertung zur Konstruktion, Rekonstruktion, Ausstattung und Funktion der Saalbauten erfolgte aus den Einzelbeschreibungen ausgewählter Untersuchungsobjekte, unter Einbeziehung einer großen Anzahl aufgeführter weiterer Beispiele. Zum besseren Vergleich wurden in diesem Zusammenhang große Pläne erstellt, welche die Grundrisse, Fassaden und Fenster der Saalbauten jeweils im gleichen Maßstab abbilden. Dabei kam es auch zur Erstellung einer Anzahl von Rekonstruktionsversuchen, um den möglichen ursprünglichen Zustand zu verdeutlichen. In der allgemeinen Burgenforschung werden die Begriffe Saalbau, Palas und Wohnbau terminologisch unterschiedlich gegeneinander abgegrenzt und definiert. Zwar ist in den letzten Jahren eine Diskussion um klarere Definitionen ausgebrochen, jedoch hat diese bislang zu keinem eindeutigen, abschließenden Ergebnis geführt. Ausgehend von meiner Definition des Saalbaus wird mit der vorliegenden Arbeit ein Beitrag geschaffen, das bautypologische Erscheinungsbild dieses Hauptgebäudes einer Burg bzw. Pfalz greifbarer und damit erklärbarer zu machen. Auch können durch die Untersuchungen zur Konstruktion und Ausstattung bedeutende Aussagen über die ursprüngliche Funktion und Nutzung dieses Bautypus und seines Saales als wichtigstes Bauelement gemacht werden. In diesem Sinne hoffe ich, dass die vorliegende Arbeit unter Berücksichtigung des aktuellen Bauforschungstandes einen zunächst einmal abschließenden, wichtigen Beitrag zur Saalbauforschung liefern kann, in dem Bewusstsein, dass die lebendige Burgenforschung einer ständigen Weiterentwicklung unterworfen ist. 15 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts 1.3 Bauliche Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts 1.3.1 Zum Ursprung des Saalbaus Saalbautypen lassen sich seit der spätrömischen Zeit nachweisen.1 Als Beispiele hierfür seien auf die „Basilika“, d. h. kaiserliche Aula Konstantins des Großen, sowie den Umbau der Kaiserthermen in Trier hingewiesen. Bei der sog. „Basilika“ (Aula palatina) handelt es sich um einen um 315 von Konstantin dem Großen erbauten von der westlichen Schmalseite her erschlossenen rechteckigen Thronsaal. Dieser besaß eine lichte Weite von 54 x 27 m, eine lichte Höhe von 33 m und hatte eine große Apsis im Osten.2 Seine Fassade zeigt in hohen Blendarkaden zwei Reihen großer Fensteröffnungen. Beim Umbau der Kaiserthermen in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts könnte das Caldarium zum Hauptbereich eines kaiserlichen Wohnpalastes geworden sein, der von seiner westlichen Querseite her erschlossen wurde. Er bestand aus einem rechteckigen, durch einen mittigen Vorbau erschlossenen Saal mit einer großen Ostapsis an der Mitte seiner Längsseite sowie zwei runden Treppentürmen an den Ecken der Ostseite.3 Abb. 1: Kaiserliche Aula Konstantins des Großen in Trier. Nordostansicht mit Apsis. (Foto: Verf. 1997) 1 Die Wurzeln des Saalbaus werden neben der Bezugnahme auf antike Gebäudetypen auch in dem germanischen Hallenbau gesucht. Meckseper (1986, S. 108 und 1993a, S. 54) weist jedoch darauf hin, dass für die Vorstellung „germanischer Königshallen“ bislang keine Bestätigung gefunden wurde. – Zum Ursprung des Saalbaus: Burandt 1998, S. 173. - Meckseper 1986, bes. S. 105-108 und 1993a, S. 52-55 und 1998b, S. 119-126 und 1999b, S. 265. 2 Grundlegend Wilhelm Reusch: Die Aula Palatina in Trier, in: Germania 33, 1955, S. 180-199. 3 Meckseper 1986, S. 108. 16 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Abb. 2: Kaiserliche Aula Konstantins des Großen in Trier. Innenraum, Blick nach Osten. (aus: Knaurs Kulturführer in Farbe. Deutschland, Augsburg 1998, S. 1134) Abb. 3: Grundriss der Kaiserthermen in Trier, 2. Bauphase, nach W. Reusch 1977. (aus: Meckseper 1986, S. 108, Abb. 11) Für den Raum südlich der Alpen können der sog. „Theoderichspalast“ in Ravenna, die Privatpaläste und der Papstpalast am Lateran in Rom genannt werden. Bei dem sogenannten „Palast des Theoderich“ handelt es sich aber wahrscheinlich um den Westbau der 712-752 errichteten Kirche San Salvatore in Calchi.4 Der in seiner Grundanlage bis in spätantike Zeit zurückgehende Lateranpalast in Rom besaß einen großen, langgestreckten Konchensaal. Dieser nahm im Lichten, d. h. ohne die je sechs Konchen zu seinen Längsseiten, eine Grundfläche von 13 x 52 m ein. Bei diesem von Leo III. um 800 errichteten, erst später als Konzilsaula bezeichneten Saal handelt es sich wohl um keinen vollständigen Neubau. C. Meckseper vermutet hier einen Umbau, bei dem einem bereits vorhandenen Konchensaal ein formal gleicher Saal als Obergeschoss aufgesetzt wurde.5 4 Meckseper 1986, S. 107 und 1993a, S. 55. – Auf den tatsächlichen Theoderichspalast, dem eine zu Anfang des 20. Jahrhunderts ergrabene Dreikonchenanlage zugewiesen wird, sei hier wegen der uneinheitlichen Forschungslage nicht weiter eingegangen. 5 Meckseper 1998b, S. 122. – s. auch Meckseper 1986, S. 108 und 1993a, S. 52, 54. – Grundlegend Philippe Lauer: Le Palais de Latran. Etude historique et archéologique. Paris 1911. 17 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Abb. 4: sogenannter „Theoderichspalast“ in Ravenna. (aus: Meckseper 1986, S. 107, Abb. 9) Abb. 5: Grundriss des Lateranpalastes in Rom, mit dem großen Konchensaal (X). (Norden: unten). Umzeichnung des Lageplans im Lateranarchiv von C. Meckseper. (aus: Meckseper 1998b, S. 120, Abb. 1) 18 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts 1.3.2 Der Saalbau in karolingischer Zeit Seit karolingischer Zeit kennzeichnen Saalbauten die großen Pfalzanlagen.6 Die von Karl dem Großen in Paderborn errichtete Pfalz, in welcher bereits im Jahr 777 ein Reichstag stattfand,7 wurde in ihren Fundamentzügen von Wilhelm Winkelmann 196470 ergraben. Sie lag nordwestlich der Pfalzkapelle und besaß einen ostwestgerichteten, auf älteren Fundamenten stehenden Saalbau mit 64-66 cm dicken Mauern8 und Grundflächenmaßen von etwa 31 x 10 m. Aus dem Grabungsbefund ergibt sich ein ungeteilter großer Saal über einem kellerartigen Untergeschoss mit mittiger Quererschließung.9 Nordöstlich lag ohne direkte Verbindung zu ihm ein vermutliches Wohngebäude. Abb. 6: Die karolingische Pfalz in Paderborn mit ihrem Saalbau (6). (aus: Binding 1996, S. 126, Abb. 21) 6 Zur baulichen Entwicklung von der karolingischen bis zur salischen Zeit: s. auch: Meckseper 1999b, S. 265-269. – Biller: Die Anfänge vor 1000, in: Biller 1993, S. 104-112. - Biller Manuskript 1997. – Albrecht: Die Genese des Saalgeschosshauses, in: Albrecht 1995a, S. 23-30. – Binding, Günter: Pfalz. Palast. Allgemeine Baugeschichte, in: Lexikon des Mittelalters 6, 1993, Sp. 1997 – 2000. 7 Biller (Manuskript 1997, S. 10) gibt für seine Entstehungszeit die 790er Jahre an. 8 Nach Binding (1996, S. 125) waren seine Außenmauern z. T. noch 1,2 m hoch erhalten. 9 Mit einigen karolingischen Ausnahmen erstreckten sich die Saalbauten wahrscheinlich schon seit karolingischer Zeit als quererschlossene Säle und nicht als längsgerichtete Palastaulen – Meckseper 199b, S. 268. - Die verhältnismäßig dünnen Außenmauern des karolingischen Saalbaus in Paderborn weisen nach Meckseper (1993a, S. 55) darauf hin, dass wohl kein Saalobergeschoss vorhanden war. - Zur karolingischen Pfalz in Paderborn: Binding 1966, S. 123-130, bes. S. 125. – Biller Manuskript 1997, S. 10. - Jacobsen 1999, S. 114-115. – Antonella Sveva Gai: Die karolingische Pfalzanlage. Von der Dokumentation zur Rekonstruktion, in: Deutsche Königspfalzen 5, Göttingen 2001, S. 71-100. 19 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Die ab 1909 von Christian Rauch im Grundriss ergrabene Pfalz in Ingelheim wurde von Karl dem Großen von ca. 785-787 errichtet. Es handelt es sich um eine große bauliche Anlage, die sich aus einem rechteckigen Baukomplex und einem Halbkreis mit sieben außen angefügten Türmen zusammensetzt. Im Südwesten dieser Pfalzanlage befand sich der als aula regia gedeutete, nordsüdgerichtete längsrechteckige Saalbau. Eine große Konche schloss an seiner südlichen Schmalseite an, deren Fußboden um drei Stufen erhöht war. Die Grundflächenmaße dieses Saalbaus betrugen 14,5 x vermutlich 33 m, während seine Raumhöhe mit 13 m oder auf Grund des Konchenbogens auch bis zu 2 m niedriger angenommen werden kann.10 Seine 1 m dicken Außenmauern bestanden aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung. Sie besaßen auf jeder Langseite mittig ein Rundbogentor, während die Konche mit vier Rundbogenfenstern ausgestattet war. Von diesem Saalbau haben sich ein Teil seiner Ostmauer auf einer Länge von 15,5 m und einer Höhe von 8 m sowie ein auch 8 m hoher Bereich der Konche (mit einem Kämpfer als Auflager für den Konchenbogen) erhalten.11 Abb. 7 und Abb. 8: Die karolingische Pfalz in Ingelheim. Grundriss, mit Befundplan und Ergänzungen von G. Binding sowie Grund- und Aufriss ihres Saalbaus. (aus: Binding 1996, S. 107, Abb. 15 und S. 108, Abb. 17) Nur wenige Jahre nach der Erbauung der Pfalz in Ingelheim wurde von Karl dem Großen die Pfalz in Aachen errichtet. Sie galt als fester Regierungssitz für ihn selbst (bis 814) sowie für seine Nachfolger, weshalb sie auch als wichtigste Pfalz in karolingischer Zeit bezeichnet wird. Ihr Saalbau befand sich auf dem höchsten Bereich des Pfalzbezirks, etwa 120 m nördlich der Kapelle. Er konnte auf Grund der Auswertung von Ausgrabungen sowie Beobachtungen von bestehenden Mauerresten 12 im Grundriss und in seiner Südansicht prinzipiell rekonstruiert werden. Es handelt sich um einen westostgerichteten rechteckigen Saalbau mit einem Außenmaß von 21 x 47 m, einer lichten Weite von 17 x 44 m und einer inneren Höhe von 21 m. Im Westen besaß er eine große Konche (innerer Durchmesser 15 m) und in der Mitte seiner Nord- und 10 Maßangaben in: Binding 1996, S. 106, jedoch jeweils auf- bzw. abgerundet. – Jacobsen (1999, S. 116) gibt für den karolingischen Saalbau in Ingelheim Grundflächenmaße von rund 15 m x 35 m an. 11 Zur Pfalz in Ingelheim: Binding 1996, S. 99-114, bes. S. 105-106. – Jacobsen 1999, S. 116. 12 Im 14. Jahrhundert wurde auf den Grundmauern des Saalbaus und unter teilweiser Einbeziehung seines aufgehenden Mauerwerks das bis heute erhalten gebliebene gotische Rathaus gebaut. – Binding 1996, S. 89. 20 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Südmauern je eine etwas kleinere Seitenkonche (innerer Durchmesser 13 m). An der Südhälfte seiner östlichen Schmalseite befand sich der heute noch erhaltene sog. Granusturm, ein quadratischer Treppenturm mit einer Seitenlänge von 9 m. Das auf der Südseite des Saalbaus in geringem Maße erhaltene aufgehende etwa 1,8 m dicke, im Fundamentbereich 2,4 m dicke Mauerwerk lässt auf eine Fassadengliederung durch Lisenen schließen. Diese schlossen nach oben vermutlich durch Blendbögen ab, und in den Wandfeldern dazwischen müssen sich Rundbogenfenster befunden haben.13 In seinen Proportionen sowie der Fassadengliederung, soweit diese rekonstruiert werden kann, erinnert der Aachener Saalbau an die Aula Kaiser Konstantins in Trier und bezeugt somit eine „Wiederaufnahme römisch antiker Bautypen“.14 Abb. 9 und Abb. 10: Grundriss der Pfalz Karls des Großen in Aachen sowie Südansicht und Grundriss ihres Saalbaus. (aus: Burandt 1998, S. 173 und Binding 1996, S. 91, Abb. 11) 13 L. Frank (1995b, S. 33, 35 u. Anm. 7, 8) weist darauf hin, dass der Saalbau in Aachen möglicherweise große Fensteröffnungen besessen hat, welche vielleicht auch Bogenstellungen aufwiesen. 14 Meckseper 1993a, S. 54. - Zur Pfalz in Aachen: Binding 1996, S. 72-98. – Jacobsen 1999, S. 116-117. – Lorenz 1995b, S. 33-35. - Zotz 1996, S. 250-251. 21 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Über den Saalbau der Pfalz Karls des Großen in Nimwegen können nur Vermutungen angestellt werden, da keine Baureste oder Fundamente aus karolingischer Zeit nachweisbar sind.15 Aus der Zeit Ludwigs des Frommen stammt der im Grundriss ergrabene Saalbau der von Karl dem Großen gegründeten Pfalz in Frankfurt am Main. Er schloss sich westlich an die Kapelle und einen Verbindungsgang an und besaß an seiner Westseite einen mehrräumigen Anbau (vermutlich ein Wohngebäude) sowie einen quadratischen Vorbau an seiner Südwestecke. Seine Grundfläche betrug im Lichten 26,5 x 12 m.16 Abb. 11: Die Pfalz in Frankfurt mit Mauerresten aus römischer, karolingischer und staufischer Zeit. (Ausschnitt aus: Binding 1996, S. 119, Abb. 19) 15 1796/97 wurde der Saalbau einschließlich seiner Fundamente und ohne Dokumentation abgebrochen. - Zur Pfalz in Nimwegen: Binding 1996, S. 115-116. 16 Binding (1996, S. 119) vermutet auf Grund der Fundamentdicke des Saalbaus sowie eines angeblich mittig angeordneten Pfeilers eine Zweigeschossigkeit des Bauwerks. Dahingegen weist Meckseper (1993a, S. 55) darauf hin, dass dieser einzelne Pfeiler nicht auf der genauen Mittelachse des Saalbaus stand und seine ursprüngliche Zugehörigkeit zu diesem nicht eindeutig bewiesen ist. Dennoch schloss sich Meckseper 2002 den Überlegungen zu einem Obergeschoss an: C. Meckseper: The Imperial Hall al Frankfurt am Main: a Re-interpretation, in: British Archaeological Reports, International Series 1088, Oxford 2002, S. 171-177. - Für Frankfurt sowie für Merseburg bleibt nach Meckseper (1999b, S. 267) der Befund für eine eventuelle Zweigeschossigkeit unsicher. Er betont, dass die Mehrgeschossigkeit der Saalbauten in ottonischer Zeit parallel zur Wohnturmentwicklung entstanden ist. – Zur Frankfurter Pfalz: Binding 1996, S. 117-122. 22 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Der ebenfalls in die Zeit Ludwig des Frommen datierte Saalbau der Pfalz Bodman am Bodensee war 39 x 14 m im Lichten groß und besaß bis zu 2,8 m dicke Mauern. Durch eine Querteilung des Gebäudes ergab sich im Westen ein 21 x 14 m großer Saal, der an seiner Schmalseite eine nicht ganz mittige Mauerwerksvorlage besaß. Diese kann als Auflager eines aus der Längsachse verschobenen, von einer Stützenreihe getragenen Deckenunterzugs gedeutet werden.17 Bei den Saalbauten der Pfalzen aus karolingischer Zeit in Zürich (Lindenhof), in Konstanz und Köln ermöglicht der derzeitige Forschungsstand keine genauen Aussagen über ihre bauliche Gestalt.18 Abb. 12: Die Pfalz Bodman am Bodensee. (aus: Binding 1996, S. 140, Abb. 31) 1.3.3 Der Saalbau in ottonischer und salischer Zeit Auch für die Pfalzen Werla, Tilleda und Quedlinburg in ottonischer Zeit lässt sich nur sehr wenig über ihren Saalbau aussagen. Für die Pfalz Werla sind der ab 922 Königsaufenthalte schriftlich überliefert. In dieser Pfalzanlage ist nur südlich der Kapelle ein 12 x 9 m großer Wohnbau mit rundem Anbau im Osten und Fußbodenheizung nachweisbar. Ein im lichten Grundriss 21,5 x 8 17 Die dicken Umfassungsmauern des Saalbaus sowie seine nicht ganz mittige Mauerwerksvorlage für eine abstützende Deckenkonstruktion könnten auf ein Obergeschoss hinweisen. – s. dazu Meckseper 1993a, S. 55. – Zur Pfalz Bodman: Binding 1996, S. 138-141. 18 Meckseper 1993a, S. 55. – Zur Pfalz in Zürich: Binding 1996, S. 131-137. – Zu Zürich: Bodman, Konstanz: Erdmann, W.: Zur archäologischen und baugeschichtlichen Erforschung der Pfalzen im Bodenseegebiet. Bodman, Konstanz, Reichenau, Zürich, in: Deutsche Königspfalzen. Beiträge zu ihrer historischen und archäologischen Erforschung, 3 (Veröffentlichung des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 11/3), Göttingen 1979, S. 136-210. (Angabe in : Meckseper 1993, S. 61, Anm. 55). 23 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts m großes Gebäude nördlich der Kapelle könnte der Saalbau aus ottonischer Zeit gewesen sein. An seiner Stelle wurde im 12. Jahrhundert ein 34 x 15 m großer Saalbau errichtet.19 Die von Heinrich I. angelegte Pfalz in Quedlinburg besaß wahrscheinlich westlich einer kleinen Kapelle einen großen Saalbau, der wohl die aula regia gewesen sein muss.20 Hölzerne Saalbauten lassen sich in Tilleda und Elten nachweisen. Bei der Pfalz Tilleda ist ein hölzerner Pfostenbau aus einer zweiten Bauphase im 11. Jahrhundert von ca. 7 x 24 m lichter Größe als Saalbau nachweisbar.21 Auch bei der Grafenburg in Elten kann im Süden der Pfalzanlage aus dem ausgehenden 9. Jahrhundert ein zweischiffiger Pfostenbau mit einer Grundfläche von 20 x 6 m und einem ca. 13 m langem Anbau nachgewiesen werden. Dieser hölzerne Bau wurde im 10. Jahrhundert durch einen 28 x 9 m großen Holzpfostenbau an gleicher Stelle ersetzt wurde.22 Abb. 13: Grundriss der ottonischen Pfalz Werla, nach Gauert. Im Süden ein Wohnbau mit rundem Anbau, im Osten ein vermuteter Saalbau. (aus: Zotz 1996, S. 260, Abb. 6) 19 Zur Pfalz Werla: Binding 1996, S. 168-178. – Jacobsen 1999, S. 118. 20 Zur Pfalz in Quedlinburg: s. Jacobsen 1999, S. 119. 21 Zur Pfalz Tilleda: Binding 1996, S. 179-190. – Jacobsen 1999, S. 118-119. 22 Biller (1993, S. 109) weist darauf hin, dass diese Burg vermutlich „vom späten 9. Jahrhundert bis zur Stiftsgründung wohl 967 mehrphasig in Holz ausgebaut wurde.“ - Zur Pfalz Elten: Binding 1996, S. 191-197. 24 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Abb. 14: Die Hauptburg Elten um die Mitte des 10. Jahrhunderts, mit dem hölzernen Saalbau in der Südwestecke. (aus: Binding 1996, S. 194, Abb. 51) Als einen weiteren Saalbau in einer Burg nennt Th. Biller den „um oder vor 1000“ entstandenen Saalbau der Limburg in der Pfalz.23 Ihr im Grundriss 1937 und 1988 ergrabener Baukomplex bestand aus mehreren, um einige Höfe angeordnete Gebäude, von denen das größte, zur Rheinebene gelegene wohl ein Saalbau war. Seine freigelegten Fundamente ergaben eine Grundfläche von 44,5 x 10 m, der ein 3 m breiter und 36 m langer Gang vorgelegt war. In der Anordnung seiner Bauwerke erinnert diese Burg an spätantike Villenanlagen.24 Bedeutender als die soeben genannten Pfalzen ottonischer Zeit galt bis vor kurzem die Pfalz in Magdeburg. Die 1959-68 durchgeführten Ausgrabungen auf dem Domplatz 23 24 Biller 1993, S. 151. – Barz 1999, S. 13. Die Burgen Elten und Limburg mit ihren Saalbauten aus dem 9./10. Jahrhundert bilden nach Biller (1993, S. 150- 151) eine Sonderstellung für diese Zeit. Er weist darauf hin, dass der echte Saalbau sehr wahrscheinlich ein Element des Pfalzenbaus war, welches erst in der klassischen Phase der Adelsburg, also im 12. und 13. Jahrhundert, in das Bauprogramm einiger Burgen mächtiger Adelsgeschlechter aufgenommen wurde. – Biller (Manuskript 1997, S. 12) beschreibt die großen Saalbauten der Pfalzen als Gebäude öffentlicher und politischer Anlässe, denen jeglicher Wohncharakter fehlte. Dadurch unterschieden sie sich im Wesentlichen von den Hauptbauten in den frühen Burgen. Die Wohnräume in den Pfalzen befanden sich in eigenständigen Bautrakten, die sich im Grundriss im Gegensatz zu den Saalbauten durch eine Vielräumigkeit auszeichneten. – Meckseper (1999b, S. 265-266) erwähnt, dass bereits seit spätkarolingischer Zeit mächtige Adelige kleinere Saalbauten in ihrer Burg errichteten, wie z. B. in der Burg Broich. In salischer Zeit entstanden neben den vor allem in Wohntürmen zu findenden Sälen vermehrt auch welche in Steinhäusern auf Adelsburgen, wie z. B. das Steinenschloss aus dem Ende des 11. Jahrhunderts bzw. um 1100. - Nach Billers Ausführungen (Biller 1993, S. 150) bestanden die wenigen eigenständigen archäologisch nachweisbaren Wohnbauten aus der Zeit bis ins 12. Jahrhundert aus mehrräumigen Gebäuden, die wesentlich kleiner als die Saalbauten der Pfalzen waren und über deren Obergeschosse nichts bekannt ist. Als Beispiele hierfür führt er Harzburg, Todenman, Steinenschloss, Entersburg, Arnsburg, Weissenstein und St. Ulrich an. Auch die wenigen Bauten mit ungeteiltem Erdgeschoss (Querfurt, Rickenbach) waren viel kleiner als die Saalbauten der Pfalzen oder hatten eine andere Grundrissform als diese (z. B. geknicktes Gebäude der Entersburg und aus zwei Baukörpern zusammengesetzter Bau von Weissenstein). – Meckseper (1999b, S. 266) bemerkt zu Recht, dass repräsentative Saalbauten auf Adelsburgen erst in staufischer Zeit zum geläufigen Thema wurden und in ihrer Dimension sowie künstlerischen Gestaltung sogar dann manchmal Pfalzen übertreffen konnten. Als Beispiele hierfür sei auf die Saalbauten der Burg Dankwarderode in Braunschweig, der Burg Weißensee und der Wartburg hingewiesen. 25 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts hatten Fundamente und geringe aufgehende Mauerreste eines großen Baukomplexes aufgedeckt, die zunächst als Saalbau der ottonischen Pfalz gedeutet wurden. 1973 fasste Ernst Nickel die Ausgrabungsergebnisse zusammen, 1984 setzte sich erstmals Edgar Lehmann mit diesem Bautypus näher auseinander und 1986 nahm Cord Meckseper Rekonstruktionsversuche vom Grund- und Aufriss vor. Die Aufarbeitung der Grabungsbefunde durch Babette Ludowici und jüngste Ergänzungsgrabungen haben den Baukomplex aber inzwischen eindeutig als Kirchenbau ausgewiesen.25 Limburg in der Pfalz Abb. 15: Rekonstruktionsversuch um 1000. Der größte Bau (unten Mitte) ist der vermutete Saalbau. (aus: Biller 1993, S. 109, Abb. 27) Abb. 16: Grundriss der ergrabenen Wohnbauten mit Saalbau vor 1030. (aus: Biller/Großmann 2002, S. 61) Abb. 17: Grundriss Saalbau und vorgelegter Gang. (aus: Barz 1999, S. 14, Abb. 1) 25 Zur Pfalz in Magdeburg: Nickel, Ernst: Magdeburg in karolingisch-ottonischer Zeit, in: Zeitschrift für Archäologie 7, 1973, S. 102-142. - Lehmann, E. 1984, S. 42-62. – Meckseper 1986, S. 101-115 und 1993a, S. 57. – Binding 1996, S. 155-161 (alle Maßangaben zu dieser Pfalz, jeweils auf- und abgerundet). – Zotz 1996, S. 254-255. Jacobsen 1999, S. 119-120. – Meckseper 2001, S. 75-82. – Babette Ludowici: Ein neuentdeckter mittelalterlicher Kirchenbau in Magdeburg?, in: Archäologisches Korrespondenzblatt 32, 2002, S. 281-293. 26 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts In spätottonischer Zeit entstanden auch Saalbauten in Bischofsitzen mit Pfalzfunktion, z. B. in Bamberg, Köln und Paderborn. Von der älteren Pfalzanlage in Köln sind nur geringe Reste durch Ausgrabungen aufgedeckt worden, die sich jedoch nicht auf den erzbischöflichen Saalbau aus dem 11. Jahrhundert beziehen lassen. Deshalb können wir uns kein Bild von seiner baulichen Gestalt machen. Dass er bis zur Errichtung des neuen Saalbaus um die Mitte des 12. Jahrhunderts bestand, bezeugen historische Quellen.26 In Bamberg errichtete Heinrich II. Anfang des 11. Jahrhunderts27 die neue Pfalz mit einem ca. 41 x 12 m großen Saalbau. Dieser lag mit dem nördlichen Querhaus des ersten Domes und einem anschließenden Zwischenbau auf einer gemeinsamen Nordsüdachse. Er hatte somit einen Grundriss, wie er in karolingischer Zeit schon in Paderborn und Frankfurt bestand. Jedoch war er jetzt gesichert zweigeschossig, mit einem Saal im Obergeschoss angelegt. Über seinem in südlichen Quergang, Saal, nördliche Tordurchfahrt und Nordraum gegliederten Untergeschoss lag der vermutlich 21 x 10 m große Saal in der Südhälfte des Obergeschosses. Sein Zugang wird von Burandt über Freitreppe und Portal im Osten des südlichen Querflurs vermutet.28 In Paderborn riss Bischof von Meinwerk (1009-36) Anfang des 11. Jahrhunderts die alte Pfalz ab und errichtete einen neuen, 44,5 x 16 m großen, hohen Saalbau. Dieser lag nordwestlich des neuen Domes, einige Meter nördlich des karolingischen Saalbaus.29 Im Gegensatz zur karolingischen Anlage schlossen nun an seiner östlichen Schmalseite ein Wohntrakt und zwei Kapellen direkt an. Seine Kalkbruchsteinmauern mit Sandsteineckverquaderung und Ecksockel mit Profilierung sind 3 – 5 m hoch erhalten geblieben. Die hofseitige Südmauer besitzt sechs kleine sanduhrförmige Fensteröffnungen. An der Hofseite führten zwei repräsentative Treppen mit ca. 5 x 5 m großen Überbauten über sieben bzw. acht Stufen abwärts zu den beiden Eingangsportalen.30 Die Saalbaugrundfläche wurde durch zwei 1 m breite Quermauern in annähernd gleich große Abschnitte geteilt. Mittig der westlichen Quermauer befindet sich ein etwa 4 x 5 m großes Fundament mit bis in 1 m Höhe erhaltenen quadratischen, 1 m dicken Pfeilern. Diese Stützen werden als tragende Konstruktion für einen das Dach überragenden Turmaufbau gedeutet.31 Erst in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts wurde nach bisheriger Forschungsmeinung der zunächst erdgeschossige Saalbau durch den nachträglichen Einbau einer Zwischendecke in zwei Geschosse geteilt. Dadurch erfolgte nun die Verlegung des Saales ins Obergeschoss. Bei diesem Umbau entstand an der Südfassade auch ein neuer Treppenaufgang zum oberen Saalgeschoss und das obere Portal über dem Osttreppenvorbau als Zugang auf den Altan.32 Ein Portal in der östlichen 26 Zum Kölner Saalbau des 11. Jahrhunderts: Brühl 1990, S. 38-39. - Kubach/Verbeek 1976, S. 616. – Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, Clemen u. Vogts, S. 335-336. - Wiedenau 1979, S. 24. – Verf. Kap. 6.14. 27 Nach Burandt (1998, S. 12, 173 und S. 141, Abb. 141) wurde der Saalbau um 1020 errichtet. – Biller (Manuskript 1997, S. 11) datiert ihn um 1000. 28 Zum älteren Saalbau in Bamberg: s. Burandt 1998, S. 140, 173 und Verf. Kap. 6.2. 29 Zum Saalbau aus dem 11. Jahrhundert in Paderborn: Binding 1996, S. 123-130. – Jacobsen 1999, S. 121. – Biller Manuskript 1997, S. 10-11. - Burandt 1998, S. 174. 30 Beim östlichen Portal haben sich die originalen Sandsteingewände bis heute erhalten. - Binding 1996, S. 126. 31 Binding 1996, S. 126-127. 32 Binding (1996, S. 127) vergleicht den Saalbau in Paderborn in seiner Größe, Raumaufteilung sowie der Altananordnung mit dem Saalbau in Seligenstadt am Main aus spätstaufischer Zeit. 27 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Schmalseite des Saalbaus führte in einen etwa 9 x 12 m großen Anbau. An dessen Ostseite ermöglichte eine Tür den Durchgang zur ca. 5 x 7 m große Kapelle mit Apsis.33 Abb. 18 und Abb. 19 und Abb. 20: Grundriss der Bamberger Pfalz um 1020 und 1050 sowie Ostansicht um 1050. Rekonstruktionsversuche von W. Burandt. (aus: Burandt 1998, S. 141, Abb. 141-143) 33 Mit seiner „Kombination von Saalbau mit Saal im Obergeschoss, Kapelle und Wohnbau als mehrteilige Einheit war eine in der Folgezeit öfter auftretende Bauform erreicht, deren bekanntestes Beispiel die salische Pfalz in Goslar darstellt.“ - Biller Manuskript 1997, S. 11. 28 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Abb. 21 und Abb. 22: Paderborn. Grundriss der Pfalzanlage Anfang des 11. Jahrhunderts und Modell des 11./12. Jahrhunderts (im Museum der Pfalz Paderborn). (aus: Binding 1996, S. 127, Abb. 22 und Burandt 1998, S. 165, Abb. 165) 29 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Die in ottonischer Zeit gegründete und von Heinrich III. um die Mitte des 11. Jahrhunderts monumental ausgebaute Pfalz in Goslar gilt als die bedeutendste in salischer Zeit. Mit seinen Grundrissmaßen von 47 x 15 m reicht Heinrichs III. Saalbau an die Größe des von Karl dem Großen in Aachen errichteten Saalbaus heran.34 In Goslar schloss sich an seine nördliche Schmalseite ein Wohnbau an, von dem aus über ein Atrium im Osten die Liebfrauenkapelle erreicht wurde. Er besaß zwei die gesamte Geschossfläche einnehmende Säle übereinander, wobei sein Erdgeschoss durch eine Stützenreihe in Längsrichtung in zwei Schiffe geteilt wurde.35 An Stelle des von U. Hoelscher rekonstruierten mittleren Altans an der Westfassade könnte der Saalbau nach Ansicht von C. Meckseper auch ein querhausartiges Zentrum besessen haben, das vielleicht über die Gebäudelängsseiten vorsprang.36 Die Goslarer Ostfassade besaß wesentlich größere Rundbogenfenster im Erdgeschoss als nach dem Umbau in staufischer Zeit.37 Ihre Fenster im Obergeschoss waren wahrscheinlich ebenso groß, mit gleicher Kämpferhöhe wie die heute noch sichtbaren.38 Beim Umbau dieses Saalbaus in staufischer Zeit blieb seine grundlegende quer gelagerte Baugestalt mit seiner Größe, einem mittigen Zentrum sowie dem repräsentativen oberen Saalgeschoss erhalten. Durch Verkleinerung der Erd- und Gliederung der Obergeschossfenster wurde jedoch die Wirkung zwischen einem geschlossenen unteren und einem offenen oberen Bereich zusätzlich verstärkt. Besaß das salische Gebäude noch zwei Säle übereinander, so kam es nun durch den Einbau von Erdgeschossräumen zu einer Verlagerung des Saales auf das repräsentative Obergeschoss. So ist nach C. Meckseper nicht auszuschließen, dass der Goslarer Saalbau „wesentlich zur architektonischen Ausprägung des Bautypus „Palas“ (im Sinne eines Saalbaus) beigetragen hat.“39 34 Zum Saalbau aus salischer Zeit in Goslar: U. Hölscher 1927 (grundlegend). - Meckseper 1991b, S. 85-96 und 1993a, S. 51-61, bes. S. 57-58 und 1995b, S. 237-243. – Biller Manuskript 1997, S. 11. - Jacobsen 1999, S. 122. Burandt 1998, S. 174. – Frontzek/Memmert/Möhle 1996. - Verf. Kap. 6.11. 35 Die Verbindung von zweigeschossigem Saalbau und Kapelle in Goslar sind im 11. und frühen 12. Jahrhundert neben den Pfalzen der Könige und Kaiser auch in den Bischofpfalzen belegbar, wie z. B. in Köln oder Bamberg. 36 Meckseper 1986, S. 111 und 1991b, S. 93-95 und 1993a, S. 58. 37 U. Hoelscher (1927, S. 51, Abb. 7) rekonstruiert Erdgeschossfenster in Form von Doppelarkaden über einer Mittelstütze. Dahingegen spricht die Bauuntersuchung eines Erdgeschossfensters im Jahr 1993 für nicht unterteilte große Arkadenfenster (s. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 87 und Anm. 18). 38 Auf ebenso große Obergeschossfenster weist der nördliche Eckpfeiler des nördlichsten Fensters im Obergeschoss aus der Mitte des 11. Jahrhunderts hin. Nach Meckseper (1995b, S. 240) könnte hier eine Reihung von Fenstergruppen vermutet werden. Damit würde es sich in diesem Fall dann um das früheste rekonstruierbare Bespiel eines Reihenfensters im Profanbau handeln (s. Meckseper 1986, S. 104). 39 Meckseper 1993a, S. 58. 30 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Pfalzanlage in Goslar Abb. 23: Isometrische und Grundriss- Rekonstruktion des Zustandes um 1050 von U. Hoelscher. (aus: Hoelscher 1927, S. 113, Abb. 30 und S. 107, Abb. 28) Abb. 24: Schematische Rekonstruktion der Ostfassade des Saalbaus von C. Meckseper. (aus: Runneburg Weißensee 1998, S. 30, Abb. 3) 31 Baulic he Entwicklung bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts Pfalz in Goslar Abb. 25: Nördlicher Endpfeiler des salischen Obergeschossfensters der östlichen Saalbaufassade (Hofansicht). Zeichnung von C. Meckseper. (aus: Meckseper 1993a, S. 49, Abb. 4) Abb. 26: Erdgeschossfenster der Saalbauostfassade. Zustand nach dem staufischen Umbau und in salischer Zeit, mit Rekonstruktionsversuch einer inneren Fenstergliederung von U. Hoelscher. (aus: Hoelscher 1927, S. 51, Abb. 7) 32 Zur Typologie von Saalbaute n 1.4 Zur Typologie von Saalbauten 1.4.1 Definition vom Saalbau und seine typologische Abgrenzung zum Wohnbau und Palas in der Literatur Die Bautypen Saalbau, Palas und Wohnbau sind in der Literatur z. T. unterschiedlich gegeneinander abgegrenzt und definiert. Aus diesen „großen terminologischen Unsicherheiten beim Umgang mit den Begriffen“40 heraus ist in den letzten Jahren eine Diskussion um klarere Definitionen ausgebrochen, die bislang zu keinem eindeutigen Ergebnis geführt hat. O. Pipers Verständnis (von 1912) vom Palas als das Haupt- bzw. Wohngebäude einer Burg41 folgte die Literatur der Burgenforschung weitgehend, z. T. sogar bis heute. W. Hotz beschreibt den Palas (1991) als den „repräsentativen Bau einer Burg“. Er nimmt eine Differenzierung zum Wohnpalas vor bzw. weist auf eine Trennung von Palas und Kemenate hin.42 G. Binding definiert (1993) den Begriff Palas im Lexikon des Mittelalters als den „Wohn- und Saalbau einer mittelalterlichen Pfalz oder Burg“ und trifft auch eine begriffliche Abgrenzung zum Wohnbau (Kemenate).43 U. Albrecht folgt noch (1995) dieser allgemeinen Definition, jedoch bezeichnet er die Palatien der Pfalzen und Wohnbauten größerer Burgen als Saalgeschosshäuser.44 W. Bornheim Gen Schilling differenziert (1964) weniger typologisch als zeitlich zwischen Palas (Stauferzeit), Saalbau (Spätmittelalter) und Wohnbau (ganz spätes Mittelalter).45 U. Wirtler definiert (1987) bei ihrer Untersuchung „spätmittelalterlicher Repräsentationsräume“ den Palas als einen Bau mit Repräsentations- und Wohnfunktion zugleich, den Saalbau als einen, der ausschließlich der Repräsentation dient.46 D. Barz nimmt (1988-92, 1999) eine Unterteilung in Wohn- und Saalbau vor, wobei er für den Begriff des Saalbaus synonym auch den des Palas gebraucht.47 Nach D. Leistikow (2000) erscheint der Palas „ - sprachlich wie baulich – als ein im 12. Jahrhundert aufkommendes Entwicklungsprodukt der Pfalz (bes. ihres Saalbaues) im Kontext der hochmittelalterlichen Burg, als eine mehrgeschossige Kombination von Wohn- und Saalbau mit repräsentativem Anspruch, aber von bisher ungeklärter Programmstellung und Nutzung seitens der Auftraggeber.“48 40 Schmitt/Weise 1997, S. 48, Anm. 10 und Schmitt 1998, S. 359, Anm. 15. 41 Piper 1912/94, S. 415ff. 42 Hotz 1991, S. 50-51. 43 Binding 1993b, Sp. 1631-1632. 44 Albrecht 1995a, S. 22-34, bes. 22. – Meckseper (1999b, S. 265) weist darauf hin, dass der Begriff Saalgeschosshaus, den er mit einem mehrgeschossigen Saalbau gleichsetzt, aus der Hausforschung vor kurzem (von Albrecht) in die Burgenforschung eingeführt wurde. – Im Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen von 2004 (S. 220) wird der Begriff Saalgeschossbau als ein Bauwerk definiert, „das in seinem Erdgeschoss häufig mehrere, primär der Alltagstätigkeit dienende Räume und im Obergeschoss einen repräsentativ ausgestatteten, meist nur temporär genutzten Saal besitzt. In dieser räumlich-funktionalen Bedeutung wird der Begriff in jüngster Zeit dem Palas gleichgesetzt, dessen vergleichbare Aufgaben er sachlicher zu kennzeichnen in der Lage ist“. 45 Bornheim Gen Schilling 1964 , S. 117-134. 46 Wirtler 1987, S. 99. – Zu den Literaturangaben: s. auch Strickhausen 1998a, S. 48 und 1998b, S. 153-154. 47 Barz 1988-1992, S. 134-135. - Barz 1999, S. 13-23. (Hier werden nur die Begriffe Wohn- und Saalbau verwendet). 48 Da die Palas-Diskussion bislang zu keiner für ihn überzeugenden begrifflichen Alternative geführt hat, wird er bis auf weiteres an diesem Terminus festhalten. - Leistikow 2000, S. 45, Anm. 21. – s. auch Leistikow 1997, S. 82-83 und S. 94, Anm. 13 33 Zur Typologie von Saalbaute n Th. Biller liefert (1997) in seinem Vortrag „Haus – Turm – Palas. Zu Entwicklung und Terminologie herrschaftlichen Wohnens auf Burgen“49 folgende Definitionsvorschläge: „Der Saalbau wäre demnach ein Bau, dessen Grundfläche vollständig von einem (längsrechteckigen) Saal eingenommen wird, der im Erd- oder im einzigen Obergeschoss liegen kann.“50 Seiner Ansicht nach war er charakteristisch für Pfalzen des 8. – 13. Jahrhunderts, während er auf Adelsburgen des 12. – 15. Jahrhunderts nur sehr selten vorkam.51 „Unter einem Wohnbau wäre dagegen ein Bau zu verstehen, der eine Mehrzahl kleinerer und eher „privat“ zu nutzender Wohnräume enthält. Unter ihnen kann aber auch ein größerer, saalartiger und daher auch bei öffentlichen Anlässen nutzbarer Raum sein.“52 Neben seinem Vorkommen in Pfalzen ist dieser Bautypus hauptsächlich in Adelsburgen vom 11. – 16. Jahrhundert in vielen Variationen von Raumaufteilung und Gestaltung zu finden. Biller weist darauf hin, dass es besser wäre, auf den Begriff Palas wegen seiner „traditionellen Unklarheit“ zu verzichten.53 Oder man könnte ihn für eine zahlen- und zeitmäßig begrenzte Übergangsform benutzen, die durch herausragende Bauten vertreten wird. In dem Sinne wäre ein Palas „eine Mischform von Saal- und Wohnbau, die sich baukörperlich und von der Fassade her an echte Saalbauten anlehnt, die aber neben einem relativ großen Saal noch weitere repräsentativ ausgestattete Räume enthält.“54 Bauten nach dieser Definition gäbe es dann in wenigen Pfalzen und Hochadelsburgen von etwa 1150-1250. Th. Steinmetz möchte (1998) bei seiner Untersuchung der „Burgen im Odenwald“ in Anlehnung an einen Vorschlag von Th. Biller auf den in der Literatur undefinierten Begriff Palas „zur Vermeidung von Verwirrung“ verzichten. Somit unterscheidet er die echten, sehr seltenen Saalbauten (Babenhausen, Gamburg, Wildenberg) und die unterschiedlich anspruchsvoll errichteten Wohnbauten, welche neben Wohnräumen auch einen Saal besessen haben (Büdingen, Münzenberg, Wertheim).55 G. Strickhausen definiert (1998) den Saalbau als einen „in der Regel zwei- oder dreigeschossigen Bau, der im Wesentlichen aus übereinander liegenden Sälen besteht. Der Saal im obersten Geschoss ist ... bevorzugt ausgestattet, also der Hauptraum.“56 Als Beispielbauten hierfür führt er u. a. Goslar (um 1050), Paderborn (11. Jahrhundert), Tirol, Dankwarderode und die Eckartsburg an. Seine Definition vom Wohnbau lautet: „ Ein zwei- oder dreigeschossiger Bau, bei dem die Geschosse ungefähr in der Mitte 49 Biller Manuskript 1997. – Zur Definition von Palas, Saalbau, Wohnbau nach Biller: s. auch Biller 1985, S. 286 und 1993, S. 150-151 und 1996, S. 174, Anm. 2. 50 Biller Manuskript 1997, S. 20, 22. - In Biller 1993, S. 150 definiert er die romanischen Saalbauten auf Adelsburgen als „Bauten, deren wichtigster Raum ein großer Saal ist, der die gesamte Fläche des Obergeschosses (oder mindestens den Großteil davon) einnimmt.“ 51 Der Begriff Saalbau beschränkt sich nach Biller (1993, S. 150) neben den Pfalzen „auf pfalzenartige Burgen des Königs (Girbaden) und auf ganz wenige Burgen des Hochadels (Wartburg, Weißensee, Donaustauf) oder anderer mächtiger Adliger (St. Ulrich, Groß-Geroldseck, Wildenberg).“ 52 Biller Manuskript 1997, S. 20, 22. 53 Biller (1993, S. 148) weist darauf hin, dass zu den „Erbschaften der Burgenkunde“ die Gewohnheit gehört, „den Begriff Palas ... auf jeden bewohnbaren Bau innerhalb einer Burg, unabhängig von Umfang, räumlicher Untergliederung, formaler Gestaltung und Entstehungszeit zu beziehen.“ 54 „In dieser wesentlich engeren Definition hätte das Wort wieder einen Sinn, weil es die entwicklungsgeschichtliche Stellung einer übersehbaren Anzahl von bedeutenden Bauten beschreibt.“ - Biller Manuskript 1997, S. 20, 22. – Biller schreibt in einem Brief 2000 an die Verfasserin, dass wohl nur in der extremen Frühzeit der reine Saalbau (fast oder ganz ohne Nebenräume) sowie der einfache Wohnbau der kleineren Adelsburg (ganz ohne Saal) vorkamen. In der Zeit ab Mitte des 12. Jahrhunderts war dann schon ein „Mischtyp“ entstanden, in dem Saal und Wohnräume vorhanden waren. 55 Steinmetz 1998, S. 113-114. 56 Strickhausen 1998a, S. 49 und 1998b, S. 154. 34 Zur Typologie von Saalbaute n quergeteilt sind und so je zwei annähernd gleich große Räume enthalten.“57 Zu diesem Bautypus könnte z. B. die Burg Weißensee und Münzenberg gezählt werden. Der Palas ist für ihn „ein zwei- oder dreigeschossiger Bau mit Wohnräumen und einem Saal im obersten Geschoss“58, womit er in gewissem Sinne eine Kombination von Wohn- und Saalbau darstellt. Er kann auch über Arkadengänge verfügen, wie z. B. auf der Wartburg sichtbar, in Gelnhausen und vielleicht für Wimpfen rekonstruierbar ist. 59 Zur Ergänzung und Vertiefung dieser Abhandlung von Definitionsvorschlägen werden die Begriffsbestimmungen Saal, Palas, Wohnbau bzw. Kemenate von C. Meckseper aufgeführt. Neben dem bautypologischen Aspekt wird hier vor allem auch auf Ursprung und Entwicklung der betreffenden Worte eingegangen.60 C. Meckseper weist (1999) bei seiner Erklärung von Saalbau und Palas darauf hin, dass diese beiden Begriffe „in der Fachterminologie nicht genauer gegeneinander abgegrenzt“ sind und „unterschiedliche Aspekte einer gleichen Sache“61 bezeichnen. „Saalbau hebt auf den räumlichen Aspekt ab und meint ein Gebäude, das wesentlich von einem oder mehreren Sälen bestimmt wird.“62 Lateinisch wurden Saalbauten aula, bei königlichen Anlagen aula regia bzw. regalis aula genannt und deutsch wurden sie einfach als sal bezeichnet.63 Meckseper weist auf die Ableitung der Begriffe Palas, Palast und Pfalz aus dem lateinischen palatium hin. Damit war ursprünglich der Palatin, d. h. der Hügel der antiken Kaiserresidenz in Rom gemeint. Über palais (altfranzösisch), palatz (altprovenzalisch) und palas (wallonisch) drang diese Bezeichnung noch vor 1200 in die mittelhochdeutsche Sprache vor, war im Spätmittelalter jedoch fast nicht mehr gebräuchlich. Auch Meckseper weist darauf hin, dass sich die Bezeichnung Palas ursprünglich auf den repräsentativen Wohnbau aller Burgen bezog, während er heute meist nur noch für hochmittelalterliche Saalbauten verwendet wird. So schreibt er: „Nur, wo ein Bau überwiegend, wenn nicht gar ausschließlich von einem großen Saal geprägt wird, sprechen wir in der heutigen Fachterminologie von einem Palas“ (im Sinne eines Saalbaus), „ohne dass dieser schärfer abzugrenzen ist.“64 Für den Wohnbau führt Meckseper den Begriff Kemenate, aus dem lateinischen caminata an, welches ursprünglich eine caminata camera, d. h. beheizbare Kammer bedeutete.65 Schon früh wurde damit auch ein ganzer Wohnbau bezeichnet, während in der Neuzeit unter diesem Begriff nur noch ein Frauengemach verstanden wurde. In der Zeit des ausgehenden Mittelalters entstanden aus der slawischen Bezeichnung dorniza (= beheizbare Stube) die Worte Dirnitz, Dürnitz bzw. Türnitz. Diese wurden für einen 57 Strickhausen 1998a, S. 49 und 1998b, S. 155. 58 Strickhausen 1998a, S. 50 und 1998b, S. 156. 59 Zur Definition von Saalbau s. auch: Zotz, Thomas: Pfalz, Palast. Begriff, Erscheinungsbild, Typologie und Funktion, in: Lexikon des Mittelalters 6, 1993, Sp. 1993 – 1997. 60 Meckseper 1999b, S. 265. 61 Meckseper 1999b, S. 265. 62 Meckseper 1999b, S. 265. – s. auch Definition Saalbau von Meckseper, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 220. 63 In spätmittelalterlicher Zeit wurde besonders im niederdeutschen Bereich hierfür der Begriff mushaus, d. h. Wohnbau mit Speisesaal verwendet. – Meckseper 1999b, S. 265 64 Meckseper 1997, S. 17. – s. dazu auch: Staab 1990. 65 s. dazu auch: Binding: Kemenate (auch Dünitz, Dornse, caminata camera), in: Lexikon des Mittelalters 5, München 1991, Sp. 1101-1102. – Wörterbuch von Grimm, Bd. 11, ND München 1984, Sp. 527-529. 35 Zur Typologie von Saalbaute n beheizbaren Erdgeschosssaal und in späterer Zeit manchmal auch für einen ganzen Saalbau verwendet.66 Nach Meckseper muss „zum Verständnis der mittelalterlichen Bautypologie die begriffliche Unschärfe zeitgenössischer Überlieferung“ berücksichtigt werden. Die Gebäude „wurden sowohl innerhalb ihrer architektonischer wie nutzungsbezogener Kategorien begriffen (z. B. aula = Saalbau, caminata = beheizbarer Wohnraum), die sich bei größeren baulichen Gesamtkomplexen kaum genauer trennbar durchdrangen.“67 Bei den baulichen Elementen einer Burg stehen sich Turm und Haus als „bauliche Gestaltpole“ sowie Wohnlich- und Wehrhaftigkeit als „inhaltlich funktionale Pole“ gegenüber. „Auf Grund von deren unterschiedlicher Dominanz bei der jeweiligen Lösung einer Bauaufgabe erklärt sich die erstaunliche Vielfalt jener Bauten, die wir erst heute mit den Kunstbegriffen Wohnturm, turmartiges Wohnhaus, Bergfried oder als Festes Haus, Saalgeschosshaus, Palas usw. zu klassifizieren versuchen, ohne sie von Fall zu Fall schärfer abgrenzen zu können.“68 1.4.2 Definitionen der Verfasserin 1.4.2.1 Saal, Saalbau, Palas Da das wichtigste Element eines Saalbaus ein Saal ist, soll zunächst kurz der Begriff Saal definiert werden. G. Strickhausen beschreibt den Saal als einen „Raum, der in der Regel die gesamte Länge und meist auch Breite eines Geschosses einnimmt, aber mindestens so viel mehr als die Hälfte der Länge eines Geschosses, so dass er alle anderen Räume deutlich übertrifft.“69 Mit dieser Definition stimme ich grundsätzlich überein, doch würde ich die Mindestgröße eines Saales einfach damit festlegen, dass er in seinem Ausmaß alle Räume seines Geschosses deutlich übertreffen muss (Erdgeschosssaal in Gelnhausen und bei der Neuerburg). Meckseper definiert den Saal eines Saalbaus als „einen großen Raum, der sowohl einschiffig als auch mehrschiffig sein kann.“70 Der Saal liegt spätestens in staufischer Zeit in einem Obergeschoss. Neben seiner Größe unterscheidet er sich von den anderen Räumen durch die repräsentative Ausstattung, aufwendige Gestaltung seiner großen Fenster und oft auch durch das Vorhandensein von Kaminanlagen. Meine Definition vom Saalbau leite ich von der Bautypologie sowie von der baulichen Entwicklung her von den Saalbauten der vorstaufischen Pfalzen ab. In diesem Sinne verstehe ich unter einem Saalbau in staufischer Zeit ein mehr-, also zwei- oder dreigeschossiges Gebäude, das wesentlich durch einen Saal oder mehrere Säle bestimmt wird. Im Allgemeinen besitzt dieses Bauwerk eine klare Gebäudeform mit 66 Meckseper 1999b, S. 265. – Weitere Literaturangaben zum Thema Palas, Saalbau, Wohnbau: Schmitt/Weise 1997, S. 48, Anm. 10 und Schmitt 1998, S. 359, Anm. 15. - Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 115, Anm. 9. (Für Gnandstein wird der Begriff Saalbau verwendet, weil hier „klar der Saal neben zwei, auch in ihrer Repräsentationswirkung völlig untergeordneten Geschossen dominiert, von denen sicher nur das zweite Obergeschoss bewohnbar war.“) – Bangerter-Paetz, i. Dr. 1. 67 Meckseper 1999a, S. 90. 68 Meckseper 1999a, S. 90. 69 Strickhausen (1998a, S. 48 und 1998b, S. 154), nach einer Definition von Biller, in: Biller 1993, S. 150. 70 Meckseper 1999b, S. 265. – Im Lexikon der Kunst (Bd. VI, Leipzig 1994, S. 319) lautet die Definition von Saal: „allgemein ein großer Raum, oft für repräsentative Zwecke monumental gestaltet als Festsaal in Burgen...“. - Die kunstgeschichtliche Bezeichnung Halle, die von G. Binding im Lexikon des Mittelalters (Bd. 4, 1989, Sp. 1877) als „weite Raumform, auch als selbständiges Gebäude, mit und ohne Stützen“ definiert wird, hat sich in der Terminologie der Burgen nicht durchgesetzt. In der vorliegenden Arbeit wird der Begriff Halle nur im Zusammenhang mit dem nicht unterteilten Erdgeschoss mit offenen Hofarkaden des Saalbaus in Babenhausen verwendet. 36 Zur Typologie von Saalbaute n langgestrecktem, meist rechteckigem Grundriss und wird quer erschlossen, wodurch häufig freistehende Längsseiten entstehen. Ein reiner Saalbau besteht aus mehreren geschossgroßen Sälen übereinander (Goslar um 1050, Tirol, Dankwarderode, Gamburg). Als differenzierter Saalbau kombiniert er einen Saal im Obergeschoss (Girbaden, Rothenburg, Reinegg) oder mehrere Säle in den beiden oberen Geschossen (Gelnhausen, Neuerburg, Ulrichsburg) mit Wohnräumen unter einem Dach. Sein Saal kann dabei eine gesamte Geschossfläche einnehmen (= Saalgeschoss, z. B. Girbaden, Rothenburg/Kyffhausen). Ihm kann ein Gang vorgelegt sein (Wartburg, vielleicht Gelnhausen, Wimpfen) oder er teilt das Geschoss mit mehreren kleineren Räumen (Eger, Gelnhausen, Wimpfen). Saalbauuntersuchungen nach dieser Definition bilden den Schwerpunkt meiner Untersuchungen. Auf den Begriff Palas möchte ich auf Grund seiner in der Burgenforschung sehr vielseitigen und unpräzisen Verwendung verzichten. In seiner vorgeschlagenen Definition von Biller und Strickhausen wird er hier durch die Begriffe differenzierter Saalbau, kombinierter Saal-/Wohnbau, (repräsentativer) Wohnbau mit Saal ersetzt. 1.4.2.2 Repräsentativer Wohnbau, Wohnturm und Kernburg mit Saal Im Allgemeinen gehörten zum Bauprogramm einer Burg oder Pfalz ein oder mehrere Wohnbauten, welche dort zusätzlich zum Saalbau oder auch ausschließlich, d. h. ohne ihn, vorkamen. Sie können als in der Regel mehrgeschossige Bauten definiert werden, die eine Anzahl kleinerer Wohnräume enthalten. Im Vergleich zu den Saalbauten waren sie wesentlich kleiner, besaßen z. T. recht unterschiedliche, stark vom Rechteck abweichende Gebäudeformen (Büdingen, Krautheim) und zeigten eine große Variation in Bezug auf Raumprogramm, Gestaltung und Ausstattung. Manche dieser Wohnbauten besitzen kleinere repräsentative Säle, welche sich in ihrer Ausstattung oft kaum von denen in Saalbauten unterscheiden (Münzenberg, Wertheim, Krautheim). Deshalb werden sie bei meinen Bauuntersuchungen mit berücksichtigt, besonders im Zusammenhang mit der Beschreibung von Fenstern und Türen, Innenkonstruktionen, Vor- und Einbauten sowie Beheizung. Ebenso ist zur Ergänzung meines Themas wichtig, einzelne Säle bzw. deren Ausstattungselemente (Fenster, Kamine, Erker, Treppen) in Wohntürmen (Thun, Lenzburg, Burgdorf) zu erwähnen.71 In diesem Zusammenhang wird auch auf einzelne Säle und Bauelemente in zu einem Baukomplex vereinigten sog. Kernburgen (besonders im Elsass vorkommend, z. B. Bernstein, Landsberg, Lützelstein) hingewiesen. 71 Strickhausen 1998a, S. 48 und 1998b, S. 154) spricht bei Wohntürmen nicht von Sälen, sondern von „saalartigen“ Räumen. - Zur Definition vom Wohnturm: Albrecht 1995a, S. 37ff. – Bleyl 1981. - Herrmann 1995, S. 12. – Jost 1996, S. 2-6. – Mrusek 1973, S. 99ff. – Pehla 1974. - Strickhausen 1998a, S. 57-65. 37 Grundriss und Gebä udety pus 2 Typologie und Konstruktion ausgewählter Saalbauten 2.1 Grundriss und Gebäudetypus 2.1.1 Maße und Bautypus72 Von den ausgewählten Saalbauobjekten besitzt der zu Goslar mit seinen 17,5 x 49 m = 857,5 qm Grundfläche (einschließlich der Außenmauern) mit Abstand den größten umbauten Raum. Seine Abmessungen sind vergleichbar mit denen des Saalbaus zu Paderborn (16 x 44,5 m = 712 qm) aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts. In seiner Größe wird er nur noch von dem Saalbau Karls des Großen in Aachen (ohne Konchen: ca. 21 x 47 m = 987 qm) übertroffen.73 Im Größenvergleich folgen die Saalbauten in Braunschweig (15 x 43 m = 645 qm), Eger (13 x 46,4/49 m = 621 qm), Seligenstadt (13,5 x 46 m = 621 qm), Wimpfen (17 x 35,5 m = 603,5 qm), Girbaden (15,5 x 37 m = 573,5 qm), Bamberg (12 x 45 m = 540 qm), der Wartburg (14 x 38 m = 532 qm) sowie der Große Saalbau in Vianden (14 x 35 m = 490 qm). In Bezug auf den kleinsten umbauten Raum bei den zum Vergleich ausgewählten Saalbauten sind der in Gnandstein (7,5 x 18 m = 135 qm), der Eckartsburg (11 x 14,5 m = 159,5 qm), der von Gutenfels (8 x 21,5 m = 172 qm) sowie der Wildburg (9,5 x 18,5 m = 176 qm) und Ulrichsburg (10 x 17/19 m = 180 qm) zu nennen. Es folgen die Gamburg (12/12,5 x 16/16,5 m = 199 qm) und der Bau von Boymont (12 x 17 m = 204 qm) mit ähnlicher Grundflächengröße. Im Vergleich hierzu besitzen z. B. die Saalbauten von Tirol (14 x 22 m = 308 qm), Reinegg (12/13 x 24/28 m = ca. 325 qm), der Burg Weißensee (13 x 26 m = 338 qm) oder auch Babenhausen (8,5 x 42 m = 357 qm) eine im mittleren Bereich liegende Größe ihres umbauten Raumes. Die untersuchten Saalbauten haben im allgemeinen eine Grundfläche in Form eines mehr oder weniger langen, schmalen, mittleren oder auch kurzen, kompakten Rechtecks. 74 Manche Grundrisse zeigen eine gewisse Schrägstellung ihrer Gebäudeseiten, wie u. a. bei der Eckartsburg und in Eger, oder auch eine leichte Krümmung der Außenwand, z. B. bei der Rothenburg und dem Kleinen Saalbau in Vianden. Die in gewissem Maße vom Rechteck abweichenden Grundflächenformen lassen sich z. T. durch die Berücksichtigung älteren Mauerwerks während der Saalbauerrichtung erklären.75 Da sich der Gebäudetypus im Allgemeinen mit einer oder mehreren Seiten an der Ringmauer befindet, beeinflusst diese auch seine Grundrissform, wobei die Burgmauerform wiederum in Abhängigkeit zum Burggelände steht. Beim Proportionsvergleich des umbauten Raumes steht der schmale Rechteckbau in Babenhausen mit seinem Verhältnis der Breite zur Länge von ca. 1 : 5 (8,5 : 42 m) mit Abstand an erster Stelle. Es folgen ihm die Bauten mit dem Proportionsverhältnis von 72 s. dazu Tabelle 1: Befundauswertung zu Datierung/ Maßangaben der Saalbauten. 73 Im Vergleich hierzu sei noch auf den großen, vermutlich aus dem späten 11. Jahrhundert stammenden Saalbau in Xanten (8,4/9,8 x 38 m (i. L.) = ca. 435 qm) und den wohl nach 1050 datierten in Hersfeld (ca. 10 x 48 m (i. L.) = 480 qm) hingewiesen. – Binding 1996, S. 214-215. – Borger, Hugo; Oediger, Friedrich Wilhelm: Beiträge zur Frühgeschichte des Xantener Viktorstiftes. Düsseldorf 1969 (= Rheinische Ausgrabungen 6), S. 167-190, Tafel 30, 33-34. – Bader, Walter: Der Dom zu Xanten. 1. Teil. Kevelaer 1978 (= Xantener Domblätter 8), S. 133-138). – Gensen, Rolf: Archäologie im Stiftsbezirk von Bad Hersfeld, in: Hessische Heimat 36, 1986, S. 14-19. – Schwind, Fred: Das Kloster Hersfeld und das fränkisch-deutsche Königtum, in: Hessische Heimat 36, S. 19-26. 74 Die sechseckige geknickte Grundflächenform in Krautheim bildet eine Ausnahme, da sie nach Annahme von D. Leistikow aus ihrer Entstehung heraus zu erklären ist. Leistikow vermutet die Verbindung des ursprünglich separaten Wohn- und Kapellenbaus zu einem Gebäude unter einem gemeinsamen Dach in einer späteren Bauphase. 75 Die vom rechten Winkel abweichende, schräg verlaufende Westmauer des Saalbaus in Eger könnte z. B. aus der Berücksichtigung von Mauerwerk eines älteren Vorgängerbaus an dieser Stelle erklärt werden. 38 Grundriss und Gebä udety pus ca. 1 : 3,5 in Bamberg (12 : 45 m), Eger (13 : 46,5/49 m) und Seligenstadt (13,5 : 46 m), von 1 : 3, z. B. in Braunschweig (15 : 43 m), Goslar (17,5 : 49 m), Reams (12 : 32 m) und der Wartburg (14 : 38 m). Etwa die doppelte Länge ihrer Breite besitzen u. a. die Saalbauten in Gelnhausen (16 : 29 m), der Rothenburg (12 : 23 m), Ulrichsburg (10 : 17/19 m) und Runneburg in Weißensee (13 : 26 m). Eine Grundfläche in Form eines relativ kurzen Rechtecks haben z. B. der Saalbau der Gamburg (12/12,5 : 16/16,5 m), der Eckartsburg (11 : 14,5 m) und der von Kaiserslautern (19 : 25 m) mit einem Proportionsverhältnis von ca. 1 : 1,3. Es folgen die Gebäude von Boymont (12 : 17 m) und der Eckartsburg (11 : 14,5 m) mit etwa 1 : 1,5. Die Fassadenhöhen der Saalbauten sind z. T. schwer zu ermitteln und können manchmal nur ungefähr geschätzt werden. Denn nur in wenigen Fällen, wie z. B. bei der Burg Babenhausen oder der Gamburg hat sich die ursprüngliche Saalbauhöhe bis zur Traufe bis heute erhalten. Oft fehlt der obere Fassadenabschlusses oder ist nur noch in geringeren Resten erhalten, wie z. B. in Gelnhausen, Girbaden und bei der Burg Wildenberg. Manchmal ist auch das oberste Geschoss überhaupt nicht mehr nachweisbar, wie vielleicht in Eger, Seligenstadt und bei der Eckartsburg, wo ein zweites Obergeschoss möglich wäre. Außerdem werden die Angaben der Fassadenhöhen durch das z. T. stark variierende Bodenniveau der Saalbaugrundfläche erschwert. So beträgt z. B. der ursprüngliche Niveauunterschied des Saalbaugeländes der Burg Gnandstein in Nordsüdrichtung ca. 7,5 m und der Ulrichsburg in Ostwestrichtung sogar bis zu 9 m. Auch gibt es z. T. erhebliche Unterschiede zwischen dem heutigen und dem ursprünglichen Geländeniveau. Als Beispiel hierfür sei auf das Bodenniveau des Burghofes von Gutenfels hingewiesen, welches durch spätere Aufschüttungen heute im Westen ca. 2,7 m, im Osten etwa 3,8 m höher als zur Erbauungszeit liegt. Trotz der z. T. nur geschätzten Höhenangaben der Saalbauten lassen sich diese ungefähr in Relation zu ihrer Grundfläche stellen und ihre Baukörper miteinander vergleichen. So scheint z. B. in Kaiserslautern die Höhe der drei- oder viergeschossigen Saalbausüdfassade größer als die Länge der Grundfläche gewesen zu sein, wodurch ein wohnturmartiger Eindruck entsteht. Auch die Gebäude in Boymont (Länge: 17 m, Höhe Südfassade: 18/19 m), der Gamburg (Länge: 16/16,5m, Höhe Westfassade: 15,5 m), von Gutenfels (Länge: 21,5 m, Höhe Südfassade: 20 m) und Gnandstein (Länge: 18 m, Höhe Südfassade: 15,3/17 m) besitzen im Verhältnis zu ihrer Länge relativ hohe Fassaden. Die größte Fassadenhöhe bei den Vergleichsbauten besitzt die seit der zweiten Bauphase von 1162-65 viergeschossige Ostfassade der Wartburg (Höhe: 22,5 m), gefolgt von der dreigeschossigen Ostfassade des Großen (Höhe: ca. 18,5 m) und des Kleinen Saalbaus (Höhe: ca. 14,5 m) in Vianden sowie der Südfassade von Reams (Höhe: ca. 15 m). Im Verhältnis zur Grundfläche gesehen überwiegt bei diesen dreibzw. viergeschossigen Saalbauten jedoch ihre Länge (Wartburg: 38 m, Großer Saalbau Vianden: 35 m, Kleiner Saalbau Vianden: 33 m, Reams: 32 m), wodurch trotz der Höhe insgesamt eine gewisse lagerhafte, erdgebundene Gebäudewirkung entsteht. Diese langgestreckte, lagerhafte Wirkung ist bei den großen, zweigeschossigen Saalbauten, wie z. B. beim Saalbau in Bamberg (Länge: 45 m, Höhe Ostfassade: geschätzt ca. 9 m), Braunschweig (Länge: 43 m, Höhe Westfassade: ca. 10 m) oder Goslar (Länge: 49 m, Höhe Ostfassade: ca. 13 m) noch wesentlich stärker ausgeprägt.76 76 Weitere Ausführungen zur Fassadengröße, -proportion und -gliederung sind unter dem Kapitel 2.9 “Die Fassade“ nachzulesen. 39 Grundriss und Gebä udety pus Tabelle 1: Befundauswertung zu Datierung/ Maßangaben der Saalbauten77 O, W, N, S GF EG, OG = Himmelsrichtungen = Grundfläche = Erdgeschoss, Obergeschoss Name Saalbau Datierung Babenhausen/ Hessen D-Datierung = dendrochronologische Datierung o. B. = ohne Befund = nicht vorhanden Breite : Länge, GF Proportion (Außenmaß) Fassadenhöhe (bis zur Traufe) ca. 13 m (W-Fassade) Bautypus unbekannt, geschätzt: ca. 9 m (O-Fassade) 18/19 m (S-Fassade), 16/19 m (O-Fassade) ca. 10 m (W-Fassade, Hofseite) sehr lang gestrecktes Rechteck 1180er Jahre bis um 1200, D-Datierung EG 1188/89 Bamberg, um 1200/10, Pfalz/Bayern 2. Bauphase (Saalbau nach 1200, (W-Gang) um ohne W-Gang) 1230 Boymont/ 1230/35-40 Südtirol, Italien 8,5 : 42 m, ca. 1 : 5 357 qm 12 : 45 m, ca. 1 : 3,5 540 qm 12 : 17 m, ca. 1 : 1,5 204 qm Braunschweig, Burg Dankwarderode/ Niedersachsen Eckartsburg bei Eckartsberga/ Sachsen-Anhalt 3. Viertel 12. Jh. 15 : 43 m, ca. 1 : 3 645 qm Ende 12. Jh., ca. 1165/70 11 : 14,5 m, ca. 1 : 1,3 159,5 qm ca. 14,5/10,5 m (O-Fassade, Hofseite) 621 qm ca. 10,5 m (N-Fassade), ca. 9 m (S-Fassade, Hofseite) Eger (Cheb), 1170/80 oder Pfalz/ Tschechische um 1220/30 Republik 13 : 46,5/49 m, ca. 1 : 3,5 Gamburg/ BadenWürttemberg um 1189/90 – Anfang 13. Jh. 12/12,5 : 16/16,5 m, ca. 1 : 1,3 Gelnhausen, Pfalz/ Hessen um 1170-80 16 : 29 m, ca. 1 : 2 Girbaden (Guirbaden)/ Elsass, Frankreich um 1220/30 15,5 : 37 m, ca. 1 : 2,5 77 199 qm ca. 11 m (O-Fassade, Hofseite: 2 Geschosse), ca. 15,5 m (W-Fassade: 3 Geschosse) 464 qm ca. 12 m (S-Fassade, Hofseite) 573,5 qm ca. 10 m (O-Fassade, Hofseite) äußerst lang gestrecktes Rechteck kurzes Rechteck langes Rechteck mit leicht schräger S-Seite kurzes, leicht trapezförmiges Rechteck sehr lang gestrecktes Rechteck mit auffallend schräger W-Seite ganz kurzes Rechteck Rechteck langes Rechteck Die Maßangaben sind jeweils leicht auf- bzw. abgerundet. - An dieser Stelle sei für den Größenvergleich der Grundrisse (Außenmaße) noch auf die Saalbauten der Pfalz in Kaiserswerth, in Klosterneuburg bei Wien und der Prager Burg Hradschin hingewiesen. Der sehr komplexe Baukörper in Kaiserswerth (spätes 12. Jahrhundert, um 1184) ist ca. 30 x 40/50 m = 1350 qm groß und hat eine Westfassadenhöhe (Rheinseite) von 23/26 m. – s. auch Biller 1998, S. 173-188. – Bei dem etwa mit der Burg Tirol zeitgleichen Saalbau in Klosterneuburg beträgt die Länge der noch erhaltenen Ostseite ca. 32 m. Binding (1996, S. 203) gibt die Saalbaumaße mit 12,5 x 25 m (i. L.) an. – Oettinger, Karl: Die Babenberger Pfalz in Klosterneuburg als Beispiel einer bairischen Dynastenpfalz, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 19, 1959, S. 371-376. - Seeger 1997, S. 105-115. – Der im 2. Drittel des 12. Jahrhunderts ausgebaute Saalbau der Prager Burg besitzt eine Grundfläche von ca. 12 x 48 m = 576 qm. – Formanek, Vaclav u. a.: Die Prager Burg. Prag 1965. – Borkovsky, Ivan: Die Prager Burg zur Zeit der Premyslidenfürsten. Prag 1972. – Durdík 1998, S. 197-204. 40 Grundriss und Gebä udety pus Name Saalbau Datierung Breite : Länge, GF Proportion (Außenmaß) Bautypus Gnandstein/ Sachsen 1. Viertel 13. Jh. 7,5 : 18 m, ca. 1 : 2,5 langes Rechteck mit leichter Schrägführung der O-Seite Goslar, Pfalz/ Niedersachsen um 1050, 2. Bauphase 2. Hälfte 12. Jh. 2. Viertel 13. Jh. 17,5 : 49 m, ca. 1 : 3 Fassadenhöhe (bis zur Traufe) 135 qm ca. 7,8/9,5 m (N-Fassade, Hofseite: 1 ½ Geschosse), ca. 15,3/17 m, (S-Fassade: 3 Geschosse) 78 857,5 qm ca. 13 m (O-Fassade), ca. 10/12 m (W-Fassade) 172 qm ca 12 m (N-Fassade, Hofseite), ca. 20 m (S-Fassade, bis zum Zinnenkranz79) 475 qm o. B. 80 ca. 335 qm o. B. geknicktes Sechseck 81 Rechteck Gutenfels/ Rheinland-Pfalz 8 : 21,5 m, ca. 1 : 2,5 Kaiserslautern, Pfalz/ Rheinland-Pfalz Krautheim (Wohn- und Kapellenbau)/ BadenWürttemberg Neuerburg (Westerwald)/ Rheinland-Pfalz Reams in Riom/ Graubünden, Schweiz Reinegg (Reineck) in Sarnthein/ Südtirol, Italien vor 1158, 19 : 25 m, Umbau Kapelle ca. 1 : 1,3 um 1220/30 um 1230/40 13 m (W) : 13 m (N) : 19 m (O) : 17,5 m (S) Rothenburg, Kyffhausen/ Thüringen langes Rechteck langes Rechteck ganz kurzes Rechteck ca. 1160/70 10,5 : 20 m, ca. 1 : 2 210 qm o. B. um 1230, D-Datierung EG 1226/27 12 : 32 m, ca. 1 : 3 384 qm 15 m82 2. Viertel bzw. Mitte 13. Jh. 12/13 : 24/28 m, ca. 1 :2 ca. 325 qm ca. 9 m (O-Fassade, Hofseite) Rechteck mit auffallend schräger N-Seite Mitte 13. Jh. 12 : 23 m, ca. 1 :2 276 qm o. B., geschätzt: 15 m (O-Fassade), 12-13 m (W-Fassade, Hofseite) Rechteck mit leicht gebogener O-Seite langes Rechteck 78 Der große Niveauunterschied des Saalbaugeländes in Nordsüdrichtung beträgt heute 6,5 m und betrug in romanischer Zeit 7,5 m. 79 Da das ursprüngliche Burghofniveau im Westen ca. 2,7 m, im Osten etwa 3,8 m tiefer als heute lag, ergibt sich für die romanische Nordfassade eine Höhe bis zur Traufe von ca. 15/16 m. 80 Auf Grund des in Nordsüdrichtung um mehr als 5 m abfallenden Geländes muss die Fassadenhöhe im Süden auch um so viel höher als im Norden gewesen sein. Deshalb besaß die Südfassade drei oder vier, die Nordfassade zwei oder drei Geschosse. 81 Der Grundriss ist nach D. Leistikow vermutlich durch das Zusammenfügen eines Wohnbaus und einer Kapelle zu einem gemeinsamen Baukörper unter einem Dach in einer zweiten Bauperiode entstanden. 82 Hierbei ergibt sich für jedes der drei Geschosse eine Höhe von etwa 5 m. 41 Grundriss und Gebä udety pus Name Saalbau Datierung Breite : Länge, GF Proportion (Außenmaß) Seligenstadt am Main, Pfalz/ Hessen Tirol, Burg/ Südtirol, Italien um 1170/80, 2. Bauphase um 1230/40 D-Datierung UG 1138/39, 2. Bauphase um 12701280/8583 13,5 : 46 m, ca. 1 : 3,5 621 qm 14 : 22 m, ca. 1 : 1,5 308 qm Ulrichsburg (Saint-Ulrich)/ Elsass, Frankreich um 1200 (D-Datierung vor 1201), 2. Bauphase vermutl. 14. Jh. (2. OG) frühes 13. Jh., um 1203/05, 2. Bauphase ca. Mitte 13. Jh. 10 : 17/19 m, ca. 1 : 2 180 qm 10/12 : 33 m, ca. 1 : 2,5 363 qm ca. 14,5 m (O-Fassade) frühes 13. Jh., um 1203/05, 2. Bauphase ca. Mitte 13. Jh. 1156-62, 2. Bauphase 1162-65/vor 1172 (4. Geschoss) 14 : 35 m, ca. 1 : 2,5 490 qm ca. 18,5 m (O-Fassade) 14 : 38 m, ca. 1 : 3 532 qm sehr langes Rechteck 1168-90, 2.-3 Bauphase 1204-12, um 1225 (Anbau mit Treppenhaus N-Fassade) Burggründung 1. Viertel 12. Jh., Saalbau wohl etwas später 13 : 26 m, ca. 1 : 2 338 qm max. 18 m/ 22,5 m (O-Fassade, 1./2. Bauphase), max. 11,5 m/ 15 m (WFassade, Hofseite, 1./2. Bauphase) 85 10 m (N-Fassade, Hofseite), 13 m (S-Fassade) 9,5 : 18,5 m, ca. 1 : 2 ca. 176 qm 10 m Rechteck Vianden (Kleiner Saalbau)/ Luxemburg Vianden (Großer Saalbau)/ Luxemburg Wartburg/ Thüringen Weißensee, Runneburg/ Thüringen Wildburg/ Rheinland-Pfalz Fassadenhöhe (bis zur Traufe) 8,5 m (O-Fassade) ca. 8,5 m (N-Fassade, Hofseite: 2 Geschosse), ca. 13 m (S-Fassade: 3 Geschosse) ca. 15,5 m (O-Fassade) 84 Bautypus sehr lang gestrecktes Rechteck kurzes Rechteck mit leicht schräger W-Seite Rechteck mit schräger S-Seite langes, leicht trapezförmiges Rechteck, mit gebogener O-Seite langes Rechteck Rechteck 83 Vom Vorgängerbau aus der Zeit um oder kurz vor 1100 ist die südliche Ringmauer mit vier Lichtschlitzen im heutigen Untergeschoss des Saalbaus erhalten geblieben. 84 Auf Grund des in Westostrichtung sehr steil abfallenden Geländes beträgt der Unterschied des Bodenniveaus zwischen der Ost- und Westseite bis zu 9 m. 85 In Nordsüd- sowie in Ostwestrichtung beträgt die Höhendifferenz des Saalbaugeländes ca. 5 bis 6 m. 42 Grundriss und Gebä udety pus Name Saalbau Datierung Breite : Länge, GF Proportion (Außenmaß) Wildenberg bei Amorbach/ Bayern um 1180-1200, 10,5 : 23 m, 2. Bauphase ca. 1 : 2,5 2. Viertel 13. Jh. Wimpfen, Pfalz/ BadenWürttemberg ca. 1182-1200 17 : 35,5 m, ca. 1 : 2 Fassadenhöhe (bis zur Traufe) 241,5 qm ca. 14 m (N-Fassade) 603,5 qm 8-9 m (N-Fassade) Bautypus langes, leicht trapezförmiges Rechteck, mit geringer schräger N- und S-Seite sehr langes Rechteck mit eingeknickter, rechtwinkeliger Ecke im SO 43 Grundriss und Gebä udety pus 2.1.2 Lage des Saalbaus im Burgbereich86 2.1.2.1 Lage des Saalbaus zur Ringmauer Im Gegensatz zum Bergfried steht der Saalbau in der Regel nicht auf der Angriffseite, sondern an einem möglichst sicheren Ort innerhalb der Burg oder Pfalz. Er befindet sich auf der vergleichsweise wehrtechnisch geringer gefährdeten Seite der Anlage, in oft talseitig gewählter Aussichtslage. Bei den untersuchten Bauobjekten kann keine bevorzugte Ausrichtung nach einer bestimmten Himmelsrichtung festgestellt werden. Bis ins 11. Jahrhundert hinein ist bei den frühen Pfalzen und Burgen allgemein eine Streulage der Gebäude innerhalb der Ringmauer üblich, weshalb auch der Saalbau in der Regel frei im Hof steht.87 Der Saalbau der Pfalz in Paderborn aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts befindet sich ebenso wie der zu Bamberg und Goslar schon ganz in der Nähe der Befestigungsmauer. Seit dem Bau der Hofmauer um 1210 ist das nach 1200 umgebaute Bamberger Gebäude über die rechtwinklig an seiner nördlichen Schmalseite anschließenden Thomaskapelle mit der Ringmauer im Norden verbunden. Auch der in seinem Grundriss aus der Zeit um 1050 stammende, in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts umgebaute Saalbau in Goslar steht über einen Wohnbau an seiner Nordschmalseite mit der nördlichen Ringmauer in Verbindung. Beide Gebäude stehen quer bzw. senkrecht zur Pfalzmauer. Im 12./13. Jahrhundert sind die Saalbauten, welche nicht auf älteren Grundrissen neu errichtet wurden, in der Regel als Randhäuser an die Ringmauer der Kernburg gebaut, an diese angelehnt oder in sie eingestellt. Dabei befinden sie sich im Allgemeinen mit einer Langseite an der Burg- bzw. Pfalzmauer, wie u. a. die Beispiele in Braunschweig, Gelnhausen, Tirol, Weißensee und der Wartburg zeigen. Bei eckigen Ringmauern ist der Saalbau oft auch in eine ungefähr rechtwinklige Ecke eingestellt, so dass eine Schmal- und Langseite in Verbindung mit der Wehrmauer steht. Dies ist z. B. bei der Burg Boymont, der Eckartsburg, der Pfalz in Eger oder der Burg Wildenberg zu sehen. In kleineren quadratischen Kernburganlagen kann der Saalbau auch eine ganze Ringmauerseite ausfüllen (s. Babenhausen und Gutenfels), so dass drei seiner Seiten in Verbindung mit der Burgmauer stehen. Der Saalbau liegt in der Regel an der Innenseite der Ringmauer. Doch kommt es gelegentlich vor, dass bei einer späteren Vergrößerung einer schon bestehenden Burganlage auf Grund von Platzmangel im Burgbereich das repräsentative Hauptgebäude außen an die Kernburg placiert wird. Dabei können wehrtechnisch gefährdete Saalbauseiten u. a. durch den Bau neuer Wehrmauerabschnitte oder eines Zwingers geschützt werden. Als Beispiele hierfür können die Burg Gnandstein, Reinegg (Reineck), Rothenburg/Kyffhausen und die Ulrichsburg angeführt werden.88 86 s. dazu Tabelle 2: Befundauswertung zur Lage des Saalbaus im Burg- bzw. Pfalzbereich. 87 Bis in die salische Zeit hinein scheint die Turmburg, d. h. ein Wohnturm mit einer ihn eng umgebenden Ringmauer, die verbreitetste Bauform zu sein. Im 11. Jahrhundert werden einzelne Burggebäude in die Randzone gerückt, bis nach C. Meckseper (1999a, S. 95) um 1150 diese neue Entwicklung der Ringmauer- oder Randhausburg als mitteleuropäischer Grundtypus des Burgenbaus ihren Abschluss findet. – Zur Lage des Saalbaus im Burg- bzw. Pfalzbereich und der Entwicklung der Randhausburg: Meckseper 1999a, S. 90, 95 und 1999b, S. 267. – Strickhausen 1998a, S. 45. – Böhme 1991, S. 37, 55-58 und 1999, S. 69-77. - Busse 1995, S. 84-85. 88 Der an der südlichen Ringmauer liegende Saalbau mit anschließender Kapelle in Kaiserslautern springt mit etwa einem Drittel seines Grundrisses über die südliche Ringmauer nach außen vor. An dieser Stelle sei noch die unbefestigte Anlage in Seligenstadt erwähnt, welche seit dem 15. Jahrhundert an der Stadtmauer liegt. Dieser dem Mainufer zugewandte Saalbau, der nach Binding (1996, S. 396) vielleicht in der Art eines italienischen Jagdschlosses errichtet wurde, bildet hier eine Ausnahme und findet keine Parallele nördlich der Alpen. 44 Grundriss und Gebä udety pus 2.1.2.2 Lage des Saalbaus zur Kapelle89 Bei den Pfalzen und großen bedeutenden Adelsburgen des 12./13. Jahrhunderts befinden sich Saalbau und Kapelle als repräsentativste Gebäude der Wehranlage häufig in unmittelbarer Nähe zueinander.90 Dabei können diese beiden Gebäudetypen senkrecht zueinander stehen, wie es vor allem öfter in den älteren Pfalzen, z. B. in Bamberg und Goslar, aber auch in der Braunschweiger Burg vorkommt. Der Saalbau in Bamberg besitzt eine rechtwinklig an seine nördliche Schmalseite anschließende Kapelle und eine zweite, die der gegenüberliegenden Giebelseite südöstlich vorgestellt ist. Bei der Kapelle im Norden handelt es sich um eine rechteckige, (nach dem Umbau um 1230) doppelgeschossige Saalkirche mit Apsis, während die Südkapelle ein achteckiger, zweigeschossiger Zentralbau ist. Auch der Saalbau in Goslar steht an seinen beiden Schmalseiten über Wohnbautrakten mit je einer im Osten vorgelagerten Kapelle in Verbindung. Beide sind als Doppelkapellen, die nördliche dreischiffig und mit drei Apsiden, die südliche in Form eines kreuzförmigen Zentralbaus, angelegt. Auf den Pfalzen in Frankfurt, Nürnberg, Goslar, dem Trifels sowie der Burg in Prag sind ebenfalls zwei, auf der Altenburg sogar drei Kapellen nachweisbar.91 Bei den untersuchten Bauobjekten ist ein Sakralbau senkrecht zur Saalbauschmalseite in Braunschweig92, nach Südosten versetzt sowie in Rothenburg/Kyffhausen direkt an der Nordseite und leicht schräg angesetzt, zu finden.93 Seltener sind freistehende Kapellen in Saalbaunähe, wie die schon erwähnten Beispiele von Bamberg, Braunschweig, Goslar, oder auch von der Pfalz in Eger zeigen. Beim zuletzt genannten Ort steht die Doppelkapelle in etwa 3 m Abstand südöstlich vom Saalbau und parallel zu ihm. Häufig setzt die Längsachse des Sakralbaus diejenige des Saalbaus fort, wodurch eine enge Verbindung der beiden Gebäude sowie eine bessere Anpassungsmöglichkeit an die Raumverhältnisse innerhalb der Wehranlage entstehen. Als Beispiele hierfür können u. a. die Burg Tirol, Prag und die Pfalz Wimpfen genannt werden. Auch die als zehneckiger Zentralbau ausgebildete Doppelkapelle in Vianden schließt an der südlichen Schmalseite des Kleinen Saalbaus an. Dagegen steht in Kaiserslautern und bei der Ulrichsburg die Kapelle mittig an der Saalbaulangseite. Auf der Burg Tirol befindet sich noch senkrecht in der Nordostecke von Saalbau und Kapelle ab 1220/30 ein Wohnbau. Und in Reinegg (Reineck) sind im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts Kapelle und Wohnbau nordöstlich vom vermutlich etwas jüngeren Saalbau miteinander verbunden. Während das Kapellengebäude in früher Zeit oft vom Saalbau aus über dem Burghof zu erreichen ist, wird im 12./13. Jahrhundert häufiger eine Verbindung über einen Gang 89 Zur Burg- und Pfalzkapelle und ihrer Beziehung zum Saalbau: Stevens 1978 und 1999, S. 315-320. – Streich 1984 und 1988, S. 115-153 und 1999, S. 58-63. - Burg- und Schlosskapellen 1995. – Arens 1976b, S. 197-210. - Biller 1993, S. 152-153. - Meckseper 1999a, S. 92, 95. – Strickhausen 1998a, S. 54-57, 66-68. – Steinmetz 1998, S. 116117. - W. B. Gen. Schilling 1964, S. 166-173. – An dieser Stelle sei nur kurz auf die große Anzahl verschiedener Formen und Typen von Kapellenbauten auf Pfalzen und Burgen hingewiesen. Es finden sich u. a. Saalkirchen, meist mit einer Ostapsis, wie in Bamberg, Tirol, Wimpfen und kleine aus einem oder zwei Jochen bestehende Kapellen, wie in Wildenberg oder bei der Neuerburg. Daneben gibt es aufwendige Doppelkapellen, z. B. in Braunschweig, Goslar, Eger, Neuenburg, Burg Steinfurt und Landsberg bei Halle. Auch sind z. T. sehr komplexe, oft zweigeschossige Zentralbauten, wie in Goslar mit kreuzförmigem, in Bamberg mit acht- und in Vianden mit zehneckigem Grundriss vorhanden. 90 Eine Erklärung für ihre Verbindung ist nach Stevens (1999, S. 319) nicht nur auf Grund der kurzen Zugangswege gegeben, sondern liegt u. a. wohl auch in ihrer gegenseitig gesteigerten Repräsentationswirkung. 91 Streich 1999, S. 62-63. 92 Es handelt sich um eine dreischiffige Doppelkapelle mit drei Apsiden. 93 Die Lage der einschiffigen Kapelle in Rothenburg/Kyffhausen ist wahrscheinlich aus ihrer Erweiterung nach Osten über die Ringmauer hinaus im Zusammenhang mit der Errichtung des Saalbaus zu begreifen. Der Baubefund lässt auf eine nachträgliche Vereinigung von Kapellensüd- und Saalbaunordmauer schließen. – Leistikow 2000, S. 37. 45 Grundriss und Gebä udety pus geschaffen, z. B. in Braunschweig, Eger und Goslar. Oder es gibt auch direkte Zugänge zwischen den beiden Bauten, besonders zu ihrem Obergeschoss, durch Treppen und Türen. So kann die über der Torhalle liegende Kapelle in Gelnhausen vom Saalbau aus über eine innere Treppe erreicht werden. Ein direkter Zugang vom Saal im Obergeschoss mit der Kapelle ist z. B. bei der Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut in Thüringen, der Rothenburg/Kyffhausen, in Tirol und beim Kleinen Saalbau in Vianden nachweisbar. Neben diesen eigenständigen Sakralbauten kommen Kapellen auch innerhalb eines Pfalz- oder Burggebäudes vor. Sie können sich im Obergeschoss eines Torbaus (sog. Torkapelle) befinden, wie in Boymont, Münzenberg, Wildenberg, Kronberg und in der Bischofsburg Donaustauf oder in der Pfalz Gelnhausen, wo die Kapelle über Eck durch eine Innentreppe mit dem Saalbau verbunden ist. Ebenfalls sind sie in Türmen, z. B. in Trifels94, Friesach, Rieneck und Nideggen zu finden. Auch liegen einige von ihnen innerhalb des Saal- und Wohnbaus als sog. Hauskapellen, d. h. als kleine Privatkapellen des Burgherrn. So sind mehrere Hauskapellen für den Saal- und seinen Ostanbau der Kölner Bischofspfalz schriftlich überliefert. Bei der Wartburg wurde erst nachträglich, wohl Anfang des 14. Jahrhunderts, eine Hauskapelle im südlichen Anschluss an den Saal des ersten Obergeschosses eingebaut. Auch in Eger, Gelnhausen und Wimpfen könnte nach Arens für den direkt neben dem Saal im Obergeschoss liegenden Raum jeweils eine Hauskapelle vermutet werden.95 Es kommen aber ebenso kleine Kapellennischen oder -erker als Bestandteil eines Wohnraumes oder Saales, d. h. als Integration in Profanräumen vor, wie sie bei der Lobdeburg, in Landsberg im Elsass und beim Trifels noch zu sehen sind. Da sie in der Regel in den oberen, oft zerstörten Geschossen liegen, ist ihr nachgewiesener Bestand heute nur noch gering. Bei manchen untersuchten Pfalzen und Burgen bedeutender Adelsgeschlechter ist keine Kapelle nachweisbar. Dies kann daran liegen, dass der Sakralbau sich im bislang archäologisch nicht untersuchten Burgareal befindet oder nicht in der Kern-, sondern in der Vorburg liegt. So ist z. B. für Girbaden durch Grabungen ein dreischiffiges Kapellengebäude in der Vorburg nachgewiesen, während in der Kernburg bislang keine Spuren einer Kapelle gefunden wurden. Die Funktion der Kapelle könnte aber auch durch die nächstgelegene Kirche wahrgenommen worden sein, die sich unterhalb der Burg, zwischen Burg und Siedlung oder innerhalb der Stadt befunden hat. Vielleicht hat z. B. für die Runneburg eine Kirche in Weißensee die Funktion einer Burgkapelle übernommen, wie dies bei der am Berghang zwischen Burg und Stadt liegenden ehemaligen Kilianskirche bei Freyburg für die Neuenburg nachgewiesen ist. 2.1.2.3 Lage des Saalbaus zu den Wohnbauten96 Bei den untersuchten Pfalzen und bedeutenden Adelsburgen des 12./13. Jahrhunderts kommt im Allgemeinen ein Wohngebäude neben dem Saalbau vor.97 Es steht oft in unmittelbarer Nähe zu dessen Schmalseiten oder schließt direkt an diese an. Für das 11. Jahrhundert ist ein Wohntrakt bzw. –bau an der Saalbauschmalseite u. a. in der Paderborner Pfalz an der Ostseite, in Bamberg im Süden als wohl zweigeschossiger 94 Leistikow, Trifelskapelle, 2005, S. 107-115. 95 Tietz-Strödel 1992, S. 23-24. 96 Zum Wohnbau und seiner Beziehung zum Saalbau: Biller: Die Entwicklung der Wohnfunktion in der Adelsburg des Oberrheingebietes im 12./13. Jahrhundert, in: Biller 1985, S. 286-292 und 1993, S. 148-151 und Manuskript 1997. – Binding 1993c, Sp. 1997-2001. - Barz 1999, S.13-23, bes. S. 21-22. - Busse 1995, S. 84-91. - Meckseper 1999a, S. 92 und 1999b, S. 265-267. - Uhl 1999b, S. 307-310. 97 Bei der großen Anzahl von Burgen kleinerer Adelsgeschlechter sind in der Regel keine Saal-, sondern nur Wohnbauten zu finden. – Biller 1993, S. 150. 46 Grundriss und Gebä udety pus Zwischenbau zum Dom hin und in Goslar an der Nordseite nachgewiesen. Dabei wird der Goslarer Saalbaukomplex in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts noch durch Anfügung eines Wohntraktes und einer zweiten Kapelle auf der Südseite erweitert.98 Auch an den Kölner Saalbau schließt an seiner schmalen Ostseite im rechten Winkel ein zweigeschossiger Wohnbau an. Spätestens im 12. Jahrhundert liegt der Wohnbau an der Ringmauer, und zwar oft im Anschluss an die Saalbauschmalseite und in Fortführung von dessen Längsachse. Hierfür können als Beispiele die Pfalzen Eger, Gelnhausen und die Burgen Boymont sowie vermutlich auch die Gamburg angeführt werden99. Dabei ist ebenso wie bei ihrer z. T. engen Verbindung zur Kapelle öfter eine räumliche Verbindung mittels Türen, Gängen, Treppen zwischen dem Saal im Obergeschoss und einem Wohnraum des Anbaus auf gleicher Geschosshöhe feststellbar. Als Beispiele hierfür werden Boymont (Tür zum Westwohnbau), Goslar (direkte Durchgänge zu beiden Schmalseiten), Reinegg (Tür zum Nordostanbau) und Tirol (Durchgang zum Ostwohnbau) angegeben. Diese Burgen bzw. Pfalzen zeigen gleichzeitig eine räumliche Nähe zwischen Saal-, Wohn- und Kapellengebäude, wie sie in Gelnhausen und Boymont mit über Eck liegender Kapelle und in Tirol mit dem Wohnbau im Saalbau-Kapellenwinkel zu sehen ist. Ebenso besteht bei Eger, Braunschweig und Wimpfen ein enger Zusammenhalt dieser Bauten innerhalb der Wehranlage, auch wenn diese hier z. T. nicht unmittelbar aneinander anschließen. Obwohl sich bei vielen Anlagen auf Grund ihres teilweise zerstörten Bestandes bis heute nur ein gewisser Teil der ursprünglichen Burg- bzw. Pfalzenbauten nachweisen lässt, sind öfter noch mehrere Wohnbauten auf einer Anlage feststellbar. So besitzen z. B. die Saalbauten in Goslar, Weißensee und Reinegg nachweislich zwei, der in Boymont und Tirol wahrscheinlich sogar drei Wohnbauten.100 Sie stammen in der Regel aus unterschiedlichen romanischen Ausbauphasen der Wehranlage: In Goslar entstand der nördliche Wohnbau um 1050, der südliche in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Auf der Burg Tirol kann der Nordbau um 1174101, der große mittlere Wohnbau in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts102 und der Ostwohnbau im SaalbauKapellen-Winkel um 1220/30103 datiert werden. Öfter ist der Wohnbau auch älter als der in diesem Fall etwas später ergänzte Saalbau, z. B. bei der Ulrichsburg und vermutlich auch bei der Rothenburg/Kyffhausen sowie Burg Reinegg und Tirol (Nordbau). Der Wohnbau kann aber auch an der Ringmauer gegenüber vom Saalbau liegen, wie es z. B. bei Burg Gutenfels sowie vermutlich auch schon zur Erbauungszeit bei der Rotenburg/Kyffhausen und der Wartburg der Fall ist. Oder Saal- und Wohnbau befinden sich weit voneinander entfernt, am gegenüberliegenden Ende der Kernburg, z. B. auf der Ulrichsburg und Burg Wildenberg. Bei letzterer liegt der wohl ältere Wohnbau am Ende in der Südwestecke der Kernburg in einem durch die versetze 98 Als Beispiel dafür, dass schon in karolingischer Zeit Saalbauten in Verbindung mit Wohnbauten stehen können, seien hier nur auf die Pfalzen in Paderborn und Frankfurt hingewiesen. – Meckeper1999b, S. 265. 99 Nach Barz (1999, S. 22) gilt bislang nur für die Burgen Girbaden, St. Ulrich und Wildenberg ein Saalbau ohne angrenzenden Wohnbau als gesichert. 100 An dieser Stelle sei auf die Burg Münzenberg mit ihren beiden repräsentativen Wohnbauten hingewiesen, welche nach G. Binding und B. Jost (1995, S. 240) um 1153 bis Mitte der 1160er Jahre datiert werden. Sie stehen auf einer Längsachse nebeneinander und weisen die gleiche Gebäudetiefe bei unterschiedlicher Höhe ihrer drei Geschosse auf. 101 Bitschnau/Hauser 1998, S. 36. 102 Bitschnau/Hauser 1998, S. 42. 103 Bitschnau/Hauser 1998, S. 40. 47 Grundriss und Gebä udety pus Ringmauer räumlich getrennten Burgteil. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit einem durchgehenden Saal im Obergeschoss.104 2.1.2.4 Lage des Saalbaus zum Turm:105 Ihrer Funktion nach mit den Wohnbauten vergleichbar sind Wohntürme106. Sie können daher – ähnlich wie diese – in engem baulichen Zusammenhang mit dem Saalbau stehen. Dabei liegen sie ebenfalls an der Ringmauer und bilden öfter durch ihren Anschluss an die Saalbauschmalseite eine Fortsetzung seiner Längsachse. Als Beispiele hierfür können u. a. die Eckartsburg und die Runneburg in Weißensee angeführt werden.107 Bei der Eckartsburg füllt der quadratische Wohnturm mit dem in einer zweiten Bauphase angeschlossenen Saalbau gleicher Tiefe die gesamte Westecke der schmalrechteckigen Kernburg aus. Von der Nordseite des Saalbaugeschosses her erfolgt über eine Tür der Zugang zum Turm. Eine Innentreppe in seiner Mauerstärke führt zu dessen durch Kamin und Biforienfenster als Wohnraum ausgestatteten ersten Obergeschoss.108 Dies entspricht der räumlichen Verbindung auf der Burg Weißensee, wo ebenfalls über Tür und Innentreppe der Zugang vom Saalbau zum Wohnturm erfolgt.109 Auch die Burg Wildenberg110 und Reams in Riom111 zeigen eine enge räumliche Saalbau-Turm-Verbindung mit inneren Zugängen. In beiden Fällen handelt es sich jedoch eher um Bergfriede mit deutlich geringerer Gebäudetiefe. Der reinen Verteidigungszwecken dienende Bergfried steht in der Regel frei im Hof, oft auch auf dem höchsten Punkt des Pfalz- bzw. Burgareals. Seine Lage ist im Gegensatz zum Saalbau im gefährdeten Burgbereich, d. h. auf der Angriffsseite, welche im Allgemeinen die Halsgrabenseite ist. Deshalb befindet er sich öfter in größerer Entfernung vom Saalbau oder sogar an seinem entgegengesetzten Ende der Wehranlage, wie Burg Tirol, Wildenberg (Südwestturm) und die Ulrichsburg zeigen. Der Turm kann einen runden Grundriss haben, wie z. B. in Gelnhausen, Krautheim, der Rothenburg/Kyffhausen oder einen quadratischen aufweisen, wie bei Gutenfels, Wildburg, Reinegg (Reineck) und der Gamburg zu sehen ist. Daneben gibt es auch polygonale Bergfriede, z. B. fünfeckige, mit der spitzen Ecke zur Angriffsseite (Neuerburg und Lützelburg im Elsass) oder sechseckige (Brandenburg, Dornburg).112 104 Bei einigen Wohnbauten, welche nicht in direkter Verbindung zum Saalbau standen, könnte es sich auch um Sitze von Burgverwaltern gehandelt haben, d. h. sie wären in diesem Fall nicht vom Burgherrn selbst bewohnt gewesen. 105 Grundlegende Literatur zum Wohnturm und Bergfried: Biller 1993, S. 134-148. - Binding: Günther: Bergfried, in: Lexikon des Mittelalters 1, 1980, Sp. 1955 und Donjon, 3, 1985, Sp. 1249. - Herrmann 1995. – Jost 1995, S. 137141 und 1996, S. 2-15. - Leistikow 1999a, S. 194-210 (mit Literaturhinweisen S. 208, Anm. 6). –– Pehla 1974. – Schmitt 1994c, S. 143-178. - Strickhausen 1998a, S. 57-66. - Steinmetz 1998, S. 105-111. – Zeune, Joachim; Uhl, Stefan: Bergfried, in: Burgen in Mitteleuropa 1999, Bd. 1, S. 237-245, 314-315. 106 Bei der Typologie von Burgtürmen wird im allgemeinen zwischen Wohntürmen und Bergfrieden unterschieden. Während Wohntürme über Wohnausstattungselemente, wie Kamine, Fenster, Aborte usw. verfügen, fehlen diese in der Regel bei den allein zur Verteidigung dienenden Bergfrieden. Doch wurde diese Unterteilung im Mittelalter nicht vorgenommen, denn die historischen Quellen aus jener Zeit verwenden nur den Begriff turris. - Strickhausen 1998a, S. 57. 107 Für die Turm-Saalbau-Verbindung können nach Meckseper (1998a, S. 26) kaum Vorstufen und Parallelen gefunden werden. Jedoch zeichnet sich dieser räumliche Zusammenhang schon beim Granusturm und Saalbau der Pfalz Karls des Großen in Aachen ab. 108 s. Schmitt 1998, S. 21. – Meckseper 1998a, S. 26. – Strickhausen 1998a, S. 112-113. 109 Kozok 1998, S. 189ff. - Strickhausen 1998a, S. 218. 110 Wie bei der Eckartsburg füllt die Saalbau-Turm-Kombination der Burg Wildenberg eine ganze Ecke, hier im Norden der Kernburg, aus. – Hotz 1963, S. 39-40. 111 Poeschel 1929/30, S. 257-258. – Clavadetscher/ Meyer 1984, S. 68-69. 112 s. dazu auch: Meckseper 1999a, S. 91-92. 48 Grundriss und Gebä udety pus Bei großen Anlagen, wie in Wimpfen oder bei der Wartburg, können auch zwei Bergfriede vorhanden sein, welche die beiden Endpunkte der Anlage sichern.113 113 Bei der Pfalz in Wimpfen sei in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass es sich hier um zwei Bergfriede im Süd- und Nordwesten sowie einen Wohnturm („Roter Turm“) in der Ostspitze der Ringmauer handelt. 49 Grundriss und Gebä udety pus Tabelle 2: Befundauswertung zur Lage des Saalbaus im Burg- bzw. Pfalzbereich O, W, N, S GF OG = Himmelsrichtungen = Grundfläche = Obergeschoss Name Saalbau o. B. - Lage zur Ringmauer innen, W-, Nund S-Seite an quadratischer Ringmauer Lage zur Kapelle innen, an N-Schmalseite über Kapelle mit Ringmauer verbunden innen, in SO-Ecke der ungefähr rechteckigen Ringmauer eine Kapelle rechtwinklig an N-Schmalseite, eine zweite im S vorgelagert an O-Bereich der N-Langseite im 1. OG (über Anbau und Tordurchfahrt) Zwischenbau an S-Seite Braunschweig, Burg Dankwarderode/ Niedersachsen Eckhartsburg bei Eckartsberga/ Sachsen-Anhalt innen, an O-Seite der Ringmauer Doppelkapelle an S-Schmalseite, nach O versetzt o. B., vermutlich über dem Burgtor im O Wohnräume im S von Kapelle Eger (Cheb), Pfalz/ Tschechische Republik innen, in NO- Ecke der Ringmauer Doppelkapelle ca. 3 m vor S-Langsseite (im SO), Holzgang verbindet OG Kapelle und Saal an schräger W-Schmalseite Gamburg/ Baden-Württemberg innen, an W-Seite der Ringmauer Babenhausen/ Hessen Bamberg, Pfalz/ Bayern (Saalbau nach 1200, ohne W-Gang) Boymont/ Südtirol, Italien innen, in SW- Ecke der ungefähr rechteckigen Ringmauer o. B. o. B. Lage zum Wohnbau vermutlich im N und S, rechtwinklig nach O anschließend = ohne Befund = nicht vorhanden Lage zum Turm quadratischer Turm freistehend, mittig vor O-Fassade o. B. 1 Wohnbau an W-Seite, 2 oder 3 weitere in Kernburg nachweisbar vielleicht über Eck an O-Seite vom Turm ein quadratischer Turm in NO-, ein zweiter in NW-Ecke der Ringmauer o. B. Himmelsrichtung genau NSAusrichtung ungefähr NSAusrichtung ungefähr OWAusrichtung ungefähr NSAusrichtung quadratischer Turm an N-Schmalseite, Torturm an O-Seite der Ringmauer über Eck gestellter quadratischer Turm an SRingmauer ungefähr NSAusrichtung vermutlich an quadraN-Schmaltischer seite Turm freistehend SO vom Saalbau ungefähr NSAusrichtung ungefähr OWAusrichtung 50 Grundriss und Gebä udety pus Name Saalbau Gelnhausen, Pfalz/ Hessen Lage zur Ringmauer innen, an N-Seite der Ringmauer Girbaden (Guirbaden)/ Elsass, Frankreich innen, in NW-Ecke der Ringmauer Gnandstein/ Sachsen außen, an SO-Ecke der Ringmauer Goslar, Pfalz/ Niedersachsen innen, an N-Schmalseite über Wohnbau mit Ringmauer verbunden innen, an S-, O- und W-Seite der quadratischen Ringmauer Gutenfels/ Rheinland-Pfalz Kaiserslautern, Pfalz/ RheinlandPfalz 2/3 innen, an S-Ringmauer, ca. 1/3 über diese nach außen vorspringend Krautheim (Wohn/Kapellenbau)/ Baden-Württemberg innen, in SO-Ecke der Ringmauer Neuerburg (Westerwald)/ Rheinland-Pfalz innen, in SO-Ecke der Ringmauer Lage zur Kapelle an WSchmalseite über Eck Torhalle mit Kapelle im OG, über Innentreppe mit Saalbau verbunden o. B., aber eine Kapelle in der Vorburg nachgewiesen Lage zum Wohnbau an O-Schmalseite o. B. Lage zum Turm quadratischer Turm an S-Seite Torbau, Rundturm freistehend SO vom Saalbau o. B. über Eck im NW, an der W-Seite der Ringmauer im O vor den je ein beiden Wohnbau an Wohnbauten an N- und SN- und S-Seite Schmalseite Rundturm freistehend N vom Saalbau -, außerhalb der Kernburg möglich quadratischer Turm im NO, aussen an der Ringmauer o. B. gegenüber vom Saalbau, an N-, S-, O-Seite der Ringmauer mittig an der O-Langsseite, an S-Ringmauer; im 13. Jh. o. B. ummantelt und über S-Ringmauer nach außen vorspringend Wohnbau (NO) s. Lage zur und Kapelle Kapelle über Eck (SO) bilden ein Gebäude, gemeinsamer Eingang diagonal gegenüber, in NW-Ecke der o. B. Ringmauer o. B. Himmelsrichtung ungefähr OWAusrichtung NSAusrichtung OWAusrichtung ungefähr NSAusrichtung OWAusrichtung NSAusrichtung o. B. Rundturm freistehend vor N-Schmalseite 5-eckiger Turm freistehend vor N-Langseite ungefähr NS- und OWAusrichtung, da GF geknicktes Sechseck OWAusrichtung 51 Grundriss und Gebä udety pus Name Saalbau Lage zur Ringmauer Reams im S und W in Riom/ von Ringmauer Graubünden, Schweiz umgeben; Verlängerung der O-Seite nach S und der W-Seite nach N durch die Ringmauer Reinegg (Reineck) außen, an in Sarnthein/ W-Seite der Südtirol, Italien Ringmauer Lage zur Kapelle Doppelkapelle im O, neben Turm und an O-Wohnbau Wohnbau an NO-Ecke Saalbau und NO an Kapelle Rothenburg, Kyffhausen/ Thüringen außen, an O-Seite der Ringmauer schräg an N-Schmalseite Wohnbau im NWAnschluss an Kapelle und gegenüber an W-Ringmauer Seligenstadt am Main, Pfalz/ Hessen keine Burgmauer, seit dem 15. Jh. mit W-Seite außen an der Stadtmauer innen, an an O-SchmalS-Seite der seite, und an Ringmauer S-Ringmauer, seit OGAufstockung beide Bauten unter einem Dach, direkter Zugang außen, an mittig an O-Seite der W-Langseite Ringmauer, an S-Seite Zwinger Tirol, Burg/ Südtirol, Italien Ulrichsburg (Saint-Ulrich)/ Elsass, Frankreich Vianden (Kleiner Saalbau)/ Luxemburg innen, an O-Seite der Ringmauer o. B. Doppelkapelle (10-eckiger Zentralbau) an S-Schmalseite, direkter Zugang Lage zum Wohnbau o. B. Lage zum Turm quadratischer Turm an W-Schmalseite Himmelsrichtung ungefähr OWAusrichtung quadratischer Turm freistehend im SO vor Saalbau Rundturm freistehend im SW ungefähr NSAusrichtung ungefähr NSAusrichtung ungefähr NSAusrichtung - - im O-Winkel von Saalbau und Kapelle, in Mitte der O-Seite Ringmauer und im N, an O-Seite Turm N vom Saalbau, an O-Seite N-Turm quadratischer Turm an N-Seite, ganz nah der NWEcke der Ringmauer OWAusrichtung quadratischer Turm in NW-Ecke, großer trapezförmiger Turm in SW-Ecke der Ringmauer im W, in S-Ecke vom Großen bzw. N-Ecke vom Kleinen Saalbau ungefähr NSAusrichtung o. B. ungefähr NSAusrichtung 52 Grundriss und Gebä udety pus Name Saalbau Vianden (Großer Saalbau)/ Luxemburg Wartburg/ Thüringen Lage zur Ringmauer innen, an O-Seite der Ringmauer Lage zur Kapelle an S-Schmalseite Kleiner Saalbau, dann Kapelle innen, an O-Seite der Ringmauer o. B. Weißensee, Runneburg/ Thüringen innen, an SO-Ringmauer o. B. Wildburg/ Rheinland-Pfalz innen, an W-Ringmauer o. B. Wildenberg bei Amorbach/ Bayern innen, in NO-Ecke der Ringmauer SO, im OG über der Torfahrt Lage zum Wohnbau an W-Langseite Lage zum Turm im W, in S-Ecke vom Großen bzw. N-Ecke vom Kleinen Saalbau vermutlich quadragegenüber tischer W-Langseite, Turm an W-Seite freistehend der Ringnahe mauer NW-Ecke Saalbau und freistehend ganz im SW der Ringmauer ganz nah quadraNW, vor tischer N-Seite vom Turm an WWohnturm Schmalseite und vermutl. und im NO, auch an beim Tor O-Seite der der RingRingmauer mauer (O-Seite vom zweiten Turm, gleich S vom Burgtor) 5 m vor NquadraSchmalseite tischer quergelagert, Turm an N vom S-RingWohnbau mauer (an seinem O- und W-Bereich) vermutl. weitere Wohnbauten in SO-Ecke quadrader Ringtischer mauer Turm an NWSchmalseite und ganz im SW, über Eck an der SW-Ringmauer Himmelsrichtung ungefähr NSAusrichtung NSAusrichtung ungefähr OWAusrichtung ungefähr NSAusrichtung SW-NOAusrichtung 53 Grundriss und Gebä udety pus Name Saalbau Wimpfen, Pfalz/ Baden-Württemberg Lage zur Ringmauer innen, an N-Seite der Ringmauer Lage zur Kapelle an O-Schmalseite Lage zum Wohnbau sog. Steinhaus (mit OGSaal) im W, an N-Seite der Ringmauer und kleinerer Wohnbau SO vom Saalbau Lage zum Turm drei quadratische frei stehende Türme nahe der Ringmauer: zwei im W, einer im O Himmelsrichtung ungefähr OWAusrichtung 54 Rauma ufteilung nach Gesc hossen 2.2 Raumaufteilung nach Geschossen 2.2.1 Das Kellergeschoss Um den Höhenunterschied des Geländeniveaus auszugleichen, steht der Saalbau oft auf einem Substruktionsgeschoss, welches im Allgemeinen als Keller genutzt wurde. Beim Ausgleich erheblicher Höhenunterschiede kann ein Teil des Gebäudes unterkellert sein. So hat z. B. der Wartburger Saalbau ein aus zwei Räumen bestehendes Kellergeschoss, das sich auf zwei Drittel seiner Grundfläche im Süden beschränkt. Auch der Saalbau von Kaiserslautern besaß vermutlich nur im südlichen Drittel seines Gebäudebereichs bis zur Ringmauer einen Keller, der vielleicht in zwei etwa gleich große Räume unterteilt war. Bei der Rothenburg in Kyffhausen nimmt das Kellergeschoss in Längsrichtung die halbe Grundfläche im Osten ein. Und der Saalbau der Ulrichsburg steht an der äußeren Ringmauerseite im Osten auf einer wesentlich tieferen Felsstufe als auf der Westseite, weshalb er hinter 12 m hohen östlichen Mauern drei Kellergeschosse besitzt. Davon liegen das untere und wahrscheinlich auch das mittlere im Ostteil, während sich der obere Keller über die ganze Gebäudegrundfläche ausbreitet. Nimmt der Saalbaukeller die gesamte Geschossfläche ein, muss er oft erhebliche Niveauunterschiede ausgleichen. So beträgt bei der Gamburg der Höhenunterschied zwischen Osten und Westen ca. 4,5 m, bei Gnandstein zwischen Norden und Süden ursprünglich 7,5 m, weshalb das Erdgeschoss auf der Nordseite noch zur Hälfte in den Boden eingetieft ist. Manche Untergeschosse sind zur einen Seite kellerartig ausgebildet, während sie auf der anderen Seite in Erdgeschosshöhe reichen. Als Beispiel hierfür können u. a. das Erdgeschoss des soeben erwähnten Saalbaus von Gnandstein, das im Süden kellerartig vertiefte Untergeschoss von Eger und das im Norden bis 3 m unter Bodenniveau liegende Erdgeschoss von Boymont angeführt werden. Das Untergeschoss kann sockelartig über das Außenniveau emporragen, wie z. B. in Gelnhausen, Weißensee, Tirol und bei der Burg Wildenberg. Auch gilt zu beachten, dass das ursprüngliche Bodenniveau oft nicht mit dem heutigen übereinstimmt. So ist u. a. das Kellergeschoss vom Saalbau in Gelnhausen114, der Rothenburg in Kyffhausen und von Gnandstein115 heute weitgehend aufgefüllt. Auf Grund dieser Ausführungen werden für das unterste Saalbaugeschoss teilweise unterschiedliche Begriffe wie Keller, kellerartiges Untergeschoss, sockelartiges Erdgeschoss, „halb in das Erdreich eingetieftes Souterraingeschoss“116 u. ä. verwendet.117 Die Keller besitzen in der Stauferzeit in der Regel flache Holzbalkendecken, welche durch raumtrennende Wände und/oder Stützpfeiler bzw. Rundsäulen getragen werden. Raumtrennende Kellerwände aus Stein haben sich u. a. in Gelnhausen, Krautheim, bei der Wartburg und Burg Weißensee erhalten. Bei Gelnhausen erfolgt durch eine mittlere Trennwand eine Aufteilung in einen großen quadratischen Ost- mit kleinem Vorraum, 114 Die Kellerbalkendecke in Gelnhausen lag ursprünglich knapp über der Kopfhöhe des heutigen Betrachters. 115 Das heutige Burghofniveau von Gnandstein liegt im Osten etwa 3,8 m, im Westen ca. 2,7 m höher als zu romanischer Zeit. 116 Schuchardt, G. 2001, S. 70. 117 Hieraus ergeben sich z. T. unterschiedliche Geschossaufzählungen: Schmitt (1998, S. 22-23) schreibt bei der Eckartsburg von einer Saalbaugliederung in Unter- bzw. Kellergeschoss, Strickhausen (1998a, S. 112-113) von einem Erd- und ersten Obergeschoss. Auch bei der Wartburg spricht Strickhausen (1998a, S. 191ff.) von einem Erd- und einem ersten bis dritten Obergeschoss, während die Verfasserin diesen Saalbau in Keller- bis zweites Obergeschoss gliedert. 55 Rauma ufteilung nach Gesc hossen der nach Westen über einen Gang in zwei gleich große Räume führt. Die mittlere Kellerwand in Krautheim trennt den Wohn- und Kapellenbereich voneinander, die bei der Wartburg118 und Burg Weißensee schafft eine Trennung in zwei annähernd gleich große Räume. Stützkonstruktionen lassen sich z. B. für das Untergeschoss der Saalbauten von Gelnhausen, Wartburg, Weißensee und Boymont nachweisen. Kellergewölbe kommen im Allgemeinen erst in gotischer Zeit auf.119 Der eingewölbte Keller vom Saalbau Groß-Geroldseck im Elsass ist durch Kreuzgratgewölbe in drei Schiffe und sechs Joche unterteilt und könnte nach Th. Biller in das 2. Viertel des 13. Jahrhunderts datiert werden.120 Er ist vielleicht nachträglich eingewölbt worden, wie dies beim kreuzgratgewölbten Keller- und Erdgeschoss des Großen Saalbaus in Vianden um 1250 nachweisbar ist.121 Das Krautheimer Tonnengewölbe des Nordkellerraumes stammt nach Annahme von D. Leistokow vermutlich aus dem 16. Jahrhundert122, das der Burg Wildenberg123 ebenso wie die beiden Tonnengewölbe auf der Burg Weißensee aus dem 14. oder 15. Jahrhundert.124 In der Regel ist das als Substruktion für den Saalbau dienende, die unterschiedliche Höhe des Geländeniveaus ausgleichende Kellergeschoss durch schmale Schlitzfenster wenig belichtet. Deshalb wurde es im Allgemeinen zu Lagerzwecken, als Vorrats- und vielleicht auch als Wirtschaftsraum genutzt. 2.2.2 Das Erdgeschoss Bei den Saalbauten, die keinen Keller besitzen, dient ihr oft in den Boden eingetieftes, die Höhenunterschiede des Geländes ausgleichende Erdgeschoss als Substruktion für die oberen Geschosse. In der Regel erfüllt es die Aufgabe eines Kellers als Lager- und vielleicht Wirtschaftsraum und wird aus diesem Grund oft ebenfalls nur durch kleine Schartenfenster belichtet.125 Als Beispiele hierfür können u. a. die Saalbauten von Boymont, Reams, Seligenstadt und Tirol angeführt werden. Die als Säle genutzten Erdgeschosse der reinen Saalbauten von Braunschweig und Goslar sind – im Gegensatz zu den Lagerräumen – mit größeren Fensteröffnungen ausgestattet. So lassen sich für die Braunschweiger Hoffassade große, wahrscheinlich als Dreierarkaden ausgebildete Fensterformen126, für die des 11. Jahrhunderts in Goslar größere einfache Rundbogen- oder Doppelarkadenöffnungen annehmen.127 Im Vergleich zu ihren Hauptsälen im Obergeschoss haben diese jedoch in Bezug auf Raumhöhe, 118 Beim Kellergeschoss der Wartburg ist zusätzlich ein schmaler Gangbereich im Süden und Westen vorhanden. 119 Koch/Jacobi (1978, S. 199, 202) nehmen an, dass die Kelleranlagen unter dem ehemaligen Saalbau des Schlosses Tenneberg noch aus romanischer Zeit stammen. 120 Biller 1985, S. 301. 121 Das Kellergeschoss ist zweischiffig gewölbt, mit einer Mittelstützenreihe, das einschiffig gewölbte Erdgeschoss ist stützenfrei. – Zum Gewölbe des Großen Saalbaus in Vianden: s. Zimmer 1996b, S. 275-276. - Wirtler 1987, S. 8 und Bornheim Gen. Schilling 1964, S. 136. – Zu Keller- und Erdgeschossgewölben des 13. und 14. Jahrhunderts: s. auch Bornheim Gen. Schilling 1964, S. 128-129 und Simon 1902, S. 136. 122 Leistikow Brief 1999. 123 Hotz 1963, S. 62. – Antonow 1987, S. 124. - Hotz 1972a, S. 16-17 (dort: um 1400). 124 Burg Weißensee 1998, S. 171 u. Anm. 73. – Nach Bornheim Gen. Schilling (1964, S. 128) ist der Erdgeschossnordbereich des Saalbaus der Wildburg nachträglich unterkellert worden. 125 Nach Aussage von Bonheim Gen. Schilling (1964, S. 128) übernahm das Erdgeschoss der früheren Saalbauten die Aufgabe, die in etwas späterer Zeit der Keller bewältigte. 126 Dies lässt sich auf Grund der Darstellung des Braunschweiger Platzes von 1598/1604 vermuten. 127 Hoelscher 1927, S. 51, Abb. 7. - Meckseper 1995b, S. 240 u. 243, Anm. 18. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 87 u. Anm. 18. 56 Rauma ufteilung nach Gesc hossen Fensteranzahl und -größe sowie Raumausstattung und -dekoration eine untergeordnete Rolle. Ungeteilte Erdgeschosssäle über einem Kellergeschoss besitzen z. B. der reine Saalbau der Gamburg sowie die differenzierten Saalbauten von Boymont und Wildenberg. Für das Gamburger Erdgeschoss können ein Portal und zumindest zwei dekorative Doppelfenster zur Hofseite rekonstruiert werden. Der Boymonter Erdgeschosssaal war mit je vier Triforienfenster in Blendnischen nach Osten und Süden, einem Kamin sowie einem Aborterker oder einem Balkon ausgestattet. In Wildenberg besaß das ungegliederte Erdgeschoss auf der nordwestlichen Langseite vier Doppelfenster mit Sitzbänken und Fensterverriegelung sowie einen großen Kamin, ein Doppelfenster auf der Südostgiebelseite und ein hofseitiges Portal. Auf Grund ihrer Ausstattung kann das Erdgeschoss des Boymonter128 und Wildenberger Saalbaus eindeutig als ein Hauptgeschoss bezeichnet werden. Bei manchen reinen Saalbauten wird durch Querteilung ein Durchgang bzw. eine Durchfahrt abgetrennt, wie sie z. B. in Bamberg, Goslar und auf Burg Tirol zu sehen ist. Eine große Anzahl von Saalbauten besitzt ein durch Querwände in mehrere Räume aufgeteiltes Erdgeschoss, das in der Regel aus Wohnräumen und zusätzlich einem Saal bestehen kann.129 Dabei kommen Zweiteilungen z. B. bei der Burg Weißensee, Reinegg, vermutlich Gutenfels und vielleicht auch Babenhausen vor. Das Erdgeschoss in Weißensee besitzt zwei ungefähr gleich große Wohnräume, welche jeweils mit drei blendbogenüberfangenen Drillingsarkaden an der Saalbausüdseite sowie einem Portal und einem weiteren Triforium auf der Hofseite im Süden ausgestattet sind. Für Gutenfels können zwei Wohnräume mit je einem Kamin und einem Doppelfenster an der Südseite sowie zwei separaten hofseitigen Eingängen rekonstruiert werden. Vielleicht war ganz im Osten ein schmaler Flur (möglicherweise als Ausgang zum Wehrgang des Vorburg-Tores) abgetrennt, wodurch sich eine Dreiteilung ergeben hätte. Beim Saalbau der Burg Reinegg liegt eine Querteilung in einen etwa zwei Drittel der Grundfläche einnehmenden Nordsaal und einen südlichen Wohnraum vor, deren Belichtung über drei Westfenster erfolgt. Beide Räumlichkeiten sind mit einem Kamin ausgestattet, haben verschieden hohe Fußböden und besitzen einen separaten Treppenzugang vom Hof her. Beim Erdgeschoss in Babenhausen handelt es sich um eine durchgehende Halle mit hofseitiger sechsfacher Arkadenstellung, von der vielleicht ein Nordraum abgetrennt war. Oft wird das Erdgeschoss durch Querwände dreigeteilt130, wodurch Wohnräume, häufig auch mit einem Saal, entstehen. Als Beispiele hierfür können u. a. die Saalbauten von Gelnhausen, der Neuerburg, Vianden (Kleiner Saalbau), der Wartburg und von Wimpfen angeführt werden. Das hoch gesetzte Erdgeschoss131 in Gelnhausen übernimmt die Raumaufteilung des Untergeschosses: Ein etwa die Hälfte der Grundfläche einnehmender Saal mit Kamin befindet sich in der Osthälfte und zwei schmälere Wohnräume liegen hinter einem Südgang. Diese sind mit einem verschließbaren Doppelfenster mit Sitznischen (Ostraum) und zwei Wandschranknischen (Westraum) ausgestattet. Eine ähnliche Geschossaufteilung mit einem Ostsaal und zwei gleich großen Westräumen zeigt der Saalbau in Wimpfen. Im Gegensatz zu der Fünferarkade 128 Bei der Untersuchung des Saalbaus in Boymont (s. Einzelbeschreibung bedeutender Saalbauten) ist von einem ersten Obergeschoss über einem kellerartigen Erdgeschoss die Rede. Es könnte aber auch die Bezeichnung eines hoch gelegenen Erdgeschosses über einem kellerartig geschlossenem Untergeschoss gewählt werden. 129 Die Längsteilung des Saalbauerdgeschosses der Rothenburg in Kyffhausen ist wohl durch die Weiterführung der Kellermauer zu erklären. 130 Zur Dreiteilung des Erdgeschosses s. auch: Bornheim Gen. Schilling 1964, S. 129. 131 Es kann nach Binding (1996, S. 273-288) auch als erstes Obergeschoss bezeichnet werden. 57 Rauma ufteilung nach Gesc hossen des Saales sowie den beiden Dreierarkaden der Westräume in Gelnhausen besitzt das Erdgeschoss in Wimpfen nur kleine Lichtschlitze auf der Nordseite, weshalb es wohl nicht zu Wohn-, sondern zu Lager- und Wirtschaftszwecken genutzt wurde.132 Das Erdgeschoss der Neuerburg hat einen mittleren Saal mit Kamin und zwei schmälere seitliche Räume, wobei die Belichtung durch Biforienfenster erfolgt. Diese Aufteilung weist auch der Kleine Saalbau in Vianden auf, dessen Erdgeschoss eine nördliche Vorbzw. Eingangshalle, einen mittleren Saal und einen Südwohnraum mit Kamin besitzt. Bei der Wartburg zeigt der Saalbau eine Geschossaufteilung in zwei seitliche quadratische Räume mit je einem Kamin (sog. Elisabeth-Kemenate im Süden und Rittersaal im Norden) und einen etwas größeren mittleren, leicht rechteckigen Wohnraum (sog. Speisesaal), ebenfalls mit Kamin ausgestattet. Zwischen den beiden nördlichen Räumen befindet sich eine steinerne Innentreppe und im Anschluss an den Südraum ein Querflur. Nach Westen hin ist diesen Räumen auf der gesamten Erdgeschossfläche ein Gang zur Erschließung vorgelegt, der sich in seinem mittleren Bereich durch eine Arkadenreihe zum Hof hin öffnet. Manchmal werden ungeteilte Erdgeschosse auch in späterer Zeit in mehrere Räume unterteilt, wie dies in Goslar Ende des 13. Jahrhunderts durch den Einbau von sieben Räumen mit Spitztonnengewölbe geschieht. Auch kommt es bei diesem Umbau zur Verkleinerung der hofseitigen Ost- sowie zur Erweiterung der Westfenster zu Türen, wodurch jeder Querraum einen separaten Zugang erhält. Die Erdgeschosse der Saalbauten sind in staufischer Zeit mit flachen Holzbalkendecken versehen, welche bei größeren Spannweiten Stützen besessen haben. Solche Stützen lassen sich teilweise noch dort nachweisen, wo das Erdgeschoss das unterste Geschoss bildet, z. B. in Braunschweig, Goslar, Reams und Seligenstadt. Der Braunschweiger Saalbau besitzt noch heute im Erdgeschoss elf Arkaden auf zehn steinernen Pfeilern mit Winkelkantensäulchen. Für das Gebäude in Goslar können nach den Ausgrabungen von U. Hoelscher fünf Steinpfeiler rekonstruiert werden.133 Im Erdgeschoss des Saalbaus Reams in Riom haben sich die Reste von zwei mächtigen quadratischen Mittelpfeilern erhalten, und in Seligenstadt konnten sieben Fundamente für ehemalige Stützpfeiler festgestellt werden. Dort, wo ein Erdgeschossraum oder Saal heute ein Gewölbe besitzt, ist dies meist nicht in der Ursprungszeit entstanden. Die flachen Kreuzgratgewölbe aus Ziegelsteinen der Burg Weißensee stammen aus dem 16. 134, die des Kleinen Saalbaus in Vianden aus Umbauten gegen Ende des 13. sowie im 14. und 15. Jahrhundert.135 Bei der Untersuchung des Saalbauerdgeschosses können grundsätzlich zwei unterschiedliche Ausführungen festgestellt werden: Wenn kein Kellergeschoss vorhanden ist, dient das Erdgeschoss als Substruktion für die oberen Geschosse. Es ist in diesem Fall in der Regel ein kellerartig geschlossenes und teilweise in den Boden 132 Somit könnte in Zusammenhang von Raumaufteilung und -nutzung eher ein Vergleich zwischen dem Saalbauerdgeschoss in Gelnhausen und dem -obergeschoss in Wimpfen hergestellt werden. 133 Da ein mittleres Pfeilerfundament nicht gefunden wurde, könnte der Querhauseinbau vielleicht auch schon in salischer Zeit erfolgt sein. - Hoelscher 1927, S. 39-40. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 99. 134 Kozok 1998b, S. 177. 135 Der Erdgeschosssüdraum wird von Zimmer (1996b, S. 314 und Anm. 292) auf Grund von Keramikfunden „in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts“, von Koltz, (1977, S. 16 und 1988, S. 15-16) stilistisch in die spätromanische Zeit datiert. Anhand der Wappen in den Gewölbeschlusssteinen erfolgt die zeitliche Einordnung der Gewölbe des mittleren Saales um 1380, die der Eingangshalle im Norden um 1472. – s. dazu: Koltz 1977, S. 20-21. – Wirtler 1987, S. 11. – Eine Wölbung von Erdgeschossräumen aus staufischer Zeit besitzen die Burg in Prag und vermutlich auch die Wartburg mit ihrem quadratischen, kreuzgratgewölbten Nord- und Südraum. Das ursprüngliche Erdgeschoss des Saalbaus in Prag besaß eine über drei Räume durchgehende Tonnenwölbung aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts, unter der sich auf Grund der geringen Belichtung keine Wohnräume befanden. – Durdík/Chotebor 1998, S. 197-204, bes. S. 202. 58 Rauma ufteilung nach Gesc hossen eingetieftes Untergeschoss, das vermutlich eine ähnliche Funktion wie der hier fehlende Keller hatte. Bei den reinen Saalbauten und dort, wo das Erd- über einem Kellergeschoss steht und es sich somit um ein mittleres Geschoss handelt, ist es in der Regel durch eine gesteigerte Ausstattung und Nutzung gekennzeichnet: Häufig sind hier schon Haupträume, d. h. Wohnräume oder teilweise auch kleine Säle zu finden, welche sich durch Kamine, größere, dekorative Fensteröffnungen etc. hervorheben. 2.2.3 Das erste Obergeschoss Wird das Erdgeschoss teilweise schon zu Wohn- und Versammlungszwecken genutzt, so handelt es sich bei dem Ober- eindeutig um das Hauptgeschoss des Saalbaus. Es unterscheidet sich von den Untergeschossen im Allgemeinen durch eine zunehmende Raumhöhe136 sowie größere, dekorativere Fenster- und Türöffnungen. Damit zeichnet es sich insgesamt durch eine gesteigerte Raumausstattung aus, dem ein gesteigertes Repräsentationsbedürfnis zu Grunde liegt. In Bezug auf die nach oben zunehmende Geschosshöhe können als Beispiele Goslar, Braunschweig und die Gamburg mit einer lichten Erdgeschosshöhe von 4,5 m, 4,2 m und 4 m sowie einer Obergeschosshöhe von 6,6 m, 5,6 m und 5,5 m (i. L.) angegeben werden. In Gelnhausen beträgt die lichte Höhe für das Untergeschoss 3,2 m, für das mittlere 4,6 m, und für das oberste Geschoss kann nach G. Binding eine Höhe von ca. 4,8 m rekonstruiert werden.137 Die Fensteröffnungen haben im Obergeschoss im Vergleich zu den unteren Räumlichkeiten an Größe und dekorativer Gestaltung zugenommen. Sie sind als Biforienfenster (Babenhausen, Girbaden, Ulrichsburg, Wildenberg), als Triforien (Boymont, Gelnhausen, Goslar, Gnandstein, Reams, Wartburg, Burg Weißensee), als Viererreihung (Bamberg) und Fünferarkadenöffnung (Eger, Gelnhausen, Wartburg, Wimpfen) ausgebildet. Dabei kommt es öfter auch zu einer Reihung dieser mehrteiligen Rundbogenfenster zu langen Arkadengalerien, welche die gesamte Saal- bzw. einen großen Teil der Fassadenlänge einnehmen können. Hierbei sei z. B. auf die Obergeschosse von Bamberg, Eger, Goslar, Köln, der Ulrichsburg, Wartburg, Burg Weißensee, Wildenberg und Wimpfen hingewiesen. In der Regel führt eine Freitreppenanlage hofseitig zum Portal des Obergeschosses, welche als ein- oder doppelläufige Treppe ausgebildet sein kann (Gelnhausen, Goslar), beim Saalbau der Burg Weißensee sogar als eigenständiges Treppenhaus an die Nordseite gebaut ist. Manche Obergeschosse sind mit Kaminanlagen (Boymont, Girbaden), Fußbodenheizung (vermutlich Gamburg, Hoh-Andlau/Elsass) und Zugängen zu Aborterkern (vielleicht Boymont, Gnandstein), mit Altanen bzw. Balkonen (Seligenstadt, Wimpfen bzw. Kaiserslautern, Wildenberg, vielleicht Gelnhausen) oder hölzernen Außengalerien (Eger, Gamburg) ausgestattet. Der Saal als wichtigstes Kennzeichen des Obergeschosses kann die ganze Grundfläche einnehmen oder mit repräsentativen Wohnräumen auf einer Ebene liegen. Als Beispiele für durchgehende Säle im ersten Obergeschoss seien Girbaden, Gnandstein, Goslar, Gutenfels, Rothenburg/Kyffhausen, Tirol, Ulrichsburg, Vianden, Burg Weißensee, Wildenberg und vielleicht auch Gelnhausen, Köln138 und Babenhausen139 aufgeführt. Die 136 Keller- und Erdgeschosse wurden im Allgemeinen von der Raumhöhe des Hauptgeschosses übertroffen. – s. Bornheim Gen. Schilling 1964, S. 135. 137 Binding 1965, bes. S. 95 und 1996. 138 Der Kölner Obergeschosssaal könnte aber auch von zwei, mit je einem Lilienfenster belichteten, schmalen Räumen flankiert gewesen sein, die vielleicht als Kapellen, Flure oder Treppenhäuser gedient haben. 139 Ob das Obergeschoss in Babenhausen einen durchgehenden Saal enthielt oder von diesem ein Nordraum abgetrennt war, kann nicht eindeutig festgestellt werden. 59 Rauma ufteilung nach Gesc hossen Saalbauten in Bamberg, Eger, Reinegg, der Wartburg und Wimpfen besitzen in ihrem Obergeschoss einen Saal neben einem oder mehreren Wohnräumen. Beim Bamberger Obergeschoss befindet sich vermutlich auf der Nordseite des Saales ein großer Wohnraum, auf der Südseite ein Flur bzw. schmaler Vorraum. In Eger nimmt der Saal etwa die Hälfte der Obergeschossfläche ein, während nach Westen zwei oder drei Räume, vermutlich mit einem vorgelagerten Südgang rekonstruiert werden können. In Reinegg teilt sich das Obergeschoss in einen zwei Drittel der Grundfläche einnehmenden Saal und einen Nordraum auf, wie dies schon sein Erdgeschoss in umgekehrter Reihenfolge zeigt. Auch bei der Wartburg ist in diesem Geschoss hier ein ungefähr quadratischer Nordraum vom großen Saal abgetrennt. Und beim Obergeschoss in Seligenstadt kann auf Grund seiner Fassadengliederung eine Dreiteilung in einen mittleren Raum und zwei seitliche Säle angenommen werden.140 Die Obergeschosse der Saalbauten waren ursprünglich mit flachen Holzbalkendecken versehen, deren mittlerer Längsunterzug bei großen Spannweiten von Säulen oder Pfeilern gestützt wurde. Handelt es sich bei dem ersten auch gleichzeitig um das oberste Geschoss, konnte bei einer Hängewerk-Dachkonstruktion auf Stützen im Innenraum dieses Geschosses verzichtet werden.141 Dort, wo gewölbte Obergeschossräume vorhanden sind, stammen sie in der Regel aus nachstaufischer Zeit. So wurde z. B. der Südteil des Saales im ersten Obergeschoss der Wartburg wahrscheinlich um 1320 für einen kreuzgratgewölbten Kapelleneinbau abgeteilt.142 Bei der Untersuchung des ersten Obergeschosses gilt zu unterscheiden, ob es sich um das oberste Geschoss handelt oder noch ein weiteres darüber folgt. Bildet das erste Obergeschoss eines zwei- oder dreistöckigen Saalbaus den oberen Abschluss, so ist es eindeutig am repräsentativsten ausgestattet und enthält als wichtigstes Raumelement einen Saal, der oft die gesamte Grundfläche einnimmt. Dort, wo schon im Erdgeschoss ein Saal vorhanden ist, wie z. B. in Goslar, Reinegg oder Vianden (Kleiner Saalbau), hebt sich der obere Saal von diesem durch eine gesteigerte Ausstattung seiner Wandöffnungen sowie Innenraumgestaltung hervor. 2.2.4 Das zweite Obergeschoss Manche zweigeschossige Saalbauten erfahren erst in einer späteren Ausbauphase eine Aufstockung um ein weiteres Geschoss.143 So stammen z. B. die beiden unteren Geschosse des Saalbaus von Wildenberg aus der Zeit um ca. 1180-1200, während sein (erstes) Obergeschoss etwa in das 2. Viertel des 13. Jahrhunderts datiert werden kann. Der von ca. 1156-62 errichtete dreigeschossige Wartburger Saalbau wurde etwa 140 Vielleicht waren die Säle gleich groß und besaßen einen etwa quadratischen Mittelraum oder der Ostsaal war größer als der im Westen, auf Kosten des nun schmäleren mittleren Raumes. 141 Eine solche Dachkonstruktion mit Hängesäule könnte z. B. der Ursprungsbau der Gamburg und Burg Weißensee besessen haben. 142 Die komplexe Kernburg in Kaiserswerth besaß im ersten Obergeschoss drei hintereinander liegende Wohnräume. Sie waren von einem in Nordsüdrichtung durchlaufenden Tonnengewölbe mit einer Spannweite von ca. 8 m überdeckt. Diese einheitliche große Tonnenwölbung über Wohnräume und unter einem großen Saal im zweiten Obergeschoss bildet für den Profanbau des 12. Jahrhunderts eine Ausnahme. – Biller 1998, S. 180. – Strickhausen 1998a, S. 203-204. 143 Bei manchen Saalbauten, wie z. B. der Wartburg, Eckartsburg oder auch der Pfalz Gelnhausen ist es - unter Berücksichtigung vom Geländeniveau, späterer Aufschüttungen sowie Ausstattung – schwierig festzustellen, ob das unterste Geschoss treffender als Keller- oder Erdgeschoss bezeichnet werden sollte. Hieraus ergibt sich eine jeweils unterschiedliche Geschossaufzählung für das Gebäude. Einfacher wäre es, zu unterscheiden, ob der Saalbau ein oder zwei Hauptgeschosse (mit Saal und/oder Wohnräumen) besitzt, unabhängig davon, ob diese als Erd- und Obergeschoss oder als erstes und zweites Obergeschoss bezeichnet werden. 60 Rauma ufteilung nach Gesc hossen zwischen 1162 und vor 1172 mit einem weiteren (zweiten) Obergeschoss versehen.144 Die Obergeschossaufstockung des um 1138/39 zweigeschossig errichteten Saalbaus in Tirol erfolgte um 1270-80/85. Manche nachweisbaren dritten Saalbaugeschosse stammen auch aus wesentlich späterer Zeit. So können die auf alten Abbildungen noch sichtbaren Obergeschossreste der Ulrichsburg vermutlich ins 14. Jahrhundert datiert, der Fachwerkaufbau in Eger in die Zeit nach dem Brand von 1472 eingeordnet werden.145 Auch der Saalbau in Gnandstein erhielt eine Aufstockung um ein viertes Geschoss im 14. oder 15. Jahrhundert.146 Bei den Saalbauten der Eckartsburg147, in Eger148, Reinegg149 und Seligenstadt150 wäre ein drittes, der Repräsentation dienendes, aufwendig gestaltetes Geschoss in staufischer Zeit denkbar, welches aber beim aktuellen Forschungsstand nicht nachweisbar ist. Dort, wo der stauferzeitliche Saalbau in drei Geschossen aufgeführt wird, ist das oberste Geschoss oft als durchgehender Saal ausgebildet. Als Beispiele hierfür können - neben dem reinen Saalbau in Gamburg - die Gebäude von Gnandstein, Gutenfels und vielleicht Gelnhausen (erstes Obergeschoss) sowie Weißensee und vermutlich Wildenberg (zweites Obergeschoss) genannt werden. Einen durchgehenden Saal im vierten Geschoss besitzt der Saalbau der Wartburg und vielleicht der in Kaiserslautern.151 Auch die einschließlich des Untergeschosses viergeschossige Kernburg der Pfalz in Kaiserswerth besaß in ihrem obersten Geschoss (zweiten Obergeschoss) einen großen Saal im Westtrakt. Dieser nahm abzüglich eines kleinen südlichen Vorraums wahrscheinlich die gesamte Grundfläche ein.152 Die Stockwerke des Saalbaus erfahren nach oben hin eine zunehmende repräsentative Ausbildung, die ihren Höhepunkt mit einem Saal im obersten Geschoss erreicht. Auch bei einem Gebäude mit zwei Sälen in unterschiedlichen Hauptgeschossen ist der obere in der Regel durch eine gesteigerte Größe sowie reiche, dekorative Ausstattung besonders hervorgehoben. Bei einigen Saalbauten wird sich über dem repräsentativen Saalgeschoss ein weiteres, unterteiltes Obergeschoss mit Wohn- und Schlafräumen befunden haben. Dies kann für Babenhausen angenommen werden, da das zweite Obergeschoss hier eine Höhe von 3 144 Strickhausen 1998a, S. 195, 200-201. – Schuchardt 2001, S. 91ff. 145 Fachwerkobergeschosse lassen sich bei Gebäuderuinen ohne erhaltene massive Giebeldreiecke nur ganz selten nachweisen, weil sie außer ihren hölzernen Dachkonstruktionen keine weiteren Spuren auf der Mauerkrone hinterlassen. Ein belegbares Beispiel stellt der Saalbau aus der Zeit um 1318 des Unterhofes in Diessenhofen in der Schweiz dar. Dieses Gebäude besitzt über zwei unteren Massivgeschossen ein zur gleichen Zeit entstandenes, vorkragendes Fachwerkgeschoss. – Klein 2004, S. 81. – Baeriswyl 1998, S. 238. – Baeriswyl/Junkes 1995, S. 104106. 146 In diesem Zusammenhang sei auch der dreigeschossige Saalbau der Gamburg erwähnt, welcher beim Umbau in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Einteilung in vier Stockwerke erhielt. 147 R. Schmitt hält bei der Eckartsburg ein drittes Saalbaugeschoss für möglich, wobei in dem Fall das noch vorhandene Gesims des Wohnturmes auch am Saalbau entlang gezogen worden wäre. – Schmitt/Weise 1997, S. 78. – Schmitt 1998, S. 24-25. 148 Zur Möglichkeit eines zweiten Obergeschosses in Eger: Binding 1996, S. 378. – Schürer 1934a, S. 32. 149 Vielleicht war für den Saalbau in Reinegg ursprünglich ein drittes Geschoss geplant. Für diese Vermutung könnte die Tatsache sprechen, dass die Hoffassade des nordöstlichen Wohnanbaus die des Saalbaus um fast eine Geschosshöhe überragt. - Zallinger 1981, S. 26. 150 G. Binding vermutet beim Saalbau in Seligenstadt auf Grund der Außenmauerstärke sowie der kräftigen Mauervorlagen der erhaltenen Mainfront eine Dreigeschossigkeit. – s. dazu auch: Cramer 1999, S. 148. 151 Die Südansicht des Saalbaus in Kaiserslautern war drei- oder viergeschossig, je nachdem ob das Zwischengeschoss mit den rechteckigen Fenstern zum ursprünglichen Bestand gehörte oder nicht. – Arens 1982/83, S. 61. – Binding 1996, S. 256. – Eckrich 1963, S. 59. – Biller 1985, S. 267. 152 Biller 1998, S. 173-188, bes. S. 182. 61 Rauma ufteilung nach Gesc hossen m im Gegensatz zum etwa 4,5 m hohen mittleren Saalgeschoss sowie etwas einfachere Rundbogenfenster geringerer Höhe besaß.153 Abb. 27: Grundrisse von Kaiserswerth. Rekonstruktionsversuch von Th. Biller, auf der Grundlage der Pläne von Erkens, 1902. Schraffur = Bestand durchgezogene fette Linien = sichere Rekonstruktion unterbrochene fette Linien = Rekonstruktionsvorschlag unterbrochene Linien = Projektion, Rekonstruktion von Einbauten (aus: Biller 1998, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, 1998, S. 179, Abb. 9) 153 Jost 1999, S. 122. – An dieser Stelle sei auf den Saalbau Reams in Riom/Graubünden hingewiesen, der bei der Saalbauuntersuchung eine gewisse Ausnahme bildet. Er ist in drei Geschosse mit je 5 m Höhe unterteilt, wobei für jedes Stockwerk ursprüngliche hölzerne Trennwände angenommen werden können. Vermutlich befanden sich im Erdgeschoss Vorratsräume, im mittleren Geschoss Küchen und Gesinderäume (Wirtschaftsräume) und im dritten Geschoss Wohn- und Repräsentationsräume. Nur für den Ostteil seines zweiten Obergeschosses kann auf Grund der drei rekonstruierten Triforienfenster ein Saal oder ein großer, repräsentativer Wohnraum angenommen werden. Mit einer Größe von mindestens 9 x 9 m nahm dieser ungefähr einen Drittel der Geschossgrundfläche ein. – Bangerter-Paetz, Manuskript 2000. 62 Rauma ufteilung nach Gesc hossen Tabelle 3: Befundauswertung zur Raumaufteilung des Saalbaus nach Geschossen O, W, N, S = Himmelsrichtungen GF = Grundfläche KG, UG, EG, OG = Geschossangaben Name Saalbau Babenhausen/ Hessen Bamberg, Pfalz/Bayern (Saalbau nach 1200, ohne W-Gang) Boymont/ Südtirol, Italien Braunschweig, Burg Dankwarderode/ Niedersachsen Eckartsburg bei Eckartsberga/ Sachsen-Anhalt Eger (Cheb), Pfalz/ Tschechische Republik Anzahl der UnterGeschosse geschoss (KG oder EG) 3 EG vermutlich ungeteilte Halle, evtl. Raum im N 2 EG unterteilt in S-Quergang, Saal, Tordurchfahrt, N-Raum 3 2 o. B. - 1. Geschoss (EG oder 1. OG) 1. OG vermutlich ungeteilter Saal, evtl. Raum im N 1. OG Raumaufteilung o. B., vermutlich wie im EG, Saal gleiche Größe und Lage wie im EG EG 1. OG kellerartig, vermutlich im N bis 3 m ungeteilter unter Boden- Saal, niveau, auf gleicher Unterteilung Geschosshöhe o. B. wie Kapelle EG 1. OG ungeteilter ungeteilter Saal Saal mindestens KG 2 Unterteilung o. B.154 mindestens UG 2 im S kellerartig vertieft, im N EGNiveau 155, durch Querteilung mindestens 2 Haupträume = ohne Befund = nicht vorhanden 2. Geschoss 3. Geschoss (1. OG oder 2. OG) 2. OG Raumaufteilung o. B. (2. OG oder 3. OG) - 2. OG vermutlich quergeteilt, mit größerem O-Wohnraum - EG 1. OG vermutlich vielleicht ungeteilter Saal ursprünglich vorhanden 1. OG 2. OG Querteilungen, vielleicht Saal in ursprünglich O-Hälfte, vorhanden in W-Hälfte 2 oder 3 Räume - - - - - 154 Schmitt (1998, S. 22-23) gliedert den Saalbau der Eckartsburg in ein Unter- bzw. Keller- und ein Erdgeschoss, Strickhausen (1998a, S. 112-113) in ein Erd- und ein erstes Obergeschoss. 155 In der Barockzeit erfolgte durch Aufschüttung eine Anhebung des Hofniveaus. 63 Rauma ufteilung nach Gesc hossen Name Saalbau Gamburg/ BadenWürttemberg Gelnhausen, Pfalz/ Hessen Girbaden (Guirbaden)/ Elsass, Frankreich Gnandstein/ Sachsen Goslar, Pfalz/ Niedersachsen Anzahl der UnterGeschosse geschoss (KG oder EG) 3 KG/UG im O Bodenniveau ca. 4,5 m tiefer als im W, keine Unterteilung 3 KG/UG in O-Hälfte quadratischer Raum mit S-Vorraum, in W-Hälfte S-Gang und 2 N-Räume 2 3 2 EG Inneneinteilung o. B. UG im S Bodenniveau ca. 6,5 m tiefer als im N157, Inneneinteilung o. B. um 1050: EG ungeteilter Saal, Ende 13. Jh.: Querteilung in 7 Querräume und Einbau S-Tordurchfahrt158 1. Geschoss 2. Geschoss 3. Geschoss (EG oder 1. OG) EG ohne Unterteilung (1. OG oder 2. OG) 1. OG ungeteilter Saal (2. OG oder 3. OG) EG (bzw. 1. OG) 156 gleiche Unterteilung, kleiner O-Saal mit oder ohne S-Gang, über Innentreppe Zugang zur Kapelle 1. OG ungeteilter Saal 1. OG (bzw. 2. OG) Raumaufteilung o. B., vielleicht ungeteilter Saal - - - - 1. Geschoss 2. Geschoss Inneneinteilung ungeteilter Saal o. B. - 1. OG ungeteilter Saal - - 156 Binding (1996, S. 273-288) nimmt eine Geschossgliederung in Unter-, erstes und zweites Obergeschoss, Biller (2000, S. 27, 32ff.) in Keller-, hoch gesetztes Erd- und Obergeschoss vor. 157 Das ursprüngliche Burghofniveau lag etwa 0,8/0,9 bis 1,1 m tiefer als heute. 158 Auf Grund dendrochronologischer Datierung der Deckenbalken der Tordurchfahrt kann diese in das Jahr 1182 datiert werden. – s. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 197. 64 Rauma ufteilung nach Gesc hossen Name Saalbau Anzahl der UnterGeschosse geschoss (KG oder EG) Gutenfels/ 3 KG Rheinland-Pfalz Inneneinteilung o. B. Kaiserslautern, Pfalz/ Rheinland-Pfalz Krautheim (Wohn-/ Kapellenbau)/ BadenWürttemberg Neuerburg (Westerwald)/ Rheinland-Pfalz Reams in Riom/ Graubünden, Schweiz 3 oder 4 3 2162 3 KG vermutlich nur im S bis zur Ringmauer 160, Unterteilung in 2 gleich große Räume KG mit N-Raum, Zwischenraum, UG Kapelle mit polygonaler Apsis, gemeinsamer Zugang über Vorraum EG kleiner mittlerer Saal mit je einem schmalen Raum zu beiden Seiten EG Unterteilung o. B., vermutlich Querunterteilung 1. Geschoss 2. Geschoss 3. Geschoss (EG oder 1. OG) EG (urspr. 1. OG)159 vermutlich Querteilung in 2 gleich große Wohnräume und O-Gang 1. Geschoss Raumaufteilung o. B., Längsteilung in 2 gleich große Räume vorstellbar 161 (1. OG oder 2. OG) 1. OG (urspr. 2. OG), Raumaufteilung o. B., vermutlich ungeteilter Saal (2. OG oder 3. OG) Zwischengeschoss möglich 2. bzw. 3. Geschoss Raumaufteilung o. B., vermutlich ungeteilter Saal EG mit N-Raum, Zwischenraum, OG Kapelle 1. OG Saal über ganze NS-Breite (einschl. über Kapellenapsis), Treppe mit Zugang zum S-Raum über der Kapelle 1.OG Unterteilung o. B., vermutlich ungeteilter Saal 1. OG Unterteilung o. B., vermutlich Querunterteilung - - 2. OG Untereilung o. B., vermutlich Querunterteilung, vielleicht Saal im östlichen Drittel der GF - - - 159 Das Burghofniveau lag zu romanischer Zeit im Westen etwa 2,7 m, im Osten ca. 3,0 m tiefer als heute. 160 Nördlich der Ringmauer stieg das felsige Bodenniveau zur nördlichen Schmalseite mehr als 5 m an. 161 Die Annahme der Raumaufteilung für das erste Geschoss erfolgt auf Grund der beiden Zeichnungen des 18. Jahrhunderts von der Fassadensüdansicht, die zwei große Arkadenfenster beidseitig des Endes einer großen Balkonkonsole zeigen. 162 Im Südostbereich ist der Saalbau weit über die Felskante hinausgeschoben, weshalb er dort auf einer hohen Substruktion steht. 65 Rauma ufteilung nach Gesc hossen Name Saalbau Reinegg (Reineck) in Sarnthein/ Südtirol, Italien Rothenburg, Kyffhausen/ Thüringen Seligenstadt am Main, Pfalz/ Hessen Tirol, Burg/ Südtirol, Italien Ulrichsburg (Saint-Ulrich)/ Elsass, Frankreich Vianden (Kleiner Saalbau)/ Luxemburg Anzahl der UnterGeschosse geschoss (KG oder EG) mindestens EG 163 2 mit Saal im N (2/3 der GF) und Wohnraum im S164 2 KG nur auf der O-Seite (halbe GF) 165 1. Geschoss 2. Geschoss 3. Geschoss (EG oder 1. OG) 1. OG mit Saal im S (2/3 der GF) und Wohnraum im N (1. OG oder 2. OG) 2. OG möglich (2. OG oder 3. OG) EG Längsunterteilung in W-Raum und etwas breiteren O-Raum mindestens 2, möglicherweise 3 UG ungeteilt, mit mittlerer Stützenreihe 2 (UG 1138/39), um 1270/80-85 3 2 (um 1200), im 14. Jh. 3 UG querlaufender O-Gang abgetrennt166 1. OG Raumunterteilung o. B., vermutlich dreigeteilt: größerer S-Saal, kleiner Zwischenraum, N-Saal 1. OG: ungeteilter Saal, mit direktem Zugang zur Kapelle 1. OG ungeteilter Saal 1. OG ungeteilter Saal, möglicherweise an NW-Ecke über Tür und Laufgang mit Kapelle verbunden mögliches 2. OG vielleicht ungeteilter Saal 2 3 KG: 2 untere KG im O mit halber GFBreite, oberstes KG über ganze GF EG Querunterteilung in mittleren Saal und je 1 Raum zu beiden Seiten 1. OG ungeteilter Saal mit direktem Zugang zur Kapelle - - - 2. OG (1270/80-85) ungeteilter Saal, mit Zugang zum OG der Kapelle 2. OG (14. Jh.), vermutlich in mehrere Räume unterteilt - - - - 163 Das untere Geschoss liegt auf der Hofseite im Osten etwa 2,5 m unter dem Bodenniveau des Hofgeländes. 164 Saal und Wohnraum liegen auf unterschiedlichen Bodenhöhen und haben separate Treppenzugänge. 165 Das die halbe Grundfläche im Osten einnehmende, kellerartige Untergeschoss ist zum Ausgleich der Höhendifferenz des von in Ostwestrichtung abnehmenden Bodenniveaus erforderlich. 166 Die Längsunterteilung (durch eine von Bögen durchbrochene Mauer) in einen Südraum und einen etwas breiteren Nordraum stammt aus dem 19. Jahrhundert. 66 Rauma ufteilung nach Gesc hossen Name Saalbau Anzahl der UnterGeschosse geschoss (KG oder EG) Vianden 3 KG (Großer ungeteilt Saalbau)/ (in 2. BauLuxemburg phase um Mitte 13. Jh. eingewölbt) Wartburg/ 1. BauKG Thüringen phase nur 2/3 der (1156-62) GF im S, 3, Querteilung 2. Bauin 2 Räume phase und (1162-65/ S-Gang167 vor 1172) 4 Weißensee, 3 KG Runneburg/ Querteilung Thüringen in W-Raum und etwas größeren O-Raum, mit vorgelagerter NODurchfahrt Wildburg/ 2 KG Rheinland-Pfalz (vielleicht nicht urspr.) nur im N-Drittel Wildenberg um 1180- KG, bei Amorbach/ 1200: vermutlich Bayern 2, ungeteilt 2. Viertel 13.Jh.: 3 Wimpfen, 2 EG Pfalz/ S-Gang, Badendahinter Württemberg Querteilung in großen O-Raum (1/2 der GF) und 2 W-Räume 1. Geschoss 2. Geschoss 3. Geschoss (EG oder 1. OG) 1. OG ungeteilter Saal (in 2. Bauphase eingewölbt) (1. OG oder 2. OG) 2. OG ungeteilter Saal (2. OG oder 3. OG) EG durchgehende W-Galerie, dahinter Querteilung in 3 Räume und S- Gang 1. OG durchgehende W-Galerie, dahinter 1 quadratischer N-Raum und Saal (2/3 der GF) 2. OG (2. Bauphase) durchgehender W-Gang, dahinter ungeteilter Saal EG Raumaufteilung wie KG, aber Zugang zum Wohnturm, N-Anbauten mit mittlerem Treppenhaus EG Inneneinteilung o. B. 1. OG ungeteilter Saal mit Zugang zum Wohnturm, N-Anbauten mit mittlerem Treppenhaus EG ungeteilter Saal 1. OG vermutlich ungeteilter Saal (2. Bauphase) 1. OG Raumaufteilung wie im EG: S-Gang, dahinter Querteilung in O-Saal (1/2 der GF) mit direktem Zugang zur Kapelle und 2 W-Räume 1. OG ungeteilter Saal - - - - - - 167 Strickhausen (1998a, S. 185-209) spricht bei der Geschossgliederung von einem Erdgeschoss und einem ersten bis dritten Obergeschoss. 67 Grundrisse im Vergleic h: Zur Lage und Größe des Saales 2.3 Grundrisse im Vergleich: Zur Lage und Größe des Saales168 2.3.1 Der reine Saalbau Bei den untersuchten Gebäudeobjekten bestehen folgende Saalbauten ausschließlich aus geschossgroßen Sälen übereinander: Braunschweig, Dankwarderode (zwei Geschosse), Gamburg (drei Geschosse), Goslar um 1050 (zwei Geschosse)169, der Große Saalbau in Vianden (drei Geschosse) und vermutlich Wildenberg (1180-1200 zwei, zweites Viertel 13. Jahrhundert drei Geschosse). Auch auf der Burg Tirol (1138/39 zwei, um 127080/85 drei Geschosse) steht ein reiner Saalbau, in dessen Erdgeschoss nur ein südöstlicher Quergang zur Erschließung von Saalbau und Kapelle abgetrennt ist. Ob bei der Burg Gnandstein (ursprünglich drei Geschosse) ebenso von einem reinen Saalbau gesprochen werden kann, ist unklar. Bislang gibt es keine Hinweise auf das Vorhandensein oder Fehlen ursprünglicher Inneneinteilung in den beiden unteren Geschossen. 170 Von diesen reinen Saalbauten besitzt der in Goslar das größte Saalgeschoss mit den Maßen von etwa 47 x 15 m (bei 6,6 m Raumhöhe im ersten Obergeschoss), gefolgt von dem in Braunschweig mit den Maßen von 39,5 x 12,5 m (4,2 m Höhe im Erd- und 5,5 m Höhe im Obergeschoss). Der Große Saalbau in Vianden hat eine Saalgrundfläche von ca. 30 x 9,5 m im Erd- und 30 x 10 im Obergeschoss (bei 5,5 m Höhe des ursprünglich flach gedeckten Erdgeschosses und 7 m Raumhöhe im ersten Obergeschoss). Die Grundfläche des Erd- und ersten Obergeschosses der Burg Wildenberg beträgt ca. 8 x 20 m, die der Gamburg etwa 14 x 9 m (bei 5,5 m Saalhöhe). Die Wohnräume dieser Pfalzen bzw. Burgen befanden sich in einem oder mehreren gesonderten Gebäuden. In Braunschweig ist z. B. ein Wohntrakt südöstlich von Saalbau und Kapelle nachweisbar, in Goslar schloss je ein Wohntrakt an die Nord- und Südschmalseite des Saalbaus an. Der Große Saalbau in Vianden besaß den Kleinen Saalbau an seiner südlichen Schmalseite sowie einen oder mehrere kleinere Wohnbauten an seiner westlichen Langseite. Bei der Burg Gnandstein lag ein Wohnbau rechtwinklig über Eck nordwestlich vom Saalbau. Die Burg Tirol hatte ebenfalls im rechten Winkel, hier nordöstlich von Saalbau und Kapelle, ein Wohngebäude sowie zwei weitere nördlich davon an der Ostseite der Ringmauer. 2.3.2 Der differenzierte Saalbau Bei diesem Bautypus befinden sich Saal und Wohnräume in einem Gebäude, wobei mindestens ein oder auch mehrere Geschosse durch Innenwände unterteilt sind. Der Saal kann dabei eine gesamte Geschossfläche einnehmen (= Saalgeschoss), ihm kann ein Gang vorgelegt sein und/oder er teilt das Geschoss mit anderen Räumen. 168 Die Maßangaben zur Saal- und Geschossgröße sind leicht auf- bzw. abgerundet. Ihre jeweiligen qm-Angaben können der Tabelle 4 entnommen werden. 169 Die im Süden abgetrennte Tordurchfahrt im Erdgeschoss stammt – ebenso wie die Querteilung in sieben spitztonnengewölbte Räume – aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ihre Deckenbalken sind dendrochronologisch auf das Jahr 1182 datiert. - s. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 197. 170 In der Regel besitzen diese reinen Saalbauten Saalgeschosse im Erd- und Obergeschoss. Dort, wo ein Kellergeschoss vorhanden ist, wie z. B. beim Großen Saalbau in Vianden oder bei der Gamburg, wird dieses allein schon auf Grund seiner geringen Belichtung durch kleine Fensteröffnungen keine Nutzung als Saal, sondern Vorrats- oder Lagerraum gehabt haben. 68 Grundrisse im Vergleic h: Zur Lage und Größe des Saales 2.3.2.1 Saalbauten mit einem oder zwei Saalgeschossen Beispiele für differenzierte Saalbauten mit zwei reinen, übereinander liegenden Saalgeschossen sind bei den untersuchten Gebäudeobjekten kaum zu finden. Deshalb kann an dieser Stelle nur auf die Burg von Babenhausen (drei Geschosse) hingewiesen werden. Ihr Saalbau bestand vermutlich aus zwei ungegliederten, unteren Saalgeschossen mit den Grundflächenmaßen von ca. 39 x 7 m (bei einer Höhe von 4 m im Erd- und 4,5 m im ersten Obergeschoss). Für das dritte Geschoss könnte auf Grund seiner geringeren Höhe von 3 m sowie der in Resten nachweisbaren niedrigeren Rundbogenfenster eine Unterteilung in mehrere Räume angenommen werden. Einige Saalbauten besitzen zwei Säle übereinander, von denen der obere Saal die gesamte Geschossfläche einnimmt. Hierfür können der Saalbau der Wartburg (ab der zweiten Bauphase1162-65/vor 1172 vier Geschosse), der Kleine Saalbau in Vianden (zwei Geschosse) und vielleicht der in Gelnhausen (drei Geschosse) sowie der Neuerburg (zwei Geschosse) aufgeführt werden. Das Saalgeschoss der Wartburg besitzt (ohne Westgang) eine Grundfläche von ca. 37 x 9 m, das in Vianden (Kleiner Saalbau) eine Grundfläche von ca. 28 x 7,5/9 m. Bei Annahme eines ungegliederten Saales im obersten Geschoss in Gelnhausen wäre dieser 26 x 12,5 m groß (und 4,8 m hoch) gewesen. Falls auch die Neuerburg ein oberes Saalgeschoss besaß, hatte es eine Grundfläche von 17 x 7,5 m. Häufig ist bei den untersuchten Saalbauten jeweils ein die gesamte Grundfläche des obersten Geschosses einnehmender Saal nachzuweisen. Als Beispiele hierfür können u. a. die zweigeschossigen Saalbauten in Girbaden, von der Rothenburg/Kyffhausen und der Ulrichsburg171 sowie die dreigeschossigen Gebäude von Burg Gnandstein, Weißensee und vermutlich von Gutenfels genannt werden. Auch der dreigeschossige Saalbau in Boymont besitzt einen durchgehenden Saal, hier aber im mittleren Geschoss, über dem sich das unterteilte zweite Obergeschoss mit einem großen repräsentativen Wohnraum im Ostteil befindet. Bei diesen soeben aufgeführten Bauten mit einem oberen Saalgeschoss beträgt dessen Grundfläche in Girbaden 33,5 x 11 m (bei 5 m Höhe), in Weißensee ca. 11 x 25 m (bei 4,2 m Höhe ohne offenen Dachstuhl), in Rothenburg ca.: 21 x 10 m, in Boymont 15,5 x 10 m, bei der Ulrichsburg 16 x 8 m, in Gutenfels, falls dort vorhanden, 19 x 5,5 m (bei 3,8 m Höhe) und in Gnandstein 15,5 x 5,5 m (bei 3,5 m Saalhöhe). Einen durchgehenden Saal im vierten Geschoss hatte neben der Wartburg vielleicht auch der Saalbau in Kaiserslautern, welcher bei dieser Annahme eine Grundfläche von ca. 21 x 15 m besessen hat.172 2.3.2.2 Saalbauten mit Saal und Wohnräumen auf einem Geschoss Einige untersuchte Saalbauten, z. B. die in Eger und Wimpfen, besitzen einen Saal über einem gleich großen unteren Raum, der sich jeweils die Geschossgrundfläche mit kleineren Räumen teilt. In Eger nimmt der Saal im Obergeschoss ungefähr die Osthälfte ein, wobei er eine Größe von 25,5/26,5 x 11 m bei einer Geschossgrundfläche von 44/46,5 x 11 m besitzt. Für seinen Westteil können zwei oder drei Räume mit einem Südgang davor rekonstruiert werden. Auch in Wimpfen nimmt der Saal mit einer Größe von 17 x 10 m ebenfalls etwa die Osthälfte der (ohne Gang) ca. 33 x 10 m großen 171 Die Ulrichsburg wurde vermutlich erst im 14. Jahrhundert um ein drittes Geschoss aufgestockt. 172 Auch die komplexe Kernburg von Kaiserswerth besaß im vierten Geschoss einen Saal, der den Hauptteil des Westtraktes einnahm. Von ihm war im Süden vielleicht nur ein Vorraum mit Treppe abgetrennt. In diesem Fall betrug die Saalgröße etwa 38 x 12 m, bei der Annahme eines nördlich abgetrennten Kapellenraumes ca. 28 x 12 m. – Biller 1998, S. 173-188. 69 Grundrisse im Vergleic h: Zur Lage und Größe des Saales Geschossfläche ein. Westlich vom Saal schlossen sich zwei gleich große Räume, südlich davon ein fast über die gesamte Fassadenlänge laufender Gang an.173 In Reinegg sind zwei annähernd gleich große Säle, ein Nordsaal mit Südraum im Erd- und ein Südsaal mit Nordraum im Obergeschoss, vorhanden. Die Größe des unteren Saales beträgt 14/17 x 8/10 m (bei einer Erdgeschossgrundfläche von 195 qm), die des oberen Saales 14/15,5 x 10 m = 145 qm (bei einer Obergeschossgrundfläche von 265 qm).174 Zwei Säle nebeneinander waren vermutlich im Obergeschoss vom Saalbau in Seligenstadt vorhanden, deren Größe auf Grund der Fenster- und Türöffnungen ihrer bestehenden Nordostfassade ungefähr rekonstruiert werden kann. Dabei ergibt sich eine Geschossteilung in einen 22 x 10,5 m großen Südsaal, einen schmalen Mittelraum und einen 16 x 10,5 m großen Nordsaal bei einer Geschossgrundfläche von 43 x 10,5 m. Häufig ist ein Saal mit mehreren Räumen im Ober-, manchmal auch im Erdgeschoss zu finden. In Gelnhausen nimmt der Erdgeschosssaal die Osthälfte mit einer Grundfläche von 13,2/13,4 x 12,4 m (ohne Südgang) bzw. x 8 m (mit Südgang) bei einer Saalhöhe von 4,5 m und Geschossgrundfläche von 26 x 12,5 m ein. In der Westhälfte des Geschosses lagen zwei gleich große Räume mit einem südlich vorgelagerten Gang. Das Erdgeschoss der Neuerburg mit einer Größe von 16 x 7,5 hat einen mittleren, 8,5 x 7,5 m großen (und ca. 3,8 m hohen) Saal, mit je einem schmalen Seitenraum.175 Einen Saal neben einem oder mehreren Wohnräumen im Obergeschoss besitzen u. a. die Bauten in Bamberg, Eger, Reinegg, der Wartburg und vermutlich von Reams. Der Bamberger Saal besaß eine Grundfläche von 23,5 x 9/9,5 m bei einer Geschossfläche von 44 x 9/10 m. Ihm war im Süden ein Querflur, im Norden eine Tordurchfahrt und anschließend ein Wohnraum vorgelagert. Beim ersten Obergeschoss des Saalbaus der Wartburg (aus der ersten Bauphase von 1156-62) war hinter einem sich auf die gesamte Gebäudelänge erstreckenden Westgang ein Nordraum abgetrennt. Seine Saalgröße betrug 27 x 9 m (bei 4,5 m Höhe) im Vergleich zur (einschließlich des Westgangs) etwa 36 x 12 m großen Geschossgrundfläche.176 Der Saalbau von Reams besaß in seinem zweiten Obergeschoss wahrscheinlich im Osten einen Saal mit einer vermuteten Mindestgröße von etwa 9 x 9 m bei einer Geschossgrundfläche von 29,5 x 9 m. Die restliche Grundfläche seines obersten Geschosses war wohl in mehrere Wohnräume quergeteilt. 173 Falls in Babenhausen ursprünglich in den beiden unteren Geschossen je ein Nordraum abgetrennt war, ergibt sich eine Saalgröße von ca. 27,5 x 7 m bei einer gesamten Geschossgrundfläche von 39 x 7 m. – An dieser Stelle sei auf den Saalbau in Prag hingewiesen, der in seinem ursprünglichen Erdgeschoss neben einem Ostraum einen etwa 32 x 8 m großen Saal, jedoch mit geringer Belichtung, besaß. In seinem ehemals ersten Obergeschoss lag – neben einem West- und zwei Osträumen - ein mittlerer, 14 x 9,5 m großer, mit Triforienfenstern belichteter Saal. – Durdik/Chotebor 1998, S. 197-204. 174 Bei diesen Beispielen sei darauf hingewiesen, dass der große untere Raum in Eger und Wimpfen allein schon auf Grund seiner mangelnden Belichtung nicht als Saal bezeichnet werden kann. Am ehesten ist die Bezeichnung unterer Saal noch bei Burg Reinegg möglich, da dieser einen Kamin und separaten Zugang vom Hof her besitzt. Im Vergleich mit dem Obergeschosssaal spielt er jedoch auch hier wegen seiner geringeren Belichtung und repräsentativen Ausstattung eindeutig eine untergeordnete Rolle. 175 Bei den Saalbauten der Wartburg und der Burg Weißensee sind in den Erdgeschossen relativ große, durch Fenster, teilweise durch Kamine und Ausbildung der Deckenstützen verhältnismäßig repräsentativ ausgestattete Wohnräume vorhanden. Der Begriff Saal ist hier insofern nicht gewählt, da diese Räume in Bezug auf die Größe ihrer Grundfläche ungefähr ähnlich sind, so dass keine dominante Raumgröße deutlich erkennbar ist. 176 Der Südteil des Saales im ersten Obergeschoss wurde nachträglich, vermutlich Anfang des 14. Jahrhunderts, für einen Kapelleneinbau abgeteilt. 70 Grundrisse im Vergleic h: Zur Lage und Größe des Saales Abb. 28 und Abb. 29: Grundrisse des Saalbaus vom ursprünglichen Erd- und ersten Obergeschoss der Burg in Prag. Heutiger Zustand (jeweils links) und Rekonstruktion des Zustandes Mitte des 12. Jahrhunderts (jeweils rechts), von Th. Durdík. schwarz = romanisches Mauerwerk (aus: Durdík/Chotebor 1998, S. 198, Abb. 1-2) 71 Grundrisse im Vergleic h: Zur Lage und Größe des Saales Abb. 30: Grundriss der Rudelsburg, mit dem Saalbau in der Westecke der Kernburg. Rekonstruktion von H. Wäscher. (aus: Wäscher 1957, S.23, Abb. 17). Abb. 31: Rekonstruktion des Grundrisses der Neuenburg bei Unstrut a. d. Saale von G. Strickhausen. (aus: Strickhausen 1998a, Plan bei S. 162/163) 72 Grundrisse im Vergleic h: Zur Lage und Größe des Saales Burg Querfurt Abb. 32: Rekonstruktion des Grundrisses des 10./11. Jahrhunderts, von R. Schmitt. 3 Wohnbau, 4 Torbau (aus: Schmitt 2002, S. 216, Abb. 13) Abb. 33: Rekonstruktion des Grundrisses des 12./13. Jahrhunderts, von R. Schmitt. 14 Saalbau im Bereich des Kornhauses, mit Altan und Treppenanbau im Süden. (aus: Schmitt 2002, S. 217, Abb. 14) Abb. 34: West-Ost-Schnitt des Kornhauses, nach Wäscher. (aus: Schmitt 2002, S. 250, Abb. 73) 73 Grundrisse im Vergleic h: Zur Lage und Größe des Saales Tabelle 4: Befundauswertung zu Lage und Maße des Saales O, W, N, S = Himmelsrichtungen GFS = Grundfläche Saal GFG = Grundfläche Geschoss SGF = Saalgeschossfläche Name Saalbau Saalbautypus, Lage und Anzahl der Säle Babenhausen/ differenzierter Hessen Saalbau, vermutlich EG/OG = 2 Saalgeschosse, evtl. je 1 N-Raum abgetrennt Bamberg, differenzierter Pfalz/Bayern Saalbau, (Saalbau nach mittlerer Saal im 1200) 1. OG, mit Räumen im N und S-Quergang Boymont/ differenzierter Südtirol, Saalbau, Italien 1. OG = Saalgeschoss Braunschweig, reiner Saalbau, Burg EG/OG = Dankwarderode/ 2 Saalgeschosse Niedersachsen Eckartsburg differenzierter bei Saalbau, Eckartsberga/ vermutlich 1. OG = SachsenSaalgeschoss Anhalt177 Eger (Cheb), differenzierter Pfalz/ Saalbau, Tschechische Saal in O-Hälfte Republik 1. OG o. B. = ohne Befund = nicht vorhanden KG, UG, EG, OG = Geschossangaben GF Saal (GFS) im Verhältnis zur Geschossgrundfläche (GFG) Höhe Saal (i. L.) SGF EG/ 1.OG = ca. 39 : 7 m = 273 qm EG: 4,00 m GFS (wenn N-Raum) = 27,5 : 7 m = 192,5 qm OG: 4,5 m GFS 1. OG =: 23,5 : 9/9,5 m = 217 qm o. B. GFG 1. OG = 44 : 9/10 m = 418 qm SGF 1. OG = 15,6 : 10,3 m = 161 qm o. B. SGF EG/ OG = 39,5 : 12,5 m = 651 qm EG = 4,2 m OG = 5,5 m SGF 1. OG = 13,4 : 7,85 m = 105 qm o. B. GFS 1. OG = 25,5/26,5 : 10,8 m = 281qm o. B. GFG 1. OG = 44/46,5 : 10,8 m = 488,7 qm 177 An dieser Stelle sei auch auf die dreigeschossigen Saalbauten mit einem vermuteten oberen Saalgeschoss auf der Rudelsburg von 8,8 x 21 m = 185 qm Grundfläche, der Burg Querfurt von 11,5 x 27 m = 310,5 qm Geschossfläche (bei einer geschätzten Saalhöhe von ca. 5 m) sowie der Neuenburg an der Unstrut mit Saalmaßen von ca. 7 x 21 m = 147 qm (bei mindestens 6 m Saalhöhe) hingewiesen. - s. dazu: Schmitt, Bad Kösen. Rudelsburg, 1996a, S. 10. – Wäscher, Baugeschichte Rudelsburg, Saaleck, 1957, S. 6. – Schmitt, Kornhaus Querfurt, 1989/90. – Schmitt, Burg Querfurt, 1993b, S. 20. – Schmitt, Kornhaus Querfurt, 1999. – Schmitt, Burg Querfurt, 2002, S. 54 u. Anm. 320, S. 189. – Schmitt, Wohn- und Palasbauten Neuenburg, 2000b, S. 22. - Schmitt/Weise, Forschungen Baugeschichte Neuenburg, 1997, S. 150ff. 74 Grundrisse im Vergleic h: Zur Lage und Größe des Saales Name Saalbau Gamburg/ BadenWürttemberg Gelnhausen, Pfalz/ Hessen Girbaden (Guirbaden)/ Elsass, Frankreich Gnandstein/ Sachsen Goslar, Pfalz/ Niedersachsen Saalbautypus, Lage und Anzahl der Säle reiner Saalbau, 3 ungegliederte Geschosse, 1. OG = Saalgeschoss differenzierter Saalbau, kleiner O-Saal, mit oder ohne S-Gang im EG, vielleicht 1. OG = Saalgeschoss178 differenzierter Saalbau, 1. OG = Saalgeschoss vermutlich differenzierter Saalbau, 1. OG = Saalgeschoss um 1050: reiner Saalbau, EG/OG = 2 Saalgeschosse, Ende 13. Jh.: differenzierter Saalbau: EG Querteilung in 7 Querräume und Einbau S-Tordurchfahrt Gutenfels/ differenzierter Rheinland-Pfalz Saalbau, vermutlich 1. OG = Saalgeschoss Kaisersdifferenzierter lautern, Saalbau, Pfalz/ vermutlich oberstes Rheinland-Pfalz Geschoss = Saalgeschoss Krautheim differenzierter (Wohn-/ Saalbau, Kapellenbau)/ Saal im 1. OG über Badenganze NS-Breite Württemberg (einschl. über Kapellenapsis) GF Saal (GFS) im Verhältnis zur Geschossgrundfläche (GFG) Höhe Saal (i. L.) SGF 1. OG = ca. 14 : 9 m = 126 qm 1. OG = 5,5 m GFS EG (ohne S-Gang) = 13,1/13,4 : 12,4 m = 164 qm EG = 4,59 m 1. OG = 4,82 m GFS EG (mit S-Gang) = 13,2/13,4 : 8 m = 106 qm GFG EG = SGF 1. OG ca. 26 : 12,5 = 325 qm SGF 1. OG = 33,5 : 11,3 m = 378,5 qm 1. OG = 5,1 m SGF 1. OG = 15,4 : 5,6 m = 86,3 qm 1. OG = 3,6 m SGF 1. OG = 47,2 : 15,2 m = 722,2 qm 1. OG = 6,6 m SGF 1. OG = 19 : 5,5 m = 104,5 qm 1. OG = 3,8 m SGF oberstes Geschoss = ca. 21 : 15 m = 304,5 qm o. B. GFS 1. OG (Maße i. L.): W-Seite Wohnbau = 15,8 m, N-Seite Wohnbau = 9 m, O-Seite Wohnbau = 16,1 m, S-Seite Kapelle/Wohnbau = 8,2 m, W-Seite Kapelle = 3,8m = ca. 160 qm 1. OG = ca. 4 m GFG = ca. 216 qm 178 Bei Gelnhausen kann eine Gliederung in Unter- bzw. Kellergeschoss, Erd- und erstes Obergeschoss oder auch erstes und zweites Obergeschoss vorgenommen werden. 75 Grundrisse im Vergleic h: Zur Lage und Größe des Saales Name Saalbau Saalbautypus, Lage und Anzahl der Säle Neuerburg differenzierter (Westerwald)/ Saalbau, Rheinland-Pfalz kleiner mittlerer Saal, mit je 1 schmalen Seitenraum im EG, vielleicht 1. OG = Saalgeschoss Reams differenzierter in Riom/ Saalbau, Graubünden, vermutlich Saal im O Schweiz des 2. OG, ca. 1/3 der GFG Reinegg differenzierter (Reineck) Saalbau, in Sarnthein/ N-Saal und S-Raum Südtirol, im EG, Italien S-Saal und N-Raum im 1. OG Rothenburg, Kyffhausen/ Thüringen Seligenstadt am Main, Pfalz/ Hessen Tirol, Burg/ Südtirol, Italien Ulrichsburg (Saint-Ulrich)/ Elsass, Frankreich differenzierter Saalbau, 1. OG = Saalgeschoss differenzierter Saalbau, 1. OG vermutlich S-Saal, N-Saal und mittlerer Raum, 2. OG möglich = vielleicht Saalgeschoss reiner Saalbau, 3 ungegliederte Geschosse, im EG SO-Quergang, 1./2.OG = 2 Saalgeschosse um 1200 reiner Saalbau, GF Saal (GFS) im Verhältnis zur Geschossgrundfläche (GFG) Höhe Saal (i. L.) GFS EG = 8,5 : 7,5 m = 63,8 qm EG = 3,8 m GFG EG = 16 : 7,5 m = 120 qm 1. OG = o. B. SGF 1. OG = 17 : 7,5 m = 127,5 qm GFS 2. OG = mind. 9 : 9 m = 81 qm 2. OG = 5 m GFG 2. OG = 29,5 : 9 m = 265,5 qm GFS EG = 14/17 : 7,8/10 m = 138 qm GFG EG = 195 qm GFS 1. OG = 13,8/15,5 : 9,8/10 = 145 qm GFG 1. OG = 23/25,5 : 9,8/10 m = 265 qm SGF 1. OG = 20,8 : 9,6/10,4 = 208 qm EG (heute) = 3,7 m, EG (urspr.) = 4,5 m OG (heute) = 3,7 m, OG (urspr.) =5m o. B. GFS (N) 1. OG = 16 : 10,5 = 168 qm GFS (S) 1. OG = 22 : 10,5 = 231 qm o. B. GFG 1. OG = mögliche SGF 2. OG = 43 : 10,5 m = 451,5 qm SGF 1./2. OG = 19,9/20,5 : 11,6/11,8 m = 237,5 qm 1. OG = 4,5 m SGF 1. OG = 15/16,8 : 7,8/8,1 = 128 qm 2. OG = ca. 4,5 bis 4,7 m 1. OG = 3,4 m vermutlich im 14. Jh. (Aufstockung 2. OG) wahrscheinlich differenzierter Saalbau, 1. OG = Saalgeschoss 76 Grundrisse im Vergleic h: Zur Lage und Größe des Saales Name Saalbau Vianden (Kleiner Saalbau)/ Luxemburg Vianden (Großer Saalbau)/ Luxemburg Wartburg/ Thüringen Saalbautypus, Lage und Anzahl der Säle differenzierter Saalbau, mittlerer Saal und je 1 seitl. Raum im EG, 1. OG = Saalgeschoss reiner Saalbau, 3 ungegliederte Geschosse, davon EG/1. OG = 2 Saalgeschosse differenzierter Saalbau, 1. Bauphase (115662): Saal und N-Raum im 1. OG, GF Saal (GFS) im Verhältnis zur Geschossgrundfläche (GFG) Höhe Saal (i. L.) GFS EG (N- u. S-Raum abgetrennt) = 14 : 6/8,5 m = 101,5 qm EG = 3,8 m (urspr. flache Decke), GFG EG = 28 : 6/9 m = 210 qm SGF 1. OG = 28 : 7,6/9,2 m = 235 qm SGF EG = 30,3 : 9,6 m = 290 qm SGF 1. OG = 30,3 : 10,2 = 309 qm EG = 4,6 m (späteres Gewölbe) 1. OG = 5,5 m (flache Decke) EG = 5,5 m (urspr. flache Decke), EG = ca. 8 m (späteres Gewölbe) 1. Bauphase: GFS 1. OG (nur N-Raum abgetrennt) = 26,9 : 9,2 m = 247,5 qm 1. OG = 7 m (flache Decke) 1. OG (1. Bauphase) = 4,5 m GFG 1. OG (ohne W-Gang) = 36,3 : 9,2 m = ca. 334 qm 2. Bauphase (1162-65/ vor 1172): GFG 1. OG (mit W-Gang) 2. OG = Saalgeschoss = 36,3 : 12,2/12,3 m = 444,7 qm mit W-Gang 2. Bauphase: SGF 2. OG = 37,2 : 9,2/9,3 m = 344,1 qm Weißensee, Runneburg/ Thüringen Wildburg b. Treis/ Rheinland-Pfalz Wildenberg bei Amorbach/ Bayern Wimpfen, Pfalz/ BadenWürttemberg differenzierter Saalbau, 1. OG = Saalgeschoss vermutlich differenzierter Saalbau, 1. OG = Saalgeschoss vermutlich reiner Saalbau, 3 ungegliederte Geschosse, davon EG/1. OG = 2 Saalgeschosse differenzierter Saalbau, Saal in O-Hälfte und 2 W-Räume im OG GFG 2. OG (mit W-Gang) = 37,2 : 12,2 m = 453,8 qm SGF 1. OG = ca. 11 : 25 m = 275 qm SGF 1. OG = 5,7 : 14,5 m = 82,7 qm SGF EG /1. OG = 7,9/7,5 : 19,8 m = 152,5 qm 1. OG = 4,2 m o. B. EG/1. OG = o. B. GFS OG = 17,2 : 10 m = 172 qm GFG OG (ohne Gang) = ca. 33 : 10 m = 330 qm o. B. GFG OG (mit Gang) = 446 qm 77 Erschlie ßung 2.4 Erschließung179 2.4.1 Flure, Gänge, Galerien180 2.4.1.1 Saalbauten mit Querfluren bzw. -gängen Bei einigen untersuchten Saalbauten ist ein Quergang bzw. -flur im Untergeschoss nachweisbar, z. B. auf der Burg Tirol (Grundflächenmaße 11,5 x 3,4 m). Manche dieser Bauten besitzen solche Querflure auch im ursprünglich ersten Obergeschoss, wie in Prag (9,5 x 1,8 m) und vermutlich auch in Gutenfels (5,3 x 1,5 m). Quergänge in zwei Geschossen übereinander sind u. a. in Bamberg (Südflur: 9 x 3,5 m, Nordgang um 1050: 10,2 x 4,5 m, um 1230: 10,2 x 5,5 m), Goslar, ab dem Umbau Ende des 13. Jahrhunderts (15,4 x 4,2 m), auf der Wartburg (Südgang Kellergeschoss: 11,5 x 1,5 m, Erdgeschoss: ca. 8,6 x 1,7 m) und zwischen dem Kleinen Saalbau und der Kapelle in Vianden181) zu finden. In der Regel liegen die Quergänge an einem Ende der Giebelseite des Saalbaus, um diesen mit einem angebauten Wohntrakt (Südgang in Bamberg und Goslar) oder dem Kapellenanbau (Südostgang in Tirol und beim Kleinen Saalbau in Vianden) zu verbinden.182 An den Nordquerflur in Bamberg schließen Wohnraum und Kapelle an. Auch der Ostquergang im ursprünglich ersten Obergeschoss des Saalbaus in Prag dient als Verbindung zwischen dem östlichen Raum und der Kapelle. Hier wird der Quergang rechtwinklig als Nordgang zur Erschließung der Westräume des Saalbaus fortgesetzt.183 Beim Saalbau der Wartburg mit freistehenden Giebelseiten werden über den Querflur im Süden der angrenzende quadratische Raum sowie Südteil des hofseitigen Westganges erschlossen. In Gutenfels kann vermutlich ein schmaler Ostflur als Ausgang auf den Wehrgang des Vorburgtores rekonstruiert werden.184 Manchen Quergängen der Saalbauten - z. B. in Goslar und vermutlich auch in Bamberg - waren seitliche Freitreppen vorgelagert, die zum Saal im Obergeschoss führten. Querflure konnten zur seitlichen Raumerschließung und/oder als Durchgänge bzw. im Untergeschoss auch als Tordurchfahrten dienen. Letztere sind für die Gebäude in Bamberg und Goslar (seit dem Umbau Ende des 12. Jahrhunderts) nachweisbar. Durchgänge im Erdgeschoss besaßen z. B. der Kleine Saalbau in Vianden (hier auch im ersten Obergeschoss)185 und vermutlich derjenige von Gutenfels.186 179 Die Maßangaben zur Erschließung sind teilweise leicht auf- bzw. abgerundet. Ihre jeweiligen qm-Angaben können der Tabelle 5 entnommen werden. 180 s. dazu auch: Piper 1912/1994, S. 324-327, 497-499. 181 An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der zweistöckige Quergang zwischen Saalbau und Kapelle in Vianden baulich eher dem Kapellenanbau zuzurechnen ist. 182 Der Quergang an der Nordseite des Saalbaus der Eckartsburg, zum Wohnturm hin, wurde erst in frühgotischer Zeit errichtet. 183 zur Rekonstruktion des Prager Saalbaus: Durdik/Chotebor 1998, S. 197-204. 184 Biller Manuskript 2000, Anm. 11. 185 Der Querflur zwischen dem Kleinen Saal- und dem Kapellenbau wird im Obergeschoss als um die Kapelle laufender Gang fortgeführt. 186 An dieser Stelle seien der 10 x 2,7 m große Durchgang zum Kellergeschoss an der Nordseite des Saalbaus in Weißensee aus der ersten Bauphase um 1168-90 sowie derjenige zum Erdgeschoss an der Nordwestseite des Saalbaus in Boymont erwähnt. In beiden Fällen handelt es sich jedoch nicht um Quergänge innerhalb des Gebäudes, sondern ihm hofseitig vorgelagerte Anbauten. 78 Erschlie ßung Von den untersuchten Quergängen besitzen die Tordurchfahrten von Bamberg, mit 4,5 m (um 1050) bzw. 5,5 m Breite (um 1230), bei 10 m Länge und Goslar, mit 4,2 m Breite und 15 m Länge, die größte Grundfläche. Die Querflure in den Untergeschossen von Bamberg und Tirol sind 3,5 bzw. 3,4 m breit und 9 bzw. 11,5 m lang. Schmälere Quergänge haben die Saalbauten der Prager Burg (1,8 m breit und 9,5 m lang), Wartburg (mit 1,5 bzw. 1,7 m Breite, bei 11,5 bzw. 8,6 m Länge im Keller- bzw. Erdgeschoss) und vermutlich der von Gutenfels (1,5 m breit und 5,3 m lang). 2.4.1.2 Saalbauten mit Erschließungsgängen an der Langseite 2.4.1.2.1 Gänge innerhalb des Saalbaus Eine Anzahl von Saalbauten besitzen innerhalb ihres Baukörpers ihren Räumen bzw. Sälen vorgelagerte Erschließungsgänge, die sich in der Regel zur Hofseite hin befinden. Sie können sich auf einen Teil der Gebäudelangseite beschränken, wie in Eger, Gelnhausen und Prag, oder sich über die gesamte Saalbaulänge erstrecken, wie z. B. bei der Wartburg. In Eger kann für das Obergeschoss ein hofseitiger Gang im Westteil des Hauptgebäudes angenommen werden, der zwei oder drei Räumen südlich vorgelagert war. Dieser stellte die Verbindung zwischen dem Saal und Westanbau her und ermöglichte den direkten Zugang zu den Wohnräumen. Der Saalbau in Gelnhausen besaß im Westteil seines Kellergeschosses einen Gang zur Hofseite, der südlich zwei gleich großen Räumen vorgelagert war.187 Das Erdgeschoss dieses Gebäudes könnte einen zwei Westräumen und dem Ostsaal vorgelagerten, durchgehenden Arkadengang mit den Maßen von ca. 26 x 3,6 m besessen haben. War der Gang in seinem Längenausmaß auf den Westteil beschränkt, so betrug seine Grundfläche 12 x 3,6 m. Vielleicht besaß die Wand zwischen dem Gang und den beiden Räumen bzw. dem kleinen Saal nur Türen oder sie war weitgehend in Öffnungen aufgelöst.188 Im ursprünglichen Obergeschoss des Prager Saalbaus ist der östliche Quergang zur Kapelle rechtwinklig an der nördlichen Hofseite weitergeführt. Mit seinen Maßen von ca. 14 x 1,5 m nimmt er weniger als ein Drittel der Gebäudelangseite ein und wird in seiner Nordmauer durch zwei Triforienfenster belichtet. Dieser Nordgang ermöglicht einen direkten Zugang zu den beiden Osträumen des Saalbaus sowie - über den anschließenden Ostquergang - zum Kapellenanbau. Bei der Wartburg ist in allen drei oberen Geschossen den Saalbauräumen hofseitig über die gesamte Fassadenlänge jeweils ein 36-37,2 m langer und etwa 2 m breiter Gang vorgelegt.189 Im Erd- und ersten Obergeschoss ist er in einen geschlossenen, durch Querwände abgetrennten Südabschnitt (5,5 m lang), den mittleren Fensterarkadenteil (19,5 bzw. 23 m Länge) und einen geschlossenen Nordabschnitt (9,5 m lang) dreigeteilt. Der Süd- und Mittelraum des Erdgeschosses werden über den Arkadenbereich, der Nordraum nur über den geschlossenen Nordgangbereich betreten. Im Geschoss darüber besitzen die geschlossenen Gangenden Türen in den Seitenwänden, um einen Durchgang auf der gesamten Hofgangseite zu ermöglichen. Das oberste (nach 1162, vor 1172 aufgestockte) Geschoss hat einen auf der ganzen Fassadenlänge durchlaufenden 187 Grabungen von 1930/31 belegen, dass sich der hofseitige Gang des Saalbaus in dem vermutlich noch aus romanischer Zeit stammenden Ostanbau fortsetzte. 188 G. Binding (1996, S. 276-277) rekonstruiert für die beiden Westräume je eine Tür und zwei verschließbare Doppelfenster, für den Ostsaal eine südliche Raumtrennung durch zwei Pfeiler mit Arkaden. - Nach Beobachtung von Th. Biller (2000, S. 37) war zwischen den beiden Westräumen die Trennwand bis an die Hoffassade weitergeführt, welches für eine „geschlossenere“ Ganglösung sprechen würde. 189 Im Kellergeschoss des Wartburger Saalbaus ist dem Südraum auf der Hofseite ein 6,3 x 1,7 m großer Westgang mit ursprünglichem Eingang neben dem großen Kellerportal vorgelagert. 79 Erschlie ßung Arkadengang, der sich auch zum durchgehenden Saal in einer Folge von Arkaden öffnet.190 2.4.1.2.2 Gänge als Anbauten am Saalbau Als ein frühes Beispiel um 1000 kann der Saalbau der Limburg in der Pfalz angeführt werden. Ihm war hofseitig ein 36 m langer und 3 m breiter Gang vorgelegt, der – abgesehen von der Eingangshalle an der Nordostecke – die gesamte nordwestliche Langseite einnahm. Dem Bamberger Saalbau wurde an der Hofseite um 1225 ein zweigeschossiger, ca. 33,5 x 4,5 m großer Gangbau vorgelegt, welcher in seinem Untergeschoss von einer Tordurchfahrt im Mittelteil durchquert wurde. Dieser verlief nicht entlang der gesamten Gebäudelänge, sondern ließ einen Teil der Westfassade frei, um vielleicht eine direkte Belichtung vom Hof her zu ermöglichen. Vom Gang im Obergeschoss wurden der Saal durch ein noch heute vorhandenes Portal sowie der nördliche Wohnbereich und die Thomaskapelle erreicht.191 Auch dem Saalbau in Wimpfen war ein zweigeschossiger, 29 x 3 m großer Gang vorgelegt, der eine kleine Ostecke der Hoffassade freiließ.192 Für den Saalbau in Girbaden kann ein mindestens ein-, vielleicht auch zweigeschossiger, ca. 31 x 3,5 m breiter, säulengetragener altanartiger Bau oder Gang an seiner östlichen Hoffassade angenommen werden.193 190 Zu den hofseitigen Gängen: s. Strickhausen 1998a, S. 192-195. – Jost 1995, S. 208. – J. Krüger (1998, S. 136, 138, Anm. 26) weist darauf hin, dass die vorgelagerten Arkadengänge des Saalbaus der Wartburg an doppelstöckige Kreuzgänge erinnern. Als ein erhaltenes Beispiel solcher seit Mitte des 12. Jahrhunderts auftretenden Kreuzgänge sei der am Bonner Münster genannt, welcher als Vorbild für die Wartburg gegolten haben mag. Zum Bonner Münsterkreuzgang: s. Kubach/Verbeek 1976, S. 116-118, 1989, S. 561-563. – An dieser Stelle sei auf den Begriff Laubengang hingewiesen. G. Binding definiert (in: Lexikon des Mittelalters 5, 1991, Sp. 1750) eine Laube (ital. Loggia) allgemein als einen ebenerdigen hölzernen oder gemauerten, „häufig eingewölbten Anbau an der Front eines Gebäudes, der nach einer oder mehreren Seiten offen ist und von Säulen oder Pfeilern getragen wird.“ Ist er in langgestreckter Form ausgebildet, wird er als Laubengang bezeichnet. 191 Als ein Beispiel für einen Gang an der Außenseite des Saalbaus kann der Wormser Bischofshof (1180/90) genannt werden. Diese auf Grund einer Stadtansicht um 1690 von Peter Hamman und einer Planzeichnung von 1743 bekannte Pfalz ähnelt in ihrer Anlage derjenigen in Bamberg. Die Rekonstruktionszeichnung von Karl Gruber zeigt einen zweigeschossigen Saalbau mit einer mittigen Durchfahrt und Sälen im Obergeschoss zu beiden Seiten sowie einen vorgelegten Gang an der Ostgiebelseite. An dieser Gangseite führt eine Freitreppe zu den Sälen empor. – Zur Rekonstruktion des Wormser Bischofshofs: Burandt 1998, S. 167, 176, 177 u. 178, Anm. 28. – Hotz 1981/1992, S. 268-269 u. Anm. 254. 192 Arens (1970, S. 11 u. Anm. 17, 18) verweist im Zusammenhang mit dem Saalbau der Pfalz in Wimpfen auf die frühen Beispiele von Sälen mit eingebauten Laubengängen vom Abtshaus des St. Galler Planes (vor 830) sowie des Grauen Hauses in Winkel (um 1075). Beim Abtshaus von St. Gallen sind beidseitig der Wohnräume Lauben angeordnet, beim relativ kleinen Grauen Haus liegt im Obergeschoss ein etwa 3,2 m breiter Gang auf der Südseite. – Reinhardt, H.: Der St. Galler Klosterplan, St. Gallen 1952. – Meyer-Barkhausen, W.: Das Graue Haus zu Winkel im Rheingau, in: Mainzer Zeitschrift 53, 1958, S. 1-20. – Wiederholt wurde in der Literatur der Saalbau in Nürnberg als ein mögliches frühes Beispiel für einen Gebäudetyp mit hofseitigem Gang zitiert (s. dazu: Schürer 1934a, S. 81f. – Bachmann, Erich: Kaiserburg Nürnberg, Amtlicher Führer, München 1980, S. 12, 34-35. – Arens, Fritz: Burg zu Nürnberg, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 46/1986, S. 1-25. – zuletzt bei: Tietz-Strödel 1992, S. 24). Wie jüngere archäologische Grabungen von Birgit Friedel (Friedel/Großmann 1999) zeigen, erwies sich diese Annahme jedoch als Irrtum: Der früher als Gangmauer gedeutete ergrabene Mauerzug parallel zur Hofmauer gehört zu einem Saalbau aus salischer Zeit. – s. Burandt 1998, S. 177 u. 178, Anm. 34. 193 Biller 1996, S. 167-172. 80 Erschlie ßung Abb. 35: Worms, Dombezirk im 13. Jahrhundert. Rekonstruktionsversuch von K. Gruber. (aus: Hotz 1981/1992, S. 270, Z 153) 81 Erschlie ßung 2.4.1.3 Hölzerne Laufgänge am Saalbau194 Neben steinernen Gangbauten kommt eine Anzahl von Holzgalerien an der Hofseite des Saalbaus vor, die oft auch in Verbindung mit Treppen stehen. Beim Saalbau der Gamburg weisen über die gesamte Ostfassadenseite vorhandene abgearbeitete Konsolsteine und darüber liegende doppelte Balkenlöcher auf eine hofseitige Holzgalerie hin. Wie eine Rekonstruktionszeichnung von Th. Biller195 zeigt, besaß das Saalgeschoss eine auf der gesamten Breite seiner Hoffassade durchlaufende vorkragende Holzgalerie. Diese wurde über Außentreppen von den beiden unteren Geschossen erreicht.196 Beim Saalbau der Burg Weißensee wird es auf seiner Hofseite einen hölzernen Gang mit Treppe gegeben haben, der das Portal des Saalgeschosses mit dem des älteren Nordostanbaus verband. Vermutlich wurde diese Holzkonstruktion bei der späteren Hinzufügung des hofseitigen Nordwestanbaus auf Grund der Errichtung des neuen Treppenhauses beibehalten.197 In Eger führte eine Holzgalerie vom mittigen Hofportal im Obergeschoss zum Kapellenobergeschoss, wobei sie dessen westliche Hälfte umlief.198 Bei der Blasiuskapelle der Rothenburg o. d. Tauber ist ein ursprünglich vorgehängter hölzerner Laufgang durch Kragsteine an der nördlichen Lang- sowie westlichen Giebelseite belegt. Diese Westmauer mit zwei übereinander liegenden mittleren Portalen besaß vor ihrer ganzen Breite eine Holzgalerie, über die mittels einer Treppe das obere Portal zu erreichen war.199 194 Zur Gestalt und Konstruktion hölzerner Gänge auf Burgen: s. auch: Piper S. 326ff. 195 Rekonstruktion der Ostfassade in: Biller 1990b, S. 119. 196 Die Hoffassade des Saalbaus von Wildenberg stammt vermutlich aus der Zeit nach dem großen Erdbeben von 1356 und wurde in den Jahren 1936ff. gänzlich erneuert. Sie besaß 5,4 m weite Stichbogen, die vermutlich als Unterbau für eine Holzgalerie dienten. Ob die Hofseite des 13. Jahrhunderts in ihrem Obergeschoss auch, wie Hotz (1963, S. 70) annimmt, einen hölzernen Gang vor hier ebenfalls von ihm vermuteten Arkadenfenstern besessen hat, kann heute nicht mehr festgestellt werden. - Piper (1912/1994, S. 324) weist im Zusammenhang mit hölzernen Verbindungsgängen an Saal- und Wohnbauten u. a. auf die Burg Rapperswil am Züricher See und Egerberg in der Tschechischen Republik hin. Der Saalbau in Rapperswil wurde um 1200 errichtet und nach einer Zerstörung 1354 wieder neu aufgebaut. An seiner Hofseite sind in gleicher Höhe mit der nordöstlichen Holzgalerie Balkenlöcher sichtbar, die auf eine Weiterführung dieses hölzernen Ganges schließen lassen. Auch auf Egerberg gab es eine Holzgalerie, die an der Saalbaufassade zu beiden Seiten der anschließenden Mauerzüge weiterlief. 197 Kozok 1998b, S. 184, 187, 198 u. Fassadenrekonstruktion S. 195, Abb. 174, S. 202, Abb. 179, S. 203, Abb. 180. 198 Die 1911 von J. E. Jonas in ca. 2,5 m Abstand von der westlichen Kapellenseite freigelegten Fundamente werden von ihm zusammen mit den Kragsteinen in dieser Kapellenmauer zu einer Holzgalerie rekonstruiert. - Schürer 1934a, S. 35. - Binding 1996, S. 379. – Tietz-Strödel 1992, S. 18-19. 199 Biller 2002a, S. 42, 45 u. Fassadenrekonstruktion S. 43, Abb. 3, S. 44, Abb. 4, S. 47, Abb. 8. 82 Erschlie ßung Abb. 36: Hofansicht des Saalbaus von Rapperswil am Züricher See. (aus: Piper 1912/1994, S. 325, Fig. 256) Abb. 37: Grundriss der Burg Rapperswil. 4 Saalbau (aus: Schweizer Burgenführer 1995, Nr. 479) 83 Erschlie ßung Abb. 38: Die Kapelle der Pfalz Eger. Süd-, Westansicht und Ost-West-Schnitt. (aus: Binding 1996, S. 381, Abb. 177) 84 Erschlie ßung Blasiuskapelle der Rothenburg o. d. Tauber Abb. 39 und Abb. 40 und Abb. 41: Nordfassade, westliche Giebelseite und isometrischer Rekonstruktionsversuch des Zustandes (von Nordwesten) um 1200, von Th. Biller. (aus: Biller 2002a, S. 43, Abb. 3, S. 44, Abb. 4, S. 47, Abb. 8) 85 Erschlie ßung 2.4.2 Vorhallen/Vorräume Bei einigen Saalbauten werden die Räume des unteren Geschosses mittels kleinerer Vorräume erschlossen, welche von der Hofseite her über ein Portal zu erreichen sind. So besaß das Keller- und vielleicht auch das Erdgeschoss des Saalbaus in Gelnhausen einen hofseitig gelegenen ca. 3,8 x 3 m großen Vorraum, der zum Ostteil sowie zum südlich, den beiden Westräumen vorgelagerten Gang führte. Das Kellergeschoss des Wartburggebäudes hat einen kleinen Vorraum mit den Maßen von 2,3 x 2 m, der in den Südraum führt. Beim kombinierten Wohn-Kapellenbau der Burg Krautheim gelangt der Besucher über ein Portal in der Mitte der Hofseite in die 5 x 2,3 m große Vorhalle, von der aus die Wohnräume im Norden sowie der Kapellenbereich im Südwesten erreicht werden. Im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus in Vianden schafft die ca. 6,5 x 7 m große, sich über die gesamte Schmalseite erstreckende Eingangshalle einen Zugang zum mittleren Saal sowie zum Saalgeschoss des Großen Saalbaus.200 Manche kleineren Vorräume bzw. -hallen sind außen am Saalbau, im Untergeschoss altanartiger Vorbauten untergebracht. So besaß z. B. das Gebäude in Seligenstadt zur Talseite zwei 4 x 3,4 m große, tonnengewölbte Zugangshallen unter Altanen.201 Ebenso enthalten der hofseitige Nordost- und Nordwestanbau des Saalbaus der Burg Weißensee in den einzelnen Geschossen jeweils eine Eingangshalle zur Erschließung der Räume. Die Vorhalle im Nordostanbau misst 4,8 x 4 im Erd- sowie 5,2 x 4,8 im ersten Obergeschoss und ist in beiden Geschossen kreuzgratgewölbt. Im Nordwestanbau hat sie eine Grundfläche von 5,5 x 3,6 m und ein Tonnengewölbe im Erdgeschoss. Der Saalbau in Wimpfen besaß im Erdgeschoss seiner Nordwestecke einen altanartigen Bau mit einer 5,8 x 4,5 m großen Eingangshalle. 200 Bei dieser Erdgeschosshalle wurde in nachromanischer Zeit die Trennwand zum kleinen, mittleren Saal hin entfernt und ein Kreuzrippengewölbe eingebaut. – Zimmer 1996b, S. 271. 201 Der hofseitige Anbau auf der Burg Tirol, welcher aus einer Eingangshalle für das Erd- und erste Obergeschoss besteht, stammt aus einer späteren Bauphase Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts. – Bitschnau/Hauser 1995, S. 15. – Bitschnau/Hauser 1998, S. 42. 86 Erschlie ßung Tabelle 5: Befundauswertung zur Erschließung des Saalbaus: Flure, Gänge, Galerien, Vorräume O, W, N, S = Himmelsrichtungen GF = Grundfläche KG, UG, EG, OG = Geschossangaben Name Saalbau Lage Querflure bzw. -gänge Bamberg, Pfalz/Bayern EG/OG: 9 : 3,5 m S-Querflur, = 31,5 qm (im OG urspr. mit hofseitiger Außentreppe zum Saal), Verbindung zum Saal und WWohnbau EG: N-Tordurchfahrt um 1050 EG: N-Tordurchfahrt um 1230 Maße Querflure bzw. -gänge Lage Gänge, Laubengänge (Längsrichtung) EG/OG um 1230: NW-Gang vor dem Saalbau, Hofseite = ohne Befund = nicht vorhanden Maße Gänge, Laubengänge Lage, Maße Vorraum, Vorhalle, Eingangshalle 33,5/33,8 : 4,3/4,8 m = 153 qm - 10,2 : 4,5 m = 46 qm 10,2 :5,5 m = 56 qm Eger (Cheb), Pfalz/ Tschechische Republik - o. B. - - UG: vielleicht SW-Gang vor W-Räumen, Hofseite, Verbindung großer O-Raum, W-Räume und W-Wohnbau o. B. - OG: vermutlich wie im UG, Hofseite 87 Erschlie ßung Name Saalbau Lage Querflure bzw. -gänge Maße Querflure bzw. -gänge Gelnhausen, Pfalz/ Hessen - - Girbaden (Guirbaden)/ Elsass, Frankreich - Goslar, Pfalz/ Niedersachsen - Lage Gänge, Laubengänge (Längsrichtung) KG/UG: in W-Hälfte S-Gang vor 2 N-Räumen, Hofseite Maße Gänge, Laubengänge Lage, Maße Vorraum, Vorhalle, Eingangshalle 12,2 : 3 m = 36,6 qm EG: S-Gang in W-Hälfte oder S-Flur über gesamte Länge, Hofseite, Verbindung Saal, W-Räume und Kapelle im SW EG, vielleicht auch OG: 1- oder 2stöckiger O-Gang (oder altanartiger Vorbau) mit Säulen vor dem Saalbau, Hofseite 26,2 : 3,6 m = 94,3 qm (Gang durchlaufend), 12,2 : 3,6 m = 43,9 qm (W-Gang) KG/UG: in O-Hälfte quadratischer S-Vorraum, Hofseite, 3,85 : 3 m = 11,6 qm ca. 31 : 3,5 m = 108,5 qm - EG Ende 15,4 : 4,2 m 12. Jh.: = 64,7 qm S-Tordurch- (EG/OG) fahrt,202 OG: S-Querflur (urspr. mit hofseitiger Außentreppe zum Saal), Verbindung Saal und S-Wohnbau Gutenfels/ EG 5,3 : 1,5 m Rheinland-Pfalz (urspr. = ca. 8 qm 1. OG) vermutlich O-Gang, Ausgang auf Wehrgang des Vorburgtores - - - - - - 202 Die Tordurchfahrt wird auf Grund dendrochronologischer Untersuchungen ihrer Deckenbalken in das Jahr 1182 datiert. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 197. 88 Erschlie ßung Name Saalbau Krautheim (Wohn-/ Kapellenbau)/ BadenWürttemberg Prag/ Tschechische Republik Seligenstadt am Main, Pfalz/Hessen Tirol, Burg/ Südtirol, Italien Vianden (Kleiner Saalbau)/ Luxemburg 203 Lage Querflure bzw. -gänge - Maße Querflure bzw. -gänge - urspr. 9,5 : 1,8 m = 1. OG: 17 qm O-Querflur, Verbindung O-Räume und Kapelle - - UG 11,5 : 3,4 m O-Quer= 39,1 qm gang, Zugang zu unterem Saalbaugeschoss und Kapelle EG/ 1. OG:204 querlaufender SO-Gang, Zugang zu SO-Raum (EG) bzw. Saal (OG) Saalbau und Kapelle o. B. Lage Gänge, Laubengänge (Längsrichtung) - N-Gang (im Anschluss an O-Querflur), Hofseite, Verbindung O-Räume und Kapelle Maße Gänge, Laubengänge - Lage, Maße Vorraum, Vorhalle, Eingangshalle KG: W-Vorraum, Hofseite, Zugang zu Wohnbau und Kapelle, 5 : 2,3 m = 11,5 qm 14 : 1,5 m = 21 qm - - - - - - - EG: 2 Zugangshallen unter Altanen, Talseite im NO, ca. 4 : 3,4 m = 13,6qm EG: Zugangshalle als Anbau im N, Hofseite, aber aus einer Bauphase Ende 13. oder Anfang 14. Jh.,203 4,6 : 3,1/3,6 m = 15,4 qm EG: Eingangshalle im NW, Verbindung kleiner Saal im SO und Saalgeschoss Großer Saalbau, 6,3/6,8 : 6,3/7,3 m = 44,5 qm Bitschnau/Hauser 1995, S. 15 und 1998, S. 42. 204 Im Obergeschoss wird der leicht kurvige, in seiner Breite stark variierende Quergang zwischen Saalbau und Kapelle rund um die Kapelle herumgeführt. 89 Erschlie ßung Name Saalbau Lage Querflure bzw. -gänge Maße Querflure bzw. -gänge Wartburg/ Thüringen KG: S-Quergang, Zugang zum Vorraum im W 11,5 : 1,5 m = 17,3 qm ca. 8,6 : EG: 1,7 m S-Quer= 14,6 qm gang, Verbindung W-Galerie und S-Raum Lage Gänge, Laubengänge (Längsrichtung) KG: W-Gang, von Hofseite aus betreten Maße Gänge, Laubengänge Lage, Maße Vorraum, Vorhalle, Eingangshalle 6,3 : 1,7 m = 10,7 qm EG/1.OG/ 2.OG: durchgehende W-Galerie, dahinter Räume bzw. Säle, Hofseite EG: ca. 36 : 2 m = 72 qm 1. OG: ca. 36,3 : 2 m = 72,6 qm 2. OG: ca. 37,2 : 2,2 m = 81,8 qm KG: kleiner, quadratischer Vorraum, Hofseite, Zugang zu S-Gang und S-Raum, 2,3 : 2 m = 4,6 qm EG/1. OG: W-Galerie, geschlossener N-Trakt, S-Trakt und offener mittlerer Arkadengang N-Trakt EG: 9,3 : 2,1 m = 19,5 qm/ 1. OG: 9,5 : 2,2 m = 20,9 qm S-Trakt EG: 5,5 : 2,1 m = 11,6 qm 1. OG: 5,7 : 2,3 m = 13,1 qm Mitteltrakt EG: 19,4 : 1,7 m = 33 qm (ohne Außenmauer: 2,5 m breit) 1. OG: 20,3 : 2,1 m = 42,6 qm 90 Erschlie ßung Name Saalbau Lage Querflure bzw. -gänge Maße Querflure bzw. -gänge Weißensee, Runneburg/ Thüringen KG (1. 10 : 2,7 m Bauphase = 27 qm 1168-90)205: N-Durchgang unter O-Anbau, N-Hofseite Lage Gänge, Laubengänge (Längsrichtung) - Wimpfen, Pfalz/ BadenWürttemberg 205 - - EG/1. OG: fast durchgehender S-Gang, Hofseite Maße Gänge, Laubengänge - ca. 3 : 29 m = 87 qm Lage, Maße Vorraum, Vorhalle, Eingangshalle EG/1. OG (1./2. Bauphase: 1168-90/ 1204-12): Vorhalle im NO-Anbau (Hof-seite) zum O-Raum/ Saal, EG: 4,8 : 4 m = 19,2 qm/ 1. OG: 5,2 : 4,8 m = 25 qm EG/1. OG (3. Bauphase: um 1225): Vorhalle im NW-Anbau (Hofseite) zum Treppenhaus und Saal, 5,5 : 3,6 m = 19,8 qm EG: Eingangshalle vor vermutetem Altan im N, 5,8 : 4,5 m = 26,1 qm Bauphasen nach: Kozok 1998b, bes. S. 198. 91 Erschlie ßung 2.4.3 Treppen206 In der Frühzeit des Burgenbaus sind ebenerdige Eingänge selten, da sie sich aus Verteidigungszwecken in der Regel als Hocheingänge im Obergeschoss befanden. Die Obergeschosszugänglichkeit war nur über Treppen möglich.207 2.4.3.1 Außentreppen 2.4.3.1.1 Freitreppen aus Holz und Stein Von der baulichen Entwicklung her betrachtet, kommen bei den frühen Saalbauten im Allgemeinen Außentreppen vor, welche die selbständigen Geschosse ohne Eingriff in ihre Raumgestaltung erschließen. Bei den Außentreppen war die Erschließung der oberen Geschosse ohne das Betreten der darunter liegenden Räumlichkeiten möglich, und die Treppe beanspruchte keine Wohnfläche. Da sich ihr Standort an der Außenseite – meist an der Hoffassade – befand, ist besonders bei den großen Saalbauten eine gewisse repräsentative Treppengestaltung anzunehmen. Jedoch wirken im Vergleich zu den oft sehr aufwendig gestalteten Fassaden sowie repräsentativen Sälen und Wohnräumen die Außenzugänge in ihrer Ausbildung häufig relativ bescheiden.208 Ein Nachteil der Außentreppen lag wohl darin, beim Wechsel der Geschosse auch bei kalter oder nasser Witterung ins Freie treten zu müssen.209 Es wird sich in der Regel um hölzerne Außentreppen gehandelt haben, welche bis in die Spätgotik hinein üblich bleiben. Solche Holztreppen an der Fassade aus romanischer Zeit sind auf Grund von Verwitterung und Zerstörung kaum noch irgendwo in Resten nachweisbar. Aber auch von steinernen romanischen Freitreppenanlagen ist wenig bis heute erhalten geblieben. Zudem fehlen bislang intensivere Untersuchungen zu diesem Thema. Die Existenz ursprünglicher Außentreppenanlagen ist aber mancherorts durch Mauerbögen, Reste von Podesten oder alte Bilddarstellungen bezeugt. Auf Grund der Lage der Portale kann bei einigen Saalbauten ein Rekonstruktionsversuch der Außentreppe gewagt werden, die manchmal auch in Verbindung mit einer Holzgalerie oder einem altanartigen Anbau angelegt war. Als einfachste und älteste Treppenform gilt die Blocktreppe, welche in einigen Burgen, z. B. in Reifenstein in Südtirol, noch in situ vorhanden ist. Ihre Konstruktion besteht aus ein bis zwei Balken (sog. Treppenbäume) mit aufgenagelten Stufen aus „im Querschnitt diagonal gespaltenen Balkenstücken“210. Die ein wenig aufwendiger hergestellte Treppe mit Brettstufen ist fast nirgends erhalten geblieben. 206 An dieser Stelle möchte ich Herrn Dr. Daniel Gutscher und Dr. Armand Baeriswyl recht herzlich für ihre Hinweise und Erläuterungen zu den angegebenen Treppen aus dem Schweizer Raum danken. Auch bin ich Herrn Baeriswyl für das Geschenk seines Buches über den Unterhof in Diessenhofen (s. Baeriswyl/Junkes 1995) sehr dankbar. 207 Nach R. Schmitt (2000b, S. 29, Anm. 31) scheint die Erschließbarkeit der Obergeschosse bislang wenig überzeugend untersucht, wie seine Durchsicht der betreffenden Literatur zeigte. Und auch C. Meckseper (1998a, S. 27) weist auf die noch ungezielt untersuchte Frage nach der Obergeschosszugänglichkeit über Treppen hin. - Zu den Treppen in Saal- und Wohnbauten von Pfalzen und Burgen: Becker, Diss. masch. 1941. – Binding 1963a, S. 131-133, 145. – Biller 1998, S. 175-176. – Biller 2000, S. 40-41. - Binding, in: Lexikon des Mittelalters 8, 1997, Sp. 974. – Bornheim Gen. Schilling 1964, S. 138-139. – Handbuch der Architektur 1883, S. 285-287, 341-345. Herrmann 1995, S. 59-62. – Kozok 1998b, S. 153. - Krüger 1998, S. 136. – Mager 1957, S. 39-63. - Meckseper 1998a, S. 26-28. - Meckseper: Zugänge, in: Burgen in Mitteleuropa 1, 1999, S. 268. - Mielke 1989, S. 35-39. – Möller 1999c, S. 285-287. – Piper 1912/1994, S. 441-448. - Schmitt 2000b, S. 23 u. S. 29, Anm. 31-35. Schmitt 2002, S. 55. – Simon 1902a, S. 135-136, 153. 208 Schmitt 2000b, S. 29, Anm. 31. 209 Zu Vor- und Nachteilen einer Außentreppe: s. auch Herrmann 1995, S. 60. 210 Zur Blocktreppe: Möller 1999c, S. 286. – Piper 1912/1994, S. 447. 92 Erschlie ßung Vorgelagerte Freitreppen lagen fast immer außerhalb der Angriffseite. Sie führten parallel zur Außenmauer - meist an der längsseitigen Hoffassade - zu den Repräsentationsräumen bzw. Sälen im Obergeschoss, wobei das obere Stufenende ein Podest bildete. Nur das Podest der hölzernen Treppen war im Mauerwerk verankert, aber nicht die einzelnen Stufen. An der Hoffassade der beiden Wohnbauten der um 1160/65 entstandenen Burg Münzenberg211 waren Außentreppen zur Erschließung der beiden Obergeschosse erforderlich. Von diesen vermutlich hölzernen Treppen haben sich – abgesehen von dem Rest eines steinernen Sandsteinsockels – keine Spuren erhalten.212 Einer möglichen Rekonstruktion zufolge führten Stufen zum Treppensockel empor, an dem die Treppenläufe sich geteilt haben müssen, um das Ost- und Westportal des ersten Obergeschosses erreichen zu können. Den Zugang zu den beiden Portalen im zweiten Obergeschoss ermöglichte eine wahrscheinlich am Westbau ansetzende, relativ steile Holztreppe.213 Nach Untersuchungen von Faust214 hat sich an der Hofseite des im Grundriss sechseckigen, geknickten Wohnbaus in Büdingen als vermutlicher Rest einer ursprünglichen Freitreppe eine bis zur Mauerflucht abgeschlagene Podestplatte unterhalb des Portals im ersten Obergeschoss erhalten.215 Auch hier könnten hölzerne Außentreppen zum Erreichen der beiden oberen Geschosse angenommen werden. Vielleicht gab es zwei separate Aufgänge zum ersten Obergeschoss, da seine beiden ursprünglichen Eingangstüren relativ weit auseinander lagen.216 Beim Saalbau in Gelnhausen führte eine vermutlich ebenfalls hölzerne Außentreppe auf der Hofseite zum Kleeblattbogenportal des Ostsaales im Erdgeschoss hinauf.217 Auf der Kasselburg gab es eine hölzerne, in Resten noch erkennbare Außentreppe bis unter das Dach des Saalbaus.218 211 Nach Binding, in: Lexikon des Mittelalters 8, 1997, Sp. 974. 212 Zur Rekonstruktion der Münzenberger Freitreppe: Binding 1963a, S. 131-133, 145 u. Abb. 15. – Jost 1995, S. 217-218. – Der Rekonstruktionsversuch einer großen, steinernen Freitreppenanlage von Mager (1957, S. 39-64) ist sehr unglaubwürdig. 213 Als Anhaltspunkt für die nach Binding (1963a, S. 133) sehr vage Rekonstruktion der Treppe zum zweiten Obergeschoss gibt er zwei Wandaussparungen am Ostportalgewände an, welche auf eine unterstützende, nicht auskragende Holzkonstruktion hindeuten könnte. Auch weist er auf ein Gebäude (sog. „Nonnenbau“) des Prämonstratenserkonvents Konradsdorf hin, dessen Geschosse ursprünglich über hölzerne Außentreppen erschlossen wurden. – s. dazu: Binding 1962, S. 7-8, 11 u. S. 12, Abb. 17-18. - Jost 1995, S. 219. 214 Faust 1928, S. 7. 215 Diese Podestplatte liegt nach Angaben von Faust (1928, S. 7) 2,25 m über dem heutigen Hofniveau und befand sich ca. 3,25 m über dem ursprünglichen Gelände. 216 Zu Rekonstruktionsüberlegungen der Außentreppe in Büdingen: Jost 1995, S. 218. 217 Da bei Ausgrabungen im Bereich vor dem Hofportal bislang keine Fundamente angeschnitten wurden, ist neben der ursprünglichen Gestaltung auch die Gründung bzw. das Fundament der Freitreppen unklar. – Jost 1995, S. 219 u. Anm. 853. – Einsingbach 1980, S. 7, Abb. 4 (Grundriss der Pfalz mit Ausgrabungsbereichen und Befunden). – Im Rekonstruktionsmodell von Schmahl (abgebildet in: Einsingbach 1980, S. 8, Abb. 5) ist ein zweiläufige Freitreppenanlage dargestellt. 218 Bornheim Gen Schilling 1964, S. 138. 93 Erschlie ßung Abb. 42 und Abb. 43: Hoffassade und Grundriss der beiden Wohnbauten in Münzenberg. Der mögliche Treppenverlauf (in rot) ist von der Verfasserin ergänzt. (aus: Meckseper 1998, in: Burg Weißensee 1998, S. 30, Abb. 5 (nach Binding) - Binding 1963a, Abb. 11) 94 Erschlie ßung Abb. 44 und Abb. 45: Hofseite und Grundriss des Wohnbaus in Büdingen. (aus: Faust 1928, Bl. 38, 34) 95 Erschlie ßung Wie bei der Untersuchung hölzerner Laufgänge schon erwähnt, kamen zur äußeren Erschließung des Saal- oder Wohnbaus auch hölzerne Treppen in Kombination mit Holzgalerien vor. Nachgewiesen ist dies z. B. beim Saalbau der Gamburg und in Eger, während es beim Gebäude der Burg Weißensee aus der Bauphase II (1204-1212)219 vermutet werden kann. Der Saalbau der Gamburg besitzt über die gesamte hofseitige Ostfassade abgearbeitete Konsolsteine und darüber liegende doppelte Balkenlöcher. Diese weisen auf eine auf der gesamten Breite der Hoffassade durchlaufende vorkragende Holzgalerie hin, welche über Außentreppen von den beiden unteren Geschossen erreicht wurde.220 An der nördlichen Hofseite des Hauptgebäudes auf der Burg Gutenfels wäre ebenfalls eine hölzerne Treppenanlage in Verbindung mit einem Laufgang aus Holz zur Erschließung der Portale im ursprünglichen ersten und zweiten Obergeschoss vorstellbar.221 Auch beim Saalbau in Eger muss es einen seitlichen, vielleicht hölzernen Treppenaufgang an der südlichen Hoffassade zum mittigen Portal des Saales im Obergeschoss gegeben haben. Wie Kragsteine in der Kapellenmauer belegen, führte von dort aus eine Holzgalerie an der Westhälfte des Kapellenobergeschosses entlang.222 Für den Saalbau der Burg Weißensee aus der zweiten Bauphase kann an der hofseitigen Nordfassade eine hölzerne Freitreppenanlage mit einem Laufgang aus Holz vermutet werden. Dieser verband das Portal des Saalgeschosses mit dem oberen Eingang des älteren Ostanbaus.223 Abb. 46: Rekonstruktion der Ostansicht (Hoffassade) des Saalbaus auf der Gamburg von Th. Biller. Heutiges Hofniveau von J. Gromer eingetragen. (aus: Gromer/Krämer 1996/97, S. 24, Abb. 23) 219 Bauphasen nach: Kozok 1998b, bes. S. 198. 220 s. dazu Rekonstruktionszeichnung von Th. Biller, in: Biller 1990b, S. 119. 221 Bornheim Gen Schilling 1964, S. 138-139. - Die heutige umlaufende, zweigeschossige, überdachte Holzgalerie stammt aus dem Jahr 1890. 222 Schürer 1934a, S. 35. - Binding 1996, S. 379. – Tietz-Strödel 1992, S. 18-19. 223 Nach M. Kozok wurde vermutlich der in der Mauer befestigte hölzerne Laufgang bei der Errichtung des neuen Treppenhauses in der dritten Bauphase um 1225 beibehalten. - Kozok, in: Burg Weißensee 1998, S. 183-184, 187, 198 und Fassadenrekonstruktion S. 195, Abb. 174, S. 202, Abb. 179, S. 203, Abb. 180. 96 Erschlie ßung Abb. 47: Saalbau der Burg Weißensee. Rekonstruktion der hofseitigen Nordfassade aus der zweiten Bauphase (1212), mit hypothetischem Treppenzugang zum Saalgeschoss. Zeichnung von M. Kozok. (aus: Kozok 1998, in: Burg Weißensee 1998, S. 195, Abb. 174) Ein einfacher hölzerner Treppenaufgang konnte in einer späteren Bauphase in Stein ersetzt werden, wie dies z. B. bei der Burg Weißensee vor Errichtung ihres Treppenhauses sowie beim Wohnturm in Thun im Kanton Bern noch nachweisbar ist. Dieser Wohnturm besaß aus der ersten Bauphase um 1191-95 an seiner östlichen Schmalseite einen hölzernen Hocheinstieg – vermutlich nur in Form einer einziehbaren Leiter - zum in 14,6 m Höhe gelegenen Portal des Saalgeschosses. In einer zweiten Bauphase um 1240-50 erfolgte die Aufstockung des Turmes um ein weiteres Geschoss. Bei diesem Umbau wurde der Hocheinstieg durch einen massiven steinernen Treppenvorbau mit abgewinkelter Treppe und kleiner Zugbrücke auf dem Türvorbau ersetzt.224 In gotischer Zeit wurden Treppenanlagen üblich, welche gleich zur Erschließung mehrerer Geschosse dienten. Als Beispiel hierfür kann ein nördlich des Ostwohnbaus gelegenes Gebäude auf Burg Runkelstein in Südtirol angeführt werden: Von der Nordecke der Hofseite steigt über einige breite Vorstufen eine auf zwei steigenden Mauerbogen ruhende Treppe auf. Diese Steinbogen sowie die Podeste vor den Türen des ersten und zweiten Obergeschosses werden durch jeweils dreifache Kragsteine getragen.225 Die Gestaltung und Form der Treppenanlagen steht in Abhängigkeit von den baulichen Möglichkeiten und ihrer Funktion. Neben reinen Aufstiegen aus Holz und Stein gab es häufig auch eine Kombination dieser Materialien, z. B. Fundamente, Stützen, Treppengewölbe, Podeste aus Stein und Stufen, Geländer aus Holz. Oft scheint ein Tonnengewölbe als Stütze für die steinernen oder hölzernen Stufen gedient zu haben. Die Konstruktionen für die Stein- bzw. Holztreppen konnten aus Bögen und Pfeiler oder 224 Hofer/Meyer 1991, S. 139-147. 225 Piper 1912/1994, S. 442-443 und S. 442, Fig. 428. 97 Erschlie ßung auch Mauern (bei altanartigen Anlagen) bestehen. Manche Treppenanlagen waren überdacht oder standen in Verbindung mit einer Galerie. Abb. 48: Grundriss der Burganlage in Thun. (aus: Buchs, Schweizerische Kunstführer 1964, S. 7) Abb. 49: Südansicht des Wohnturmes in Thun. Rechts im Bild die Ostfassade mit ihrem gewinkelten, massiven Treppenvorbau. (Foto: M. Bangerter-Paetz 1998) 98 Erschlie ßung Runkelstein in Südtirol Abb. 50: Grundriss der Burganlage. (aus: Südtiroler Burgenkarte 1995, S. 133) Abb. 51: Außentreppe des nördlich von Ostwohnbau und Kapelle gelegenen Gebäudes, zur Erschließung der beiden oberen Stockwerke. (aus: Piper 1912/1994, S. 442, Fig. 428) 99 Erschlie ßung 2.4.3.1.2 Altanartige Treppenvorbauten und Treppenhäuser Schon der Saalbau der Pfalz in Paderborn aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts besaß zwei altanartige, ca. 5 x 5 m große Treppenvorbauten an seiner Hofseite. Diese führten mit etwa 7 oder 8 Stufen zu den beiden Eingangsportalen.226 Von den ursprünglich steinernen Außentreppenanlagen in Goslar und Braunschweig haben sich Fundamentreste erhalten, welche bedingt Aufschlüsse über deren Gestaltung geben können. Der Saalbau in Goslar besitzt seit um oder nach 1200 an der Südgiebelseite einen langgestreckten Vorraum über einer Tordurchfahrt. Ihm war an der Hoffassade ein vermutlich ursprünglich überdachter Treppenanbau vorgelagert. Zum heutigen Treppenvorbau an gleicher Stelle führen seitlich zwei steinerne Freitreppen empor. Er besteht aus einem tonnengewölbten Untergeschoss und besitzt ein Obergeschoss mit zwei hofseitigen Dreierarkadenfenstern sowie zwei Portalen in den Nord- und Südwänden. Nach Untersuchungen von Hoelscher steht der Vorbau nicht im Verband mit der Fassade, weshalb er eine ältere Treppenlösung ersetzt haben könnte. 227 Wie ergrabene Fundamente belegen, erfolgte in Braunschweig die Erschließung des Saalbauobergeschosses durch einen Treppenaufgang an der südlichen Schmalseite. Dieser endet nach der Rekonstruktion von L. Winter in einem Zwischenbau, der den Zugang zwischen dem Saalobergeschoss und der Westvorhalle der Kapelle ermöglicht. Vor der Hoffassadenmitte lassen ergrabene rechtwinklig vorspringende Fundamente – ebenso wie in Goslar – auf einen altanartigen Vorbau schließen.228 Seitliche Treppen zur Erschließung des Obergeschosses besaßen auch die tonnengewölbten Altane des Saalbaus in Seligenstadt.229 Der Vorgängerbau des Kornhauses in Querfurt hatte einen rechteckigen zweigeschossigen Anbau mit einer Tür im Süden zum Burghof, die vermutlich in das tief gelegene Untergeschoss führte. Dieser später an den Saalbau angefügte Treppenvorbau zur Erschließung des Saalgeschosses stammte nach Angabe von R. Schmitt vielleicht noch aus dem „zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts“.230 Auch bei der Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut in Sachsen-Anhalt ist für die Mitte des 13. Jahrhunderts ein steinerner, nordöstlich vorgelagerter zweigeschossiger Vorbau zwischen dem Wohnbau und dem südlich anschließenden älteren Wohnturm belegt. Nach Annahme von R. Schmitt diente er vermutlich als Treppenhaus und wurde nach oben hin wohl durch hölzerne Aufbauten ergänzt.231 Auf den zweigeschossigen Anbau 226 Binding 1996, S. 126. 227 Für eine spätere Anfügung der Treppenanlage spricht auch die Tatsache der Überschneidung des südlichsten Fensters im Erdgeschoss durch die nördliche Treppe. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 110, Anm. 42. - Wie die Erschließung des oberen Saalgeschosses in Goslar vor der Errichtung des Treppenvorbaus am Südende des Saalbaus erfolgte, ist unbekannt. – Die alten Treppenanlagefundamente wurden 1868 entdeckt, die heutigen Freitreppen stammen aus dem Jahr 1877. - Möhle datiert diesen östlichen Treppenvorbau kunsthistorisch in die Zeit „von 1190-1210“, während die Tordurchfahrt dendrochronologisch auf das Jahr 1182 datiert ist. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 110-115, bes. S. 115. – Jost 1995, S. 219. 228 In beiden Fällen sind jedoch keine Fundamente nachgewiesen, welche dort seitlich angefügte Treppenaufgänge vermuten lassen. - Zur Rekonstruktion des Treppenaufganges in Braunschweig: Beitz 1989, S. 108-109 und Arens 1985, S. 130. 229 Bei den 1996/97 durchgeführten Ausgrabungen vor der Mainseite des Saalbaus in Seligenstadt wurden zwei Treppenfundamente an den beiden Außenseiten der Altane freigelegt. – Atzbach 1998, S. 16. - Cramer 1999, S. 148. – Steinerne altanartige Treppenbauten sind auch in Burgdorf/Kanton Bern nachgewiesen. – s. dazu: Schmitt 2000b, S. 29, Anm. 31. - Baeriswyl, Armand; Gutscher, Daniel: Burgdorf. Kornhaus. Eine mittelalterliche Häuserzeile in der Burgdorfer Unterstadt. Bern 1995, S. 37-38. 230 Schmitt 2002, S. 55. 231 Schmitt 2000b, S. 23. – R. Schmitt (2002, S. 55, 189, Anm. 324) weist auf einen ähnlichen Befund in Dresden und bei einem Wohnturm in Mainz hin. – Oelsner, Norbert: Zur baugeschichtlichen Entwicklung des Dresdner Schlosses im Mittelalter, in: Dresdner Hefte 65, 2001, S. 22-23, Abb. S. 25. – Schmitt 2002, S. 55, 189, Anm. 323. – Wiedenau 1983a, S. 166-169. - Auch bei der Oberburg Giebichenstein in Halle gab es schmale steinerne 100 Erschlie ßung mit Seitentreppe zum ersten Obergeschoss vor der Hoffassade des Saalbaus auf der Burg Tirol sei an dieser Stelle ebenfalls verwiesen.232 Der ursprünglich mindestens zweigeschossige westliche Anbau mit Treppenhaus auf der nördlichen Hoffassade des Saalbaus der Burg Weißensee stammt aus der dritten Bauphase um 1225. Im Erdgeschoss schloss an die Ostwand dieses sog. Nordwestanbaus ein tonnengewölbter Eingangsflur und an diesen östlich eine zweiarmige, etwa 4,50 m lange und 2 m breite Treppe an. Im ersten Obergeschoss konnte über einen Laufgang der Nordost- und Nordwestanbau ohne Betreten des Festsaales erreicht werden. Das Treppenhaus wurde von einer Zwischenwand geschützt und nach oben vermutlich durch ein flaches Pultdach gegen die Nordfassade des Saalbaus abgeschlossen.233 Vorbauten, die als Rampe oder Gang dienten oder vielleicht ebenfalls ein Treppenhaus bildeten. – Schmitt 2002b, S. 23, 29, Anm. 35. – Mrusek, Hans-Joachim: Die Funktion und baugeschichtliche Entwicklung der Burg Giebichenstein in Halle (Saale) und ihre Stellung im früh- und hochfeudalen Burgenbau. Ing.-Diss. Weimar 1970, S. 35-36, 107. 232 Dieser Anbau stammt aus einer späteren Bauphase Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts. An seiner Stelle führte ursprünglich zum durchgehenden Saal im ersten Obergeschoss eine seitliche Freitreppe mit gemauertem Podest empor, welches das Untergeschosstor frei ließ. Von diesem Aufstieg haben sich rechtwinklige Wandansätze in Form von im Verband sitzenden Zargensteinen erhalten. - s. dazu: Bitschnau/Hauser 1995, S. 15. – Bitschnau/Hauser 1998, S. 42. 233 1997 wurden im Erdgeschoss vor dem Rundbogenportal des tonnengewölbten Vestibüls Stufen freigelegt. – Kozok 1998, in: Burg Weißensee 1998, S. 183-184, 187-188, 198. – Schmitt 2000b, S. 29, Anm. 34. - Einem Saalbau eigenständig angefügte Treppenhäuser sind nach Aussage von C. Meckseper (1998a, S. 27-28 u. S. 28, Anm. 45-46) nur in der westeuropäischen Architektur (z. B. Gravensteen in Gent/Belgien, Donjon in Loches/Indreet-Loire) zu finden. Hinzuweisen ist auf drei in der Mitte oder zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts an der Lahn errichtete Emporenkirchen mit vor die Seitenschiffe gestellten Treppenhäusern (Niederlahnstein/Rhein-Lahn-Kreis, Dietkirchen/Landkreis Limburg und Bad Ems). – s. dazu: Kubach/Verbeek 1976-89, Bd. 4, S. 225-227. 101 Erschlie ßung Abb. 52: Saalbau der Burg Weißensee. Isometrische Rekonstruktion der dritten Bauphase (um 1225) von M. Kozok (Entwurf) und A. Koch (Zeichnung) (aus: Kozok 1998, in: Burg Weißensee 1998, S. 203, Abb. 180) Abb. 53: Neuenburg bei Freyburg a. d. Unstrut in Sachsen-Anhalt. Rekonstruktion des Grundrisses der Burganlage um die Mitte des 13. Jahrhunderts, von R. Schmitt (Ausschnitt). Oben: Norden. 10 = älterer Wohnbau, in neuen Wohnbau (zwischen 11 und 19) einbezogen; 12 = Anbau zur Erschließung von 10 und 16; 13 = mit 14, 15 als zentraler Eingang zum südlich anstoßenden älteren Wohn- und zum neuen Wohnbau sowie zur Erschließung der Obergeschosse dienend; 14 = Altan mit Treppe hinab zum Erdgeschoss und Zugang zu 15; 15 = enthält mit 13 vermutlich ein Treppenhaus; 16 = älterer Wohnturm; 17 = Erweiterung von 16 nach Süden (Aufbauten unklar). (aus: Schmitt/Weise 1997, S. 40, Abb. 29) 102 Erschlie ßung 2.4.3.1.3 Wendeltreppentürme Seit dem 13. Jahrhundert kommen auch steinerne Wendeltreppentürme vor, wofür als Beispiele die Burgen Babenhausen, Burgdorf im Kanton Bern und Hohengeroldseck im Schwarzwald genannt werden können.234 Der Ende der 1180er Jahre bis um 1200 errichtete235 Saalbau in Babenhausen besitzt einen aus der Erbauungszeit stammenden Wendeltreppenturm, welcher als ältester erhaltener Treppenturm im Profanbau des staufrischen Reiches gilt. Es handelt sich um einen der Hoffassade mittig vorgelagerten, dreigeschossigen, lisenengegliederten runden Backsteinturm mit innerer Wendeltreppe zur Erschließung der beiden Obergeschosse.236 Eine gewisse Parallele zum Wendeltreppenturm in Babenhausen besteht zu dem des um 1200 errichteten Wohnturms in Burgdorf im Kanton Bern.237 Dieser besaß an seiner langen Feldseite im Westen eine runde Wendeltreppe, die halb innerhalb der Mauerdicke lag und halb nach außen vorsprang. Der Wendelstein trat an der gesamten Höhe der Westfassade in Erscheinung und war vermutlich rechteckig ummantelt. Von dieser Wendeltreppe haben sich seit dem Abbruch gegen Ende des 17. Jahrhunderts an der Außenseite der Westmauer nur geringere Reste der äußeren Mauerschale in Form von vorspringenden Kalksteinquadern am Fuß des Wohnturms erhalten. In Höhe des zweiten Obergeschosses führte eine Tür von der Südwestecke des Saales zu einem bis zur Wendeltreppe reichenden hölzernen Wehrgang.238 Die Treppe stand wahrscheinlich auf einem voll gemauerten Sockel, der bis auf den Fels reichte. In der Westwand des Saales im ersten Obergeschoss führte eine bis 1935 erhaltene, mit Rundstab eingefasste Tür mit Giebelbogensturz zur im Lichten nur 0,80 m weiten Wendeltreppe. Eine 1973 in ursprünglichen Dimensionen wieder hergestellte Tür im zweiten Obergeschoss, im heutigen Flurbereich vor dem Saal, ermöglicht heute den Zugang zum innerhalb der Westmauer gelegenen Segment der Wendeltreppe. Diese in Höhe der Geschossdecke vermauerte Treppe besteht aus einer steinernen Spindel, aus Sandsteinblöcken gehauenen Stufen und einem Zylindermantel in Form leicht gekrümmter Backsteine. Als Beispiele für Wendeltreppen aus dem gotischen Burgenbau nördlich der Alpen können u. a. die Burganlage Hohengeroldseck im Schwarzwald, Spiez im Kanton 234 Meckseper 1999b, 1999, S. 268. - Im Kirchenbau finden Wendeltreppentürme seit ottonischer Zeit häufig Verwendung, z. B. bei der Michaeliskirche in Hildesheim (von Bischof Bernward (993-1022) errichtet), bei dem Westwerk von St. Panthaleon in Köln (984/996-1000) und der St. Maria im Kapitol in Köln (1040-1065). Auch der teilweise ergrabene nördlich des Domes gelegene Kirchenbau der ottonischen Pfalz in Magdeburg aus dem 10. Jahrhundert besaß zwei runde Treppentürme zur Erschließung des Obergeschosses. – Zur Pfalz in Magdeburg: Meckseper 1986, S. 101-115 und 1993a, S. 57 und 2001, S. 75-82. - Babette Ludowici: Ein neuentdeckter mittelalterlicher Kirchenbau in Magdeburg?, in: Archäologisches Korrespondenzblatt 32, 2002, S. 281-293. Wenige Jahrzehnte später sind in den Ecktürmen der unteritalienischen Kastelle Friedrichs II. Wendeltreppen zu finden, z. B. beim Castel del Monte, dem Castel Maniace in Syrakus und dem Castel Ursino Cataria. - Zu Wendeltreppentürmen im Mittelalter: Jost 1999, S. 130-131 und Jost 2001, S. 135-136. 235 Die Decke seiner Erdgeschosshalle ist dendrochronologisch auf das Winterhalbjahr 1188/89 datiert. 236 Der Wendeltreppenturm in Babenhausen ist ein Einzelfall im Rahmen der spätromanischen Baukunst. - Jost 1999, S. 129-130 und Jost 2001, S. 135. 237 Für die Anlage in Burgdorf sind die dendrochronologischen Daten 1192 (Deckenbalken über dem ersten Obergeschoss), 1199 und 1200 vorhanden. – s. dazu: Jost 2001, S. 137 u. 142, Anm. 52. - Schweizer 1985, S. 84. – Zum Wendeltreppenturm in Burgdorf: Jost 2001, S. 136, 137, 139 u. 138, Abb. 10. – Schweizer 1985, S. 96, 102 u. 99, Abb. 75, 100, Abb. 76. 238 Ein Stich von Kraus aus dem Jahr 1685, also kurz vor dem Abbruch vor 1699, zeigt die Wendeltreppe als einen an der ganzen Höhe der Westfassade durchlaufenden, rechteckigen Vorbau. Doch wäre nach Ansicht von J. Schweizer auch eine halbzylindrische Mantelform denkbar. Zur äußeren Rekonstruktion der Burgdorfer Wendeltreppe: Schweizer 1985, S. 96 u. Anm. 72. – J. Schweizer (1985, S. 168 u. Abb. 129 u. Anm. 413) weist auch auf französische und englische Donjons bzw. Keeps hin, deren Obergeschosse schon in romanischer Zeit durch Wendeltreppen erschlossen wurden. Doch waren diese im Allgemeinen nach außen hin nicht als Treppentürme sichtbar. 103 Erschlie ßung Bern/Schweiz und die Albrechtsburg in Meißen (1471f.) genannt werden. Die zwei großen Wohnbauten der um 1258-77 errichteten Burganlage Hohengeroldseck besaßen je einen Wendeltreppenturm. Von ihnen ist nur der südliche viergeschossige Bau mit Treppenturm als Ruine erhalten geblieben.239 Das Schloss Spiez besitzt einen Saalbau mit einem im Westen vorgelagerten Wendeltreppenturm aus dem 14. Jahrhundert.240 Abb. 54: Ost-West-Querschnitt durch den Saalbau und Treppenturm der Burg Babenhausen, mit Blick nach Süden. Rekonstruktion von W. Haake. (aus: Arens 1976/77, S. 39, Abb. 17) Abb. 55: Hohengeroldseck im Schwarzwald. Historischer Grundriss der Burganlage von 1693: In der Kernburg befinden sich zwei repräsentative Wohn- oder Saalbauten (5 und 6) mit je einem Treppenturm im Zwickel zur südlichen Ringmauer. Zwischen den beiden steht ein niedrigerer Küchenbau (7). (aus: Wagner 2003, S. 54) Abb. 56: Hohengeroldseck. Westansicht des als Ruine erhaltenen Ostwohn- oder Saalbaus mit Treppenturm. (aus Biller/Großmann 2002, S. 83) 239 Biller/Großmann 2002, S. 83, Abb. – Wagner 2003, S. 52-55. 240 Schweizer Burgenführer 1995, Nr. 166. 104 Erschlie ßung Wohnturm in Burgdorf/Kanton Bern Abb. 57: Grundriss des zweiten Geschosses mit Saal und romanischer Wendeltreppe (im Westen). (aus: Schweizer 1985, S. 100, Abb. 76) Abb. 58: Saal im ersten Geschoss. Ursprüngliche Eintrittstür zur Wendeltreppe, Ansicht und Grundriss. (aus: Schweizer 1985, S. 99, Abb. 75) Abb. 59: Zweites Geschoss. Blick vom Zugang zur Wendeltreppe auf den heute noch sichtbaren Treppenbereich. (Foto: Verf. 2004) 105 Erschlie ßung 2.4.3.2 Innentreppen Ein Vorteil der Innentreppen liegt in ihrer Herstellung mit relativ geringem Aufwand, jedoch nahmen sie Geschossfläche in Anspruch, und ein Erreichen der oberen Räume und Säle war nur über das Betreten aller unteren Geschosse möglich. Die innere Erschließung zwischen den Geschossen erfolgte bei Bergfrieden mittels hölzerner Leitern oder Blocktreppen. Bei Wohntürmen, Wohn- und Saalbauten lagen die im Vergleich zu heute wesentlich schmäleren und steileren Innentreppen oft innerhalb ihrer dicken Mauern. Da Treppen im Rauminneren in der Regel aus Holz bestanden, können sie wegen ihrer Verwitterung und Zerstörung kaum noch nachgewiesen werden.241 Als Beispiel für eine nachweisbare hölzerne Innentreppe sei hier der Unterhof in Diessenhofen im Kanton Thurgau angegeben. Sie befand sich im heute dreigeschossigen Südostgebäude, dessen Erd- und erstes Obergeschoss aus der Erbauungszeit um 1278 stammen.242 Das Erdgeschoss war als zweischiffige Eingangshalle ausgebildet, welche als zentrale Erschließung der Burganlage diente. Die Erdgeschosshalle besaß ein großes Rundbogenportal auf der Ostseite des Vorhofes sowie zwei weitere kleinere Eingänge in der Westseite zum Innenhof. Im nördlichen Teil der Erdgeschossbalkendecke ist ein Treppenschacht nachweisbar, da der den östlichen Rand des Schachtes bildende Balken drei schräge Aussparungen an seiner Kante besitzt. Diese nahmen die tragenden Hölzer, d. h. abwärts führende Balken einer Blocktreppe, auf. Die von West nach Ost steigende Innentreppe wurde auch zur Erschließung des Nordostanbaus gebraucht, weil sie direkt zu dessen Rundbogentür führte. Vermutlich diente ein schmaler Schacht in der Balkendecke des ersten Obergeschosses, von welchem sich noch Zapfenlöcher erhalten haben, als Stiege zum Dachgeschoss. Der Wohnturm der Burg Reifenstein in Südtirol besitzt zwei aus der Erbauungszeit gegen Ende des 13. Jahrhunderts erhaltene hölzerne Treppen zur Erschließung vom ersten in das zweite Obergeschoss und von dort in das Dachgeschoss. Es handelt sich hier um stützenfreie und deshalb stark schwingende Blocktreppen mit dreikantigen Stufen, welche mit Holzzapfen an den drei liegenden Deckenbalken befestigt sind.243 241 Herrmann 1995, S. 60. – Möller 1999b, S. 286. 242 Die Blocktreppe kann zeitlich genau eingeordnet werden, da die aus der Erbauungszeit erhaltenen Balkenlagen des Südostgebäudes (sowie auch seines Nordostanbaus) dendrochronologisch auf das Fälldatum Herbst/Winter 1276/77 bzw. 1277/78 datiert sind. – Zur Rekonstruktion der Holztreppe in Diessenhofen: Baeriswyl 1998, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, 1998, S. 234. – Baeriswyl/Junkes 1995, S. 84 (mit Abb. 71), 92 (mit Abb. 86), 94. 243 Stampfer 2004, S. 175 (u. Abb. 3). 106 Erschlie ßung Diessenhofen im Kanton Thurgau. Abb. 60: Grundriss des Unterhofes von E. Root, D. Steiner, Amt für Archäologie des Kantons Thurgau 1994. Norden: oben. grau = bestehendes Mauerwerk schwache Linien = ergrabenes Mauerwerk (aus: Baeriswyl 1998, S. 232, Abb. 2) Abb. 61: Erdgeschoss des Südostgebäudes mit Deckenbalkenlage. Der Längsbalken mit seinen drei Aussparungen im nördlichen Teil bildete den Ostrand des ursprünglichen Treppenschachtes. Raster: ursprüngliche Hölzer von 1276/78. (aus: Baeriswyl/Junkes 1995, S. 85, Abb. 72) Abb. 62: Eingangshalle des Südostanbaus nach Westen, mit Blocktreppe. Rekonstruktion von D. Steiner, Amt für Archäologie des Kantons Thurgau. (aus: Baeriswyl 1998, S. 233, Abb. 3) 107 Erschlie ßung Innentreppen aus Stein treten erst allmählich im 12. Jahrhundert auf. Geradläufige steinerne Innentreppen aus der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts sind z. B. auf der Wartburg und in Kaiserswerth erhalten. Die Innentreppe des Wartburger Saalbaus244 aus der 1. Bauzeit um 1156-62 führt vom Erdgeschoss zwischen dem nördlichen („Rittersaal“) und mittleren Raum („Speisesaal“) in den Saal („Sängersaal) des ersten Obergeschosses. Es handelt sich um eine tonnengewölbte Gangtreppe zwischen zwei Mauern aus 20 Stufen mit einem regelmäßigen Steigungsverhältnis von 20/31 cm.245 Mit einer Laufbreite von 1,26 m ist sie für diese Zeit des Burgenbaus außergewöhnlich breit proportioniert, welches wohl mit einem gesteigerten Repräsentationsbedürfnis erklärt werden kann.246 Sie besitzt eine steigende Tonnenwölbung, die jedoch keinen zweiten Treppenlauf mit Stufen trägt, da die Treppe im nächsten Geschoss nicht fortgeführt ist. Eine bauliche und zeitliche Parallele der Wartburger Treppe ist nach Ansicht von Mielke in den zwei östlichen, nach 1182 entstandenen Mauertreppen der Stiftskirche St. Vitus-Basilika in Ellwangen zu sehen. Ihre Laufbreite beträgt ein wenig mehr als 1,00 m und die Stufen weisen ein fast gleichmäßiges Steigungsverhältnis von 23/26 cm auf.247 Quer durch das Bauwerk führende Gang-Treppen kommen z. B. auch in den Burgen Horsovsky Tyn (Bischofteinitz) und Kestrany bei Prisku in der Tschechischen Republik aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vor.248 Ebenso sind solche Treppen in zeitgenössischen Klöstern, z. B. in Zisterzienserklöstern zu finden, wo sie als Quertreppen vom Kreuzgang zum Dormitorium hinaufführen. Als Beispiele hierfür können die Zisterzienserklöster Eberbach am Neckar249 und Michaelstein/Blankenburg im Landkreis Wernigerode (um 1170) sowie das Benediktinerkloster Ilsenburg, ebenfalls im Landkreis Wernigerode (um 1161-76)250 genannt werden. Auch sei auf die Niederburg in Rüdesheim hingewiesen, welche aus der Zeit um 1200 heute noch drei zum ersten Obergeschoss führende Treppen besitzt. Diese im Erdgeschoss vom Hof aus zugänglichen Mauertreppen mit schrägem bzw. geschwungenem Lauf sitzen jeweils mittig in den Quermauern der Burganlage. Alle Räume des ersten Obergeschosses waren direkt über Treppen mit Podesten erschlossen. Es gibt noch zwei von ursprünglich drei Treppen, die zum zweiten Obergeschoss führen und in den gleichen Mauerblöcken über denen des Geschosses darunter liegen.251 244 Zur Treppe des Wartburger Saalbaus: Mielke 1989, S. 35-39. – Jost 1995, S. 220-221. – Krüger 1998, S. 136. Strickhausen 1998a, S. 193. 245 Da die Regelmäßigkeit der Wartburger Stufen für mittelalterliche Treppen ungewöhnlich ist, vermutet Mielke (1989, S. 38) eine Überarbeitung dieser Stufen während der Freilegungs- und Instandsetzungsarbeiten im 19. Jahrhundert. 246 Im Vergleich hierzu sei auf die Treppe in Gelnhausen mit einer Laufbreite von 0,75 bis 0,80 m sowie die Wendeltreppe in Burgdorf mit einer lichten Weite von 0,80 m hingewiesen. – Mielke 1989, S. 37, 38. - Schweizer 1985, S. 102. 247 Während einzelne Stufen auch 22 oder 27 cm hoch sind, ist die Länge der Auftritte überall gleich groß. – Mielke 1989, S. 39. 248 Mielke 1989, S. 37. – zu Horsovsky Tyn: Mielke 1989, S. 37, Abb. 5. – Durdik 1994, S. 203, Abb. 226, S. 205ff. (mit Abb. 228). - Durdik 1996, S. 180, 181, Abb. 5. 249 Zum Kloster Eberbach: Krüger 1998, S. 136 u. 138, Anm. 25. – Herschenröder, Ulrich: Die Kunstdenkmäler des Landes Hessen. Der Rheingaukreis. Berlin 1965, S. 61-112. – Mielke (1989, S. 37) weist auch auf die Quertreppe des vermutlich im 13. Jahrhundert errichteten Lügumklosters/Kreis Tondern, in Dänemark hin. 250 Meckseper 1998a, in: Burg Weißensee 1998, S. 27, Anm. 44. 251 Biller (1988, 14-48 und 1998, S. 185, 188, Anm. 53) vergleicht das Kloster Eberbach mit der Niederburg in Rüdesheim, auch hinsichtlich der Art seiner Treppen. – Zu den Treppen der Niederburg in Rüdesheim: s. auch Urban 1997, S. 27-28, 200-201 (Abb. Grundrisse). 108 Erschlie ßung Abb. 63: Innentreppe des Wartburger Saalbaus. (aus: Badstübner 1995, S. 18) Abb. 64: Ansicht und Grundriss des Lügumklosters (Kreis Tondern) in Dänemark, nach R. Haupt 1888. Bauzeit vermutlich im 13. Jahrhundert. (aus: Mielke 1989, S. 37, Abb. 5) Abb. 65: Grundriss von Horsovsky Tyn (Bischofteinitz)/Tschechische Republik, 2. Hälfte 13. Jahrhundert, nach D. Menclova, Ceskehrady. (aus: Mielke 1989, S. 38, Abb. 6) 109 Erschlie ßung Abb. 66 und Abb. 67: Grundriss vom Erd- und ersten Obergeschoss der Niederburg in Rüdesheim. Norden: oben. (aus: Urban 1997, S. 200, 201) Abb. 68 und Abb. 69: Kernbau der Pfalz Kaiserswerth. Längsschnitt durch die Haupttreppe, mit Blick nach Westen (Innenansicht Rheinseite). – Rheinseitiger Abschnitt des Grundrisses auf Höhe des ersten Obergeschosses, links Aufsicht in Höhe des zweiten Obergeschosses. Zeichnungen von G. Erkens 1902. (aus: Binding 1996, S. 325; Abb. 140) 110 Erschlie ßung Innentreppen lagen in mittelalterlicher Zeit in der Regel in der Dicke der Gebäudemauern, welches einen Vorteil in Bezug auf Platzeinsparung und Sicherheit bot. Eine innerhalb der Mauerstärke liegende geradläufige Treppe ist z. B. im Kernbau der Pfalz in Kaiserswerth aus den 1180er Jahren zu finden. 252 Diese innerhalb und parallel zur 5,6 m dicken, rheinseitigen Mauer gelegene Treppe ist über 40 m lang, 2,2 m breit und hat eine relativ geringe Steigung ihrer 1899/1900 nach Befunden restaurierten Stufen. Sie wird vom Erdgeschoss durch ein Portal in der Nordmauer betreten und führte von dort in die beiden oberen Geschosse. Die durch ein kurzes sowie langes Podest unterbrochene Treppe besaß eine Tonnenwölbung knapp unterhalb des zweiten Obergeschosses. Durch ihre Länge sowie geringe Steigung nimmt diese Innentreppe eine Sonderstellung im Profanbau des deutschen Raumes im Hochmittelalter ein. Neben geradläufigen kommen in den Burganlagen auch gewinkelte Treppenanlagen mit Podesten vor, welche konstruktiv einen Übergang zur Wendeltreppe bilden. Der ursprünglich dreigeschossige Kapellenturm der Burg Trifels aus der Zeit um 1215/20253 besitzt zwei gewinkelte Treppen mit quadratischen Podesten in den Ecken. Diese steigen innerhalb der Westmauer des Erdgeschosses und parallel zu ihr hintereinander zum ersten Obergeschoss auf. Die erste beginnt in der Laibung des Südeingangs und endet nach 20 Stufen als Gang, der über Eck in den hinteren, kleineren Nordraum mündet. Eine weitere Treppe führt in kürzerer rechtwinkliger Wendung ebenfalls in den hinteren Raum im ersten Obergeschoss. Diese zweite Treppe besitzt in ihrem ersten rechten Winkel ein Podest, während die beiden folgenden Ecken aus ein bis zwei Stufen gebildet sind, wodurch der erste Übergang zu einer baulich reinen Wendeltreppe vollzogen wird. In Gelnhausen führt eine innerhalb der Mauerdicke liegende gewinkelte Treppe vom Untergeschoss der Torhalle zur Kapelle sowie zu den Räumen des Saalbaus im Erdgeschoss.254 Diese doppelläufige Treppenanlage im Winkel zwischen Torhalle und Saalbau beginnt im Untergeschoss mit einem leicht trapezförmigen Podest in ihrer ersten Abwinkelung. Darüber ist an gleicher Stelle ein größeres, ebenfalls trapezförmiges Podest vorhanden, während das andere Treppenende im Osten bogenförmig angelegt ist. Die Treppenanlage besitzt eine Laufbreite von 0,75 bzw. 0,80 m und besteht aus insgesamt 21 Stufen, deren Steigung zwischen 21 und 28 cm liegt, wodurch sich eine Differenz von bis zu 7 cm ergibt255. 252 Der Beginn des Baus Friedrichs I. ist laut Inschrift über dem Erdgeschossportal der Kernanlage auf 1184 datiert. Zur Treppe in Kaiserswerth: Biller 1998, S. 175 (mit Abb. 3, 5), 176, 179, Abb. 9. – Piper 1912/1994, S. 504. 253 Nach Herrmann, W. 1995, S. 26. - Zur Treppenanlage des Kapellenturms der Burg Trifels: Herrmann, W. 1995, S. 22. – Mager 1957, S. 44. – Piper 1912/1994, S. 231. – Meyer, B. 1997. 254 Zur Innentreppe in Gelnhausen: Biller 2000, S. 40, 41. – Jost 1995, S. 220. – Mielke 1989, S. 37-38. 255 Eine gewisse Unregelmäßigkeit im Steigungsverhältnis scheint für eine mittelalterliche Treppe typisch gewesen zu sein. Als weiteres Vergleichsbeispiel hierfür gibt Mielke (1989, S. 38) den für Karl dem Großen vor 800 errichteten Granusturm in Aachen an, der im 14. Jahrhundert ein neues Obergeschoss erhielt. Die dorthin geführte Treppe hat Stufen mit Steigungsverhältnissen zwischen 25,5/20 cm und 32/23 cm. 111 Erschlie ßung Abb. 70 und Abb. 71: Trifels. Grundriss vom Erd- und ersten Obergeschoss des Kapellenturmes, von O. Piper Anfang des 20. Jahrhunderts. Norden: links. (aus: Piper 1912/1994, S. 231, Fig. 144-145) Abb. 72 und Abb. 73: Saalbau in Gelnhausen. Ausschnitt vom Grundriss des Unter- und ersten Obergeschosses von G. Binding. Jeweils rechts Saalbau, links unten Torhalle/Kapelle. (aus: Binding 1963b, Abb. 3, 4) 112 Erschlie ßung Reste einer runden Wendeltreppe aus der Zeit um 1262 sind in Köniz, bei Bern zu finden.256 Die ehemalige Konventsburg des Deutschen Ordens enthält in ihrem Kernbau einen ursprünglich mindestens dreigeschossigen Saalbau. In seiner Nordecke befindet sich innerhalb des Mauerwerks ein kreisrunder Wendeltreppenmantel, welcher heute bis zur Decke des ersten Obergeschosses reicht. Die Treppenstufen wurden 1758 entfernt und der runde Raum zu einem kleinen Keller umgebaut.257 Ebensolche Wendeltreppen sind in den um 1230 nach französischem Vorbild errichteten beiden Runddonjons in Besigheim in Baden-Württemberg (obere und untere Burg)258 sowie in dem runden Bergfried auf der Burg Reichenberg, ebenfalls in Baden-Württemberg259 zu finden. Sie liegen jeweils mittig der gewaltigen Mauerstärke der Rundtürme und dienten zur Erschließung der beiden obersten Geschosse.260 Form, Konstruktion und Bauweise von Innentreppen aus romanischer und gotischer Zeit ist anhand ausgewählter Beispiele ausführlicher untersucht worden. Deshalb soll an dieser Stelle nur eine kurze Zusammenfassung bzw. Ergänzung zur Lage, Laufbreite sowie zum Steigungsverhältnis ihrer Stufen erfolgen. Innentreppen befanden sich innerhalb des Mauerwerks, in einem Treppengang oder an der Innenwand bzw. in einer Mauerecke. Ihre romanische Laufbreite war in der Regel relativ schmal, d. h. selten breiter als 1,00 m. Breitere Aufstiege, wie bei der Wartburg (hier mit rund 1,3 m) bildeten die Ausnahme und wurden in der Regel erst im 14. Jahrhundert üblich. Nur Kellertreppen waren gelegentlich vermutlich schon ab dem 13. Jahrhundert breiter dimensioniert, da auf ihnen der Transport zu den Vorrats- bzw. Lagerräumen stattfand.261 Auch war das Steigungsverhältnis der Treppenstufen in mittelalterlicher Zeit im Allgemeinen durch eine geringere Regelmäßigkeit als heute gekennzeichnet, wie z. B. bei der erhaltenen zweiläufigen Treppe in Gelnhausen noch feststellbar ist.262 256 Die Holzbalken des Kellergeschosses sind dendrochronologisch auf Herbst/Winter 1261/62 datiert. – Baeriswyl 2001a, S. 198. – Zur Wendeltreppe in Köniz: Baeriswyl 2001a, S. 195, 196, 197, Abb. 6. – Baeriswyl 2001b, S. 84 und Abb. 7. 257 Ihre Originalhöhe ist nicht bekannt. Sie gleicht in ihrer Form der im Saalbau in Burgdorf/Kanton Bern, nur dass sie dort ursprünglich zur Hälfte an der Außenseite des Mauerwerks herausragte. 258 Hotz 1981/1992, S. 172-173 (mit Z. 84). – Meckseper 1999a, S. 100, 101, Abb. 54. – Uhl 1999c, S. 176. 259 Hotz 1981/92, S. 175. - Meckseper 1999a, S. 100, 101, Abb. 54. – Uhl 1999c, S. 176. 260 Neben geradläufigen, eckigen, geschwungenen und runden Innentreppen sind mancherorts auch Sonderformen sowie eine Kombination verschiedener Treppenarten nachweisbar. – s. dazu: Möller 1999c, S. 286-287. – Herrmann 1995, S. 61-62. - Da solche Treppenarten im Rahmen der untersuchten romanischen Wohn- und Saalbauten nicht nachgewiesen wurden, kann an dieser Stelle nicht näher auf diese eingegangen werden. 261 Als Beispiel hierfür gibt Mielke (1989, S. 37) die relativ breite Kellertreppe des älteren Wohnbaus der Ravensburg bei Sulzfeld/Kreis Sinsheim, Baden an. – In Klosteranlagen (z. B. Isenburg/Bezirk Magdeburg und DomKreuzgang in Paderborn) wurden nach Mielke (1989, S. 37) breitere Treppen bereits im 12. Jahrhundert gebaut. 262 Mielke 1989, S. 38. 113 Erschlie ßung Abb. 74: Köniz, Grundriss des Kellergeschosses der Konventsburg. dunkelgrau: um 1262 hellgrau: 14. Jahrhundert weiß: 15.-20. Jahrhundert A = Saalbau mit Wendeltreppe (1) und Außenaufgang (2). B = Ringmauer D = Gebäude mit Warmluftheizung. schraffiert: nicht erhalten. C = Küchenanbau (aus: Baeriswyl 2001, S. 197, Abb. 6) Abb. 75: Saalbau in Köniz. Innenraum der ehemaligen Wendeltreppe mit originalem Zugang, Blick nach Südosten. 1758 wurden die Treppenstufen entfernt und der runde Raum zu einem kleinen Keller umgebaut. (aus: Baeriswyl 2001b, S. 84, Abb. 7) 114 Erschlie ßung Abb. 76 und Abb. 77: Runddonjons in Besigheim (oberer und unterer Turm) sowie Reichenberg in Baden-Württemberg. Schnitte und Grundrisse mit Wendeltreppen. (aus: Meckseper 1999a, in: Burgen in Mitteleuropa I, 1999, S. 101, Abb. 54) 115 Inne nko nstruktion 2.5 Innenkonstruktion 2.5.1 Deckenkonstruktionen 2.5.1.1 Holzbalkendecken Die einzelnen Geschosse der Saalbauten sind in der Regel durch flache Balkendecken voneinander getrennt.263 Neben dieser Unterteilung der einzelnen Geschosse bilden sie zugleich die Auflager für den Fußboden des darüber liegenden Geschosses. Bei den langrechteckigen Grundrissen werden die Holzbalken im Allgemeinen jeweils über die Schmalseite des Gebäudes gespannt.264 In der Regel besteht die Konstruktion der Balkendecken aus den Querbalken als tragende Elemente mit darüber liegenden Brettern, Bohlen oder Staken als ausfüllende Teile. Durch den gleichmäßigen Rhythmus von Balken und Zwischenfeldern entsteht die plastische Gliederung der Decke.265 Für die Deckenkonstruktionen wurde im Allgemeinen in Nord- und Mitteldeutschland das gegen Feuchtigkeit relativ resistente Eichenholz verwendet. Im süddeutschen Raum, wo es teilweise regional nicht ausreichend zur Verfügung stand, und zunehmend im Spätmittelalter kam es auch zur Verwendung von Weichholz. Dabei erfolgte für nicht konstruktive Bauzwecke, z. B. bei der Vertäfelung von Decken und Wänden, die Verwendung unterschiedlicher Nadel- und Laubholzarten, manchmal auch gleichzeitig bzw. nebeneinander.266 2.5.1.1.1 Hölzerne Deckenkonstruktionen Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Geschossdecken an den Umfassungsmauern des Gebäudes zu befestigen. Bei den eingemauerten Deckenbalken werden beim Aufmauern Aussparungen beidseitig im Mauerwerk freigelassen. Durch die darüber folgenden Steinschichten sind die Auflager überdeckt und es wird die Verdrehung der Balken verhindert. Hierbei kommt es zu einer tiefen Einbindung der Deckenbalken in das Mauerwerk. Ein Nachteil dieser Konstruktion ist, dass es kein zerstörungsfreies Entfernen der Balkendecken gibt. Auch ist die Neueinsetzung bzw. der Austausch von Balken nach Zerstörung einer Decke problematisch. Gelegentlich wurde der Mauerbereich über dem Balkenloch einseitig abgearbeitet, damit ein neues Holz eingeklinkt werden konnte. Häufiger kam es in solchen Fällen zur Einsetzung von steinernen Konsolen als neue Auflager in die vorhandenen Mauerlöcher. Nachteilig ist für diese Deckenkonstruktion auch, dass ihre Hölzer stark der Mauerwerksfeuchte ausgesetzt sind, da sie mit ihrer gesamten Auflagerfläche das Mauerwerk berühren. Trotzdem haben sich einige solcher Holzbalkendecken, z. B. auf der Burg Tirol/Südtirol und Wartburg aus der Erbauungszeit bis heute erhalten. Die Decke des kellerartigen Saalbauuntergeschosses auf Burg Tirol besteht aus über 11 m langen, in 263 Zu hölzernen Deckenkonstruktionen in Saal- und Wohnbauten von Pfalzen und Burgen: Artikel „Balken“, in: Reallexikon der deutschen Kunstgeschichte 1, Stuttgart 1937, Sp. 1409-1418. – Binding: Decke, in: Lexikon des Mittelalters 3, 1986, Sp. 618. – Bischoff/Meyer 1905/2000, S. 18-20. - Bornheim Gen. Schilling 1964, S. 135-137. – Handbuch der Architektur 1908, S. 312-324. - Klein 2004, S. 72-75. – Meckseper 1999b, S. 267. - Möller 1999b, S. 284-285. – Möller 2004, S. 14-19. - Piper 1912/1994, S. 468-471. – Simon 1902a, S. 136-137. - Uhl, S, 1999a, S. 278. – Urban 1997, S. 42, 166-168. - Wirtler 1987, S. 125-127. - Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 108-111. 264 Beim Untergeschoss des Saalbaus von Reinegg, das durch eine massive Trennmauer in einen größeren Nordsaal und einen Südraum aufgeteilt ist, sind die originalen Holzbalkendecken in verschiedene Richtungen gespannt. Im Saal verlaufen die Deckenbalken quer, im kleineren Raum in Längsrichtung zum Gebäude, aber gleichzeitig in Querrichtung zu diesem Raum. 265 Möller 2004, S. 14. 266 Klein 2004, S. 72. – Möller 2004, S. 16. 116 Inne nko nstruktion Gebäudequerrichtung laufenden Holzbalken, die in der Osthälfte noch größtenteils originaler Bestand aus der Erbauungszeit sind. Sie wurden dendrochronologisch auf das Schlagdatum Winterhalbjahr 1138/39 datiert.267 In den beiden Kellerräumen des Wartburger Saalbaus sind noch die eingemauerten Balken der teilweise originalen, dendrochronologisch auf das Fälldatum 1157/58268 bestimmten Holzbalkendecken vorhanden. Auch der Mittelraum im Erdgeschoss (sog. Speisesaal) besitzt eine eingemauerte ursprüngliche Balkendecke mit dem dendrochronologischen Datum um 1162.269 In Reams/Schweiz sind von den drei ursprünglichen, bis Ende des 19. Jahrhunderts vorhandenen Geschossdecken die abgesägten Balken aus Lärchenholz im Mauerwerk erhalten geblieben. Ihre Balkenreste von der untersten Geschossdecke sind auf Winter 1226/27 datiert.270 Die gleiche Deckenkonstruktion besaßen auch der Saalbau der Rothenburg in Kyffhausen und die beiden zusammenliegenden Wohnbauten der Burg Münzenberg, wie ihre Balkenlöcher beweisen. Abb. 78 und Abb. 79: Aus der Erbauungszeit erhaltene eingemauerte Deckenbalken im Kellergeschoss des Wartburger Saalbaus und im Erdgeschoss des Saalbaus von Reams in Riom/Schweiz. (aus: Klein 2004, S. 73, Abb. 16 und Foto Verf. 1999) 267 Bitschnau/Hauser 1998, S. 36. – Nicolussi 1998, S. 47 und 1995, S. 21-24. – Während die Untergeschossbalken größtenteils noch im originalen Verband mit dem nordseitigen Mauerwerk sitzen, liegen sie heute an der Südseite des großen Kellerraumes auf einer im 19. Jahrhundert aufgeführten Verstärkungsmauer auf. An Stelle der ursprünglichen Stützen für den mittleren Längsunterzug befindet sich seit dem 19. Jahrhundert eine von Bögen durchbrochene Mauer, die eine große, mittlere Raumstütze aus dem 15. Jahrhundert integriert. 268 Eckstein/Eißing/Klein 1992, S. 13. 269 Eckstein/Eißing/Klein 1992, S. 12. 270 Nöthiger 1999, S. 6. 117 Inne nko nstruktion Abb. 80 und Abb. 81: Balkenlöcher für die Geschossdecken im Saalbau auf der Rothenburg/Kyffhausen und bei den beiden Wohnbauten auf Burg Münzenberg. (Fotos: Verf. 1996 und 1999) 118 Inne nko nstruktion Bei einer anderen Art des Deckenauflagers befinden sich die Deckenbalken auf Streichbalken und Konsolen. Hierbei werden in die Gebäudemauern in geringen Abständen massive einzelne Konsolen oder Konsolgesimse unterschiedlicher Bearbeitungsarten eingelassen. Auf ihnen sind in der Regel wandparallele Streichbalken eingesetzt, über denen sich die Deckenbalken befinden. Die Einzelkonsolen müssen sich nicht paarig gegenüberliegen, da die Deckenbalken nicht direkt auf ihnen aufliegen. Ein Vorteil dieser Konstruktion besteht darin, dass sie problemlos ausgetauscht werden kann. Außerdem bleibt der Kontakt der Streich- und Deckenbalken zum Mauerwerk auf das geringe Maß der Konsolauflageflächen beschränkt. Als Beispiele für eine solche Deckenkonstruktion können u. a. die Saalbauten der Gamburg, Ulrichsburg und von Girbaden, der Südwohnbau in Wertheim sowie der Wohnturm von Rathsamhausen im Elsass angeführt werden. Beim Untergeschoss des Gamburger Saalbaus kann noch die ursprüngliche Auflagerkonstruktion der Holzbalkendecke auf konsolengetragenen Streichbalken gesehen werden. Diese im 16. Jahrhundert erneuerte und verstärkte Kellerdecke besitzt – wie dendrochronologische Untersuchungen zeigen - auch zweitverwendete Holzteile aus dem 13. Jahrhundert.271 Die erhaltenen Konsolsteine in Girbaden haben einen quadratisch bis querrechteckigen Querschnitt, diejenigen der Ulrichsburg eine schmälere, hochrechteckige Form. Von den ursprünglichen Geschossdecken des Wohnturmes in Rathsamhausen sind noch drei übereinander liegende Reihen breiter, abgerundeter und profilierter Konsolen vorhanden.272 Abb. 82 und Abb. 83: Steinerne Konsolen als Deckenbalkenauflager im Saalbau der Ulrichsburg/Elsass und im Wohnturm von Rathsamhausen/Elsass. (Fotos: Verf. 1995) 271 Durch die dendrochronologische Probe 2/1987 ist die südliche Stütze des Unterzuges (hölzerne Achtecksäule) auf das Fälljahr 1237 und durch die Probe 3/1987 ein Deckenbalken im Untergeschoss auf 1285 +/- 10 datiert. Gromer 1994, S. 28, 58, 122 u. Abb.26 auf S. 29. 272 Auf Burg Wertheim sind beim südlichen, jüngeren der beiden miteinander verbundenen Wohnbauten die Konsolen der beiden Zwischendecken aus der Mitte des 13. Jahrhunderts nur noch in abgeschlagener Form bündig mit der Mauer sichtbar. Dieses Abschlagen geschah in der Renaissancezeit durch das Einziehen von drei neuen Geschossdecken, deren steinerne Konsolen im Mauerwerk unbeschädigt erhalten geblieben sind. – Leistikow 1997, S. 87-89 u. Abb. 5 auf S. 86. 119 Inne nko nstruktion Bei einer weiteren Konstruktion liegen die Deckenbalken auf Mauerrücksprüngen, welche vermehrt im Spätmittelalter ihre Anwendung fand. Verringert sich die Mauerwerkstärke auf der Innenseite der Umfassungsmauern eines Gebäudes in den einzelnen Geschossebenen um durchschnittlich 20 bis 50 cm, wird dadurch ein umlaufendes Deckenlager gewonnen. 273 In der Regel liegen die Deckenbalken auch hier nicht direkt auf dem Mauerwerk, sondern auf untergelegten Mauerlatten auf, welche sich parallel zu den Wänden auf den Rücksprüngen befinden. Für diese Deckenkonstruktion spricht die bautechnisch leichte Herstellbarkeit. Die beiden Längsaußenmauern des Saalbaus von Gnandstein verjüngen sich in Höhe des Saalgeschosses von ca. 1,6 m auf etwa 1,2 m Breite im Süden bzw. 0,8 m Breite im Norden. Dadurch sind Auflagerflächen für die Deckenkonstruktion von 40 bzw. 80 cm geschaffen.274 Auch beim Saalbau in Reinegg in Sarnthein in Südtirol/Italien entsteht durch Verringerung der Mauerstärke der Langseiten ein relativ großer Rücksprung als Auflager für die originale Holzbalkendecke zwischen dem Unter- und Obergeschoss.275 Der Saalbau der Ulrichsburg im Elsass lässt auf Grund seines Bestandes sowie alter Abbildungen des 19. Jahrhunderts vermuten, dass seine Außenmauern im wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert stammenden zweiten Obergeschoss zumindest auf der Nord- und Ostseite ebenfalls einen Rücksprung besaßen. Auch auf der Burg Grebenstein aus der Mitte des 14. Jahrhunderts sind Mauerrücksprünge in jedem Geschoss zu sehen, die als Deckenbalkenauflager genutzt wurden. Bei einer Anzahl von Bauten gibt es eine Konstruktion aus einer Kombination von Mauerrücksprüngen und Konsolen. Im Saalbau von Eger in der Tschechischen Republik verringern die Umfassungsmauern im Obergeschoss auf der Innenseite ihre Dicke von ca. 1,50 m auf 1,15 m. Als zusätzliches Auflager für die Deckenkonstruktion dienen hier je eine Reihe steinerner Konsolen an den beiden Langseiten.276 Auch der Saalbau in Seligenstadt hat an der Innenseite seiner Ostmauer über dem Erdgeschoss einen Rücksprung sowie eine Reihe regelmäßig angeordneter Balkenlöcher für die ursprüngliche Balkendecke. Beim dreigeschossigen Saalbau in Babenhausen, dessen Erdgeschossdecke aus Eichenholz dendrochronologisch auf 1188/89 datiert ist277, sind an beiden Langseiten jeweils steinerne durchlaufende Konsolgesimse als Balkenauflager vorhanden. Außerdem ist im mittleren Geschoss ein schwacher, für das zweite Obergeschoss ein stärkerer innerer Mauerrücksprung festzustellen.278 273 Ein Vorteil der Verringerung der Mauerwerkstärke liegt in der Abnahme des Eigengewichts der Mauern nach oben, wodurch es über geringere Mauerdicke abgelastet werden kann. 274 Hoffmann 2000, S. 18. - Vgl. dazu auch Zeichnung Querschnitt durch den Saalbau M 1:50, von Hoffmann/Bartel. 275 An dieser Stelle sei auf die Mauerstärken des Wohnturmes in Thun im Kanton Bern hingewiesen, welche im Kellergeschoss: 3,8 m, im Rittersaal 2,8 m betragen. – Keller, Karl: Führer durch Thun. Thun 1968, S. 9. 276 Schürer 1934a, S. 28-29. 277 Jost 1999, S. 133, Anm. 4. - Lehmann 1998, S. 53. 278 Zu den verschiedenen hölzernen Deckenkonstruktionen: Klein 2004, S. 72-75. 120 Inne nko nstruktion Abb. 84 und Abb. 85: Abgeschlagene Konsolen des 13. Jahrhunderts und erhaltene Konsolen aus dem Umbau in der Renaissancezeit beim Südwohnbau in Wertheim. – Konsolen und Mauerrücksprung als Deckenbalkenauflager im Saalbau in Eger/Tschechische Republik. (Fotos: Verf. 1997 und 2001) 121 Inne nko nstruktion Abb. 86 und Abb. 87 und Abb. 88: Mauerrücksprünge beim Wohnbau von Grebenstein (Mitte 14. Jahrhundert). – Querschnitt durch den Saalbau von Babenhausen, von W. Haake. – Querschnitt durch den Wohnturm in Thun/Schweiz, von E. Bürki 1917. (aus: Klein 2004, S. 74, Abb. 19. – Arens 1976/77, S. 39, Abb. 17. – Buchs 1964, S. 6) 122 Inne nko nstruktion 2.5.1.1.2 Bearbeitung der Deckenbalken und ihrer Zwischenräume Bei den Deckenbalkenlagen kommen im Mittelalter in der Regel Balkenabstände von 0,5 bis 1,5 m bei unterschiedlichen Balkenquerschnitten vor. Die rustikale Wirkung der romanischen Holzdecken wird durch die relativ eng verlegten Balken hervorgerufen. Hauptsächlich in dieser Zeit wurden die Deckenbalken mit dem Breitbeil grob zugerichtet und geglättet, welches die rustikale Wirkung noch verstärkte. Manche der handwerklich einfach bearbeiteten Decken erhielten ein dekoratives Element in Form von durch Profilierung oder Schnitzereien verzierter Balkenflächen. Manchmal erhielten die Balken durch Anrußen über dem Feuer eine Imprägnierung gegen Schädlingsbefall. Ihre dadurch entstandene schwärzliche Farbigkeit wurde auch für die Deckengestaltung in repräsentativen Räumen und Sälen genutzt, wie dies z. B. auf der Wartburg, Burg Weißensee und im Wohnturm in Thun im Kanton Bern/Schweiz nachweisbar ist.279 Die Deckenbalken im Saal dieses Wohnturmes sind von einer bis zu 2 mm dicken Rußschicht überdeckt und haben deshalb eine bräunlichschwarze Farbe.280 Beispiele für dekorative Malereien und Wappen auf den Balkenflächen sind ab dem späten 13. Jahrhundert bekannt. Im Saal von Bruck in Lienz in Südtirol/Österreich aus der Zeit um 1300 besitzen die Deckenbalken eine Bemalung, die Steinquader imitiert.281 Sollte nicht die ganze monumentale Balkenstärke nach unten sichtbar bleiben, konnte die Holzdecke verschalt oder getäfelt werden.282 Die in romanischer Zeit relativ schmalen und in der Gotik breiter werdenden Zwischenfelder der Holzdecken erhielten eine Ausfüllung durch längs oder später auch quer gelegte Bretter. Bei zunehmender Verbreiterung der Abstände zwischen den Tragebalken wurden die nicht mehr oben aufliegenden Bretter in Nute eingeschoben. Die in gotischer Zeit durch breitere Felder bzw. eine durchgängige Verbretterung entstandenen flachen Bretterdecken wurden öfter durch einfache oder profilierte Leisten bzw. Rahmenhölzer in schmale Längsfelder unterteilt. Sie konnten auch Fugenleisten oder mit Maßwerk verzierte Randleisten besitzen. Vereinzelt im 13., vermehrt im 14./15. Jahrhundert wurden somit nicht nur die Balken, sondern auch die Rahmenleisten der Zwischenfelder durch Profilierungen, Ornament- und Kerbschnitzereien bearbeitet, welche oft farbig zueinander abgesetzt waren. Manche Balken und Felder waren mit aufgemaltem oder kleinteilig geschnitztem Rankenwerk überzogen, welches farblich unterlegt war.283 Seit dem späten 13. Jahrhundert kamen auf Deckenbalken und Zwischenfeldern dekorative Ornament- und Wappenmalereien oder aufgemalte Materialstrukturen in Form von imitierenden Holzarten bzw. Dekogestein vor. Weiterhin konnten Decken auch in Schablonentechnik gemustert werden, wie dies z. B. beim Saal in Bruck bei Lienz um 1300 zu sehen ist. Seine Deckenbalken sind mit mehrfarbigen „abstrakten Linien- und Punktstrukturen“, die Felder mit „Maßwerkmedaillons in 279 Möller 1999b, S. 284 und 2004, S. 15. 280 Bei Untersuchungen an dieser Decke wurde eine Rotfärbung unterhalb der Rußschicht festgestellt. Diese Färbung war dadurch entstanden, dass die gesamte Holzbalkendecke im Mittelalter mit Ochsenblut gestrichen und danach mit Leimöl imprägniert worden war. Vermutlich sollte hiermit eine festigkeitserhöhende und schädlingsbekämpfende Holzkonservierung sowie einheitliche Deckenfärbung hergestellt werden. – Fischer, Michael: Farbuntersuchungen an der Rittersaaldecke, in: Schloss-Museum Thun, Thun 1997, S. 15-19. 281 Möller 1999b, S. 284 und 2004, S. 18. 282 Zur Verschalung und Vertäfelung von Holzbalkendecken s. auch: Handbuch der Architektur 1908, S. 314, 318ff.. 283 Durch Malerei, Gravuren und Schnitzereien handwerklich-künstlerisch besonders hervorgehobene Holzdecken aus spätgotischer Zeit sind auf Burg Karlstein in der Tschechischen Republik, Burg Kriebstein in Sachsen und besonders auf Tiroler Burgen (Tratzberg in Nordtirol/Österreich, Schloss Moos/Auer in Südtirol/Italien) erhalten geblieben. – Möller 1999b, S. 284-285 und 2004, S. 16-19. 123 Inne nko nstruktion Schablonentechnik“ versehen, welche von „ornamental verzierten Leisten“ eingefasst werden.284 Abb. 89 und Abb. 90: Mit geschnitztem Rankenwerk reich verzierter Unterzugsbalken im ersten Stock und Holzbalkendecke im „Grünen Saal“ im zweiten Stock des Anbaus um 1500 auf Burg Reifenstein/Südtirol, Italien. (aus: Stampfer 2004, S. 177, Abb. 14; S. 179, Abb. 25) 284 Möller 2004, S. 18 u. Abb. 15. 124 Inne nko nstruktion 2.5.1.1.3 Unterzüge und Stützen Für Räume, die lasttragende Decken mit größeren Spannweiten als 6 Meter besitzen, sind in der Regel Unterzüge notwendig. Diese sitzen mittig und quer zum Verlauf der Deckenbalken. Bei Konstruktionen mit eingemauerten Deckenbalken dienen Balkenlöcher als Auflager der Unterzüge, bei Deckenbalken auf Streichbalken und Konsolen liegen die Unterzüge auf Konsolen. Sie werden dabei häufig direkt auf die Konsole aufgelegt, so dass auf einen kurzen Streichbalken verzichtet werden kann, der auf zwei eng beieinander liegenden Konsolen aufliegen müsste.285 Bei der im 16. Jahrhundert teilweise erneuerten und dabei verstärkten Kellergeschossdecke des Gamburger Saalbaus tragen Doppelkonsolen an den Giebelseiten die beiden nebeneinander liegenden Unterzugsbalken. Gromer vermutet, dass die Spannweite dieser Kellerdecke von ca. 13 m wohl schon zur Erbauungszeit von einem doppelten Unterzugsbalken unterstützt wurde. Bei größeren Räumen und Sälen mit Spannweiten ab etwa 6 bis 8 Meter wurden die Unterzüge in der Regel durch eine oder mehrere hölzerne bzw. steinerne Pfeiler oder Säulen abgestützt.286 Oberhalb der Stützen sind zur Verbreiterung des Auflagers Sattelhölzer eingefügt.287 Solche Stützen zur Lastableitung sind bei einer Anzahl von Saalbauten aus der Erbauungszeit in ihren Unter- und Erdgeschossen teilweise bis heute erhalten geblieben. In der Regel besaßen die großen Räume und Säle eine mittlere Stützenreihe und waren somit zweischiffig. Ganz selten kam eine Dreischiffigkeit vor, wie in Gelnhausen für den Ostkellerraum nachgewiesen ist und für den gleich großen Ostsaal im Geschoss darüber rekonstruiert werden kann. In Obergeschosssälen sind Stützenreihen erst ab gotischer Zeit erhalten. So ist z. B. der obere Saal in Goslar durch eine Stützenreihe von sechs Holzpfeilern zweigeteilt, welche - wie ihre Balkendecke mit Unterzügen - aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammen.288 Beim obersten Geschoss unterhalb der Dachbalkenlage konnte bei Ausführung einer HängewerkDachkonstruktion auf Stützen im Innenraum verzichtet werden, wie Vergleiche mit zeitgenössischen Kirchenbauten beweisen. 289 Reste steinerner Stützen sind in Boymont, Braunschweig, Eger, Gelnhausen, Goslar, Reams, Seligenstadt, bei der Wartburg, Burg Weißensee und Wildenberg nachgewiesen. Für das kellerartige Erdgeschoss des Saalbaus in Boymont ist ein Rundpfeiler aus Sandsteinquadern mit 1,19 m Durchmesser überliefert. Bei den zwei Kellerräumen der Wartburg werden die originalen Holzbalkendecken mit ihrem Mittellängsunterzug von je einem gemauerten, hier quadratischen Mittelpfeiler getragen. Und die beiden Kellerräume in Weißensee besitzen ebenfalls zwei ursprüngliche gemauerte, 285 Zu den Unterzügen der Holzbalkendecken: Klein 2004, S. 73, 75. – Handbuch der Architektur 1908, S. 314-315. 286 Das in Ausnahmefällen auch größere Spannweiten ohne Stützen hergestellt werden konnten, zeigt der Wohnturm in Thun im Kanton Bern/Schweiz. Seine aus dem 12. Jahrhundert stammende Saaldecke besitzt 26 hochgestellte, vollkantige Balken mit einem Querschnitt von 57 x 28 cm, bei einer unabgestützten Spannweite von gut 12 m und einer Gesamtlänge von rund 14 m. – Buchs 1964, S. 7. 287 Zu hölzernen und steinernen Stützen: Handbuch der Architektur 1908, S. 316-318. 288 An Hand der Fischblasenmotive auf den Kopfstreben der Holzstützen können diese zeitlich in eine schriftlich überlieferte Erneuerung des Saalbaus um 1477 gesetzt werden. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102 u. 198199. 289 Die frühesten bekannten Hängewerke stammen aus dem 12. Jahrhundert und basieren auf stuhllosen Konstruktionen. Im 13. Jahrhundert kommen Mittelkonstruktionen mit Säulen auf, die in Längskonstruktionen eingebunden sind, jedoch als Hängesäulen funktionieren. Der Saalbau der Burg Weißensee zeigt eine solche Hängewerk-Dachkonstruktion aus dem 16. Jahrhundert, weshalb für ihre Erbauungszeit möglicherweise auch eine solche Konstruktion ohne Stützen im Obergeschosssaal angenommen werden könnte. - Klein 2004, S. 78-79, 87, Anm. 49. 125 Inne nko nstruktion quadratische Mittelpfeiler, die heute durch bzw. an die Tonnengewölbe stoßen.290 Im Erdgeschoss des Saalbaus Reams in Riom im Kanton Graubünden/Schweiz haben sich die Fundamente von zwei mächtigen quadratischen Mittelpfeilern erhalten. Von den mittleren Pfeilern des Erdgeschosssaales in Wildenberg wurden drei polygonale Basen gefunden. Im Untergeschoss in Gelnhausen war die östliche Saalbauhälfte ursprünglich von gemauerten Pfeilern mit darüber gespannten Arkaden in drei Schiffe geteilt. Das Erdgeschoss in Goslar besaß vor dem Einbau seiner Querräume mittige Pfeilerfundamente in Längsrichtung zu beiden Seiten des mittleren Querhauses. Auch die Seitenwände dieses Querhauses waren ursprünglich im unteren Saal durch je drei Pfeiler (vermutlich mit Arkaden) getragen, welche die romanische Holzbalkendecke stützten. Für das Erdgeschoss des Egerer Saalbaus ist durch die Ausgrabungen von Jonas im Jahr 1911 eine mittlere Längsachse mit sechs Pfeilerauflagern belegt. In Seligenstadt konnten 1999 sieben Fundamente für eine ehemalige mittlere Stützpfeilerreihe nachgewiesen werden, welche vermutlich gemauert waren. Der Braunschweiger Saalbau besitzt noch eine mittlere Erdgeschossarkadenreihe aus elf Arkaden auf zehn steinernen, quadratischen Pfeilern mit Winkelkantensäulchen. Die Pfeiler mit völlig gleicher Gliederung stehen auf einer aus Platte und Schräge bestehenden Plinthe und schließen nach oben mit einem verhältnismäßig niedrigen Kämpferpolster ab. Sie sind mit je vier Ecksäulchen ausgestattet, welche Basen mit Ecksporen und unverzierten Würfelkapitellen haben.291 Der mittlere Saal im ersten Obergeschoss (sog. Sängersaal) des Saalbaus auf der Wartburg besitzt eine erneuerte Holzbalkendecke, deren mittlerer Unterzug von zwei aus der Erbauungszeit erhaltenen steinernen Freisäulen getragen wird. Sie haben Basen mit Ecksporen und Palmettenkapitelle, von denen eins zusätzlich mit verschlungenen Hängebändern verziert ist.292 Für den ursprünglichen Saal, der vor dem Einbau der Kapelle zwei Drittel der Geschossfläche einnahm, ist eine mittlere Stützenreihe von insgesamt fünf Steinsäulen rekonstruierbar.293 Der Nordraum des gleichen Geschosses (sog. Landgrafenzimmer) besitzt eine teilweise noch aus der Erbauungszeit stammende, dendrochronologisch auf um 1162 datierte Holzbalkendecke294. Diese wird von einer originalen, sehr dekorativen Säule getragen, die jedoch erst später an ihrem heutigen Ort eingesetzt wurde.295 Ihre hohe Plinthe ist mit einem gedrehten Wulstband und einem Schuppenfries geschmückt und die Basis darüber mit vier Ecklöwen verziert. Der Säulenkopf besitzt ein Kapitell, das herabfliegende Adler an den Ecken und nach oben strebende Pflanzenornamentik zeigt.296 290 Seit dem Einbau dieser Tonnengewölbe im 14. oder 15. Jahrhundert sind die Mittelstützen um eine Steinlage erhöht und um weitere Steinlagen verbreitert worden. 291 Arens 1985, S. 130. - Sonderformen von Stützen sind Aststumpfsäulen (Erdgeschoss des Saalbaus auf Burg Weißensee) oder gedrehte Steinpfeiler (Säle der Hohensalzburg in Salzburg/Österreich und des Schlosses Tratzberg in Tirol/Österreich aus spätgotischer Zeit). 292 Zur Kapitellornamentik der Säulen im sog. Sängersaal: Großmann, D. 1994, S. 31. 293 Dabei sind die vier inneren, gleich großen Interkolumnien doppelt so groß wie die beiden äußeren Interkolumnien. - Altwasser 2001, S. 90-91. - Strickhausen 1998a, S. 193-194. 294 Eckstein/Eißing/Klein 1992, S. 12. 295 Strickhausen 1998a, S. 194, Anm. 1214. 296 Großmann, D. 1994, S. 33, 37, Anm. 28. – Badstübner 1998, S. 21. – Schuchardt, G. 1992, S. 22 und 2000, S. 57. 126 Inne nko nstruktion Abb. 91 und Abb. 92: Fundament des ursprünglichen Stützpfeilers im Saalbau von Reams in Riom/Schweiz. – Originale hölzerne Gabelstütze und Balkendecke im Obergeschoss des Wohnturmes von Reifenstein in Südtirol, Italien aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. (Foto: Verf. 1999 und aus: Stampfer 2004, S. 175, Abb. 2) 127 Inne nko nstruktion Die frühesten erhaltenen Holzstützen aus großen Räumen und Sälen von Saalbauten stammen hauptsächlich aus der Zeit ab Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie sind meist polygonal abgefast und an der Basis sowie am Säulenkopf verbreitert. Dieser trägt in einem Sattel den Unterzug. Um die Stützwirkung zu erhöhen, kommt es oft zur Einfügung eines Sattelholzes, welches mit Kopfbändern gegen die Säule ausgesteift ist. Es können auch weitere Kopfbänder für eine Aussteifung in Querrichtung eingesetzt werden.297 Auf der Gamburg werden die beiden Unterzugsbalken der Kellerdecke von zwei Achtecksäulen getragen, die dendrochronologisch auf das Fälldatum 1236/37 datiert sind. Nach Gromer waren sie vielleicht schon im 13. Jahrhundert an ihrer heutigen Stelle eingesetzt.298 Die noch aus der Erbauungszeit stammenden Holzbalkendecken vom Nordsaal und Südraum im Untergeschoss des Saalbaus von Reinegg in Sarnthein in Südtirol/Italien besitzen zwei bzw. eine originale Holzstützen. Es handelt sich um schlichte hölzerne Viereckpfeiler mit unabgefastem Schaft, welche Streben in leicht abgeknickter Form und mit stilisiertem Astknopfbesatz haben.299 Im Kellergeschoss des Saalbaus auf Schloss Köniz bei Bern ist eine dendrochronologisch auf 1265 datierte Eichenholzdecke mit Mittelunterzug und zwei Holzstützen vorhanden, von denen eine noch original ist. Es handelt sich um auf basisartigen Tuffsockeln stehende, breit abgefaste Eichenständer. Diese schließen oben mit einem Sattelholz kapitellartig ab und besitzen verzapfte Kofstreben300 Im Wohnturm von Reifenstein in Südtirol sind die Decken über dem Erd- und ersten Obergeschoss aus dem Ende des 13. Jahrhunderts erhalten geblieben. Beide Holzdecken werden von je einem Unterzugsbalken auf einer Gabelstütze unterstützt, die jeweils mit Sattelholz und Kopfstreben ausgestattet ist. Die aufwendiger gestaltete Stütze im Obergeschoss besitzt auf viereckigem Sockel einen achteckigen Schaft mit dekorativ herausgearbeiteten Buckeln an drei unterschiedlich hohen Stellen. Ihre geschwungenen Kopfstreben sind mit geschnitzten Wülsten in Form von Astknöpfen verziert.301 Es handelt sich hier um eine Art von Aststumpfsäule, eine Sonderform, welche in steinerner Ausbildung im Saalbau auf der Burg Weißensee zu finden ist. Diese im ursprünglichen östlichen Erdgeschossraum wahrscheinlich in situ vorhandene originale Säule mit einem Weinrankenkapitell hat einen Schaft mit Ansätzen von 20 Aststümpfen. Sie bestehen aus je drei in Absätzen übereinander gelegten Segmenten, die nach oben einen nicht mehr erhaltenen, spitz zulaufenden Abschluss hatten.302 Zu erwähnen bleiben auch die beiden mächtigen, originalen Rundsäulen aus Eichenholz im großen Erdgeschosssaal der Burg Chillon am Genfer See/Schweiz. Nach dendrochronologischen Untersuchungen wurden sie um 1260 in den Saal eingesetzt.303 297 Klein 2004, S. 76. 298 Nach Gromer (1994, S. 28) könnten die beiden Säulen vielleicht aber auch zur Erbauungszeit im hohen Erdgeschoss eingestellt gewesen sein. 299 Ähnliche Pfeilerformen kommen im Kellergeschoss des Saalbaus von Dornsberg sowie im Wohnturm von Auer bei Tirol vor. - Zallinger 1981, S. 48, Anm. 95. 300 Die Decke des ursprünglich die gesamte Grundfläche einnehmenden Kellergeschosses besaß zur Erbauungszeit einen von drei Ständern getragenen Mittelunterzug. - Baeriswyl 2001b, S. 84 u. Abb. 8, 9. 301 Stampfer 2004, S. 175. 302 Die Säule kann nach Lieb (1998, S. 285 und Anm. 12-13) mit einer Astsäule in Hecklingen sowie einem Säulenschaft am Vorhallenportal in Wechselburg verglichen werden. 303 Chapuisat, Jean-Pierre: Schloss Chillon VD. Schweizerische Kunstführer. Hrsg. v. der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1989, S. 11-12. – Als spätgotische Beispiele können die Holzstützen im Obergeschosssaal in Goslar, auf Burghausen in Bayern und im Rittersaal des Schleglerschlosses zu Heimsheim in Württemberg angegeben werden. Die Saaldecke des Schleglerschlosses wird von drei Reihen massiver viereckiger 128 Inne nko nstruktion Abb. 93 und Abb. 94: Originale Rundsäulen aus Eichenholz im großen Erdgeschosssaal der Burg Chillon am Genfer See/Schweiz, um 1260. (aus: Chapuisat, Jean-Pierre: Schloss Chillon VD. Schweizerische Kunstführer. Hrsg. v. der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1989, S. 10-11, 8) Eichenholzpfeiler mit abgefasten Ecken getragen, welche Unterzüge, teilweise mit steilen Kopfbändern oder auch Sattelhölzer tragen. – Handbuch der Architektur 1908, S. 316-317 u. Fig. 388. 129 Inne nko nstruktion 2.5.1.1.4 Originale Holzbalkendecken Bei den Deckenkonstruktionen der untersuchten Saalbauten lässt sich zusammenfassend feststellen, dass der Bestand originaler Deckenkonstruktionen relativ gering ist und hauptsächlich auf die Unter- bzw. Kellergeschosse beschränkt bleibt. Als Beispiele hierfür können die Untergeschosse der Gebäude auf den Burgen von Babenhausen, Reinegg, Tirol, der Wartburg und - mit Einschränkung - auch von der Gamburg304 angegeben werden. Auf der Wartburg besitzen auch der mittlere größere Raum im Erdgeschoss (sog. Speisesaal) sowie der quadratische Nordraum im ersten Obergeschoss (sog. Landgrafenzimmer) teilweise aus der Erbauungszeit erhalten gebliebene Holzbalkendecken. Abb. 95: Balkendecke im Erdgeschoss des Saalbaus von Babenhausen, dendrochronologisch auf 1188/89 datiert. (aus: Jost 1999, S. 126, Abb. 3) Als Beispiele für obere Säle mit originalen Deckenkonstruktionen können Schweizer Wohntürme, z. B. in Thun und Burgdorf angegeben werden. Die Hölzer der Decke im Thuner Saal wurden dendrochronologisch um 1150 und um 1197 datiert, wodurch zwei Bauphasen nachgewiesen sind.305 Es handelt sich hier um eine Decke mit 26 hochgestellten, 57 x 28 cm dicken Balken, welche eine unabgestützte Spannweite von rund 12 m besitzen. Der dendrochronologisch um 1200 datierte306, ursprünglich die gesamte Geschossfläche einnehmende Saal im Wohnturm der Burg in 304 Die Kellerdecke der Gamburg besteht aus Hölzern des 16. Jahrhunderts und zweitverwendetem Holz aus dem 13. Jahrhundert. 305 Egger 1997, S. 10-13. 306 Es sind die dendrochronologischen Daten 1192 (Deckenbalken über dem ersten Obergeschoss), 1199 und 1200 vorhanden. – s. dazu: Jost 2001, S. 137 u. 142, Anm. 52. - Schweizer 1985, S. 84. 130 Inne nko nstruktion Burgdorf/Schweiz307 besteht aus kräftigen Tannenbalken von fast quadratischem Querschnitt.308 Abb. 96: Holzbalkendecke im Saal vom Wohnturm in Thun/Schweiz, dendrochronologisch um 1150 und um 1197 datiert, wodurch zwei Bauphasen nachgewiesen sind. (aus: Egger 1997, S. 11) An dieser Stelle sei noch auf die Deckenkonstruktionen im Unterhof in Diessenhofen im Kanton Thurgau/Schweiz hingewiesen, dessen Nordost- sowie Südostgebäude dendrochronologisch auf Winter 1276/77 bzw. 1277/78 datiert sind.309 Ihre Decken bestehen aus Eichenbalken mit den Querschnittsmaßen von 30 x 30 cm bis 35 x 35 cm, welche in Abständen von 60 bis 80 cm in die Mauern eingelassen sind. Im Erdgeschoss des Südostgebäudes befand sich eine die gesamte Grundfläche einnehmende zweischiffige Halle, deren originale Deckenbalken größtenteils erhalten geblieben sind.310 Der ebenfalls originale mittlere Unterzug wurde von vier Holzsäulen gestützt, von denen nur drei ihrer Fundamente erhalten geblieben sind.311 Beim Nordostgebäude waren die beiden unteren Geschosse durch eine massive Binnenmauer in je zwei längsrechteckige Räume unterteilt. Im Erdgeschoss befand sich im größeren Ostteil ein von der Eingangshalle aus über einen schmalen Vorraum erreichbarer, repräsentativer, saalartiger Wohnraum. Seine aus der Erbauungszeit erhaltene Decke besteht aus in die Mauern eingelassene, abgefaste Balken, zwischen denen durch seitliche Nuten Füllbretter eingeschoben sind. Der ungewöhnliche Querschnitt der Balken entsteht dadurch, dass hier ihre untere Hälfte auf ein Drittel der Gesamtbreite reduziert ist. Nur diese von unten sichtbaren Balkenteile besitzen jeweils abgefaste Kanten und drei herausgearbeitete unverzierte Medaillons, und zwar ein mittiges kreisrundes und zwei halbrunde an den Seitenenden. Da die Wände des saalartigen Raumes ursprünglich mit Täferung versehen waren, ist hier ein gut erhaltenes und rekonstruierbares Beispiel für 307 Spätestens seit dem Ende des 15. Jahrhunderts ist er in die drei Raumabschnitte Kapelle, Flur und Rittersaal quergeteilt. – Schweizer 1985, S. 102. 308 Mit Ausnahme seines Mittelbalkens sind alle Balken noch original. - Schweizer 1985, S. 105. 309 Baeriswyl/Junkes 1995, S. 93, 296-297. 310 Im nördlichen Teil der Erdgeschossbalkendecke sind ein Schacht für eine abwärts führende Blocktreppe und im Südwesten ein weiterer Schacht zur Durchführung eines Kamins nachweisbar. - Baeriswyl/Junkes 1995, S. 84. 311 Zu Bestand und Rekonstruktion der Erdgeschosshalle: Baeriswyl 1998, S. 234. - Baeriswyl/Junkes 1995, S. 84-86. 131 Inne nko nstruktion eine repräsentative hölzerne Stube aus dem späten 13. Jahrhundert erhalten geblieben.312 Abb. 97 und Abb. 98: Bemalte Balkenbretterdecke mit Holzsäule aus dem Saal der Schreiber auf Burg Chillon/Schweiz, aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. – Rekonstruktion der zweischiffigen Halle im Erdgeschoss des Südostgebäudes des Unterhofes in Diessenhofen im Kanton Thurgau/Schweiz (dendrochronologisch auf 1276/77 bzw. 1277/78 datiert). (aus: Möller 2004, S. 12, Abb. 3. – Baeriswyl 1998, S. 233, Abb. 3) 312 s. auch 2.5.2.3 Bohlenwände/Blockwände/Wandtäfelungen. 132 Inne nko nstruktion Abb. 99 und Abb. 100 und Abb. 101: Rekonstruktion der Stube im Erdgeschoss des Nordostgebäudes des Unterhofes in Diessenhofen im Kanton Thurgau/Schweiz (dendrochronologisch auf 1276/77 bzw. 1277/78 datiert). – Aufnahme der Stube 1990. – Idealisierte Untersicht der Holzbalkendecke dieser Stube. (aus: Baeriswyl 1998, S. 235, Abb. 5. – Baeriswyl/Junkes 1995, S. 80, Abb. 61, 62) 133 Inne nko nstruktion 2.5.1.2 Gewölbe Im stauferzeitlichen Burgenbau bis etwa um die Mitte des 13. Jahrhunderts dominieren als Deckenkonstruktionen die flachen Holzbalkendecken. Der Gewölbebau313 in Form von Tonnen- und Kreuzgratgewölben314 beschränkt sich in der Regel auf einige Turmbauten315, Toranlagen (Gelnhausen, Wildenberg, Querfurt316) und Kapellen sowie auf die Kombination mit diesen. Kreuzgratgewölbe sind bei Kapellengebäuden (Dankwarderode in Braunschweig, Eger, Neuerburg, Neuenburg in Sachsen-Anhalt, Nürnberg, Sayn, Vianden/Luxemburg) zu finden. Sie kommen auch bei Hauskapellen, d. h. Kapellenräumen in Bergfrieden und Wohntürmen (Nideggen, Rieneck, Trifels, Petersberg in Friesach/Österreich), in Wohn- und Saalbauten (wahrscheinlich Bischofspfalz in Köln, vielleicht auch Eger, Gelnhausen, Wimpfen) sowie in Tortürmen und in Verbindung mit Toranlagen (Gelnhausen, Kronberg, Bischofsburg Donaustauf bei Regensburg317) vor.318 Tonnengewölbe treten über Gänge, Flure, Durchfahrten (Nordwestanbau des Saalbaus auf Burg Weißensee) und Treppen (Kaiserswerth, Wartburg, Niederburg in Rüdesheim, Eckartsburg)319, besonders in den unteren Geschossen von Saal- und Wohnbauten auf. In den Unter- bzw. Kellergeschossen von Wohn- und Saalbauten sind vereinzelt gewölbte Räume, überwiegend mit Tonnenwölbung320 zu finden, welche meist zur Vorratslagerung genutzt werden. Auch im Untergeschoss untergebrachte Küchen- und Wirtschaftsräume mit offenen Feuerstellen können allein schon aus Sicherheitsgründen über massive gewölbte Decken verfügen321 Während die Kapitelsäle und Refektorien der romanischen Klöster gewölbte Decken besaßen,322 war bei den repräsentativen Wohnräumen und Sälen auf den Pfalzen und Burgen bis etwa um die Mitte des 13. Jahrhunderts die flache Holzbalkendecke allgemein üblich. Als Ausnahme gelten die beiden quadratischen, kreuzgratgewölbten Wohnräume im Erdgeschoss des Saalbaus auf der Wartburg sowie die Niederburg und Oberburg in Rüdesheim. Die Rüdesheimer Niederburg ist eine rechteckige, Vierflügelanlage aus der Zeit um 1200, deren Wohn- und Wirtschaftsgebäude vollständig eingewölbt sind. Alle Räume der drei unteren Geschosse haben Tonnengewölbe, während diejenigen im obersten Geschoss 313 Zu Gewölben in Saal- und Wohnbauten von Pfalzen und Burgen: Antonow 1993, S. 286. – Bischoff/Meyer 1905/2000, S. 14-16. - Bornheim Gen. Schilling 1964, S. 128-129, 136-137. – Handbuch der Architektur 1908, S. 324-335. – Koch/Jakobi 1978, S. 193-202. - Meckseper 1999b, S. 267. - Möller 1999b, S. 285. – Piper 1912/1994, S. 467-468. - Restle, M.: Gewölbe, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 1427-1432. – Simon 1902a, S. 136137. - Urban 1997, bes. S. 24-25, 42-44, 166-168. – Wirtler 1987, S. 127-134. - Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 143-144. 314 Zur Konstruktion von Tonnen- und Kreuzgratgewölben: Urban 1997, S. 20-23. - Restle, M.: Gewölbe, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 1427-1432. 315 Bei Rundtürmen treten auch einfache Kuppelgewölbe („Dicker Heinrich“ auf der Neuenburg in Sachsen-Anhalt) auf. – Urban 1997, S. 166. – Möller 1999b, S. 285. 316 Der gewölbte Torbau in Querfurt stammt aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. – Biller 1993, S. 131 u- S. 133, Abb. 44. 317 Der Torturm auf der Bischofsburg Donaustauf mit gewölbter Kapelle im Obergeschoss wurde um 1060 errichtet. – Biller 1993, S. 131 u. 132, Abb. 43. 318 Zu Burgkapellen mit Deckengewölben: Urban 1997, S. 59-74, 167. – s. auch 2.1.2.2 Lage des Saalbaus zur Kapelle. 319 s. auch 2.4.3.2 Innentreppen. 320 Als Gründe für die Tonnenwölbung von Kellerräumen gibt Urban (1997, S. 55) den geringeren Schalungsaufwand und die einfachere handwerkliche Ausführung im Vergleich zu den Kreuzgratgewölben an. Auch weist er auf statische Vorteile hin, da bei unter dem Bodenniveau liegenden Räumen der Erddruck dem auf die Längsmauern gerichteten Gewölbeschub entgegenwirkt. 321 Urban 1997, S. 42. – Piper 1912/1994, S. 467. 322 Klösterliche Räume, Kapitelsäle in: Handbuch der Architektur 1908, S. 325ff.. 134 Inne nko nstruktion kreuzgratgewölbt sind.323 Auch die ebenfalls um 1200 errichtete Oberburg besitzt in ihren dreigeschossigen, an den Bergfried gebauten Gebäuden tonnen- oder halbtonnengewölbte Räume.324 Abb. 102 und Abb. 103: Grundrisse der Niederburg in Rüdesheim und Grundriss, Schnitte des Raumes 15 im vierten Geschoss. (aus: Urban 1997, S. 200-201, 203) 323 Urban 1997, S. 25-30 u. Abb. Grundrisse auf S. 200-201. 324 Urban 1997, S. 24. – Der Bergfried der Vorderburg in Rüdesheim weist gleichfalls Spuren von angelehnten Gewölben auf, welches auf eine mit der Oberburg vergleichbare Bauform hinweist. – Urban 1997, S. 24. 135 Inne nko nstruktion Abb. 104 und Abb. 105: Grundrisse und Schnitt der Oberburg in Rüdesheim. (aus: Urban 1997, S. 206) Gewölbe in repräsentativen Wohnräumen und Sälen sind vereinzelt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (Dürnitz Trausnitz in Landshut/Bayern um 1260/70, Großer Saalbau in Vianden mit nachträglichem Gewölbeeinbau im Erdgeschoss ab Mitte des 13. Jahrhunderts) nachweisbar. Vermehrt treten sie erst vom beginnenden 14. Jahrhundert (Marburg um 1320, Lauf an der Pegnitz und Burg Schwalbach: drittes Viertel des 14. Jahrhunderts, Reichenberg 1370-80, Kleiner Saalbau in Vianden mit nachträglichem Einbau im Erdgeschosssaal wohl um 1380) auf.325 Auch in gotischer Zeit bleibt die flache Holzbalkendecke in Räumen und Sälen gegenüber dem Gewölbe vorrangig.326 Die sich in Anordnung, Form und Konstruktion unterscheidenden Gewölbe zeigen drei funktionale Gemeinsamkeiten, welche sich auf konstruktive, wehrtechnische und repräsentative Funktionen beziehen. Zu den konstruktiven Funktionen gehören die Tragfähigkeit der Geschossdecken, die Aussteifung und Erhöhung der Homogenität 325 Meckseper 1999b, S. 267. – Urban 1997, S. 42-46. 326 Urban 1997, S. 168. – Wirtler 1987, S. 104, 107-109, Liste 1-1/3. 136 Inne nko nstruktion eines Bauteils sowie die Widerstandsfähigkeit der Gewölbe gegen Witterungseinflüsse. Bei den wehrtechnischen Funktionen sind die Feuerbeständigkeit und größere Belastbarkeit, z. B. durch Geschütze zu nennen. Und bei den repräsentativen Funktionen bleiben der repräsentative Raumeindruck durch dekorative Gewölbeformen und -elemente, größere Raumhöhen, besondere Materialien und bei den Kapellen die Betonung der sakralen Raumwirkung zu erwähnen.327 Die Herstellung der Gewölbe erfolgte über Holzschalungen. Dabei blieb bis zum 13. Jahrhundert manchmal der Gussmörtel sichtbar und wurde nur in seltenen Fällen überputzt und eingefärbt. Da es gelegentlich vorkam, dass sich nach dem Einbringen der Gewölbesteine die Schalbretter nicht mehr entfernen ließen, blieben diese wie die Gewölbekappen weiß gekalkt sichtbar. In romanischer Zeit waren die Architekturglieder der Gewölbe größtenteils als Naturstein sichtbar oder sie wurden in ihrer Naturfarbe farbausgleichend behandelt. Mit der Gotik begann die farbige Differenzierung der Rippenprofile und die Überziehung der Gewölbekappen mit Glättputz, um sie anschließend mit Steinstrukturen, figürlichen und pflanzlichen Darstellungen zu bemalen.328 Im Folgenden werden Räume mit Gewölben in den einzelnen Geschossen von Saalund Wohnbauten aus dem 12./13. Jahrhundert kurz aufgeführt. Bei den nachgewiesenen überwölbten Räumen im Unter- bzw. Kellergeschoss überwiegen solche mit Tonnenwölbung, welche in der Regel zur Vorratslagerung genutzt wurden. Der Saalbau des Herzoghofes in Regensburg war – abgesehen von seinem mittleren Bereich unter der Hofeinfahrt – im Nord- und Südteil unterkellert. Während der erhaltene, annähernd quadratische Südkeller eine Holzbalkendecke besaß, war der seit 1937 zugeschüttete, rechteckige Nordkeller mit einem Tonnengewölbe versehen. Die Kellerräume können nach Paulus auf Grund ihrer Mauerwerksbeurteilung in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert werden.329 Bei der Vierflügelanlage der Niederburg in Rüdesheim stammen die überwölbten Räume in allen vier Geschossen aus der Zeit um 1200. Ihre beiden langrechteckigen Kellerräume im Nord- bzw. Ostflügel besitzen jeweils eine Rundbogentonne bei einer Scheitelhöhe von 2,2 bzw. 2,85 m.330 Auch die Kelleranlagen unter dem ehemaligen Saalbau des Schlosses Tenneberg stammen nach Angabe von Koch und Jakobi noch aus romanischer Zeit. Es handelt sich um den Vor- und Hauptkeller unter dem ehemaligen Saalbau, welche jeweils ein rundbogiges Tonnengewölbe aus Muschelkalk und teilweise aus Bundsandstein besitzen.331 Auf der Rudelsburg ist ebenfalls ein romanisches, tonnengewölbtes Kellergeschoss unter dem Wohnbau an der Südseite der Kernburg nachgewiesen. Und von den drei mit Tonnengewölben versehenen Kellerräumen unter dem vermuteten Saalbau an der Westseite der Rudelsburger Kernburg sind der mittlere sowie nördliche noch aus der Erbauungszeit erhalten.332 Auch der Wohn- bzw. Saalbau 327 Urban 1997, S. 168. 328 Möller 1999b, S. 285. 329 Paulus 1983, S. 49, 55-57. 330 Urban 1997, S. 26, 57 u. Abb. auf S. 200. 331 Koch/Jakobi 1978, S. 198-202. 332 Schmitt (1996a) setzt das Keller- und Erdgeschoss des vermuteten westlichen Saalbaus in die „Zeit um 1200“ (S. 10) und den Wohnbau im Südflügel „nach 1200“ (S. 12). – Wäscher (1957, S. 6) vermutet die Entstehung der Untergeschosse des Westbaus in der „zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts“, während er den Rest der Kernburg mit dem südlichen Wohnbau stilistisch in die Zeit „um 1220-1230“ datiert. - Strickhausen (1998a, S. 264) ordnet die Bauten der Kernburg auf Grund der erhaltenen Bauskulptur in die 1230-40er Jahre ein. 137 Inne nko nstruktion im heutigen Nordbau auf der Marksburg aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts besaß ein tonnengewölbtes Kellergeschoss, in dessen Westteil das Rundbogentonnengewölbe erhalten geblieben ist.333 Der ursprünglich romanische Wohnbau im Ostflügel der „alten Burg“ in Koblenz besitzt ein um 1275 eingebautes rundbogiges Tonnengewölbe aus Tuffstein.334 In einigen Kellergeschossen von Wohn- und Saalbauten wurden erst in viel späterer Zeit Tonnengewölbe eingebaut. So stammt z. B. das Gewölbe des Nordkellerraumes in Krautheim vermutlich aus dem 16. Jahrhundert335 und das der Burg Wildenberg336 sowie die beiden Tonnengewölbe auf der Burg Weißensee aus dem 14. oder 15. Jahrhundert.337: In wenigen Wohn- und Saalbauten sind Kreuzgratgewölbe in Kellern aus spätromanischer und frühgotischer Zeit nachweisbar. So sei an dieser Stelle auf die beiden Kreuzgratgewölbe im Kellergeschoss des ursprünglichen Wohnbaus im heutigen sog. Fürstenhaus auf der Burg Querfurt hingewiesen. Ihr breiter, mittlerer Gurtbogen zeigt eine Quaderbearbeitung mit Randschlag, welche nach Schmitt ins zweite Viertel des 13. Jahrhunderts datiert werden kann.338 Das Kellergeschoss des Saalbaus von Groß-Geroldseck im Elsass ist durch Kreuzgratgewölbe in drei Schiffe mit je sechs Jochen unterteilt. Dieser in seiner vollständigen Wölbung sowie Dreischiffigkeit ohne Analogie dastehende Keller könnte nach Th. Biller in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts datiert werden.339 Im Kellergeschoss des Steinhauses aus dem 16. Jahrhundert auf Burg Ramsberg in Göppingen befindet sich ein in drei Mal drei Jochen kreuzgratgewölbter Raum. Die abgekanteten Gewölberippen werden von gedrungenen, achteckigen Pfeilern mit kräftigen Kämpferplatten getragen. Hotz datiert diese Gewölbeformen stilistisch in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts.340 Der Südteil des Kellers im Wohnbau von Lahneck besitzt ein flachbogiges, stützenloses Kreuzgratgewölbe aus der Zeit um 1245. 341 Beim Kellergeschoss des Großen Saalbaus in Vianden ist ein nachträglich eingebautes, zweischiffiges, spitzbogiges Kreuzgratgewölbe mit je sechs quadratischen Jochen aus dem Umbau ab der Mitte des 13. Jahrhunderts nachweisbar. Seine rippenlosen Gewölbe mit spitzbogigen Gurtrippen werden von fünf, in gleichmäßigem Abstand angeordneten, massiven Rundsäulen getragen.342 333 Urban 1997, S. 57. – Backes/von der Dollen 1993, S. 6. - Das im 19. Jahrhundert von H. v. Ritgen auf der Westseite der Wartburg errichtete sog. Gadem besitzt ein älteres Untergeschoss mit tonnengewölbten Räumen, welches nach Strickhausen noch aus der Zeit der Ludowinger stammen könnte. Es wäre in diesem Fall mit dem ursprünglichen Erdgeschoss des Hessenhofes in Schmalkalden verwandt. - Strickhausen 1998a, S. 205, Anm. 1328. 334 Urban 1997, S. 51-52, 57. 335 Leistikow Brief 1999. 336 Hotz 1963, S. 62. – Antonow 1987, S. 124. - Hotz 1972a, S. 16-17 (dort: um 1400 datiert). 337 Burg Weißensee 1998, S. 171 u. Anm. 73. – Nach Bornheim Gen. Schilling (1964, S. 128) ist der Erdgeschossnordbereich des Saalbaus der Wildburg nachträglich unterkellert worden. 338 Schmitt 2002, S. 66. – Wahrscheinlich besaß auch die Osthälfte des Kellergeschosses mit ihrem im 17. Jahrhundert eingebauten Tonnengewölbe ursprünglich zwei analoge Kreuzgratgewölbe. – Schmitt 2002, S. 66, 71. 339 Biller 1985, S. 301. 340 Hotz 1981/1992, S. 171. – Antonow 1993, S. 286. 341 Urban 1997, S. 57. 342 Zu Konstruktion und Datierung des Kellergewölbes des Großen Saalbaus: Zimmer 1996b, S. 275-276, 399. Wirtler 1987, S. 8. – Koltz 1977, S. 19-20. - Bornheim Gen. Schilling 1964, S. 136. – Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 477. 138 Inne nko nstruktion Abb. 106 und Abb. 107: Kellergeschoss mit spätromanischen Kreuzgratgewölben im sog. Fürstenhaus auf Burg Querfurt. Foto und Grundriss mit Bauphasen (H = Einbau von Kreuzgratgewölben in spätromanischer Zeit). (aus: Schmitt 2002, S. 253, Abb. 79; S. 252, Abb. 78) 139 Inne nko nstruktion Abb. 108 und Abb. 109: Grundriss Kellergeschoss des Saalbaus von Groß-Geroldseck im Elsass. Ausschnitt aus einem Plan von Jean Wirth, Zentrum für mittelalterliche Archäologie in Straßburg. – Kellergewölbe des Saalbaus. Zeichnung von B. Zix, 1804. (aus: Dissertation von Jean Kuhn, Straßburg, Plan II. – Schmitt/Will/Wirth/Salch 1975, S. 180) 140 Inne nko nstruktion Tonnengewölbte Räume im Erdgeschoss von Saal- und Wohnbauten aus staufischer Zeit sind z. B. auf der Niederburg in Rüdesheim, auf Burg Weißensee, Langenau und in Prag/Tschechischen Republik zu finden. Das ursprüngliche, 12 x 48 m große Erdgeschoss343 des Prager Saalbaus bestand aus drei hintereinander liegenden Räumen mit durchgehender Tonnenwölbung aus dem zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts. Es handelt sich um einen sehr großen, von seinen Ausmaßen her saalähnlichen Raum im Westen, einen mittleren und einen Ostraum unter der Kapelle. Die Gewölbegurte entsprachen dabei der Lage der Querwände im Obergeschoss. Auf Grund der hofseitig starken Eintiefung des Erdgeschosses sowie der geringen Belichtung muss eine überwiegend wirtschaftliche Nutzung dieser Räume angenommen werden.344 Bei der Niederburg in Rüdesheim sind die meisten Räume und Flure bzw. Gänge im Erdgeschoss mit annähernd rundbogigen Tonnen gewölbt, die eine Breite von 2,2 bis 2,8 m und eine Scheitelhöhe von etwa 3,6 m besitzen.345 Im Erdgeschoss des Saalbaus auf der Burg Weißensee ist der kleinere, rechteckige Raum im nordwestlichen Anbau aus der Zeit um 1225 mit einem Tonnengewölbe aus Travertin ausgestattet. Er besaß ursprünglich ein Fenster im Norden und Westen sowie eine Tür auf seiner Ostseite, die zum Treppenhaus führte.346 Ein nachträglicher Einbau von Tonnengewölben fand im Erdgeschoss des Saalbaus in Goslar statt. Ende des 13. Jahrhunderts wurde dort der untere Saal durch einen Umbau in sieben Räume mit Spitztonnengewölben unterteilt. Dabei kam es neben der Verkleinerung der hofseitigen Ostfenster auch zur Erweiterung der Westfenster zu Türen, wodurch jeder Querraum einen separaten Zugang erhielt.347 Kreuzgratgewölbe in dem Erdgeschoss aus den 1160er Jahren sind im Saalbau der Wartburg zu finden. Es handelt sich um zwei annähernd quadratische, repräsentative Wohnräume zu beiden Seiten des größeren Mittelraumes. Nord- und Südraum (sog. Rittersaal und Elisabeth-Kemenate) sind jeweils mit einem Kreuzgratgewölbe und breiten Gurtbögen über einer gedrungenen Mittelsäule ausgestattet.348 Sie besitzen in ihrer Nordost- bzw. Südostecke einen Kamin und werden durch zwei Fenster in der Ostmauer belichtet. Im Erdgeschoss des Nordostanbaus vom Saalbau auf der Burg Weißensee befindet sich östlich des mittleren Treppenkomplexes ein kleiner, ungefähr quadratischer Raum. Dieser vom Ostwohnraum aus zugängliche Vorraum besitzt ein Kreuzrippengewölbe auf Fächerkonsolen, das nach Kozok stilistisch in das erste Viertel des 13. Jahrhunderts datiert werden kann.349 343 Sein heutiges Niveau liegt tief unter dem romanischen. 344 Durdík/Chotebor 1998, S. 197-204, bes. S. 202. 345 Urban 1997, S. 26, 47. 346 Kozok 1998b, S. 183. 347 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102, 190. 348 Beim Nordraum sind gelblich überlasierte Gewölbejoche nachgewiesen. - Möller 1993a, S. 48. 349 Kozok vergleicht die Gewölbekonsolen stilistisch mit denen im Rathaus in Weißensee, im Kapitelsaal der Klosterkirche Bronnbach bei Wertheim und im Kreuzgang der Klosterkirche Marienthal bei Helmstedt. – Kozok 1998b, S. 181, Anm. 98. 141 Inne nko nstruktion Abb. 110 und Abb. 111: Tonnengewölbtes ursprüngliches Erdgeschoss des Saalbaus der Prager Burg. Zustand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. - Grundriss heutiger Zustand (links) und Rekonstruktion des Zustands Mitte des 12. Jahrhunderts (rechts). (Schwarz = romanisches Mauerwerk). (aus: Durdik/Chotebor 1998, S. 201, Abb. 5; S. 198, Abb. 1) 142 Inne nko nstruktion Abb. 112 und Abb. 113: Nachträglich (um 1380) eingewölbter mittlerer Erdgeschosssaal des Kleinen Saalbaus in Vianden/Luxemburg. Grundriss und Ansicht. (aus: Wirtler 1987, S. 437, Abb. 22-23) Ein nachträglicher Einbau von Kreuzgratgewölben im Erdgeschoss fand auf der Burg Vianden in Luxemburg statt. Der Große Saalbau besitzt einen durchgehenden Erdgeschosssaal mit einem spitzbogigen, stützenlosen Kreuzrippengewölbe vermutlich aus der Zeit um oder nach 1250. 350 Die Decke des einschiffigen, stützenlosen Saalgeschosses hat die Form einer leicht spitz zulaufenden Längstonne. Diese ist in fünf von Gurtrippen gerahmte Kreuzrippengewölbe gegliedert, deren längsrechteckige Grundrisse unterschiedliche Breiten haben. Runde Schlusssteine akzentuieren die Kreuzungspunkte ihrer Rippen. An den Langseiten des Saales münden die mit einem Birnstab profilierten Gurte und Rippen auf kleinen, teilweise erneuerten Wandsäulen mit Kämpferplatten in Dreipassform. Die drei Erdgeschossräume des Kleinen Saalbaus in Vianden besaßen in der Erbauungszeit Eichenbalkendecken, welche in späteren Umbauphasen durch Spitzbogengewölbe ersetzt wurden. An dieser Stelle sei nur der Südraum (sog. 350 Zimmer 1996b, S. 399. – Wirtler (1987, S. 8) datiert die Einwölbung des Erdgeschosssaales in die Zeit „um oder noch vor 1300“. – Koltz (1977, S. 19-20) nimmt für das Gewölbe auf Grund von Stilvergleichen eine Entstehung „um 1240“ an. – Ebhardt (Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 477) vermutet den Gewölbeeinbau in den Jahren „um 1225“. 143 Inne nko nstruktion „Ritterstube“) kurz beschrieben, da er auf Grund von Keramikfunden noch in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden kann.351 Er war mit einem aus vier rechteckigen Jochen bestehenden Kreuzgratgewölbe überspannt, das von einem quadratischen Mittelpfeiler getragen wurde. Vier vorgelagerte Dreiviertelsäulen dienten als Auflager für die schmalen gekehlten Gurtbögen. Sein Gewölbe ruhte an den vier Wänden auf insgesamt 14 Schiefersäulchen mit Kapitellen, die untereinander mit Blendarkaden verbunden waren. Anhand der Wappen in den Gewölbeschlusssteinen wird der Gewölbeeinbau für den mittleren Saal um 1380352, für die nördliche Eingangshalle um 1472353 angenommen. An dieser Stelle sei noch auf die flachen Kreuzgratgewölbe aus Ziegelsteinen in den beiden Erdgeschossräumen des Saalbaus auf Burg Weißensee hingewiesen, welche im 16. Jahrhundert die ursprünglichen Holzbalkendecke ersetzten.354 Abb. 114 und Abb. 115: Burg Weißensee. Kreuzgratgewölbe aus Ziegelsteinen aus dem 16. Jahrhundert im Erdgeschossraum. - Nordostanbau (Toranbau) im Erdgeschoss des Saalbaus. Blick nach Norden. (Fotos: Verf. 1996) 351 Die Keramik wurde beim Fundamentsockel des zentralen Mittelpfeilers vom Kreuzgratgewölbe des Südraumes gefunden.– Zimmer 1996b, S. 314 und Anm. 292. – Koltz, (1977, S. 16 und 1988, S. 15-16) datiert die erhaltenen Gewölbesäulchen stilistisch in die spätromanische Zeit. 352 1971 wurden im Schutt des großen Kellers Trümmerstücke des Wappens von Engelbert III. von der Marck-Sedan gefunden, das einen Gewölbestein im mittleren Saal schmückte. Da er 1381 Elisabeth von Sponheim-Vianden heiratete und bereits zehn Jahre später starb, kann der Gewölbebau des mittleren Saales in diese Zeit datiert werden. – Koltz 1977, S. 20. – Wirtler 1987, S. 11. – B. Ebhardt (Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 478) datiert die Schlusssteine und Grate der Gewölbe in der Eingangshalle des Kleinen Saalbaus in die Zeit um 1400. 353 Das Gewölbe der Eingangshalle kann durch das Wappen von Baden-Sponheim datiert werden, das von Zimburg von Baden, der Gattin des Engelbert II. von Nassau, getragen wurde. Da das Paar von 1472-89 in Vianden regierte, wird der Gewölbeeinbau der Vorhalle für kurz nach 1472 angenommen. – Koltz 1977, S. 20-21. – Wirtler 1987, S. 11. 354 Kozok 1998b, S. 177. 144 Inne nko nstruktion Abb. 116: Nordostanbau (Toranbau) im Erdgeschoss des Saalbaus auf Burg Weißensee. Blick zum Gewölbe. (Foto: Verf. 1996) Gewölbte Räume und Säle in den Obergeschossen sind z. B. auf der Niederburg in Rüdesheim, in Kaiserswerth und auf Burg Weißensee zu finden. Die um 1200 errichtete Rüdesheimer Niederburg besitzt in ihrem ersten Obergeschoss tonnengewölbte und im zweiten Obergeschoss überwiegend kreuzgratgewölbte Räume ohne Stützen. Nur die beiden mittleren Räume im Westflügel des obersten Geschosses haben Tonnengewölbe, deren Gurt- und je ein Auflager der Schildbögen auf einfachen Konsolen ruhen.355 Das erste Obergeschoss der im späten 12. Jahrhundert errichteten Pfalz in Kaiserswerth besaß in seinem Westteil drei hintereinander liegende Wohnräume. Diese waren von einer durchlaufenden Rundbogentonne in Tuffquadern mit nordsüdlich verlaufendem Scheitel und rund 8 m Spannweite überdeckt.356 Der kleine quadratische Vorraum im Nordostanbau des Saalbaus auf Burg Weißensee besaß ebenso wie im Erd- auch im ersten Obergeschoss ein Kreuzgratgewölbe.357 Er war vom Saalgeschoss aus über eine Tür zugänglich und wurde auf der Nordseite durch ein Biforium mit Doppelsäule belichtet. Als Beispiele für nachträglich, etwa ab Mitte des 13. bis Anfang des 14. Jahrhunderts in Obergeschosse eingebaute Gewölbe können u. a. der Wohnturm in Burg Steinfurt und der Saalbau auf der Wartburg angegeben werden. In das ursprüngliche erste Obergeschoss (heute Erdgeschoss) des quadratischen Wohnturmes auf Burg Steinfurt erfolgte um die Mitte des 13. Jahrhunderts der Einbau eines vierjochigen Kreuzrippengewölbes mit kreuzförmigem Mittelpfeiler.358 Im ersten Obergeschoss des 355 Urban 1997, S. 26-27, 47 u. Abb. Grundriss auf S. 201. 356 Biller 1998, S. 180 u. Abb. Grundriss auf S. 179. 357 An seinen Wänden sind Abrissspuren des Gewölbes sichtbar, das Ende des 16. Jahrhunderts niedergelegt und durch die heutige Holzbalkendecke ersetzt wurde. – Kozok 1998b, S. 187. – Strickhausen 1998a, S. 225. 358 Köckeritz 1976, S. 39-44. – Sein heutiges Untergeschoss (ursprünglich Erdgeschoss) wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch eine innere Trennmauer in zwei rechteckige Räume geteilt, welche je ein Tonnengewölbe aus Backstein erhielten. – Köckeritz 1976, S. 41, 43. 145 Inne nko nstruktion Wartburger Saalbaus kam es vermutlich um 1320359 zum Einbau eines Kapellenraumes im südlichen Teil des Saales. Dieser Sakralraum erhielt ein einfaches Kreuzgratgewölbe ohne Gurtbögen, wobei seine Mittelsäule als gekürzte Freisäule der Saaldecke hier wieder verwendet wurde. Sein Gewölbe ruht an den Wänden und Raumecken auf steinernen Halb- bzw. Dreiviertelsäulen. Abb. 117 und Abb. 118: Kaiserswerth. Erstes Obergeschoss mit durchlaufender Rundbogentonne. – Rekonstruktionsversuch des Querschnittes von TH. Biller, auf Grundlage der Zeichnung von G. Erkens, 1902. (aus: Biller 1998, S. 179, Abb. 9; S. 183, Abb. 13) 359 Wahrscheinlich wurde die Kapelle 1319 während der Umbaumaßnahmen unter Friedrich dem Freidigen eingebaut. Im Jahr 1319 sind für die Wartburger Kapelle zwei neue Altäre durch eine Schriftquelle belegt. – Zur Datierung der Kapelle: Strickhausen 1998a, S. 204 und Anm. 1309, 1310. – Schuchardt, G. 1992, S. 18: „um 1320“. – Schuchardt, G. 2000, S. 52: „vermutlich erst nach 1318“. 146 Inne nko nstruktion Abb. 119 und Abb. 120: Saal mit Kreuzgratgewölben aus der Mitte des 13. Jahrhunderts im ersten Obergeschoss des Wohnturmes von Burg Steinfurt. Grundriss (aufgenommen von der staatlichen Schule für Bauwesen zu Münster, 1958, Plan.-Nr. 3) und Ansicht. (Plan im Privatbesitz von Prinz Oskar zu Bentheim. – Foto: Verf. 1997) 147 Inne nko nstruktion Abb. 121: Längsschnitt des Wohnturmes von Burg Steinfurt. (aufgenommen von der staatlichen Schule für Bauwesen zu Münster, 1958, Plan-Nr. 4). (Plan im Privatbesitz von Prinz Oskar zu Bentheim) 148 Inne nko nstruktion 2.5.2 Innenwände Die Geschosse von Massivbauten können durch steinerne, hölzerne Innenwände oder durch Fachwerkwände in Räume unterteilt sein.360 Steinerne Innenwände aus der Erbauungszeit stehen im Verband mit den Umfassungsmauern eines Gebäudes. Deshalb lassen sich ihre Spuren bzw. Ansätze an den Innenseiten der Außenmauern in der Regel auch da nachweisen lassen, wo sie nicht erhalten geblieben sind. So deuten im ersten Obergeschoss des Saalbaus in Wimpfen die Mauerverzahnungen auf eine Raumaufteilung hin, welche – mit einem Ostsaal und zwei gleich großen Westräumen – der des unteren Geschosses entspricht. Im Vergleich hierzu hinterlassen die ohne Verband mit den Umfassungsmauern errichteten, leichteren Trennwände aus Holz oder Fachwerk keine oder nur geringe Spuren in den Saalbauruinen. In den Unter- und Erdgeschossen der untersuchten Saalbauten haben sich massive Innenwände in der Regel teilweise oder zumindest in Resten nachweisbar erhalten. Demgegenüber sind in ihren Obergeschossen - abgesehen vom Wartburger Saalbau keine massiven, hölzernen oder Fachwerk-Trennwände zur Raumunterteilung aus der Erbauungszeit nachweisbar. Dieser Umstand kann damit erklärt werden, dass sich in der Regel im Obergeschoss der große Saal befand. Da er die ganze oder einen großen Teil der Geschossfläche einnahm, war das Geschoss nicht oder weniger unterteilt. Auch konnte die Traglast der Decke durch Stützen abgefangen werden, was das Einsetzen von variablen, nichttragenden, raumunterteilenden Wandelementen aus Holz ermöglichte, welche nicht erhalten geblieben sind. Und vielleicht wurde mancherorts (möglicherweise auf Burg Weißensee und der Gamburg) auch eine Dachkonstruktion mit Hängewerk schon zur Erbauungszeit gewählt, wodurch auf Stützen im Obergeschoss ganz verzichtet werden konnte. Die in den Obergeschossen erhaltenen oder in Resten nachweisbaren bzw. durch Schriftquellen und alte Pläne belegten inneren Trennwände stammen aus nachstauferlicher Zeit. Oft erfolgte in späteren Jahrhunderten durch das Einfügen von Trennwänden eine stärkere Unterteilung der Saalbaugeschosse, wie dies z. B. für die Gebäude in Eger, auf der Gamburg und Burg Weißensee belegt ist. So wurde das erste Obergeschoss auf der Gamburg wohl seit dem Umbau im 16. Jahrhundert, das Erdsowie zweite Obergeschoss gegen Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts durch innere Fachwerkwände in mehrere Räume unterteilt. Auf Burg Weißensee entstanden im 16. Jahrhundert im Ostraum durch das Einfügen einer massiven Wand, an der Stelle der Aststumpfsäule, zwei kleinere Räume. Und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es im Westteil des ehemaligen Ostraumes durch den Einbau einer Fachwerktrennwand zur Abtrennung eines mittleren Flures. Für den Saalbau in Eger gibt ein Grundrissplan von 1694361 Auskunft über den ab Ende des 15. Jahrhunderts begonnenen Einbau dünner Trennwände aus Holz. Anhaltspunkte für eine ursprüngliche Raumaufteilung in den Obergeschossen liefern alte Grundrisspläne und die Fassadengliederung. So kann z. B. beim Saalbau in Eger aus der Fensterverteilung der Fassaden sowie dem Plan von 1694 die Raumaufteilung des Hauptgeschosses in einen Ostsaal und zwei oder drei Westräume rekonstruiert werden. Beim Saalbau in Seligenstadt weist die erhaltene Fassadengliederung der Mainseite auf eine Dreierteilung seines Obergeschosses in einen größeren Südsaal, schmalen Mittelraum und Nordsaal hin. 360 Zu Innenwänden in Saal- und Wohnbauten: – Handbuch der Architektur 1908, S. 346-359. - Herrmann 1995, S. 76. - Klein 2004, S. 76-77. - Piper 1912/1994, S. 471-472. - Uhl 1999 S. 278-280. 361 Schürer 1934a, S. 63, Abb. 10. 149 Inne nko nstruktion 2.5.2.1 Massive Innenwände Bei einer Raumunterteilung durch massive Wände bestimmt die erforderliche Lastableitung die Grundrissausbildung in allen Geschossen vor. So kann z. B. beim Saalbau in Gelnhausen für das hoch gelegene Erdgeschoss die gleiche Raumaufteilung wie im Kellergeschoss angenommen werden, dessen steinerne Innenwände durch Ausgrabungen nachgewiesen sind. Dadurch ergibt sich für beide Geschosse eine Gliederung in eine Osthälfte mit einem großen Raum bzw. kleinen Saal und einem Vorraum, während der Westteil in zwei querrechteckige Räume mit vorgelagertem Südgang aufgeteilt ist. Weitere raumtrennende Wände aus Stein sind in den Unter- bzw. Keller- oder Erdgeschossen der Saalbauten von Eger, Krautheim, der Neuerburg, Reinegg, Rothenburg/Kyffhausen, Tirol sowie in den beiden unteren Saalbaugeschossen auf der Wartburg und Burg Weißensee nachgewiesen. Das Erdgeschoss in Eger war ursprünglich durch eine mächtige mittlere Quermauer westlich des Portals in zwei Haupträume unterteilt.362 Die mittlere innere Kellermauer in Krautheim trennt den Wohn- und Kapellenbereich voneinander. Beim Saalbauerdgeschoss der Neuerburg entsteht durch zwei massive Querwände eine Aufteilung in einen mittleren, kleinen Saal und zwei seitliche schmale Räume. Auch das Untergeschoss in Reinegg wird durch eine originale massive Trennwand in einen Nordsaal und Südraum quergeteilt. Eine ebensolche, bis 1938 noch erhaltene Wand aus der Erbauungszeit gliederte das Obergeschoss in einen Südsaal und Nordraum.363 Im Erdgeschoss der Rothenburg in Kyffhausen wird durch eine mittlere Längsmauer mit mittiger Tür eine Unterteilung in zwei schmale, längsrechteckige Räume vorgenommen. Durch eine massive innere Trennmauer ist im Osten des Saalbauuntergeschosses auf Burg Tirol ein Gang abgetrennt, der zur Erschließung des großen Saalbaukellers und Kapellenuntergeschosses dient. Die steinerne Trennmauer im Keller der Saalbauten auf der Wartburg und Burg Weißensee schafft eine Trennung in zwei annähernd gleich große Räume. Im Erdgeschoss dieser beiden Bauten ergibt sich durch massive Trennwände ursprünglich eine Querteilung in zwei bzw. drei Wohnräume mit je einer freistehenden Mittelstütze. 362 Sie ist im Grundrissplan von 1694 eingezeichnet und wurde in ihren Fundamente 1911 von Jonas ergraben. – Binding 1996, S. 376. – Schürer 1934a, S. 48 u. Abb. Grundriss auf S. 63. – Ob eine weitere Unterteilung des Untergeschosses vorlag, konnte O. Schürer (1934a, S. 29) aus dem Baubefund nicht mehr erschließen. 363 Die heutige Trennwand im Obergeschoss stammt aus der Zeit der um 1938 begonnenen umfassenden Sicherungsund Restaurierungsmaßnahmen der gesamten Burganlage. – Zallinger 1981, S. 18, 29. 150 Inne nko nstruktion Abb. 122 und Abb. 123: Blick auf die mittlere Längsmauer mit Durchgang im Erdgeschoss des Saalbaus der Rothenburg in Kyffhausen. Blick nach Nordwesten und Osten. (Fotos: Verf. 1996) 2.5.2.2 Hölzerne Innenwände Anders als bei den Massivwänden können Innenwände aus Holz tragend oder - beim Vorhandensein mit Stützen als unabhängige Tragsysteme - auch nicht tragend ausgebildet sein. In Steinbauten dienen hölzerne Innenwände oft primär der Unterteilung eines Geschosses in Räume und nur sekundär der Lastableitung. In den Erdgeschossen der Saalbauten in Seligenstadt und Reams in Riom, im Kanton Graubünden/Schweiz können z. B. sieben bzw. zwei mächtige, in ihren Fundamenten ergrabene Stützen für die ursprünglichen Deckenkonstruktionen nachgewiesen werden. Und für das Erdgeschoss des Egerer Saalbaus sind durch die Ausgrabungen eine mittlere Längsachse mit sechs Pfeilerauflagern sowie eine massive mittlere Quermauer belegt. Durch diese tragenden Stützkonstruktionen ist eine variable Geschossunterteilung durch nichttragende Holzwände möglich. Bei den untersuchten Saalbauten haben sich solche hölzerne Raumaufteilungen nicht erhalten und können auf Grund fehlenden Verbandes mit den massiven Umfassungsmauern heute auch nicht mehr nachgewiesen werden. So sind z. B. beim großen Saalbau von Reams keine Spuren von Querteilungen feststellbar. Trotzdem müssen für alle drei Geschosse ursprünglich hölzerne Trennwände oder mit Lehm ausgefachte, raumtrennende Holzkonstruktionen angenommen werden. 2.5.2.3 Bohlenwände/Blockwände Eine hölzerne Art der Wandausbildung ist die Bohlenwand, bei welcher 10 bis 15 cm starke, waagerechte Bohlen zwischen die Trageständer eingenutet sind. Bohlenwände kommen auf Grund des Wunsches nach einer besseren Wärmedämmung vor allem im 151 Inne nko nstruktion Bereich der Stuben, d. h. ganz aus Holz gezimmerten, rauchfrei heizbaren Wohnräumen364, vor. Sie treten als Bohlenstube vermehrt im alpinen Raum, aber auch in weiten Teilen Süd- und Mitteldeutschlands auf, wo sie ab dem 13. Jahrhundert in situ nachweisbar sind. Die Konstruktion dieser Bohlenstuben kann waagerechte oder senkrechte Verbohlungen aufweisen. Grundsätzlich ist für diese Konstruktion ein eigenes Traggerüst sowie eigene, von der Geschossdecke unabhängige Decke ausgebildet.365 Ein gut erhaltenes und rekonstruierbares Beispiel für eine repräsentative hölzerne Stube aus dem späten 13. Jahrhundert ist im Unterhof Diessenhofen im Kanton Thurgau/Schweiz zu finden. Im Erdgeschoss seines Nordostbaus befand sich im größeren Ostteil ein saalartiger Raum. Seine Wände waren ursprünglich mit einer Bohlenwand verkleidet, welche aus dünnen senkrechten, in eine Schwelle und ein Rähm eingenuteten Bohlen bestand. Hinweise auf die ursprüngliche Täferauskleidung liefern die Abdrücke von je einem Streifbalken der Wand entlang an der Unterseite der Deckenbalken. Auch sind die Löcher für die Holznägel zur Fixierung der Balken noch vorhanden, und der nördlichste Balken besitzt eine Nut an seiner Unterseite.366 Es handelt sich hier nach Uhl um eine Sonderform der Bohlenstube, da die hölzerne Decke nicht nur den oberen Raumabschluss, sondern auch die Tragbalkendecke darstellt.367 Im ersten Obergeschoss des um 1318 entstandenen Saalbaus in der Nordwestecke der ursprünglichen Kernburg in Diessenhofen sind Reste einer weiteren Bohlenstube nachweisbar. Sie befand sich im Westteil des Geschosses, war vom größeren Ostraum durch eine Bohlenständerwand abgetrennt und mit einer abgehängten Bohlenbalkendecke versehen.368 An Stelle von Bohlenstuben kommen auch Blockstuben mit unmittelbar übereinander gelegten Balken vor. Sie unterscheiden sich neben der Stärke ihrer verwendeten Hölzer vor allem darin, dass es sich bei Blockstuben generell um selbsttragende Blockbaukonstruktionen handelt. Oft kann bei nicht mehr vorhandenen Hölzern die ursprüngliche Stube durch die Abdrücke der Eckvorstöße im umgebenden Mauerwerksmörtel nachgewiesen werden. Diese Holzkonstruktionen kommen vor allem im ostdeutschen Raum (Sachsen, Thüringen) sowie in den östlich angrenzenden Ländern (Tschechische Republik) vor.369 Als Beispiel sei auf die Blockstube im Bischofspalast von Litovice bei Prag, aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts verwiesen.370 364 Zur Definition von Stube: Stampfer 2004, S. 177. 365 Klein 2004, S. 77. - Uhl 1999, S. 279. 366 Baeriswyl/Junkes 1995, S. 81-82. - Zur saalartigen Bohlenstube im Erdgeschoss des Nordostgebäudes: Baeriswyl 1998, S. 234. - Baeriswyl/Junkes 1995, S. 81-82. – Uhl 2004, S. 132. 367 Uhl 2004, S. 132. – Als Beispiele für Bohlenstuben um die Mitte des 13. Jahrhunderts können der dendrochronologisch auf 1255 datierte Turm der Burg Hohenklingen und der Wohnturm der Burgruine Kargegg am Bodensee genannt werden. – Diese und weitere Beispiele: in: Uhl 2004, S. 134-138. - Baeriswyl 1998, S. 240, Anm. 12 (dort Hinweis auf: Felgenhauer-Schmied, Sabine: Die Sachkultur des Mittelalters im Lichte der archäologischen Funde, Frankfurt a. M. 1993, S. 127 (= Europäische Hochschulschriften 38, 42). – Bedal, K.: Wohnen im hölzernen Gehäus. Zur Geschichte, Verbreitung und Bedeutung der Bohlenstube in Süddeutschland, in: A. Bedal/ I. Fehle (Hrsg.): Hausgeschichten. Bauen und Wohnen im alten Hall und seiner Katharinenvorstadt, Sigmaringen 1994 (= Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums Schwäbisch-Hall 8), S. 93-124). 368 Baeriswyl/Junkes 1995, S. 100-102. - Baeriswyl 1998, S. 237-238. - Uhl 2004, S. 132-133. 369 Uhl 1999, S. 279. 370 Klein 2004, S. 77 u. Anm. 56 (dort Hinweis auf: Rykl, Michael: Die Feste Litovice und ihre Holzstube, in: Hausbau im Alpenraum . Bohlenstuben und Innenräume (= Jahrbuch für Hausforschung, Bd. 51), Marburg 2002, S. 107-122) u. Abb. 25 auf S. 78. – s. auch Durdik, Thomas: Blockwerkkammern und Tafelstuben der böhmischen Burgen (Böhmen), in: Holz in der Burgenarchitektur 2004, S. 159-164. 152 Inne nko nstruktion 2.5.2.4 Fachwerkwände Innere Fachwerkwände zur Raumunterteilung schlossen in der Regel ohne Verbindung an die massiven Umfassungsmauern eines Bauwerks an. Oft besaßen sie eigene Rähme und Schwellen, wodurch sie auch von den Deckenkonstruktionen unabhängig waren. In der einfachsten Ausbildung wird es sich um geschosshohe Lehmflechtwerkwände gehandelt haben, wie sie z. B. im Obergeschoss der Burg Steinegg vorkamen.371 Ab dem Spätmittelalter wurde die Wandfläche durch waagerechte Zwischenriegel eingeteilt, wobei die Gefache mit Bruchstein oder Backstein ausgemauert sein konnten.372 In den untersuchten Saal- und Wohnbauten sind keine inneren Wachwerkwände erhalten oder nachweisbar. 2.5.3 Fußböden Der Fußboden eines Raumes373 besteht aus einer Schicht, die gegen Abnutzung und Feuer widerstandsfähig sein und auch Wärmeisolation und Schalldämmung beachten sollte. Diese Anforderungen führten unter Berücksichtigung der Raumgliederung und funktion zu verschiedenen Gestaltungen des Fußbodens. Als Teil des Raumes musste er im Zusammenhang mit Wänden und Decke gesehen werden. Dass er durch Struktur und Farbe den Raumeindruck entscheidend beeinflussen konnte, wurde besonders bei den repräsentativen Bauteilen einer Burganlage, wie Kapelle, Wohnräume und Festssäle beachtet. Diese Räumlichkeiten erhielten – ebenso wie die Ausführung ihrer Decken und Wände – auch eine aufwendigere Fußbodengestaltung. Für ihre Herstellung wurden die Materialien, Holz, Lehm, Mörtel, Naturstein und gebrannter Ton verwendet. Da die meisten Fußböden im Laufe der Jahrhunderte erneuert wurden, sind - im Vergleich zum Sakralbau - auf Burgen nur sehr wenig originale Fußböden oder deren Reste nachweisbar. Auf einigen Burgen, wie z. B. bei Münzenberg und der Neuerburg sind ursprüngliche Keramikfußböden durch das Auffinden von Tonfliesen bei Grabungen nachweisbar. Jedoch konnte meistens nicht mehr sicher festgestellt werden, in welchem Raum sie vorhanden waren. Oft zeigen solche Tonfliesen auch einen schlechten Erhaltungszustand, so dass weder Glasur noch Ornamentik zu erkennen sind. Für Fußböden im Keller- bzw. Untergeschoss, z. B. im Großen Saalbau von Vianden/Luxemburg und auf der Burg Chillon/Schweiz, wurde häufig nur der anstehende Fels verwendet. Je nach Steinqualität und Abnutzungsgrad erfolgte bei diesem dann eine Überformung zu einer ebenen Bodenfläche. Eine besonders widerstandsfähige Bodenform, welche jedoch einen unebenen Belag bildet, ist das Kopfsteinpflaster. Dabei werden abgerundete Steine, d. h. Flusskiesel, im Mörtelbett mit sichtbar bleibenden Steinköpfen verlegt. Als Beispiel hierfür sei der Fußboden im Nordraum (sog. Rittersaal) im Erdgeschoss des Wartburger Saalbaus erwähnt. Direkt auf dem Erdreich aufliegende Fußböden konnten auch als Dielenböden auf Lagerhölzern angelegt sein. 371 Piper 1912/1994, S. 471 u. Anm. 3 (dort Hinweis auf: Rahn: Architektur- und Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau 1899, S. 346). 372 Auch kam seit dem Hochmittelalter eine Wandbildung durch Spundwände vor. Dabei wurden zwischen die Tragkonstruktion abwechselnd jeweils schlanke Zwischenständer und senkrechte Bretter eingenutet. – Zu Fachwerkwänden: Uhl 1999, S. 279. – Klein 2004, S. 76-77. – Piper 1912/14, S. 471. 373 Zu Fußböden in Saal- und Wohnbauten von Pfalzen und Burgen: Antonow 1993, S. 308. – Binding: Estrich, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 44. – Binding/Kier: Fußboden, -mosaik, Mittelalter, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 1060-1062. – Cori 1895/1997, S. 87-89. – Handbuch der Architektur 1908, S. 259ff. - Kier 1970. – Landgraf 1958. - Möller 1999b, S. 285. – Piper 1912/1994, S. 471. – Uhl 1999, S. 278. – Wihr 1985. Wirtler 1987, S. 149-154. 153 Inne nko nstruktion In den Obergeschossen der Saalbauten wurden zur Fußbodenherstellung auf Deckenbalken die Bretter oder Bohlen genagelt, auf welche ein Estrich oder Steinplattenboden als zusätzlicher Oberbelag aufliegen konnte. Beim Vorhandensein von Gewölben musste zunächst eine Unterkonstruktion als Auflager für die Böden hergestellt werden. Dazu wurden Tragebalken im Mauerwerk eingebunden, auf Konsolsteine oder Rücksprünge im Mauerwerk aufgelegt. Abb. 124: Anstehender Felsen als Kellerboden auf Burg Chillon/Schweiz. (aus: Chapuisat, Jean-Pierre: Schloss Chillon VD. Schweizerische Kunstführer. Hrsg. v. der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1989, S. 7) 154 Inne nko nstruktion 2.5.3.1 Holzböden Holzfußböden aus Brettern oder Bohlen auf einer Balkendecke besitzen durch ihre gute Wärmedämmung einen besonderen Wohnanspruch und wurden deshalb vielseitig im Wohnbereich eingesetzt. Das als Dielung verlegte Material bestand aus den regional vorhandenen Nadel- oder Laubhölzern, die z. T nur roh zugeschnitten bzw. grob bearbeitet waren und manchmal imprägnierte Oberflächen besaßen. Es ist davon auszugehen, dass es sich bis ins Spätmittelalter hinein wohl um Holzfußböden einfacher Ausführung handelte.374 Schon für die Fachwerkhäuser der Burg Elten aus dem 10. Jahrhundert sind Holzfußböden nachgewiesen. Wie Untersuchungen des Deckenaufbaus zwischen dem Unter- und Erdgeschoss im romanischen Saalbau auf der Marksburg im Winter 2005/06 bewiesen, besitzt der Erdgeschosssaal noch Deckenbalken mit einem weitgehend erhaltenen Holzdielenboden aus der Frühzeit der Kernburg um 1239.375 Die Decke besteht aus acht 30-35 cm breiten und ebenso hohen Eichenbalken, auf denen bis zu 28 cm breite und etwa 5 cm starke Eichenholzdielen liegen. Der Dielenfußboden als ursprüngliche Ausstattung des Saales ist durch die dendrochronologische Datierung, die saubere Oberflächenbearbeitung der Dielen, ihre sorgfältige Verlegung sowie durch den Nachweis einer ursprünglichen Behandlung der Dielen mit Leinöl bestätigt.376 Abb. 125: Deckenaufbau zwischen dem Unter- und Erdgeschoss im romanischen Saalbau auf der Marksburg. Südostecke des Saales während der Freilegung im Winter 2005/06. Romanische Eichenholzdielen mit gotischen Estrichschichten. (aus: Wagner/Frank/Friedrich 2006, S. 93, Abb. 3) 374 Erst ab dem 15./16. Jahrhundert treten gefärbte und bemalte Dielenböden sowie Parkettböden in geometrischen Mustern, teilweise auch unter der Verwendung unterschiedlicher Holzarten auf 375 Zum Dielenfußboden im romanischen Palas der Marksburg: Wagner/ Frank/ Friedrich 2006, bes. S. 91-96. – Von Holzproben aus insgesamt vier Deckenbalken wurden 2 Proben mit Waldkanten dendrochronologisch auf 1238/39 datiert. Durch dendrochronologische Untersuchungen des Dielenfußbodens ist für diesen eine Datierung zwischen 1226 und 1246 belegt. Zu den dendrochronologischen Untersuchungen: S. 95, Anm. 5 und 6. 376 Wagner/ Frank/ Friedrich 2006, S. 93 und 95, Anm. 8. 155 Inne nko nstruktion Bei den Bauuntersuchungen des Unterhofs in Diessenhofen in den Jahren 1988-95 wurde im Südostgebäude aus der Zeit um 1276/78 im ersten Obergeschoss die originale Bretterlage auf dem Bodengebälk in situ vorgefunden. Es handelte sich um stumpf gestoßene, 28-40 cm breite, etwa 5 cm starke und mehrere Meter lange Bohlen. Diese waren auf den Balken mit Holznägeln befestigt und zeigten nur grob gebeilte, ungeglättete Oberflächen, die keine Begehungsspuren aufwiesen. Ihre fehlende Abnutzung ist damit zu erklären, dass sie ursprünglich mit einem Mörtelestrich versehen waren, der unter jüngeren Belägen an verschiedenen Stellen erhalten geblieben ist.377 Abb. 126 und Abb. 127: Unterhof in Diessenhofen/Schweiz. Grob bearbeiteter Bretterboden im ersten Obergeschoss des Südostgebäudes (um 1276/78). – Bretterboden mit Mörtelbelag im zweiten Obergeschoss des Nordostgebäudes (um 1276/78). (aus: Baeriswyl/Junkes 1995, S. 89, Abb. 79, 78) 377 Baeriswyl/Junkes 1995, S. 86, 89 u. Abb. 79. 156 Inne nko nstruktion 2.5.3.2 Estrichböden Estrich ist ein „fugenloser Fußboden aus weich aufgetragenem und dann erhärtetem Lehm, Gips oder Mörtel mit verschiedenen Zuschlagstoffen“,378 der als Bodenbelag oder auch als Unterlage für Keramik-, Mosaik- oder Natursteinböden dient. Durch entsprechende Bindematerialien, wie Lehm, Gips, Kalk, Anhydrit wird der Estrich mit organischen oder mineralischen Zusätzen, wie Stroh, Häcksel, Sand, Ziegelsplitt mörtelartig aufbereitet. Es folgt der Auftrag dieser mörtelartigen Masse als modellierfähige, weiche Substanz oder im gießfähigen Zustand. Nach seiner - je nach Bindemittelart – kürzeren oder längeren Zeit der Erhärtung erreicht der Estrich seine entsprechende Festigkeit.379 Ein stellenweise erhaltener, vermutlich aus der Erbauungszeit um 1262 stammender Lehmstampfboden konnte im Kellergeschoss des ursprünglichen Saalbaus von Schloss Köniz bei Bern/Schweiz nachgewiesen werden.380 Kalkmörtelestriche kamen häufiger vor als die z. T. lokal begrenzten Kalkmörtelestriche. In der Regel besaßen diese fugenlosen Fußböden eine hellgraue Farbe, welche mittels eines Zusatzes von Ziegelmehl oder einem Pigment eine Färbung erhielten. Durch Ziegelbeimengen nahm der Estrich einen rötlichen bzw. rot gesprenkelten bis intensiv roten Farbton an, während ein Beimengen von feinen Kohlenteilchen eine blaugraue Farbe verursachte.381 Durch Inkrustation konnte der Estrich eine besondere Gestaltung erfahren, welches für den Sakralbau in bestimmten Regionen im 12./13. Jahrhundert belegt ist.382 Der Saal im zweiten Obergeschoss des Wohnturmes in Burgdorf im Kanton Bern/Schweiz besitzt einen durch Beimengen von Ziegelschrot intensiv rot gefärbten Mörtelgussboden aus der Erbauungszeit um 1200.383 Auch das Erdgeschoss des 1989/90 teilweise ergrabenen Wohnbaus nördlich vor dem Wohnturm auf der Burg Weißensee besaß einen qualitätvoll ausgeführten Estrich aus Gipsmörtel.384 Beim bereits erwähnten Unterhof in Diessenhofen konnte im ersten Obergeschoss des Südostgebäudes sowie im zweiten Obergeschoss des Nordostgebäudes der originale Mörtelestrichbelag auf dem Bretterboden der ursprünglichen Holzbalkendecken aus der Erbauungszeit um 1276/78 stellenweise nachgewiesen werden. Die Herstellung des Mörtelestrichs erfolgte dadurch, dass ein Bett aus etwa 5-8 cm großen, in Mörtel gelegten Kieseln hergestellt wurde. Darauf wurde der Mörtel gegossen und seine Oberfläche sorgfältig glatt gestrichen. Es handelt sich hier um einen beigefarbenen Mörtel, der einen hohen Anteil an kleinen Steinchen, Kalkbröckchen und Sand besitzt und damit dem für die Gebäudemauern verwendeten Mauermörtel gleicht.385 Auch der um 1318 errichtete Saalbau im Nordwesten der ehemaligen Kernburg in Diessenhofen 378 Binding: Estrich, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 44. 379 Möller 1999b, S. 282-283. 380 Baeriswyl 2001a, S. 195. 381 Handbuch der Architektur 1908, S. 360. 382 Inkrustation des Estrichs ist z. B. in Frankreich, im Harzgebiet für die Zeit um etwa 1160-1220 (Helmstedt, Erfurt, Nienburg/Saale, Hildesheimer Dom, Quedlinburg) nachweisbar. – Binding: Estrich, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 44. 383 Schweizer 1985, S. 105 und Aussage von Herrn Baeriswyl. – Nach Angabe von Binding lieferten die Ausgrabungen der Burg Broich Belege für einen roten Estrichboden. – Binding, Günther: Die spätkarolingische Burg Broich in Mühlheim an der Ruhr. (= Rheinische Ausgrabungen 4). Düsseldorf 1968. 384 Unter dem Estrich wurde eine Steinofenluftheizung gefunden. – Lohmann/Stolle 1998, S. 104ff. - Für das erste Obergeschoss des Saalbaus von Boymont/Südtirol konnte ebenfalls ein Estrichboden in Resten nachgewiesen werden, welcher auf der heute nicht mehr erhaltenen Balkendecke lag. – Liessem 1998, S. 80. 385 Baeriswyl/Junkes 1995, S. 83, 86, bes. 89 u. Abb. 78, 79. 157 Inne nko nstruktion besaß im Ostteil seines ursprünglich durchgehenden Saales im Erdgeschoss einen originalen Mörtelestrich, welcher 1989 aufgedeckt wurde.386 Der Erdgeschosssaal auf der Marksburg besitzt einen bereits erwähnten originalen, um 1239 datierten Dielenfußboden. Dieser erhielt in gotischer Zeit - im Zusammenhang mit einer geänderten Nutzung des Saales – eine dünne, weißliche Estrichschicht, auf welche zu einem etwas späteren Zeitpunkt eine zweite, ein wenig stärkere schiefrige und graue Estrichschicht aufgetragen wurde.387 Abb. 128 und Abb. 129: Roter Mörtelestrichboden im Saal im zweiten Obergeschoss des Wohnturms in Burgdorf/Schweiz aus der Erbauungszeit um 1200. – Originaler Mörtelestrichboden im Erdgeschosssaal des um 1318 errichteten Saalbaus im Nordwesten der ehemaligen Kernburg in Diessenhofen /Schweiz. (Foto: Verf. 2004. - aus: Baeriswyl/Junkes 1995, S. 98, Abb. 95) 386 Baeriswyl/Junkes 1995, S. 97 u. 98, Abb.95. 387 Wagner/ Frank/ Friedrich 2006, S. 94. 158 Inne nko nstruktion 2.5.3.3 Natursteinböden Fußböden aus Stein kommen in den an Natursteinmaterial reichen Regionen häufiger vor. Da die Natursteinböden je nach Landschaft aus Sandstein, Schiefer oder Trachyt bestehen, variieren sie in den Farben von rötlich bis weiß-gelblich, grau und schwarz. Die Platten wurden in geometrischen, polygonalen oder unregelmäßigen Formen, in geglätteten oder spaltrauen Oberflächen zugerichtet. Dadurch war die Herstellung ebener, trittfester und gemusterter Bodenbeläge möglich. Wertvollere Steinmaterialien für Fußböden, wie z. B. Marmor kommen in Profanbauten der romanischen und gotischen Zeit nicht vor. Und auch meist aus Dekorationsgestein hergestellte geschliffene Böden, welche in quadratischen, orthogonalen oder anderen Formen verlegt werden, werden erst im Schlossbau des 16. Jahrhunderts verwendet.388 Da eine Datierung von Fußböden aus Natursteinplatten schwierig ist, kann diese häufig nur aus den Befundzusammenhängen heraus erklärt werden. Der Fußboden des Marburger Saales aus der Zeit um 1320 besteht nach C. Schäfer aus großen, originalen Sandsteinplatten von unregelmäßiger rechteckiger Form.389 Für die Burg Heimbach in Nordrhein-Westfahlen ist ein Fußbodenbelag aus grauen Sandsteinplatten schriftlich überliefert.390 Auf Burg Münzenberg hat es einen romanischen Natursteinboden aus Schieferplatten gegeben. Bei den Grabungen von 1960 wurde dort eine grünsilbrige Schieferplatte mit den Maßen von 25 x 22 x 3 cm gefunden. Sie befand sich im Steinbruch in der mit Zerstörungsschutt aufgefüllten Schicht aus der Zeit um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Die nicht rechtwinklige Bodenplatte besaß abgeschrägte Kanten und Mörtelreste auf ihrer Unterseite. Unklar ist, in welchem Burggebäude sich der Schieferplattenboden ursprünglich befand.391 Im Erdgeschoss des Saalbaus auf der Neuerburg bei Wied waren bei den Ausgrabungen von Th. Jung in den Jahren von 1950-62 mehrere Bodenbeläge übereinander nachweisbar. Der Fußboden im kleinen, mittleren Saal bestand im Bereich des Kamins aus hochkant gestellten, in Fischgrätenmuster angeordneten Dachschiefern.392 2.5.3.4 Keramik-/Tonfliesenfußböden Keramikplatten wurden seit dem späten 12. Jahrhundert nördlich der Alpen verwendet, die quadratisch geformt und unglasiert, mit glatter oder gemusterter Oberfläche in Gebrauch waren. Seit dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts kamen auch glasierte oder ornamentierte Tonfliesen vor, mit denen die schmuckvollsten Fußboden jener Zeit entstanden. Durch die mittels Brand auf die Fliesenoberfläche aufgetragene Glasur wurden diese abriebfester. Die glatten Fliesen fanden Verwendung zu farbig differenzierten Plattenmosaiken, wobei sie zunächst hauptsächlich braungelbe oder grünliche, etwas später auch dunkelgraue, schwarze und rote bis gelbe Farbtöne besaßen. Durch die diagonale, orthogonale oder axonometrische Anordnung der 388 Möller 1999b, S. 282. – Wirtler 1987, S. 151. 389 Schäfer, K.: Von deutscher Kunst. Berlin 1910, S. 59 (Angabe in: Wirtler 1987, S. 151 u. Anm. 628). 390 Kunstdenkmäler Rheinprovinz Bd. 11, Teil 2, 1932, S. 178; s. dazu auch S. 177, 180, 182. (Hinweis in: Wirtler 1987, S. 346, Anm. 626). 391 Da mit grünsilbrigen Schieferplatten der Küchenboden des 16. Jahrhunderts belegt ist, vermutet Binding, dass es sich hier möglicherweise um zweitverwendete romanische Platten handelt. – Binding 1962, S. 71 (aus dem Grabungsbericht). 392 s. Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 81-82. – Aus dem Grabungsbericht geht jedoch nicht deutlich hervor, ob es sich hierbei um den untersten und damit ursprünglichen Bodenbelag des Saales handelt. Für den Bereich der Vorhalle im Nordwesten des Saalbaus berichtet er von zwei übereinanderliegenden Schieferplattenböden, unter denen er den vermutlich ursprünglichen Fußboden aus römischen Ziegeln und romanischen Bodenplättchen fand. – s. Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 92, 104-105. 159 Inne nko nstruktion farbigen Fliesen ergaben sich geometrische Muster, welche eine teppichartige oder illusionistische Räumlichkeit hervorriefen.393 Auf der Neuerburg bei Wied wurde bei den Ausgrabungen des Saalbaus von Th. Jung kleinere rote, weiße und schwarze Bodenplatten in den Größen von 8 x 8 cm, 10 x 10 cm und 12 x 12 cm gefunden. Diese waren am rechten Südfenster des kleinen Erdgeschosssaales noch in situ nachweisbar, wobei ein diagonales Muster der kleinen farbigen Platten festgestellt werden konnte.394 Bei der Ausgrabung der um 1190-1200 errichteten Burgkapelle von Sayn bei Bendorf Anfang der 1980er Jahre wurde im Chorbereich ein ähnliches Fußbodenmosaik aus mindestens zwei Farben (hell/weißlich und dunkel/schwarz) gefunden. Der Mosaikboden ist im Zentrum von einer sich aus fünf konzentrischen Kreisen zusammensetzenden Rosette gebildet. Von dieser gehen in alle vier Himmelsrichtungen breite Streifen mit sich schneidenden Kreisen aus, während die Zwickel dazwischen mit diagonal verlegten quadratischen, abwechselnd hellen und dunklen Platten ausgefüllt sind.395 Abb. 130: Fußbodenmosaik aus mindestens zwei Farben (hell/weißlich und dunkel/schwarz) im Chorbereich der um 1190-1200 errichteten Burgkapelle von Sayn bei Bendorf. (aus: Liessem 1995, S. 46, Abb. 1) 393 Bis zum 15. Jahrhundert entwickelte sich eine Vielfalt an Farbglasuren, wie z. B. der Fliesenfußboden in geometrisch verlegten Mustern der Burgkapelle von Gnandstein zeigt. – Aus farbigen Tonplättchen hergestellte Mosaikböden sind nach Angabe von Möller (1999b, S. 283) auf Grund ihres hohen Kostenaufwandes im Burgenbau seltener zu finden. 394 s. Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 74, 92. 395 Liessem, Udo: Neue Aspekte zur Sayner Burgkapelle, in: Burg- und Schlosskapellen 1995, S. 48. 160 Inne nko nstruktion Auf manchen Burgen wurden auch römische Hypokaust- und Dachziegel wieder verwendet. So sind z. B. römische Dachziegelplatten als Fußbodenbelag des großen Holzgebäudes auf der Altenberg im Rhein-Bergkreis für dass 11. Jahrhundert belegt.396 Der ursprüngliche Fußboden der nordwestlichen Eingangshalle im Erdgeschoss des Saalbaus auf der Neuerburg bestand nach dem Grabungsbericht von Th. Jung aus einem Belag aus römischen Ziegeln und romanischen Bodenplättchen. Einige dieser Ziegel trugen einen Rundstempel, welcher belegte, dass sie aus dem römischen Kastell Niederbiber stammten und somit zweitverwendet worden waren. Nach Jung wurden gleiche Ziegel auch beim Bau der Burg Altwied gebraucht.397 Bei den Ornamentfliesen erfolgte die Kombination zu einfarbigen, großflächigen Musterböden, wobei erst in der Zusammensetzung von vier oder mehr Fliesen das gewünschte Muster entstand. Vor dem Brennvorgang wurde das Muster auf der Fliese mit einem Stempel bzw. Model eingeprägt. Als einzelne und wiederholte Motive nebeneinander wurden Muster in Form von Adlern, Wappen, turnierenden Rittern, Fabeltieren, Drachen, Löwen, geometrische und vegetabile Ornamente, Kreis- und Flechtmuster verwendet. Oft entstanden mit Lilien, Palmetten, Eichblättern und Sternformen gefüllte Kreis- oder auch verschlungene Bandmuster. Ornamentierte Tonfliesen aus dem 13. Jahrhundert sind z. B. auf den Burgen Landskron, Neuerburg, Tannenberg, Neu-Bolanden, Rüdesheim, Ehrenfels, Gelnhausen und bei der Wartburg nachgewiesen. Fliesen von der Burg Landskron aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts zeigen eine Kreismusterung aus Kronen und Wappenschilden,398 aus der Pfalz von Gelnhausen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts jeweils ein fünfspeichiges Rad mit Nabe.399 Aus gleicher Zeit stammende Bodenfliesen von der Burg Neu-Bolanden haben eine Verzierung mit einem Schlingornament, wobei vier Halbkreise über den Seiten einer Fliese durch Überschneidung einen spitzen Vierstern bilden.400 Der aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Fliesenbelag der Burg Tannenberg besaß ein Kreismuster mit konkav geschwungenen Viereckformen und darin übereck vorhandenen Viersternen. Dabei wurden die Zwickel des Vierecks abwechselnd mit Löwe- und Hirschfiguren bzw. mit Blättern verziert.401 Aus der gleichen Zeit ist auf Burg Ehrenfels ein Fußboden aus großen und kleinen Quadern mit einer Schlingornamentik überliefert.402 Übereinstimmende Fundmuster auf Burgen weisen neben einem hoch entwickelten Produktionssystem auch auf z. T. weite Lieferungsbereiche der ornamentierten Fliesen hin. So wurden sie nicht nur im Rheinland, sondern z. B. auch im Nordraum (sog. Landgrafenzimmer) im ersten Obergeschoss des Saalbaus auf der Wartburg in Thüringen gefunden. Es handelt sich dort um das Fundstück einer rötlichen Fußbodenfliese mit rekonstruiertem Muster aus je einem doppelten Halbkreis zu allen vier Seiten mit eingestellten Blütenblättern.403 An dieser Stelle sei noch auf den einzigen in situ erhaltenen, verzierten Tonplattenboden in der Kapelle der Burg Grünenberg im Kanton Bern/Schweiz hingewiesen, der aus der Ziegelhütte des benachbarten Klosters 396 Antonow 1993, S. 308. 397 Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 92, 105. – Beim Lesen des Grabungsberichtes bleibt unklar, ob sich die römischen Ziegelplatten nur auf den Bodenbelag der westlichen Eingangshalle beziehen. 398 Landgraf 1958, S. 155, Kat. Nr. K 2. 399 Landgraf 1958, S. 174, Kat. Nr. M 1. 400 Landgraf 1958, S. 185, Kat. Nr. N17. 401 Landgraf 1958, S. 206, Kat. Nr. O 38. 402 Landgraf 1958, S. 181, Kat. Nr. N 6. 403 Möller 1993a, S. 49, Abb. 28. 161 Inne nko nstruktion St. Urban stammt. Es handelt sich um einen um 1275 verlegten Fußboden aus über 180 relativ großformatigen, reliefierten Tonplatten. Für den Chor wurden die zwei Muster Adler-Teufel-Löwe und Palmetten verwendet, während im ziemlich zerstörten Altarraum noch einige Platten mit drei verschiedenen Blattmustern und einer Darstellung von Greif und Drache zu finden sind.404 Auch sei noch die Burg Zvikow in der Tschechischen Republik mit ihren Fragmenten von verschiedenfarbig glasierten Fußbodenfliesen des 13./14. Jahrhunderts mit Hirsch- und Drachenmotiven erwähnt.405 Ergänzend sei ebenfalls auf die bei den Grabungen um 1900 sowie 1960 gefundenen, unterschiedlichen Bodenplatten auf der Burg Münzenberg hingewiesen. Neben der bereits erwähnten Schieferplatte wurden dort unglasierte rote Tonplatten mit den Resten einer schwarz-weißen Bemalung gefunden, die Binding der romanischen Zeit zuweist. Auch sind auf dieser Burg schwarzbraun und hellbraun glasierte Tonfliesen mit zwei Arten von Verzierung nachweisbar: Blatt- und Kreismuster, welche zu einer Vierergruppe zusammengefügt werden und ein Kreismuster, das aneinandergereiht wurde.406 Abb. 131: In situ erhaltener, verzierter Tonplattenboden in der Kapelle der Burg Grünenberg im Kanton Bern/Schweiz der aus der Ziegelhütte des benachbarten Klosters St. Urban, um 1275. (Foto: Archäologischer Dienst des Kantons Bern) 404 s. Wyss, Rene: Grünenberg, in: Ur-Schweiz, Jg. 13, Nr. 3, Basel 1949, S. 42-47. – Zemp, J.: Die Backsteine von St. Urban. Festgabe Landesmuseum Zürich 1898. – Informationsblatt über Burg Grünenberg vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern, v. 10. 2001. – Medienorientierung v. 14.11.1996 über Burg Grünenberg, mit Dr. Daniel Gutscher. 405 s. Burgen in Mitteleuropa I, 1999, Farbabb. 34. 406 Beide Bodenfliesenmuster sind auch im Kloster Arnsburg zu finden. Binding vermutet solche Bodenplatten ursprünglich in der Kapelle und möglicherweise auch im sog. Falkensteiner Bau. – Zu den Münzenberger Bodenplatten: Binding 1962, S. 71-72. 162 Inne nko nstruktion Wie aus den angeführten Beispielen hervorgeht, ist die Lokalisierung von Fliesenfunden äußerst schwierig. Während sie auf Kapellengebäuden von Burgen nachgewiesen werden können, ist der Verfasserin kein Beispiel bekannt, wo originale Fußbodenplatten aus der Stauferzeit in einem Saalbau heute noch in situ vorhanden sind.407 Abb. 132: Fundstück einer Fußbodenfliese mit rekonstruiertem Muster im Nordraum des ersten Obergeschosses (sog. Landgrafenzimmer) des Wartburger Saalbaus. (aus: Möller 1993a, S. 49, Abb. 28) Abb. 133 und Abb. 134: Farbig glasierte Fußbodenfliesen mit Hirsch-Drachen-Motiv aus dem 13./14. Jahrhundert auf Burg Zvikov/Tschechische Republik. – Spätgotischer farbiger in geometrischen Mustern verlegter Fliesenboden in der Burgkapelle von Gnandstein. (aus: Burgen in Mitteleuropa I, 1999, Farbabb. 34-35) 407 Möglicherweise besitzt die Eingangshalle nordwestlich vom mittleren Erdgeschosssaal auf der Neuerburg einen wiederhergestellten Ziegelplattenboden, bei welchem teilweise originale römische Ziegel wiederverwendet wurden. Jung schreibt in seinem Grabungsbericht (Jung 1993, S. 112) „Der Fußboden (wahrscheinlich ist hier der Eingangsbereich des Saalbaus gemeint) wurde, unter Verwendung der römischen Ziegel und weiterer hinzuerworbener, teilweise wiederhergestellt. Die Seiten neben dem Mittelteil wurden mit schwarzen, glatten Schieferplatten aus der benachbarten Kirche ausgelegt...“ 163 Heizung 2.6 Heizung Für den Wärmebedarf auf Burgen gab es - neben dem Backofen und Herd in Wirtschaftsräumen - Kamine, Heizöfen und manchmal auch Warmluftheizungen in Sälen und Wohnräumen. Zur Wärmeerhaltung bzw. Reduzierung des erheblichen Wärmeverlustes durch die großen Fensteröffnungen sind an einer Anzahl von Saalbauten des 12. und 13. Jahrhunderts Verriegelungen durch Läden, selten auch Verglasung nachgewiesen.408 2.6.1 Kamine Kamine können als offene Feuerstelle in einer nischenartigen, mit einem Rauchabzug verbundenen Maueröffnung definiert werden, welche oft eine schräge Verdachung (Mantel, Schurz, Rauchfang) und vorkragende Seitenwangen besitzen.409 Das offene Feuer in Kaminen erzielte nur in ihrem engen Umkreis seine Wirkung für das menschliche Wärmebedürfnis, da der größte Teil der erwärmten Luft durch den Kamin abzog. Kamine haben gegenüber den Öfen die Nachteile des offenen Feuers (Brandgefahr, Rauch und Schmutz), des starken Temperaturgefälles sowie des geringeren Wirkungsgrades durch geringere Energieausnutzung.410 Kamine gaben vielleicht der so genannten Kemenate (caminata), d. h. dem beheizten Raum ihren Namen.411 In archäologischen Befunden und Plänen sind sie seit dem 9. Jahrhundert bekannt. Auf dem karolingischen Klosterplan von St. Gallen sind in der Ecklage von Räumen entsprechende Einzeichnungen zu finden, welche als erste bauliche Hinweise für Kamine gelten. Auch für die Burganlage Broich aus dem Ende des 9. Jahrhunderts und einen Saalbau aus Holz in Elten aus dem Anfang des 10. Jahrhunderts wurden lagemäßig entsprechende Befunde gemacht. Etwa seit Beginn des 12. Jahrhunderts sind Kamine zumindest in Resten im sichtbaren Bestand von Burgen zu finden. Als Beispiele hierfür können das Steinenschloss aus dem Ende des 11. Jahrhunderts bzw. um 1100 in Rheinland-Pfalz und Flossenbrüg in Bayern aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts angegeben werden. Seit Mitte des 12. Jahrhunderts sind Kamine in besser erhaltenem Zustand auf Burgen und Pfalzen, z. B. in Gelnhausen, Münzenberg, Wildenberg, auf der Neuerburg und Wartburg nachweisbar. Rauchhauben bzw. Kaminmäntel können eine runde (Saalbau in Reinegg bei Sarnthein, Bergfried von Schönburg bei Naumburg), trapezförmig kastenartige (Saalbau in Gutenfels, Roter Turm in Wimpfen) oder polygonale Form aufweisen. Die einzelnen Kaminbauteile, d. h. Rauchhauben und Kragsteine mit tragenden Säulen und Pfeilern erhielten eine reiche, schmuckvolle Ausstattung. Da Kamine als Hauptmöglichkeit einer Wärmequelle in Sälen und Wohnräumen galten, wurde durch ihre Form und Ausstattung ein dekorativer Raummittelpunkt geschaffen.412 408 Zu Heizung: Binding: Kamin, in: Lexikon des Mittelalters 5, 1991, Sp. 883. – Bingenheimer 1998. - Cori 1895/1996, S. 98-100. – Faber, A. Entwicklungsstufen der häuslichen Heizung. 1957. – Feld 2006. - Franz 1981. – Grimm 1971, S. 279-282. – Handbuch der Architektur 1908, S. 361-369. - Heizung in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 150-152. – Herrmann: Kamine und Öfen, in: Herrmann 1995, S. 65-70. - Heyne 1899, S. 118ff.. - Hundsbichler, H.: Heizung, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 2114-2115. - Meckseper 1999c, S. 295-299. – Meyer, D. 1989, S. 209-232. – Tauber 1980. – Tauber 1986, S. 93-110. – Piper 1912/1994, S. 479-486. – Wirtler: Kamin, in: Wirtler 1987, S. 168-172. 409 Binding: Kamin, in: Lexikon des Mittelalters 5, 1991, Sp. 883. 410 Hundsbichler: Heizung, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 2114 .- Meckseper 1999c, S. 29. – Heizung, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 150. 411 Es ist bislang nicht genauer erklärt, ob möglicherweise auch frühe Öfen der Kemenate ihren Namen gaben. – Meckseper 1999c, S. 296. 412 Meckseper 1999c, S. 296. 164 Heizung Ihre Rauchabzüge konnten im Mauerwerk liegen, d. h. den Rauch schräg durch die Mauer nach außen leiten. Dabei war die Austrittsöffnung manchmal besonders dekorativ ausgeformt, wie dies z. B. am Bergfried der Schönburg zu sehen ist. Oft, z. B. auf Burg Neipperg wurden die Rauchabzüge in der Ausbildung als Schornsteine über das Mauerwerk hinausgezogen. Bisweilen erhielten diese Schornsteine eine besondere dekorative Ausformung. So traten sie beim Bischofsschloss Leuk/Schweiz und Saalbau von Burg Gutenfels auf Konsolen lisenenartig vor, wobei sie in Gutenfels auf einem Rundbogen aufsaßen, der drei kleinere Bögen umfasste.413 Säle und repräsentative Wohnräume der Saalbauten waren in der Regel mit Kaminen ausgestattet. Bei einigen Saalbauten, wie z. B. in Seligenstadt und Wimpfen, sind auf Grund mangelnden Bestandes ihrer Außenmauern keine Kamine mehr nachweisbar. Bei anderen Saalbauten kann das Fehlen von Kaminen möglicherweise mit dem Vorhandensein einer ursprünglichen Warmluftheizung erklärt werden. Eine solche Heizungsanlage ist z. B. für das Erdgeschoss in Goslar sowie Braunschweig belegt und wird für die Erdgeschosswohnräume auf Burg Weißensee bzw. den oberen Saal auf der Gamburg vermutet. Auch wurden Wohnräume von Öfen beheizt, welche auf Burgen oft nur noch in Form von ausgegrabenen Ofenkacheln nachweisbar und deshalb im Gebäude nicht mehr lokalisierbar sind. So können z. B. gefundene Becherkacheln auf der Neuenburg bei Freyburg/Unstrut in Sachsen-Anhalt einer Ausbauphase von Räumen im Saal- bzw. Wohnbau zugeordnet werden. Bei Untersuchungen zur Lage der Kamine fällt auf, dass sie sich sehr häufig an der Trauf- und somit Langseite des Gebäudes befinden. Als Beispiele hierfür können u. a. die Saalbauten Eger, Gelnhausen, Girbaden, Gutenfels, Neuerburg, Reams, der Wartburg und Burg Wildenberg angegeben werden. Oft liegt der Kamin dabei zwischen zwei Fenstern, die häufig als Doppel-, manchmal auch als Dreierarkadenöffnungen ausgebildet sind. Von Biforien flankierte Kamine besitzen der Obergeschosssaal in Girbaden, die Erdgeschosssäle auf der Neuerburg und Burg Wildenberg, der Südraum im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus in Vianden/Luxemburg sowie der größere Mittelraum im Erdgeschoss des Wartburger Saalbaus. An dieser Stelle sei auch auf den Großen Saalbau in Vianden/Luxemburg hingewiesen, der insofern eine Sonderstellung einnimmt, als hier die von Biforien flankierte Kaminanlage im oberen Saalgeschoss in den mittleren Rundturm seiner Ostfassade eingebaut war.414 Weitere Kamine gleicher Lage sind auch in den Wohnbauten von Münzenberg, Büdingen und Konradsdorf zu finden. Von Triforien flankierte Kamine besitzen der mittlere Saal des ersten und durchgehende Saal des zweiten Obergeschosses auf der Wartburg. In einigen Fällen kann auch eine ungefähr mittige Anordnung des Kamins festgestellt werden, wodurch sich im Zusammenhang mit der Anordnung der Fenster eine symmetrische Wandgliederung ergibt. So liegen die Kaminanlagen im Erdgeschosssaal der Neuerburg sowie im Erdgeschosssüdraum des Kleinen Saalbaus in Vianden jeweils mittig zwischen zwei Doppelfenstern, mit denen der Raum seitlich begrenzt bzw. durch Wände abgeschlossen wird. Die im oberen Saalgeschoss gelegenen Kamine in Vianden (Großer Saalbau) bzw. auf der Wartburg werden von je drei Biforien bzw. drei Dreierund einem Doppelfenster flankiert. Dabei sind diese Heizungsanlagen leicht aus der Mittelachse herausgerückt, während der von Biforien seitlich begrenzte Wartburger 413 Meckseper 1999c, S. 29. - Piper 1912/1994, S. 485. 414 An ihrer Stelle befindet sich heute ein runder Blendbogen über zwei spitzbogige Maueröffnungen. – Wirtler 1987, S. 15. – Möglicherweise besaß das untere Saalgeschoss ebenfalls einen Kamin an gleicher Stelle. – Zimmer 1996b, S. 277. 165 Heizung Kamin im mittleren Erdgeschossraum noch etwas stärker aus der Mittelachse verschoben ist. An dieser Stelle sei auch auf die von Th. Biller rekonstruierte Grundrissaufteilung des Saalbauerdgeschosses auf Burg Gutenfels hingewiesen. Durch seine Geschossaufteilung in zwei beheizbare, gleich große Wohnräume und einen schmalen, abgetrennten Ostgang ergibt sich – abgesehen von einem kleinen Mittelfenster – die gleiche, nur spiegelverkehrte südliche Wandgliederung: Die jeweils nah an die Zwischenwand geschobenen Kamine mit einem Doppelfenster an ihrer längeren Wandseite besitzen ungefähr den gleichen kurzen bzw. langen Abstand zur jeweiligen Raumecke.415 Selten befinden sich die Kaminanlagen an der Gebäudeschmalseite. In diesem Fall sind sie in der Regel ungefähr mittig angeordnet, zumindest soweit dies unter Einplanung der seitlichen Fenstern und Türen möglich ist. Im ersten Obergeschoss des Boymonter Saalbaus in Südtirol ist ungefähr mittig in der Westmauer ein Kamin nachweisbar, durch den in nachromanischer Zeit eine Tür zum Westanbau gebrochen wurde.416 Beim Großen Saalbau in Vianden waren beide Saalgeschosse mit einem zweiten Kamin ausgestattet, der ziemlich mittig seiner nördlichen bzw. südlichen Schmalseite lag. Auch der nördliche Wohnraum im Erd- und ersten Obergeschoss der Pfalz in Kaiserswerth zeigt jeweils einen nur leicht aus der Mitte gerückten Kamin. Einige Saalbauten, wie z. B. in Boymont/Südtirol, Gnandstein, Reinegg bei Sarnthein/Südtirol, Wartburg besitzen Kamine in den Ecken ihrer Umfassungsmauern. Auf Grund der Ecklage im Saal bzw. Wohnraum ergibt sich meist eine viertelkreisrunde, aber auch schräge, eckige Form des Rauchfangs bzw. Mantels. Ein Kamin in runder Ausführung ist in der Nordostecke des zweiten Obergeschosses in Boymont, im Erdgeschosssüdraum (Südwestecke) und -nordsaal in Reinegg in Südtirol sowie im quadratischen südlichen Erdgeschossraum (Südostecke) auf der Wartburg nachgewiesen. Der obere Südsaal von Reinegg besitzt einen nahe an die Südwestecke gerückten Kamin mit eckigem Mantel. Vom ursprünglichen Kamin in der Südwestecke des oberen Saales auf Burg Gnandstein hat sich nur ein verzierter Konsolstein in der Westmauer erhalten, während ein zweiter Auflagestein in gleicher Ausbildung ergänzt wurde.417 Für die Nordecke des östlichen Erdgeschosswohnraums auf Burg Weißensee418, möglicherweise auch für die Südostecke des Ostraumes im Erdgeschoss auf der Rothenburg bei Kyffhausen kann ein Kamin vermutet werden.419 Besonders bei großen Saalbauten sind oft mehrere, d. h. zwei oder drei Kamine pro Geschoss nachweisbar, wobei sie aus konstruktiven Gründen in der Regel an der gleichen Trauf- bzw. Langseite liegen. Mehrere mit je einem Kamin ausgestattete Räume bzw. Säle auf einem Geschoss gibt es z. B. in Eger, auf Burg Gutenfels, in Reinegg und auf der Wartburg. Die Westräume des Egerer Obergeschosses besaßen zwei Kamine, die rekonstruierbaren Erdgeschosswohnräume auf Burg Gutenfels sowie Saal und Wohnraum im Erdgeschoss von Reinegg waren mit je einem Kamin 415 Somit bildet die Zwischenwand hier eine gewisse Spiegelachse für die südliche Wandgliederung der beiden Wohnräume. - Vgl. Grundrissrekonstruktion v. Biller, in: Biller 2002b, S. 24, Abb. 2. 416 Liessem 1998, S. 80. 417 Der ergänzte Auflagestein ist nach Aussage von Hoffmann vermutlich um 1912 während der Wiedererrichtung des Saales angefertigt worden. Reste des zweiten originalen Kaminkonsolsteins konnten bei Ausgrabungen im Zwinger 1991 geborgen werden. - Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 35. - Hoffmann 2001, S. 65 und 2002, S. 203. 418 An dieser Stelle war im Obergeschoss ein breiter Riss im Mauerwerk zu sehen, der auf einen verfüllten Kaminabzug hindeutet. – Kozok 1998b, S. 180 und Anm. 94. 419 Eine runde Einbuchtung im Mauerwerk deutet auf das ursprüngliche Vorhandensein eines Kamins an dieser Stelle hin. - Leistikow 2000, S. 39. 166 Heizung ausgestattet. Der Saalbau von Reams in Riom/Schweiz besitzt an der langen nördlichen Traufseite seines ursprünglich unterteilten mittleren Geschosses Reste von zwei Kaminen.420 Im Wartburger Saalbau besaßen zumindest die beiden südlichen Erdgeschossräume, möglicherweise auch die Nordräume im Erd- und ersten Obergeschoss je einen Kamin. Auch bei sehr großen Sälen können mehrere Kamine zur Ausstattung vorhanden gewesen sein. So besaß der Wartburger Saal im ersten Obergeschoss vermutlich zwei, im obersten Saalgeschoss sogar drei Kamine an seiner östlichen Traufseite. Das untere Saalgeschoss des Großen Viandener Saalbaus hatte vielleicht, das obere gesichert zwei ursprüngliche Kamine. Von diesen lag einer jeweils an der Ostlangseite, der andere an der Süd- bzw. Nordschmalseite. Beim Zusammenzählen aller nachweisbaren Kamine eines Gebäudes können so für den Reinegger Saalbau drei, für den Großen Saalbau in Vianden drei oder vier nachgewiesen werden. Der Wartburger Saalbau besitzt sogar auf seinen oberen drei Geschossen sieben für die Erbauungszeit nachgewiesene bzw. neun mögliche Kaminanlagen. Da sein oberstes Geschoss senkrecht durch drei Kaminschornsteine gegliedert wird, welche durch drei Geschosse durchgehen, konnte jedes dieser Geschosse ursprünglich vielleicht mit je drei Kaminanlagen beheizt werden.421 Die Kaminanlagen hatten von der Form und Ausdehnung ihrer Kaminmäntel her sehr unterschiedliche Größen. Während die Kamine der oberen Westräume in Eger sowie der oberen Säle auf der Wartburg relativ klein in ihren Abmessungen waren, besaß der große Saalbau in Vianden z. B. sehr große Kaminanlagen. Sein Kamin in der Mitte der nördlichen Schmalseite des durchgehenden Erdgeschosssaales ist 3,6 m breit und (einschließlich Säulen und Kaminwangen) 1,8 m hoch.422 An dieser Stelle sei noch auf den Kamin im Erdgeschosssaal der Burg Wildenberg hingewiesen. Mit seinen Grundflächenmaßen von etwa 2,5 x 4 m handelt es sich hier um den größten erhaltenen romanischen Kamin im deutschen Sprachraum.423 Der durchgehende obere Saal von Girbaden im Elsass besaß einen 5 m breiten Kamin, von dem sich nur die Sockelreste der seitlichen Säulen bis heute erhalten haben. Von der Vielzahl nachweisbarer Kamine in Sälen und repräsentativen Wohnräumen werden im Folgenden einige in ihrem ursprünglichen Bestand noch relativ gut erhaltene bzw. teilweise wieder hergestellte Anlagen kurz beschrieben. Dabei sind neben Beispielen aus Saalbauten auch solche aus Wohnbauten und -türmen gewählt. Vom Kamin des Ostwohnbaus auf Burg Münzenberg aus der Zeit um 1260-65 haben sich die beiden Konsolen mit Wangen sowie eine Säule mit Kapitell in situ erhalten. Der achteckige Säulenschaft ist mit einem Zickzackornament versehen, während ein 420 In den östlichen Kamin wurde ein Backofen integriert, wodurch eine doppelte Nutzung möglich war. Ob dieser Backofen aus der Zeit des Ursprungsbaus stammt oder etwas später eingebaut wurde, ist bislang unklar. An die Kaminrauchabzüge waren vermutlich in romanischer Zeit jeweils Ofenanlagen zur Beheizung der obersten Räume angeschlossen. – Nöthiger 1999, S. 6. 421 Badstübner 1996, S. 15. – Schuchardt, G. 2000, S. 44. - Über den Gebäudelangseiten von Kaiserslautern ragten noch im 18. Jahrhundert vier große, jeweils paarweise im Osten und Westen angeordnete Schornsteine auf, d. h. die Räume wurden durch mehrere Kamine beheizt. - Arens 1982/83, S. 62. - Binding 1996, S. 258. 422 Von dem Kamin haben sich die beiden reich dekorierten Säulen mit Kaminwangen erhalten, während Haube und Sturz erneuert sind 423 Von seinen beiden, auf rechteckigen Wandpfeilern ruhenden Kaminwangen ist die rechte noch original, während die linke abgeschlagen war und 1935 ergänzt wurde. - Antonow 1987, S. 123. – Hotz 1963, S. 58. 167 Heizung eckiger Halsring den Übergang zum Bandknollenkapitell vermittelt.424 Beim Kamin im Erdgeschoss des Gelnhäuser Saalbaus aus der Zeit um 1170-80 tragen zwei zickzackgemusterte achteckige Säulen die weit ausladenden Konsolen zum Abstützen des nicht mehr vorhandenen Rauchfangs. Beiderseits des Kamins sind rechteckige Schmuckplatten mit Flechtbandornamentik eingelassen, über denen sich je ein kleiner profilierter bzw. mit einem Zickzackband versehener Fensterbogen befindet.425 Abb. 135: Kamin des Ostwohnbaus auf Burg Münzenberg aus der Zeit um 1260-65 mit in situ erhaltenen Konsolen mit Wangen sowie einer Säule mit Kapitell. (aus: Bischoff/Meyer 1905, ND 2000, Taf. 64, Abb. 1. – Foto: Verf. 1999) 424 Vom Kamin des Münzenberger Westanbaus wird eine Säule mit Kapitell im Lapidarium aufbewahrt, welche einen gedrehten Säulenschaft sowie runden Halsring und ein Palmettenkapitell besitzt. - Jost 1995, S. 212. – Binding 1962, S. 99-100. 425 Die Schmuckplatten zeigen nach Binding eine stilistische Verwandtschaft mit der Pfalz in Kaiserslautern sowie der Bauornamentik in Oberitalien und im Elsass. Während er vor diesen Schmuckplatten den Ort für die Sitze des Kaiserpaares vermutet, hält Biller dies auf Grund der unmittelbaren Nähe zum Feuer eher für unwahrscheinlich. Wegen der geringeren Saalmaße könnte eine Nutzung für Anlässe in kleinerem Kreis bzw. auch als Wintersaal angenommen werden. - Binding 1965, S. 76 und 1996, S. 276. – Biller 2000, S. 37. – Vom ursprünglich zweiten Kamin in Gelnhausen, welcher sich vermutlich im obersten Geschoss befand, sind heute nur noch eine Säule, die Konsolen sowie ein langer Kämpfer mit Bandgeflecht nachweisbar. Auf der Unterseite der in Althaßlau aufbewahrten Kaminkonsolen ist ein Flechtbandornament zu sehen, welches dem der westlichen Kaminplatte im Erdgeschoss entspricht. - Jost 1995, S. 213. 168 Heizung Abb. 136 und Abb. 137 und Abb. 138: Kamin im Erdgeschoss des Gelnhäuser Saalbaus aus der Zeit um 1170-80 mit zickzackgemusterten achteckigen Säulen und beiderseits davon rechteckigen Schmuckplatten mit Flechtbandornamentik. – Rechte Schmuckplatte. (Fotos: Verf. 1999) 169 Heizung Im großen, mittleren Erdgeschossraum des Wartburger Saalbaus (sog. Speisesaal) steht ein Kamin aus der Erbauungszeit um 1156-62 mit originalen Trägern seines erneuerten Mantels. Die Träger bestehen aus je einer Dreiviertelsäule und einem viereckigen Pfeiler an ihrer Außenseite in dekorativer Ausformung. Ihre stark überarbeiteten Kapitelle über den flachen Halsringen zeigen verschiedene vegetabile Formen.426 Im großen Wohnturm von Rathsamhausen im Elsass aus dem späten 12. Jahrhundert sind im repräsentativen zweiten Obergeschoss Reste zweier Kaminanlagen zu sehen, von denen die östliche besonderes Interesse weckt. Sie war beidseitig mit je drei Säulen mit abgetreppten Gewänden reich gegliedert, von denen insgesamt vier Säulen ganz, von einer fünften nur Kapitell und Sockel in situ erhalten sind. Die relativ gedrungenen Kelchkapitelle zeigen zwei schmale diamantierte, sich in der Mitte kreuzende Bänder, welche an den Ecken oben zu kleinen Voluten eingerollt sind.427 Abb. 139: Kamin im großen, mittleren Erdgeschossraum des Wartburger Saalbaus (sog. Speisesaal) aus der Erbauungszeit um 1156-62, mit originalen Trägern seines erneuerten Mantels. (aus: Badstübner 1995, S. 13) 426 Jost 1995, S. 214. 427 Ihre Kapitelle sind mit denen auf Landsberg, am Tor von Wildenberg sowie von St. Fides in Schlettstadt verwandt, während sich ihre Basen mit „Eulenkopf“-Eckverzierungen auch am Straßburger Münster finden. Biller 1975, S. 71, 80. 170 Heizung Abb. 140: Ostkamin im großen Wohnturm von Rathsamhausen im Elsass aus dem späten 12. Jahrhundert, ursprünglich beidseitig mit je drei Säulen mit abgetreppten Gewänden gegliedert. (Foto: Verf. 1995) Der Kamin im um 1182-1200 errichteten Saalbauerdgeschoss auf Burg Wildenberg wirkt durch seine Größe und die wenig gegliederten bzw. gering plastisch differenzierten Formen relativ grob oder auch sehr rustikal. Von seinen beiden, auf rechteckigen Wandpfeilern ruhenden Kaminwangen ist die rechte noch original, während die linke 1935 ergänzt wurde. Die in zwei Teile zersprungene originale Stirnplatte vom Kaminmantel ist mit teilweise erhaltener Ornamentik in Form von Dreiecken mit Zickzack- und Blattmotiv versehen.428 Der Rote Turm in Wimpfen aus der Erbauungszeit um etwa 1180-1200 besitzt in seinem Wohngeschoss einen Kamin, dessen Mantel auf je einem Kragstein über einer Dreiviertelsäule ruht. Diese Säulen haben Würfelkapitelle mit zweifach gestuften Schilden und Dreieckspitzen an ihren Ecken sowie attische Basen.429 428 Hotz 1963, S. 58 und 1972a, S. 17. – Jost 1995, S. 215. 429 Der Kamin war nicht benutzbar, da sein Übergang in den Kaminschlot fehlt, weshalb von einer Planänderung während der Bauzeit auszugehen ist. – Binding 1996, S. 362. 171 Heizung Abb. 141: Kamin im Erdgeschosssaal des um 1182-1200 errichteten Wildenberger Saalbaus. (Foto: Verf. 1999) Abb. 142: Kamin im Roten Turm in Wimpfen aus der Erbauungszeit um etwa 1180-1200. (aus: Hotz 1981/1992, S. 56, Z. 14) 172 Heizung Abb. 143 und Abb. 144: Kamin in der Nordostwand des Erdgeschosssaals des Großen Saalbaus in Vianden/Luxemburg. Ansicht und Schnitt. (A, B = gesicherte Balkenreste, die dendrochronologisch auf um 1203 und um oder nach 1242 datiert sind). (aus: Zimmer 1996b, S. 278, Abb. 28. – Foto: Verf. 1997) 173 Heizung Im Erdgeschoss des Großen Saalbaus in Vianden/Luxemburg befindet sich ein Kamin mit erhaltenen Wangen und Säulen, während der hölzerne Sturz und die Haube erneuert sind. Seine dreiviertelrunden Säulenschäfte stehen auf fünfseitigen Sockeln und besitzen Tellerbasen sowie Blattwerkkapitelle.430 Von den beiden Kaminen im unteren Saalbaugeschoss der Burg Gutenfels stammt der östliche z. T. noch aus spätromanischer Zeit. Seine Wangen mit Eckwulststäben und die beiden Säulen mit Kelchknospenkapitellen haben sich in situ erhalten.431 Die beiden Kaminabzüge sitzen an der Südfassade im Bereich des obersten Geschosses auf romanischen Auskragungen in Form von Konsolen über Bögen, die je eine gestaffelte Dreibogenblende überfangen. Im Saal des Wohnturmes in Thun/Schweiz befindet sich ein großer Kamin mit mächtig ausladendem, hohem Mantel, welcher 1951 erneuert wurde. Er wird von zwei originalen Konsolen und Halbsäulen mit frühgotischen, vegetabilen Kapitellen getragen.432 Der mächtige Kamin im oberen Saal des um 1200 errichteten Wohnbaus in Burgdorf/Schweiz besitzt originale Kaminsäulen mit schräger Kämpferplatte, während sein Mantel in ursprünglichen Dimensionen wieder hergestellt ist. Basis, Schaft und Säulenrücklage der Dreiviertelsäulen bestehen je aus gelblich-ockerfarbenem Neuenburger Hauterivestein, die Kapitelle und Kämpfer aus hellgrauem Sandstein. Auf den profilierten, attischen Basen auf Sockeln stehen glatte Säulenschäfte mit je einem unteren und oberen Halsring. Sie schließen nach oben mit zwei Knospenkapitellen ab, deren Volutenflanken von beerenartigen Früchten oder Blüten besetzt sind.433 Abb. 145: Kamine im unteren Saalbaugeschoss der Burg Gutenfels, von denen der östliche z. T. noch aus spätromanischer Zeit stammt. (Foto: Paulini & Partner KG, 21200 Seevetal, 1998) 430 Balkenreste des Kaminsturzes konnten auf die Fällzeit um 1203 und um oder nach 1242 dendrochronologisch datiert werden. - Zimmer 1996b, S. 277-278, 384-385. 431 Die Kaminsäulen besitzen Knospenkapitelle, welche nach Biller eine Datierung ins zweite Viertel des 13. Jahrhunderts belegen. - Biller Manuskript 1999 und 2002b, S. 27. - Backes 1976, S. 25. - Kunstdenkmäler Wiesbaden 1914, S. 58. - Ebhardt 1899-1905, S. 222. 432 Hofer/Meyer 1991, S. 143, Abb. 81. – Buchs 1964, S. 7. 433 Bei den originalen Knospenkapitellen sind eine rückwärtige und die vorderen Voluten ergänzt. - Schweizer 1985, S. 105-106. – Auch die Eingangsgeschosse der um 1230 errichteten Türme von Besigenheim besitzen je einen Kamin, dessen steinerner Mantel von je zwei Wandsäulen getragen wird. Im oberen Turm haben diese Kaminsäulen auch Knospenkapitelle. – Meckseper, Cord: Die Bergfriede von Besigheim und Reichenberg, in: Château Gaillard IX-X, Caen 1982, S. 199-212. 174 Heizung Abb. 146: Rückwand des Kamins im Saal des Wohnturmes von Thun/Schweiz, nach der vorrübergehenden Wegnahme seiner Kaminhaube. Foto um 1920, Historisches Museum Schloss Thun. (aus: Hofer/Meyer 1991, S. 143, Abb. 81) Abb. 147 und Abb. 148: Kaminsäule im Saal im zweiten Obergeschoss des Wohnturmes in Burgdorf/Schweiz. (aus: Schweizer 1985, S. 104, Abb. 79. – Foto: Verf. 2004) 175 Heizung 2.6.2 Heizöfen Heizöfen trugen durch ihre rauchfreie und gleichmäßige Raumerwärmung erheblich zum gesteigerten Wohnkomfort bei. Die rauchfreie Abgabe ihrer Wärme war dadurch möglich, dass sie als Hinterlader von einem Nachbarraum aus befeuert wurden. Sie bestanden in der Regel aus einem steinernen Feuersockel mit einer überwölbten Lehmhaube. Solche Hinterlader sind z. B. auf der Burgstelle Rickenbach aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und der Frohburg um 1050/1100, beide aus dem Kanton Solothurn/Schweiz nachgewiesen. Bei diesen Ofenanlagen handelt es sich um an einer Querwand liegende Doppelfeuerstellen in einem in Küche und Stube zweigeteilten Holzbau. Im Haus der Frohburg standen an Stelle von reinen Steinöfen schon Kachelöfen.434 Um eine größere Wärmeabstrahlfläche zu ermöglichen, wurde seit dem frühen Mittelalter begonnen, vereinzelte Becher- oder Topfkacheln in die verputzte Oberfläche des Ofens einzusetzen. Auf dem Burgplateau des Runden Berges bei Urach besaß ein Haus einen Kachelofen aus dem 10. Jahrhundert mit einem darunter gelegenen steinernen Heizungsraum.435 Für die rückwärtige Befeuerung der Heizöfen waren Erker im Außenmauerwerk vorhanden, wie sie z. B. beim Wohnturm Rathsamhausen aus dem vierten Viertel des 12. Jahrhunderts436 sowie auf der Wasenburg aus der Zeit um 1260/70 im Elsass437 heute noch nachweisbar sind. Belege für Kachelöfen aus dem 11. Jahrhundert häufen sich im süddeutschen und nordschweizerischen Raum, während sie seit dem 12. Jahrhundert auch in vielen Teilen Deutschlands vorkommen.438 Bis ins Spätmittelalter erfolgte die vollständige Umhüllung des Kachelofens aus Zierkacheln in serienmäßiger Herstellung. Da mittelalterliche Kachelöfen sehr selten erhalten sind, sei an dieser Stelle nur auf einen 1997 in Ingelheim entdeckten Ofen aus dem 13. oder 14. Jahrhundert hingewiesen.439 Überwiegend sind diese Öfen nur durch Funde von Ofenkacheln aus archäologischen Grabungen nachzuweisen. So wurden auf der Neuenburg in Sachsen-Anhalt etwa 89 Becherkacheln und mehrere Tonnenröhren gefunden, welche zusammengesteckt eine Länge von mindestens 2,3 m hatten. Die Kacheln können um 1225/1250 datiert und somit einer Ausbauphase von Räumen im Saalbaubereich zugeordnet werden.440 2.6.3 Warmluftheizungen Bei der Warmluftheizung wurde durch „erhitzte Steine eines Feuergewölbes erwärmte Luft durch Kanäle unter dem Fußboden eines Raumes verteilt und durch Kanalöffnungen in diesen eingeführt.“441 Zur dosierten Abgabe der erzeugten Heißluft über verschließbare Fußbodenöffnungen waren separate Ventilationsvorrichtungen notwendig. Da Teile der Heizkonstruktion als Hitzespeicher ausgeführt waren, wurde 434 Zu den Ofenanlagen auf Rickenbach und der Frohburg: Tauber 1986, S. 103-104. - Böhme, Horst, Wolfgang: Burgenbau 10. bis Mitte 12. Jahrhundert, in: Burgen in Mitteleuropa I, 1999, S. 66. 435 Meckseper 1999c, S. 296. – Böhme, Horst, Wolfgang: Burgenbau 10. bis Mitte 12. Jahrhundert, in: Burgen in Mitteleuropa I, 1999, S. 58. 436 Biller 1975, S. 73. 437 Biller/Metz 1995, S. 260. 438 s. auch: Vogt, Heinz-Joachim: Ein Topfkachelofen des 12. Jahrhunderts vom Gelände der Wiprechtsburg bei Groitzsch, Kreis Borna, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 30, 1986, S. 165-178. 439 Heizung, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 152. 440 Schmitt/Weise 1997, S. 153-154 u. Anm. 42 auf S. 161 (dort Hinweis auf: Kniesche, Annette: Ein romanischer Ofenkachelfund von der Neuenburg, in: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt 2, 1993, S. 6-14.) 441 Meckseper 1999c, S. 299. 176 Heizung eine kontinuierliche Wärmeabgabe ermöglicht.442 Meckseper weist darauf hin, dass diese Heiztechnik nicht mit der antiken römischen Hypokausten-Heizung verwechselt werden darf, bei welcher „der Fußboden durch die in einer darunter liegenden Raumzone durchstreichende Heißluft erwärmt“443 wird. Trotzdem vermutet die Forschung ältere entwicklungsgeschichtliche, wohl über Klöster vermittelte Zusammenhänge mit der Technik der Warmluftheizungen.444 Als ältester, baulich sicherer Nachweis für eine solche Heizung in profanen Repräsentationsbauten können die Pfalzen in Werla, Quedlinburg sowie Tilleda und Pöhlde aus dem 10. Jahrhundert angegeben werden.445 Diese relativ seltene Heiztechnik ist für das 12./13. Jahrhundert z. B. auf den Pfalzen bzw. Burgen in Goslar, Dankwarderode in Braunschweig, Burg Weißensee und der Neuenburg in SachsenAnhalt nachgewiesen, während sie für Eger/Tschechische Republik vermutet werden kann. Die Heizungen in Goslar und Braunschweig unterscheiden sich in ihrer Bauart von den Anlagen des 10. Jahrhunderts insofern deutlich, als es sich bei ihnen nach Aussage von Bingenheimer um keine Kanalheizungen handelt. Auch waren die Abmessungen ihrer Öfen wesentlich größer und die Heizungsanlagen verdoppelt, wodurch es in den langen zweischiffigen Sälen zur Verbesserung der Wärmeverteilung kam. Außerdem erfolgte der Verzicht „auf die gerichtete Wärmezuführung mit Hilfe von Bodenkanälen mit mehreren Auslassöffnungen zu Gunsten eines konzentrierten Einzelauslasses im Gewölbescheitel“. 446 Die Goslarer Heizanlage, welche offenbar als technische Verbesserung von derjenigen in Werla gilt, bestand aus zwei getrennten, jedoch ungefähr baugleichen Tonnengewölben unter dem Erdgeschosssaal. Beide überwölbten Räume waren etwa 5,5 m breit, fast 8 m lang und ca. 1,2 m hoch. Durch zwei Kellertüren mit Quaderbögen an der Westseite erfolgte der Zugang zu den beiden getrennten Heizungsanlagen.447 Unter dem Fußboden des unteren Saales in Braunschweig reichten zwei leicht kurvig geführte, stollenartige, überwölbte Gänge einer Heißluftheizung von der Westseite her unterirdisch bis in die Saalmitte. Als Doppelheizanlage waren diese Heizkammern zwischen dem dritten und vierten sowie dem sechsten und siebten mittleren Pfeilerfundament des zweischiffigen Saales angeordnet.448 Auf Burg Weißensee war nördlich an den Saalbauturm ein Wohngebäude angebaut, dessen 1991 ergrabenes Kellergeschoss eine relativ gut erhaltene Steinofenluftheizung besaß. Sie besteht aus zwei übereinander liegenden Gewölben. Im unteren Ofenraum wurde geheizt, im Zwischenraum beider Gewölbe konnte die erwärmte Luft durch die 442 Zur Definition und Konstruktion von Warmluftheizung s. auch: Bingenheimer 1998, S. 1. - Hundsbichler: Heizung, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 2114. – Heizung, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 152. – Tauber 1986, S. 106. 443 Meckseper 1993a, S. 59, Anm. 19. 444 Meckseper 1999c, S. 299. 445 s. Bingenheimer 1998, S. 70-85, 208-214. 446 Bingenheimer 1998, S. 104. 447 Bingenheimer 1998, S. 99-102, 221-225. – Hölscher (1927, S. 128) führt aus: „Die Erwärmung des unteren Saales geschah durch zwei Heißluft-Kanalheizungen, die inmitten jedes der beiden Flügel angelegt waren. Von der Rückseite aus führte unter dem Fußboden je ein stichbogig überwölbter, begehbarer Kanal halbwegs in den Raum hinein und endigte hier im Fußboden mit einer großen Öffnung. Die Öfen, von denen leider keine Reste aufgefunden sind, lagen außerhalb des Gebäudes...“ Nach den Ausführungen von Bingenheimer (1998, S. 100-101) hat es sich bei den gewölbten Anlagen nicht um Heizkanäle, sondern um die eigentlichen Öfen gehandelt. – Meckseper (1993a, S. 59, Anm. 19) ordnet die aufgefundene Warmluftheizung der staufische Umbauzeit zu, da die Führung der gewölbten Anlagen „im Boden auf die Längsarkaden mit nunmehr engerer Stützenstellung Rücksicht nimmt“. 448 Bingenheimer 1998, S. 102-104, 217-218. 177 Heizung doppelkonische Öffnung eines quadratischen Steinblockes in den darüber liegenden Erdgeschossraum geleitet werden.449 In der Pfalz Eger entdeckte E. J. Jonas bei seinen Grabungen Anfang des 20. Jahrhunderts ca. 7 m südlich des Saalbaus vor der Kapelle ein Kellergewölbe, in welchem er einen kreisrund gelochten Stein fand. Diese steinerne Lochplatte legt die Verwendung einer Heißluftheizung nahe, wobei offen bleibt, welcher Raum in diesem Fall geheizt wurde.450 Abb. 149 und Abb. 150: Ergrabenes Kellergeschoss eines Wohngebäudes nördlich vom Saalbauturm auf Burg Weißensee, mit einer relativ gut erhaltenen Steinofenluftheizung. Schematischer Lageplan der Grabungsbefunde. – Querschnitte und Längsschnitt der Luftheizung, von Stolle 1998. (aus: Lohmann/Stolle 1998, S. 104. – Bingenheimer 1998, S. 132, Abb. 62) 449 Lohmann/Stolle (1998, S. 104-106) datieren die Heizung auf Grund ihrer sorgfältig bearbeiteten Travertinquader sowie der vorhandenen Ritzfugen - entsprechend den Befunden am Saalbau - in „die Zeit um 1200“. – s. auch Bingenheimer 1998, S. 244-245. 450 Falls es sich um eine Heizungsanlage für den Erdgeschosssaal des Saalbaus handelte, wäre der Abstand zu diesem jedoch sehr groß. Möglicherweise könnte auch – wie P. Buberl vermutete - ein Wohnhaus für die Winterzeit direkt über dem ergrabenen Gewölbe angenommen werden, welches vielleicht durch eine Galerie mit Saalbau und Kapelle verbunden war. - Buberl 1942/43, S. 9f. – Jonas 1912, S. 109. – Schürer 1934a, S. 79. – Tietz-Strödel 1992, S. 25. 178 Heizung Abb. 151 und Abb. 152: Steinofenluftheizung auf Burg Weißensee von Nordwesten. Zustand 1991. – Ofenraum mit separater Einwölbung. Zustand 1989. (aus: Lohmann/Stolle 1998, S. 105, Abb. 61-62) 179 Heizung Auch auf der Neuenburg bei Freyburg/Unstrut in Sachsen-Anhalt soll es vor der Errichtung des Saalbaus zwischen dem älteren nördlichen Wohnbau und dem älteren Südwohnturm eine Warmluftheizung aus dem Ende des 12. Jahrhunderts gegeben haben. Von dieser Anlage, welche vermutlich Räume in beiden Bauten beheizte, sind nach Aussage von Schmitt/Weise eine Heizkammer, der Warmluftschacht sowie mehrere Austrittsöffnungen für die Warmluft erhalten geblieben.451 Im Erdgeschoss, in der Südostecke der Kernburg von Kaiserswerth befindet sich ein 1899 freigelegter Raum mit Resten eng gereihter Gurtbögen. Möglicherweise könnte es sich nach Vermutung von Biller hier um eine Heizkammer handeln, welche den Raum über ihr mit warmer Luft erwärmte.452 Im Saalbau der Wartburg wurden beim Öffnen des Fußbodens im Nordraum des Erdgeschosses (sog. Rittersaal) nach Angabe von Schuchardt verrußte Schächte gefunden, die auf eine Warmluftheizung hinweisen könnten.453 Und auch auf Burg Regenstein in Sachsen-Anhalt soll es Befunde für eine solche Heizungsanlage geben.454 Auf Schloss Köniz bei Bern/Schweiz ist ebenfalls eine Warmluftheizung nachgewiesen, welche jedoch ins 14. Jahrhundert datiert wird.455 Bei einigen Saalbauten werden auch Fußbodenheizungen mit Warmluft innerhalb hölzerner Hohldecken angenommen, welche bislang jedoch nicht durch die Bauforschung eindeutig bestätigt werden konnten.456 Eine solche Warmluftheizung besaßen möglicherweise die Saalbauten der Gamburg, Burg Weißensee, von Boymont in Südtirol und Hoh-Andlau im Elsass. Auf der Gamburg wurde 1987 im heutigen ersten Obergeschosses des Saalbaus ein ca. 90 cm breiter, umlaufender rußgeschwärzter Streifen entdeckt, welcher ca. 50-140 cm über dem heutigen Fußbodenniveau liegt. Auf Grund dieser verrußten Wandpartie könnte ein zweischaliger Deckenaufbau vermutet werden, in dessen Zwischenraum Rauch aus Feuerstellen des Erdgeschosses zur Erwärmung des Saalfußbodens durchgeführt wurde.457 Im Saalbau auf der Burg Weißensee befindet sich etwa 60 cm über den originalen Einschublöchern der ursprünglichen Kellerbalkendecke ein ca. 30 cm breiter Mauerrücksprung, welcher vielleicht auch als Auflager einer Holzbalkenlage diente. Stolle und Lohmann deuten diese Befunde als einen möglichen zweischaligen Aufbau, in dessen 60 cm hohen Hohlraum zwischen Kellerbalkendecke und Balkenlage des Erdgeschossfußbodens heiße Luft zur Erwärmung der beiden Erdgeschosswohnräume zirkulierte.458 Der Saal im Obergeschoss der Burg Hoh-Andlau 451 Schmitt/Weise 1997, S. 151. – Bingenheimer 1998, S. 203. 452 Biller 1998, S. 178 u. 187, Anm. 25. 453 Schuchardt 2000, S. 44. 454 Bingenheimer 1998, S. 3, 204. 455 Sie befand sich im Kellergeschoss eines Bauwerks aus dem 14. Jahrhundert, das an die westliche Schmalseite des Saalbaus aus der Zeit um 1262 anschloss. - Baeriswyl 2001a, S. 199-200. 456 Meckseper 1999c, S. 299. 457 Der Saalfußboden lag zu romanischer Zeit etwa 1,75 m tiefer als heute. Da der 1987 festgestellte Befund des umlaufenden Rußstreifens vor dem neuen Putzauftrag nicht ausführlich dokumentiert werden konnte, bleiben die Fragen nach der Richtigkeit der Annahme einer Fußbodenheizung offen. Gromer weist im Hinblick auf die Beheizbarkeit des Saales jedoch darauf hin, dass an den romanischen Saalarkaden bislang keine Hinweise auf ursprüngliche Verglasung bzw. Verschlussmöglichkeiten festgestellt werden konnten. - Zur möglichen Fußbodenheizung auf der Gamburg: - Gromer 1994, S. 32-33 und 2000, S. 246. - Gromer/Krämer 1995, S. 10. Biller 1990b, S. 117 u. 119, Anm. 5. 458 Im Zusammenhang mit einer angenommenen Fußbodenheizung wäre die Verschließbarkeit der Erdgeschossfenster wahrscheinlich. In Resten erhaltene, eiserne Kloben in den Fensterlaibungen an der Innenseite der Gewände weisen auf ursprünglich dort eingehängte Fensterländen hin. - Lohmann/Stolle 1998, S. 139-140. 180 Fenster im Elsass besaß nach Ansicht von Biller vermutlich eine ähnliche Heizung.459 Bei Boymont führte eine Planänderung während der Errichtung der Außenmauern zum Anheben der Erdgeschossdecke. Liessem und Biller sehen hierin einen Hinweis auf ein mögliches ursprüngliches Vorhandensein einer doppelten Decke zum Beheizen des Zwischenraumes.460 Aus den angeführten Befunden geht hervor, dass durch Warmluftheizungen manche Säle (z. B. in Goslar und Braunschweig) sowie große Wohnräume (z. B. in Weißensee und auf der Neuenburg bei Freyburg/Unstrut) im Erdgeschoss von Saal- und Wohnbauten geheizt wurden. Möglicherweise besaßen die Saalbauten der Gamburg, Burg Weißensee und Boymont auch Fußbodenheizungen mit Warmluft innerhalb hölzerner Hohldecken. In diesem Fall wäre es wohl möglich, durch Feuerstellen im Erdgeschoss auch obere Säle, wie z. B. denjenigen auf der Gamburg mit Warmluft zu beheizen. 2.7 Fenster Nach einer kurzen Einführung zum Thema „Schlitz- und einfache Rundbogenfenster“ werden im Folgenden romanische bis frühgotische Arkadenfenster461 im Vergleich von ihrer bautypologischen Entwicklung, d. h. von Aufbau, Gliederung und Form her untersucht. Dabei sind ausschließlich solche Beispiele gewählt, welche zur Ausstattung bzw. großzügigen Belichtung von repräsentativen Wohnräumen und Sälen in den Obergeschossen der Saal-, Wohnbauten und Wohntürme gehörten. Zum Schluss dieser Untersuchungen wird noch auf Sitznischen und Fensterverschlüsse eingegangen.462 2.7.1 Das Schlitzfenster und einfache Rundbogenfenster Aus wehrtechnischen Gründen besitzen die Untergeschosse der Saalbauten relativ kleine Maueröffnungen, oft nur in Form von Licht- und Luftschlitzen, welche sich durch die Gebäudemauern nach innen als trichterförmige Schächte erweiterten. Solche Schlitzfenster sind z. B. in Eger/Tschechische Republik, Boymont/Südtirol, auf der Gamburg, Rothenburg bei Kyffhausen, Reams in Riom/Schweiz463, auf der Ulrichsburg/Elsass,464 beim großen Saalbau in Vianden/Luxemburg und der Wartburg zu finden. Auf Grund ihrer geringen Belichtung und Belüftung dienten die hinter ihnen gelegenen Räume allgemein für Wirtschaftszwecke und als Vorratslager. 459 Biller 1990b, S. 119, Anm. 5. 460 Liessem 1998, S. 80 und Biller/Metz 1995, S. 144 u. Abb. 88. 461 Zu Fensterformen, -gliederung, -entwicklung: Antonow 1993, S. 290-296. – Barz 1995, S. 26-31. – Biller/Metz: Die Fensterformen und ihre Datierung, in: Biller/Metz 1995, S. 39-72. - Binding: Fenster, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 350-352. - Fenster, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 122123. – Fenster und Türen in historischen Wehr- und Wohnbauten 1995. – Frank 1995b, S. 32-40. - Handbuch der Architektur 1908, S. 250-260. – Herrmann: Fenster und Fensternischen, in: Herrmann 1995, S. 63-64. - Möller 1999a, S. 272-274. – Piper 1912/1994, S. 452-466. – Zeune 1995, S. 51-60. 462 Die in Klammern angegebene Datierung der jeweiligen Fensterbeispiele ist aus der Einzelbeschreibung bedeutender Saalbauten herausgenommen (s. jeweils Entstehungsgeschichte/Datierung von Kap. 5.1 bis 5.28). Bei weiteren Beispielen aus Wohnbauten und –türmen wird die jeweilige Quelle der Datierung als Anmerkung vermerkt. 463 Der Saalbau von Reams in Riom/Schweiz stellt insofern eine Sonderform dar, als sich hier schartenförmige Schlitzfenster in allen drei Geschossen befinden. Nur im östlichen Teil seines obersten Geschosses sind drei größere, ursprünglich Doppel-, heute Dreierarkadenfenster vorhanden, welche auf einen Wohnraum oder kleineren Saal an dieser Stelle hinweisen. 464 Das 12 m hohe Substruktionsgeschoss des Saalbaus auf der Ulrichsburg besitzt an seiner Ostseite Lichtschlitze in allen drei übereinander liegenden Kellergeschossen. Sein unterster Keller ist heute verschüttet. 181 Fenster Abb. 153 und Abb. 154: Innenraum des Saalbaus von Reams in Riom/Schweiz, mit vermauertem Fensterschlitz. – Schlitzöffnung in der Ringmauer beim erhaltenen Nordgiebel des Saalbaus auf der Rothenburg/Kyffhausen. (Fotos: Verf. 1999 und 1996) Eine andere Ausführung dieses Trichterfensters bildet das einfache, schmale, hochrechteckige, rundbogig abgeschlossene Fenster, das in der Regel ebenfalls im Untergeschoss vorkam. Solche Rundbogenöffnungen sind u. a. in den Saalbauten von Gelnhausen, Seligenstadt am Main und auf Burg Wildenberg zu finden. Das Kellergeschoss in Gelnhausen (um 1170-80) besitzt zum Hof hin vier schmale kleine Rundbogenfenster sowie eine breitere Öffnung im Westen mit eingestellten Ecksäulchen, und in der Ringmauer fünf rundbogige Fensteröffnungen in tiefen Nischen. Bei der erhaltenen Mainfront des Saalbaus in Seligenstadt (um 1170/80) sind im Untergeschoss über einem schrägen Sockel sechs kleine, schmale, tief geschnittene Rundbogenfenster vorhanden. Je zwei von ihnen befinden sich zwischen und zu beiden Seiten von zwei steinernen, tonnengewölbten Altanen. In der talseitigen nordöstlichen Saalbaumauer von Wildenberg (um 1180-1200) gibt es ebenfalls drei kleine, rundbogige, schartenartige Fensteröffnungen. Auf Burg Ortenberg/Elsass (um 126265)465 sind auf der Ostseite des Wohnbaubereichs im Erdgeschoss einfache Spitzbogenfenster mit verhältnismäßig geringen Abmessungen zu finden, welche mit Sitznischen ausgestattet waren. 465 Nach Biller/Metz 1995, S. 202. 182 Fenster Abb. 155 und Abb. 156: Kleine rundbogige, schartenartige Fensteröffnung (um 1262-65) im Erdgeschoss von Burg Ortenberg/Elsass. Innenansicht und Schnitt. – Grundriss und Südansicht der Burg HohenRechberg, mit Fensterreihe in der Südseite des Saalbaus (etwa Anfang 13. Jahrhundert). (aus: Handbuch der Architektur 1908, S. 17, Fig. 308. – Landgraf, A. 1979, S. 17, Abb. 4) 183 Fenster Erhaltene Reste auf der Südseite des Saalbaus von Hohen-Rechberg (etwa Anfang 13. Jahrhundert) zeigen eine auf zwei Höhen bezogene Reihe von schlanken Rundbogenfenstern, die nach außen trichterförmig abgeschrägte Gewände haben und wie eine Arkadenreihe wirken. Sie besitzen eine Erweiterung der senkrechten, schmalen Mauerschlitze nach außen von etwa 20 auf 135 cm Breite und dementsprechend auch in der Höhe. Ihre weiteren Merkmale sind die enge Reihung der Öffnungen, bei äußeren Abständen von nur 20 cm und eine rein technische Formgebung mit Verzicht auf jeglichen Dekor. In Ausbildung und Maßverhältnissen weicht diese Fensteranlage erheblich von den im Folgenden noch ausführlich beschriebenen Arkadenfenstern der Saalbauobergeschosse ab.466 Ähnliche Wandöffnungen finden sich auch am Steinhaus der Königspfalz zu Wimpfen (vermutlich Anfang 13. Jahrhundert467). Dort sind im Erdgeschoss der nördlichen Giebelmauer sechs Öffnungen von 70 bis 100 cm Breite, in drei verschiedenen Höhen nebeneinander angeordnet.468 Im Erdgeschoss des Wohn/Kapellenbaus von Burg Krautheim (um 1230/40) haben sich aus romanischer Zeit eine Reihe von vier rundbogigen Öffnungen in der westlichen Hoffassade mit den lichten Maßen von 0,15/1,20 m erhalten, welche jenen von Hohen-Rechberg weitgehend gleichen.469 Abb. 157 und Abb. 158: Kleine Rundbogenfenster am sog. Steinhaus in Wimpfen (vermutlich Anfang 13. Jahrhundert. - Erdgeschoss des Wohn-/Kapellenbaus von Burg Krautheim (um 1230/40) mit einer Reihe von vier rundbogigen Fensteröffnungen. (aus: Landgraf, A. 1979, S. 18, Abb. 5; S. 19, Abb. 6) 466 Landgraf, A. 1979, S. 15-21. – Strobel, Hohen-Rechberg, 2005, bes. S. 169-171 und Abb. 6, 7 auf S. 167, Abb. 15 auf S. 174. 467 Arens datiert das sog. Steinhaus stilistisch in die Zeit um 1220-30, nach Errichtung von Saalbau, Kapelle und Rotem Turm. – Binding 1996, S. 360. 468 Binding 1996, S. 358-359. 469 s. auch Landgraf, A. 1979, S. 10. 184 Fenster 2.7.2 Das romanische Arkadenfenster im Obergeschoss Die aufwendigere und repräsentativere Fensterform ist das Arkadenfenster im Obergeschoss mit zwei- oder mehrfach gekuppelten Rundbogenöffnungen. Diese können nebeneinander aufgereiht oder unter einem großen Überfangbogen zu Gruppen zusammengefasst sein. Sie werden durch einzelne bzw. doppelte Zwischensäulen, ihre Blendbögen durch Pfeiler, Säulenpaare, Bündelpfeiler getragen. Die Leibungen und Rahmungen sind bei aufwendig gestalteten Fenstern mehrfach gestuft, profiliert oder plastisch verziert und besitzen eine Anzahl eingestellter Säulchen. Dabei können ihre Basen, Kapitelle und Kämpfer eine Vielzahl von bauplastischem Schmuck aufweisen. Einige Fenstergruppen sind durch teilweise mit Friesen versehene Rechteckrahmungen besonders hervorgehoben. In der Spätromanik und Frühgotik können Doppelfenstergruppen (durch die Auflösung ihres Rundbogens in drei Bogenteile) kleeblattbogenförmig geschlossen oder Triforien durch Erhöhung ihrer Mittelarkade akzentuiert sein. Eine Mittelbetonung erfolgt auch, wenn im Bogenfeld bzw. im Arkadenzwickel Kreisfenster (Oculi) als sog. Oberlichter eingesetzt werden, welche mit Maßwerk bzw. maßwerkähnlichen Formen verziert sein können. 2.7.2.1 Das Doppelfenster Als frühes Beispiel eines Doppelarkadenfensters aus der Mitte des 11. Jahrhunderts kann möglicherweise der Saalbau in Goslar angegeben werden. Das ursprünglich als Saal ausgebildete Erdgeschoss des Goslarer Saalbaus besitzt in seiner östlichen Hofseite quadratische Fenster, welche mit im Mauerwerk sichtbaren Kleeblattbögen überfangen werden. Die später umgebauten Fenster waren größere und breitere Arkadenöffnungen, möglicherweise mit innerer Unterteilung. Hoelscher rekonstruiert einen ursprünglichen Rundbogen durch Verlängerung der seitlichen Halbbögen, mit einer inneren Fenstereinteilung in Form einer Doppelarkade über einer Mittelstütze.470 Die Zwillingsarkaden der romanischen Fenster werden häufig durch eine Mittelsäule unterschiedlicher Ausbildung getragen. An ihrer Stelle kann auch ein Mittelpfeiler vorkommen, wie z. B. im Erdgeschoss des Saalbaus von Burg Wildenberg, wo dieser eingebundene Ecksäulchen besitzt. Ebenso treten Mittelstützen in Form von hintereinander stehenden Säulenpaaren, z. B. bei einer erhaltenen Doppelarkade aus dem Saalbau von Friesach/Österreich auf. Auch in den Obergeschossen von Gelnhausen und der Wartburg sind solche Doppelstützen, hier aber bei Dreier- und Mehrfacharkaden vorhanden. Außerdem kann in die Maueröffnung eine Steinplatte eingesetzt werden, in welche zwei doppelte Rundbogenfenster eingeschnitten sind. In dem Fall bildet der Mittelteil der Doppelarkade ein schmales Wandfeld, wie es z. B. im Saal von Eger zu sehen ist. 470 Für eine Unterteilung durch eine Mittelstütze spricht seiner Ansicht nach die sonst gedrückte niedrige Gesamtform der Rundbogenfenster. - Hoelscher 1927, S. 51, Abb. 7. - Meckseper 1991b, S. 87-88. - Die 1993 vorgenommene Bauuntersuchung am südlichen Fenster der nördlichen Hälfte spricht nach Aussage von Frontzek/Memmert/Möhle (1996, S. 87 u. Anm. 18) anscheinend eher für nicht unterteilte, große Erdgeschossarkadenfenster. - Die Fenstergröße in salischer Zeit deutet auch auf eine ursprüngliche repräsentative Nutzung des Erdgeschosses hin. Meckseper 1993a, S. 50. - Zur Rekonstruktion der Erdgeschossfenster: s. auch G. Ulrich Großmann: Rez. von Frontzek/Memmert/ Möhle 1996, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, 1998, S. 259. 185 Fenster Abb. 159 und Abb. 160: Erdgeschossfenster in der Hofffassade des Goslarer Saalbaus. Heutiger Zustand und Zustand aus der Mitte des 11. Jahrhunderts, nach einer Rekonstruktion von U. Hoelscher. – Romanisches Doppelfenster in der nordwestlichen Hofseite des Nordwestbaus (Wohnbau) auf Burg Hohenecken (Anfang 13. Jahrhundert). (aus: Hoelscher 1927, S. 51, Abb. 7. – Gassen 1991) 186 Fenster Als Beispiele für Fenster ohne überfangenden Bogen können u. a. die Saal- und Wohnbauten von Tirol/Südtirol, Hohenecken, Eger, Wimpfen, Wildenberg und der Wohnturm von Burgdorf/Schweiz angegeben werden. Der untere Saal im ersten Obergeschoss (1138/39471) auf Burg Tirol/Südtirol besitzt Biforienfenster mit Mittelsäule, von denen noch drei aus dem ursprünglichen Bestand stammen. Auch die nordwestliche Hofseite des Nordwestbaus (Wohnbau) auf der Burg Hohenecken (Anfang 13. Jahrhundert) zeigt ein erhaltenes säulengekuppeltes Doppelfenster ohne Überfangbogen. Im Westteil des Saalbauobergeschosses in Eger (um 1170/80 oder 1220/30472), befinden sich in seiner nördlichen Rückseite, im Bereich der vermuteten ehemaligen Wohnräume, zwei Doppelarkadenfenster. Ihre beiden Biforien mit tiefer rundbogiger Nische sind in die außen bündige, dünne Mauer eingeschnitten. Die Wandfläche zwischen den Öffnungen ist mit einer schmalen Rundbogenblende und darüber mit zwei Kreisblenden mit Kreuzen verziert. Bei der höher als die Nordarkaden gelegenen, dem Saal zugehörigen Doppelarkade in der Ostgiebelmauer in rundbogig überdeckter Nische gehen über eine Säule zwei Bögen ohne jede seitliche Absetzung in die Wand über. Eine ähnliche Ausbildung wie die Egerer Nordfenster zeigt das im Obergeschoss neben dem ursprünglichen Saal gelegene Biforium in der nördlichen Saalbaufassade in Wimpfen (um 1180-1200). Die schlanke, hohe Doppelarkade steht auf einer Mittelsäule, hinter der die Öffnung mit Steinplatten verschlossen ist. In diese sind zwei kleine Rundbogenfenster eingeschnitten.473 Abb. 161: Biforium im Westteil des Saalbauobergeschosses in Eger (um 1170/80 oder 1220/30), Innenansicht. (Foto: Verf. 2001) 471 Die Holzbalkendecke des Saalbauuntergeschosses ist dendrochronologisch auf das Schlagdatum Winterhalbjahr 1138/39 datiert. - Bitschnau/Hauser 1998, S. 36. 472 Nach Binding (1996, S. 370) kann die Pfalz in die 1220/30er Jahre datiert werden. 473 In Größe und Gestalt ähnelt das Fenster dem Triforium in Gelnhausen. – Binding 1996, S. 355-356. 187 Fenster Auf Burg Wildenberg (um 1180-1200) besitzen die aus großen Steinblöcken gehauenen Doppelfenster des Erdgeschosssaales von Zickzackstäben gerahmte Bögen, welche auf einem Mittelpfeiler mit eingebundenen Ecksäulchen aufliegen. Und im zweiten Obergeschoss des Wohnturmes von Burgdorf/Schweiz (um 1200) sind in der Südgiebelseite des Saales zwei spätromanische Biforienfenster vorhanden. Sie haben je ein Oberlicht in Form eines im Kreis eingestellten Vierpasses über ihrer Mittelstütze, welche hier in Form eines zierlichen Pfeilers mit vorgelagertem Säulchen ausgebildet ist. Wie die letzten Beispiele zeigen, gibt es etwa ab 1200 gekuppelte rundbogige Fenster mit relativ dünnen Gewänden. Bei den trichterförmigen und massiv ausgebildeten Arkadenfenstern sind die in der Gebäudemauer befindlichen Öffnungen als Fenster bzw. die Quader der großen Öffnungen als Gewände ausgebildet. Im Vergleich hierzu wird bei den leichteren Ausführungen ein vorgefertigtes Fenstergewände als sog. Fertigteil in die Maueröffnung eingesetzt. Abb. 162: Doppelfenster im Saalbauerdgeschoss auf Burg Wildenberg (um 1180-1200) mit von Zickzackstäben gerahmten Bögen und Mittelpfeiler mit eingebundenen Ecksäulchen. (Foto: Hotz 1981/1992, T 107) 188 Fenster Einzelne Doppelarkaden in Rechtecknischen kommen z. B. in Münzenberg und Büdingen vor. Beim älteren östlichen Wohnbau von Burg Münzenberg (um 1160-65) haben sich in der nördlichen Hoffassade zwei Doppelarkaden im mittleren sowie ein Biforium im obersten Geschoss erhalten. Die Fenster sitzen in verzierten Rechtecknischen und werden von Säulen mit reich dekorierten Kämpfern und Kapitellen gegliedert. Das Doppelfenster in der Westgiebelmauer im Wohnbau von Büdingen (gegen 1180-90/Ende 12. Jahrhundert) besaß auf der Außenseite zwei Biforienfenster, wobei umlaufende, doppelte Blendbögen den Bogenlauf der Fenster folgten. Die Bögen ruhten jeweils auf einer massiven, stark verjüngenden Mittelsäule und doppelten seitlichen Pilastern.474 Abb. 163 und Abb. 164: Doppelarkaden in Rechtecknischen in der Hofseite des Ostwohnbaus auf Burg Münzenberg (um 1160-65) und in der Westgiebelmauer des Wohnbaus in Büdingen (gegen 118090/Ende 12. Jahrhundert). (Foto: Verf. 1999) Doppelarkaden unter einem gemeinsamen Blendbogen sind u. a. am Großen Saalbau in Vianden/Luxemburg, in Gnandstein sowie Seligenstadt am Main zu sehen. Beim Großen Saalbau in Vianden belichten sechs große romanische Doppelfenster (aus der Zeit um 1200-1210) in der Ostfassade – je drei zu beiden Seiten des mittleren Rundturmes das untere Saalgeschoss. An der Außenseite sind die Rechteckfenster durch je zwei runde Blendbögen nach oben abgeschlossen und seitlich von Säulen gerahmt. Die Doppelarkaden werden jeweils von einem großen Blendbogen mit Rundwulst an der Innenseite überfangen. Auch der vermutete Saal im Ostteil des zweiten Obergeschosses von Reams in Riom/Schweiz besaß ursprünglich drei große Doppelarkadenfenster unter einem Blendbogen.475 474 Diese Fenster der Westgiebelmauer sind nur von der Innenseite her freigelegt, während ihre Außenseite heute durch eine spätere Brandmauer verdeckt ist. Ihre Fassadenseite gibt eine genaue Zeichnung von Wagner aus dem Jahr 1890 wieder. – Kunstdenkmäler Großherzogtum Hessen, bearb. v. H. Wagner, 1890, S. 58, Fig. 28, 29. 475 Heute sind an ihrer Stelle Drillingsarkadenfenster unter einem Blendbogen aus Tuffstein zu sehen, die bei der Mauerwerkssicherung im Jahr 1936 in freier Ergänzung eingebaut worden. Dabei wurden die bis dahin noch vorhandenen Fensterreste im Saalbaugiebel nicht berücksichtigt, aus denen sich große Doppelbogenfenster rekonstruieren lassen. – s. Originalreste eines Biforiumfensters, Plan M 1:20, Kantonale Denkmalpflege Graubünden, abgebildet in: Poeschel 1929/30, S. 258. 189 Fenster Abb. 165 und Abb. 166: Romanische Doppelfenster (aus der Zeit um 1200-1210) in der Ostfassade des Großen Saalbau in Vianden/Luxemburg. - Obergeschoss der erhaltenen Mainseite des Saalbaus in Seligenstadt am Main (um 1170/80, zweite Bauphase um 1230/40) mit durch Blendbögen paarweise zusammengefassten Doppelarkaden. (aus: Milmeister 1977, S. 27, Abb. 18. - Foto: Verf. 1999) 190 Fenster Beim Obergeschoss der erhaltenen Mainseite des Saalbaus in Seligenstadt am Main (um 1170/80, zweite Bauphase um 1230/40) stehen zwei mit Blendbögen überfangene, schlanke Doppelarkaden paarweise zusammen. Es handelt sich hierbei um jeweils aus der Achse zur Seite verschobene schlanke Doppelfenster in zierlicher Ausbildung, mit abgefastem Gewände und Mittelpfeiler unter großen, von einer Mittelkonsole zusammengehaltenen Blendbogen. Diese Fenster bilden insofern eine Besonderheit, als sie von einem gleich großen Bogen überfangen werden, wie die in diesem Geschoss liegenden Triforien. Dies ist aus einer Umbauphase um 1230/40 zu erklären, da die beiden Südfenster nach Cramer476 ursprünglich angeblich genau so wie die zwei nördlichen Dreierarkaden gestaltet waren. Bei der mittleren Arkadengruppe gehört das kleinere Nordfenster zum ersten Baubestand. Doppelfenster mit Kleeblattbögen sind z. B. im Saalbau von Gnandstein zu finden, während sie für den Kleinen Saalbau von Vianden rekonstruiert werden können. Die Westgiebelseite des Saalgeschosses von Gnandstein (erstes Viertel 13. Jahrhundert) besitzt eine Doppelarkadenöffnung, hier mit Kleeblattbogenabschluss, dessen Fenstersäule als einzige der Saalfenstersäulen noch in situ vorhanden ist. Im Obergeschosssaal des Kleinen Saalbaus in Vianden/Luxemburg befinden sich zehn große Kleeblattbogenfenster (vermutlich erstes Viertel 13. Jahrhundert), von denen sechs auf die Ostfassade verteilt sind, während sich vier südlich des Eingangportals befinden. Von den Fensteröffnungen haben sich nur die beiden nördlichen mit Kleeblattbogenfeld über je drei seitlich im abgetreppten Gewände eingestellten Säulen, jedoch ohne Binnengliederung erhalten. Vermutlich besaßen die Saalfenster ursprünglich eine Innengliederung in Form von Doppelarkaden mit Mittelstütze, die von je einem Kleeblattbogen überfangen wurden.477 Abb. 167: Kleeblattbögen mit vermutlich ursprünglicher Binnengliederung durch eingestellte Biforien im ersten Obergeschoss des Kleinen Saalbaus in Vianden. (Foto: Verf. 1997) 476 Cramer 1999, S. 147. 477 s. Rekonstruktionsversuch der Verfasserin von den Kleeblattbogenfenstern des Kleinen Saalbaus auf dem Plan „Fenster des Saalbaus II“. 191 Fenster Abb. 168: Erstes Obergeschoss des Kleinen Saalbaus in Vianden. Innenseite der Kleeblattbögen, mit Blick auf die Gewändesäulen. (Foto: Verf. 1997) Während Die Doppelarkaden z. B. im Großen Saalbau von Vianden und in Seligenstadt als einzelne Fenster auftreten, sind bei anderen Saalbauten mehrere von ihnen aneinandergereiht. So werden die qualitätvoll gegliederten Biforien in den Sälen der Gamburg in Zweiergruppen, in Wildenberg in Dreier- und in Girbaden/Elsass sowie Landsberg/Elsass in Vierergruppen zusammengefasst. Dabei zeigen nicht nur ihre Blendbögen eine doppelte oder mehrfache, profilierte Gliederung, sondern auch die Stützen. So bestehen sie bei der Gamburg aus einer vierteiligen Säulengruppe, in Landsberg, Girbaden und Wildenberg aus Bündelpfeilern. 192 Fenster Der Gamburger Saalbau (um 1190-Anfang 13. Jahrhundert) besaß im Obergeschoss an drei seiner Saalwände jeweils zwei Doppelarkaden in Rechteckblenden, von denen die auf der Nordgiebelseite bis heute am vollständigsten erhalten geblieben sind. Sie besitzen unprofilierte Bögen, welche beidseitig auf Doppelsäulen, in der Mitte auf einer Vierersäulengruppe ruhen.478 Im Obergeschoss des Wohnbaus auf Burg Landsberg/Elsass (um 1200479) befindet sich ein Saal, der auf seiner Südseite eine Reihe von vier Doppelarkadenfenstern zeigt. Die mächtigen profilierten Bogenleibungen werden von Bündelpfeilern getragen, während im Bogenfeld ein Kreiselement eingelassen ist. Im Saalgeschoss von Girbaden/Elsass (um 1220/30) nahm eine Viererfenstergruppe aus Biforien mit reicher Säulenstellung die gesamte Breite der Südseite ein. Die Fenster besaßen abgetreppte Gewände, die an der Innenund Außenseite mit je zwei Säulen versehen waren. Diese liefen als Rundstäbe im äußeren Laibungsbogen sowie um die Biforien weiter, welche jeweils auf einer Mittelsäule ruhten. Da jede Doppelarkade 8 Gewändesäulen und eine Mittelsäule besaß, ergaben sich auf einer Wandbreite von nur 10 m insgesamt 36 Fenstersäulen.480 Als Höhepunkt und Abschluss der Fensterentwicklung in Form von Doppelarkaden kann auf die reiche Dreierfenstergruppe im oberen Saalgeschoss auf Burg Wildenberg bei Amorbach (zweite Bauphase zweites Viertel 13. Jahrhundert) hingewiesen werden. Diese bestand jeweils aus doppelten Dreipassbögen mit kleeblattförmigen Oberlicht sowie insgesamt 15 Mittel- und Ecksäulen mit reicher Kapitellplastik. Während die äußeren Fensterbögen von je einem Pfeiler mit vorgelagerter Säule getragen wurden, ruhten die Kleeblattbögen auf jeweils einer mittleren und zwei seitlichen Säulen.481 Abb. 169: Viererbiforienfenstergruppe in der Südwand des Saalgeschosses von Girbaden/Elsass (um 1220/30). Rekonstruktion von W. Hotz 1960. (aus: Hotz 1981, S. 138, Z 60) 478 Zu den Arkaden in der Nordgiebelmauer: Biller 1990b, S. 118. - Gromer 1994, S. 60-66 und 2000, S. 247 Gromer/Krämer 1995, S. 8.) 479 Nach Zumstein 1971, S. 85-87. – s. auch: Bronner/Salch 1991, bes. S. 7. 480 Auf Grund erhaltener Reste sowie eines Aquarells aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lässt sich die Viererfenstergruppe in der Südgiebelmauer des Saalgeschosses rekonstruieren. – Biller 1996, S. 166-167. 481 Die mit reicher Bauplastik versehene Fenstergliederung wirkte in der Erbauungszeit nach außen, während heute die vorhandenen Fensterreste mit Kapitellschmuck und Profilen an der Innenseite des Mauerwerks sitzen. - Zu Bestand und Rekonstruktion der Dreierfenstergruppe des Obergeschosses: Hotz 1963, S. 63-64 und 1972a, S. 1819. – Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917, S. 337. – Sarazzin/Schultze 1901, Abb. auf S. 177 (Außen-, Innenansicht, Grundriss). 193 Fenster Abb. 170 und Abb. 171 und Abb. 172: Biforienfenstergruppen im Obergeschoss der Saalbauten auf der Gamburg (um 1190 - Anfang 13. Jahrhundert), Burg Wildenberg (aus der zweiten Bauphase aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts) und Landsberg/Elsass (um 1200). (Fotos: Gromer 1993. - Verf. 1999, 1995) 194 Fenster 2.7.2.2 Das Dreier- und Mehrfachfenster Dreierarkadenfenster ohne Blendbögen sind u. a. in den Obergeschossen der Saalbauten von Tirol/Südtirol, auf der Wartburg, in Braunschweig, auf der Hohkönigsburg/Elsass sowie in Regensburg/Österreich zu finden. Der Saal im ersten Obergeschoss (erste Hälfte 12. Jahrhundert482) auf Burg Tirol/Südtirol besaß neben seinen Doppelarkadenöffnungen auch zwei Triforienfenster mit Mittelsäulen, die größtenteils erneuert sind.483 Die Fensterreihe im zweiten Obergeschoss in der Talseite des Saalbaus auf der Wartburg (zweite Bauphase um 1162-65/vor 1172) besteht – neben je einem ganz außen liegenden Biforium – aus insgesamt sechs Triforien mit jeweils zwei eingestellten Säulen. Einfache Dreierarkaden, ohne Blendbogen, welche im Wechsel mit Biforien standen, waren um 1880 noch als Reste auf der Ostseite des oberen Saales der Burg Dankwarderode in Braunschweig (drittes Viertel 12. Jahrhundert) vorhanden.484 Von den ursprünglichen Maueröffnungen des östlichen Saaloder Wohnbaus auf der Hohkönigsburg/Elsass (zweite Hälfte 12. Jahrhundert) ist auf der Südseite eine vermauerte dreiteilige, jeweils von einer Säule getragene Arkade erhalten geblieben.485 Auch der Herzoghof in Regensburg/Österreich (um 1210/20) besaß im ersten Obergeschoss in seiner Nord- und Ostseite Saalfenster in Form von Triforien und Quadriforien. Mit den von Säulen mit achteckigen Schäften getragenen Bogenöffnungen korrespondiert an der Innenseite die auf Konsolen darüber gesetzte Blendbogenreihe.486 Abb. 173: Südseite des östlichen Saal- oder Wohnbaus auf der Hohkönigsburg/Elsass (zweite Hälfte 12. Jahrhundert) mit vermauerter dreiteiliger, jeweils von einer Säule getragenen Arkade. (Fotos: Verf. 1995) 482 Die Holzbalkendecke des Saalbauuntergeschosses ist auf das Schlagdatum Winterhalbjahr 1138/39 datiert. Bitschnau/Hauser 1998, S. 36. 483 Das Dreierarkadenfenster in der Westmauer ist teilweise, das in der Südmauer ganz erneuert. 484 Zur Rekonstruktion der Obergeschossfenster der Ostfassade: Arens 1985, S. 131. - Beitz 1989, S. 84. 485 Biller 1979, S. 4. 486 Zu Datierung und Rekonstruktion der Saalfenster in Regensburg: Bauer 1997, S. 54. - Paulus 1983, S. 57. – Schmid 1996, S. 65. – Strobel 1965, S. 177ff. 195 Fenster Dreierarkaden in Rechteckrahmen sind z. B. im Obergeschoss der zweigeschossigen Ostmauer des Saalbaus von Klosterneuburg/Österreich zu finden. Dort sitzen in regelmäßigen Abständen drei romanische Triforienfenster, deren in Rechteckrahmen eingestellten Bogenstellungen jeweils von zwei schlank proportionierten Marmorsäulen getragen werden.487 In der Westgiebelmauer im Wohnbau von Büdingen (gegen 118090/Ende 12. Jahrhundert) sitzt unterhalb von zwei bereits erwähnten Biforien ebenfalls ein Dreierarkadenfenster, das von einem Rechteckrahmen umgeben war. Ihre Bögen ruhten unter weit ausladenden Sattelsteinen auf einer Bündel- und einer Knotensäule, während das Säulenbündel aus je vier nach oben stark verjüngenden Säulen bestand.488 Abb. 174 und Abb. 175: Dreierarkaden in rechteckigen Rahmen im Obergeschoss des Saalbaus von Klosterneuburg/Österreich und in der Westgiebelmauer des Wohnbaus von Büdingen (gegen 118090/Ende 12. Jahrhundert). (Fotos: Meckseper 1995. - Verf. 1999) 487 Seeger 1997, S. 106ff. 488 Eine Knotensäule ist z. B. auch bei den Saalarkaden in Wimpfen zu finden. – Zu den Giebelfenstern s. auch: Jost 1995, S. 195. – Faust 1929, S. 7-8. 196 Fenster Von Mittelsäulen getragene Dreierarkaden mit überfangenden Blendbögen besitzen z. B. die Säle in Boymont/Südtirol, Gnandstein und Seligenstadt am Main, während sie für Goslar und Weißensee rekonstruierbar sind. Der vermutlich die gesamte Geschossfläche einnehmende Saal im ersten Obergeschoss von Boymont/Südtirol (um 1230/35-40) besaß je vier säulengekuppelte, von einer Rundbogenblende zusammengefasste Triforienfenster im Osten und Süden. Sein unterteiltes zweites Obergeschoss hatte einen großen Wohnraum, welcher ebenfalls mit gleichen Dreierarkaden - drei nach Süden, zwei nach Osten - ausgestattet war.489 In der Südfassade des Saalgeschosses von Gnandstein (erstes Viertel 13. Jahrhundert) befinden sich zwei, jeweils unter einer Rundbogenblende zusammengefasste romanische Triforienfenster.490 Die nördliche Fenstergruppe im Obergeschoss der erhaltenen Mainseite des Saalbaus in Seligenstadt am Main (um 1170/80, zweite Bauphase um 1230/40) ist in Form von Dreierarkaden unter von einer Mittelkonsole zusammengehaltenen Blendbögen ausgebildet. Die Arkaden werden von je einer achteckigen und einer stark verjüngten runden Säule unter einem hohen, profilierten Kämpfer getragen und waren auf der Innenseite von einem rechteckigen Rahmen umfasst.491 Für die ursprüngliche hofseitige Ostfassade des Goslarer Saalbaus kann seit Mitte des 12. Jahrhunderts eine Arkadenreihe mit gruppenweise überfangenen Blendbögen auf Pfeilern angenommen werden. Hoelscher rekonstruiert durch Mittelsäulen gegliederte Viererarkaden-, Meckseper Dreierarkadengruppen, so wie sie im heutigen Bestand des Saalbaus zu sehen sind.492 Der Saal im ersten Obergeschoss auf Burg Weißensee (erste Bauphase von etwa 1168-90493) wurde durch eine Reihe von sieben großen Arkadenfenstern auf seiner südlichen Langseite belichtet, welche nur durch pfeilerartige Mauerstreifen voneinander getrennt waren. Für die Binnengliederung kann nach Kozok bei diesen Saalfenstern vom gleichen Konstruktionsprinzip und Proportionsschema wie im Erdgeschoss ausgegangen werden, weshalb auch hier Triforien zu rekonstruieren sind. Ihre Rekonstruktion zeigt je zwei Doppelsäulen für die innere Gliederung und zwei eingestellte Ecksäulen vor den Laibungen der Außenseite.494 489 Liessem 1998, S. 80. 490 Die Fenstersäulen und die Sohlbänke der beiden Drillingsfenster in der Südfassade wurden in den 1960er Jahren durch Kopien ersetzt, ihre Originale sind aber in der Burg Gnandstein ausgestellt. - Hoffmann 2001, S. 72, Anm. 25. 491 Von den durch Brand beschädigten ursprünglichen Säulen der Dreierarkaden wurde eine 1880 erneuert und die anderen durch Nachbildungen ersetzt. –Binding 1996, S. 395-396. – Atzbach 1998, S. 192. – Cramer 1999, S. 145, 148.) 492 s. Hoelscher 1927, S. 121, Abb. 31. – Meckseper 1998a, S. 30, Abb. 3. - Die stilistische Analyse von Möhle führt zur Datierung der Obergeschossfensterpfeiler auf „nicht früher als die 1160er oder 1170er Jahre“, während die Fenstersäulen „in das letzte Viertel des 13. Jahrhunderts“. datiert werden können. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 95, 98 493 Nach Kozok 1998b. 494 Diese ursprünglichen Saalfenster sind heute zugesetzt und – abgesehen von der dritten Arkade von Osten – mit kleineren Rechteckfenstern versehen. – Zur Rekonstruktion der Südfenster des Saales s. auch: Kozok 1998b, S. 170, 184-185 und S. 173, Abb. 155 (Rekonstruktion Grundriss erstes Obergeschoss). 197 Fenster Abb. 176 und Abb. 177: Triforien unter Rundbogenblenden im Obergeschoss der Saalbauten von Burg Boymont/Südtirol (um 1230/35-40) und Gnandstein (erstes Viertel 13. Jahrhundert). (Fotos: Liessem 1996. - Schmitt 1999) 198 Fenster Abb. 178 und Abb. 179: Triforien unter Rundbogenblenden im Obergeschoss der Saalbauten in Seligenstadt am Main (um 1170/80, zweite Bauphase um 1230/40) und in Goslar. (Fotos: Verf. 1999, 1995) 199 Fenster Einige Obergeschosssäle sind durch Fenster aus Vierer- und Mehrfacharkaden belichtet, welche manchmal in Gruppen aufgereiht werden. So bestehen die nördlichen Saalfenster in Eger/Tschechische Republik aus drei säulengekuppelten Fünferarkadengruppen: Je fünf Fenster sind in einer Nische zusammengefasst und werden von schlanken Mittelsäulen mit attischen Basen und Würfelkapitellen unter weit ausladenden Sattelsteinen getragen. Das zweite Obergeschoss des Ostwohnbaus auf Burg Münzenberg zeigt auf der Hofseite neben einem Doppelfenster eine Viererarkade in rechteckiger Rahmung in Form einer Rechteckblende mit doppeltem Zickzack. Von den drei Fenstersäulen haben die beiden äußeren jeweils einen glatten Schaft, während ihre stärker ausgebildete Mittelsäule einen polygonalen, zickzackgeschmückten Schaft besitzt.495 Abb. 180 und Abb. 181: Viererarkade in rechteckiger Rahmung im zweiten Obergeschoss der Hofseite des Ostwohnbaus auf Burg Münzenberg - Nördliches Fünferarkadenfenster in Eger/Tschechische Republik. (Fotos: Verf. 1999, 2001) 495 Dieser Schaft entspricht in Form und Schmuck der Kaminsäule. – Jost 1995, S. 165. 200 Fenster Werden die Arkadenfenster in Eger und auf Burg Münzenberg jeweils von einzelnen Säulen getragen, so treten an ihrer Stelle auf der Wartburg, in Gelnhausen und Wimpfen Doppelsäulen auf. Den Übergang von der einfachen Stütze zur Doppelsäule zeigt die Hoffassade des Saalbaus auf der Wartburg: Die vier vierteiligen Fenster im zweiten Obergeschoss (zweite Bauphase um 1162-65/vor 1172) bestehen aus zwei von je einer Säule getragenen Doppelbögen, welche von einer mittleren, nebeneinander angeordneten Doppelsäule zusammengefasst sind. Bei den drei aufgereihten Fünferarkadenfenstern im ersten Obergeschoss (erste Bauphase um 1156-62) werden ihre Bögen jeweils durch verdoppelte Säulen getragen, die - zur Aufnahme der Mauerstärke – hintereinander stehen. Diese Verdopplung der Stützen ermöglicht es, die Arkadenöffnungen bei Umfassungsmauern mit großer Tiefe auf relativ schlanken bzw. zierlichen Säulenstützungen ruhen zu lassen. Die großen Fensterarkaden im hoch gelegenen Erdgeschoss in der Hoffassade vom Gelnhäuser Saalbau (um 1170/80) bestehen aus zwei Triforien für je einen Westraum sowie einer Fünferarkade für den Ostsaal. Ihre mit Rundstäben profilierten Bogenstellungen werden jeweils durch Doppelsäulen mit attischen Basen und reich ornamentierten Kelchblockkapitellen unter Wulstkämpfern getragen. Die Arkadengruppen sind seitlich von flachen Lisenen begrenzt, welche sich nach Meinung von Binding ins zweite Obergeschoss fortsetzten. 2.7.3 Arkadengalerien im Obergeschoss – Gliederung und Wirkung Eine Anzahl von Obergeschosssälen sind mit repräsentativen, aus Doppelarkaden zusammengesetzten Fensterreihen ausgestattet, welche die gesamte Länge oder Breite ihrer Wand einnehmen. So wird z. B. die Nordgiebelseite des Saales auf der Gamburg durch zwei Doppelarkaden in Rechteckrahmung belichtet, während sich dieses Fenstermotiv in doppelter Ausführung an der Westseite wiederholt. Beim Erdgeschosssaal in Wildenberg ist die Südostgiebelseite auf der ganzen Breite durch eine reich dekorierte Dreierarkade gegliedert, die jeweils aus doppelten Dreipassbögen mit kleeblattförmigem Oberlicht besteht. Auch die Südgiebelseite des Saalbaus von Girbaden/Elsass sowie die Südseite im Wohnbau von Landsberg/Elsass sind im Obergeschoss mit einer Viererfenstergruppe aus Biforien mit reicher Säulenstellung ausgestattet. Auf der Ulrichsburg/Elsass (um 1200) wird der Saal im ersten Obergeschoss von zwei Biforien in der Nordgiebelmauer sowie einer Reihe von sieben reich verzierten Doppelarkadenfenstern in seiner östlichen Langseite belichtet. Diese besaßen profilierte Rundstäbe an ihren äußeren Rundbogenblenden sowie Arkadenöffnungen. Ihre Blendbogenfelder über den Mittelstützen zeigen reich profilierte Oberlichter in sieben verschiedenen geometrischen Formen. Neben dem Kreismotiv sind ein diagonal gestelltes Quadrat, eine Vierpassform und Kombination von Bögen und spitzen Winkeln zu sehen. Im Vergleich hierzu werden die Biforien im Erdgeschoss der Hoffassade des Wartburger Saalbaus zu insgesamt drei Zweiergruppen zusammengerückt, zwischen denen jeweils schmälere Mauerstreifen stehen bleiben. Eine gleichmäßige Reihung einzelner Doppelarkaden zwischen Mauerstreifen ist in Vianden/Luxemburg zusehen. Dort zeigt die Ostansicht im Erdgeschoss des Großen Saalbaus je drei romanische, blendbogenüberfangene Biforien zu beiden Seiten des mittleren Rundturmes. Auf der gleichen Fassadenseite befinden sich im ersten Obergeschoss des Kleinen Saalbaus sechs aufgereihte Kleeblattbogenfenster, für welche eine ursprünglich Innengliederung in Form von Doppelarkaden mit Mittelstütze angenommen werden kann. 201 Fenster Abb. 182 und Abb. 183: Drei- und fünfteilige Fenstergruppe in der Hoffassade des Gelnhäuser Saalbaus. - Siebenteilige Biforienfensterreihe in der östlichen Langseite des Saales auf der Ulrichsburg/Elsass (um 1200). (Fotos: Verf. 1999, 1995) 202 Fenster Zur Belichtung sowie Repräsentation der oberen Säle werden auch Dreierarkaden unter Überfangbögen zu langen Fensterreihen zusammengesetzt. Die talseitige Ostansicht des Wartburger Saalbaus zeigt im ersten Obergeschoss eine aus Triforien gebildete Viererfensterreihe. Bei der gleichmäßigen Aufreihung der Maueröffnungen bleibt hier zwischen den Überfangbögen jeweils noch ein lisenenartiger Mauerstreifen stehen. Eine gleichmäßige Aufreihung von Triforien könnte auch für die ursprüngliche Fassadengliederung der oberen Säle von Goslar und Weißensee angenommen werden. Bei der östlichen Hoffassade in Goslar befanden sich vermutlich je drei Dreierarkadenfenster mit von Pfeilern getragenen Überfangbögen zu beiden Seiten des mittleren Querhauses. Für die südliche Langseite des Saalgeschosses in Weißensee könnten nach Kozok sieben eng nebeneinander gestellte Triforien rekonstruiert werden, die nur durch schmale pfeilerartige Mauerstreifen voneinander getrennt waren. Das Obergeschoss des Saalbaus in Reinegg/Südtirol (zweite Viertel 13. Jahrhundert) wird durch fünf große, spitzbogige Dreierarkadenfenster mit je zwei mittleren Säulen und Maßwerk in den Tympanonfeldern belichtet. Das Maßwerk wechselt in Form von durchbrochenen Drei- bzw. Vierpässen und seitlichen Kreisen mit Rundmedaillons oder plastischem Rosettenschmuck. Die ungefähr gleichmäßig aufgereihten Fenster sind – wie bei der Wartburger Ostseite - durch breitere Mauerstreifen voneinander getrennt. Bei den repräsentativen Obergeschossfenstern der Saalbauten werden auch einzelne Arkaden aneinander gereiht, wobei eine lange Fensterreihe entstehen kann oder mehrere kürzere Arkadenreihen nebeneinander gruppiert werden. So bestehen z. B. die nördlichen Saalfenster in Eger/Tschechische Republik aus drei säulengekuppelten Fünferarkadengruppen, während die Hofseite des Gelnhäuser Saalbaus im Erdgeschoss zwei Triforien sowie eine Fünferarkade besitzt. Die Hoffassade des Wartburger Saalbaus hat im Mittelteil ihres Obergeschosses eine Fensterreihe aus drei Fünferarkaden, die durch Lisenen voneinander getrennt sind. Alte Abbildungen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts zeigen die zweigeschossige romanische Ostfassade des Saalbaus in Bamberg (zweie Bauphase um 1230), die im Obergeschoss durch drei Arkadenreihen mit je vier Rundbogenöffnungen gegliedert ist. Dabei stehen die beiden südlichen Fenstergruppen einander näher und zur nördlichen Viererarkadengruppe besteht ein größerer Abstand. Vielleicht wies diese Hoffassade ursprünglich eine Gliederung in vier Arkadengruppen auf, von denen die beiden äußeren Fensterreihen jeweils einander näher gerückt waren.496 Für die ursprüngliche Belichtung des oberen Saales auf der Ostseite des Saalbaus in Braunschweig (etwa drittes Viertel 12. Jahrhundert) können nach alten Plänen und Bauresten aus dem 19. Jahrhundert Biforien im Wechsel mit Dreierarkaden vermutet werden.497 Besonders lange Arkadenreihen besitzen die Obergeschosse in Münzenberg, Wimpfen, Köln und Neuenburg/Schweiz. Der Saal im zweiten Obergeschoss des Ostwohnbaus von Münzenberg öffnet sich auf seiner Südseite in einer achtbogigen Arkatur. Ihre mittlere, von Säulen getragene Bogenfolge ist durch einen breiten Rundpfeiler akzentuiert. Von den drei Säulen zu beiden Seiten des Pfeilers besitzen die zwei mittleren je einen glatten, die äußere einen achteckigen Säulenschaft, wodurch ein Rhythmus in der Arkadenfolge entsteht.498 Die Nordseite des Saalbaus in Wimpfen (ca. 1182-1200) hat im Obergeschoss eine 14gliedrige Arkadenreihe, welche die gesamte Länge des dahinter gelegenen Saales 496 Mayer 1951, S. 15. - Burandt 1998, S. 147. 497 Zur Rekonstruktion der Obergeschossfenster der Ostfassade: Arens 1985, S. 131. 498 Jost 1995, S. 182. 203 Fenster einnimmt. Sie ist durch Zwischenpfeiler in drei Gruppen zu zweimal fünf und einmal vier Bogen auf Doppelsäulen geteilt. Durch die schmale Ausbildung der Pfeiler zwischen den Fünferarkaden entsteht der Eindruck einer durchlaufenden Arkadenfolge. Von den insgesamt 34, sich verjüngenden Fenstersäulen haben fünf zur Innenseite gelegene Säulen eine besondere Form: Es sind ein gedrehter Säulenschaft aus vier Wülsten, zwei Knotenschäfte aus acht Wülsten, ein mit kreisförmigen Pflanzenornamenten versehener Schaft und ein aus einem Vierersäulchenbündel bestehender Schaft zu finden. Abb. 184 und Abb. 185: Achtbogige Fensterarkatur in der Südseite des zweiten Obergeschosses des Ostwohnbaus von Münzenberg. - 14-gliedrige Arkadenreihe in der Nordseite des Saalbaus in Wimpfen (ca. 1182-1200). (Fotos: Verf. 1999. - aus: Binding 1996, S. 353, Abb. 157) 204 Fenster Der vermutlich die gesamte Grundfläche einnehmende Saal im Obergeschoss des Saalbaus in Köln (um 1160/70, Umbau um 1220/30499) öffnete sich zu seinen beiden Langseiten in einer langen Fenstergalerie. Seine hofseitigen Nordfenster bestanden aus einer Reihe von 12 oder 14 Arkaden mit Akzentuierung ihrer Mittelachse durch Überhöhung der beiden mittleren Bögen. Je ein aus Dreipässen gebildetes, großes Lilienfenster mit langem Schaft war zu beiden Seiten der Nordarkadenreihe angeordnet. Kleinere solcher Fenster mit kurzem Schaft, befanden sich paarweise über der Mitte der langen Fenstergruppe. Die Südfassade besaß eine zehnteilige Fensterreihe einheitlicher Höhe, die beidseitig eines breiteren Pfeilers zu einer Sechser- und einer Viererarkadengruppe zusammengefasst wurde. Über beide Fenstergruppen befand sich mittig je ein kleines Lilienfenster. Zum Abschluss der Untersuchung dieser formenreichen Arkadenreihen sei noch die neunteilige Galerie von Schloss Neuenburg (Neuchâtel)/Schweiz erwähnt. Sie befindet sich in der Ostfassade eines Turmbaus aus dem 15. Jahrhundert im Südwesten des heutigen Schlosses. Diese Ostseite des Turmes ist in ihren unteren zwei oder drei Geschossen aus romanischer Zeit erhalten geblieben. Ihre Säulen mit Kelchblockkapitellen mit vielseitigem bauplastischem Schmuck tragen eine ornamentierte Gesimsleiste, über der sich dekorative Blendbögen befinden. Die Arkaden sowie Bogenfelder sind mit Flechtwerk, geometrischen und vegetabilen geschwungenen Formen und Bändern reich verziert.500 Abb. 186: Romanische Arkadengalerie von Schloss Neuenburg (Neuchâtel)/Schweiz in der Ostfassade eines Turmbaus aus dem 15. Jahrhundert. (Foto: Verf. 1998) 499 Zur stilistischen Datierung der Saalbaufenster: Barbknecht, Monika: Die Fensterformen im rheinischspätromanischen Kirchenbau. Die Problematik ihrer Überlieferung unter bau- und restaurierungsgeschichtlichen Aspekten. (= 31. Veröffentlichung der Abteilung Architektur des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln). Köln 1986, S. 224-226. 500 Zur Arkadengalerie in Neuenburg: Courvoisir 1955, S. 142. – Piaget/Lozeron: L’oratoire et la galerie du château de Neuchâtel en 1447, in: Musée Neuchâtelois, Neuchâtel: Impriverie 1944, S. 23-25. 205 Fenster Abb. 187 und Abb. 188 und Abb. 189: Neunteilige romanische Arkadengalerie von Schloss Neuenburg (Neuchâtel)/Schweiz. Erste bis vierte Arkade (von links) (Fotos: Verf. 1998) 206 Fenster 2.7.4 Frühgotische Arkadenfenster Etwa nach 1225-30 finden sich zur Belichtung der Obergeschosse von Saalbauten die ersten Spitzbogenformen501, meist in Doppel- und Dreierarkadenfenstergruppen. Der obere Saal des Großen Saalbaus in Vianden/Luxemburg (etwa Mitte 13. Jahrhundert) besitzt in seiner Ostfassade sechs frühgotische Doppelfenster, die an ihrer Außenseite jeweils durch zwei Kleeblattbogenblenden nach oben abgeschlossen und von einem profilierten, spitzen Blendbogen überfangen sind. Dieser wird auf beiden Fensterseiten von Säulen mit Eichblattkapitellen getragen, welche sich in Form eines horizontalen Frieses im Mauerwerk fortsetzen. Vor den mittleren Fensterpfosten stehen Dreiviertelsäulchen mit Blattwerk geschmückten Kapitellen.502 Auch auf der Südwestseite der Burg Leofels (um 1240) sind mehrere aufwendig gestaltete, spitzbogige Doppelfenster vorhanden, die ursprünglich offenbar einen Saal belichteten. Es handelt sich um durch zierliche Mittelsäulen getrennte Doppelfenster mit kleeblattoder spitzbogenförmigen Öffnungen mit z. T. gotischen Maßwerkansätzen. Auch die Zwickel der Bögen zeigen drei- oder vierpassähnliche Maßwerkformen.503 Der um die Mitte des 13. Jahrhunderts eingebaute Saal im ersten Obergeschoss (heute Erdgeschoss) des quadratischen Wohnturmes auf Burg Steinfurt besitzt eine Anzahl von Doppelarkadenfenstern, die jeweils von einem Spitzbogen überfangen sind und dessen Bogenfeld mit kreisrunden Oberlichtern ausgestattet ist. Im ersten Obergeschoss des ursprünglichen Wohnbaubereichs der Kernburg von Ortenberg/Elsass (um 126265504) befinden sich in der Ostseite eine Gruppe von fünf Doppelarkadenfenstern, die wahrscheinlich einem Saal zugehörig waren. Sie zeigen einen Höhenrhythmus, da die beide äußeren sowie das mittlere Fenster höher angeordnet sind. Je zwei gotische Spitzbogenfenster, schließen nach oben mit einem Kleeblattbogen ab (sog. Lanzettfenster) und sind über spitzbogigen Blendbögen zusammengefasst. In den Bogenfeldern befinden sich Vierpässe und Oculi.505 501 An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass sich über dem doppelten rechteckigen Wandschrank aus dem Saal der Ulrichsburg/Elsass eine doppelte, nicht verschließbare Ziernische in spitzbogenförmiger Ausbildung befindet. Da der Saalbau dendrochronologisch auf eine „Vollendung vor 1201“ datiert ist, handelt es sich bei diesem doppelten Wandschrank nach Aussage von Biller (im Druck) „um den ältesten eindeutig datierten Spitzbogen im elsässischen Burgenbau“. 502 Ebhardt , Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 470. - Koltz 1977, S. 20. - Wirtler 1987, S. 12, 15. 503 Diese Fensterformen weisen eine Stilverwandtschaft mit denen der Burg der Celano (um 1225 datiert) auf. – Leistikow 1956/59, S. 154-156. – Schumm 1951, S. 48-52 und 1969, S. 24-25. – Wülfing 1960, S. 145. 504 Nach Biller/Metz 1988, S. 1 und 1995, S. 198. - 505 Biller/Metz 1988, S. 9 und 1995, S. 202-203. - Eine ähnliche Fensterausbildung ist auch auf der Spesburg/Elsass (um 1250/60) zu finden, wo sich in ihren beiden Obergeschossen eine Reihe von spitzbogig überfangenen, lanzettförmigen Doppelarkadenfenstern mit maßwerkverzierten Oculi aus der Erbauungszeit erhalten hat. Biller/Metz 1991, S. 8. - Zur frühgotischen Fensterentwicklung im Elsass s. auch : Biller/Metz 1995, S. 39-60 207 Fenster Abb. 190 und Abb. 191: Spitzbogige Doppelarkadenfenster mit Oculi im Saal im ersten Obergeschoss (heute Erdgeschoss) des quadratischen Wohnturmes auf Burg Steinfurt (Mitte 13. Jahrhundert). – Doppelarkadenfenster im ursprünglichen Wohnbaubereichs der Kernburg von Ortenberg/Elsass (um 1262-65) (Fotos: Verf. 1997, 1995) 208 Fenster Abb. 192: Spitzbogig überfangene, lanzettförmige Doppelarkadenfenster mit maßwerkverzierten Oculi auf der Spesburg/Elsass (um 1250/60). (Foto: Verf. 1995) Frühgotische Dreierarkadenfenster sind z. B. in Wertheim, Rothenburg/Kyffhausen und Reinegg/Südtirol zu finden. Auf Burg Wertheim (um 1235-40) ist im Nordwohnbau ein frühgotisches Doppelfenster mit zwei Lanzettbögen ohne Überfangbogen in einfacher Ausführung im zweiten Obergeschoss seiner Westfassade erhalten. In der Westgiebelseite des Südwohnbaus befinden sich im ersten Obergeschoss zwei dreifach gekuppelte spitzbogige Fenstergruppen mit erhöhtem Mittelfenster unter Kleeblattbogenblenden mit Profilierung auf der Außenseite.506 Der durchgehende Saal im Obergeschoss der Rothenburg/Kyffhausen (Mitte 13. Jahrhundert) wurde von vier großen Triforien – drei auf der Ost- und eins auf der Südgiebelseite – belichtet. Sie waren innen flachbogig, außen mit Spitzbogenblenden versehen, besaßen eine überhöhte Mittelöffnung und Kleeblattbogen auf Pfosten ohne Kapitelle.507 Im Obergeschoss des Saalbaus von Reinegg/Südtirol (zweites Viertel 13. Jahrhundert) befinden sich in der talseitigen Westfassade in gleichmäßiger Reihung fünf große, spitzbogige Dreierarkadenfenster mit je zwei schlanken Mittelsäulchen und Maßwerk in ihren Tympanonfeldern. Das Maßwerk wechselt in Form von durchbrochenen Drei- bzw. Vierpässen und seitlichen Kreisen mit Rundmedaillons oder plastischem Rosettenschmuck. 508 506 Leistikow 1997, S. 87-88. – Den gleichen Aufbau zeigen die Dreierfenster im Obergeschoss der erhaltenen Nordseite des sog. „Falkensteiner Baus“ auf Burg Münzenberg. 507 Wie Abbildungen aus dem 19. Jahrhundert belegen, stimmt die heutige Gliederung in Viererfenstergruppen mit der ursprünglichen nicht überein. Das ehemalige dreiteilige Saalfenster in der nach 1840 eingestürzten südlichen Giebelmauer ist z. b. durch seine zeichnerische Darstellung und Rekonstruktion bei Hesse (1823) überliefert. Leistikow 2000, S. 39-40. – Dittmann 1990, S. 23. – Stolberg 1968, S. 321. - Wäscher 1962, S. 130. 508 Zallinger 1981, S. 27, 30. 209 Fenster Abb. 193 und Abb. 194: Dreifach gekuppelte spitzbogige Fenstergruppe mit erhöhtem Mittelfenster unter Kleeblattbogenblende mit Profilierung in der Westgiebelseite des Südwohnbaus von Wertheim (um 123540). – Spitzbogiges Triforium mit Maßwerk im Tympanon im Obergeschoss des Saalbaus von Reinegg/Südtirol (zweites Viertel 13. Jahrhundert). (Foto: Verf. 1997. – aus: Zallinger, in: Tiroler Burgenbuch 5, 1981, S. 27, Abb. 11) 210 Fenster Gotische Staffel- und Stufenfenster aus fünf- und mehrteiligen Fenstern sind z. B. in Lützelstein/Elsass, Neckarsteinach, Münzenberg, Salzburg und Wasenburg/Elsass zu finden. Im Ostflügel von Lützelstein (La Petite Pierre)/Elsass (um 1250) befinden sich im Erdgeschoss der Südseite eines ursprünglichen Wohnbaus umfangreiche Reste zweier fünfteiliger, spitzbogiger Stufenfenster. Ihre gefasten Spitzbogenöffnungen gleicher Ausbildung steigen in der Höhe jeweils zur Mittelöffnung an.509 Auch im Obergeschoss der erhaltenen Südostseite des ursprünglichen Saalbaus in der Hinterburg bei Neckarsteinach (ab 1230/40) ist neben zwei spitzbogigen Doppelarkadenfenstern ein fünfteiliges Staffel- bzw. Stufenfenster zu sehen. Im Vergleich zu Lützelstein besitzen die Öffnungen unterschiedliche Formen und eine umlaufende Profilierung. Die fünfteilige Fenstergruppe östlich davon weist je eine kleine hufeisenbogenförmige Öffnung zu beiden Seiten der spitzbogigen Dreiergruppe auf, von der das mittlere Kleeblattbogenfenster die seitlichen spitzbogigen überragt.510 Abb. 195: Spitzbogige Doppelarkadenfenster und fünfteiliges Staffel- bzw. Stufenfenster im Obergeschoss der erhaltenen Südostseite des Saalbaus in der Hinterburg bei Neckarsteinach (ab 1230/40). (aus: Wülfing 1960, S. 63) 509 Biller 1986/87, S. 55-56. 510 Kunstdenkmäler Hessen, bearb. v. Wolfgang Einsingbach, 1969, S. 406, 409. 211 Fenster Abb. 196 und Abb. 197: Fünfteilige spitzbogige Stufenfenster im ursprünglichen Wohnbau im Ostflügel von Lützelstein (La Petite Pierre)/Elsass (um 1250). – Gestuftes Dreierfenster im Obergeschoss der erhaltenen Nordseite des sog. „Falkensteiner Baus“ auf Burg Münzenberg. (Fotos: Verf. 1995, 1999) 212 Fenster Im Obergeschoss der Nordgiebelseite der sog. „Münze“ auf der Salzburg an der fränkischen Saale (wohl um 1250) befindet sich eine sechsteilige Fensteranlage, welche aus einer Reihung gleich hoher spitzbogiger Arkaden gebildet wird. Durch den mittleren Pfeiler mit vorgelegter Säule und den jeweils zwischen spitzen Arkadenbögen angebrachten Oculi mit innerem Vierpassornament werden jeweils drei Arkaden optisch zu zwei Gruppen zusammengefasst. Pfeiler mit vorgelagerten Halbsäulen tragen die Spitzbögen. Das rechteckige glatte Wandfeld der Fenstergruppe ist seitlich mittels Rundstäbe, nach oben hin durch ein profiliertes Gesims gerahmt.511 Dieses sechsteilige Fenster wird in seiner Gliederung und Ausstattung noch von einem gestaffelten Fenster im Obergeschoss des Wohnbaus auf der Wasenburg/Elsass (um 1260/70) übertroffen. Dort ist in der Ostfassade neben einer spitzbogigen Doppelöffnung ein neunteiliges Fenster zu sehen, welches an der Außenseite von einer Rundbogenblende zusammengefasst wird. Es liegt auf der Innenseite in einer 4,5 m breiten Stichbogennische und besteht aus neun Lanzetten gleicher Höhe. Über deren Zwickel sind sieben Oculi mit Rosetten angeordnet, welche zur Mitte hin größer werden. Das Wasenburger Fenster kann als ein abschließender Höhepunkt spätstaufischer Fensterarchitektur bezeichnet werden.512 Abb. 198: Rechte Hälfte der sechsteiligen, spitzbogigen Fenstergruppe im Obergeschoss der Nordgiebelseite der sog. „Münze“ auf der Salzburg an der fränkischen Saale (wohl um 1250). (aus: Hotz 1940a, Abb. 17) 511 Dieser zweigeschossige Hallenbau mit Treppengiebel besaß im Erdgeschoss eine Torhalle, im Obergeschoss einen Saal. – Zur gotischen Fenstergruppe: Zeune 1994a, S. 37. 512 Biller/Metz 1995, S. 60, 260 und 262 (zur Datierung). 213 Fenster Abb. 199: Neunteiliges gestaffeltes Fenster im Obergeschoss des Wohnbaus auf der Wasenburg/Elsass (um 1260/70). (aus: Hotz 1981/1992, T 69) 214 Fenster 2.7.5 Rahmungen von Arkadenfenstern Bei der Hoffassade des Saalbaus in Gelnhausen werden die Dreier- bzw. Fünferarkaden des hohen Erdgeschosses jeweils mittels flacher Lisenen seitlich zu einer Gruppe zusammengefasst. Binding rekonstruiert für das Obergeschoss die gleiche Gliederung, so dass insgesamt zweigeschossige, von Lisenen begrenzte Fenstergruppen mit einem oberen Gesimsabschluss entstehen. Rechteckige Wandfelder zur Rahmung und damit besonderen Betonung von Fenstergruppen erfolgt durch Lisenen, Gesimse, Friese und Rundstäbe unterschiedlicher Gestaltung sowie durch Vertiefung der Wandfelder im Mauerwerk. Bei den Hoffassaden auf der Wartburg und Burg Weißensee treten rechteckige Wandfelder mit einem oberen Abschluss durch einen Rundbogenfries auf. Das erste Obergeschoss auf der Wartburg zeigt eine Gliederung in sechs eingetiefte, durch seitliche Lisenen und obere Rundbogenfriese begrenzte Wandfelder. Dabei dienen die drei mittleren Felder als Rahmen von je einer Fünferarkadenreihe. Im Erdgeschoss des hofseitigen Nordostanbaus auf Burg Weißensee ist ein vertieftes, rechteckiges Wandfeld zu sehen, das ebenfalls seitlich von Lisenen und nach oben durch einen Rundbogenfries begrenzt wird. Dieser setzt sich aus neun Segmentsteinen zusammen und muss über sich ein weiteres friesartiges Gestaltungselement besessen haben, da die Steinlage direkt über ihm nachträglich grob abgearbeitet worden ist. In der Mitte des Wandfeldes sitzt ein einzelnes rundbogiges Doppelarkadenfenster unter einem übergreifenden Blendbogen. Neben diesen Wandfeldern treten zur Betonung von Fenstergruppen auch rechteckige Rahmungen auf, welche die Fenster eng umschließen bzw. einfassen, wie dies in unterschiedlicher Ausbildung z. B. in Klosterneuburg/Österreich, auf der Gamburg, in Münzenberg und Büdingen, auf der Lobdeburg und der Salzburg an der fränkischen Saale zu sehen ist. Die drei romanischen Triforienfenster im Obergeschoss der erhaltenen Saalbaufassade von Klosterneuburg/Österreich sind in Rechtecknischen eingestellt. Auch das Dreierarkadenfenster in der Westgiebelmauer des Wohnbaus in Büdingen war von einem offenbar nicht profilierten Rechteckrahmen umgeben. Die doppelte Biforienfenstergruppe im Obergeschoss des Kappellen-/Wohnturmes auf der Lobdeburg (zweite Hälfte 12. Jahrhundert) wird ebenfalls durch ein vertieftes rechteckiges Wandfeld betont.513 Dabei ist sein oberer Rand mit einem Fischschuppenfries verziert. Und die Biforienfenster des Gamburger Saales waren in Zweiergruppen an ihrer Außen- sowie Innenseite in Rechteckblenden gesetzt. Auf der Nordgiebelseite besaßen diese Blenden ein Wulstprofil, an der Ost- und Westwand des Saales ein Karniesprofil.514 Bei den beiden Wohnbauten der Burg Münzenberg besitzen alle Doppel- und das Viererarkadenfenster ihrer Hoffassade einen rechteckigen Rahmen, deren Gestaltung in Form von Zacken- bzw. Schachbrettfriesen oder durch ein abgestuftes Wulst-Kehle-Profil erfolgt.515 Abschließend sei noch auf das rechteckige Wandfeld der Sechserfenstergruppe in der Nordgiebelseite der sog. „Münze“ auf der Salzburg an der fränkischen Saale hingewiesen, das seitlich mittels Rundstäbe, nach oben hin durch ein profiliertes Gesims mit Ahornblattfries gerahmt ist. 513 Mühlmann 1874, S. 16 – Jost 200b, S. 58. 514 Gromer 2000, S. 247. 515 Jost 1995, S. 194. – Zu Arkadenfenster in Rechteckrahmung im Vergleich mit Münzenberg: Jost 1995, S. 195197. 215 Fenster 2.7.6 Sonderformen von Fenstern 2.7.6.1 Das Rundfenster (Oculus) Selten kommt im romanischen Profanbau das kreisrunde Fenster (Oculus)516, eine aus der karolingischen Baukunst übernommene Fensterform vor. In gotischer Zeit werden die Oculi mit Maßwerk verziert. Dort, wo sie vereinzelt auf Burgen oder Pfalzen nachweisbar sind, beziehen sie sich in der Regel auf die Kapelle. So ist eine solche Fensterform z. B. bei der (karolingischen) Kapelle in Nimwegen, Burgdorf/Schweiz und Krautheim nachgewiesen. Die im Nordteil des zweiten Obergeschosses gelegene aus der Erbauungszeit stammende Kapelle des Wohnturmes in Burgdorf/Schweiz besitzt in ihrer Ostseite ein Kreisfenster in flachem Blendbogen, welches wahrscheinlich ursprünglich eine maßwerkartige Füllung besaß. 517 Ein Oculus mit ergänztem Vierpass befindet sich im Untergeschoss der nördlichen Hofseite des Kapellenbereichs von Burg Krautheim.518 Abb. 200 und Abb. 201: Kreisfenster in flachem Blendbogen aus der Kapelle im zweiten Obergeschoss des Wohnturmes in Burgdorf/Schweiz. Außenansicht, Horizontalschnitt und Foto. (aus: Schweizer 1985, S. 108, Abb. 82. – Foto: Verf. 2004) 516 Zum Oculus: Binding: Fenster, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 351. – Piper 1912/94, S. 458-459. – Antonow 1993, S. 296. 517 Das zweite Geschoss ist seit seiner Erbauung in einen Südsaal, Querflur und Nordkapelle geteilt. – Zum Oculus der Kapelle: Schweizer 1985, S. 106 u. Anm. 116. 518 Das Fenster verband den Kapellenraum mit einem oberen Gang, welcher vom Saal zum Raum über dem Kapellengewölbe emporführt. Das Kreisfenster der Ostpolygonseite des Altarraumes stammt aus dem 16. Jahrhundert, ein zweites unterhalb der Empor, in der nordwestlichen Hofseite wurde erst bei einer Restauration dort eingebaut. – Leistikow 1959, S. 83-84. 216 Fenster Abb. 202 und Abb. 203: Oculi mit breitem Sandsteinrahmen auf unterschiedlichen Höhen im Obergeschoss der Nordseite des Egerer Saalbaus. (Fotos: M. Rykl 2000) 217 Fenster Oculi sind auch in einigen Sälen oder Wohnräumen im Obergeschoss von Saal- und Wohnbauten, wie z. B. in Eger/Tschechische Republik, Girbaden/Elsass, Büdingen, Burgdof/Schweiz nachweisbar. Die Südgiebelseite des Saalbaus in Girbaden/Elsass besaß über einer reich gegliederten Viererbiforiengruppe eine große Fensterrose, welche sich genau auf der Mittelachse über den beiden mittleren Arkadenöffnungen befand.519 In der Nordseite des Egerer Saalbaus sitzen im Westteil ihres Obergeschosses drei hoch gelegene Oculi mit breitem Sandsteinrahmen, welche auf zwei unterschiedlichen Höhen angebracht sind. Ein Kreisfenster von 1,25 m Durchmesser ist in der Spitze des Westgiebelfeldes, direkt unter einem ursprünglichen Rundbogenfries, im Wohnbau von Büdingen teilweise erhalten geblieben.520 Auch der durchgehende Saal im ersten Obergeschoss des Wohnturmes in Burgdorf/Schweiz besaß in seiner Südgiebelseite zwischen zwei breiten Stichbögen, ein Kreisfenster. An der Stelle der Stichbögen waren vermutlich ursprünglich Biforien vorhanden.521 Abb. 204: Vermauertes Kreisfenster im Westgiebel des Wohnbaus von Büdingen. (Foto: Verf. 1999) Seit der Spätromanik kommen Oculi als Oberlichter im Blendbogenfeld über den Doppelarkaden, d. h. im Zwickel der Biforien vor. Als Beispiele hierfür können Landsberg, Burgdorf/Schweiz, möglicherweise auch Girbaden/Elsass, die Gamburg und der Kleine Saalbau in Vianden/Luxemburg angegeben werden. Vermutlich besaßen sie oft eine Innengliederung durch Drei- oder Vierpässe oder andere geometrische Formen. Der Saal im zweiten Obergeschoss des Wohnturmes in Burgdorf/Schweiz besitzt an seiner Südgiebelseite zwei Biforienfenster mit jeweils einem Oculs mit Vierpass.522 Die 519 Auf einem Aquarell von Henri-Charles Muller aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist noch die Viererfenstergruppe sowie der untere Ansatz einer großen Fensterrose darüber erkennbar. – Biller 1996, S. 165-166 u. Abb. 7 auf S. 165. 520 Faust 1929, S. 8. - Der Oculus ist nur von der Innenseite her freigelegt, während seine Außenseite heute durch eine spätere Brandmauer verdeckt ist. 521 Schweizer 1985, S. 100 u. Anm. 88. - s. auch Rekonstruktionszeichnung der Fenstergruppe, in: Schweizer 1985, S. 99, Abb. 74. 522 Schweizer 1985, S. 100. 218 Fenster reich gegliederte Viererfenstergruppe im Obergeschoss des Wohnbaus von Landsberg/Elsass zeigt ebenfalls je ein Kreisfenster im Bogenfeld.523 Als frühgotische Beispiele von Biforien mit Kreisfenstern kann auf die Säle im Wohnturm von Burgsteinfurt, in Ortenberg/Elsass und auf der Spesburg/Elsass hingewiesen werden. Auch bei vielteiligen gotischen Staffel- und Stufenfenstern waren oft maßwerkverzierte Oberlichter als Kreisfenster vorhanden. So besitzt die sechsteilige Fensteranlage in der Nordgiebelseite der sog. „Münze“ auf der Salzburg an der fränkischen Saale vier Oculi mit innerem Vierpassornament. Und das neunteilige Fenster im Obergeschoss der Ostfassade des Wohnbaus auf der Wasenburg/Elsass hat sogar sieben zur Mitte hin größer werdende Oculi mit Rosetten. 2.7.6.2 Das Lilienfenster Seit Mitte des 12. Jahrhunderts treten im Rheinland auch sog. Lilien- bzw. Glockenoder Schlüsselfenster auf, welche sich aus konkav und konvex geführten Kreissegmenten zusammensetzen. Da diese Fensterform in der Regel in Sakralbauten auftritt, kann als Profanbeispiel hier nur auf den Saalbau der Bischofspfalz in Köln hingewiesen werden. Sein Saalgeschoss öffnete sich nach Norden in einer Reihe von 12 bzw. 14 Arkaden, wobei die beiden mittleren Rundbogenöffnungen als Achsenbetonung überhöht waren. Zu beiden Seiten dieser großen Arkadenreihe befand sich je ein großes, aus einer Vierpassform entwickeltes, dreiteiliges Lilienfenster mit langem, herabgezogenem Schaft, der nach unten in einem kleinen Oculus endete. Zwei kleinere Dreipassfenster mit kurzem, spitz zulaufendem unteren Schaft, ohne Blendrahmung und Schmuckelemente ausgeführt, waren beidseitig über den überhöhten mittleren Fensterbögen angebracht.524 Auf Woensams Stadtprospekt von 1531 öffnete sich die Südfassade des Saalgeschosses in zehn Rundbögen gleicher Höhe, welche über einem breiteren Mauerpfeiler in eine Sechser- und Viererarkadengruppe gekuppelt waren. Wie an der Nordfassade befanden sich hier auch zwei sog. Lilienfenster mit kurzem Schaft über der Arkadenreihe. Ein drittes auf gleicher Höhe gehörte schon zu dem Ostanbau, dessen beide Obergeschosse noch je ein Doppelrundbogenfenster besaßen.525 Als Parallelbeispiel für das Lilienfenster des Kölner Saalbaus kann ein Gebäude im Westflügel des St. Servatius Klosters in Maastricht angegeben werden, in dessen Außenfassade aus dem 12. Jahrhundert sich ein solches Fenster bis heute erhalten hat.526 523 An dieser Stelle sei auch auf die Saalfenster der Ulrichsburg/Elsass hingewiesen, welche in ihren Blendbogenfeldern über den Mittelstützen reich profilierte Oberlichter in sieben verschiedenen geometrischen Formen besaßen. Ihre Oberlichter zeigen neben dem Kreismotiv auch ein diagonal gestelltes Quadrat, eine Vierpassform und Kombination von Bögen und spitzen Winkeln. 524 Wiedenau 1979, S. 26-27, 30. - Kubach/Verbeek 1976, S. 617. 525 Nach Kubach/Verbeek (1976, S. 617) können die sog. Lilienfenster mit denen von Schwarzrheindorf (1151), Groß-St. Martin (1150-72), Merten an der Sieg (um 1160/70), dem Ostbau des Trierer Doms (um 1170) und den Stiftsgebäuden St. Geron (wohl um 1170/80) stilistisch verglichen werden. - Wiedenau (1979, S. 474, Anm. 105) erwähnt noch Maria Laach, weist jedoch darauf hin, dass keines der Beispiele eine bogenförmige Ausweitung als unteren Fensterabschluss besitzt. 526 Freundlicher Hinweis von Frau Dr. Elizabeth den Hartog, Leiden. – Als Sonderfensterformen kommen manchmal auch Gruppen von Klein- und Trichterfenstern unterschiedlicher Formen (z. B. auf Burg Boymont/Südtirol) vor, auf welche nicht weiter eingegangen wird, da sie nicht zur Belichtung repräsentativer Säle und Wohnräume dienen. – Zu Klein- und Trichterfenstern: Zeune 1995, S. 51-60. 219 Fenster Abb. 205: Lilienfenster des 12. Jahrhunderts im Westflügel des St. Servatius Klosters in Maastricht. (Foto: Elisabeth den Hartog, Leiden) 2.7.7 Fensternischen und -bänke Die Ausbildung von Fensternischen mit seitlichen steinernen Sitzbänken527 ist etwa seit dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts, so z. B. in Gelnhausen, Wildenberg und auf der Neuerburg/Wied nachweisbar. Häufig treten sie seit dem 13. Jahrhundert in einer Anzahl von Sälen und repräsentativen Wohnräumen, z. B. auf der Ulrichsburg/Elsass (um 1200) und bei den Saalbauten in Vianden/Luxemburg auf. Zur Nischenausbildung wurde die Wand unterhalb des Fensters in gleicher oder oft noch größerer Breite sowie derselben geringen Stärke aufgeführt und in die so ausgebildete Fensternische seitliche Sitzbänke aufgemauert. Diese dienten als bequeme Sitzgelegenheiten, um in die Landschaft hinauszuschauen, das Geschehen im Burghof (bei Empfängen, Turnieren etc.) sowie im Raum bzw. Saal (bei Festen, Tanz- und Musikveranstaltungen) zu verfolgen. Durch Schriftquellen ist die Bedeutung des Fenstersitzes als bevorzugter Ehren- und Aufenthaltsplatz belegt.528 Im Saalbau von Gelnhausen war im hoch gelegenen Erdgeschoss das im unteren Bereich teilweise erhaltene Nordfenster westlich des kleinen Saales mit Nische und Seitensitzen ausgestattet. Die Seitensitze sprangen hier hinter die innere Mauerflucht 527 Zu Fensternischen und -bänke: Piper 1912/1994, S. 453-454. – Wirtler 1987, S. 160-164. – Herrmann 1995, S. 64. 528 Bei kulturellen Ereignissen wurde die Fensternische somit als eine Art von Zuschauerloge genutzt. Der Fensterplatz wird schon im Nibelungenlied als Zuschauerplatz für die weiblichen Bewohnerinnen beschrieben: „Do sazen in den venstern diu schoenen mägedin“. – Herrmann 1995, S. 64, Anm. 353 (dort Hinweis auf De Boor 1959, S. 647). – Nach einer Urkunde aus dem Jahr 1184 saßen der Mainzer Erzbischof Heinrich VI. und der Landgraf Ludwig der III. von Thüringen, als Hauptpersonen einer Versammlung, im Saal der Domprobstei in Erfurt, „im Fenster“, während der Rest der Anwesenden sich im Saal aufhielten. – Wirtler 1987, S. 161 u. Anm. 676 (dort Hinweis auf Gockel 1984, S. 128 und Chronicon Montis Sereni Monumenta Germaniae Historica Scriptores 23, S. 159). 220 Fenster zurück. Auch die Fenster im mittleren Erdgeschosssaal auf der Neuerburg/Wied sind nach Befunden von Th. Jung wieder mit Sitznischen hergestellt. Ebenso besaßen die vier Fenster in der Nordostseite des durchgehenden Erdgeschosssaales auf Burg Wildenberg tiefe, rundbogig geschlossene Fensternischen mit Sitzbänken zu beiden Seiten.529 Bei der um 1200 errichteten Ulrichsburg/Elsass sind alle Saalfenster mit insgesamt 18 Seitensitzen ausgestattet, wodurch dem Betrachter ein bequemer Ausblick über Rappoltsweiler und weiter ins Oberrheintal ermöglicht wurde. An Stelle der rechteckigen Umrisse schwingen hier die Vorderseiten der steinernen Sitzbänke unterhalb der Sitzflächen konkav zurück.530 Sich über Fußbodenniveau in der Wand öffnende Fensternischen waren bei hoch liegenden Fenstern zusätzlich mit ein- oder mehrstufigen Steintreppen (sog. Fenstertritten) ausgestattet. Die Fenster der Säle im Erd- und ersten Obergeschoss des Großen Saalbaus sowie im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus in Vianden/Luxemburg besaßen ebenfalls alle Sitzbänke. Hier führten – wie heute wieder rekonstruiert - mittige Stufen zu den Fenstersitzen empor.531 Abb. 206: Grundriss des teilweise erhaltenen Nordfensters westlich des kleinen Saales im Saalbau von Gelnhausen. Die Seitensitze springen hinter die innere Mauerflucht zurück. (aus: Biller 1985, S. 315, Abb. 92) 529 Weitere Fenstersitze aus dem Ende des 12. Jahrhunderts sind z. B. für den Wohnturm in Nideggen und die Saalbzw. Wohnbauten in Niederbreitbach und Isenburg nachweisbar. – Wirtler 1987, S. 351, Anm. 673. 530 Nach Angabe von Wirtler (1987, S. 160 u. Anm. 669 auf S. 351) kommt diese Sitzbankform besonders im 13. Jahrhundert auf Burgen in der Pfalz (z. B. Gräfenstein, Landeck, Lindelbrunn, Altdahn) vor. 531 Vermutlich waren auch die Biforien in der östlichen Langseite des Saales im Obergeschoss von Girbaden mit Seitensitzen ausgestattet. – Biller 1996b, S. 163. 221 Fenster Abb. 207: Saalfenster der Ulrichsburg/Elsass mit Seitensitzen. An Stelle der rechteckigen Umrisse schwingen hier die Vorderseiten der steinernen Sitzbänke unterhalb der Sitzflächen konkav zurück. (Foto: Verf. 1995) 2.7.8 Fensterverschlüsse Wohnräume und Säle mit Fenstern ohne Verschlüsse besaßen den Nachteil, dass die Bewohner unmittelbar der Witterung ausgesetzt waren. Deshalb ist davon auszugehen, dass solche Räume nur temporär in der wärmeren Jahreszeit genutzt wurden. Wahrscheinlich waren viele Fensterverschlüsse532 auch nur temporär angebracht, wodurch es zur Einschränkung der Bewohnbarkeit der Räume kam. In der Regel besaßen die Räume der Erdgeschosse vergleichsweise kleinere sowie eine geringere Anzahl von Fenstern als im Obergeschoss. Deshalb wurden sie, besonders dort, wo fest installierte Wärmequellen in Form von Kaminen, Öfen, Fußbodenheizung nachweisbar sind, vermutlich vermehrt in der kälteren Jahreszeit genutzt. Ob solche Räume aus diesem Grund häufiger Fensterverschlüsse aufwiesen als vergleichsweise die großen Obergeschossfenster bedürfte einer genaueren Untersuchung. Die Maueröffnungen konnten durch vorgehängte Teppiche, geölte Leinwand, Horn, gegerbte Häute, Tierblasen, dünngeschliffene Marmorplatten, Holz, selten auch durch Glas geschlossen sein. Nur zum Schutz vor schlechter Witterung und nicht zur Beleuchtung dienende Verschlüsse konnten vor das Fenster gehängt oder durch Keile in Nischen eingeklemmt werden, die keine Spuren am Mauerwerk hinterließen. Arkadengalerien von Gängen und Fluren (z. B. Gelnhausen, Wimpfen, Wartburg) besaßen keine nachweisbaren, im Mauerwerk verankerten Verschlussmöglichkeiten. Aber auch für einige stauferzeitlichen Säle (z. B. Saal im ersten Obergeschoss des 532 Zu Fensterverriegelungen und -verglasungen: Barz 1995, S. 28-30. – Binding: Fenster, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 350. - Handbuch der Architektur 1908, S. 253, 258-259. – Hermann, Fensterladen 1997. – Herrmann: Fensterverschlüsse, in: Herrmann 1995, S. 63-64. – Jost 1995, S. 193. - Möller 1999a, S. 272-274. – Piper 1912/1994, S. 463-466. – Reinle, Adolf: Fensterladen, in: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte 7, 1981, Sp. 1501-1524. - Sarrazin/Schultze 1901, S. 177-180. – Wacker, Alfons J.: Das Fenster im deutschen Wohnbau. Danzig 1938, S. 10-12. - Wirtler: Fensteröffnungen und -verschlüsse, in: Wirtler 1987, S. 159-160. 222 Fenster Kleinen Saalbaus in Vianden/Luxemburg533) konnte kein Nachweis für die baufeste Einrichtung solcher Verschlussmöglichkeiten gebracht werden. 2.7.8.1 Fensterläden Die Fensterläden als beweglicher externer Fensterverschluss waren in der Regel aus Holz, seltener aus Eisen oder Stein hergestellt. Ihre unterschiedlichen Verschlussmechanismen sind durch zahlreiche mittelalterliche Abbildungen belegt. Haken und Ösen oder Riegel, welche innerhalb der Fensterlaibung verankert waren, sicherten die Läden nach dem Schließen. Manchmal waren die in ihrer Bretterkonstruktion holzsichtigen Läden bemalt oder auch mit Blech beschlagen.534 Solche hölzernen Fensterläden wurden 1976 im zweiten Obergeschoss des Wohnturmes auf der Neuenburg/Sachsen-Anhalt freigelegt, welche wahrscheinlich in romanischer Zeit gefertigt worden waren.535 Abb. 208: Vermutlich romanische Fensterläden während der Freilegung (1976) im zweiten Obergeschoss des Wohnturmes auf der Neuenburg/Sachsen-Anhalt. (aus: Schmitt/Weise 1997, S. 154, Abb. 18) Ein einfaches Verschlusssystem in Form einer Verbretterung erfolgte durch das Anbringen von losen Läden. Diese wurden an die Innenseite des Fensters gesetzt und mit Hilfe eines Sperrriegels, d. h. eines Balkens oder Rundstabes abgesichert bzw. abgestützt. Der Sperrriegel konnte auch in Haken eingehängt werden. Für sein passgenaues Einsetzen und damit auch gutes Abdichten bei schlechter Witterung waren 533 Hinweis in: Sarrazin/Schultze 1901, S. 178. 534 Möller 1999a, S. 273. 535 Die Fensterläden waren beim Anbau der Ostmauer (um 1463) des heutigen sog. Westtorhauses vollständig vermauert worden. – Schmitt/Weise 1997, S. 155 u. Abb. 18 auf S. 154. 223 Fenster Falze im Fenstergewände vorhanden.536 Die Saalfenster auf der Rothenburg/Kyffhausen besaßen z. B. an ihrer Innenseite einen Bohlenverschluss mit Riegelbalken, deren Löcher sich z. T. im Gewände erhalten haben. Im Obergeschoss der Mainseite des Saalbaus in Seligenstadt zeigt das kleinere nördliche Biforium der mittleren Fenstergruppe auf der Innenseite Reste eines Holzriegelverschlusses für einen Fensterladen.537 Die Drillingsarkaden des gleichen Geschosses waren auf der Innenseite von einem rechteckigen Rahmen umfasst, in den umlaufend ein heute nur noch in geringen Spuren fassbarer Falz eingearbeitet war, der vielleicht für einen Innenladen diente.538 Beim Burghaus Geisbüschof bei Mayen besaßen die Riegel, damit sie besser in ihren Lagern liefen, sogar in den Fenstergewänden eingearbeitete sog. hölzerne Riegelschuhe. Die Balkenkanäle sind dort also ausgehöhlte hölzerne sog. Balkenschuhe, von denen sich einer in einem Fenstergewände der Südseite des Burghauses erhalten hat.539 Abb. 209: Innenseite der Saalfenster auf der Rothenburg/Kyffhausen mit z. T. in den Gewänden erhalten gebliebenen Löchern für ursprüngliche Bohlenverschlüsse mit Riegelbalken. (Foto: Verf. 1996) Bei Doppel- und Dreierarkadenfenster erfolgte in den Zwischenpfosten öfter das Einarbeiten von Löchern oder Haltekonstruktionen für Riegelbalken, wie sie z. B. in Gelnhausen, Wertheim, Burg Wildenberg, Neuenburg/Sachsen-Anhalt, Prozelten, Rothenburg ob der Tauber und Ulrichsburg/Elsass nachweisbar sind. Die beiden gestaffelten, spitzbogigen Dreierfenster im ursprünglichen Erdgeschoss der erhaltenen 536 Bei allen Verriegelungskonstruktionen ist jedoch darauf zu achten, ob die Befunde zu baufesten Einrichtungen nicht auch in späterer Zeit eingearbeitet sein könnten. - Meckseper 1999b, S. 268. – Zu den verschiedenen Verriegelungskonstruktionen s. auch: Sarrazin/Schultze 1901, S. 178. 537 Es besitzt einen Balkenkanal im nördlichen Gewände mit heute erneuerten Fensterpfosten und Balkenlager im Südgewände. – Cramer 1999, S. 147. 538 Cramer 1999, S. 147. 539 Der Balkenschuh konnte dendrochronologisch auf 1283 datiert werden. – Stanzl 2004, S. 101. 224 Fenster Giebelseite im südlichen Wohnbau von Wertheim zeigen noch rechteckige Löcher im Gewände sowie eine Haltekonstruktion zum Durchschieben des Riegelbalkens (sog. Öse) in einem der beiden Fensterpfosten. Auch die sechs Erdgeschossfenster in der Nordgiebelseite des Steinhauses in Wimpfen540 sind mit einem Holzladen verschließbar. Und die drei Biforien im Geschoss darüber besitzen in halber Höhe ihres verdickten Mittelpfostens ein Loch für den Riegelbalken des Fensterladens.541 Eine Verriegelungsvorrichtung mit seitlichen Mauerkanälen und einer Öse am steinernen Mittelpfosten sind bei den Doppelfenstern im ersten und zweiten Obergeschoss des Wohnturmes auf der Neuenburg/Sachsen-Anhalt542 sowie bei einem Kleeblattbiforium im zweiten Obergeschoss der sog. „Blasiuskapelle“ auf der Rothenburg ob der Tauber543 erhalten geblieben. Bei den Saalfenstern im ersten Obergeschoss in der Südseite der Kernburg von Landsberg/Elsass besitzen die Mittelpfosten auf ihrer Innenseite oben eine Verriegelungsvorrichtung für Fensterläden in Form einer Konsole.544 Eine solche Vorrichtung für den Querriegel ist auch bei den Saalfenstern auf der Spesburg/Elsass in Form einer halbkreisförmigen Öse in der Mitte des Pfostens zu finden.545 Abb. 210 und Abb. 211: Gestaffelte, spitzbogige Dreierfenster im ursprünglichen Erdgeschoss der erhaltenen Giebelseite im südlichen Wohnbau von Wertheim, mit rechteckigen Löchern im Gewände sowie einer Haltekonstruktion zum Durchschieben des Riegelbalkens (sog. Öse) in einem der beiden Fensterpfosten. (Fotos: Verf. 1997) 540 Seine beiden Untergeschosse können nach Binding (1996, S. 360) in die Zeit um 1220-30 datiert werden. 541 Binding 1996, S. 359-360 u. Abb. 164. 542 Diese Neuenburger Doppelfenster besitzen auch eiserne Haspen, welche auf bewegliche Läden schließen lassen. – Schmitt/Weise 1997, S. 155. 543 Biller (2002a, S. 42) datiert das zweite Obergeschoss stilistisch in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts. 544 Barz 1995, S. 30. - Dort (S. 29-30) weitere Beispiele von Verriegelungsvorrichtungen auf Burgen. 545 Die vorspringende, gelochte Platte im Mittelpfosten besitzt am oberen und unteren Ende eine gleiche, kleinere Form und ist an ihren Kanten schmal gefasst. Biller vermutet auf Grund der geringen Größe des Riegelloches einen Querriegel aus Eisen. – Biller/Metz 1995, S. 229. 225 Fenster Abb. 212 und Abb. 213: Mit Holzläden verschließbare Erdgeschossfenster in der Nordgiebelseite des sog. Steinhauses in Wimpfen. - Doppelfenster im ersten Obergeschoss des Wohnturmes auf der Neuenburg/Sachsen-Anhalt. Verriegelungsvorrichtung für Holzläden mit seitlichen Mauerkanälen und einer Öse am steinernen Mittelpfosten. (aus: Binding 1996, S. 360, Abb. 164. - Foto: Verf. 1996) 226 Fenster Abb. 214 und Abb. 215: Saalfenster im ersten Obergeschoss in der Südseite der Kernburg von Landsberg/Elsass. Mittelpfosten auf der Innenseite mit Verriegelungsvorrichtung für Fensterläden in Form einer Konsole. - Vorrichtung für den Querriegel bei den Saalfenstern auf der Spesburg/Elsass in Form einer halbkreisförmigen Öse in der Mitte des Pfostens. (Fotos: Verf. 1995) 227 Fenster Die beiden erhaltenen, aus großen Steinblöcken gehauenen Doppelarkadenfenster beiderseits des Kamins im Erdgeschoss des Saalbaus auf Burg Wildenberg weisen durch rechteckige Löcher im Mittelpfosten ebenfalls auf eine Verriegelung für Fensterläden hin. Und auch die Doppelarkaden im Saalgeschoss auf der Ulrichsburg/Elsass werden von rechteckigen, entsprechend profilierten Mittelstützen getragen, welche nach Zeichnungen von B. Ebhardt eine Befestigungsvorrichtung für Innenläden besaßen. Die Löchergröße lässt auf eine Metallverriegelung schließen, zumal hier auch keine Öffnung zum Durchstecken eines Kantholzes vorhanden ist.546 Der Schlagladen besitzt als Halterung seines Ladenflügels eine Drehachse vertikal an den Fenstergewänden oder am Fensterstock, auf der Innen- oder Außenseite.547 Als Beispiel hierfür kann der im Wohnturm auf der Neuenburg/Sachsen-Anhalt freigelegte, vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammende zweiseitige, hölzerne Schlagladen angegeben werden. Wiederhergestellte Schlagläden aus Holz sind auch an den Fenstern im Saalgeschoss auf Burg Gnandstein zu sehen. Der mit Scharnieren oberhalb oder unterhalb der Fensteröffnung befestigte Klappladen besaß eine waagerechte Drehachse, so dass er nach oben oder unten geklappt werden konnte. Eine solche Fensterverriegelung befand sich auf Burgen oft an der Außenseite, wie u. a. die Beispiele von Bellinzona und Castel Grande aus der Schweiz sowie Burg Tirol/Südtirol zeigen. Daneben gab es auch Schiebeläden, welche sich meist seitlich kleinerer Fenster befanden und horizontal in hölzerne Führungsleisten geschoben waren. Eine solche Konstruktion mit Pfalzen, in denen Holzläden liefen, zeigt auch das große siebenteilige Fenster im zweiten Obergeschoss des Steinhauses in Wimpfen aus der Zeit um 1400/20.548 2.7.8.2 Fensterverglasung Für den unmittelbaren Fensterverschluss mit einer kleinen Sprossenteilung dienten Materialien, die ein Teil des Lichtes in die Räume dringen ließen, wie z. B. gefirniste Pergamente, geölte und gewachste Leinwand und dünne Häute, seltener Glas. Während im Sakralbau spätestens seit dem 11. Jahrhundert bemaltes Glas nachweisbar ist,549 setzte die Bleiverglasung auf Burgen vermutlich ab dem 12./13. Jahrhundert ein.550 Archäologische Funde von Glasfensterresten stammen aus der zweiten Hälfte des 12., überwiegend jedoch aus dem 13. Jahrhundert. Bei Ausgrabungen wurden Reste von Fensterglas z. B. beim Schlössels bei Klingenmünster551 sowie auf der Burg Rubercv552 546 Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 296, Abb. 332. – Biller (im Druck). 547 Es handelt sich um sog. Drehflügel bzw. -läden mit senkrechter Drehachse an der Fensterrahmenseite. Daneben gibt es auch sog. Schwingläden mit waagerechter Drehachse in der Fensterflügelmitte und Kippläden mit waagerechter Drehachse am unteren Fensterrahmen. – Binding: Fenster, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 350. 548 Zu den unterschiedlichen Verriegelungskonstruktionen durch Holzläden: Möller 1999a, S. 273-274. 549 Als Beispiel führt Barz (1995, S. 28 u. Anm. 20) die Obergadenfenster des Domes in Augsburg an. 550 Die Einführung von Fensterglas auf Burgen wird von der Literatur oft erst für das Spätmittelalter angenommen. Doch ist nach Barz kaum vorstellbar, dass der Adel zu romanischer Zeit ganz auf Verglasung verzichtet haben soll. Er weist auf die Stiftung eines Fensters für den Sakralbau St. Fides in Schlettstadt von Kaiser Friedrich I. hin, woraus er schließt, dass zumindest wohl ein Teil des Kirchenglases allgemein vom Adel finanziert wurde. Auch zitiert Barz eine Textstelle aus den Erzählungen des Parzival, in dem Chrétien de Troyes um 1160/70 des Saalbau der Gralsburg Munscheval beschreibt: „Die Mauern aus Marmor und Glas davor, das so klar war, das man vom Palas aus sehen konnte wer das Tor passierte. Das Glas war reich bemalt und von der besten Qualität, die man bekommen konnte...“ Auch wenn die Beschreibung in Bezug auf die Fensteranzahl sicherlich stark übertrieben ist, interpretiert Barz den Text dahingehend, dass die verschlossenen Fenster zumindest teilweise verglast waren. – Barz 1995, S. 28. 551 Es wurden ein kleines Fenstergewände mit konischer Pfalz und drei Befestigungslöchern sowie Fragmente von Hohl- und Flachglas geborgen. – Barz 1995, S. 29. 228 Türen/Portale (etwa 1150-1204) in der Normandie gefunden. Von Burg Coucy-le-Château gibt es bemalte Glasfragmente, welche auf 1225/35 datiert werden.553 Reste von Bleiverglasung sind auf der Altenburg/Mons (11./12. Jahrhundert) sowie in der Pfalz von Kaiserslautern (vor 1160) nachgewiesen.554 L. Eckrich entdeckte bei Grabungen in den 1960er Jahren im Saalbau von Kaiserslautern die Reste von drei kleinen, rechteckigen Schlitzfenstern, wobei beim Ostfenster die Bleirute sowie auch weiße Tünche auf der Fensterinnenseite erhalten war.555 Eine Verglasung von Untergeschossfenstern ist auf Burgen und Pfalzen wohl eher eine Ausnahme gewesen. Vermutlich fand Fensterglas in romanischer und frühgotischer Zeit in der Regel bei kleineren Maueröffnungen Verwendung. So waren bei Sälen im Obergeschoss mit Doppelarkadenfenstern und eingestellten Oberlichtern in Form von Oculi wahrscheinlich öfter zumindest diese kleinen Kreisfenster mit Glas versehen worden. Wie Reste von Bleiverglasungen aus dem Fundmaterial der Ausgrabungen auf Burg Ortenberg/Elsass (um 1260/65) zeigen, waren ihre Vierpass-Oberlichter bleiverglast.556 Auch die reich profilierten Oberlichter in sieben verschiedenen geometrischen Formen der Saalfenster auf der Ulrichsburg/Elsass (um 1200) besaßen scheinbar eine innere Verglasung.557 Sarrazin/Schultze halten bei der Dreierfenstergruppe aus Doppelarkaden mit Dreipassbögen mit kleeblattförmigem Oberlicht im Saalbau auf Burg Wildenberg (zweites Viertel 13. Jahrhundert) eine teilweise Verglasung für möglich. Die in Resten nachweisbare Verriegelung durch Läden konnte nur bis in Kämpferhöhe reichen, weshalb die oberen Maßwerköffnungen (Kleeblattbogenabschluss und Vierpassoberlicht) frei blieben. Nach Sarrazin/Schultze waren um 1900 noch Spuren vorhanden, die eine Verglasung dieser oberen Fensteröffnungen vermuten lassen, welche in Kämpferhöhe durch eine Eisenstange gestützt wurde.558 Insgesamt betrachtet ist der Nachweis von Fensterverglasung bei Saalbauten in der Stauferzeit recht dürftig. Trotzdem zeigen die angeführten Beispiele, dass schon im 12. und 13. Jahrhundert Fensterglas verwendet wurde, wenn auch unklar bleibt, in welchem Ausmaß große Fenster der Säle und Wohnräume eine Verglasung erhielten. Es kann zumindest angenommen werden, dass kleinere, obere Abschnitte dieser Fenster, ihre Oberlichter und vielleicht auch ihre oberen Bogenöffnungen, öfter verglast waren. Genauere Aussagen über Verglasungen von Saalbaufenstern könnten nur intensive archäologische Untersuchungen und deren Auswertung sowie Publizierung bringen. 2.8 Türen/Portale Die Eingangstüren der Saalbauten559 waren in der Regel auf der Innenseite durch einen oder mehrere Balkenriegel gesperrt und durch Schlösser zusätzlich gesichert. Ihre 552 Diese zerbrachen jedoch bei der Bergung und zerfielen zu Staub. – Barz 1995, S. 29 u. Anm. 25. 553 Barz 1995, S. 29, u. Anm. 29. 554 Barz 1995, S. 29. 555 Das Fenster war wahrscheinlich bei der Ummantelung der Kapelle in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zugesetzt worden. - Eckrich 1963, S. 53-55. - Arens 1982/83, S. 61. - Barz 1995, S. 29. 556 Salch, Charles-Laurent: Guerre et la vie quotidienne à l’ Ortenberg, These ... EHESS, Paris 1977/78, S. 69, 195196. - Biller/Metz 1995, S. 203. – Barz 1995, S. 29. – Biller/Metz (1995, S. 229) nehmen für die Oculi-Oberlichter der Saalfenster auf der Spesburg/Elsass ebenfalls eine Verglasung an. 557 Biller, im Druck, Anm. 20. – Meyer 1980, S. 18. 558 Sarrazin/Schultze 1901, S. 179. 559 Zu Türen/Portale: Antonow 1993, S. 296. – Binding: Portal, in: Lexikon des Mittelalters 7, 1995, Sp. 108-110. Portal, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 202. – Fenster und Türen in historischen 229 Türen/Portale Türblätter bestanden aus dicken Eichen- bzw. Nadelholzbohlen, welche auf ihrer Außenseite häufig noch mit Eisenblech beschlagen waren, um die Widerstandsfähigkeit gegen Rammstöße und Brand zu erhöhen. 560 Nach Angabe von Y. Hoffmann scheint das Türblatt des Saalportals im Saalbau von Burg Gnandstein mit seinen zwei Türbändern noch aus der Erbauungszeit zu stammen.561 Auch im Erdgeschosssaal des gotischen Saalbaus im Unterhof in Diessenhofen/Schweiz ist ein Türblatt in situ vollständig aus der Erbauungszeit um 1318 erhalten geblieben.562 Die Form der Türen und Tore stehen in Abhängigkeit zum Durchgang in der Mauer, der in romanischer Zeit meist einen rundbogigen, manchmal auch einen geraden Sturz besitzt. Während die Saalbauten in ihren Untergeschossen in der Regel Durchgänge in schlichter Ausführung haben, zeigen ihre Obergeschosse repräsentativ gestaltete Eingänge bzw. Portale. Das Portal kann als „monumentaler, repräsentativer Mauerdurchgang als Eingang“ zu einem Sakral- oder Profanbau bezeichnet werden, der „meist mit besonderer architektonischer Rahmung“ ausgestattet und ein „integrierender Bestandteil der Fassadengestaltung“ ist.563 Aufwendig gestaltete Portale haben oft gestufte Gewändeausbildungen, welche durch eingestellte Säulen, umlaufende Rundstäbe, Kehlen gegliedert sind und auch bauplastisch geschmückte Tympana besitzen können. Die einfachste Ausführung von rundbogigen Durchgängen zeigen die Tore aus den Unter- bzw. Kellergeschossen der Saalbauten, wie sie z. B. in Gelnhausen, auf Burg Wildenberg, der Wartburg und Burg Weißensee. Das Wartburger Tor ist mit einem Dreiviertel-Rundstab ausgestattet, während das weite, gestufte Kellertor in Weißensee hofseitig eine wahrscheinlich plastisch geschmückte Kämpferzone besaß. Seine grob abgearbeiteten Portalquader deuten auf ein Gesims oder ein ursprünglich vorkragendes Band mit ornamentalem Schmuck hin.564 Im Folgenden werden einige Portale von Sälen und repräsentativen Wohnräumen im Vergleich beschrieben, wobei eine Aufstellung von relativ einfachen bis zu sehr aufwendig gestalteten Eingängen erfolgt. Das Eingangsportal zum Erdgeschosssaal auf Burg Wildenberg wirkt sehr massiv bzw. rustikal, da es auf der Innenseite völlig unverziert ist, während sein Rundbogen an der Fassade ein Zickzackmuster trägt.565 Bei den beiden Portalen des Saalgeschosses auf der Ulrichsburg/Elsass erfolgt eine Profilierung ihrer Rundbogenöffnungen jeweils durch einen eingelegten, umlaufenden Rundstab. Auf der Außenseite des schmäleren Portals in der Nordgiebelseite des Saalbaus sind zu beiden Seiten noch die Falze für eine Türverriegelung zu sehen. Auch die Öffnungen der beiden nebeneinander liegenden, Wehr- und Wohnbauten 1995. - Handbuch der Architektur 1908, S. 236-239. – Möller 1999a, S. 274-275. – Piper 1912/1994, S. 448-451. 560 Zur Ausbildung und Verriegelung von Türen und Tore: Piper 1912/1994, S. 300-305. - Möller 1999a, S. 274. – Als Beispiel für die Verriegelung eines Eingangs sei auf den Hocheingang im Bergfried von Burg Fürstenberg hingewiesen, wo sich einige Balkenlöcher und noch zwei Riegelhölzer im Mauerwerk in situ erhalten haben. Hier konnten zwei Riegebalken von rechts nach links und einer von links nach rechts geschoben und in das Mauerwerk eingerastet werden. Einer dieser hölzernen Riegel ist dendrochronologisch auf 1219 datiert. – Stanzl 2004, S. 102103. 561 Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 34. - Hoffmann 2001, S. 63 und 2002, S. 202. 562 Das Türblatt besaß ein illusionistisch aufgemaltes Pelzwerk. – Baeriswyl/Junkes b1995, S. 99 u. Abb. 98. 563 Binding: Portal, in: Lexikon des Mittelalters 7, 1995, Sp. 108. 564 Kozok 1998b, S. 155. – Strickhausen 1998a, S. 221. 565 Das Zickzackmuster ist in mittelalterlicher Zeit ausgebessert worden. Ein solches Muster in Zickzackform schmückt auch den Bogen des großen Burgtores der Salzburg an der fränkischen Saale. 230 Türen/Portale heute vermauerten Rundbogentüren im Obergeschoss der Saalbaunordseite in Wimpfen sind von einem schmalen Rundstab umzogen. Diese westlich von Saal und Wohnraum gelegenen Türen waren im Inneren mit einem waagerechten Sturz versehen, verriegelbar und führten in einen kleinen nördlichen Anbau.566 Das ursprüngliche erste Obergeschoss (heute Erdgeschoss) des Saalbaus von Burg Gutenfels besaß vom Hof aus zwei Portale, welche nach Rekonstruktion von Biller567 jeweils einem Wohnraum mit Kamin zugeordnet werden können. Während das vermauerte, rundbogige Südportal keine Profilierung erkennen lässt, zeigt das erhaltene Nordportal eine doppelte Kehle mit doppeltem Rundbogenwulst dazwischen. Eine ähnliche Profilierung weist das Saalportal aus rotem und weißem Rhyolithtuffstein im ungegliederten, ursprünglich obersten Geschoss auf Burg Gnandstein auf. Es handelt sich ebenfalls um ein doppelt gekehltes Profil, das auf der linken Seite unten in einem Hornauslauf mit einem Dreiblatt endet, während der rechte Teil nicht mehr erhalten ist. Das auf seiner Innenseite aus einem Stichbogen gebildete Portal besitzt östlich der Eingangsseite eine 1,9 m tief in das Mauerwerk reichende Aussparung zur Aufnahme eines nicht mehr vorhandenen Sperriegelbalkens. Nach Angabe von Y. Hoffmann scheint das Türblatt mit seinen zwei Türbändern noch aus der Erbauungszeit zu stammen.568 Abb. 216 und Abb. 217: West- und Nordportal (hier mit Falze für eine Türverriegelung) des Saalbaus auf der Ulrichsburg/Elsass. (Fotos: Verf. 1995) 566 Ob sie in das Obergeschoss eines Anbaus oder – wie Arens (1967b, S. 50) vermutet – auf einen Altan führten, kann heute nicht mehr geklärt werden. 567 s. Grundrissrekonstruktion von Biller, in: Biller 2002b, S. 24, Abb. 2. 568 Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 34. - Hoffmann 2001, S. 63 und 2002, S. 202. 231 Türen/Portale Abb. 218: Nördliches Hofportal des Saalbaus von Burg Gutenfels bei Kaub. (aus: Backes 1976, S. 25, Abb. 23) Abb. 219: Saalportal von Burg Gnandstein. (Foto: R. Schmitt 1999) 232 Türen/Portale Bei aufwendigeren Portalgestaltungen kommen gestufte Gewändeausbildungen mit eingestellten Säulen vor, wie es z. B. beim Saalbau auf Burg Weißensee zu sehen ist. Dort wurden die mit Triforienfenstern und einer dekorativen Astsäule (im Ostraum) ausgestatteten Wohnräume jeweils durch ein Portal in der hofseitigen Nordmauer betreten. Beim erhaltenen Westeingang handelt es sich um ein Rundbogenportal mit gestuftem Gewände und eingestellten Säulen, welche einen voll ausgebildeten Rundstab vor der Bogenlaibung tragen. Während die Basen erhalten sind, ist vom linken der beiden vollständig abgeschlagenen bzw. abgearbeiteten Kapitelle noch der Halsring zu erkennen. An der Innenseite besitzt das Westportal einen waagerechten Sturz. Von dem etwas breiter angelegten Ostportal sind nur die Basen, wenige Laibungssteine, Stufe und Schwelle erhalten geblieben. Vermutlich glich es in seinem Aufbau dem des Westeingangs. 569 Abb. 220 und Abb. 221: Erhaltener hofseitiger Westeingang im Erdgeschoss des Saalbaus auf Burg Weißensee. - Ostportal nach der Freilegung 1983. (Foto: Verf. 1996. - aus: Kozok 1998b, S. 162, Abb. 145) Einige Saalportale, z. B. in Büdingen, Münzenberg, Gelnhausen und Seligenstadt besitzen eine Kleeblattbogenform. Während das Kleeblattbogenportal in der Hoffassade des Wohnbaus in Büdingen mit einer umlaufenden Kehle und unten bogenförmig auslaufendem Karnisprofil ausgestattet ist570, kommt bei den beiden Hofportalen des Ostwohnbaus in Münzenberg die gleiche Verzierung in doppelter 569 Zu den beiden Erdgeschossportalen: Kozok 1998b, S. 159, 162, 178. 570 Das bis zum Bogenansatz erhaltene, teilweise von einem später eingesetzten Fenster verdeckte Portal ist heute in seiner romanischen Form wieder hergestellt. 233 Türen/Portale Form vor.571 Eine reichere Ausführung zeigt das Hofportal zum Saal in Gelnhausen, mit einem durch Ecksäulchen mit Kapitell- und Kämpferzone dreifach gestuftem Gewände und einem oberen Abschluss in Form eines reich verzierten Kleeblattbogens. In breiter Rundbogenblende sitzt der kleeblattförmige Sturz in plastischer Rankenfriesausbildung, in welchen kleine Figuren (Jäger, Bauer, Winzer, Steinmetz) verwoben sind, die als Monatsdarstellungen gedeutet werden können. 572 Von den beiden Eingängen im Obergeschoss des Saalbaus in Seligenstadt ist das nördliche mit einem inneren Kleeblattbogen mit dreiblättrigen Lilien an seinen Bogenspitzen geschlossen, über dem sich ein glatt in der Mauerfläche liegender äußerer Bogen befindet. Das Portal ist einfach gestuft und besaß eingestellte Gewändesäulen, während das Säulenportal im Süden eine zweifache Stufung von Gewände und Arkade mit eingelegtem Wulst ausgebildet hat. Seine Gewändesäulen mit ergänzten Schäften besitzen attische Basen mit Eckzier und Knospen- bzw. Blattkranzkapitellen.573 Abb. 222 und Abb. 223: Kleeblattbogenportale in den Hoffassaden der Wohnbauten in Büdingen und Münzenberg. (Fotos: Verf. 1999) 571 Während sich das Kleeblattbogenportal im ersten Obergeschoss ganz erhalten hat, ist von dem im zweiten Obergeschoss heute nur noch das linke Gewände mit Bogenansatz vorhanden. 572 Binding 1996, S. 274. - Hotz 19981/1992, S. 77-78. 573 Atzbach 1998, S. 194. – Binding 1961b, S. 245-248 und 1996, S. 395-396. – Cramer 1999, S. 145. 234 Türen/Portale Abb. 224 und Abb. 225: Mainfront des Saalbaus in Seligenstadt. Linkes (östliches) und rechtes (westliches) Portal im ersten Obergeschoss. (aus: Binding 1996, S. 392, Abb. 189-190) 235 Türen/Portale Eine sehr reiche Portalausbildung zeigen die Eingänge des Kleinen Saalbaus in Vianden/Luxemburg. Als Hauptzugang zur Kernburg führt das große Rundbogenportal auf der Ostseite in die Eingangshalle des Erdgeschosses. Es besteht aus einem dreifach gestuften Gewände und ursprünglich sechs eingestellten Schiefersäulen, welche sich nach oben in Form einer dreiwülstigen Archivolte fortsetzen.574 Ein zweites romanisches Rundbogenportal ganz im Norden der Westseite des Kleinen Saalbaus führte über eine nicht mehr vorhandene Steintreppe zum durchgehenden Saal im Obergeschoss. Es besitzt ein einfach abgetrepptes, mit Wulst und Kehle profiliertes Gewände mit je einer eingestellten Säule, die als Rundstab um das Bogenfeld geführt wird. Seine Umrahmung besteht aus einem stark gewellten Eichenblattornament bzw. Palmettenfries.575 Abb. 226: Portal im Obergeschoss der Westfassade des Kleinen Saalbaus in Vianden/Luxemburg, vor der Wiederherstellung der Burganlage. (aus: Hotz 1981/1992, T 163) 574 Von den Portalsäulen mit ihren heute fehlenden Säulenschäften blieb nur das südöstliche Kapitell aus romanischer Zeit erhalten. – Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 467-468. – Koltz 1977, S. 16. - Zimmer 1996b, S. 362. 575 Auf der Innenseite ist dieses Saalportal in Form eines viereckigen, profilierten Rahmens ausgebildet. - Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 468 und 490, Abb. 562. 236 Türen/Portale Die reichste bauplastische Ausschmückung aus romanischer Zeit ist beim Hofportal im Saalbau in Tirol/Südtirol zu finden, welches von der Eingangshalle in den unteren Saal im ersten Obergeschoss führt. Es ist ein großes, einfach gestuftes Rundbogenportal aus weißem Marmor mit beiderseits im Gewände eingestellten Säulen, die im Tympanon durch einen, mit Ranken und Palmetten verzierten Halbkreiswulst miteinander verbunden werden. An den Seitenpfosten befinden sich Palmettenranken, an den Säulenkapitellen jeweils ein bärtiger Kopf, am Tympanonbogen Flechtwerk und im Bogenfeld ein segnender Engel mit Lilienstab. Die äußere Rahmung des Saalportals besteht aus verschieden großen Steinen mit figuralen Reliefs christlicher Symbolik.576 Abb. 227 und Abb. 228: Portal von der Eingangshalle zum unteren Saal im ersten Obergeschoss des Saalbaus auf Burg Tirol. – Kapellenportal in der Ostwand des unteren Saales. (aus: Nothdurfter 1986, S. 58, Abb. 24; S. 25, Abb. 5) 576 Nothdurfter 1986, S. 57-67. - Seebach 1995, S. 79-87. – Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 77. - Weingartner 1991, S. 641. - An dieser Stelle sei auch auf das ebenfalls reich dekorierte Marmorportal mit doppelt gestuftem Gewände und eingestellten Säulen in der Ostwand des unteren Saales hingewiesen, welches in die Kapelle führt. – s. Portalbeschreibung in: Kap. 5.21 Burg Tirol. 237 Türen/Portale Im Vergleich zu den romanischen Portalformen verändert sich in der Gotik - abgesehen von der Spitzbogenform der Öffnung – auch die Art der Gliederung zu größerer Zierlichkeit und Schärfe. Portale mit gotischem Spitzbogen sind z. b. beim Saalbau der Rothenburg/Kyffhausen sowie – in äußerst reicher Ausstattung – beim Wohn/Kapellenbau in Krautheim zu finden. Der Zugang zum Saalgeschoss auf der Rothenburg/Kyffhausen erfolgte ursprünglich über eine Freitreppe und das erhaltene, relativ schmale Spitzbogenportal im Westen der Hofseite. Es besitzt einen doppelt abgetreppten Gewänderücksprung mit zwei beidseitig eingestellten Säulen mit glatten Kelchkapitellen und Kämpfern.577 Das große, spitzbogige Hofportal in Krautheim nimmt in sofern eine Sonderstellung ein, als es sich hier um einen gemeinsamen Zugang zum Wohn- und Kapellenbau handelt. Es hat einen zweigeschossigen Aufbau, ist außerordentlich reich gegliedert und mit Bauplastik ausgestattet. Bei seinen Außenmaßen von 2,9 m Breite und 5 m Höhe ragt die untere Portalöffnung noch in die Höhenlage des Kellergeschosses hinein, während die dreiteilige profilierte Spitzbogenfeldöffnung über dem Sturz etwa in Höhe der Erdgeschossfenster liegt. Die reiche bauplastische Portalgliederung zeigt sich u. a. in dem äußeren Rahmen aus Blattrankenwerk, den Gewändesäulen mit figurierten Kapitellen und den Archivolten mit ihren maskenartigen Scheitelsteinen.578 Abb. 229: Hofportal des Wohn-/Kapellenanbaus in Krautheim. Ansichten, Schnitte. (Plan 13 von D. Leistikow um 1955) 577 Zur stilistischen Einordnung vom Saalportal: Leistikow 2000, S. 40-41, 45-46, Anm. 26, 29-31. 578 Leistikow 1956/59, S. 73-77 und 1984a, S. 47, 48-49, 61 und 1985, S. 9. - Mayer, E. 1979, S. 12-17. 238 Türen/Portale Im Vergleich zu den Portalen waren die Innentüren im Saalbau meist relativ schmal und niedrig sowie in ihrer Ausführung schlicht gehalten. Dies trifft besonders dort zu, wo es sich um keine Türen von Saal- oder Wohnräumen, sondern von Fluren, Gängen, Wirtschaftsräumen etc. handelt. So führt eine einfache Rundbogentür mit umlaufendem Falz für das hölzerne Türblatt in der Südwestecke des Saalbauerdgeschosses in Gelnhausen von einem ursprünglich vorhandenen Südgang zu einer Innentreppe. Diese Treppenanlage im Winkel zwischen Saalbau und Torhalle ermöglichte den Zugang zum obersten Saalbaugeschoss sowie zur Kapelle über der Torhalle. Abb. 230: Innentür in der Südwestecke des Saalbauerdgeschosses in Gelnhausen, welche von einem Gang vor den Westräumen zu einer Innentreppe führte. (Foto: Verf. 1999) Innentüren, welche vom Saal aus in andere Wohnräume führen, waren vergleichsweise reicher ausgestattet. Dies zeigt z. B. der wiederhergestellte Durchgang im Saalbau auf der Neuerburg/Wied, welcher vom kleinen mittleren Saal im Erdgeschoss in einen schmalen Ostraum führt. Er besitzt einen Rundbogen mit innerem Wulst bzw. Rundstab und ein Tympanon, das mit einem Rautenmuster mit vier eingelegten Kugeln 239 Türen/Portale geschmückt ist. Im Saal von Burg Krautheim befindet sich gleich nördlich neben der Trennmauer zum Kapellenhauptraum eine profilierte Kleeblattbogentür579 aus rotem Sandstein mit innerem Riegelverschluss. Diese führt über eine Tuffsteintreppe in einen etwa quadratischen Raum oberhalb des Kapellengewölbes.580 Abb. 231: Verziertes Bogenfeld im wiederhergestellten Durchgang vom Saal zum Ostraum, im Saalbau auf der Neuerburg/Wied. (Foto: Verf. 1999) Portale befinden sich immer in der geschützten Hoffassade, in der Regel in der langen Traufseite des Bauwerks.581 Zu den Saalportalen im Obergeschoss führt oft eine Freitreppe empor. Die Lage der Portale steht in Abhängigkeit zur Erschließung des Bauwerks sowie der Nutzung und Ausstattung seiner Geschosse und deren Raumaufteilung. Je nachdem, wie viel Räume pro Geschoss und wie die Anzahl und Verteilung der Fenster geplant ist, liegen die Portale eher mittig oder seitlich in der Fassade. Bei ungefähr in der Fassadenmitte angeordneten Portalen, wie z. B. bei den Saalbauten in Eger/Tschechische Republik, Goslar, Gelnhausen, Krautheim, Wildenberg und Rothenburg/Kyffhausen ist eine zentrale Raumerschließung zu beiden Geschossseiten gewünscht. Bei kleineren Saalbauten mit geringer oder keiner Geschossunterteilung befindet sich das Portal oft an die Seite gerückt, wie es u. a. die Gebäude von Boymont/Südtirol, der Gamburg, Gnandstein für ihr Ober- sowie Untergeschoss zeigen. Zugänge zum Unter- bzw. Kellergeschoss sitzen häufig ebenfalls 579 Leistikow 1984a, S. 48, 52. 580 Der quadratische Raum über der Kapelle galt als sicherster Ort des gesamten Gebäudes, weshalb Leistikow (1974, S. 13 und 1984, S. 47, 52) für ihn eine Nutzung als ehemaliger Tresorraum bzw. eine Art Schatzkammer, als zeitweiliger Aufbewahrungsort der Reichskleinodien vermutet. 581 Eine Ausnahme bildet der Saalbau der Neuerburg/Wied, dessen Portal sich im wieder hergestellten Erdgeschoss ganz in der Nordecke seiner Westgiebelseite befindet. Seine Lage ist hier durch den sehr engen Abstand seiner Hoffassade zum großen Fünfeckturm erklärbar. – Zur Erschließung der Saalbauten s. auch: Kap. 2. 4. 240 Erker ganz seitlich in der Fassade, wie z. B. bei den Saalbauten von Rothenburg/Kyffhausen, Burg Weißensee, Wartburg und beim Großen Saalbau in Vianden/Luxemburg zu sehen ist. Bei einigen Untersuchungsobjekten befinden sich die Portale von Unter- bzw. Erdund Obergeschoss genau übereinander, wobei die unteren Eingänge direkt unter dem Treppenaufgang zum Obergeschoss liegen. Dies ist bei den Saalbauten in Eger/Tschechische Republik, Gelnhausen, Goslar (Südtordurchfahrt), Seligenstadt am Main der Fall und könnte für den Saalbau von Burg Wildenberg vermutet werden. Der Saalbau der Gamburg hat in der Südseite seiner Hoffassade sogar drei nachgewiesene ursprüngliche Portale übereinander. Eine Anzahl von Saalbauten besitzen zwei Eingänge zur Erschließung eines Geschosses, welches auf eine Raumaufteilung in mehrere Säle und/oder Wohnräume hinweist. Diese können ungefähr gleichmäßig im Mittelteil der Fassade stehen, wie es ihre Anordnung in Girbaden/Elsass, Gutenfels und Seligenstadt zeigt. Die Portale dienten in Weißensee zur Erschließung von zwei repräsentativen Wohnräumen, in Gutenfels vermutlich von zwei Wohnräumen mit Kamin und in Seligenstadt wohl von zwei großen Sälen beidseitig eines schmalen Zwischenraumes. Zwei Portale zur separaten Erschließung von zwei Räumen innerhalb eines Geschosses können aber auch jeweils an die Seite des Raumes gerückt sein. Bei den Erdgeschossen in Reinegg sowie auf Burg Weißensee sind jeweils beide Portale zur gleichen Seite verschoben. Beim Saalbau der Wartburg besitzen alle repräsentativen Wohnräume und Säle in seinen drei Obergeschossen je einen separaten Zugang vom hofseitigen Arkadengang aus. Da sich die Portale in der Regel in der langen Hofseite des Bauwerks befinden, werden die langgestreckten Säle immer quer erschlossen. Dabei ist das Portal häufig an ein Ende der langen Saalwand gerückt. Es kann aber auch eher mittig in der Saallangseite angeordnet sein, wie die Portale in Reinegg/Südtirol, Rothenburg/Kyffhausen, Wildenberg und besonders im obersten Saal auf der Wartburg zeigen. Auf jeden Fall handelt es sich um mächtige Querräume, welche sich vor der durch das Portal eintretenden Person ausbreiten und durch die großen Saalfenster einen gewaltigen Licht- und Raumeindruck erzeugen.582 Neben ihren hofseitigen Hauptportalen besitzen viele Saalbauten einen zusätzlichen giebelseitigen Nebendurchgang, welcher zu einem Anbau (Gamburg, Gelnhausen, Boymont/Südtirol, Tirol/Südtirol, Saalbauten in Vianden/Luxemburg) oder seitlich in den Hof bzw. einen Zwinger (Rothenburg/Kyffhausen, Ulrichsburg/Elsass) führt. 2.9 Erker583 Nur vereinzelt lassen sich bei den untersuchten Saalbauten, z. B. in Eger/Tschechische Republik, Reams/Schweiz und auf der Wartburg Reste von Erkern in Form von auf steinernen Konsolen oder Kraghölzern aufsitzenden Vorbauten nachweisen. Bei den Saalbauten in Boymont/Südtirol und auf der Ulrichsburg können sie vielleicht vermutet werden. Es handelt sich hier um sog. Aborterker, welche in der Regel eine rechteckige Form besitzen. Aus hygienischen Gründen sitzen sie an den weniger begangenen Gebäudeseiten, d. h. an der Außenseite der Ringmauer. 582 s. dazu: Kap. 3. Funktion und Nutzung des Saalbaus. 583 Zu Erker: Binding: Erker, in: Lexikon des Mittelalters 3, 1986, Sp. 2152-2153. - Erker, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 116. – Handbuch der Architektur 1908, S. 268-278. - Keller, B.: Der Erker. Studie zum mittelalterlichen Begriff nach bildlichen und architektonischen Quellen. 1981. – Kozok 1998b, S. 186-187. - Piper 1912/1994, S. 499. 241 Erker Abb. 232 und Abb. 233: Aborterker am sog. Westtorhaus der Neuenburg in Sachsen-Anhalt (um 1226) nach der Instandsetzung 1991/92. – Aborterker von innen, mit Lichtöffnungen. (aus: Lemmer 1995, S. 17, Abb. 9. - Foto: Verf. 1996) In Eger sind im Obergeschoss des Saalbaus in der Nordseite im ursprünglichen Wohnraumbereich westlich des Saales zwei rechteckige Türen zu Aborterkern mit auf der Außenseite erhaltenen Konsolen vorhanden. Auch in Reams haben sich in der langen Nordfassade neben den Durchgängen teilweise die Steinkonsolen sowie seitliche Mauerwerksverzahnungen als Reste der Seitenwände von zwei romanischen Aborterkern erhalten. Diese liegen in unmittelbarer Nähe der Ost- bzw. Westgiebelseite, wobei sich der östliche zwischen dem zweiten und dritten, der westliche zwischen dem dritten Saalbaugeschoss und dem Dachraum auf einem Zwischenpodest befindet. Damit waren beide Aborterker über ein Zwischenpodest jeweils von dem Geschoss über und unter ihnen zugänglich. Im Erdgeschoss des Wartburger Saalbaus befand sich in der Feldseite östlich der Innentreppe eine doppelte Abortanlage mit zwei hochrechteckigen, auf Konsolsteinen ruhenden, nur leicht aus der Mauer vorkragenden Erkern. Der nördliche Abort mit ursprünglichem Zugang und z. T. erhaltenen, abgeschlagenen Konsolsteinen war vom Nordraum, der südliche vom zentralen Raum aus zugänglich. Während der nördliche Abortgang gerade nach Osten führte, mündete der südliche in einer Tür in der Nordostecke des mittleren Raumes und verlief von dort innerhalb der Ostmauer nach Süden weiter. Im ersten Obergeschoss befand sich – leicht versetzt über dem nördlichen Abort im Erdgeschoss – ein dritter Aborterker, von welchem sich zwei Gruppen abgeschlagener Konsolsteine erhalten haben.584 Im Südwesten des Boymonter 584 Zu Bestand und Rekonstruktion der Abortanlagen: Altwasser 1994a, S. 52-53 und 2001, S. 72, 89-90. Strickhausen 1998a, S. 193. – In der Südringmauer der Pfalz Gelnhausen sind (gegenüber vom Saalbau) zwei 242 Erker Saales im ersten Obergeschoss weist eine schmale, rechteckige Tür auf das Vorhandensein eines ehemaligen Aborterkers oder eines Balkons hin. Möglicherweise konnte auch vom Saalgeschoss der Ulrichsburg aus durch eine schmale Rundbogentür am Nordende der Ostseite ein Aborterker betreten werden.585 Es ist davon auszugehen, dass Burggebäude mit einer intensiven Nutzung von kombinierten Wohn-, Arbeits- und Schlafräumen sanitäre Einrichtungen in Form von Abortanlagen besessen haben. Dies betrifft in der Regel die Wohnbauten sowie Saalbauten mit einer Anzahl von Wohnräumen. Andererseits werden viele Säle und große, repräsentative Wohnräume wahrscheinlich nur einen indirekten Zugang zu Aborten über Gänge oder Nebenräume besessen haben. So ist der Abort in Eger vom Saal aus über die Westräume zu erreichen, während er auf der Wartburg im Erdgeschoss vom Gang von der Innentreppe bzw. im Geschoss darüber vom kleineren Nordraum neben dem Saal aus erreichbar war. Dass diese sanitären Anlagen wahrscheinlich von bewohnten Räumen ferngehalten wurden, belegen Biller/Metz mit Beispielen von frühgotischen Burgen im Elsass. Dort war ein Vorraum vor dem Abort vorhanden (Wasenburg) oder der Sitz war über einen Gang in der Mauerdicke (Kinzheim) bzw. über eine Holzkonstruktion an der Außenmauer (Birkenfels, Dreistein, Wangenburg) erreichbar.586 Aus der Stauferzeit sind wenige monumentale Erker in runder Form als Kapellenerker oder sog. Apsidiolen, so im turmartigen Wohn-/Kapellenbau auf der Lobdeburg, in der Kernburganlage von Landsberg/Elsass und offenbar auch auf Burg Kranichfeld nachweisbar. Kapellenerker geringerer Tiefe sind an den Türmen der Burg Trifels und Wildenberg vorhanden. Abgesehen von Landsberg waren alle hier aufgeführten Erker der Bestandteil eines eigenständigen Kapellenraumes.587 Nur auf Burg Landsberg sowie auf der Ronneburg (hier aber aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts)588 ist der Erker einem Festsaal angefügt. Durch die Ausstattung mit einem Kapellenerker wurde der Festsaal für profane sowie sakrale Veranstaltungen nutzbar. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es sich bei den angeführten romanischen Burggebäuden mit Kapellenerker um keinen Saalbautypus handelt. Aborterker nachweisbar, welche beweisen, dass hier ursprünglich Wohn- bzw. Wirtschaftsbauten gestanden haben. – Binding 1996, S. 273. 585 Abortanlagen können als Mauerschacht oder auskragende Erker vorkommen. Auf der Neuenburg in SachsenAnhalt ist sogar ein separater Toilettenturm aus der Zeit um 1150 nachgewiesen. – Schmitt/Weise 1997, S. 145146. - Zu Abort/Aborterker: Abort, -anlage, -erker, -schacht, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 63-65. – Biller/Metz 1995, S. 102. - Bornheim gen. Schilling 1964, S. 139-140. - Cohausen 1898/1996, S. 176. – Huber, W.: Der Abort. Habil. masch. Karlsruhe 1950. - Piper 1912/1994, S. 487-491. – Wirtler 1987, S. 178-179. - Zeune 1999b, S. 301-303. 586 Biller/Metz 1995, S. 102. - Auch Wirtler (1987, S. 178) weist bei der Untersuchung ihrer spätmittelalterlichen Säle darauf hin, dass die Säle in der Regel nur indirekt mit einer Abortanlage verbunden waren. 587 Zu Kapellenerker: Jost 2000b, S. 58ff. - Kozok 1998b, S. 186-187. – Neben den Kapellenerkern gab es in obersten Turmgeschossen auch sog. Aussichts- bzw. Wehrerker, wie sie z. B. der Restiturm in Meiringen/Schweiz besaß. Dieser von der Verfasserin inventarisierte und anschließend (im Jahr 2004) vom Archäologischen Dienst in Bern restaurierte fünfgeschossig erhaltene Turm besitzt nach den erhaltenen Konstruktionshölzern ein aufgestocktes Wehrgeschoss aus der Zeit um 1390-1400. Es hatte auf allen vier Seiten ungefähr in der Mittelachse je einen vorkragenden hölzernen Erker in rechteckiger Form mit einem kleinen Satteldach. – Gutscher, Daniel: Die Burgruine Resti in Meiringen. Zur bauarchäologischen Untersuchung und Restaurierung 2004, in: Mittelalter, Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 10. Jg. 2005/1, S. 1-13. 588 Der Kapellenerker der Ronneburg konnte zum Festsaal hin durch er durch eine zweiflügelige Tür geschlossen werden. - Kozok 1998b, S. 186. – Kling, Burkhard: Der Kapellenerker der Ronneburg, In. Die Burg – ein kulturgeschichtliches Phänomen 1994, S. 55-59. 243 Erker Abb. 234 und Abb. 235 und Abb. 236: Kapellenerker bzw. Apsidiolen auf der Lobdeburg und Burg Trifels (dort Außen- und Innenansicht. (aus: Jost 2000b, S. 59, Abb. 4; S. 63, Abb. 10. - Foto: Verf. 1997) 244 Die Fassade Abb. 237 und Abb. 238: Kapellenerker auf Burg Landsberg/Elsass. Außen-, Innenansicht. (Fotos: Verf. 1995) 2.10 Die Fassade Die Fassade (lateinisch: facies, Französisch façade = äußere Erscheinung, Gesicht) wird als die Schauseite eines Gebäudes und in der Regel zugleich auch als seine Haupteingangsseite definiert, welche durch besondere, meist reich gegliederte und dekorativ ausgestattete Gestaltung hervorgehoben ist. Häufig lässt die Fassade durch die Anordnung der Fenster, Portale, Erker, Gesimse und Gurte etc. die Raumgliederung ihres Bauwerks erkennen.589 2.10.1 Mauerwerk, Putz und Farbigkeit 2.10.1.1 Mauerwerk Das Erscheinungsbild der Fassaden wird von der Materialität ihrer Oberfläche mitbestimmt, welche sich als steinsichtiges, verputztes oder mit Farbauftrag behandeltes Mauerwerk präsentiert. Bei Fassaden mit steinsichtigem Mauerwerk hängt ihre Wirkung von der Verwendung und Bearbeitung des Baumaterials ab, welches wiederum in Abhängigkeit zu den geologischen und geographischen Gegebenheiten vor Ort steht. Für das Mauerwerk konnten aufgelesene, unbearbeitete Feldsteine, aus dem Steinbruch gewonnene Bruchsteine und größere Hausteine verwendet werden. Die Hausteine wurden mit einem sog. Bossierhammer zu groben Quadern geschlagen. Bis ins frühe 12. 589 Zur Definition von Fassade: Binding: Fassade, in: Lexikon des Mittelalters 4, 1989, Sp. 303-304. – Fassade, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 118-119. 245 Die Fassade Jahrhundert bestand das Mauerwerk der Saalbauten überwiegend aus Feld-, Bruch- oder kleinformatigen Hausteinen. So bestehen die älteren, aus salischer Bauzeit erhaltenen Mauerwerkspartien des Goslarer Saalbaus aus Kleinquaderwerk aus kleinen, regelmäßig gehauenen Werkstücken,590 während das jüngere Mauerwerk aus größeren Quadern besteht. Auch die Außenmauern der beiden Saalbauten in Vianden/Luxemburg zeigen kleinteiliges Mauerwerk.591 Der untere Teil der Ringmauer von Saalbau und Kapelle auf Burg Tirol/Südtirol aus der Zeit vor 1138 besitzt Mauerwerk aus kleinteiligen, fast unbearbeiteten Bruch- und Rollsteinen sowie schmäleren Steinplatten zum Ausgleich der Höhendifferenzen.592 Am Saalbau wurde seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in der Regel regelmäßiges Quadermauerwerk verwendet. Aufwendiger bearbeitete Werksteine beschränken sich hauptsächlich auf wichtige baugliedernde Elemente, wie Eckverquaderung, Lisenen, Gesimse, Tür- und Fensteröffnungen. An den hofseitigen Fassaden der Saalbauten dominieren im Allgemeinen stärker glättende Steinbearbeitungstechniken, während zur Ringmauerseite hin oft die Wehrhaftigkeit betonende rauere Steinoberflächen vorkommen. Die Ränder der Quader weisen häufig Randschläge auf, während die Steinoberfläche geglättet wurde oder als Buckelquader stehen blieb. Ein Buckelquader wird als ein Quader definiert, „dessen Stirnseite einen vor die Mauerflucht vorspringenden Buckel besitzt, der von einem ebenen Randschlag eingefasst ist.“593 Das Mauerwerk des Saalbaus in Girbaden/Elsass besteht aus rotem Vogesensandstein und ist in Buckelquaderverband mit Randschlag ausgeführt.594 Auch das aufgehende Mauerwerk über dem glatten Schrägsockel in Kaiserslautern bestand aus Buckelquadern mit Randschlag, von denen bei der Ausgrabung von 1932 an der Saalbauwestseite noch einige Schichten zum Vorschein kamen.595 Ebenso ist die Ringmauer, welche die Rückseite der beiden Wohnbauten in Münzenberg bildet, von außen mit Buckelquadern verblendet.596 Die älteren Untergeschosse der beiden feldseitigen Außenmauern des Wildenberger Saalbaus sind in Buckelquadern mit einfachem Randschlag errichtet, während das Mauerwerk des aufgestockten Obergeschosses einheitlich aus glatten 590 Das Kleinquaderwerk zeigt z. T. keilförmig auslaufende Schichten, wie sie am ersten Bau des Doms zu Speyer zu finden sind. - Meckseper 1991b, S. 87. 591 An den älteren, teilweise aus spätsalischer Zeit stammenden, unteren Bereichen der Außenmauern der zwei Gebäude hat sich kleinteiliges Fischgrätenmauerwerk erhalten Das Fischgrätenmauerwerk ist stellenweise dort zu finden, wo die Saalbauten auf den Fundamenten der älteren Ringmauer im Osten und Norden stehen. Besonders deutlich kann es z. B. im unteren Teil des Erdgeschosses an der Ostfassade des Kleinen Saalbaus gesehen werden. – Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 476. 592 Schloss Tirol: Geologische, mineraologische und materialwissenschaftliche Untersuchungen, in: ÖJ-ÖsterreichWoche 14.01.–20.01.2003; htp://www.oe-journal.at/Aktuelles/0103/W2/41601schlossTirol.htm. – s. auch Bitschnau/Hauser 1998, S. 37-39. 593 Zu Buckelquader: Biller 1993, S. 185-194. - Biller/Metz 1995, S. 75ff. – Binding 1965, S. 38-44. – Buckelquader, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen, S. 88-89. - Jost 1995, S. 156-160. –Meckseper 1982, S. 7-16. - Möller 1993a, S. 43-44 und 1999a, S. 43-44. – Pfefferkorn 1977. - Steinmetz 1998, S. 126-130. – Uhl 1990, S. 27-107 und 1999, S. 217-219. 594 Wolff 1909/79, S. 89. 595 Nach Aussage von Eckrich (1963, S. 56; Beispiele früher Buckelquader: S. 56-57) sind diese heute nicht mehr vorhandenen Buckelquader noch auf einem Photo von 1932 zu sehen. - Arens (1982/83, S. 64) hält es für möglich, dass die gesamte Höhe der Außenwände des Saalbaus mit Buckelquadern versehen war oder in den oberen Geschossen vielleicht auch glatte Quaderschichten verwendet wurden. 596 Jost 1995, s. 156. 246 Die Fassade Kleinquadern bestand.597 Und beim Saalbau in Reams/Schweiz sind die Mauersteine nur im Eckverband in Form von Buckelquadern ausgebildet. Abb. 239 und Abb. 240: Kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk des Kleinen Saalbaus in Vianden/Luxemburg. - Buckelquadermauerwerk und größere Eckquaderung beim Saalbau auf Burg Wildenberg. (Fotos: Verf. 1997, 1999) Abb. 241: Buckelquadermauerwerk der Kernburg von Bernstein/Elsass. (Foto: Verf. 1995) 597 Seit den umfangreichen Wiederherstellungsmaßnahmen von 1935-39 sind auf der Außenseite des Saalbauobergeschosses fälschlicherweise hauptsächlich Buckelquader vermauert. – Hotz 1963, S. 58. 247 Die Fassade Abb. 242: Buckelquader im Eckverband beim Saalbau von Reams in Riom/Schweiz. (Foto: Verf. 1999) An den hofseitigen Fassaden der Saalbauten dominieren im Allgemeinen stärker glättende Steinbearbeitungstechniken, während zur Ringmauerseite hin oft den wehrhaften Charakter betonende rauere Steinoberflächen vorkommen. Die Steinoberfläche der Quader kann gröber oder sehr fein, punktgespitzt (Gelnhausen), regelmäßig, in Fischgrätenmuster (Saalarkaden Gelnhausen) oder in einem geometrischen Muster geflächt sein (Wartburg, Untergeschoss in Gelnhausen). An den 248 Die Fassade Sichtflächen von Quadern befinden sich bei einigen Saalbauten, wie z. B. in Gelnhausen598 und auf Burg Wildenberg599 Steinmetzzeichen.600 Als Baumaterial für das Mauerwerk der untersuchten Saalbauten dienen vor allem die Natursteine Schiefer als Bruchstein, Granit, Konglomeratgestein, Tuffstein, Trachyt, Basalt, Kalkstein, verschiedenfarbige Kalksandsteine, Travertin, Muschelkalk sowie Backstein. Schieferbruchsteinmauerwerk ist z. B. bei den Saalbauten in Vianden, Eger, Gutenfels (Grauwacke mit hohem Schiefergehalt) und auf der Neuerburg vorhanden. Granitbruchstein findet sich im Erdgeschoss des vermutlich älteren Mauerwerks der Hoffassade der Rothenburg/Kyffhausen sowie im Untergeschoss der Außenmauern auf der Ulrichsburg/Elsass. Das Mauerwerk der beiden Giebelseiten und der Ostmauer des Wartburger Saalbaus besteht aus rotbraunem Konglomeratgestein601 des anstehenden Burgfelsen. Blaugrauer Kalkstein ist am Mauerwerk in Wimpfen, heller Kalkstein im Wechsel mit dunklerem gelbbräunlichem Muschelkalkstein z. B. auf der Eckartsburg zu finden. Roter Sandstein kommt beim Mauerwerk der Saalbauten auf der Gamburg, in Seligenstadt am Main, Gelnhausen, Girbaden/Elsass sowie in Kaiserslautern und auf der Rothenburg/Kyffhausen vor. Das Mauerwerk in Wildenberg besteht aus Odenwälder Buntsandstein aus roten, aber auch rötlich geäderten oder grauen Steinen. Aus sorgfältig bearbeiteten gelblichen Travertinquadern sowie teilweise auch aus Muschelkalk (z. B. bei den Eckquadern der hofseitigen Anbauten) besteht das Mauerwerk des Saalbaus in Weißensee. Tuffstein (Fensterarkaden in Gutenfels und auf der Neuerburg) sowie Trachyt (Türgewände, Säulen und Kapitelle auf der Neuerburg) werden häufig für Türund Fenstergewände verwendet.602 Mauerwerk aus Backstein ist auf den Burgen in Babenhausen, Kaiserswerth, Anhalt (zweite Hälfte 12. Jahrhundert), Grillenberg (um 1200) sowie den Wasserburgen Teilingen (erste Hälfte 13. Jahrhundert) und Reda (1220-30) zu finden. In Babenhausen war die gesamte Burganlage ursprünglich – von den Fensterwölbungen abgesehen unverputzt belassen, wobei die durchgehende rote Mauerwerksfarbigkeit wohl durch 598 Binding 1965, S. 45-60. 599 Hotz 1963, S. 86-90 und 1972a, S. 9. – s. auch: Binding: Steinmetzzeichen, in: Lexikon des Mittelalters 8, 1996, Sp. 105. 600 Zu Steinbearbeitung: Möller 1993a, S. 36-44. – Friederich, Karl: Die Steinbearbeitung in ihrer Entwicklung vom 11. bis zum 18. Jahrhundert. Augsburg 1932. – Habermayer 1983. - Hochkirchen, Dorothea: Stein, in. Burgen in Mitteleuropa I, 1999, S. 212-216. – Hochkirchen, Dorothea: Mittelalterliche Steinbearbeitung und die unfertigen Kapitelle des Speyerer Domes (= Veröffentlichung der Abteilung Architektur des Kunsthistorischen Instituts der Universität Köln 39). Köln 1990. – Hochkirchen, Dorothea: Steinbearbeitung am Dom zu Speyer. Rückschlüsse auf Baubetrieb und Bauabfolge, in: Liana Castelfranchi (Hrsg.): Die Baukunst im Mittelalter, Solothurn/Düsseldorf 1995, S. 99-126. – Kobler, Friedrich: Fläche, in: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte 9, 1991, S. 507-536. Leistikow, Dankwart: Werkzeuge der Steinmetzen im Mittelalter, Ausgangspunkt der Forschung, in: architectura 20/1, 1990, S. 65-72. - Steinbearbeitung, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 233-234. 601 Es handelt sich hierbei um ein sehr grobes „Gestein mit kantigen Brocken aus Quarz, Granit, Gneis, Glimmerschiefer und Quarzit in Durchmessern von 1 bis 10 cm“. - Klaua 2001, S. 109 und 1996, S. 96-97. 602 Zu Baumaterialien aus Naturstein: Klaua 1988, S. 49-57 und 1996, S. 91-101 und 2001, S. 107-110. - Urban 1997, S. 16-18. 249 Die Fassade helle Fugenstriche aufgelockert wurde.603 Das dritte Geschoss des Saalbaus der Pfalz in Kaiserswerth bestand nach Untersuchungen von Biller vollständig aus Backstein.604 Abb. 243 und Abb. 244: Rote Sandsteinquader an der Nordgiebelseite des Saalbaus in Rothenburg/Kyffhausen und im Obergeschoss des Saalbaus in Seligenstadt am Main. (Fotos: Verf. 1996, 1999) 603 Die Tatsache, dass der die Gerüstlöcher ausfüllende Mörtel rot eingefärbt war, liefert einen Hinweis darauf, dass die Backsteinmauern der gesamten Burganlage ursprünglich unverputzt waren. Auch fanden Formsteine, gekrümmte Backsteine in den flachen Deckenschichten der Fenster und Arkadenbogen sowie im Treppenturmmauerwerk Verwendung. Die Backsteine besaßen eine "Scharierung", d. h. sie wurden vor dem Brennen mit "von oben links nach unten rechts" schräg verlaufenden Rillen versehen. - s. Jost 1999, S. 131-132 und Arens, 1976/77, S. 38-41. 604 Zur Verwendung von Backstein im Burgenbau des 12./13. Jahrhunderts: Badstübner, Ernst: Feldstein und Backstein als Baumaterial in der Mark Brandenburg während des 12. und 13. Jahrhunderts, in: architektura 1994, S. 34-35. – Binding, Günther: Das Aufkommen von Backstein und Ziegel in Deutschland, in: Gebrannte Erde (= Deutsches Architektenblatt 24, Beilage), Stuttgart 1973. - Holst, Jens Christian: Ziegel (Backstein), in: Burgen in Mitteleuropa I, 1999, S. 219-223. - Urban 1997, S. 18. – Ziegelbauweise, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 270-271. - Jost 1999, S. 136, Anm. 54 (dort Hinweis auf: Neumann, E. D.: Die Backsteintechnik in Niedersachsen während des Mittelalters, in: Lüneburger Blätter 10, 1959, S.21-44. - Zaske, Nikolaus: Mittelalterliche Backsteinarchitektur. Ergebnisse und Probleme ihrer Forschung, in: Mittelalterliche Backsteinkunst. Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe 29/2-3/1980, S. 3-18. - Böker, Hans Josef: Die mittelalterliche Backsteinarchitektur Norddeutschlands. Darmstadt 1988). 250 Die Fassade Abb. 245 und Abb. 246: Feld- und Hofseite vom Saalbau in Eger/Tschechische Republik. Außenmauern aus relativ grobem Tonschiefer-Bruchsteinmauerwerk in unregelmäßigem Fugenverband, Tür- und Fenstergewände sowie Eckquader aus sorgfältig bearbeitetem Granit und Säulen aus weißgrauem Marmor. (Fotos: M. Rykl 2000. - Verf. 2001) 251 Die Fassade Neben der Beschaffenheit, Farbe und Bearbeitung der Mauerwerkssteine hängt die Fassadenwirkung auch von der Steingröße ab, welche besonders zur Betonung von Gebäudeecken und -sockel variieren kann. So sind bei einer Anzahl von Saalbauten die Fassaden durch größere Eckquaderungen seitlich betont. Auf der Gamburg reichen die homogenen Eckquaderungen an allen Gebäudeecken bis zur Traufe, während an der Westseite des Saalbaus in Babenhausen große Eckquader bis in das zweite Obergeschoss hinein zu sehen sind. Die Wirkung der steinsichtigen Farbgestaltung wird oft durch die Verwendung von Materialien unterschiedlicher Farbe, Beschaffenheit und Bearbeitung gesteigert.605 So wird häufig für besondere baugliedernde Fassadenelemente, wie Eckquaderung, Lisenen, Gesimse, Portal- und Fensterumrahmungen, Fenstersäulen ein anderer, meist feiner bearbeiteter Stein verwendet als für das übrige Mauerwerk. Bei den Säulen kommt öfter ein besonders bevorzugtes, geschliffenes und poliertes Dekorationsgestein, wie Porphyr, Granit, Basalt, Alabaster, Marmor, Kalksinter, Kohlenkalk zur Verwendung. Das Mauerwerk in Boymont/Südtirol besteht z. B. aus rötlichem Quarzporphyr, welches sich deutlich von dem hellen Sandstein der Überfangbögen und Säulen der Triforiumfenster abhebt.606 In Eger/Tschechische Republik zeigen die Außenmauern ein relativ grobes Tonschiefer-Bruchsteinmauerwerk in unregelmäßigem Fugenverband, während seine Tür- und Fenstergewände sowie Eckquader aus sorgfältig bearbeitetem Granit und die Säulen der Fensterarkaden aus weißgrauem Marmor ausgeführt sind.607 Die beiden Saalbauten in Vianden/Luxemburg besitzen Mauerwerk aus gebrochenen rotbraunen, blauen und grauen Schiefersteinen, ihre Fenster- und Türumrahmungen aus rotem und hellgrauem Sandstein, während die Säulen der Maueröffnungen aus Schiefer bestanden. Beim Gnandsteiner Saalbau bestehen seine Außenwände aus ursprünglich verputztem, kleinteiligem Bruchsteinmauerwerk unterschiedlicher Größe, Form und Farbe. Dahingegen sind seine Eckverbände aus großen Quadern aus rotem Rochlitzer und gelblichweißem Rüdigsdorfer Rhyolithtuff im Wechsel hergestellt. Auch bei den erhaltenen Fenster- sowie Türbögen wechseln weiße mit roten RhyolithtuffWerksteinen, wodurch eine schachbrettartige Dekoration entsteht.608 Für repräsentative Bauzwecke bevorzugtes rotes und weißes Steinmaterial zeigt auch das Mauerwerk des Wartburger Saalbaus, dessen beide Giebelseiten sowie Ostmauer aus rotbraunem Konglomeratgestein des anstehenden Burgfelsen besteht. Im Vergleich hierzu sind seine Eckquader in einem weißen bis gelblichen Sandstein errichtet. Während die Hoffassade im Westen in den drei unteren Geschossen aus gelbgrauweißem Rhätsandstein besteht, hebt sich das vierte Geschoss durch die Verwendung eines rötlichen Rhätsandsteines farblich deutlich von den unteren Geschossen ab. Die optische Hervorhebung des obersten Geschosses erfolgt auch an den übrigen drei Saalbauseiten durch Verwendung von rötlichem Konglomeratgestein.609 Die aus der Erbauungszeit erhalten gebliebenen 25 Fenstersäulenschäfte bestehen aus Sandstein oder Kalksinter, wobei es sich um einen hellbräunlichen Kalkstein mit einer starken streifigen und gemaserten Struktur handelt, der eine intensive dekorative Wirkung erzielt. 605 Zu farbwechselnden Mauerflächen durch natürliche Steinfarbigkeit: Möller 1993a, S. 44-47. 606 Liessem 1998, S. 80. 607 Zum Mauerwerk: Schürer 1934a, S. 27. - Binding 1996, S. 376. 608 Hoffmann 2000, S. 18 und 2001, S. 59-60 u. S. 71, Anm. 9 - Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 33-34. – Möller 1993a, S. 44-45. 609 Zur farblichen Hervorhebung des Obergeschosses: Möller 1993a, S. 45. – Klaua 1994, S. 63-69 und 2001, S. 107. 252 Die Fassade Abb. 247 und Abb. 248: Fassade des Gnandsteiner Saalbaus aus ursprünglich verputztem, kleinteiligem Bruchsteinmauerwerk unterschiedlicher Größe, Form und Farbe. Eckverbände aus großen Quadern aus rotem Rochlitzer und gelblichweißem Rüdigsdorfer Rhyolithtuff im Wechsel. – Saalfenster mit farbwechselnden Steinen aus rotem Porphyr und weißem sog. Rüdigsdorfer Sandstein. (Foto: R. Schmitt 1999. – aus: Möller 1993a, S. 44, Abb. 16) 253 Die Fassade Abb. 249: Steinmaterialien der Ostfassade (Feldseite) des Wartburger Saalbaus. Das oberste Geschoss ist durch die Rotfarbigkeit der Rhätsandsteine optisch von den unteren gelbgrauen Sandsteingeschossen hervorgehoben. (aus: Schuchardt 2001, S. 48-49) 2.10.1.2 Putz und Farbe am Außenmauerwerk Eine Anzahl der heute als Sichtmauerwerk erscheinenden Saalbaufassaden waren ursprünglich mit einfarbigem oder bemaltem Putz610 bedeckt, wobei oft die Portal- und Fenstergewände sowie Eckquader in sichtbarem Naturstein blieben.611 Bei Verwendung von Buckelquader- sowie sorgfältig geglättetem Mauerwerk kann eher eine Materialsichtigkeit angenommen werden.612 Für Fassaden aus unregelmäßigem Bruchsteinmauerwerk ist von einem flächigen Außenputz auszugehen, besonders in den Fällen, wo wenig widerstandsfähiges, witterungsanfälliges Steinmaterial, wie z. B. 610 Zu Putz und Farbigkeit am Außenbau: Bornheim gen. Schilling, Walter: Fugenmalerei im Mittelalter, in: Deutsche Kunst und Denkmalpflege, Berlin 1961, S. 5-21. - Cramer 1993, S. 30-35. – Egloffstein, Untersuchungen, 2006, S. 163-166. - Möller 1988, S. 99-127 und 1993a, S. 36-50. - Phleps, Hermann: Farbige Architektur bei den Römern und im Mittelalter. Berlin 1929/30. - Putz und Farbigkeit 1993. – Stanzl, Erzbischof, 2005, S. 208-214. Wildemann, Theodor: Die Farbe in der Außenarchitektur und die Frage des Außenputzes, in: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege 1941, S. 223-292. 611 Baumaterial, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 76. 612 Nach W. Meyer wurde bei Buckelquadermauerwerk wahrscheinlich bewusst auf das Anbringen eines Putzes verzichtet, um seine wehrhaftige Wirkung hervorzuheben. – Meyer, A. 1993, S. 28 u. Anm. 12. 254 Die Fassade Schiefer und tonhaltige Sandsteine zur Einsetzung kam.613 Nach Untersuchungen von B. Ebhardt um 1900 besaß wahrscheinlich das Bruchsteinmauerwerk der Saalbauten von Vianden/Luxemburg an seiner Außenseite einen glatten Kalkputz.614 Neben dem Schutz des Mauerwerks vor Witterung können durch Putz und Farbe auch ästhetische Ziele verfolgt werden. So kann Putzmörtel z. B. auch als haftende Verbindung von Steinteilen oder zum Ausgleich von Unregelmäßigkeiten des Steinversatzes und zur Glättung der Wandoberfläche verwendet werden. Außerdem wird er als formbildendes Material zur Ergänzung von Steinformen eingesetzt oder er dient als unmittelbarer Träger für Farbschichten und Malerei.615 Die natürliche Putzfarbigkeit setzt sich aus der Farbe und Art der jeweiligen Zuschlagsstoffe zusammen. Daneben gab es völlig übertünchte Fassaden in Grau, Weiß oder Rot. Für die Pfalz in Kaiserslautern und das Natursteinmauerwerk mit Ritzfugen an der Kyffhäuser Burg sind z. B. „flächenhaft materialsichtige Rotfarbigkeit“ bezeugt.616 Beim Mauerwerk erfolgte häufig auch nur ein Fugenverputz, wobei der aus den Fugen quellende Mörtel zum Ausgleich von Unebenheiten an der Steinoberfläche glatt verstrichen und die Stoß- und Lagerfugen mit einem geritzten Strich versehen wurden. Durch diesen pietra-rasa-Putz ist es möglich die Form und Struktur der Quadersteine anzugleichen, wodurch eine einheitlichere Oberflächenwirkung erzielt wird. Da wo am Saalbau Ritzfugen und auch Scheinfugen nachweisbar sind, herrschte Steinsichtigkeit vor, weil die Steinstruktur nicht durch Putz verdeckt wurde. 617 Im Anschluss an Fugenverputzung und -ritzung konnte das Mauerwerk noch mit Farblasuren überzogen werden, wobei der künstliche Farbton in der Regel der natürlichen Steinfarbe entsprach. Der sog. pietra-rasa-Putz mit Kellenstrich aus romanischer Zeit ist an wenigen Stellen der Fassaden des Saalbaus von Burg Weißensee sowie an der Südfassade im Bereich des östlichsten, durch das jüngere Torhaus verbauten Saalfensters vom Saalbau in Gnandstein erhalten.618 Wie eine aufgedeckte Putzfläche am romanischen Mauerwerk an der Westfassade des Gamburger Saalbaus zeigte, waren in den ursprünglichen Mörtel horizontale und vertikale Fugenstriche eingeritzt, die Kleinquader imitierten.619 Während auf der Wartburg die Saalbauhoffassade unverputzt blieb, besaß ihre Ostseite ursprünglich einen Putz mit horizontaler und vertikaler Fugenritzung, der möglicherweise mit einem Farbanstrich versehen war.620 613 Zu Putz oder Steinsichtigkeit: Möller 1999a, S. 270. – Cramer 1993, S. 30. 614 Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 472. – Zum Mauerwerk: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 471-472. – Koltz 1977, S. 23. 615 Zu Bedeutung von Putz und Tünche: Möller 1993a, S. 36 und 1999a, S. 270. – Meyer, A. 1993, S. 28. 616 Möller 1999a, S. 271. 617 Zu pietra-rasa-Putz und Ritzfugen: Binding, Günter: Putz, in: Lexikon des Mittelalters 7, 1995, Sp. 335. – Meyer, A. 1993, S. 23-29. - Möller 1993a, S. 39-40 und 1993b, S. 169-174 und 1998, S. 271 und 1999a, S. 270.– Meyer, A. 1993, S. 25-27. - Kozok 1998b, S. 154. 618 Die Arkade dieses Saalfensters ist erhalten geblieben. - Es handelt sich beim Sichtputz um den pietra-rasa-Putz mit Kellenstrich. - Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 33. - Hoffmann 2000, S. 18 und 2001, S. 60. 619 "pietra rasa"- Putz wurde an der Westfassade im heutigen zweiten Obergeschoss zwischen dem nördlichen und mittleren Renaissancefenster gefunden. - Gromer/Krämer 1996/97, S. 13, S. 5 (Plan 1), S. 15 (Abb. 3). - Gromer 2000, S. 248. 620 Reste der originalen Putzritzung wurden während der Dokumentation und restauratorischen Untersuchung der Ostfassade 1992 entdeckt. Scholz (1994, S. 55-56) vermutet einen Farbanstrich, der an der Fassade jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Feststellbar waren Reste einer dünnen Kalkschicht, die als weißer Anstrich oder Grundierung für einen Farbanstrich gedeutet werden können. – Zu Putz und Farbigkeit der Ostfassade: Scholz 1994, S. 54-62. 255 Die Fassade Abb. 250 und Abb. 251 und Abb. 252: Südgang im ersten Obergeschoss des Wartburger Saalbaus. Quader mit rhombisch geflächtem Spiegel. – Raum nördlich des Saals im zweiten Obergeschoss des Saalbaus in Weißensee. Mauerwerk mit Fugenritzung. Dokumentationszeichnung von Möller. – Nordwand des Abortganges im zweiten Obergeschoss auf der Neuenburg bei Freyburg/Unstrut. Fugenritzung und rötlich gefärbter Lagenputz mit aufgelegten weißen Bandfugen. (aus: Möller 1993a, S. 39, Abb. 6; S. 40, Abb. 7,9) 256 Die Fassade Putz mit Farbresten sind u. a. auf Schloss Hadamar, Burg Weißensee, der Marksburg, der Hohen-Salzburg und in Bamberg nachgewiesen. In Hadamar (kurz vor 1200) haben sich auf der Nordseite der zu dem Bau gehörigen Kirche hellbräunliche Putzreste mit eingeritzten weißen Linien einer Quaderung erhalten, welche vermutlich ursprünglich eine Maueröffnung umrahmte.621 An der Westfassade des Mauerfragments vom ersten Obergeschoss des ursprünglichen Saalbaus in Bamberg konnte eine weiße Putzschicht mit einer Quader-Fugenbemalung nachgewiesen werden. Sie besteht aus um 2,5 cm gegeneinander versetzten schwarzen und roten Fugenstrichen.622 Beim Saalbau auf der Marksburg (erste Hälfte 13. Jahrhundert) befinden sich an einem heute vermauerten Arkadenfenster an der ursprünglichen Hoffassade (heute im Gebäudeinneren) Reste einer dekorativen Farbfassung in Form eines rot-schwarzen Zackenbandes unter einem roten Überfang.623 Abb. 253: Schloss Hadamar. Hellbräunliche Putzfläche mit weißen Linien einer Quaderung. (aus: Cramer 1993, S. 31, Abb. 1) 621 Cramer 1993 S. 30-31. 622 Burandt 1998, S. 68-69. – Auch auf einer Federzeichnung von 1475/76 ist eine Farbigkeit der Ostfassade mit angedeuteten roten Fugenstrichen zu erkennen. 623 Backes/von der Dollen 1993, S. 35-38. – Backes, Magnus: Die Marksburg – verputzt und farbig gefasst?, in: Putz und Farbigkeit 1993, S. 108. – Hartmann, Johannes: Bericht zur Putz- und Farbuntersuchung an den Außenwänden der Marksburg, Braubach, in: Putz und Farbigkeit 1993, S. 104-106. 257 Die Fassade An den Außen- und Innenseiten des ersten und zweiten Obergeschosses des Saalbaus von Burg Weißensee befindet sich ein romanischer weißlichgrauer Gipsmörtel624, welcher mit einer hellgrauen Farblasur überzogen wurde. Ein Fugenverstrich mit grauem Farbüberzug auf dem Mauerwerk ist noch teilweise an den Saalarkaden und im ersten Obergeschoss des Nordostanbaus (im Bereich der Nordarkade) nachweisbar.625 In der Südwand dieses Anbaus (ursprüngliche Saalbaunordfassade) konnte ein erster Flächenputz mit Resten ornamentaler Malerei nachgewiesen werden. Es handelt sich um zwei aus roten, grünen, gelben und schwarzen Malereiresten bestehende, unterschiedlich gestaltete Friese mit geometrischen Mustern.626 Auf Grund dieser Beispiele kann vermutet werden, dass eine Anzahl von Saalbauten ursprünglich geputzte oder weiß gekalkte Fassadenflächen besaßen, während ein Teil ihrer Bauglieder, wie Fenster- und Portalbögen mit farblich dekorativen Malereien überzogen waren. Abb. 254: Saalbau auf der Marksburg (erste Hälfte 13. Jahrhundert). Reste einer dekorativen Farbfassung an einem heute vermauerten Arkadenfenster an der ursprünglichen Hoffassade (heute im Gebäudeinneren). (aus: Hartmann 1993, Abb. auf S. 106) 2.10.2 Gliederungselemente der Fassade Die Fassade wird durch horizontale und vertikale Bauelemente gegliedert. Zu den horizontalen Gliederungselementen gehören Sockel, Gesimse, Friese, Fensterreihen, Galerien und Balkone. 624 Zu romanischen Mörteln: Möller 1998, S. 233, 241-243. 625 Möller 1998, S. 271-272. 626 Da die Malereien aus konservatorischen Gründen nicht freigelegt waren, datiert Möller (1998, S. 254) sie vorsichtig in eine “abschließende romanische Überformung“ oder spätestens in die frühgotische Zeit. 258 Die Fassade Einen Sockel627 besitzen z. B. die Fassaden der Saalbauten in Babenhausen, Kaiserslautern, Seligenstadt und Wildenberg. Der Saalbau von Babenhausen hat einen umlaufenden Sockel, dessen Profil auf drei Backsteinschichten liegt.628 In Seligenstadt zeigt die Mainfassade einen schrägen Sockel aus rotem Sandstein, über den die Mauer 12 cm zurückspringt. Der von H. Graf 1932 ausgegrabene, heute teilweise noch erhaltene rote Sandsteinsockel am Südteil des Saalbaus in Kaiserslautern war der Ringmauer vorgebaut. Er bestand aus einer wenig vorspringenden unteren Stufe, auf welche zwei Schichten abgeschrägter, glatter Quader folgten.629 Eine sockelartige Wirkung auf die Hoffassade erfolgt beim Saalbau in Gelnhausen dadurch, dass sein Untergeschoss nach oben mit einem profilierten Gesims abschließt, über dem die Außenwand des ersten Obergeschosses leicht zurück tritt. Die horizontale Fassadengliederung durch Gesimse richtet sich nach den Geschossen und Fenstern. Gurtgesimse sind in ihrer einfachsten Form als Vorsprünge mit Abschrägung und Auskehlung darunter ausgebildet und betonen häufig die Lage der Fenstersohlbank. Entweder laufen sie über die gesamte Fassadenlänge durch oder sie beschränken sich nur auf die Fensterbreiten. Durchlaufende Traufgesimse, welche den oberen Fassadenabschluss bilden, zeigen eine stärkere Betonung durch das Hinzufügen einer hohen Platte als Auflager für die Traufe.630 Geschosstrennende Gesimse, wie sie z. B. bei den Saalbauten in Gelnhausen, Reinegg, Kaiserslautern und auf der Wartburg nachweisbar sind, befinden sich in der Regel fast immer direkt unter den Fenstersohlbänken. In Gelnhausen schließt die Saalbauhoffassade über dem sockelartigen Untergeschoss mit einem kräftigen profilierten Gesims mit einem attischen Sockelprofil ab. Im hoch gelegenen Erdgeschoss werden seine Fenstergruppen durch Fortführung ihrer Kämpfer in Form eines ornamentierten Gesimses über die Mauerpfeiler hinweg miteinander verbunden, wobei nur der Portalbogen dieses verbindende Gesims unterbricht.631 Auch bei der Hoffassade des Wartburger Saalbaus schließt ein kräftiges Gesims das erste Obergeschoss nach oben ab. An der talseitigen Westfassade des Saalbaus in Reinegg/Südtirol ist das Unter- vom Hauptgeschoss durch ein durchlaufendes profiliertes Stabgesims getrennt, welches auch an der Südseite weitergeführt wird. Auf diesem Gesims sitzen in der Westfassade fünf symmetrisch angeordnete Spitzbogentriforien. Nach Zeichnungen von der Südansicht des Saalbaus in Kaiserslautern aus dem 18. Jahrhundert632 befand sich unter den Arkadenfenstern des obersten Geschosses - zu beiden Seiten eines mittigen Balkons - ein über die Gebäudeecken fortgeführtes Gesims. In gleicher Weise wurde die Doppelstufung der 627 Zu Sockelbildungen: Bischoff/Meyer 1905/2000, S. 1-2. 628 Arens 1976/77, S. 44. 629 Das aufgehende Mauerwerk über dem glatten Schrägsockel war in Buckelquadern mit Randschlag ausgeführt. Für diesen recht ungewöhnlich gestalteten Schrägsockel, der im deutschen Burgen- und Pfalzenbau eine Seltenheit ist, nennt Arens (1982/83, S. 64) als Vergleichsbeispiele die Salzburger Wehrmauer (bei Neustadt/an der Saale) seitlich eines Torturmes aus dem frühen 13. Jahrhundert sowie die Nürnberger Stadtmauer der Lorenzer Stadt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts - Eckrich (1963, S. 49-50) gibt als Beispiele dieser Sockelart im deutschen Burgen- und Pfalzenbau des 12./13. Jahrhunderts nur die Burg Blankenhorn und die Pfalzkapelle Eger (hier in abgewandelter Form) an. 630 Zur Ausbildung von Gesimsen: Handbuch der Architektur 1908, S. 232-234. - Bischoff/Meyer 1905/2000, S. 2-3. 631 Zur Ornamentik von Portal, Gesimsen und Fensterarkaden, besonders ihrer Kapitelle und Kämpfer: Hotz 1981/1992, S. 77-79. - Binding 1965, S. 62-72 und 1996, S. 274-275. - Nothnagel 1927/71, S. 26-36. 632 Es handelt sich um zwei Zeichnungen von 1740 und von F. J. Kiesling aus dem Jahr 1764. - s. Lorenz 1995b, S. 36 u. 40, Anm. 17. - Arens 1982/83, S.61 u. S. 75, Anm. 11. 259 Die Fassade Überfangbögen seitlich der Arkadenöffnungen zum Balkon und auch über die Gebäudeecken als Gesims fortgeführt. Abb. 255 und Abb. 256: Gliederung der Hoffassade in Gelnhausen durch Gesimse. (Fotos: Verf. 1999) 260 Die Fassade Bei einigen Saal- und Wohnbauten sind die ursprünglichen Dachgesimse zumindest in Resten nachweisbar, wie z. B. in Babenhausen, Büdingen und auf Burg Weißensee. Den oberen Abschluss des Saalgeschosses auf Burg Weißensee bildete in romanischer Zeit an der Nord- und Südfassade ein Traufgesims aus Wulst und Platte, über dem sich das Dach erhob.633 Für den Saalbau in Babenhausen ließen sich in seiner Nordgiebelseite noch Reste des ursprünglichen Ortganges mit einem Backsteingesims auf Konsolen nachweisen. Dieses von kleinen Konsolen getragene Gesims setzte sich vermutlich an den Traufseiten fort.634 Das Dachgesims des Wohnbaus in Büdingen besaß einen umlaufenden Rundbogenfries mit darüber liegender profilierter Platte. Auf der Nordseite endeten die Rundbogen unten stumpf, während sie auf der Hofseite im Süden mit kelchförmigen Blattkonsolen ausliefen.635 Auf alten Abbildungen vom Saalbau der Kölner Bischofpfalz636 ist ein umlaufendes Dachgesims mit Rundbogenfries zu sehen, der in gleicher Höhe auch am Ostbau durchlief. Abb. 257: Dachansatz des Wohnbaus in Büdingen. (Foto: Verf. 1999) 633 Kozok 1998b, S. 170. 634 Arens 1976/77, S. 54. 635 Die Reste des Dachgesimses konnte Faust (1929, S. 8) noch an allen vier Gebäudeecken feststellen. 636 Über die äußere Erscheinung des Saalbaus geben Abbildungen kleineren Maßstabs auf den Stadtansichten (Südostansichten) von Woensam (1531), Mercator (1570) und Hollar (1635/56) Auskunft. Weiterhin ist er auf zwei Zeichnungen (Nordwestansichten) von A. Braun 1619/22 und J. Vinckboon 1660/65 abgebildet, welche das 1674 wegen Baufälligkeit abgebrochene Gebäude schon im Zustand des Verfalls zeigen. 261 Die Fassade Rundbogenfriese können auch rechteckige Wandfelder der Fassade schmücken. So befindet sich z. B. im Erdgeschoss des hofseitigen Nordostanbaus auf Burg Weißensee ein vertieftes, rechteckiges Wandfeld mit einem Fenster in seiner Mitte, das seitlich von Lisenen und nach oben durch einen Rundbogenfries begrenzt wird. Der aus neun Segmentsteinen zusammengesetzte Rundbogenfries637 muss über sich ein weiteres friesartiges Gestaltungselement besessen haben, da die Steinlage direkt über ihm nachträglich grob abgearbeitet worden ist. Das erste Obergeschoss der Wartburger Hoffassade zeigt eine Gliederung durch sechs eingetiefte Wandfelder mit oberem Abschluss durch Rundbogenfriese und seitlicher Lisenenbegrenzung. Gurtbänder und Friese mit Rundbogen- Zickzack-, Wellen- und Flechtmotiv können in Verbindung mit einem Gesims, als horizontale Weiterführung der Kämpferzone von Arkadenfenstern (Gelnhausen, Kaiserslautern) sowie Verbindung zwischen Lisenen (Wartburg) und von Wandfeldern (Weißensee) vorkommen. Abb. 258: Wandfeld mit Rundbogenfries im Erdgeschoss des hofseitigen Nordostanbaus auf Burg Weißensee. (Foto: Verf. 1996) 637 Kozok (1998b, S. 182) weist auf die Rundbogenfriese des Burgtores in Weißensee, an der Klosterkirche in Paulinzella (Weihe:1124), der Abteikirche St. Peter und Paul in Königsluther (Ostteile: 1135-40), der Peterskirche in Erfurt (Weihe: 1147) und der Klosterkirche zu Göllingen (nach 1185) hin. 262 Die Fassade Abb. 259 und Abb. 260: Rundbogenfries in der Hofffassade des Wartburger Saalbaus. (Fotos: Verf. 1996) Eine waagerechte Fassadengliederung erfolgt ebenfalls durch eine lange Aufreihung von Arkadenfenstern auf gleicher Höhe, wobei diese einzeln, in Gruppen oder zu einer einzigen langen Bogenreihe zusammengestellt sein können. Lange, hölzerne Galerien, 263 Die Fassade wie z. B. für das Obergeschoss der Gamburger Hoffassade nachgewiesen, tragen ebenfalls zur horizontalen Betonung der Fassade bei. Balkone größerer Ausdehnung (z. B. Südseite des Wohnturmes in Rathsamhausen/Elsass) erzielen eine ähnliche Wirkung.638 Und schließlich zeigt auch das Mauerwerk selbst durch seine waagerechten, lagerhaften Steinquaderschichten eine horizontale Wirkung.639 Vertikale Gliederungselemente der Fassade sind die bereits erwähnten Lisenen und Eckverstärkungen sowie vereinzelt ab spätromanischer oder frühgotischer Zeit Stützbzw. Strebepfeiler.640 Die hauptsächlich im Zusammenhang mit den Bogenfriesen der Gesimse und den Blendarkaturen auftretenden, flachen Lisenen dienen bei der Hoffassade des Saalbaus in Gelnhausen zur seitlichen Einfassung der Fenstergruppen des hohen Erdgeschosses. Nach der Fassadenrekonstruktion von Binding entstehen zweigeschossige, von Lisenen begrenzte Fenstergruppen mit einem oberen Gesimsabschluss.641 Strebepfeiler besitzen die Fassaden der Saalbauten von Seligenstadt am Main und Rothenburg/Kyffhausen. An den beiden seitlichen Enden der mainseitigen Fassade in Seligenstadt befindet sich je ein 2 m breiter und 1,7 m vor die Fassadenflucht tretender Strebepfeiler. Dieser Pfeiler reicht jeweils mit seinem schrägen oberen Abschluss bis in die halbe Höhe des Obergeschosses, während er im ergrabenen Fundamentbereich treppenartig 2 m vorspringt. Durch diese beiden, die Eckstellen zu den Quermauern verstärkenden Pfeiler erhielt der Saalbau im rutschgefährdeten Terrassenschotter eine größere Standsicherheit.642 Bei der feldseitigen Ostfassade der Rothenburg/Kyffhausen befinden sich genau zwischen drei Fenstern in gleichmäßiger Reihung vier bis in die ganze Höhe des Untergeschosses reichende Strebepfeiler. Diese in der Mitte ihrer Länge einmal gestuft und oben abgedachten Pfeiler haben hier keine statische Funktion, sondern sind als reines Gliederungselement der Fassade verwendet.643 Ein Anzahl von Saalbauten besitzen auch Eckverstärkungen durch große Quader, welche die Fassade seitlich einfassen bzw. rahmen. Neben der konstruktiven Verstärkung der Gebäudeecke wird ihre Vertikalität ebenfalls als Gliederungselement der Fassade eingesetzt. Die Außenmauern des Saalbaus auf der Gamburg sind von homogenen Eckquaderungen bis in Traufhöhe eingefasst.644 Auch die beiden Ecken von der Westfassade des Saalbaus in Babenhausen werden durch große SandsteinEckquader gebildet, die bis in die Höhe von etwa 11 m reichen. Ebenso bestehen die Mauerecken des Wohnbaus in Büdingen aus wechselnd übergreifenden, hier gespitzten Quadereinlassungen. Eine vertikale Betonung bzw. Akzentuierung der Fassade kann ebenfalls durch Fenstersäulen sowie einzelne Portale und Erker hervorgerufen werden. 638 Möglicherweise besaß auch die Mainseite des Saalbaus in Seligenstadt einen durchgehenden Balkon zwischen seinen beiden Altanen, der in diesem Fall eine Größe von 3,5 x 21 m gehabt hätte. 639 Da wo kein Sichtmauerwerk vorhanden ist, kann durch Fugenritzung oder Malerei eine Quaderung hervorgerufen werden. 640 Zur Ausbildung von Lisenen, Pfeilern und Eckverstärkungen: Bischoff/Meyer 1905/2000, S. 3-5. 641 Arens rekonstruiert für die nicht mehr vorhandene Hoffassade des Saalbaus (mit vorgelagerten Gang) in Wimpfen eine Gliederung – entsprechend der Gestaltung der Kapelle – mittels Lisenen und Rundbogenfries in senkrechte Wandfelder. – s. Foto vom Modell der im Wimpfener Heimatmuseum stehenden Pfalz in: Arens 1970, S. 7, Abb. 5. 642 Eine solche treppenartige Fundamentform ist auch bei der spätmittelalterlichen Burg Uda nachgewiesen. – Atzbach 1998, S. 192. 643 Leistikow 2000, S. 39. 644 Diese Eckquaderungen belegen, dass der Saalbau bis zur heutigen Traufhöhe in einem Zug errichtet wurde. Gromer/Krämer 1995, S. 7. - Gromer 2000, S. 246. 264 Die Fassade Abb. 261 und Abb. 262: Eckquaderungen am Saalbau auf der Gamburg. Südwestansicht und Westfassade (Feldseite) von Norden. (Fotos: Gromer 1993) Fenster können je nach Größe, Ausbildung, Gliederung, Anordnung und Anzahl sehr unterschiedliche Fassadenwirkungen hervorrufen. Während einzelne Fenster eher das senkrechte Element betonen, erfolgt durch ihre Aufreihung eine waagerechte Gliederung. Sie können als einzelne Fenster auf einer Linie ungefähr gleichmäßig in der Fassade verteilt sein, wie dies z. B. in Boymont/Südtirol, Reinegg/Südtirol und bei den beiden Saalbauten in Vianden/Luxemburg zu sehen ist. Auch bilden sie manchmal eine durchgehende Arkadenreihe, welche eine gesamte Fassadenbreite einnehmen kann (Weißensee, Giebelseite in Girbaden) oder sich auf die ganze Länge des Saales dahinter ausdehnt (Wimpfen, Köln). Oft sind die Fenster eines Geschosses in Gruppen zusammengefasst, wodurch eine gleichmäßige Reihung oder eine rhythmische Betonung hervorgerufen werden kann. So bestehen z. B. die Saalfenster in Eger aus drei Fünferfenstergruppen, in Bamberg aus drei oder vier Viererfenstergruppen im gleichen Abstand zueinander. In Gelnhausen befinden sich zwei zusammengerückte Dreier- und eine Fünfergruppe auf je einer Seite des Portals. Und beim obersten Saalgeschoss der Wartburg wird auf der Feldseite die Fensterreihe aus sechs Triforien von seitlichen Biforien sowie auf der Hofseite von vier mittigen Vierer- mit je zwei seitlichen Doppelarkaden gerahmt, wodurch eine symmetrische Gliederung entsteht. Weitere Gliederungselemente der Fassadengestaltung sind - neben den Fenstern und Türen - Vor- bzw. Anbauten, wie Erker, Balkone, Holzgalerien, Freitreppenanlagen und Altane. In der Regel rufen sie eine starke Akzentuierung in der Fassade hervor, welche durch weitere Bauelemente auf einer vertikalen Achse mit ihnen noch gesteigert wird. So bilden z. B. die drei übereinander stehenden Portale in Gamburg sowie Tor, Portal und vermuteter Balkon in Gelnhausen eine senkrechte Achse. Vereinzelt tragen die Vor- und Anbauten durch ihre Lage auch zu einer symmetrischen 265 Die Fassade Gliederung bei. Letzteres zeigen das mittlere Querhaus der Goslarer Hofseite, die beiden Altane in Seligenstadt, der große Balkon im Obergeschoss der Fassade von Kaiserslautern sowie der Kapellenerker in Landsberg/Elsass. 2.10.3 Repräsentation der Fassade (Hof- und Feldseite) 2.10.3.1 Zur Lage der Fassade Die Lage der Fassade ist abhängig von ihrer Lage zur Ringmauer, der Beschaffenheit des Baugeländes, dem zur Verfügung stehenden Platz im Hof und damit der Sichtmöglichkeit auf die Saalbauseite. Eine bevorzugte Ausrichtung nach einer bestimmten Himmelsrichtung konnte bei den untersuchten Bauobjekten nicht festgestellt werden. Im 12./13. Jahrhundert befinden sich die Saalbauten im Allgemeinen mit einer Langseite an der Ringmauer, wobei sie bei eckigen Ringmauern oft auch in eine ungefähr rechtwinklige Ecke eingestellt sind. Bei der Burg Boymont, Eckartsburg, Pfalz in Eger oder Burg Wildenberg stehen diese Bauten mit einer Schmal- und Langseite in Verbindung mit der Wehrmauer. In kleineren quadratischen Kernburganlagen, wie z. B. in Gutenfels und Babenhausen kann der Saalbau sogar eine ganze Ringmauerseite ausfüllen. Der Saalbau liegt in der Regel an der Innenseite der Ringmauer, doch kann bei einer späteren Vergrößerung einer Burganlage auf Grund von Platzmangel im Burgbereich das repräsentative Hauptgebäude auch außen an die Kernburg placiert werden (Gnandstein, Reinegg, Rothenburg/Kyffhausen, Ulrichsburg). Wehrtechnisch gefährdete Saalbauseiten werden dabei u. a. durch den Bau neuer Wehrmauerabschnitte oder eines Zwingers geschützt.645 Die Lage und Höhe der Fassade steht in Abhängigkeit zur Bodenbeschaffenheit, da teilweise ein größerer Höhenunterschied zwischen den beiden Langseiten, manchmal auch innerhalb einer Ansicht des Saalbaus bestehen kann. So besitzen die Feldseiten auf Grund des zu dieser Seite oft abfallenden Burggeländes häufig eine größere Höhe, besonders dann, wenn die Saalbauten außen an die Ringmauer gesetzt sind. Bei der Gamburg hat die Hofseite z. B. eine Höhe von 11 m, die Rückseite ca. 15,5 m, bei der Ulrichsburg ist die Feldseite 9 m höher und auf der Wartburg beträgt die Höhendifferenz des Saalbaugeländes in Nordsüd- sowie in Ostwestrichtung 5 bis 6 m. Allein schon durch die gesteigerte Höhe der Feldseiten ergibt sich für diese eine stärkere Tendenz zur Vertikalen sowie eine größere, massive, geschlossene Mauerwerksfläche in ihrem unteren Bereich. Dadurch wird die Wirkung des Kontrastes zwischen dem geschlosseneren Untergeschoss und dem sich in großen Arkadenfenstern öffnenden Obergeschoss noch gesteigert. Auch steht die Lage der Fassade im Zusammenhang mit dem zur Verfügung stehenden Platz im Hof und damit den gegebenen Sichtverhältnissen auf die Saalbauseite. So wird z. B. die Sicht auf die Saalbauhofseite der Neuerburg durch einen großen Wohnturm fast ganz, in Eger durch einen Kapellenbau in sehr geringem Abstand zur Hälfte versperrt. An die Hofseite des Saalbaus der Ulrichsburg ist eine Kapelle sogar mittig angebaut. Bei diesen Saalbauten kann davon ausgegangen werden, dass zur Hofseite keine repräsentative Fassade vorhanden war. Grundlegende Unterschiede von Hof- und Feldseite liegen in der Lage der Portale, häufiger auch in der Beschaffenheit des Mauerwerks sowie teilweise in der Geschlossenheit ihrer Untergeschosse. Da sich die Portale aus wehrtechnischen 645 Der Saalbau mit anschließender Kapelle in Kaiserslautern springt mit etwa einem Drittel seines Grundrisses über die südliche Ringmauer nach außen vor. – Zur Lage des Saalbaus zur Ringmauer s. auch: Kapitel 2.1.2.1 266 Die Fassade Gründen immer auf der Hofseite befinden, besitzt diese durch die Eingänge ein zusätzliches z. T. sehr repräsentatives Gliederungselement. Die Fassadenwirkung steht auch in Abhängigkeit zur Beschaffung des Mauerwerks. Dort wo die Feldseiten mit der Ringmauer identisch sind, ist ihr Mauerwerk in unregelmäßigem Bruchstein- bis hin zu gröberem Großquader– oder Buckelquadermauerwerk ausgeführt.646 Im Vergleich hierzu kann das Mauerwerk der Hofseiten häufig aus gleichmäßigeren, stärker geglätteten Quadern bestehen, wie dies z. B. in Gelnhausen und Münzenberg zu sehen ist. Die Feldseite vermag eine noch stärkere Geschlossenheit in ihrem Untergeschoss aufzuweisen als auf der Hofseite, welches durch eine größere Höhe oder auch durch kleine bzw. weniger Maueröffnungen hervorgerufen werden kann. 2.10.3.2 Geschossanzahl und -wertigkeit Die Fassaden der Saalbauten sind in der Regel zwei- oder dreigeschossig, mit einem Unter- und ein oder zwei Obergeschossen angelegt. Ihre Wertigkeit der Geschosse647 steht in Abhängigkeit zur Geschosshöhe, Größe und Anzahl der Fenster sowie der Anzahl und dekorativen Ausstattung der Gliederungselemente, wie Portale, Fenster, Gesimse etc. Das Unter- bzw. Kellergeschoss ist in der Regel - dort, wo es nicht wegen Geländeabfalls erhöht werden muss - niedriger, hat eine sehr geschlossene Mauerfläche mit nur wenigen und kleinen Fenstern und besitzt kaum dekorative Fassadenelemente. Es unterscheidet sich bei den Saalbauten jeweils hauptsächlich nur durch die Lage seines Tores und Anzahl der Schlitzfenster. Im Vergleich hierzu zeichnet sich das zweite Geschoss (Erd- oder erstes Obergeschoss) durch eine häufig gesteigerte Höhe, eine größere Anzahl an Gliederungselementen sowie ein gesteigertes Maß an dekorativer Ausstattung derselben eindeutig als Hauptgeschoss aus. Das wahrscheinlich auffälligste Merkmal ist die starke Zunahme an Anzahl, Größe und Ausstattung der Fenster, wodurch das Verhältnis von offener und geschlossener Mauerfläche erheblich geändert wird. Bei zweigeschossigen Bauten befinden sich hier in der Regel ein Saal und/oder repräsentative Wohnräume, deren Lage an der Fassade durch große Fenstergruppen oder Reihen gekennzeichnet ist. So zeigt z. B. das Ober- und zugleich Saalgeschoss des Kölner Saalbaus zu seinen beiden Längsseiten eine aus 12 bzw. 14 Arkaden bestehende Fenstergalerie. Auch das Saalgeschoss auf der Ulrichsburg ist auf seiner Feldseite durch eine siebenteilige Biforienfenstergruppe und in Goslar durch je drei Dreierarkaden beidseitig vom mittleren Querhaus ausgezeichnet. Dort, wo der Saalbau ein drittes Geschoss aus der Erbauungszeit besitzt, hebt sich dieses vom mittleren Geschoss in der Regel durch eine noch gesteigerte repräsentative Fassadengliederung hervor.648 Während sich im Erdgeschoss oft Wohnräume, manchmal auch ein kleinerer Saal befinden, wird das dritte Geschoss häufig als durchgehender Saal ausgebildet, welches im Allgemeinen an der Fassade ablesbar ist. So zeigt z. B. die Feldseite der Gamburg im Erdgeschoss zwei Biforienfenster mittlerer Größe mit Rechteckrahmung, während das obere Saalgeschoss das gleiche Fenstermotiv, aber in wesentlich gesteigerter Größe und Ausstattung aufgreift. Das Erdgeschoss auf Burg Weißensee lässt auf der Hof- sowie Feldseite durch die Anordnung seiner 646 Zum Mauerwerk der Ringmauer: Uhl/Zeune: Ringmauer, in: Burgen in Mitteleuropa I, 1999, S. 229. 647 s. dazu auch: Kap. 2. 2 Raumaufteilung nach Geschossen. 648 Eine Ausnahme bildet der Boymonter Saalbau, dessen beide Obergeschosse gleich große Triforienfenster haben. Wie die auf der gesamten Breite der beiden Feldseiten verteilten Fenster zeigen, besaß das mittlere Geschoss einen durchgehenden Saal. Die Fenster im zweiten Obergeschoss reichen nicht über die gesamte Breite, weshalb hier von einem unterteilten Geschoss mit einem großen Wohnraum ausgegangen werden kann. 267 Die Fassade Dreierarkadenfenster und der beiden Portale zwei dahinter gelegene Wohnräume vermuten. Der durchgehende Saal darüber ist an der Feldseite nach außen durch eine siebenteilige Triforienfensterreihe sichtbar gemacht, welche sich in Größe und Ausstattung wiederum von den Erdgeschossfenstern unterscheidet. Bei der Hoffassade des Münzenberger Ostwohnbaus gleichen sich beide oberen Geschosse in Größe und Ausbildung ihrer Portale und Fenster in dekorativen Rechteckrahmen. Der einzige grundsätzliche Unterschied liegt in der zusätzlichen Ausstattung des zweiten Obergeschosses durch ein vierteiliges Fenster. In diesem Geschoss befand sich ein Saal mit einer achtteiligen Fensterreihe auf der Feldseite. Vier Geschosse mit einem durchgehenden Saal im obersten Geschoss besaßen die Saalbauten der Wartburg und vielleicht auch in Kaiserslautern. Dort zeigt die Feldseite das mit je drei Biforien zu beiden Seiten eines mittleren, großen Balkons ausgestattete, eindeutig repräsentativste oberste Geschoss dieser Fassade. Das oberste Saalgeschoss auf der Wartburg wird an beiden Langseiten dadurch nach außen erfahrbar gemacht, dass sich die in Dreier-, Vierer- und Doppelarkaden angeordneten Fenstergruppen auf der gesamten Gebäudelänge verteilen. Wie die Feldseite zeigt, ist die Fenstergröße wesentlich geringer als die der Vierertriforienreihe des Saales im dritten Geschoss. Die aufgeführten Fassadenbeispiele verdeutlichen, dass die Lage des Saales im Obergeschoss in der Regel durch die repräsentativen Fenstergruppen und –reihen an den Langseiten sowie oft auch an den freistehenden Giebelseiten (Girbaden, Wildenberg, Gamburg) ablesbar ist. Manche mit reicher Bauplastik versehene Fenstergliederung eines oberen Saales konnte ursprünglich durch ihre Lage an der Außenseite des Mauerwerks bewusst nach außen wirken, wie dies z. B. bei der südöstlichen Giebelseite des Saalbaus in Wildenberg der Fall ist. Und bei anderen Saalfensterreihen, z. B. beim Saalbau auf der Ulrichsburg/Elsass, wies die Außenseite eine detaillierte, qualitätvolle Fenstergestaltung auf, obwohl sie wegen dem unzugänglichen, steilen Berghang nicht aus der Nähe gesehen werden konnte. Die Saalbaufassaden können eine Tendenz zur Vertikalität durch eine größere Fassadenhöhe sowie senkrechte Gliederungselemente wie Lisenen, Pfeiler, Portale, einzelne schmale Fenster, Fenstersäulen aufweisen. So zeigen die kleineren, dreigeschossigen Saalbauten auf der Gamburg, Burg Gnandstein und Ulrichsburg (dort Feldseite) allein schon auf Grund ihres Verhältnis von Fassadenlänge zur -höhe eine stärkere Betonung der Senkrechten als die großen langen Fassaden von Bamberg, Köln, Eger, Goslar und Wimpfen. Dieses waagerechte Element wird durch durchlaufende lange Fensterreihen (besonders in Wimpfen und Köln) zusätzlich verstärkt. Neben langgestreckten Ansichten mit geringeren Höhen entstehen horizontale Tendenzen durch Gurte, Gesimse, Friese, langgestreckte, rechteckige Wandfelder, lange Holzgalerien und Balkone, lange Fensterreihen und lagerhafte Steinquaderschichten (bei Sichtmauerwerk). Eine stärkere Betonung der Senkrechten wird z. B. bei der Feldseite der Rothenburg/Kyffhausen durch ihre hohen Spitzbogenöffnungen sowie die dazwischen stehenden Strebepfeiler hervorgerufen. Die meisten Fassaden zeigen in ihrer Gesamtwirkung jedoch eher eine Tendenz zur Ausgewogenheit von horizontalen und vertikalen Gliederungselementen. Häufig sind die Fenster in den Obergeschossen in Gruppen zusammengefasst, wodurch Akzente in der Fassade gesetzt werden. Fenstergruppen können von Blendbögen überfangen sein, wie z. B. in Seligenstadt, wo drei Bi- bzw. Triforiengruppen mit je zwei Überfangbögen in gleichmäßiger, symmetrischer Verteilung vorhanden sind. Die Feldseite des Saalbaus von Burg Weißensee zeigt im 268 Die Fassade Erdgeschoss zwei aus je drei Triforien unter Blendbögen gebildete Fenstergruppen. Und seine Hoffassade besitzt im Erdgeschoss vor der Errichtung des Treppenhauses zwei gleiche Gruppen, die aus je einem Portal und Triforium (links davon) bestehen. Hier ist eine bewusst asymmetrische Anordnung der beiden Gruppen konzipiert.649 Bei einigen Fassaden werden Fenstergruppen von Rechteckrahmen zusammengefasst, wie z. B. in Münzenberg, auf der Gamburg und in Gelnhausen zu sehen ist. Im hofseitigen Obergeschoss des Münzenberger Ostwohnbaus sind Biforien und eine Viererarkade in rechteckige Rahmen mit dekorativen Friesen gesetzt, wobei das äußere Fenster in den Geschossen jeweils genau übereinander liegt und die inneren Fenster zumindest auf einer seitlichen Begrenzungsachse übereinander stehen. Auf der Gamburg befinden sich je zwei Biforien in Blendrahmen, je eine Gruppe an der Hofund Nordgiebelseite und zwei dieser Fenstergruppen auf der Feldseite in gleichmäßiger, symmetrischer Anordnung. Beim Saalbau in Gelnhausen sind die hofseitigen Fenster in zwei Dreiergruppen links bzw. eine Fünferarkade rechts vom aus der Mittelachse gerückten Portal aufgeteilt, welche seitlich durch Lisenen begrenzt werden. Je nach Anordnung der Gliederungselemente kann auch eine rhythmische Betonung hervorgerufen werden. Dies geschieht häufiger durch den Stützenwechsel einer Arkadenreihe. So wechseln bei den aufgereihten Triforien der Goslarer Hof- sowie der Feldseite in Weißensee jeweils ein Wandpfeiler mit zwei Säulen ab. Und auf der Wartburg wechseln in den verschiedenen Geschossen Arkadengruppen aus jeweils einer unterschiedlichen Anzahl von Öffnungen mit breiteren Wandpfeilern. Auch die Dreierbiforiengruppe der Südostgiebelseite in Wildenberg sowie die Viererbiforienfenster des Südgiebels in Girbaden zeigen einen Wechsel zwischen Säulen und Bündelpfeilern. Durch das Anordnen von Maueröffnungen in unterschiedlichen Höhen innerhalb eines Geschosses erfolgt auch eine rhythmische Tendenz zur Belebung der Fassade. So entsteht im Erdgeschoss der Hofseite in Weißensee durch den Wechsel der beiden Fenster und Portale sowie in der Westhälfte des Obergeschosses auf der Feldseite in Eger durch die in unterschiedlichen Höhen angeordneten Biforien, Erker und Oculi eine gewisse rhythmische Betonung. Auch die zweigeschossig erhaltene Fassade in Seligenstadt zeigt durch die Gruppierung von zwei Portalen auf Altanen im Wechsel mit drei Fenstergruppen eine rhythmische Gliederung. Die Fassadengestaltung der Saalbauten zeigt überwiegend eine klare Tendenz zur ausgewogenen Anordnung ihrer Gliederungselemente, besonders der Fenster. Manche Bauten haben eine aus der Mitte verschobene Achse, welche bei den Hofseiten in Gelnhausen, Eger und der Gamburg durch zwei oder auch drei übereinander liegende Eingänge entsteht. Bei der Gamburger Hoffassade bilden die Saalfenster ein ungefähr ausgleichendes Gegengewicht zur seitlichen Portalachse. In Gelnhausen wird die asymmetrische Portalachse durch die zwei Dreierfenster auf der linken (westlichen) bzw. die Fünferarkadengruppe auf der rechten (östlichen) Seite insgesamt in etwa ausgeglichen. Bei der Egerer Feldseite ist für die dominierenden Saalfenstergruppen in Form von drei Fünferarkaden auf der Ostseite durch eine Kombination von in unterschiedlichen Höhen angeordneten Biforien, Erkern und Kreisfenstern ein ungefähres Pendant auf der Westseite geschaffen. 649 Nach Meckseper (1998a, S. 30-31) besaßen diese beiden Tür-Fenstergruppen möglicherweise am heute nur in den Grundzügen seiner ursprünglichen Hoffassade fassbaren Saalbau von Dankwarderode ein Pendant. 269 Die Fassade Bei vielen Fassaden ist eine Tendenz zur Mittenbetonung und öfter auch zur Symmetrie erkennbar, welche sich nur auf das Obergeschoss oder auch auf die ganze Fassade beziehen kann. Bei der Feldseite des Ostwohnbaus in Münzenberg wird die Mittelachse durch den mittleren Rundpfeiler innerhalb des achtteiligen Fensters gebildet. In der Kölner Hofseite entsteht eine Mittelachse in der zwölfteiligen Fensterreihe des Saales durch die Erhöhung der beiden mittleren Arkaden und deren zusätzliche Akzentuierung mittels zwei kleiner Lilienfenster. Eine Tendenz zur gleichmäßigen Felderaufteilung sowie zur zentrierten Fenstergruppierung zeigen auch die Gangarkaden der Wartburger Hoffassade, welche jedoch – abgesehen vom obersten Geschoss – asymmetrisch angeordnet sind.650 Bei gesonderter Betrachtung der Anordnung der sechs rechteckigen Wandfelder im ersten sowie der Fenster im obersten Geschoss kann dort eine symmetrische Gliederung festgestellt werden. Das zweite Obergeschoss zeigt eine gleichmäßige Aufreihung von vier mittleren Viererfenstergruppen und je zwei seitlichen Biforien.651 Die älteren Ansichten der Bauten in Kaiserslautern und Kaiserswerth besitzen eine klare Tendenz zur Symmetrie. Die Fassadenrekonstruktion der Pfalz in Kaiserswerth von Biller652 zeigt relativ geschlossene Untergeschosse mit einer ungefähr symmetrischen Gliederung des Obergeschosses aus sieben Triforien und je drei seitlichen kleineren Fenstern. Alte Abbildungen der Feldseite von Kaiserslautern lassen eine stärkere symmetrische Betonung durch einen die Mittelachse bildenden, großen, mit Konsole über mehrere Geschosse ragenden Balkon erkennen, zu dessen Seiten im Mittelgeschoss je zwei, im obersten Geschoss je drei, hier die gesamte Breite ausfüllende Biforien angeordnet sind. Nach Vermutung von Binding war die in nur geringen Resten erhaltene Hoffassade des Westwohnbaus in Münzenberg analog zu der des Ostwohnbaus ausgebildet.653 Bei seiner Rekonstruktionszeichnung entspricht die gemeinsame Giebelmauer der beiden Wohnbauten einer ungefähren Mittelachse, die wie eine Symmetrieachse wirkt. Da sich die Wohnbauten aber deutlich in ihrer Fassadenbreite sowie geringfügiger in ihrer -höhe unterscheiden, bezieht sich diese symmetrische Tendenz nur auf die Lage und Anzahl der Maueröffnungen. Die Gamburger Feldseite weist eine alle drei Geschosse betreffende Symmetrie auf, da zu beiden Seiten der Fassadenmitte sich je ein Schlitzfenster, darüber ein Biforium in Rechteckrahmen und im obersten Geschoss das gleiche Fenstermotiv in wesentlich größerer Ausbildung befindet. Jedoch kann bei genauer Betrachtung festgestellt werden, dass die Fenster in den unteren Geschossen nicht genau spiegelbildlich angeordnet sind. Eine ausgesprochene Symmetrie zeigt ebenfalls die Feldseite des Saalbaus auf Burg Weißensee mit ihrer Anordnung von zwei Dreiertriforien im Erdgeschoss sowie der darüber durchlaufenden Siebenertriforienfensterreihe des Saales. In Goslar besitzt die symmetrische Fassadengliederung ein großes, geschossübergreifendes Querhaus als Mittelachse, zu dessen beiden Seiten je drei einzelne Fenster im Erd- sowie drei aneinander gereihte große, vermutlich als Triforien ausgebildete Arkadenfenster im Obergeschoss angeordnet sind. Auch die Außenseite des Großen Saalbaus in Vianden/Luxemburg (frühes 13. Jahrhundert, Umbau Mitte 13. Jahrhundert) zeigt eine ungefähr symmetrische 650 Binding, in: Eckstein/Eißing/Klein 1992, S. 43. 651 Falls die Rekonstruktion von Altwasser mit einem Portal an Stelle des inneren Biforiums auf der linken Seite zutrifft, hätte dieses Geschoss ursprünglich keine ganz genaue symmetrische Gliederung besessen. - Zu Bestand und Rekonstruktion der Hoffassade: Altwasser 1995, S. 14-17. – Strickhausen 1998a, S. 197-199. 652 s. Rekonstruktionsversuch der Rheinseite von Thomas Biller, in: Biller 1998, S. 183, Abb. 12. 653 Binding 1963a, S. 129-130. 270 Die Fassade Gliederung in der Anordnung ihrer Fenster und der drei bis zur Traufe durchlaufenden Rundtürme. Die Wandfelder zwischen den beiden Ecktürmen und dem Mittelturm bestehen aus je vier Schlitzfenstern im Erdgeschoss sowie je drei Biforien in den beiden Obergeschossen, wobei die oberen Fenster schon in gotischen Formen ausgebildet sind. Die Abweichung von einer genauen symmetrischen Gliederung zeigt sich in der größeren Breite der rechten Fassadenhälfte, so dass auch die Fenster hier nicht so eng zusammengerückt wirken, wie in dem schmäleren linken Fassadenbereich. Eine für die Stauferzeit ungewöhnliche sehr stark ausgeprägte Symmetrie zeigt die zweigeschossig erhaltene Mainfront des Saalbaus in Seligenstadt (um 1170/80, Umbauphase um 1230/40). Die seitlich von je einem Strebepfeiler eingefasste Fassade besitzt im Obergeschoss drei symmetrisch angeordnete Fenstergruppen unter doppelten Blendbögen zwischen zwei Portalen über Altanen. Der Anordnung der oberen Fenstergruppe entsprechen jeweils zwei kleine Rundbogenöffnungen im Erdgeschoss.654 Auch die Feldseite der Rothenburg/Kyffhausen (Mitte 13. Jahrhundert) weist eine klare, eindeutige symmetrische Gliederung, jedoch in frühgotischen Formen auf. Über drei schmalen, kleineren Spitzbogenfenstern befinden sich drei große spitzbogige Triforien im Obergeschoss. Als neuartiges Gliederungselement erscheinen hier vier Strebepfeiler in gleichmäßiger Reihung zwischen den Fenstern, welche bis zum oberen Ende des Untergeschosses reichen. Nach Leistikow sind diese Pfeiler nicht statisch wirksam und dienen somit allein als dekorative Gliederungselemente der Fassade.655 Bei den Untersuchungen zur Gliederung der Fassaden wird deutlich, dass die meisten von ihnen überwiegend eine klare Tendenz zur Ausgewogenheit ihrer Gliederungselemente, besonders ihrer Fenster zeigen. Darüber hinaus haben viele Fassaden ebenfalls eine Tendenz zur Mittenbetonung und öfter auch zur Symmetrie, welche sich nur auf das Obergeschoss oder die gesamte Ansicht beziehen kann. Wie die Fassadenbeispiele zeigen, bleibt eine exakt symmetrische Gliederung bis zur frühgotischen Zeit jedoch eher die Ausnahme. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich bei den Zeichnungen der Saalbauansichten (s. Pläne Fassade des Saalbaus IIII) um alte Abbildungen (Köln, Kaiserslautern) oder um Rekonstruktionsversuche (unter Einbeziehung der aktuellen Baubefunde) handelt. Auch unter Berücksichtigung aller bekannten Bauuntersuchungen bleiben solche Rekonstruktionszeichnungen im gewissen Rahmen immer eine Interpretation des jeweiligen Zeichners bzw. Verfassers. Deshalb waren symmetrische Gliederungstendenzen mancher Fassaden möglicherweise schwächer ausgeprägt als heute vermutet wird. Bei den Untersuchungen fällt weiterhin auf, dass insgesamt mehr feldseitige Fassaden gefunden wurden, von denen eine größere Anzahl eine Tendenz zur Symmetrie oder zumindest zur Mittenbetonung zeigt. Jedoch werden die Aussagen zur Befundauswertung der Fassaden dadurch erschwert, dass oft nur eine Traufseite mehrgeschossig erhalten ist. Deshalb bleibt häufig unklar, ob die Seite mit weniger Bestand auch als Fassade ausgebildet war oder nicht. Dass es häufiger mehrere Schauseiten bei einem Gebäude gegeben hat, zeigen die Saalbauten auf der Wartburg und Gamburg, während es z. B. für die Rothenburg/Kyffhausen und Burg Wildenberg (hier Feld- und Giebelseite) angenommen werden kann. Auch beim Vorhandensein 654 Nach Untersuchungen an der Mainfront des Saalbaus von Cramer (1999, S. 146-147) kann angenommen werden, dass die Obergeschossfenster im südlichen Fassadenbereich sowie die Portale auf die Altane in ihrer heutigen Ausbildung aus einer Umbauphase (um 1230/40) stammen. Die beiden Südfenster waren nach seinen Beobachtungen ursprünglich genau so gestaltet wie die zwei nördlichen Dreierarkaden, so dass sich eine Symmetrie selbst in Bezug auf ihre Anzahl und Ausbildung ergibt. 655 Leistikow 2000, S. 39. 271 Die Fassade mehrerer Schauseiten wird in der Regel eine von ihnen durch gesteigerte Repräsentation noch stärker hervorgehoben gewesen sein. 2.10.4 Giebelseiten Die Schmalseiten der Gebäude sind sehr selten bis zum Giebelansatz erhalten, lassen sich aber manchmal in Resten am Baubestand (Babenhausen, Büdingen Rothenburg/Kyffhausen) sowie auf Grund alter Abbildungen (Girbaden/Elsass, Rothenburg/Kyffhausen, Wildenberg) nachweisen. Einige der ursprünglich freistehenden Giebelseiten der Saalbauten, z. B. in Wildenberg und Girbaden/Elsass waren ebenfalls als Fassaden ausgebildet. So besaß die Südostgiebelseite (Feldseite) in Wildenberg im Erdgeschoss ein leicht aus der Mittelachse gerücktes Biforienfenster und im ersten Obergeschoss eine dekorativ ausgestattete, mittig ausgerichtete Dreierarkadenfenstergruppe mit Kleeblattbogen und Maßwerk im Bogenfeld. Die Südgiebelansicht (Hofseite) des Saalbaus in Girbaden zeigt über drei untere Schlitzfenster im Obergeschoss eine ebenfalls reich ausgestattete Viererbiforiengruppe mit insgesamt 36 Fenstersäulen, über der- ganz leicht aus der Mittelachse verschoben – noch ein große Fensterrose angeordnet ist. Die ursprünglich freistehende Westgiebelfront des Wohnbaus in Büdingen besitzt an der Innenseite freigelegte Fenster im dritten Geschoss sowie im Giebelfeld. Es handelt sich um ein Triforium in Rechteckrahmung, dessen rechte Seite auf der Mittelachse beginnt, sowie zwei symmetrisch angeordnete Biforien im mit einem Rundbogenfries eingefassten Giebelfeld mit einem Oculus in der Giebelspitze.656 Auf alten Abbildungen657 ist der Ostgiebel des Saalbaus in Köln zu sehen, welcher das von der Südfassade durchlaufende Traufgesims als horizontales Gliederungselement übernimmt. Dadurch entsteht eine optische Abgrenzung des zu allen drei Seiten mit einem Gesims eingefassten Giebels zu den unteren Geschossen. Genau in der Mitte des reich durchfensterten Giebelfeldes ist ein lisenenartiger, mit zwei übereinander liegenden Schlitzfenstern versehener Mauervorsprung vorhanden. Zu beiden Seiten davon befinden sich - im und unterhalb des Giebeldreiecks - in unterschiedlichen Höhen angeordnete Doppel- und Dreierarkadenfenster unter Blendbögen.658 Im Saalgeschoss auf der Gamburg sitzt eine Doppelarkade in Rechtechteckblende in der Westhälfte der Nordgiebelseite, welche belegt, dass die Nordgiebelmauer in romanischer Zeit zumindest etwa zur Hälfte frei gestanden haben muss. Der Nordgiebel auf der Wartburg besitzt ursprünglich zwei große, genau mittig angeordnete Triforien im obersten Saalgeschoss. Axial über dem östlichen Dreierarkadenfenster und in der Mittelachse des Saales ist ein Biforium mit Überfangbogen vorhanden gewesen.659 Die (nach 1840 eingestürzte) Südgiebelseite des Saalbaus auf der Rothenburg/Kyffhausen besaß nach alten Abbildungen ein großes, mittiges spitzbogiges Triforium mit Kleeblattbögen im Saalgeschoss und im Giebelfeld darüber eine mittige kleinere Doppelarkadenöffnung, ebenfalls kleeblattbogenförmig 656 W. Haake rekonstruiert für die Nordgiebelseite des Saalbaus in Babenhausen unter einer Giebelrahmung aus einem Backsteingesims auf Konsolen ein kleines, in der Giebelspitze eingestelltes Rundbogenfenster. Nach seiner Rekonstruktion befindet sich ursprünglich in Höhe des mittleren Geschosses ein leicht aus der Mitte gerücktes Biforium unter einem Blendbogen. - Arens 1976/77, S. 54. 657 Woensams Stadtprospekt von 1531 bildet die Südseite von Saal- und Ostanbau sowie dessen Ostgiebel ab. 658 Wiedenau 1979, S. 28-29, 31. - Kubach/Verbeek 1976, S. 617. 659 Nach dem Bestandsplan von Ludwig Puttrich und dem Aufmaß von Karl Dittmar von 1852. - Ob die Südgiebelseite des Saalgeschosses ein Fenster in romanischer Zeit besaß und wie dieses gestaltet war, kann heute nicht mehr festgestellt werden. 272 Das Dach geschlossen. Im Erdgeschoss befindet sich ein seitlicher, heute noch vorhandener nach außen spitzbogig geschlossener Durchgang.660 Auf Burg Wertheim besitzt der südliche der beiden aneinander gebauten Wohnbauten eine vollständig erhaltene Westgiebelseite, welche sich als Schaufassade zum Hof hin öffnet.661 Diese ganz symmetrisch ausgebildete Ansicht besitzt in der Mittelachse über einem Keller- ein Erdgeschossportal, das zu beiden Seiten von je einem Triforium mit Spitzbögen in Kleeblattbogenblende gerahmt ist. Die beiden vermutlichen, nur von einer Mittelsäule vor einem Pfeiler getrennten Saalgeschossfenster unter großen Blenden waren wesentlich größer.662 Darüber befindet sich in der Mitte des Giebelfeldes noch eine Kleeblattbogenöffnung in Türgröße. 2.11 Das Dach Aus der Stauferzeit haben sich keine Dächer von Saalbauten erhalten, weshalb zur Vorstellung von Aufbau und Konstruktion auf Gebäude aus dem zeitgenössischen Profan- und besonders Kirchenbau zurückgegriffen werden muss.663 Als Beispiel für eine wahrscheinlich noch größtenteils aus der Erbauungszeit um 1200 erhalten gebliebene Dachkonstruktion sei hier auf den Wohnturm in Burgdorf/Schweiz hingewiesen.664 Bei Bauten mit rechteckigem Grundriss darf von einem Giebel- oder Walmdach ausgegangen werden, während einseitige Pultdächer wahrscheinlich seltener waren. Dort, wo es einen oberen Zinnenkranz gab, konnte dieser überdeckt sein, wie z. B. der heutige Dachabschluss des Turmes auf Burg Tirol/Südtirol zeigt. Manchmal lag der Dachstuhl, wie beim Torturm von Germar im Elsass zu sehen ist, wohl auch auf den Zinnen über Holzpfosten auf.665 Bei einem Zinnenkranz kann das Dach ebenfalls auf den Innenseiten der Außenmauern eines Gebäudes angebracht sein, so dass es nur teilweise oder gar nicht von außen sichtbar wird. Als Beispiel hierfür sein auf den großen Wohnturm von Rathsamhausen/Elsass hingewiesen, dessen Mauerkrone sich mit Dachansatz und Wehrgang erhalten hat. Hier bildete den oberen Turmabschluss ein Wehrgang mit in umfangreichen Resten vorhandenen Zinnen, der das Dach verdeckte und die kubische Gebäudeform betonte. An der Innenseite der beiden Giebelmauern ruhte das Dach auf entsprechend absteigenden Mauerabsätzen.666 660 Die Saalbauschmalseiten besaßen Treppengiebel, wie sie auch bei der sog. „Münze“ auf der Salzburg an der fränkischen Saale heute noch zu sehen sind. 661 Auch die zwei großen, sich in einer schmalen Kernburg gegenüberliegenden Wohnbauten der um 1258-77 errichteten Burganlage Hohengeroldseck besaßen Schaugiebelfassaden zum Hof hin. Ihre Giebelstellung ergibt sich daraus, dass sie jeweils dreiseitig von der Ringmauer der schmalen Kernburg umschlossen werden. Von den Wohnbauten ist nur der südliche viergeschossige Bau mit Treppenturm als Ruine erhalten geblieben. 662 Obwohl von ihrer ursprünglichen Teilung nichts mehr vorhanden ist, lässt deren Blende nach Leistikow (1997, S. 87) auf einen Kleeblattbogen schließen 663 Zu Dach: Antonow 1993, S. 306-308. - Binding, G.: Dach. Allgemein. Mittel- und Westeuropa, in: Lexikon des Mittelalters 3, 1986, Sp. 411-414. – Binding 1991. - Dach, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen, S. 107-108. – Ostendorf, Friedrich: Die Geschichte des Dachwerks. Leipzig 1908. - Handbuch der Architektur 1908, S. 289-303. - Hinz, H.: Dach. Definition, in: Lexikon des Mittelalters 3, 1986, Sp. 409. – Klein: Dachwerke von Wohnbauten, in: Klein 2004, S. 77-80. - Möller 1999a, S. 275-276. – Piper 1912/1994, S. 500-503. – Uhl: Dachkonstruktionen und Dachdeckung, in: Uhl 1999a, S. 280-281. 664 Es handelt sich um ein steiles Walmdach mit 10,5 m Höhe und 11,5 m Firstlänge. – Zur Dachkonstruktion in Burgdorf: Schweizer 1985, S. 95, 111-112 u. Abb. 85. 665 Möller 1999a, S. 275. 666 Biller 1975, S. 71. - Hoffmann wählt für den Rekonstruktionsversuch der Saalbausüdfassade in Gnandstein eine Dachneigung von 51°, welches bei einer Gebäudebreite von 7,5 m einer Dachfirsthöhe von etwa 4,5 m entspricht. Er orientiert sich bei der Rekonstruktion der Dachfirsthöhe an Beispielen spätromanischer erhaltener 273 Das Dach Abb. 263 und Abb. 264: Dachkonstruktion des Wohnturmes in Burgdorf/Schweiz, vermutlich aus der Erbauungszeit um 1200. – Innenraum des Wohnturmes von Rathsamhausen/Elsass, mit erhaltener Mauerkrone. (aus: Schweizer 1985, S. 112, Abb. 85. - Foto: Verf. 1995) Dachneigungen. - s. dazu Rekonstruktionsversuch der Saalbausüdfassade von Y. Hoffmann, in: Hoffmann 2001, S.68, Abb. 9. 274 Das Dach Abb. 265 und Abb. 266: Erhaltener Westgiebel des Südwohnbaus in Wertheim. Südliche Seiten- und Innenansicht. (Fotos: Verf. 1997) Abb. 267: Giebelansatz des Wohnturmes in Büdingen. (aus: Antonow 1993, S. 298, Abb. 134) 275 Das Dach Die Dachneigung ist von den Deckungsmaterialien, der Dachkonstruktion, zeitspezifischen Gewohnheiten sowie den klimatischen Verhältnissen abhängig. G. Binding gibt für untersuchte Dachwerke aus dem romanischen Kirchenbau folgende zeitliche Entwicklung der Dachneigungen an: Anfang des 12. Jahrhunderts: 30-34°, zweites und drittes Drittel des 12. Jahrhunderts: 40-43° und erste Hälfte des 13. Jahrhunderts: 44-54°.667 Bei einigen Saalbauten kann die ursprüngliche Dachneigung durch die vollständige oder teilweise Erhaltung von Giebelseiten ermittelt werden. So zeigt der vollständig erhaltene Westgiebel des Südwohnbaus in Wertheim die romanische Dachneigung von 39° an, welche in gotischer Zeit durch Aufmauerung auf ca. 45° erhöht wurde.668 Bei den erhaltenen Saalbaugiebeln von Babenhausen wurde eine ursprüngliche Dachneigung von 37° ermittelt.669 Abb. 268 und Abb. 269: Dach des Saalbaus von Reams in Riom/Schweiz. Querschnitt mit Nordost- und Südwestfassade. Tona Guetg 1973. (Archiv der Kantonalen Denkmalpflege in Chur/Graubünden, Pl.-Nr. 196/9) Auch beim Saalbau von Reams in Riom/Schweiz konnte die erbauungszeitliche Neigung eines relativ flachen Satteldaches von 19,5° auf Grund gefundener Reste eines schrägen Steinplatten-Dachabschlusses an der Westgiebelseite festgestellt werden. Der obere Mauerwerksabschluss des Saalbaus erfolgte durch einen Zinnenkranz, welcher zumindest zu beiden Giebelseiten, vielleicht auch an den Traufseiten, vorhanden war.670 667 Binding 1991, S. 11. 668 Leistikow 1997, S. 87. 669 Arens 1976/77, S. 54. 670 Seit dem Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit besaß der Saalbau ein steileres Satteldach, welches noch auf alten Abbildungen des 19. Jahrhunderts zu sehen ist und als Vorlage für die Errichtung des neuen Daches von 1973 diente. - Auf den Längsseiten könnte der Zinnenkranz bei der Errichtung des spätmittelalterlichen oder 276 Das Dach Wie der erhaltene nördliche hohe Spitzgiebel des Saalbaus auf der Rothenburg/Kyffhausen671 zeigt, nahm die Dachneigung in gotischer Zeit erheblich zu. Binding gibt für untersuchte Dachwerke von Sakralbauten aus der Zeit von der ersten Hälfte des 13. bis zur ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine Dachneigung von 50-60° an.672 Abb. 270 und Abb. 271: Saalbau von Reams in Riom/Schweiz. Ostgiebel mit Zinnen. – Blick zum Westgiebel, von innen. (Fotos: Verf. 1999) frühneuzeitlichen Daches entfernt worden sein. Auf neuzeitlichen Abbildungen sind Zinnenreste nur noch auf der östlichen Giebelseite eingetragen. – s. dazu Querschnitt Dach M 1:100, mit Nordost- und Südwestfassade, Plan Nr. 196/9 von Tona Guetg, vom. 28.11.1973 und Clavadetscher/Meyer 1984, S. 70. 671 Er war vermutlich ebenso als Treppengiebel ausgebildet, wie dies für den nach 1840 eingestürzten und in seiner Form durch alte Zeichnungen belegten Südgiebel überliefert ist. 672 Binding 1991, S. 11. 277 Das Dach Abb. 272 und Abb. 273 und Abb. 274: Innenraum des Saalbaus auf der Rothenburg/Kyffhausen, mit Blick auf die erhaltene Nordgiebelseite. – Hängewerk-Dachkonstruktion des Saalbaus auf Burg Weißensee aus dem 16. Jahrhundert. Längs- und Querschnitt. (Foto: Verf. 1996. – Klein 2004, S. 80, Abb. 29) In bautypologischer Hinsicht wird zwischen dem Pfetten- oder Rofendach und dem Sparrendach unterschieden. Die konstruktiv einfachste Dachform stellen Pfettendächer, besonders bei kleineren Bauwerken und geringerer Dachneigung dar. Bei dieser Dachkonstruktion liegen die Sparren mit meist geringerer Neigung auf den längslaufenden Pfetten frei auf, wobei ihre Kraft senkrecht nach unten abgeleitet wird. 278 Das Dach Im Vergleich hierzu sind beim meist steiler geneigten Sparrendach die Sparren in einer Dreieckskonstruktion fest untereinander und mit der Dachbalkenlage verbunden. Dabei wird die Last der Sparren größtenteils auf den als Zugglied dienenden Dachbalken parallel zur Dachneigung abgetragen. Bei größeren Spannweiten der Dächer verbinden waagerechte Kehlbalken die Sparren miteinander.673 Die Dachwerke der relativ flach geneigten Dachformen zu romanischer Zeit sind in der Regel noch stuhllos, d. h. ohne Längskonstruktion errichtet. Als Grundkonstruktion bestehen die einzelnen Gebinde hier aus dem durchlaufenden Dachbalken und dem Sparrendreieck, wobei häufig ein Kehlbalken und Fußwinkelhölzer hinzukommen. Mit den im Verlauf des 13. Jahrhunderts steiler werdenden Dächern reichen die bisherigen Aussteifungen nicht mehr aus, weshalb auf Druck und Zug belastbare Scherenbinder eingebaut werden.674 Eine verbesserte Lastabtragung erfolgt im Verlauf des 13. Jahrhunderts durch Säulen in Mittelkonstruktionen als sog. Vorläufer der späteren Stuhlkonstruktionen.675 Dachwerke mit untergestellten Stuhlkonstruktion kommen seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, zuerst als „stehende“ Stühle mit senkrechtem Stuhlständer, seit dem 15. Jahrhundert als „liegende“ Stühle im Profanbau vor.676 Bei der stützenfreien Überspannung großer Säle im obersten Geschoss sind Sonderformen von Dachwerken, d. h. teilweise offene, sprengwerkartige Dachwerke oder in den Dachraum hineinreichende hölzerne Tonnen anzunehmen. Die frühesten bekannten Dachwerke mit Hängekonstruktionen stammen aus dem 12. Jahrhundert und basieren auf stuhllosen Konstruktionen. Im 13. Jahrhundert kommen Mittelkonstruktionen auf, deren Säulen in Längskonstruktionen eingebunden sind, aber wie Hängesäulen funktionieren. Dass dieses Konstruktionsprinzip noch im 16. Jahrhundert angewendet wird, zeigt das bestehende Dachwerk des Saalbaus auf Burg Weißensee.677 Die älteren Konstruktionen der in den Dachraum hineinreichenden Holztonne besitzen keine runde, sondern eine eckige Form, wie sie auch der Wartburger Saalbau nach Befunden aufgewiesen haben soll. Seine heutige, im 19. Jahrhundert aufgeführte Dachkonstruktion zeigt eine im Prinzip ähnliche Rekonstruktion.678 Für die Dachhaut der Burggebäude war ihre Funktion als Witterungs- und Brandschutz besonders wichtig. Die Wahl der Dachdeckung stand in Abhängigkeit von der Dachneigung, der Lage und dem Zweck des Bauwerks, der beabsichtigten Wirkung sowie den örtlichen Materialvorkommen. Für die Dachdeckung von Saal- und Wohnbauten wurden Schiefer, gebrannte Tonziegel, Steinplatten oder Metallabdeckungen aus Kupfer und Blei verwendet. Während keine Dächer von Saalbauten aus staufischer Zeit erhalten sind, kann ihre ursprüngliche Dachdeckung öfter durch Ausgrabungsfunde (z. B. in Münzenberg, Seligenstadt, auf Burg Gnandstein und der Ulrichsburg/Elsass) nachgewiesen werden. 673 Uhl 1999a, S. 280. 674 Klein 2004, S. 77. 675 Klein 2004, S. 78. 676 Uhl 1999a, S. 280. – Klein 2004, S. 78-79. 677 Klein 2004, S. 78-79. 678 Klein 2004, S. 77-78 u. Anm. 62 (dort Hinweis auf: Baumgärtel 1907). – Auf Grund der Befunde an der Wartburger Nordgiebelseite vermutet Altwasser, dass die Decke des oberen Saales bis in den Dachwerksbereich hinein reichte. Dabei könnte sie zwischen den zwei Dreier- und dem oberen Doppelarkadenfenster oder auch über diesem in der Nordgiebelmauer gelegen haben. Beim Bau des heutigen Daches wurden teilweise noch Balken des ursprünglichen Dachwerks wieder verwendet. - Altwasser 2001, S. 97. - Zu den hölzernen Tonnen: Cramer, Johannes; Eißing, Thomas: Dächer in Thüringen. Bad Homburg/Leipzig 1996. 279 Das Dach Abb. 275 und Abb. 276: Biberschwanzziegel und Schieferplattenstücke auf Burg Münzenberg. – Rekonstruierte Dachdeckung des Wohnturmes in Burgdorf/Schweiz. Ornamentales Muster aus verschiedenfarbigen Biberschwänzen. 13. oder erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. (aus: Antonow 1993, S. 307. – Schweizer 19985, S. 97, Abb. 73) Bei flacheren Dächern wurden oft schwerere Materialien, d. h. behauene Steinplatten verwendet, welche größer und dicker als Schieferplatten waren. Auf steileren Dächern kam häufiger die leichtere Schieferdeckung vor. Schieferplatten als ursprüngliche Dachdeckung sind z. b. für die Saalbauten in Seligenstadt am Main679, auf der Neuerburg680 und für den östlichen Rundturm auf Burg Münzenberg681 nachgewiesen. Bei den gebrannten Tonziegeln erfolgte eine Kloster- oder Biberschwanzdeckung, während für die Grate und Firste der Dächer besonders geformte Hohlziegel verwendet wurden. Die Kloster- bzw. Mönch- und Nonnendeckung erfolgt durch eine 679 Darauf weisen zahlreiche in der Baugrube vor der Mainfront gefundene Schieferabschläge hin. - Atzbach 1998, S. 195. – Auch in den Aufzeichnungen von Otto Müller zu den Grabungen von 1937/38 werden als Funde Schieferstückchen und verkohlte Holzreste erwähnt, die er für Reste des ursprünglichen Daches hält. – Hinweis von Cramer 1999, S. 149, Anm. 21. 680 Th. Jung fand bei seinen Ausgrabungen Teile des verbrannten Daches und Schieferplatten, welche noch teilweise durch Nägel mit der Holzunterlage verbunden waren. - Jung 1966, S. 10. 681 Antonow 1993, S. 307 u. Abb. 144. – Binding 1963a, S. 70. 280 Das Dach ineinander greifende Verlegung von abwechselnd nach oben gewölbten („Nonne“) und nach unten gewölbten („Mönch“) Ziegeln. Grabungsfunde belegen diese Mönch- und Nonne-Ziegel z. B. für die Saalbauten auf der Gamburg682, Ulrichsburg/Elsass683 und Burg Gnandstein684. Bei den Biberschwanzziegeln handelt es sich um flache Platten mit abgerundetem oder leicht zugespitztem unteren Abschluss, wobei etwa zwei Drittel ihrer Länge von der nächst höheren Lage überdeckt wird. Rote Biberschwänze sind für die beiden Wohnbauten auf Burg Münzenberg nachgewiesen, während sich die Dachdeckung des Wohnturmes in Burgdorf/Schweiz z. B. aus einem ornamentalen Muster aus verschiedenfarbigen Biberschwänzen zusammensetzte. Diese ins 13. oder in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datierte Dachdeckung zeigte ein Rautenmuster aus naturroten, grünlichweiß und braunrot glasierten Ziegeln.685 Zahlreiche Dachdeckungsarbeiten mit verschiedenartigen Ziegelformen und -farben konnten ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild und Oberflächenrelief des Daches bewirken. Besondere Verlegeformen gab es auch bei der Verwendung von Schiefer in verschiedenen Formen (Sechseck, Rauten, unregelmäßig rhombisch) sowie Farben (grau, blau-schwarz, grünlich, rot). Nach mittelalterlichen Schriftquellen und bildliche Darstellungen konnten die Dächer der Burggebäude auch aus unterschiedlichen Kombinationen und farblichen Musterungen der Deckungsmaterialien bestehen.686 Blei- und Kupferblechplatten wurden wegen der hohen Herstellungskosten im 13. Jahrhundert hauptsächlich für die Deckung bedeutender Kirchen687 und wohl nur selten für sehr große, repräsentative Saalbauten verwendet. Nach alten Schriftquellen bestand die ursprüngliche Dachdeckung des Saalbaus auf der Wartburg aus Bleiplatten, welche angeblich bei dem Brand von 1317 schmolzen.688 Aus alten Aktenstücken von 1557ff. geht hervor, dass die den Hof umgebenden Wohngebäude der Hohkönigsburg im Elsass mit Bleidächern gedeckt gewesen waren.689 Für das sog. Kaiserhaus in Goslar ist eine mittelalterliche Dachdeckung aus Kupferblechplatten belegt. 682 Gromer/Krämer 1996/97, S. 9. 683 Durch Grabungsfunde von 1975-77 belegt. - Biller, im Druck und Anm. 21. – Zum Saalgeschoss: Biller, im Druck. - Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 291-292. – G. Meyer 1980, S. 18-19. 684 Die ältesten der bei den archäologischen Ausgrabungen in den Jahren 1990-1992 geborgenen grünlich glasierten Dachziegel für eine Mönch-Nonne-Dachdeckung stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts - Hoffmann 2000, S. 112, Anm. 6. 685 Schweizer 1985, S. 97 u. Abb. 73 (Rekonstruktion des Dachmusters). 686 Möller 1999a, S. 276 (dort Hinweis auf Darstellungen in der Manessischen Liederhandschrift (um 1300) oder „Kyesers Bellifortis“ (Böhmen, um 1405). 687 Im Kirchenbau lassen sich Bleideckungen z. B. schon für die Aachener Pfalzkapelle nachweisen, während Kupferplatten etwas seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erscheinen, wie z. B. bei St. Peter in Lübeck (1492). – Binding: Dach, in: Lexikon des Mittelalters 3, 1986, Sp. 414. 688 Altwasser 2001, S. 97 und Anm. 68. (dort Hinweis auf: Rothe, J.., 1859, S. 542 cap. 635). Piper 1912/1994, S. 503. – Das Wartburger Dach besitzt außerdem vier sitzende Kaminlöwen, von denen die beiden zum Burghof gerichteten noch Originale sind. Sie stellen eine Besonderheit dar, da nur wenige derartige erhaltene Figuren auf deutschen Burgen nachgewiesen werden konnten. - Rudolph 2003, S. 50. 689 Piper 1912/1994, S. 501 und Anm. 3 (dort Hinweis auf: Wiegand: Zur Geschichte der Hohkönigsburg, Strassburg, 1901). 281 Saalgrößen und ihre Wirkung 3 Rekonstruktion und Ausstattung des Saales - Befundauswertung 3.1 Saalgrößen und ihre Wirkung Die untersuchten Säle im Obergeschoss können die gesamte Geschossfläche oder nur einen Teil von ihr einnehmen, wobei sie bei den Saalbauten – in Abhängigkeit zu deren Größe - sehr unterschiedliche Raumvolumen aufweisen. Bei den Saalgeschossen besitzen die Säle in Goslar (47 x 15 x 6,6 (Höhe) m), Braunschweig (39,5 x 12,5 x 5,5 m) und Girbaden/Elsass (33,5 x 11,3 x 5,1 m) die größte Ausdehnung. Es folgen der Saal im zweiten Obergeschoss auf der Wartburg (37 x 9 x 4,5 m) und die beiden oberen Säle des Großen und Kleinen Saalbaus in Vianden/Luxemburg (30 x 10 x 7 m und 29 x 8/9 x 5,5 m) sowie der Wartburger Saal im ersten Obergeschoss (27 x 9 x 4,5 m). Im Vergleich hierzu liegen die Säle im Obergeschoss von Weißensee (ca. 25 x 11 x 4,2 m), Eger/Tschechische Republik (25,5/26,5 x 11 m), Bamberg (23,5 x 9/9,5 m), der Rothenburg/Kyffhausen (21 x 10 m), Tirol (20 x 12 x 4,5 m), Wildenberg (20 x 7,5/8 m) und Wimpfen (17 x 10 m) im mittleren Größenbereich. Die kleineren untersuchten Säle sind auf der Ulrichsburg (15/17 x 8 x 3,4 m), Gamburg (ca. 14 x 9 x 5,5 m), in Gelnhausen (13/13,5 x 12,5 oder 8 (bei Annahme eines Südganges) x 4,6 m), Boymont (15,5 x 10 m), Reinegg (14/15,5 x 10 x 5 m), Gnandstein (15,5 x 5,5 x 3,6 m) und auf der Neuerburg (8,5 x 7,5 x 3,8 m) zu finden. Bei Untersuchung der Saalbreiten im Verhältnis zu ihrer -länge fällt auf, dass die Säle sich in ihren Breiten weniger stark unterscheiden als in ihren Längen. So variieren die Saalbreiten zwischen 5,5 Meter auf Burg Gnandstein und 15 Meter in Goslar, während ihre –längen von 8,5 Meter auf der Neuerburg bis 47 Meter in Goslar reichen. Diese Feststellung sollte bei der folgenden Betrachtung der Saalhöhen im Verhältnis zu ihren Grundflächen beachtet werden. Die größten Raumhöhen besitzen die Obergeschosssäle des großen Saalbaus in Vianden mit 7 Meter und in Goslar mit 6,6 Meter, gefolgt von den Sälen im Kleinen Saalbau in Vianden, Braunschweig und auf der Gamburg mit jeweils 5,5 Meter. In Girbaden/Elsass beträgt die Saalhöhe 5,1 Meter, in Reinegg/Südtirol 5 Meter, in Gelnhausen 4,6 Meter, in Tirol und im ersten Obergeschoss auf der Wartburg 4,5 Meter, auf Burg Weißensee 4,2 Meter, auf der Neuerburg 3,8 Meter, in Gnandstein 3,6 Meter und auf der Ulrichsburg 3,4 Meter. Wird die Grundfläche der Säle im Verhältnis zu ihrer Höhe gesehen, fällt allgemein auf, dass die Säle mit großen Grundflächen, wie z. B. in Goslar und Vianden oft auch eine gesteigerte Raumhöhe besitzen. Doch gerade einige kleineren Sälen haben eine relativ große Höhe im Vergleich zu ihrer Grundfläche. So besitzt z. B. der Gamburger Saal bei einer Grundfläche von 14 x 9 m (= 126 qm) eine Höhe von 5,5 Metern, der in Reinegg bei 14/15,5 x 10 m (= 145 qm) Grundfläche 5 Meter Raumhöhe und derjenige in Gelnhausen bei einer Größe von 13/13,5 x 12,5 oder 8 m (= 164 oder 106 qm) immerhin noch eine Höhe von 4,6 Metern. Gerade bei kleineren Sälen fällt die gesteigerte Raumhöhe in Proportion zur -breite und besonders zur -länge auf. Bei den untersuchten Saalbauten kann insgesamt eine Tendenz zur gesteigerten Raumhöhe bei geringerer Saallänge festgestellt werden, wodurch sich die Gesamtwirkung des Saales verändert, da nun das aufstrebende Element gegenüber dem lagerhaften, waagerechten Element verstärkt hervortritt.690 690 Eine in der Höhe gesteigerte Raumwirkung kann im obersten Geschoss auch durch das Einziehen einer gewölbten Decke oder durch einen Saal mit offenem Dachstuhl erzielt werden, wie dies für Girbaden angenommen werden kann. Das Vorhandensein des wahrscheinlich in das Dachwerk des Saalbaus hineinragenden Rundfensters in der Südgiebelseite lässt auf eine hochgezogene oder gewölbte Holzdecke schließen. – Biller 1996, S. 166. - Es könnte nach H. Zumstein auch als Hinweis auf einen Saal mit offenem Dachstuhl gedeutet werden. 282 Ausstattung der Säle Für weitere Aussagen zu Saalgröße, -höhe, -volumen und deren Raumwirkung müsste eine genaue Untersuchung einer größeren Anzahl von Sälen in Bezug auf ihre Längenund Breitenmaße im Proportionsverhältnis zur Raumhöhe aufgestellt werden. Solche Auswertungen wären aber allein schon dadurch erheblich erschwert, dass das ursprüngliche Höhenmaß in vielen Fällen durch den fehlenden ursprünglichen oberen Saalabschluss unbekannt ist und oft nur ungefähr geschätzt werden kann.691 3.2 Ausstattung der Säle Die Säle aus der Stauferzeit besaßen in der Regel eine flache Holzbalkendecke, welche bei größeren Spannweiten meist von einer mittleren Stützenreihe mit Unterzug getragen wurde, wodurch sich eine Zweischiffigkeit ergab. Lagen die Säle im obersten Geschoss, so konnte bei der Ausbildung einer Hängewerk-Dachkonstruktion auf Stützen im Innenraum verzichtet werden. Neben dieser Unterteilung der einzelnen Geschosse bildeten die Decken zugleich die Auflager für den Fußboden des darüber liegenden Geschosses. In der Regel bestand ihre Konstruktion aus den Querbalken als tragende Elemente mit darüber liegenden Brettern, Bohlen oder Staken als ausfüllende Teile. Der Fußboden der Säle konnte aus Estrichmörtel (Köniz, Burgdorf, Unterhof in Diessenhofen/Schweiz, Boymont/Südtirol) bestehen, welche eine hellgraue Farbe besaßen oder durch Beimengen bestimmter Pigmente einen roten oder blaugrauen Farbton erhielten. Möglicherweise bestand der Saalfußboden auch aus Natursteinplatten, wie z. B. Schiefer (Münzenberg, westliche Vorhalle Neuerburg) oder wahrscheinlich häufiger aus Tonfliesen, welche als Platten in unterschiedlichen Farben und Größen auch als Mosaik verlegt sein konnten. Auf der Neuerburg bei Wied wurden z. B. bei den Ausgrabungen des Saalbaus von Th. Jung kleinere rote, weiße und schwarze Bodenplatten in den Größen von 8 x 8 cm, 10 x 10 cm und 12 x 12 cm noch in situ (am rechten Südfenster des Erdgeschosssaales) gefunden.692 Auf der Neuerburg und in Altwied sind römische Ziegel und auf Burg Münzenberg sowie Wartburg693 glasierte und ornamentierte Tonfliesen-Bodenplatten durch Grabungen als ursprüngliche Fußbodenbeläge nachweisbar. Bei einer Anzahl von Sälen sind Heizungsanlagen in Form von Kaminen, selten jedoch Warmluftheizungen, wie für die Erdgeschosssäle in Braunschweig und Goslar nachgewiesen. Für einige Säle (Gamburg, sog. Rittersaal im Erdgeschoss auf der Wartburg, Hoh-Andlau/Elsass und Boymont/Südtirol) könnte möglicherweise eine Fußbodenheizung mit Warmluft innerhalb hölzerner Decken angenommen werden. Kachelöfen sind überwiegend nur durch Funde von Ofenkacheln aus archäologischen Grabungen (Kachelfund auf der Neuenburg in Sachsen-Anhalt um 1225/1250 datiert694) nachgewiesen. Die Kamine liegen häufig an den Langseiten des Saalbaus, öfter dabei auch zwischen zwei Fenstern (Girbaden, Neuerburg, Burg Wildenberg, größerer 691 Weitere Angaben zur Rekonstruktion des Saales sind dem Kap. 2.3 Grundrisse im Vergleich: Zur Lage und Größe des Saales, der Tabelle 4: Befundauswertung zu Lage und Maße des Saales, der Tabelle 6: Befundauswertung zur Rekonstruktion und Ausstattung des Saales sowie detailliert den Kapiteln 5.1–5.28 bei den Einzelbeschreibungen ausgewählter Saalbauten jeweils unter „Saal“ zu entnehmen. 692 s. Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 74, 92. 693 Im Nordraum (sog. Landgrafenzimmer) im ersten Obergeschoss des Wartburger Saalbaus wurde eine rötliche Fußbodenfliese mit rekonstruiertem Muster aus je einem doppelten Halbkreis zu allen vier Seiten mit eingestellten Blütenblättern gefunden. - Möller 1993a, S. 49, Abb. 28. – Die Lokalisierung von Fliesenfunden ist jedoch äußerst schwierig. Während sie auf Kapellengebäuden von Burgen nachgewiesen werden können, ist der Verfasserin kein Beispiel bekannt, wo originale Fußbodenplatten aus der Stauferzeit in einem Saalbau heute noch in situ vorhanden sind. 694 Schmitt/Weise 1997, S. 153-154 u. Anm. 42 auf S. 161 (dort Hinweis auf: Kniesche, Annette: Ein romanischer Ofenkachelfund von der Neuenburg, in: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt 2, 1993, S. 6-14). 283 Ausstattung der Säle Mittelraum im Erdgeschoss des Wartburger Saalbaus). Selten befinden sie sich an der Schmalseite (Boymont, Vianden) oder in den Ecken der Säle (Reinegg, Wartburg). Große Säle konnten manchmal auch mit zwei oder drei Kaminen ausgestattet sein (erstes und zweites Obergeschoss auf der Wartburg, Erd- und vielleicht auch Obergeschoss des Großen Saalbaus in Vianden/Luxemburg). Andererseits ist bei einer Anzahl von Sälen im Obergeschoss, wie z. B. in Braunschweig, Goslar, Eger, auf Burg Tirol und der Ulrichsburg/Elsass und Burg Weißensee keine Kaminanlage nachweisbar. Bei diesen Sälen ist davon auszugehen, dass sie nur temporär in der wärmeren Jahreszeit genutzt wurden. In Braunschweig und Goslar besaßen die Erdgeschosssäle eine Warmluftheizung, während die oberen Säle ungeheizt waren, weshalb hier von einer Nutzung als unterer Winter- und oberer Sommersaal gesprochen werden kann. Ein wichtiges Ausstattungselement der Säle sind die Fenster, welche nicht nur zur großzügigen Belichtung und Belüftung sowie zum Ausblick in die weite Landschaft oder in den Burghof dienen, sondern vor allem auch Repräsentationszwecke erfüllen. Mit ihrer Anlage, Größe, Gliederung und dekorativen Ausformung wurden Gestaltungsabsichten im Saal sowie an der Außenfassade des Saalbaus verfolgt.695 Die Fenster konnten die gesamte Langseite des Saales in Form einer Arkadenreihe einnehmen und dabei aus einzelnen Rundbögen (Köln, Wimpfen, Ostwohnbau in Münzenberg), Biforien (Ulrichsburg) oder Triforien (Burg Weißensee, vermutlich Goslar) zusammengesetzt sein. Freistehende Giebelseiten waren manchmal mit dekorativen Dreier- (Wildenberg) oder Viererbiforien (Girbaden/Elsass) ausgestattet. Häufig wurden die Arkadenfenster auch einzeln (Gnandstein, Reinegg/Südtirol, Rothenburg/Kyffhausen, Saalbauten in Vianden/Luxemburg) oder in mehreren Gruppen aufgereiht. Hierbei ergaben sich eine ungefähre gleichmäßige Aufteilung (drei Fünferarkaden in Eger, drei oder vier Vierarkaden in Bamberg), ein bestimmter Rhythmus (z. B. durch Stützenwechsel in Goslar, Weißensee und bei den Giebelseiten in Girbaden, Wildenberg) oder symmetrische Tendenzen (Gamburg, Goslar, Rothenburg). Einige Fenstergruppen wurden von rechteckigen, aus Lisenen, Gesimsen, profilierten Stäben und Friesen gebildeten Rahmen bzw. Wandfeldern eingefasst und dadurch besonders hervorgehoben, welche an der Fassade (Gelnhausen, Wartburg) sowie auch im Saalinneren (Gamburg, Münzenberg) vorhanden sein konnten. Die Rundbogenöffnungen waren in der Spätromanik häufig mit Kleeblattbögen geschlossen und die Biforien im Blendbogenfeld zusätzlich öfter mit einem Oberlicht ausgestattet. Viele Saalfenster besaßen eine dekorative Ausstattung durch ihre Gliederungselemente, wie Pfeiler, Säulen, Basen, Kapitelle, Kämpfer, Blendbögen und Tympana, welche z. T. mit reicher Ornamentik und bauplastischem Schmuck versehen waren. Bei einer Anzahl von stauferzeitlichen Sälen können Fensterverschlüsse durch Holzläden (Rothenburg/Kyffhausen, Ulrichsburg/Elsass, Wildenberg) nachgewiesen werden, während sie bei anderen (Saal im ersten Obergeschoss des Kleinen Saalbaus in Vianden/Luxemburg696) wiederum völlig fehlen. Darüber hinaus waren viele Fensterverriegelungen wahrscheinlich nur temporär angebracht, wodurch es zur Einschränkung der Bewohnbarkeit der Säle kam. Fensterverglasung kann nur durch archäologische Funde von Glasfensterresten bei Ausgrabungen seit der zweiten Hälfte des 12., überwiegend seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesen werden. Fensterglas mit 695 Durch die repräsentative Ausstattung der Fenster wurde die Lage des Saales an der Außenseite des Bauwerks ablesbar. – In diesem Zusammenhang sei die mit reicher Bauplastik versehene Fenstergliederung der südöstlichen Giebelseite des Saalbaus in Wildenberg erwähnt, welche ursprünglich nach außen wirkte. Auch die Außenseite der Fensterreihe auf der Ulrichsburg zeigt eine detaillierte, qualitätvolle Fenstergestaltung, obwohl sie wegen dem östlich unzugänglichen, steilen Berghang nicht aus der Nähe gesehen werden konnte. 696 Hinweis in: Sarrazin/Schultze 1901, S. 178. 284 Ausstattung der Säle Bleiruten wurde in Resten z. B. in Kaiserslautern (kleines Kellerfenster), auf Burg Ortenberg/Elsass und der Ulrichsburg/Elsass gefunden, während es für Burg Wildenberg vermutet wird. In allen drei Fällen bezieht sich die Verglasung aber nur auf die Oberlichter im Tympanon, während die Biforien wahrscheinlich durch Holzläden geschlossen werden konnten.697 Die Ausbildung von Fensternischen mit seitlichen steinernen Bänken als bequeme Sitzgelegenheit ermöglichte einen Ausblick in die Landschaft (bei Empfängen, Turnieren etc.) und die Verfolgung des Geschehens im Burghof sowie im Saal selbst (bei Festen, Tanz-, Musikveranstaltungen). Solche durch Schriftquellen als bevorzugter Ehren- und Aufenthaltsplatz belegte Fenstersitze sind z. B. bei den Sälen auf der Neuerburg/Wied, in Wildenberg, auf der Ulrichsburg/Elsass und bei den Saalbauten in Vianden/Luxemburg nachweisbar. Die Saalportale lagen in der Regel seitlich an der langen Hofseite und wurden über eine hölzerne oder steinerne Freitreppe erreicht, welche auch in Verbindung mit einer Holzgalerie (Gamburg) oder eines altanartigen Anbaus (Goslar, Seligenstadt), selten durch ein Treppenhaus (Burg Weißensee) erfolgen konnte. Eine Anzahl von Sälen besaß mehrere Türen, welche in den Schmalseiten zu weiteren Wohnräumen (Eger, Gamburg) oder Anbauten (Boymont/Südtirol, Tirol/Südtirol, Saalbauten in Vianden/Luxemburg) führten und manchmal auch als Austritt auf einen Balkon (vermutlich Gelnhausen, Wildenberg) dienten. Die Ausbildung des Saalportals konnte mit einfacher oder doppelter Profilierung (Ulrichsburg, Wimpfen, Gutenfels, Gnandstein), in dekorativer Kleeblattbogenform (Gelnhausen, Seligenstadt) bis hin zur reichsten bauplastischen Ausstattung (Tirol, Wohn-/Kappellenbau in Krautheim) erfolgen. Mauernischen und Wandschränke gehören in der Regel nicht zur Ausstattung repräsentativer Säle, weshalb hier auch nur der in der nordseitigen Saalwand gelegene, doppelte rechteckige Wandschrank mit erkennbaren Türfalzen und spitzbogigen Ziernischen auf der Ulrichsburg angeführt werden kann. Häufiger sind sie in kleineren Wohn- und Schlafräumen zu finden. So besitzt z. B. der zweite Raum westlich vom kleineren Saal in Gelnhausen Wandschränke in Form von zwei Nischen mit Falz für Holztüren 698 Die Wände des Saales konnten steinfarben lasiert oder verputzt und mit einem Farbanstrich oder Malerei versehen sein. Dabei kamen oft - neben den naturbelassenen oder verputzten Wänden - auch verschiedenartige Steinmaterialien im Saal zum Einsatz, welche sich in ihrer natürlichen Farbe und Struktur ihrer Oberfläche voneinander unterschieden. So konnten für die bevorzugten Bauteile wie Fenster- und Portalrahmungen, Säulenschäfte, Kapitelle und Kamine verwendete Dekorationsgesteine zu einer gesteigerten, schmuckvollen, repräsentativen Saalausstattung beitragen.699 697 Eine Verglasung großer Saalfensterflächen konnte nicht nachgewiesen werden. 698 zu Mauernischen, Wandschränken und Wandschrankverschlüssen: Wirtler 1987, S. 165-167. 699 Zu Putz, Farbigkeit, Wandmalerei: Jaszai, G.: Romanische Wandmalerei, in: Lexikon des Mittelalters 8, 1997, Sp. 2015-2017. - Meckseper: Ausstattung, in: Meckseper 199b, S. 268. – Liessem, Innenraumgestaltung, 2006. Möller 1993a, S. 36-38, 44-50. - Möller: Wandmalereien, in: Möller 1999b, S. 287-291. – Piper 1912/1994, S. 472475. - Wandmalerei, in: Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen 2004, S. 258-259. 285 Ausstattung der Säle Abb. 277 und Abb. 278 und Abb. 279 und Abb. 280: Wartburger Saalbau. Wiederhergestellte ursprüngliche Farbfassung des mittleren Raumes im Erdgeschoss (sog. Speisesaal). – Rekonstruierte Farbigkeit an der Festsaalarkade im zweiten Obergeschoss. - Teilweise rekonstruierte Farbigkeit des Erstzustandes im ersten Obergeschoss in der Kapellensüdwand. (aus: Möller 1993a, S. 48, Abb. 25; S. 47, Abb. 22-24) 286 Ausstattung der Säle Befunde belegen für die Burg Weißensee eine saalseitige Farbgestaltung der nördlichen Triforienfenstergliederung durch Buntmarmorsäulen. Und der Saal im zweiten Obergeschoss des Wohnturmes in Burgdorf/Schweiz besitzt Wände aus rotem Sichtbacksteinmauerwerk, einen stark rot gefärbten Estrichboden, Fensternischen mit Sitzbänken aus hellem Sandstein und einen Kamin, dessen Säulen teilweise aus hellgrauem (Kapitelle und Kämpfer) und gelblich-ockerfarbenem Sandstein (Basis und Schaft) bestehen. Auch die Säle auf der Wartburg waren durch besondere Farbigkeit und die Verwendung verschiedener Steinmaterialien besonders hervorgehoben. Der größte mittlere Raum im Erdgeschoss (sog. Speisesaal) besaß ursprünglich rot gefärbte Fenster- und Türöffnungen, glatt verputzt und weiß gestrichene Wände und durch Anrußen schwarz eingefärbte Deckenbalken. 700 Im Saal im ersten Obergeschoss sind neben glatt verputzten, weißen Wänden ockergelb gestrichene und mit schwarzen Begrenzungsstrichen versehene Maueröffnungen zu sehen, während die Fenstersäulen natursteinfarben belassen wurden. Die Wände des obersten Saales waren fugenverputzt und weiß lasiert, seine mit künstlicher Oberflächenstruktur versehenen Arkadenleibungen besaßen einen roten Farbanstrich und die Fenstersäulen wurden steinsichtig gelassen. Dieser Saal war auch an seiner Außenseite durch die Rotfarbigkeit der Rhätsandsteine optisch von den unteren gelbgrauen Sandsteingeschossen als wichtiger Repräsentationsraum hervorgehoben bzw. gekennzeichnet. Bei den Sälen wurden die Fenster- und Portalrahmen sowie deren Laibungen und Säulen auch durch plastisches Ornamentwerk bzw. Skulpturenschmuck hervorgehoben, wobei für die Fensterrahmungen und -gewände öfter ebenfalls dekorative Malereien nachweisbar sind. Beim Erdgeschosssaal auf der Neuerburg besaßen die Biforienfenster eine farbige Oberfläche, wobei der obere Bogen weiße und rote, der innere Bogen gelbe und grüne Farbspuren im Wechsel zeigte. Außerdem waren die Saalwände hier ursprünglich mit einer hell-ockerfarbenen Putzschicht mit eingeritztem, rot bemaltem Quaderwerk versehen.701 Auch beim Saalbau auf der Marksburg (erste Hälfte 13. Jahrhundert) befinden sich an einem heute vermauerten Arkadenfenster Reste einer dekorativen Farbfassung in Form eines rot-schwarzen Zackenbandes unter einem roten Überfang. Auf Burg Weißensee konnten in der Südwand im ersten Obergeschoss des Nordostanbaus (ursprüngliche Saalbaunordfassade) auf einem Flächenputz ornamentale Malereireste in Form von zwei unterschiedlich gestalteten Friesen mit geometrischen Mustern in roten, grünen, gelben und schwarzen Farben festgestellt werden. Den Schriftquellen zufolge sind seit karolingisch-ottonischer Zeit in den Königspfalzen profane, mit szenischen Wandbildern geschmückte Säle, so z. B. in Ingelheim und Merseburg, aber auch in Hagenau aus der Stauferzeit nachweisbar. Wahrscheinlich war der gesamte Saal auf der Gamburg ursprünglich mit zeitgleichen, auf beigem Kalkmörtel angelegten Secco-Wandmalereien bedeckt, da an seiner Nord-, Süd- sowie Ostseite Reste mittelalterlicher Wandmalereien nachgewiesen werden konnten. Die erhaltenen Malereifragmente an der Nord- und Ostwand können einem angelegten Zyklus in mindestens zwei übereinander liegenden Bildstreifen zugeordnet werden. Die Seccomalerei in der östlichen Hälfte der Nordwand in schwarzer Strichzeichnung zeigt 700 Die farbliche Raumfassung des sog. Speisesaales wurde nach Untersuchungsergebnissen wieder hergestellt. Möller 1993a, S. 48. 701 Freskenreste einer ehemaligen Quaderbemalung zeigt auch der Saal im zweiten Obergeschoss von Burg Tirol/Südtirol aus der Zeit seiner Aufstockung um 1270-80/85. - Bitschnau/Hauser 1998, S. 41. – : Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 78.- s. auch Kap. 2.10.1.2 Putz und Farbe am Außenmauerwerk. 287 Ausstattung der Säle eine Stadtansicht (Stadtmauer, Türme, Häuser, Kirche etc.) und Fragmente zweier Inschriften.702 Oft hat die Malerei im stauferzeitlichen Profanbau zeitgenössische ritterliche Heldensagen zum Inhalt, wie z. B. die Säle in Rodenegg/Südtirol, Italien und im Hessenhof von Schmalkalden in Thüringen mit ihren Ywain-Zyklen zeigen. Der Erdgeschosssaal von Rodenegg besitzt großflächige Ywainfresken aus dem ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts.703 Und beim Hessenhof in Schmalkalden704 mit seinem in den Untergeschossen steinernen Gebäude handelt es sich um den bedeutenden Zyklus des Epos „Ritter Ywain mit dem Löwen“ von Hartmann von Aue (um 1225-35).705 Abb. 281: Erdgeschosssaal (sog. „Trinkstube“) von Rodenegg/Südtirol, Italien. Ywainfresken von Hartmann von Aue: Kampf von Ywain gegen Key (erstes Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts). (aus: Burgen in Mitteleuropa I, 1999, Farbabb. 30) 702 Fabritius 2000, S. 253-264. 703 Fabritius 2000, S. 261 u. Anm. 33 (dort Hinweis auf: Schupp, Volker; Szklenar, Hans: Ywain auf Schloss Rodenegg. Sigmaringen 1996, Abb. VII-XII). 704 Möller 1999b, S. 289. – Fabritius 2000, S. 261 u. Anm. 32 (dort Hinweis auf: Rushing, James A.: Images of adventure. Ywain in der Visual Arts, Philadelphia 1995, S. 91-132, Abb. 2.1, 2.2. – Zießler, Rudolf: Die YwainMalereien im Hessenhof zu Schmalkalden, Bad Hersfeld o. J., S. 23-27). 705 Möller 1993a, S. 38. - In gotischer Zeit kamen für die Bemalung von Sälen aufwendigere illusionistische Dekorationen, wie Fellbehänge, Textilvorhänge, Holztäfelung und Steinkrustationen auf. Es sei an dieser Stelle auf die Säle im gotischen Saalbau aus der Zeit um 1318 im Unterhof von Diessenhofen/Schweiz hingewiesen. Während die Wände des oberen Saales mit aufgemalten Quadern geschmückt waren, besaßen die Wände und Fensterlaibungen des Erdgeschosssaales illusionistisch gemaltes Pelzwerk und Wappenschilde. – Baeriswyl/Junkes 1995, S. 97-99 u. Abb. 96-97. – Baeriswyl 1998, S. 237. 288 Ausstattung der Säle Abb. 282 und Abb. 283: Hessenhof in Schmalkalden mit Wandmalereien der Ywainsage von Hartmann von Aue (um 1225-35). Szene 16 in der Ostwand: Ywain im Speerkampf mit Key. – Ostwand mit Dokumantationszeichnung der Szenen 15-17. (aus: Möller 1993a, S. 38, Abb. 2-3) Textile Wandbehänge für Wände und Raumkompartimente sind für das Mittelalter literarisch706 und auch durch bildliche Darstellungen überliefert.707 Obwohl sogar teilweise Wandbehänge, z. B. im Kloster von Wienhausen erhalten geblieben sind, gibt es kaum Anhaltspunkte darüber, wo und wie sie angebracht wurden.708 Neben den festen Ausstattungsgegenständen in Sälen wird es wahrscheinlich auch Mobiliar gegeben haben.709 706 Wolfram von Eschenbach schildert in seinem um 1200 entstandenen „Parzival“ die Ausstattung eines geschmückten Festsaales. – Albrecht 1995a, S. 29. – Der Dichter Ulrich von Zatzikofen vermittelt kurz vor 1200 im „Lanzelet“ die Ausstattungsmaterialien eines Saalbaus. – Wiesinger 1994, S. 14. – Literaturhinweise in: Kozok 1998b, S. 180, Anm. 92. 707 Kozok 1998b, S. 180 u. Anm. 93 (dort Hinweis auf: Eberlein 1982). 708 Meckseper 1999b, S. 268. 709 Kozok 1998b, S. 180. – Zur Ausstattung von Repräsentations- und Wohnräumen nach schriftlicher Überlieferung: Friedhoff 2006. – Wirtler 1987, S. 181-241, zum Mobiliar bes. S. 233-240. 289 Ausstattung der Säle Tabelle 6: Befundauswertung zur Rekonstruktion und Ausstattung des Saales O, W, N, S = Himmelsrichtungen GF = Grundfläche KG, UG, EG, OG = Geschossangaben (Hof) = Hofseite (Feld) = Feldseite, Rückseite (Zwinger) = Zwingerseite Name Saalbau Lage Maße Saal (L x B x H) Bamberg, Pfalz/ Bayern (Saalbau nach 1200, ohne WGang) 1. OG 23,5 : 9/9,5 m = 217 qm Boymont/ Südtirol, Italien 1. OG 15,6 : 10,3 m = 161 qm o. B. Jh. H. dat. Fenster/Portal Kamin, Heizung o. B. EG Portal mit Freitreppe in O-Langseite, S von Fenstern je 4 Triforien in O-Schmal- und S-Langseite (Feld) 39,5 : 12,5 : 4,2 m = 651 qm 1. OG 39,5 : 12,5 : 5,5 m Decke, Wände, Fußböden, weitere Ausstattung 3 oder 4 Viererarkaden in O-Langseite Portal in NW-Ecke (Hof) Braunschweig, Burg Dankwarderode/ Niedersachsen = ohne Befund = nicht vorhanden = Jahrhundert = Höhe = datiert Kamin, in W-Schmalseite o. B. Estrichboden nachweisbar evtl. Fußbodenheizung in Zwischendecke Warmluftheizung im EG Fenster im 1. OG: vermutlich Bi- und Tiforien im Wechsel, O-Langseite (Feld) o. B. W-Langseite (Hof) vermutlich große Fenster (Triforien?) Portal an S-Giebelseite mit Freitreppe, Portal in W-Langseite (Hof) auf Altan 290 Ausstattung der Säle Name Saalbau Lage Maße Saal (L x B x H) Eger (Cheb), Pfalz/ Tschechische Republik 1. OG 25,5/26,5 : 10,8 m = 281 qm Fenster/Portal 1. OG ca. 14 : 9 : 5,5 m = 126 qm Portal in Mitte von S-Langseite (Hof) mit Freitreppe Fenster in Rechteckrahmung, vermutlich alle Doppelarkaden zweigeteilt: o. B. o. B. evtl. Fußbodenheizung in Zwischendecke SeccoWandmalereien im N, S, O nachgewiesen, vermutl. urspr. auf allen vier Saalseiten vorhanden, Reste von Stadtansicht und zwei Inschriftfragmenten Je 1 Doppelarkade in O-Langseite (Hof) und N-Giebelseite, in W-Langseite (Feld) zwei Doppelarkaden Gelnhausen, Pfalz/ Hessen EG (ohne S-Gang) 13,1/13,4 : 12,4 : 4,59 m = 164 qm (mit S-Gang) = 13,2/13,4 : 8 : 4,59 m = 106 qm Decke, Wände, Fußböden, weitere Ausstattung 3 Fünferarkaden in N-Langseite (Feld), 1 Biforium in O-Giebelseite (Feld) Gamburg/ BadenWürttemberg Kamin, Heizung Portal in O-Langseite (Hof), S von Fenster, mit Freitreppe (mit durchlaufender Holzgalerie kombiniert) Fünferarkade in Blendrahmung in S-Langseite (Hof) Portal in S-Langseite (Hof), W von Fenster, mit Freitreppe, Zugang direkt oder indirekt über kleinen Vorraum oder Gang Kamin in N-Langseite (Feld) o. B. 291 Ausstattung der Säle Name Saalbau Lage Maße Saal (L x B x H) Girbaden (Guirbaden)/ Elsass, Frankreich 1. OG 33,5 : 11,3 : 5,1 m = 378,5 qm Fenster/Portal 4 Biforien in W-Langseite (Feld) und Viererbiforiengruppe in S-Giebelseite (Hof) Kamin, Heizung Decke, Wände, Fußböden, weitere Ausstattung Kamin in vermutlich W-Langseite Fenster mit (Feld), zwischen Sitznischen beiden mittleren Fenstern mindestens 1 Biforium in N-Giebelseite (Feld) Gnandstein/ Sachsen 1. OG 15,4 : 5,6 : 3,6 m = 86,3 qm Portal vermutlich in O-Langseite (Hof), Treppe in ein- oder zweigeschossige Galerie integriert 2 Triforien und Kamin in 1 Biforium in SW-Ecke S-Langseite (Feld) Biforium in W-Giebelseite (Feld) o. B. Portal in W-Ecke von N-Langseite (Hof) über Freitreppe Goslar, Pfalz/ Niedersachsen EG 47,2 : 15,2 = 722,2 qm 1. OG 47,2 : 15,2 : 6,6 m Fenster im 1. OG: je 3 große Arkadenfenster (vermutl. Triforien) beiderseits des mittleren Querhauses in O-Langseite (Hof) mittleres Querhaus mit Arkaden und Holztonnenwölbung, o. B. an seiner W-Rückseite Hochsitz mit Kaiserstuhl Portal in S-Giebelseite zum Querflur, der vom Hof aus über Freitreppe erreichbar ist (seit Ende 13. Jh.) 292 Ausstattung der Säle Name Saalbau Neuerburg (Westerwald) / RheinlandPfalz Lage EG Maße Saal (L x B x H) Fenster/Portal Kamin, Heizung 8,5 : 7,5 : 3,8 m = 63,8 qm 2 Biforien in S-Langseite (Feld) Kamin in Mitte S-Langseite (Feld), von Biforien flankiert Von Vorhalle in W-Giebelseite (Hof) führt Tür in N-Ecke in den Saal Reinegg (Reineck) in Sarnthein/ Südtirol, Italien EG 14/17 : 7,8/10 : 4,5 m = 138 qm Fenster im EG: Kamin im EG: 2 Rechteckfenster genau in NWin W-Langseite Ecke (Zwinger) Portal mit Freitreppe in N-Ecke von O-Langseite (Hof) 1. OG 13,8/15,5 : 9,8/10 : 5m = 145 qm Fenster im 1. OG: 5 Triforien: 3 davon in W-Langseite (Zwinger), 1 in S-Giebelseite, 1 in O-Langseite (Hof) Decke, Wände, Fußböden, weitere Ausstattung Fenster mit Sitznischen vermutlich römische Ziegeltonplatten und romanische Keramikplatten in rot, weiß, schwarz (vielleicht auch in W-Vorhalle) Wandmalereien: Ockerfarbe auf Putz, eingeritztes Quaderwerk mit roter Farbe, Fenstergewände mit weißen und roten bzw. gelben und grünen Farben im Wechsel im EG: originale Holzbalkendecke mit mittlerem Unterzug und 2 Holzpfeilern Kamin im 1. OG am W-Ende von S-Giebelseite (Zwinger) Portal mit Freitreppe in O-Langseite (Hof), N von Triforium 293 Ausstattung der Säle Name Saalbau Lage Maße Saal (L x B x H) Rothenburg, 1. OG 20,8 : 9,6/10,4 m Kyffhausen/ = 208 qm Thüringen Tirol, Burg/ Südtirol, Italien Fenster/Portal Kamin, Heizung 3 Triforien in O-Langseite (Feld) und 1 Triforium in S-Giebelseite (Feld) möglicherweise Kamin in SW-Ecke Portal ungefähr in Mitte von W-Langseite (Hof) mit Freitreppe 1. OG 19,9/20,5 : 11,6/11,8 Bi- und Triforien, : 4,5 m davon vermutlich = 237, 5 qm 2 in N-Langseite (Hof), 1 in W-Giebelseite (Hof) und 3 in S-Langseite (Feld) Decke, Wände, Fußböden, weitere Ausstattung Fenster mit Verriegelung Fenster mit Verriegelung o. B. 2 reich dekorierte Portale aus Marmor: Portal im W von N-Langseite (Hof) mit Freitreppe Ulrichsburg (SaintUlrich)/ Elsass, Frankreich 1. OG 15/16,8 . 7,8/8,1 : 3,4 m = 128 qm 2. Portal im S von O-Schmalseite zur Kapelle Fensterreihe aus 7 Biforien in O-Langseite (Feld) und 2 Biforien in N-Giebelseite (Zwinger) Portal in W-Langseite (Hof), S von Kapellenanbau und in N-Giebelseite (Zwinger), jeweils mit Freitreppe Fenster mit Sitznischen und Verriegelung o. B. Oculi der Biforien vielleicht verglast doppelter Wandschrank mit Spitzbogennischen in N-Giebelseite (Zwinger) 294 Ausstattung der Säle Name Saalbau Vianden (Kleiner Saalbau)/ Luxemburg Lage EG Maße Saal (L x B x H) Fenster/Portal 14: 6/8,5 : 3,8 m = 101,5 qm Fenster im EG: O-Langseite (Zwinger) drei, heute gotische Rechteckfenster Kamin, Heizung o. B. EG urspr. flache Balkendecke Urspr. Tür in N-Schmalseite zur Eingangshalle 1. OG 28 : 7,6/9,2 : 5,5 m = 235 qm Vianden (Großer Saalbau)/ Luxemburg EG 30,3 : 9,6 : 5,5 = 290 qm Fenster im 1. OG: 6 Kleeblattbogenfenster in O-Langseite (Zwinger) und 4 weitere in W-Langseite (Hof) Portal in N-Ecke der W-Langseite (Hof), mit Freitreppe Fenster im EG: In O-Langseite (Zwinger) je 3 Biforien zu beiden Seiten des mittleren Rundturmes Decke, Wände, Fußböden, weitere Ausstattung Fenster im EG mit Sitznischen (und Fenstertritten) o. B. Kamin im EG: in Mitte von N-Giebelseite (Feldseite) und vielleicht ein zweiter in Mitte von O-Langseite (Zwinger) Fenster im EG mit Sitznischen (und Fenstertritten) EG urspr. flache Balkendecke Portal in S-Giebelseite zur Eingangshalle (im S vom Kleinen Saalbau) 1. OG 30,3 : 10,2 : 7 m = 309 qm Fenster im 1. OG: Kamin im wie im EG 1. OG: in Mitte von Portal in O-Langseite W-Langseite (Zwinger) (Hof) und und S-Giebelseite S-Giebelseite zum 1. OG des Kleinen Saalbaus 295 Ausstattung der Säle Name Saalbau Lage Maße Saal (L x B x H) Wartburg/ Thüringen 1. OG 26,9 . 9,2 : 4,5 m = 247,5 qm Fenster/Portal Kamin, Heizung Decke, Wände, Fußböden, weitere Ausstattung Fenster im 1. OG: Kamin im 1. 1. OG: In O-Langseite OG: Holzbalken(Feld) 4 Triforien 1 oder 2 Kamine decke mit und 2 Biforien in an O-Langseite mittlerer S-Giebelseite (Feld) Stützenreihe aus (Hof) 5 Säulen Tür in W-Langseite zum W-Arkadengang 2. OG 37,2 : 9,2/9,3 m = 344,1 qm Fenster im 2. OG: In O-Langseite (Feld) 6 Triforien und 2 äußere Biforien, in N-Giebelseite (Hof) 2 Triforien an N-Schmalseite (Hof) steinerne Innentreppe Kamin im 2. OG: 3 Kamine an O-Langseite Portal in Mitte von W-Langseite (Arkadengang) symmetrische Gliederung mit Bi- und Triforien beiderseits davon 296 Ausstattung der Säle Name Saalbau Lage Weißensee, Runneburg/ Thüringen 1. OG ca. 25 : 11 : 4,2 m = 175 qm Wildenberg bei Amorbach/ Bayern EG Maße Saal (L x B x H) 19,8 : 7,5/7,9 = 152,5 qm Fenster/Portal Kamin, Heizung Decke, Wände, Fußböden, weitere Ausstattung 7-teilige Triforienreihe in S-Langseite (Feld) und 2 Triforien in N-Langseite (Hof, Treppenhaus) Portal in N-Langseite (Hof), W von Triforien, zuerst mit Freitreppe, dann Treppenhaus Fenster im EG: 4 Biforien in NO-Langseite (Feld) und 1 mittiges Biforium in SO-Giebelseite (Feld) o. B. o. B. Kamin im EG: in NO-Langseite (Feld), von je 1 Fenster flankiert Fenster im EG: mit Sitznischen und Verriegelung Portal ungefähr mittig in SW-Langseite (Hof) 1. OG vermutl. s. o. Fenster im 1. OG: Dreierbiforiengruppe in SO-Giebelseite (Feld), vermutlich Bi- und Triforien in NO-Langseite (Feld) Fenster im 1. OG: Möglicherweise Verglasung für die Oberlichter in SO-Giebelseite (Feld) 710 Portal vermutlich in SW-Langseite (Hof) über Freitreppen und vielleicht auch Galerie 710 (Nach Sarrazin/Schultze 1901, S. 179). 297 Ausstattung der Säle Name Saalbau Lage Maße Saal (L x B x H) Fenster/Portal Wimpfen, Pfalz/ BadenWürttemberg 1. OG 17,2 : 10 m = 172 qm 14-teilige Arkadenreihe in N-Langseite (Feld) Portal vermutlich in S-Langseite (Hof), über Freitreppe und S-Gang erreichbar, Tür in O-Giebelseite zur Kapelle Kamin, Heizung o. B. Decke, Wände, Fußböden, weitere Ausstattung o. B. 298 Funktion und Nutzung des Saalba us 4 Funktion und Nutzung des Saalbaus Die Nutzung und Raumfunktionen des Saalbaus711 sind abhängig von Anzahl und Lage der durchgehenden oder in Räume unterteilten Geschosse, deren Größe und Ausstattung.712 Bei den selteneren reinen Saalbauten (Goslar, Braunschweig, Gamburg) ist von einer zeitweiligen Nutzung ihrer Säle für festliche Veranstaltungen auszugehen, während die Wohnräume in einem separaten Gebäude untergebracht sind. Dagegen kombiniert der häufig auftretende differenzierte Saalbau einen oder mehrere Säle mit Wohnräumen in einem Gebäude. Das in den Boden eingetiefte Kellergeschoss dient in der Regel als Substruktion für die oberen Geschosse und muss z. T. erhebliche Höhenunterschiede des Geländeniveaus ausgleichen (Wartburg, Gnandstein, Gamburg, Ulrichsburg). In der Regel ist es durch schmale Schlitzfenster wenig belichtet bzw. belüftet, besitzt keine Wärmequelle oder sonstige Ausstattungselemente eines Wohn-, Schlafraumes oder Saales. Deshalb wird es im Allgemeinen zu Lagerzwecken, als Vorrats- und vielleicht auch als Wirtschaftsraum genutzt. Bei fehlendem Keller dient das Erdgeschoss als Substruktion für die oberen Geschosse, wobei es sich in den meisten Fällen um ein kellerartig geschlossenes und teilweise in den Boden eingetieftes Untergeschoss handelt. Im Allgemeinen erfüllt es vermutlich eine ähnliche Funktion wie der hier fehlende Keller und wird aus diesem Grund oft ebenfalls nur durch kleine Schartenfenster belichtet (Boymont, Reams, Seligenstadt, Tirol). Bei den reinen Saalbauten ohne Keller (Goslar, Braunschweig) und dort, wo sich das Erd- über einem Kellergeschoss befindet und es sich somit um ein mittleres Geschoss handelt, ist es in der Regel durch eine gesteigerte Ausstattung und Nutzung gekennzeichnet. Häufig sind hier schon Haupträume, d. h. Wohnräume (Weißensee, Wartburg, vermutlich Gutenfels), teilweise auch kleine Säle (Gelnhausen, Neuerburg, Reinegg, Kleiner Saalbau in Vianden/Luxemburg) oder sogar ein durchgehender Saal (Gamburg, Boymont, Wildenberg) zu finden. Diese heben sich durch Beheizung (Warmluftheizung bei Goslar und Braunschweig, dekorative Kamine bei den anderen Saalbauten), größere, gegliederte Fensteröffnungen (Triforien mit Überfangbögen in Weißensee, Fünfer- und Dreierarkade in Gelnhausen), dekorative Raumstützen (Astsäule bei Burg Weißensee, Säulen mit Adlerkapitell auf der Wartburg) etc. hervor. Das Obergeschoss wird durch gesteigerte Raumhöhe (Goslar, Braunschweig, Gamburg), Fensteranzahl, -größe und -ausstattung, Portale sowie Raumausstattung und -dekoration als repräsentatives Haupt- bzw. Herrschaftsgeschoss des Saalbaus hervorgehoben. Sein Saal als wichtigstes Kennzeichen des Obergeschosses kann die ganze Grundfläche einnehmen (Girbaden/Elsass, Gnandstein, Rothenburg/Kyffhausen, Ulrichsburg/Elsass) oder sich mit repräsentativen Wohnräumen auf einer Ebene befinden (Bamberg, Eger, Reinegg, Wartburg, Wimpfen).713 Dabei liegt der Hauptunterschied zwischen einem Saal und repräsentativen Wohnraum auf der gleichen Geschossebene in der Größe ihrer Grundfläche sowie der Fenstergröße, anzahl und -ausbildung. Nach meiner Definition von Saal muss dieser in seinem Ausmaß alle Räume seines Geschosses deutlich übertreffen,714 weshalb er allein schon 711 Zur Raumfunktion und Nutzung von Saalbauten und ihren Sälen: Albrecht 1995a, S. 29-30. - Badstübner 2000, S. 9-14. – Binding 1963a, S. 134-137. - Jost 1995, S. 202-203. - Meckseper 1994, S. 121-122 und 1997, S. 16-23 und 1998a, S. 23 und 1999b, S. 268-269. – Wirtler 1987, S. 105-106. 712 s. dazu auch: 2.2 Raumaufteilung nach Geschossen. 713 Für das Obergeschoss von Seligenstadt am Main können wahrscheinlich zwei große Säle und ein schmaler Mittelraum rekonstruiert werden. 714 s. Kap. 1.4.2 Definitionen der Verfasserin. 299 Funktion und Nutzung des Saalba us auf Grund seiner Ausdehnung mehr Platz für Fenster bietet. So wird der etwa die östliche Hälfte der Geschossfläche einnehmende Saal im Obergeschoss von Eger von drei Fünferarkaden und einem Biforium belichtet, während die zwei oder drei zu rekonstruierenden Westräume je ein Doppelarkadenfenster und Oculus sowie einen Zugang zu einem Abort besitzen. Der Ostsaal in Gelnhausen (oder sein möglicherweise vorgelagerter Südgang) zeigt neben seinem Portal eine Fünfer-, die beiden Westräume je eine Dreierfensterarkade. Der Saal ist mit einem Kamin und Schmuckplatten mit Flechtbandornamentik, ein Westraum mit einem verschließbaren Doppelfenster mit Sitzbänken, der andere westliche Raum mit zwei Nischen mit Falz für Holztüren (sog. Wandschränke) ausgestattet. Als Funktion bzw. Nutzung können die oberen Gelnhäuser Räume als privater Wohn- bzw. Arbeitsbereich des Kaisers interpretiert werden. Der Saal wurde wahrscheinlich für kleinere Empfänge und möglicherweise auch als Wintersaal, der mittlere Raum mit Doppelfenster und Seitensitzen vermutlich als Arbeits- oder Aufenthaltsraum des Kaisers genutzt. Auf Grund seiner geringen Belichtung715 sowie der Ausstattung mit Wandschränken und einem Zugang zum Abort716 könnte der westliche Raum als Schlafraum gedeutet werden. Als Funktion der Wartburger Erdgeschossräume kann nach Badstübner717 für den Mittelraum (sog. Speisesaal) eine Art Vorsaal für den kreuzgratgewölbten Südraum (sog. Elisabethkemenate) angenommen werden. Möglicherweise diente der ebenfalls gewölbte Nordraum (sog. Rittersaal) als sog. Vorhalle für die Bewohner und Besucher, welche über die Innentreppe zum Saal ins erste Obergeschoss hinaufstiegen. Dort befindet sich nördlich des zweischiffigen Saales (sog. Sängersaal) ein quadratischer Nordraum, für den Badstübner eine Nutzung als Vorsaal oder Thronzimmer in Erwägung zieht.718 Neben der Grundfläche und den Fenstern kann ein weiterer Unterschied zwischen dem Wohnraum und Saal in der Beheiz- und Verschließbarkeit der Fenster bestehen.719 Ein zum ständigen Aufenthalt dienender, privater Wohnraum wird in der Regel wahrscheinlich beheizbar gewesen sein (Erdgeschoss Wartburg und Kleiner Saalbau in Vianden/Luxemburg) und vermutlich auch verschließbare Fenster besessen haben (Gelnhausen). Bei den öffentlichen zeitweilig genutzten Gesellschafts- und Repräsentationssälen können Wärmequellen (Wildenberg, Wartburg, Großer Saalbau in Vianden/Luxemburg) und Fensterverschlüsse (Rothenburg/Kyffhausen, Ulrichsburg/Elsass, Wildenberg) vorhanden gewesen sein oder manchmal auch völlig gefehlt haben (Obergeschoss Kleiner Saalbau in Vianden). Bei einigen großen Säle im Obergeschoss, wie z. B. in Braunschweig, Goslar, Eger, auf Burg Tirol, der Ulrichsburg/Elsass und Burg Weißensee) ist keine Beheizung nachweisbar, weshalb bei ihnen von einer temporären Nutzung in der wärmeren Jahreszeit ausgegangen wird. In Braunschweig und Goslar besaßen die Erdgeschosssäle eine Warmluftheizung, während die oberen Säle ungeheizt waren, so dass hier eine Nutzung als obere Sommer- und unterer Wintersaal bzw. -aufenthalt der Herrschaft angenommen werden könnte.720 715 Der Westraum kann nur in der Westmauer zum kleinen Hof zwischen Saal- und Torbau ein Fenster besessen haben. – Zur Funktion des ersten Obergeschosses: Biller 2000, S. 38. 716 An der Außenseite der Ringmauer an der Nordwestecke des Saalbaus befinden sich zwei senkrechte Quaderverzahnungen. Diese sind als Reste einer vorspringenden, 6 m breiten Abortanlage zu deuten, welche von beiden Saalbauobergeschossen genutzt wurde. – Biller 2000, S. 38. 717 Badstübner 2000, S. 10-11. 718 Badstübner (2000, S. 12) vermutet für den Wartburger Saalbau eher eine Schau- als eine Nutzarchitektur. 719 s. dazu auch: Jost 1995, S. 202-203. 720 Meckseper 1997, S. 18 und 1999b, S. 269. 300 Funktion und Nutzung des Saalba us Dort, wo der Saalbau in der Stauferzeit drei Geschossen besitzt, ist das oberste Geschoss oft als durchgehender Saal (Gnandstein, Gutenfels, Weißensee, vermutlich Wildenberg, vielleicht Gelnhausen) ausgebildet. Einen durchgehenden Saal im vierten Geschoss hat der Saalbau der Wartburg, vielleicht der in Kaiserslautern und in Kaiserswerth (hier abzüglich eines kleinen Südvorraumes). Einige Saalbauten besitzen ein zweites Obergeschoss, (Gelnhausen, Babenhausen, Boymont), das nachträglich aufgestockt sein konnte (Wildenberg zweites Viertel 13. Jahrhundert, Wartburg 1162vor 1172, Tirol 1270-80/85). Die Stockwerke des Saalbaus werden nach oben hin zunehmend repräsentativer ausgebildet und erreichen ihren Höhepunkt mit einem Saal im obersten Geschoss. Auch bei einem Gebäude mit zwei Sälen in unterschiedlichen Hauptgeschossen ist der obere in der Regel durch eine gesteigerte Größe sowie reiche, dekorative Ausstattung besonders hervorgehoben (Wartburg, Wildenberg, Vianden). Der durchgehende Wartburger Saal im zweiten Obergeschoss mit seiner vorgelegten hofseitigen Galerie besitzt zu seinen beiden Langseiten symmetrisch angeordnete Arkadenöffnungen. Da er von der Mitte seiner Langseite aus - genau gegenüber des mittigen Kamins - betreten wird, ist er als Quersaal zu verstehen. Badstübner vermutet für ihn weniger eine Nutzung für Feste und Gelage, sonder eher für Rituale und Zeremonien, womit dem Saal eine sakrale Bedeutung gegeben wäre.721 In der Regel handelt es sich bei den großen Obergeschosssälen um mächtige Querräume, welche sich vor der durch das Portal eintretenden Person ausbreiten und durch die große Durchfensterung mit seinen Arkadenreihen einen gewaltigen Licht- und Raumeindruck erzeugen (Burg Weißensee, Tirol/Südtirol, Rothenburg/Kyffhausen, Ulrichsburg).722 Als Hauptfunktion bzw. -nutzung der Säle im Obergeschoss dürfen festliche Anlässe (Bankette und Empfänge) sowie Rechtshandlungen angenommen werden. Bis in die spätmittelalterliche Zeit hinein ist auf Grund Mangels eindeutiger Quellen wenig über die Funktion der Säle bekannt. Zeitgenössische Schriftquellen gehen häufig von Versammlungen wegen Rechtsverhandlungen aus, weshalb sie von sog. „Thronsälen“ sprechen. Nach Meckseper ist jedoch kein einziger Saalthron und somit auch nicht seine Lage an der Schmal- oder Breitseite überliefert. Die literarischen Quellen seit dem 12. Jahrhundert lassen größtenteils eine Nutzung als Bankettsäle erkennen. Zur gleichzeitig einsetzenden bildlichen Überlieferung stehen die Schriftquellen im Widerspruch in Bezug auf die Frage der Sitzordnung an einer Tafel. Befand sich die ranghöchste Person an der Festtafel an der Schmalseite bzw. am Saalende, wie die Dichtung berichtet oder inmitten der Breit- bzw. Längsseite der Tafel, wie es meistens in den Bildquellen dargestellt ist? Kamine inmitten der Längswand (z. B. bei Gelnhausen, Wildenberg, Girbaden, Wartburg) könnten auf letztere Annahme hindeuten.723 721 Badstübner 2000, S. 13. 722 Meckseper 1998a, S. 23. 723 s. dazu: Meckseper 1999b, S. 268-269 und 1997, S. 18-23. - Meckseper (1997, S. 21) weist darauf hin, dass sich die bildlichen Darstellungen hauptsächlich auf die äußere Architektur konzentrieren, während Innenräume höchstens durch bestimmte Einrichtungsgegenstände symbolisch angedeutet werden. Dahingegen beschreiben die zeitgenössischen Schriftquellen „die innenräumliche Gesamtheit der Säle“. – Zu den Schriftquellen: Bumke 1992, S. 248-254 (mit Abb. 19ff.). Knappe 1974, S. 1-8, 123-131. - Schildt 1964, S. 297-307. - Schultz 1879/1992. – Wiesinger 1976a und 1976b, S. 211-264 und 1994, S. 12-17. – Zu den Bildquellen: Lichtenberg 1931. – Meckseper 1997, S. 19, Anm. 6 (dort Hinweis auf: Boockmann 1969, S. 29-37. – Kühnel 1980, S. 83-100. – Vavra, Elisabeth: Kunstwerke als Quellenmaterial der Sachkulturforschung, in: Europäische Sachkultur des Mittelalters (= Veröffentlichungen des Instituts für mittelalterliche Realienkunde Österreichs 4, Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse SB 374), Wien 1980, S. 195-232). 301 Funktion und Nutzung des Saalba us Abb. 284: Festmahl Erzbischof Balduins von Trier. Codex Balduini (14. Jahrhundert). (aus: Meckseper 1997, Abb. 2) Während in der Regel Wohnräume auf Saalebene oder/und auch im Geschoss darunter lagen, ist bei einigen Saalbauten über dem repräsentativen Saalgeschoss ein weiteres, unterteiltes Obergeschoss mit Wohn- und Schlafräumen (Babenhausen, Boymont) anzunehmen.724 Diese Tendenz zu einem Wohnappartement über den Sälen nimmt bei den Saalbauten zum Spätmittelalter hin zu.725 Insgesamt betrachtet geht es bei der Funktion und Nutzung der Saalbauten offensichtlich „primär um den Besitz einer Vielzahl repräsentativer Räume als Demonstration machtbegründenden Reichtums“.726 724 Meckseper (1997, S. 18 und 1999b, S. 269) erwähnt (in diesem Zusammenhang) als eine Möglichkeit „eine spezifisch eigenständige Nutzung, z. B. als Frauengeschoss“. 725 Meckseper 1999b, S. 269. 726 Meckseper 1999b, S. 269. 302 Bedeute nde Saalbauten a uf Pfalzen und Burgen im Re ich der Staufer - Einzelbesc hreibungen 5 Bedeutende Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer - Einzelbeschreibungen Die ausgewählten Saalbauten sind in alphabetischer Reihenfolge in ihrer aktuellen Schreibweise in deutsch sowie - außerhalb des deutschsprachigen Raumes - in der Landessprache (Kursivschrift) aufgeführt. Jeder Burg und Pfalz werden das jeweils betreffende heutige deutsche Bundesland bzw. der Kanton oder die Region und das europäische Land zugeordnet. Die Beschreibung des Saalbaus der einzelnen Burgen bzw. Pfalzen erfolgt durch folgende katalogartige Gliederung: Lage der Burg - Saalbau - Saal im Obergeschoss - Maße des Saalbaus - heutiger Bestand Entstehungsgeschichte/Datierung - Literatur. Bei der Auswahl der Literatur für die Beschreibung des Saalbaus werden bedeutende, vor allem jüngere bauwissenschaftliche Literatur sowie ergänzend auch Erstmonographien und Aufsätze über Ausgrabungs- und Instandsetzungsarbeiten bekannter Burgenforscher aus der Zeit Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts erwähnt. Die knapp zitierte Literatur kann in ausführlicher Angabe im Literaturverzeichnis der Dissertation nachgeschlagen werden. Es ist darauf hinzuweisen, dass nur eine Auswahl von Pfalzen und Burgen mit Saalbauten wiedergegeben wird. Aus den verschiedenen Regionen des Stauferreichs werden – schwerpunktmäßig vom heutigen Deutschland ausgehend, über Luxemburg (Burg Vianden), dem Elsass/Frankreich (Ulrichsburg), Südtirol/Italien (Burg Tirol, Reinegg) und der Schweiz (Burg Reams) bis hin zum ehemaligen Böhmen bzw. der heutigen Tschechischen Republik im Osten (Pfalz Eger) - Beispiele bedeutender Saalbauten herausgegriffen. Die Auswahl der Pfalzen bzw. Burgen erfolgt - abgesehen von der zeitlichen Einordnung von ca. 1138 bis um 1250 - nach meiner Definition vom Saalbau (s. Kapitel 1.5.2) sowie nach dem Grad seines Erhaltungszustandes. In Bezug auf den Baubestand sind hauptsächlich solche Saalbauten ausgewählt, deren Fassaden mit romanischen Fenster- und Türöffnungen heute noch zumindest teilweise zwei- oder dreigeschossig erhalten sind. Bei der Beschreibung der ausgewählten Gebäude bleiben Richtungsangaben auf Grund des leichteren Verständnisses in der Regel – ohne stärkere Differenzierung - auf die allgemeinen vier Himmelrichtungen beschränkt. 303 Babenhause n/Hesse n 5.1 Babenhausen/Hessen Lage: Die große quadratische ehemalige Wasserburg, die dem mittelalterlichen Stadtmauerring südlich vorgelagert ist, liegt im Bachgau südlich des Mains, an der alten Handelsstraße von Mainz nach Aschaffenburg. Ihre regelmäßige Viereckanlage mit einem quadratischen Bergfried in der Mitte hat im Westflügel den ehemaligen romanischen Saalbau mit einem Treppenturm zum Hof hin erhalten.727 Saalbau: Der in die Wehrmauer integrierte Saalbau, welcher die westliche Seite des Quadrats der Umfassungsmauer ausfüllt, bildet im Grundriss ein langgestrecktes, ca. 42 x 8,5 m großes Rechteck mit einem Erd- und zwei Obergeschossen aus Backstein728. Ursprünglich war die gesamte Burganlage unverputzt belassen, wobei die durchgehende rote Mauerwerksfarbigkeit wohl durch helle Fugenstriche aufgelockert wurde.729 Seine Hoffassade besitzt einen mittig vorgelagerten lisenengegliederten BacksteinTreppenturm mit Wendelstiege aus der Erbauungszeit730 und einem nach innen 727 An dieser Stelle möchte ich Frau Dr. Bettina Jost besonders dafür danken, dass sie mir das inzwischen veröffentlichte Manuskript ihres Aufsatzes zur Burg Babenhausen (s. Jost 1999 und 2001) zukommen ließ und mir auch manchen wertvollen Hinweis zu neuen Forschungsergebnissen über diese Burganlage gab. Ebenso bin ich Herrn Dr. Klaus Lötsch, Heimat- und Geschichtsverein Babenhausen, für seine mündlichen Auskünfte über die Burganlage, besonders über deren Sanierungsmaßnahmen und heutige Nutzung, sehr dankbar. 728 Die Verwendung von Backstein findet in ihrem Raum keine Nachfolger, und es gibt zu ihr auch keine Parallelen im mittelrheinischen Kirchenbau. Einige Sakralbauten innerhalb von Burgen und Pfalzen verwenden den Backstein, so z. B. die Kapellen von Hagenau (1172 +/-6) und Landsberg (um 1174-1185), aber auch das romanische Haus in Seligenstadt (städtischer Wohnbau um 1186/87) weist im Erdgeschoss Backsteingewände der Bogenöffnungen auf. Für profane Burggebäude können als Beispiele die Burgen Anhalt (2. Hälfte 12. Jahrhundert), Grillenberg (um 1200) und der Pfalz von Kaiserswerth (1180er Jahre) genannt werden, wo laut Forschungen von Thomas Biller das dritte Geschoss des Saalbaus vollständig aus Backstein bestand. - Zu diesen Vergleichsbacksteinbauten: s. Jost 1999, S. 131-132 und auch Arens 1976/77, S. 38-41. - Zum Backsteinbau der Stauferzeit: Neumann, E. D.: Die Backsteintechnik in Niedersachsen während des Mittelalters, in: Lüneburger Blätter 10, 1959, S.21-44. - Zaske, Nikolaus: Mittelalterliche Backsteinarchitektur. Ergebnisse und Probleme ihrer Forschung, in: Mittelalterliche Backsteinkunst. Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe 29/2-3/1980, S. 3-18. - Böker, Hans Josef: Die mittelalterliche Backsteinarchitektur Norddeutschlands. Darmstadt 1988. - Diese und andere weiterführende Literatur zum Backsteinbau im Mittelalter in: Jost 1999, S. 136, Anm. 54. 729 Nur die Fensterwölbungen blieben verputzt. Die Tatsache, dass der die Gerüstlöcher ausfüllende Mörtel rot eingefärbt war, liefert einen Hinweis darauf, dass die Backsteinmauern der gesamten Burganlage ursprünglich unverputzt waren. Auch fanden Formsteine, gekrümmte Backsteine in den flachen Deckenschichten der Fenster und Arkadenbogen sowie im Treppenturmmauerwerk Verwendung. Die Backsteine besaßen eine "Scharierung", d. h. sie wurden vor dem Brennen mit "von oben links nach unten rechts" schräg verlaufenden Rillen versehen. - s. Jost 1999, S. 131 und Arens, 1976/77, S. 38. 730 Der Wendeltreppenturm in Babenhausen, der als ältester erhaltener Treppenturm im Profanbau des staufischen Reiches gilt, ist ein Einzelfall im Rahmen der spätromanischen Baukunst. Während im Profanbau des 12. Jahrhunderts Treppenwendeltürme nicht bekannt sind, finden sie im Kirchenbau seit ottonischer Zeit häufig Verwendung, z. B. bei der Michaeliskirche in Hildesheim (von Bischof Bernward (993-1022) errichtet), bei dem Westwerk von St. Panthaleon in Köln (984/996-1000) und der St. Maria im Kapitol in Köln (1040-1065). Im stauferzeitlichen Burgenbau hat der Babenhausener Treppenturm keine direkten Nachfolger. Er weist aber eine Parallele zum Wohnturm der Burg Burgdorf im Kanton Bern (um 1200) auf, der an seiner Westseite eine nach außen vortretende halbrunde Wendeltreppe besaß. Zur Wendeltreppe in Burgdorf: s. Jost 1999, S. 131 und Schweizer, Jürg: Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Bd. 1: Die Stadt Burgdorf. Basel 1985, S. 96, 102. Wenige Jahrzehnte später weisen die italienischen Kastelle Friedrichs II., unabhängig von Babenhausen, in ihren Ecktürmen Wendeltreppen auf, wie sie z. B. beim Castel del Monte zu finden sind. Auch sind besonders aus dem gotischen Burgenbau nördlich der Alpen Wendeltreppen bekannt. - Jost 1999, S. 130-131. - Arens 1976/77, S. 42. – Kap. 2.4.3.1.3 Wendeltreppentürme. 304 Babenhause n/Hesse n gelegenen Zugang vom Saalbau aus, der die Obergeschosse erschließt. Ein Keller- bzw. Untergeschoss war nicht vorhanden.731 Abb. 285 und Abb. 286: Grundrissrekonstruktion des Erd- und ersten Obergeschosses der Burganlage von W. Haake. (aus: Arens 1976/77, S. 36, Abb. 15 u. S. 37, Abb. 16, aber verändert: zwei Stufen liegen vor dem Treppenturm in der Erdgeschosshalle und nicht, wie Haake annahm, vor dem Doppelarkadeneingang im Hof) 731 Für den Einbau eines Kellertonnengewölbes um 1570 musste das Fußbodenninveau der Halle ein wenig angehoben werden. Ursprünglich lag es etwa in Höhe des heutigen Hofniveaus, weshalb in der Erdgeschosshalle wenige kleine Treppenstufen vor der Turmtreppentür erforderlich waren. - Arens 1976/77, S. 33. 305 Babenhause n/Hesse n Das Erdgeschoss öffnet sich in seiner ganzen Ausdehnung als flachgedeckte Halle mit säulengetragener sechsfacher Bogenstellung zum Hof,732 wobei über einer Brüstung vier Arkaden, daneben der die Wandmitte einnehmende, vollständig erhaltene Treppenturm sowie eine Doppelarkade angeordnet sind. Nördlich davon wurde die geschlossene Hofwand von mindestens einem kleinen Rundbogenfenster belichtet.733 Durch die Doppelarkade erfolgt der Zugang zur vermutlich ungeteilten Erdgeschosshalle734 mit ihrer noch aus der Erbauungszeit stammenden Eichenholzbalkendecke735. Abgesehen vom Erdgeschoss ist über den Aufbau und die Gliederung der Hoffassade in den beiden oberen Geschossen heute nichts mehr bekannt. Wie die 1955 vom Außenputz freigelegte Westfassade zeigte, befanden sich in ihrem Erdgeschoss kleine Rundbogenöffnungen. Aus den Resten der Fenster im ersten Obergeschoss rekonstruiert Walter Haake fünf größere säulengekuppelte rundbogige Doppelfenster. Die Fenster im zweiten Obergeschoss (mit seiner niedrigeren Geschosshöhe von 3 m im Gegensatz zu dem 1,50 m höheren darunter) waren etwas einfacher gehalten und von geringerer Größe.736 Von den beiden Giebelmauern des Saalbaus weist die nördliche noch Reste des Ortganges mit einem Backsteingesims auf Konsolen auf.737 Saal: Ob sich über der vermutlich durchgehenden Erdgeschosshalle im ersten Obergeschoss ursprünglich ein Saal befand, der einen großen Teil oder vielleicht auch die gesamte Geschossfläche einnahm, kann nur vermutet werden. Bei der Annahme dieser Vermutung müsste er vom Treppenturm aus zugänglich gewesen sein und hätte vielleicht zu allen Seiten hin große Doppelfenster besessen.738 Maße Saalbau:739 Grundriss Kernburg: Grundriss Saalbau EG (Außenmaße): Rekonstruktion Saalgeschoss 1. OG (i. L.): Höhe Saalgeschoss 1. OG (. L.): ca. 42 m : 44,5 m ca. 42 m : 8,5 m ca. 39 m : 7 m = 273 qm 4,5 m 732 Ein Saalbau mit offener Erdgeschosshalle ist im Stauferreich in der Zeit um 1180/90 (s. Datierung) nur in Babenhausen nachweisbar. - Zu Vorbildern und Formgenese der Erdgeschosshalle: Arens 1976/77, S. 41-42 und Jost 1999, S. 127-129. - Anderle 1990, S. 7-17. 733 Das erhaltene Rundbogenfenster besitzt ein Sandsteingewände und eine abgeschrägte Sohlbank. - Jost 1999, S. 122. 734 Laut Aussage von B. Jost scheint nach den Ergebnissen der in Babenhausen seit 1995 durchgeführten Arbeiten im Westflügel des heutigen Schlosses - im Gegensatz zur Auffassung von W. Haake - die Halle ungeteilt das gesamte Erdgeschoss eingenommen zu haben, und auch im ersten Obergeschoss könnte von einem ungeteilten Raum ausgegangen werden. - Jost 1999, S. 122. - Haake und Arens nehmen eine Unterteilung des Erdgeschosses an, das zumindest im Norden einen kleineren Raum, vielleicht auch zu beiden Seiten der Halle je einen Raum abgetrennt, enthielt. Auch für das erste Obergeschoss wird ein Raum nördlich des Saales vermutet. - s. dazu Grundrisspläne von W. Haake, in: Arens 1976/77 sowie Grundrissrekonstruktion des Erdgeschosses von D. Leistikow, in: Jost 1999, S. 122, Abb. 1. 735 Diese seit 1902 in ihrem Mittelteil freiliegende Balkendecke lief bis zum Nordgiebel durch, wie durchgeführte Restaurierungsmaßnahmen im Erdgeschoss des Saalbaus beweisen. - Lehmann 1998, S. 52. 736 Jost 1999, S. 122. - Die 1955 vom Außenputz freigelegte Westwand zeigt in ihren Obergeschossen Reste von romanischen Fenstern, welche bei den Umbauarbeiten der Renaissancezeit mit Kalksandsteinen zugemauert wurden. Im ersten Obergeschoss sind Ansätze von zwei Fenstern bei der Putzerneuerung freigelassen worden. Arens, 1976/77, S. 54. 737 Arens 1976/77, S. 54. 738 Anhand der vorhandenen Fensterreste können für das erste Obergeschoss heute nur noch ein großes Doppelfenster an der Nordgiebelseite sowie fünf weitere an der Westgiebelfassade nachgewiesen werden. 739 Angaben nach Arens 1976/77. 306 Babenhause n/Hesse n Abb. 287: Isometrische Rekonstruktion der Burg Babenhausen von Walter Haake. Blick von Südosten. (aus: Arens 1976/77, S. 30, Abb. 11) Abb. 288 und Abb. 289: Rekonstruktion Westansicht und Nordgiebelfassade des Saalbaus von Walter Haake. (aus: Arens 1976/77, S. 54, Abb. 24 u. S. 55, Abb. 25) Heutiger Bestand: In der sich heute im Wesentlichen als Renaissanceanlage darstellenden Wasserburg hat sich im Westflügel der dreigeschossige Saalbau mit seinem Treppenturm aus romanischem Backstein bis zum Dachfirst unter Putz erhalten. Während die Erdgeschosshalle zum Hof hin noch ihre mittelalterliche, wenn auch restaurierte Arkatur zeigt, sind die romanischen Fensteröffnungen in den Obergeschossen bei 307 Babenhause n/Hesse n Umbauarbeiten der Renaissancezeit zugemauert worden. Die im 16. Jahrhundert und später eingebrochenen Rechteckfenster haben jedoch nicht alle älteren Spuren beseitigt, weshalb sich noch teilweise Aussehen und eine gewisse Anzahl romanischer Fenster ermitteln lassen. Abb. 290: Blick auf die heutige Hoffassade des Saalbaus. (Foto: B. Jost 1997, in: Jost 1999, S. 126, Abb. 3) Abb. 291 und Abb. 292: Rekonstruktion der Innenwand der Erdgeschossarkaden von W. Haake (aus: Arens 1976/77, S. 33, Abb. 12) und heutiger Zustand Innenseite Hofarkaden. (Foto: B. Jost 1997, in: Jost 1999, S. 126, Abb. 4) 308 Babenhause n/Hesse n Entstehungsgeschichte/Datierung: Die von den Herren von Hagen-Münzenberg gegründete Burg findet ihre erste Erwähnung im Jahre 1236740. Ihr Baubeginn kann auf die 1180er Jahre festgelegt werden, da die neuesten dendrochronologischen Untersuchungen an der Balkendecke im Erdgeschoss ein Datierungsdatum von 1188/89 angeben.741 Somit war die Erdgeschosshalle 1189 vollendet, während die Bauarbeiten laut B. Jost vermutlich bis um 1200 fortgeführt wurden.742 Im 15. und 16. Jahrhundert fanden größere Umbauten statt, die einen allseitig geschlossenen Hof schufen.743 Die weitgehend zum Renaissanceschloss umgebaute quadratische Wasserburg wurde im 18. Jahrhundert nochmals verändert. Nachdem sie ab 1900 dem Hessischen Staat gehörte, kam es 1901/02744 sowie nochmals 1966 zu Wiederherstellungsmaßnahmen des Saalbaus. In den 1950er Jahren fanden Bauforschungen in Form von Ausgrabungen und Mauerwerksbefunden durch Fassadenputzabnahme statt, welche von dem Architekten Walter Haake745 dokumentiert wurden. Von 1948-81 erfuhr der Saalbau eine Nutzung als Altersheim der Inneren Mission. Seit 1995 sind unter der Leitung des Architekten Otfried Rau große Teile des Saalbauerdgeschosses restauriert worden. In diesem Zusammenhang kam es auch zur Durchführung von Rückbaumaßnahmen in seinem nördlichen Bereich, wobei der große, von der Erdgeschosshalle abgetrennte Raum freigelegt wurde.746 Seit den 1970er Jahren befand sich Babenhausen in Privatbesitz und wurde für Veranstaltungen und Tagungen als Kommunikationszentrum genutzt.747 Nach dem Tod 740 Die erste Erwähnung einer Burg Babenhausen stammt aus dem Jahre 1236 anlässlich einer Eheabredung zwischen Kuno III. von Münzenberg und Adelheid, Tochter des Pfalzgrafen Wilhelm von Tübingen. - Keunecke, Hans Otto: Die Münzenberger. Quellen und Studien zur Emancipation einer Reichsdienstmannenfamilie (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 35). Darmstadt/Marburg 1978, S. 177f. - s. Jost 1999, S. 133, Anm. 2. 741 Gutachten von 1997 durch das Planungsbüro Tisje/Neu-Isenburg. - Auskunft: s. Jost 1999, S. 133, Anm. 4. Durch dieses neue Ergebnis der dendrochronologischen Datierung kann die in der Bauforschung bislang allgemein vertretene Bauzeit um rund zwei Jahrzehnte früher angesetzt und damit in Beziehung zur Münzenberger Bautätigkeit gesetzt werden. - Lehmann 1998, S. 53. - F. Arens publizierte (19976/77) ein dendrochronologisches Gutachten von Ernst Hollstein aus dem Jahre 1966. Da bei den zwei Abschnitten eines 1966 untersuchten eichenen Deckenbalkens der letzte erhaltene Jahrring auf das Jahr 1183 weist und Splintholz und Waldkante fehlen, wird von Hollstein ein Fälldatum nicht vor 1197 angenommen. - Nieß 1966, S. 61-62. - Arens 1976/77, S. 37-38. Hollstein 1980, S. 47. - Dieser bei den Instandsetzungen der 1960er Jahre geborgene Holzbalken scheint laut B. Jost nach dem aktuellen Forschungsstand aus dem Nordflügelobergeschoss der heutigen Schlossanlage zu stammen. Nach Jost wäre er ein Hinweis, dass „die Baumaßnahmen der Burg auch ein Jahrzehnt nach Errichtung der offenen Erdgeschosshalle nicht vollständig abgeschlossen waren“. - Jost 1999, S. 133, Anm. 4. 742 Jost 1999, S. 122 und S. 133, Anm. 4. - Für die stilistische Einordnung der Kapitelle der Erdgeschossarkaden können nur Beispiele aus dem Sakralbau der Zeit nach 1200 angegeben werden. Da die formal und stilistisch nahe stehenden Kapitelle in Aschaffenburg, Bamberg, Gelnhausen und Mainz dem ersten oder zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts zugeordnet werden, wurde bis zur Bekanntgabe der neueren dendrochronologischen Untersuchungen auch eine der stilistischen Einordnung entsprechende spätere Bauzeit der Burganlage angenommen. - Jost 1999, S. 123. - Zur stilistischen Einordnung der Kapitelle: s. auch Nothnagel 1927/71, S. 40-50. - Arens (1976/77, S. 33-36) datiert den Saalbau in Babenhausen stilistisch um 1210/20, Hotz (1992, S. 203-204) um 1200. 743 Durch eine Bauinschrift über der mittleren hofseitigen Treppentür ist der Ostflügel auf 1460 datiert. Der Südflügel stammt, wie die Inschrift des Renaissanceportals mit Wappen seines Treppenturmes zeigt, aus dem Jahr 1578. Jost 1999, S. 133, Anm. 1. 744 Die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts vermauerten Arkadenbögen der Hoffassade wurden 1902 freigelegt, wobei es zur Auswechslung beschädigter Kapitelle durch neue Stücke kam. Künftig sollen die Reste der geborgenen mittelalterlichen Kapitelle in einem Lapidarium in Babenhausen aufgestellt werden. - Jost 1999, S. 122 und 133, Anm. 6. 745 Die unvollendete Dissertation von Haake, welche 1965 der Technischen Hochschule in Darmstadt vorgelegt wurde, konnte auf Grund seines Todes im Jahre 1968 nicht mehr veröffentlicht werden, ist aber später als Zusammenfassung von Fritz Arens publiziert worden, in: Arens 1976/77. 746 Zu den jüngsten Restaurierungsarbeiten: Lehmann 1998, S. 53 und 1999, S. 2-12. - Mannhardt 1999, S. 13-15. 747 freundliche Auskunft von Herrn Dr. Klaus Lötsch. 309 Bamberg, Pfa lz/Bayern des Eigentümers kam es 2001 zur Gründung des Vereins „Schlossfreunde Babenhausen e. V.“, der die ehemalige Burg Babenhausen „als historisches Denkmal angemessen in die kulturelle und wirtschaftliche Fortentwicklung der Stadt Babenhausen“ einbeziehen „und hierfür dauerhaft und rechtssicher nutzbar machen“ will.748 Literatur: Anderle, Halle Babenhausen, 1990, S. 7-17. - Arens, Saalhof Frankfurt, 1976/77, S. 1-56. – BangerterPaetz, Pfalzen, i. Dr. - Jost, Burg Babenhausen, 1999, S. 122-136. – Jost, Burg Babenhausen, 2001, S. 128-143. - Kunstdenkmäler Hessen, Provinz Starkenburg, 1940, S. 30-36. - Kunstdenkmäler Hessen, Denkmaltopographie, 1988, S. 69-74. - Lehmann, Babenhausen, 1998, S. 52-53. - Lehmann, Schloss Babenhausen, 1999, S. 2-13. - Mannhardt, Voruntersuchungen, 1999, S. 13-15. 5.2 Bamberg, Pfalz/Bayern Lage: Auf einer Bergzunge, die sich vom unteren Steigerwald an die Regnitz vorschiebt und das Mündungsgebiet der Regnitz in den Main beherrscht, lag die ehemalige Bischofpfalz. Ihr nördlich des Domes gelegener, langgestreckter Saalbau in Nordsüdausrichtung749 wurde zu beiden Schmalseiten von je einer Kapelle begrenzt. An die nördliche Schmalseite schloss sich die östlich im rechten Winkel vorspringende Thomaskapelle750 mit ihrem langrechteckigen Grundriss und Halbrundapsis an. Im Süden befand sich die achteckige, doppelgeschossige Andreaskapelle751, welche vor die Ostfassade eines Zwischenbaus gerückt war, der im 11./12. Jahrhundert752 das Querschiff des älteren Domes mit dem Saalbau verband.753 Anfang des 13. Jahrhunderts wurde im Zusammenhang mit dem Domneubau seine Anschlussstelle zum südlichen Verbindungsbau aufgegeben.754 Saalbau: Da vom älteren Saalbau aus der Zeit Heinrichs II. vom Anfang des 11. Jahrhunderts nur die Ostfassade im Fundamentbereich sowie ein Teil seiner westlichen Langseite im Erdgeschoss (bis zur Südwand der Durchfahrt) mit kleinteiligem Mauerwerk erhalten 748 http://www.b-netz.de/schlossfreunde/presse/20503.htm. 749 Genau betrachtet lag der Saalbau in Nordwest-Südostausrichtung. 750 Aus dieser Kapelle entstand um 1230 über einem T-förmigen Grundriss die doppelgeschossige Katharinenkapelle. Über ihrem querrecheckigen Chor lagen die oberen Geschosse der sog. „Hohen Warte“, welche als Wachturm und bischöfliche Wohnung diente. - Zur Baubeschreibung der Thomaskapelle und ihren Umbauten in späterer Zeit: Burandt 1998, S. 72-83, 142, 145-147. - Für wertvolle Hinweise zur Literatur über die Pfalz in Bamberg sei Herrn Stefan Köhl an dieser Stelle herzlich gedankt. Weiterhin bin ich Herrn Dr. Joachim Zeune für das Zusenden seines Aufsatzes über die Bamberger Bischofspfalz (1998) sehr dankbar. 751 Damit sie "gemäß der Tradition ähnlicher Zentralbauten" freisteht, war sie etwa 30-40 cm vor die Ostfassade des Saalbaus gesetzt. - Zeune 1998, S. 203. - Zur Baubeschreibung der zweigeschossigen Andreaskapelle, welche wohl um 1050 entstand und somit nicht zur älteren Pfalzanlage Heinrichs II. um 1020 gehörte: Burandt 1998, S. 83-85, 142. 752 bis zum Dombrand im Jahr 1185. - Burandt 1998, S. 12-13, 66, 140. 753 Wie Ausgrabungen unter der Leitung von Heinrich Mayer auf dem Domberg zu Bamberg in den Jahren 1935/36 zeigten, waren der südliche Verbindungsbau und der ältere Saalbau des 11. Jahrhunderts aus der Zeit Heinrichs II. mit dem ersten Dom (1002-1012 errichtet) achsial aufeinander abgestimmt. Ihre Fassadenfundamente fluchteten mit dem Querhaus des älteren Domes und standen im rechten Winkel zu seiner Längsachse. - Mayer 1951, S. 15. Die Untersuchungen des Anschlusses der Westmauer des südlichen Verbindungbaus an das ergrabene ältere Domquerschiff im Jahr 1969/72 bewiesen eine gemeinsame Errichtung im 11. Jahrhundert. Bei den Grabungen 1987 wurden Ostmauerfundamente dieses Zwischenbaus freigelegt. - Burandt 1998, S. 66, 140. 754 Burandt 1998, S. 66. - Zeune 1998, S. 206. 310 Bamberg, Pfa lz/Bayern sind, kann über ihn wenig ausgesagt werden.755 Auf dem Grundriss eines langgestreckten Rechtecks mit den Maßen von etwa 41 x 12 m erhob er sich im Anschluss an den südlichen Verbindungsbau vermutlich in zwei Geschossen,756 wobei das untere in einen südlichen Quergang,757 einen Saal, eine nördliche Tordurchfahrt sowie einen Nordraum unterteilt war. Eine Schriftquelle von 1132758 bezeugt das Vorhandensein eines Obergeschosssaals, der nach Annahme von W. Burandt dem des Erdgeschosses mit einem Südquerflur entsprochen und somit die Maße von ca. 21 x 10 m besessen haben dürfte. Den Zugang zu diesem, vielleicht schon mit einer Ostarkadenfensterreihe ausgestatteten oberen Saal über Freitreppe und Portal vermutet er an der Ostseite des südlichen Querflurs.759 Abb. 293: Blick auf die Alte Hofhaltung in Bamberg von Osten. (aus: Burandt 1998, S. 6, Abb. 1) 755 Burandt 1998, S. 140. 756 Nach Burandt (1998, S. 140) dürfte bei einer Außenwandstärke von 0,80-1,00 m eine Zweigeschossigkeit angenommen werden. 757 Von dieser Quermauer hat sich ein Teil ihres Westabschnitts erhalten, während ihr östlicher Bereich Anfang des 13. Jahrhunderts erneuert wurde. - Burandt 1998, S. 144, Anm. 8. 758 Die Nachricht von 1132 berichtet von dem Durchbruch des Saalbodens bei einem Hoftag König Lothars. Burandt 1998, S. 12. 759 Zur Rekonstruktion des älteren Saalbaus aus dem 11. Jahrhundert: Burandt 1998, S. 140, 173 u. S. 141, Abb. 143. 311 Bamberg, Pfa lz/Bayern Abb. 294: Lageplan der Gebäude der Alten Hofhaltung. (aus: Burandt 1998, S. 7, Abb. 2) H1 H 1.1 H2 H3 H 4 H 4.1 H 5.1 H 5.2 Palas Abgegangener nördlicher Palasanbau Kanzlei Abgegangener Verbindungsbau, Palas – Dom Westlicher Palasanbau Abgegangener nordwestlicher Palasanbau Thomaskapelle Katharinenkapelle H 5.3 H 6 H7 H8 H9 H 11 H 12 Hohe Warte Andreaskapelle Neue Ratsstube Treppenturm der Ratsstube Gangbau H 10 Treppenturm der Kanzlei Schöne Pforte Torwärterhäuschen Abb. 295: Pfalzanlage mit Grabungsergebnissen von Heinrich Mayer aus dem Jahr 1938. (aus: Burandt 1998, S. 135, Abb. 134) 312 Bamberg, Pfa lz/Bayern Bei der Errichtung des neuen zweigeschossigen Saalbaus nach 1200 auf den Grundmauern des 1185760 abgebrannten alten Gebäudes wurde die Grundrissaufteilung des Erdgeschosses - abgesehen von der Erweiterung der Tordurchfahrt nach Norden761 übernommen. Nach Aussage von Burandt war er 4 m länger als der ältere Saalbau und reichte von der Nordmauer der Kanzlei (ursprünglich südlicher Anbau) bis zur Thomaskapelle.762 Der Saal im Obergeschoss erstreckte sich von der Südmauer der Durchfahrt vermutlich bis zur ergrabenen südlichen Giebelwand des älteren Saalbaus, woraus sich ein Saalgrundflächenmaß von etwa 23,5 x 10 m ergibt.763 Im Süden schloss sich ein schmaler Querraum764 an. Zum heute noch vorhandenen rundbogigen Portal des Saales765 führte an der Westfassade wohl eine Außentreppe empor. Zur Erschließung der Räume im Obergeschoss - einschließlich der Empore der Thomaskapelle - wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an der westlichen Außenwand ein langgestreckter Anbau mit einem zweigeschossigen Gang vorgelegt, dessen Obergeschoss nach Burandt wohl über eine westliche Freitreppe zu erreichen war.766 Neben der Deutung vorhandener Ausgrabungsreste leisten zur Rekonstruktion des Saalbaus Tafelbilder und Zeichnungen des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts eine Hilfe, welche seine Ostansicht wiedergeben. Das Saalbauobergeschoss ging zwar durch Umbauten im 16. und Abbrüche im 18. Jahrhundert verloren,767 kann aber mit Hilfe alter Abbildungen rekonstruiert werden. Von diesen Bildquellen sind u. a. besonders eine spätestens bis 1487 (nach Burandt um 1475/76) entstandene, sehr genaue Federzeichnung der Ostfassade768 sowie ein Tafelbild der Feuerprobe der Kaiserin Kunigunde vor dem architektonischen Hintergrund der bischöflichen Hofhaltung um 1500 zu nennen.769 760 Für das Jahr 1185 ist eine große Brandkatastrophe der Pfalzanlage schriftlich überliefert. - Burandt 1998, S. 12-13. 761 Dieser erweiterte Mauerzug nördlich der Nordwand der Durchfahrt wurde 1990 bei Grabungen entdeckt. Burandt 1998, S. 69. 762 Burandt 1998, S. 147. - 1936 wurden Fundamente dieses im 18. Jahrhundert abgegangenen nördlichen Saalbauabschnittes ergraben und 1990 durch weitere archäologische Untersuchungen ergänzt. - Burandt 1998, S. 69. 763 Burandt 1998, S. 147. 764 An seiner Westseite trugen zwei vorspringende Fundamente nach Burandt (1998, S. 147) vermutlich einen Abtritt. 765 Das Saalportal mit seinem z. T. erhaltenen Sandsteingewände ist heute zugesetzt. - Burandt 1998, S. 66, 69. 766 Wie Grabungsbefunde belegen, kam es an der Hofseite zu einer Erweiterung des Saaltraktes auf einer Länge von ca. 35 m um etwa 5 m nach Westen. - Zeune 1993, S. 84. - In dem westlichen Vorbau des heutigen Historischen Museums ist ein Teil des Erweiterungstraktes in seinen Mauerzügen bis heute erhalten geblieben. - Zeune 1998, S. 206. - Das Nordende dieses Gangbaus überschnitt die nördliche Hofabschlussmauer und endete an seiner Nordwestecke mit einer ergrabenen Eckquaderung. Nach Ausführungen von Burandt (1998, S. 147, 150) stand dieser Gang im Zusammenhang mit einem Umbau im nördlichen Saalbaubereich, bei dem die nördliche Erweiterung der Durchfahrt sowie die Mauerverstärkung der Ostfassade stattfand. - Zur Rekonstruktion des westlichen Gangs: Burandt 1998, S. 147, 149-150, 177. 767 Die östliche Saalmauer wurde im 16. Jahrhundert durch die Außenwand der Ratsstube ersetzt. - Burandt 1998, S. 68, 147. 768 Diese aquarellierte Handzeichnung eines unbekannten Malers wurde vom Berliner Kupferstichkabinett 1935 zusammen mit fünf weiteren Bamberger Ansichten erworben. - Auf Grund der Holzverschalung des Obergeschosses und der einfachen Bedachung der Hohen Warte erfolgte die Datierung dieser Bildquelle in die Zeit vor dem Brand im Jahr 1488. Nach Burandt (1998, S. 34) kann die Abbildung nun anhand von Baubefunden sowie einer dendrochronologischen Analyse um etwa 12 Jahre zurückdatiert werden und stammt somit aus der Zeit um 1475/76. - Burandt 1998, S. 32-34. - Müller 1937, S. 241ff. 769 Aquarellierte Federzeichnung eines Bamberger Meisters, welche sich seit 1924 im Britischen Museum in London befindet. - Burandt 1998, S. 41-42. - Weiterhin kann u. a. noch auf den kleinen Holzschnitt von Nonnosus Stettfelders Leben Kaiser Heinrichs aus dem Jahre 1511 sowie auf eine Ansicht im Bamberger Heiltumsbüchlein 313 Bamberg, Pfa lz/Bayern Abb. 296 und Abb. 297 und Abb. 298: Grundriss der Bamberger Pfalz um 1020 sowie 1050 und Ostansicht um 1050. Rekonstruktion von Walter Burandt. (aus: Burandt 1998, S. 141, Abb. 141-143) von 1493 hingewiesen werden. - Zu weiteren Bildquellen des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts: s. Burandt 1998, S. 35-47 und Spälter 1959, S. 223ff., 233. 314 Bamberg, Pfa lz/Bayern Abb. 299 und Abb. 300 und Abb. 301: Grundriss der Pfalzgebäude um 1210 sowie 1230 und Ostansicht um 1230. Rekonstruktion von W. Burandt. (aus: Burandt 1998, S. 148, Abb. 146-148) 315 Bamberg, Pfa lz/Bayern Die beiden Abbildungen zeigen die gegen Ende des 15. Jahrhunderts noch bestehende zweigeschossige romanische Ostfassade des Saalbaus, links (im Süden) durch die Andreaskapelle, rechts (im Norden) durch die inzwischen an die Stelle der Thomaskapelle getretene Hohe Warte begrenzt.770 Zwischen Andreaskapelle und Saalbau ist ein niedrigeres zweigeschossiges Gebäude geringerer Tiefe zu sehen. Es besitzt Rechteckfenster, die auf einen Umbau im 14./15. Jahrhundert hindeuten, während ein kleines Rundbogenfenster in seinem Untergeschoss noch auf den Baubestand des 12./13. Jahrhunderts hinweist. Auf den beiden Bildquellen wird die Vorderfront des Saalbaus im Obergeschoss durch drei Arkadenreihen mit je vier Bogenöffnungen gegliedert, wobei die beiden südlichen Fenstergruppen einander näher stehen und zur nördlichen Viererarkadengruppe ein größerer Abstand besteht. H. Mayer und W. Burandt nehmen an, dass die Ostfassade des Obergeschosses, hinter der sich der Saal befand, ursprünglich eine Gliederung in vier Arkadengruppen aufwies, von denen die beiden äußeren Fensterreihen jeweils einander näher gerückt waren.771 Ihre Säulen tragen auf Grund der Bildquellen nach Mayer und Burandt anscheinend Knospenkapitelle, welche eine Datierung auf den Anfang des 13. Jahrhunderts nahe legen.772 Zu beiden Seiten der Saalarkaden sind auf den Abbildungen ein großes Kreuzstockfenster im Süden sowie drei weitere Rechteckfenster im Norden zu sehen, welche - ebenso wie die Dachgauben - auf Veränderungen des Rauminnern im frühen 15. Jahrhundert hinweisen. Auf der Federzeichnung von 1475/76 sind weiterhin die nördliche Tordurchfahrt sowie eine Farbigkeit der Ostfassade mit angedeuteten roten Fugenstrichen zu erkennen. Diese rote Quaderfugenbemalung hat sich in Resten an der Westwand des Saalbauobergeschosses bis heute erhalten.773 Der südliche Anbau besaß (unter der heutigen Kanzlei) einen Keller mit Tonnengewölbe in Ostwestrichtung.774 Zur Belichtung des Saalbauerdgeschosses befanden sich wohl in seinen beiden Längsfassaden kleine Schlitzfenster, von denen eins im nördlichen Teil der Ostwand sowie ein weiteres im romanischen Wandbereich der Westfassade erhalten sind.775 Das salische Mauerwerk der ergrabenen Saalbaugrundmauern bestand aus einem zeittypischen Zweischalenaufbau, dessen sorgfältig geschichtete Sandsteinquader Formate von etwa "20-30 x 30-50 cm, im Fundamentbereich vereinzelt Längen bis zu 70 cm" zeigten.776 Vom älteren Saalbau ist im Erdgeschossbereich der westlichen 770 Anfang des 13. Jahrhunderts erfolgte im Zusammenhang mit der Bewehrung der Nordostecke der Pfalzanlage ein Umbau der Thomaskapelle zu einem querrechteckigen Turm, der Hohen Warte, in dessen beiden Untergeschossen die neue Katharinenkapelle untergebracht war. - Burandt 1998, S. 72-83, 145-146. - Mayer 1951, S. 16-21 und Borchers 1961, S. 16. 771 Mayer 1951, S. 15. - Burandt 1998, S. 147. - Nach Burandt (1998, S. 150, Anm. 13) dürfte - auf Grund des Vergleichs der Arkaden am Saalbau von Gelnhausen und Wimpfen - die Breite einer Viererarkadengruppe etwa 4 bis 5 m betragen haben. 772 Diese Knospenkapitelle sind auch am Dom des frühen 13. Jahrhunderts zu finden. - Mayer 1951, S. 15. - Burandt 1998, S. 32. - Zur stilistischen Datierung der Knospenkapitelle: Burandt 1998, S. 145. 773 Burandt 1998, S. 32, 68, 147. 774 Burandt 1998, S. 70-71. - Zeune 1998, S. 203. 775 Im erhaltenen Wandbereich der Erdgeschossostfassade deutet ein rechteckiges Schlitzfenster mit schrägen Laibungen und einem romanischen Karnisprofil auf eine Errichtung um 1200 hin. Ein weiteres Schlitzfenster mit waagerechtem Sturz und vermauerter Rundbogenöffnung ist im Erdgeschoss der westlichen Außenwand zu sehen. Es kann nach Burandt auf Grund der festgestellten Farbfassung auf dem Putz der Vermauerung in Form schwarzer und roter Fugenstriche in eine ältere romanische Bauphase datiert werden. - Burandt 1998, S. 66, 68. 776 Freundliche Auskunft von J. Zeune. - Zum Mauerwerk: Zeune 1993, S. 71 und Abb. 31. 316 Bamberg, Pfa lz/Bayern Außenwand bis heute z. T. noch Mauerwerk aus kleinformatigen Sandsteinquadern zu sehen.777 Abb. 302: Kolorierte Federzeichnung der Ostfassade von Saalbau und Kapellen um 1476. (aus: Burandt 1998, S. 32, Abb. 13) Abb. 303: Ostansicht von Saalbau und „Hohe Warte“. Ausschnitt des Tafelbildes „Die Feuerprobe der heiligen Kunigunde“, um 1490. (aus: Burandt 1998, S. 38, Abb. 19) 777 Burandt 1998, S. 140. - Das Erdgeschoss zeigt in dem erhaltenen romanischen Bereich seiner Westmauer einen unteren, ca. 5 cm vorspringenden Sockel aus drei großformatigen Sandsteinquaderschichten, über dem eine mittelformatige und dann eine kleinformatige Quaderzone folgen. - Burandt 1998, S. 68, 69. 317 Bamberg, Pfa lz/Bayern Abb. 304: Grabungen an der Westseite des Saalbaus. Grundmauer aus dem 11. sowie Quermauer aus dem 13. Jahrhundert. (aus: Burandt 1998, S. 67, Abb. 42) Abb. 305: Längsschnitt Saalbau mit Blick auf die Innenwand der Westfassade. (aus: Burandt 1998, S. 67, Abb. 43) 318 Bamberg, Pfa lz/Bayern Saal: Im Obergeschoss des jüngeren Saalbaus aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts lag der Saal, der mit seinen Maßen von ca. 23,5 x 10 m etwas mehr als die Hälfte der Geschossfläche einnahm. Seine Ostfassade besaß eine Gliederung in mindestens drei, nach Burandt vermutlich vier Viererarkadengruppen, wobei jeweils die beiden äußeren Arkadenreihen einander näher gerückt waren. Vielleicht befanden sich auch weitere Fensteröffnungen in der westlichen Außenwand südlich vom Portal des Saales, welches wohl über eine Freitreppe erreicht wurde. Der kurze Zeit später der Westseite vorgelegte langgestreckte Anbau enthielt einen Gang, dessen Obergeschoss wahrscheinlich über eine Freitreppenanlage zum Saalportal führte. Maße Saalbau:778 Grundriss Saalbau 11. Jahrhundert (Außenmaß) (vom Südanbau bis Thomaskapelle): ca. 41 m : 12 m Grundriss Saalbau nach 1200 (Außenmaß) (ohne westlichen Gang): ca. 45 m : 12 m Westlicher Gangbau (Außenmaß) (einschließlich Nordmauer): ca. 36,5 m : 5 m älterer Saal OG (i. L.): ca. 21 m : 9/9,5 m = 194 qm jüngerer Saal OG (nach 1200) (i. L.): ca. 23,5 m : 9/9,5 m = 217 qm Heutiger Bestand: Vom romanischen Saalbau der ehemaligen Bischofpfalz blieben bis heute seine durch Ausgrabungen gesicherten parallelen Mauerzüge aus dem 11. Jahrhundert, die von Südosten nach Nordwesten verlaufen und den Grundriss festlegen, erhalten. Auch die Raumaufteilung des Erdgeschosses mit südlicher Querwand und nördlicher Tordurchfahrt konnte auf Grund der Ausgrabungen erschlossen werden. Das bis zur nördlichen Durchfahrt bestehende Erdgeschoss der westlichen Saalbaumauer zeigt noch Mauerwerk des 11./12. Jahrhunderts mit einem Schlitzfenster. Vom Obergeschoss dieser Westfassade mit dem erhaltenen Saalportal aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts hat sich nur noch ein kleiner Teil erhalten. Der heutige kleine Westanbau ist der südliche Rest des ursprünglichen zweigeschossigen Gangtraktes. An der Südseite des ehemaligen Saalbaus liegt in gleicher Mauerflucht mit ihm die eingeschossige Neue Kanzlei, vor seiner romanischen Ostfassade der Ratsstubenbau mit Erker und Treppenturm aus dem 16. Jahrhundert (1570-74) sowie südlich davon ein langgestreckter Gangbau.779 Von den Kapellen zu beiden Seiten des ehemaligen Saalbaus sind seit dem Abbruch gegen Ende des 18. Jahrhunderts nur noch Reste vorhanden. Es haben sich bis heute zwei Wandbereiche der Andreaskapelle sowie die beiden unteren Geschosse der Hohen Warte mit Kapellenchor erhalten.780 778 Angaben nach Burandt 1998 (Rekonstruktion Grundrisse S. 141, 148) und Zeune 1993, S. 84. 779 Zu diesen östlichen Vorbauten (Ratsstube, Treppenturm, Gangbau): Burandt 1998, S. 85-91. 780 Burandt 1998, S. 72, 83. - Zum heutigen Bestand der Gebäude auf dem ehemaligen Pfalzgelände: Burandt 1998, S. 64. 319 Bamberg, Pfa lz/Bayern Abb. 306: Schlitzförmige Fensteröffnung im Erdgeschoss der Saalbauostfassade, um 1200. (aus: Burandt 1998, S. 67, Abb. 41) Abb. 307: Reste des Saalportals im 1. Obergeschoss der Ostfassade, Anfang des 13. Jahrhunderts. (aus: Burandt 1998, S. 68, Abb. 44) Entstehungsgeschichte/Datierung: Im Jahre 902 wird die Feste Babenberg als Castrum Babenberg erstmals in der Chronik des Abtes Regino von Prüm erwähnt.781 Laut Urkunden fand in Bamberg im Jahre 1002 die Wahl Heinrichs II. zum deutschen König (1002-1024) statt, der das alte Castrum durch die herzogliche Pfalz ersetzte, welche 1002 zur Königspfalz wurde. Seit seiner Schenkung des Bamberger Besitzes an die Kirche und der Gründung des Bistums Bamberg 1007 war sie dann Bischofspfalz.782 Am ursprünglichen Platz der Babenburg aus dem 9./10. Jahrhundert errichtete König Heinrich II. kurz nach seinem Regierungsantritt, also etwa ab 1003/4 die neue Pfalz mit einem Saalbau.783 Dieser lag mit dem nördlichen Querhaus des ersten, von Heinrich II. 1002-12 erbauten Bamberger Domes auf einer gemeinsamen Nordsüdachse. 781 In dieser Chronik wird vom Babenberger Adalbert berichtet, der von seiner Burg aus zum Angriff gegen die Konradiner aufbrach und den Kampf verlor, so dass seine Güter in königlichen Besitz gelangten. – Monumenta Germaniae Historica. Scriptores. Stuttgart 1826ff., Nr. I., S. 610. – Burandt 1998, S. 12. - Wie archäologische Grabungen aus den Jahren 1987-93 beweisen, befand sich im 9./10. Jahrhundert auf dem östlichen Teil des späteren Dombezirks eine Burganlage, welche als Stammsitz des Babenberger Geschlechts galt. - Zeune 1998, S. 203. 782 Burandt 1998, S. 12, 140. - Mayer 1951, S. 12. 783 Burandt 1998, S. 12, 173. 320 Bamberg, Pfa lz/Bayern Nach zeitgenössischen Schriftquellen brannte 1081 der Dom aus, und 1132 brach der Boden des als palatium bezeichneten Saales bei einem Hoftag König Lothars durch.784 Bei der großen Brandkatastrophe von 1185 brannte der unter Bischof Otto I. wiederhergestellte Dom aus, wobei auch die Pfalzgebäude schwere Schäden erlitten.785 Ab 1185 erfolgte wohl ein rascher Wiederaufbau von Dom786 und Pfalzgebäuden, da schon 1201 wieder ein Hoftag in Bamberg stattfand.787 Im Zusammenhang mit dem nach Burandt wohl um 1211-1230788 unter Bischof Ekbert Graf von Andechs (1203-37) errichteten, 1237 geweihten Neubau des bestehenden Domes kam es auch zur Erneuerung der weiteren Pfalzgebäude. Auf den alten Fundamenten des Gründungsbaus entstand ein neuer Saalbau mit Längsmauern, die nicht mehr mit dem Querhaus des neu errichteten größeren Domes fluchteten. Von diesen Längsmauern musste das östliche Fassadenfundament wegen der Brandschädigung von 1185 verstärkt werden.789 Der neue Saalbau dürfte auf Grund stilkritischer Vergleiche etwa um oder bald nach 1200 datiert werden. Diese stilistische Datierung stützt sich u. a. auf die Bildquellen des 15./16. Jahrhunderts, deren Fenstersäulen Knospenkapitelle zu tragen scheinen, wie sie z. B. am Bamberger Dom „aus der Zeit um 1225“ zu finden sind.790 Nach der Fertigstellung des Obergeschosssaales mit seinen vierteiligen Arkadenfenstergruppen erfolgte in einer zweiten Bauphase nach Burandt „um 1230“ und somit noch unter Bischof Ekbert die Anfügung des westlichen Gangbaus.791 Im späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert erhielten die nördlichen und südlichen Räume des Saalbaus wohl Kreuzstockfenster792 und die Hohe Warte nach einem Brand im Jahr 1487 einen Fachwerkaufbau mit Erkern und Ecktürmchen.793 Von 1570-74 wurde eine Ratsstube mit anschließendem Treppenturm dem Saalbau im Osten auf einer Länge von über 16 m vorgebaut, wobei es zur Beseitigung der alten Ostfassade in diesem Bereich kam. Weiterhin erhielt die restliche östliche Saalbauaußenwand neue rechteckige Fenster, wie sie am Ratsstubenbau zu finden waren. Der errichtete Gang im 784 Burandt 1998, S. 1, 140. - Erst im 13. Jahrhundert fanden keine königlichen Hoftage mehr in der Bamberger Pfalz statt, wodurch diese ausschließlich zum Bischofssitz wurde. 785 Burandt 1998, S. 12-13, 145. – Dieser Brand von 1185 wird auch durch C14-Daten bestätigt. – s. dazu Zeune 1993, S. 87, Anm. 1. 786 Nach historischen Quellen führte Bischof Otto II. „bis um 1196“ den Wiederaufbau des Domes durch. - Burandt 1998, S. 145, 149. 787 Burandt 1998, S. 13, 145. 788 Burandt gibt für seine angenommene Bauzeit des neuen Domes folgende historische Quellen an: Kaiser Friedrich II. stellte 1225 finanzielle Mittel wohl für den Domneubau zur Verfügung, in seinem südlichen Querhaus wurde 1229 der Marienaltar geweiht. Er vermutet den Dombaubeginn nicht vor 1211, da zuvor Bischof Ekbert verdächtigt worden war, von dem Königsmord an Philipp von Schwaben im Jahr 1208 in der Bamberger Pfalz gewusst zu haben. - Burandt 1998, S. 145 u. Anm. 3. 789 Beim Wiederaufbau wurde eine "innere Hinterfangung der Mauern" des brandgeschädigten Saalbaus erforderlich. - Zeune 1998, S. 204. 790 Burandt 1998, S. 145 u. Anm. 5. – Burandt (1998, S. 145 u. Anm. 4) weist auch auf die Kapitelle der 1200-1207 erbauten Michaelskapelle im Kloster Ebrach hin. – Nach H. Mayer (1951, S. 14-15) stützt sich eine stilistische Datierung um 1200 bzw. Anfang des 13. Jahrhunderts - neben der Kapitellornamentik des Saalgeschosses - auf ein rechteckiges Erdgeschossfenster der Ostfassade, dessen welliges Rahmenprofil in ähnlicher Form am zweiten Dom zu finden ist. - Im frühen 13. Jahrhundert kam es nach Burandt (1998, S. 150) auch zur Errichtung der nördlichen und westlichen Hofabschlussmauer und der Zwingermauer im Osten sowie der Hohen Warte. 791 Burandt (1998, S. 149) nimmt den Abschluss dieser zweiten Bauphase bis spätestens zur Domweihe von 1237, dem Todesjahr Bischof Ekberts, an und weist auf die schlechte Finanzlage dessen Nachfolgers Bischof Poppo hin. - Zeune (1998, S. 207) datiert den Abschluss der Bautätigkeiten am Dom und Saalbau um 1240/50. 792 Der nördliche Abschnitt des Saalbaus wurde 1508 und 1556 erneuert. - Burandt 1998, S. 156-157. 793 Burandt 1998, S. 151, 153. - Auch kam es Ende des 15. Jahrhunderts zur Erweiterung des ehemaligen Pfalzhofes nach Norden, und es entstanden die zwei- und dreigeschossigen Hofflügelbauten. - Burandt 1998, S. 152-153. 321 Boymont/Südtirol, Italie n Südanschluss an die Ratsstube verband diese mit der Kanzlei im ehemaligen südlichen Anbau des Saalbaus.794 1777 kam es wegen Baufälligkeit zum Abbruch der Andreaskapelle, der oberen Geschosse der Hohen Warte sowie eines großen Teils des noch bestehenden Saalbaus.795 Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Domplatzes wurden die Bauarbeiten an den Gebäuden auf dem ursprünglichen Pfalzgelände bis 1779 beendet. Nachdem im Jahr 1803 das Hochstift Bamberg mit der ehemaligen Pfalz zum Bayerischen Staat kamen, dienten ihre Bauwerke zeitweilig militärischer Nutzung und bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts als Mietwohnungen.796 Das seit 1938 in den Renaissancegebäuden eingerichtete Historische Museum wurde durch Einbeziehung der Hofflügel in den Museumskomplex ab 1965 erweitert, wobei die musealen Umbaumaßnahmen bis 1977 fortgesetzt wurden. Nach der Behebung von Bauschäden im Erdgeschosssaal, dessen Westmauer noch aus romanischer Zeit stammt, kann dieser Saal mit seinen Nebenräumen seit 1982 als Teilkomplex des Historischen Museums genutzt werden.797 In den Jahren 1935-38 fanden umfangreiche Grabungen auf dem Domberg zu Bamberg, auch im Hofbereich, unter der Leitung von H. Mayer und in Zusammenarbeit mit B. H. Röttger vom Landesamt für Denkmalpflege statt.798 Und von 1987-93 führte die Universität Bamberg unter der Leitung von W. Sage sowie Grabungsleiter J. Zeune erneut umfangreiche archäologische Untersuchungen durch.799 Literatur: Borchers, Bambergs Kaiserpfalz, 1961, S. 13-24. - Borchers, Kaiserpfalzen Bamberg, 1962. - Burandt, Baugeschichte, 1998. - Mayer, Forschungen, 1936, S. 190-202. - Mayer, Bamberger Residenzen, 1951. Mayer, Bamberg, 1952, S. 102ff. - Müller, Bamberger Ansichten, 1937, S. 241-257. - Spälter, Bauphasen, 1959, S. 223-240. - Zeune, Domburg und Palatium, 1993, S. 63-82, 83-86, 91-96. - Zeune, Bamberger Bischofspfalz, 1998, S. 203-207. - Zimmermann, Bamberg, 1959, S. 203-222. 5.3 Boymont/Südtirol, Italien Lage: Die südwestlich des Ortes Missian (Missiano) gelegene, als Ruine erhaltene Höhenburg ist eine ziemlich regelmäßige Rechteckanlage mit einem Saalbau im Südosten, einem mächtigen, quadratischen Turm in der Nordostecke sowie einer Kapelle über dem Tor in der Mitte der Ostseite. Infolge der tiefen Randbebauung im Osten sowie eines 794 Zu Veränderungen im 16. Jahrhundert: Burandt 1998, S. 156-160. - Mayer 1951, S. 26ff. 795 1777 wurden fünf Wände der achteckigen Andreaskapelle abgerissen, und ihre restlichen drei Wände bilden bis heute die südlichen Außenmauern des Museumsbaus. – Zeune 1998, S. 203. – Die Abtragung der Hohen Warte erfolgte bis auf die Höhe der (heute mit einem Notdach gedeckten) Katharinenkapelle. - Zu den Abrissarbeiten Ende des 18. Jahrhunderts: Burandt 1998, S. 23-24. 796 Zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts: Burandt 1998, S. 9-11, 24-29. 797 Burandt 1998, S. 28-29. 798 Burandt 1998, S. 28. - Mayer 1936, S. 190ff. 799 Die Ergebnisse der archäologischen Grabungen (der Universität Bamberg, Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Prof. Dr. Walter Sage) sind veröffentlicht in: Zeune 1993 und fanden vor allem im Hof der sog. Alten Hofhaltung sowie südlich des heutigen Historischen Museums statt. - Zeune 1998, S. 203 u. S. 207, Anm. 21. - Burandt 1998, S. 10. - Zu den Grabungen des 20. Jahrhunderts: s. auch Baubeschreibung und Bauforschung, in: Burandt 1998, S. 66-72. 322 Boymont/Südtirol, Italie n weiteren Turms im Nordwesten und der geräumigen Wohn- und Wirtschaftstrakten zu beiden Langseiten800 bleibt nur ein enger Hof im Westen der Burg. Während sich westlich des Saalbaus ein annähernd quadratisches Gebäude anschließt, sind ihm nach Norden ebenerdig zwei schmale Bauten, der östliche tonnengewölbt, der westliche balkengedeckt, vorgelagert.801 Schraffur = spätmittelalterlich Punktierung = moderne Restaurierung (um 1980) Abb. 308 und Abb. 309 und Abb. 310: Grundriss der Burganlage, Baualterplan des Erd-, 1. und 2. Obergeschosses. Neuzeichnung von Thomas Biller 1998, auf der Grundlage der Pläne bei Weingartner 1950, mit einem Nachtrag von Bauzeiten, Fugen und weiteren Detailbefunden. (aus: Liessem 1998, S. 7475) 800 Auffallend ist bei dieser Burganlage der hohe Anteil an bewohnbaren Räumen aus romanischer Zeit, da neben dem Saalbau noch mindestens zwei weitere Wohngebäude (laut J. Weingartner handelt es sich um drei Wohnbauten) sowie zwei mächtige Türme mit je zwei Wohngeschossen vorhanden sind. Dies lässt sich aus dem Umstand erklären, dass im Jahre 1237 die fünf Brüder von Korb mit ihren Familien in Boymont von Heinrich von Eppan, einem Ministerialen der Eppaner Grafen, aufgenommen wurden und als Gegenleistung darauf verzichteten, Korb zu einer Burg auszubauen. - s. dazu Weingartner 1922, S. 28-34. 801 Über dem tonnengewölbten östlichen Anbau und dem nördlich angrenzenden Burgtor mit dem Durchgang zur Kernburg befindet sich die Kapelle, welche somit unmittelbar neben dem Saal im ersten Obergeschoss liegt. – Liessem 1998, S. 76. 323 Boymont/Südtirol, Italie n Saalbau: Der in der Südostecke gelegene, in die Wehrmauer integrierte Saalbau, dessen Mauerwerksstärke nach oben nicht abnimmt, ist auf dem Grundriss eines breiteren Rechtecks dreigeschossig angelegt. 802 Das kellerartige Erdgeschoss wird über einen kleinen, tonnengewölbten Vorraum im Nordwesten - zwischen der nach Norden verlängerten westlichen Saalbauwand und dem schmalen, flachgedeckten Vorbau im Norden - betreten. Es besteht aus einem ungeteilten, nur durch Lichtschlitze in der Ost- und Südfassade803 gering belichten Raum. In seiner Mitte hat sich der Rundpfeiler aus Sandsteinquadern804 als Stütze für den von Osten nach Westen verlaufenden Unterzug der Balkendecke zum Teil bis heute erhalten. Im ersten Obergeschoss befindet sich ein vermutlich die gesamte Geschossfläche einnehmender Saal mit je vier Triforiumfenstern im Osten und Süden. Er besaß in der Mitte seiner Westmauer einen Kamin, durch den in nachromanischer Zeit eine Tür zum westlichen Anbau gebrochen worden ist. Darüber liegt ein unterteiltes zweites Obergeschoss mit einem großen Raum, welcher den östlichen Bereich der Grundfläche einnimmt und durch fünf weitere Triforiumfenster - drei nach Süden, zwei nach Osten und einem Kamin in der Nordostecke ausgestattet war. Von der Nordseite her erfolgte auch der Zugang zu den beiden Obergeschossen, wobei nach Aussage von U. Liessem der schmale westliche Vorbau als Substruktion für eine vermutlich hölzerne Treppe diente.805 Das Mauerwerk besteht aus rötlichem Quarzporphyr, welches sich deutlich von dem hellen Sandstein der Überfangbögen und Säulen der Triforiumfenster abhebt.806 Saal: Der Saal wird gegen Osten und Süden durch insgesamt acht steingerahmte Triforiumfenster - je vier in einer Außenwand - in Blendnischen belichtet. Diese Nischen haben nach innen einfache Stichbogen, und ihre Säulen besitzen spätromanische Knospenkapitelle.807 Zur Beheizung des Saales diente ein Kamin in der 802 Zur Zeit sind in der Bauforschung die Nord- und Westmauern des Saalbaus sowie seiner Anbauten noch zeitlich unklar einzuordnen, da sie bislang nicht eingehend untersucht worden sind. Bis genaue Mauerwerksuntersuchungen eindeutige Datierungsergebnisse liefern, kann vom Boymonter Saalbau nur seine Südostecke mit den Triforienfenstern eindeutig gesichert als ursprüngliches Mauerwerk des 13. Jahrhunderts angesehen werden. 803 Genau genommen handelt es sich um die Nordost- und Südostfassade. 804 Nach Aussage von Herrn U. Liessem befindet sich im Besitz der Familie Dellago eine bislang unveröffentlichte Grafik aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, welche die zu der Zeit noch fast ganz erhaltene Rundsäule (Durchmesser 1,19 m) gut erkennen lässt. - Liessem 1998, S. 85, Anm. 19. - An dieser Stelle möchte ich Herrn Udo Liessem ganz besonders für seine Bereitschaft danken, mir das Manuskript seines im Juni 1996 in Brixen/Südtirol gehaltenen Vortrags über Burg Boymont sowie einige Farbfotos von der Burganlage zur Verfügung gestellt zu haben. Sein Vortrag wurde inzwischen veröffentlicht, s. dazu: Liessem 1998, S. 73-86. Auch bin ich Herrn Dr. phil. Dr.-Ing. Th. Biller sehr dankbar, dass er mir Grundriss- und Fassadenpläne des Saalbaus von Burg Boymont sowie Negative von Schwarz-Weiß-Fotos (aus dem Jahre 1973, vor der letzten Restaurierung) über diese Burganlage zukommen ließ. - Weiterhin sei dem Amt Für Denkmalpflege in Bozen/Südtirol, besonders der Amtsdirektorin Frau Dr. Waltraud Kofler-Engl und dem Sachbearbeiter Herrn Dr. Arch. Pier Francesco Bonaventura, für das Zusenden von Detailzeichnungen (Bauaufnahme Triforiumfenster 1941) und einiger Fotos vom Saalbau herzlich gedankt. 805 Liessem 1998, S. 80. 806 Liessem 1998, S. 80. 807 Von den insgesamt 16 Triforien der Burg Boymont, davon 14 in den Außenmauern, kommen 13 Triforien auf die Fassaden des Saalbaus. - s. dazu Weingartner 1922 und Piper 1902b, S. 17-23. - U. Liessem (1998, S. 80-81, 84) vergleicht die Obergeschossfenster mit denen des Saalbaus von Säben (1243/1263), von Wangen-Bellermont (nach 1209, vor 1237) und dem jüngeren von Reineck (s. Zallinger 1981, hier S. 29) sowie mit zwei Biforienkapitellen 324 Boymont/Südtirol, Italie n Mitte der Westseite. Im Südwesten weist eine schmale rechteckige Tür auf das Vorhandensein eines ehemaligen Aborterkers oder eines Balkons hin.808 Abb. 311 und Abb. 312 und Abb. 313: Erdgeschossgrundriss (Neuzeichnung von Th. Biller auf der Grundlage der Pläne bei Weingartner 1950), Süd- und Ostansicht der Burg. (schematisierte Zeichnung von Th. Biller; nur die orginal erhaltenen Säulen sind in den Triforienfenstern eingezeichnet). (aus: Liessem 1998, S. 74, 76) der Benedikterabtei in Piedicastello bei Trient (um 1240). - A. Zallinger, W. Hotz und Th. Biller u. a. sind der Ansicht, dass sich die Werke der lombardisch-trentinischen Bauhütte bis ins Bozener Becken erstreckt. Somit sollten die in Boymont tätigen Steinmetze einem lombardischen Bautrupp zuzurechnen sein, welchen die Eppaner Grafen aus dem Trienter Raum kommen ließen. - Südtirol war im 12./13. Jahrhundert deutschsprachig und die deutsche Adelsschicht wirkte auch weit ins Trentino hinein. Trotzdem ist zu erwähnen, dass es hier eine eigenständige Linie des Burgen- und Pfalzenbaus gegeben hat, welche gerade in ihren Saalbauten und Fensterformen besonders eng mit Oberitalien, vor allem mit seinen städtischen Komunalpalästen zusammenhängt. - Freundlicher Hinweis von Herrn Biller. 808 Auch ist für das erste Obergeschoss ein auf den Deckenbalken liegender Estrichboden in Resten nachgewiesen worden, welcher auf der heute nicht mehr erhaltenen Balkendecke lag. – Liessem 1998, S. 80. Liessem 1998, S. 80. 325 Boymont/Südtirol, Italie n Abb. 314: Saalbau und Wohnturm von Südosten. (Foto: U. Liessem 1996) Abb. 315: Blick vom Wohnturm auf den Saalbau. (Foto: U. Liessem 1996) 326 Boymont/Südtirol, Italie n Maße Saalbau:809 Grundriss Burganlage: Grundriss Saalbau EG (Außenmaße): Saalgeschoss 1. OG (i. L.) ca. 50 m : 30 m ca. 17 m : 12 m = 15,6 m : 10,3 m = 160,7 qm Heutiger Bestand: Da Boymont vermutlich schon seit einem Brand um 1425 Ruine ist und nicht wieder aufgebaut wurde, hat die romanische Anlage bis heute in seltener Reinheit ihre mittelalterliche Baugestalt bewahrt. Ihr Saalbau ist mit seinen Fassaden zu allen vier Seiten dreistöckig erhalten. Abb. 316: Südostecke des Saalbaus von innen. (Foto: Altes Planarchiv, Amt für Bau- und Kunstdenkmäler in Bozen/Südtirol. Aufnahmedatum und Fotograf unbekannt) 809 Angaben von Th. Biller, in: Liessem 1998, S. 73. 327 Boymont/Südtirol, Italie n Abb. 317: Südfassade des Saalbaus. (Foto: Th. Biller 1973) Abb. 318: Triforienfenster im 2. Obergeschoss der Saalbausüdfassade. (Foto: Th. Biller 1973) 328 Boymont/Südtirol, Italie n Abb. 319 und Abb. 320: Detailzeichnungen Dreierarkadenfenster und Kapitell einer Fenstersäule. Bauaufnahme 1941. (aus: Planarchiv des Amtes für Kunstdenkmäler, Bozen) 329 Boymont/Südtirol, Italie n Entstehungsgeschichte/Datierung: Über die Entstehung der von den Herren von Boymont, den Ministerialen der Grafen von Eppan,810 errichteten Burg berichtet keine Schriftquelle. Auf Grund historischer Überlegungen sowie vor allem stilistischer Vergleiche ihrer Bauformen scheint sie zwischen 1230 und 1240 bzw. ab 1235 zu entstanden zu sein.811 Ihr Saalbau ist nach Liessem vermutlich in mehreren, noch im Detail zu untersuchenden Bauphasen entstanden.812 Die um 1425 abgebrannte und seitdem bis heute als Ruine erhalten gebliebene Anlage kam 1976 in Privatbesitz und wurde unter Aufsicht des Südtiroler Landesdenkmalamtes 1977/78 restauriert, wobei u. a. auch ausgebrochene Arkadenfenster durch Kopien ergänzt wurden.813 Literatur: Grupp, Funktion, 1995, S. 61-64. - Liessem, Boymont, 1998, S. 73-86. - Mahlknecht, Boymont, 1978, S. 32-37. - Piper, Österreichische Burgen, 1902b, S. 17-23. - Weingartner, Bozner Burgen, 1922, S. 2834. Abb. 321: Säulen eines Triforienfensters im 2. Obergeschoss des Saalbaus. (Foto: H. Walder 1977, Bildstelle des Landesdenkmalamtes Bozen, Amt für Bau- und Kunstdenkmäler in Bozen/Südtirol) 810 Wahrscheinlich wurde unter Ulrich Graf von Eppan mit der Burg Boymont begonnen, nach Bitschnau (1983, S. 120,121) durch seinen Ministerialen Heinrich, der sich nach der neuen Burg nannte. – Liessem 1998, S. 73. 811 Mahlknecht (1978, S. 32-37, hier S. 35) datiert die Burg Boymont in das Jahrzehnt zwischen 1230 und 1240, Hörmann-Weingarten (1981, S. 341-342) und Bitschnau (1983, S. 193, Anm. 18) geben eine Datierung ab 1235 an. – s. dazu auch Anm. zur stilistischen Einordnung der Boymonter Triforiumfenster. 812 Eine Planänderung während der Errichtung der Außenmauern führte zum Anheben der Decke des Erdgeschosses. U. Liessem und Th. Biller weisen darauf hin, zu überprüfen, ob hier nicht eine doppelte Decke zum Beheizen des Zwischenraumes vorlag, wie sie bei der Burg Hoh-Andlau im Elsass zu finden ist. - s. Liessem 1998, S. 80 und Biller/Metz 1995, S. 144 u. Abb. 88. 813 Mahlknecht 1978, S. 34-35. 330 Braunsc hweig, Burg Dankwarderode /Nie dersachsen 5.4 Braunschweig, Burg Dankwarderode/Niedersachsen Lage: Die Burg Dankwarderode in Braunschweig war eine auf einer Insel in der Flussaue der Oker gegründete Wasserburg mit einem Saalbau im Nordosten der Anlage. An seine südliche Schmalseite schloss sich, nach Osten hin versetzt, die dreigeschossige Doppelkapelle mit drei Apsiden (Kapelle St. Georg und Gertrud)814 an. Südwestlich des Saalbaus steht bis heute die Stiftskirche St. Blasius ("Dom").815 Abb. 322 und Abb. 323: Grundriss der Burganlage mit Dom. Rekonstruktion und Ausgrabungsergebnisse von L. Winter 1883. (aus: Arens 1985, S. 144, Abb. 12, 13) 814 Ihre Grundmauern wurden Ende des 19. Jahrhunderts von Ludwig Winter ergraben. 815 Mit seinem großen Burgplatz, dessen optischer Mittelpunkt das bronzene Löwendenkmal Heinrichs des Löwen von 1166 bildet, und allen Gebäuden umfasst die ausgedehnte Platzanlage innerhalb des Berings insgesamt eine Fläche von 140 x 150 m. 331 Braunsc hweig, Burg Dankwarderode /Nie dersachsen Abb. 324: Freigelegte Saalbauostfassade von Osten. Foto um 1883. (aus: Arens 1985, S. 145, Abb. 14) Abb. 325: Westansicht des freigelegten romanischen Saalbaus mit seiner mittleren Erdgeschossarkadenreihe und der Innenseite der erhaltenen östlichen Außenwand. (aus: Arens 1985, S. 145, Abb. 15) 332 Braunsc hweig, Burg Dankwarderode /Nie dersachsen Saalbau: Der zweigeschossige Saalbau zeigt in seinem Grundriss eine langgestreckte, nicht genau rechteckige Gebäudeform, da die südliche Schmalseite816 leicht schräg verläuft. Ein Kellergeschoss ist nicht vorhanden, nur zwei leicht kurvig geführte Stollen für zwei Warmluftkanäle einer Heizung reichen von der Westseite her unterirdisch bis in die Raummitte.817 Zwei übereinander liegende Säle nahmen jeweils die gesamte Geschossfläche ein, wobei der untere im Erdgeschoss eine mittlere Arkadenreihe besaß, deren insgesamt elf Arkaden auf zehn steinernen Pfeilern mit Winkelkantensäulchen818 eine flache Holzbalkendecke trugen. Von dem ebenfalls ursprünglich flachgedeckten Saal im Obergeschoss ist keine Inneneinteilung mehr erhalten. Ob der Saal zweischiffig war, kann heute nicht mehr entschieden werden. Die in stark beschädigtem Zustand erhalten gebliebene romanische Ostmauer zum einstigen Okerlauf wies im 19. Jahrhundert im Erdgeschoss noch vier von ursprünglich sieben kleineren, sich trichterförmig nach außen verengenden Fenstern auf. Im Obergeschoss der Ostfassade befanden sich zwei einzelne breite Arkadenöffnungen, welche nach F. Arens durch eine Mittelsäule unter Blendbogen unterteilt gewesen sein konnten. Diese vermuteten Biforien standen im Wechsel mit Dreierarkaden, wodurch ein unterschiedlicher Rhythmus entstand.819 Wie eine Darstellung des Platzes von 1598/1604 zeigt, besaß auch die Hoffassade im Westen im Erd- sowie im Obergeschoss große Fensteröffnungen, die wahrscheinlich in Form von Dreierarkaden ausgebildet waren.820 Rechtwinklig vorspringende Fundamente vor der Mitte des Gebäudes auf dem Burgplatz, senkrecht zu der Westwand, könnten einen altanartigen Vorbau getragen haben.821 Vielleicht befand sich der Eingang zum Erdgeschoss zwischen den Seitenwänden des Altans, wie Ludwig Winter es für seine Rekonstruktion annahm. Ein Rundbogenportal ermöglichte den Zugang vom Saal des Obergeschosses auf die Plattform des Altans. An der südlichen Saalbauwand rekonstruierte L. Winter - auf ergrabenen Fundamenten - einen Treppenaufgang zum oberen Saal. Dieser endet in 816 Ganz genau betrachtet handelt es sich um die südöstliche Schmalseite; der Überschaubarkeit wegen bleibt aber die Angabe der Himmelsrichtungen bei der Saalbaubeschreibung auf Osten, Süden etc. beschränkt. 817 Sie unterbrechen dabei das Fundament der mittleren Pfeilerreihen des unteren Saales. - Ähnliche Heizungsstollen, zu denen hier an der Westfassade zwei Kellertüren mit Bogen aus Quadern gehören, sind in der Pfalz Goslar zu finden. Unklar ist der Zeitpunkt des Einbaus dieser beiden Warmluftkanäle einer Heizung. - s. dazu Arens 1985, S. 130. - C. Meckseper erwähnt, dass es sich um keine "Hypokausten"- Heizung handelt. - Meckseper 1995b, S. 239. 818 Alle zehn Pfeiler weisen die gänzlich gleiche Gliederung, ohne der im Mittelalter häufigen Variation der Schmuckformen im Detail auf, wie sie z. B. im Dom zu finden sind. - Arens 1985, S. 127-150, bes. S. 130, 132. 819 Zur Rekonstruktion der Obergeschossfenster der Ostfassade: Arens 1985, S. 131. - 1880 teilte der herzogliche Baurat Wiehe in einem Schreiben mit: "Die alte Fensteranlage ist auf der ganzen Front noch vorhanden! ... Die Fenster sind zu zweien resp. dreien gruppiert und durch Säulen mit weit ausladenden Kämpfern getheilt." - Beitz 1989, S. 84. 820 Auf dem Klappriss des Burgplatzes und seiner näheren Umgebung von 1600 sind für das Erd- und Obergeschoss der Westfassade große Triforienfenster unter einem Überfangbogen dargestellt. Ob diese Fensterform mit großem Blendbogen korrekt ist, gilt als zweifelhaft. Denn Triforienfenster unter Überfangbögen sind auch auf der Ostfassade verzeichnet, wo jedoch der bauliche Befund ergab, dass nur Dreierarkadenfenster ohne Überfangbögen romanischen Ursprungs waren. Immerhin belegt der Klappriss das Vorhandensein großer Fensteröffnungen in beiden Geschossen. - s. dazu: Mertens 1978, S. 22 u. Abb. 4. - Frontzek/ Memmert/Möhle 1996, S. 126-127. 821 Stadtbaurat Ludwig Winter rekonstruierte einen risalitartigen Treppenvorbau. Nach U. Beitz ist unklar, warum L. Winter den aus den ergrabenen Fundamenten erschlossenen Vorbau nicht in der von diesen vorgegebenen Breite sowie mit einer doppelbogigen Öffnung ausführte. Eine solche Doppelarkadenöffnung ist in Goslar durch ein Fundament aus der Zeit nach dem Umbau des Saalbaus belegt. U. Beitz (1989, bes. S. 100, 108) und auch F. Arens (1985, S. 130) schlagen die Rekonstruktion eines Altans nach dem Vorbild der Goslarer Saalbaurekonstruktion von U. Hölscher vor. 333 Braunsc hweig, Burg Dankwarderode /Nie dersachsen einen Zwischenbau, welcher den Zugang zwischen dem Saalobergeschoss und der Westvorhalle der Kapelle vermittelt.822 Abb. 326: Romanische Reste des Saalbaus. Zeichnung von H. Pfeifer 1880. (aus: Beitz 1989, S. 87, Abb. 28) 822 Zur Rekonstruktion der Erschließung des Saalbaus: Beitz 1989, S. 108-109 und Arens 1985, S. 130. 334 Braunsc hweig, Burg Dankwarderode /Nie dersachsen Abb. 327: Romanische Fensterarkaden der Ostfassade. Zeichnung Baurat E. Wiehe 1880. (aus: Beitz 1989, S. 85, Abb. 27) Maße Saalbau:823 Saalbau EG (Außenmaße): Saal EG (i. L.): Höhe Saal EG (i. L.): Saal OG (i. L.): Höhe Saal OG (i. L.): 43,3 m : 15 m 39,5 m : 12,5 m = 651 qm 4,2 m 39,5 m : 12,5 m = 651 qm 5,6 m Heutiger Bestand: Der Saalbau ist ein rekonstruierter Neubau aus den Jahren 1886-89 und den Instandsetzungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf Grund der Ausgrabungsfunde des 823 Angaben nach Arens 1985. - Da der Saalbau keinen genau rechteckigen Grundriss aufweist, sind die Maße in der Mitte des Gebäudes an L. Winters Plänen abgegriffen. 335 Braunsc hweig, Burg Dankwarderode /Nie dersachsen Stadtbaurats Ludwig Winter kann dieser jedoch noch heute in Bezug auf Größe, Disposition sowie Gliederung einen gewissen Eindruck seiner ursprünglichen Anlage vermitteln. Neben den Resten der von L. Winter ausgegrabenen Burgkapelle bilden die Ruinen des romanischen Saalbaubestandes, wie sie in der von ihm 1883 vorgelegten Untersuchung824 festgehalten sind, die Grundlage für eine Rekonstruktion. Außer der in voller Höhe mit der Abfolge der Fensterarkaden erhaltenen Ostfassade fanden sich geringe Reste der Nordmauer, Teile der westlichen Erdgeschossmauer, Grundmauern der Südseite sowie die mittlere Erdgeschossarkadenreihe, welche die Länge des Saalbaus überlieferte.825 Eine präzise Untersuchung des heutigen Saalbaus zeigt, dass weder ein Stein der Erdund Obergeschossfensterrahmen noch eine Fenstersäule aus der romanischen Zeit stammen. Ebenso weisen die Quader der mittleren Erdgeschossarkadenreihe keine Beschädigungen bzw. Ausbesserungen auf, wie sie z. T. auf alten Fotos zu erkennen sind. Hieraus wird ersichtlich, dass ein Neubau in alten Formen und keine Ausbesserung des alten Bestandes geplant war.826 Entstehungsgeschichte/Datierung: Die Braunschweiger Reimchronik aus dem 13. Jahrhundert berichtet, dass Heinrich der Löwe (1144-1195) die Burg in Braunschweig um- bzw. ausbauen, die Stadt befestigen und im Jahre 1166 den Bronzelöwen im Burghof zum Zeichen seiner Herrschaft aufstellen ließ.827 Der Saalbau wurde im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut. Da der ursprüngliche Saalbau nicht mehr erhalten ist und für seine Errichtung keine historischen Nachrichten überliefert sind828, schwanken die Datierungsvorschläge: Unter der Berücksichtigung historischer Fakten geben U. Beitz eine Erbauungszeit "zwischen 1166 und 1173", W. Hotz und P. Königfeld "um 1175" an. F. Arens datiert die Burggebäude auf Grund stilistischer Formenvergleiche "zwischen 1160 und 1175“ bzw. „zwischen 1162 und 1173“.829 Für eine Frühdatierung des Saalbaus "um 1155-1166" spricht sich G. Binding aus, und auch C. Meckseper und St. Lieb denken an eine Frühdatierung.830 824 Winter publizierte eine Bauuntersuchung in dem 1883 erschienenen großen Tafelwerk, das den romanischen Bestand der Burg in Zeichnungen sowie Fotos im Format 24 x 30 cm erkennen lässt. - Zum romanischen Bestand: Beitz 1989, S. 82ff. 825 Weiterhin hatten sich aus Spolien ornamentierter Bauteile und Kapitelle erhalten. 826 Zum Wiederaufbau des Saalbaus: s. Arens 1985, S. 129-130. 827 Es ist unklar, ob sich das in der Braunschweiger Reimchronik angegebene Datum von 1166 auch auf die umfangreichen Bauarbeiten im Burgbereich beziehen lässt. – Arens 1985, S. 127. - Beitz 1989, S. 103 u. Anm. 397. 828 Ebenso scheiden auf Grund mangelnder Bausubstanz naturwissenschaftliche Datierungsmethoden aus, weshalb eine präzise bautypologische Datierung kaum möglich ist. - s. Meckseper 1995b, S. 239 und 1995a, S. 27. 829 Als Eckdaten für die Errichtung des Saalbaus bieten sich für Beitz (1989, S. 104) "die Aufstellung des Bronzelöwen 1166 und der Baubeginn an der neuen Stiftskirche um 1173" an. – Königfeld 1993, S. 83. - Hotz 1992, S. 253. - Arens zeitliche Einordnung „zwischen 1160 und 1175“ (Arens 1985, S. 127) wird seiner Ansicht nach durch einen stilistischen Formenvergleich mit dem fast gleichzeitigen Dom bestätigt. Seine Datierung „zwischen 1162 und 1173“ (Arens 1985, S. 132) stützt sich auf die Daten des Aegidienklosters in Braunschweig. G. Strickhausen (1998a, S. 49) gibt für die Entstehungszeit "1160-1175, vielleicht 1160" an. 830 G. Binding in seinem Nachwort in: Eckstein/Eißing/Klein 1992, S. 45. – C. Meckseper (1995a, S. 27) weist darauf hin, dass weder die historische Überlieferung der Aufstellung des Löwendenkmals 1166 noch der Beginn des Neubaus der Stiftskirche St. Blasii 1173 oder der Bruch zwischen Herzog Heinrich und Kaiser Friedrich I. zwingende Eckdaten geben können. Zur Datierung des Braunschweiger Saalbaus müsse man sich also auf die Bauornamentik konzentrieren, welche der Ornamentik aus dem Umkreis des Benedikterklosters in Königslutter angehöre. Sie tritt z. B. um 1150 in der Krypta der Klosterkirche Riechenberg bei Goslar auf. Eine Frühdatierung könnte nach Meckseper auch auf Grund des Vorhandenseins von Winkelkantensäulchen an den 336 Braunsc hweig, Burg Dankwarderode /Nie dersachsen Abb. 328: Nach Süden orientierter Grundrissplan des Burgplatzes von 1598/1604, unter Auslassung der Klappmodelle. Originalmaße: 44,5 x 50,5 cm. (aus: Mertens 1978, Abb. 6) Der 1587 durch einen Brand zerstörte Saalbau wurde 1616-40 im Renaissancestil wieder hergestellt, wobei er eine Verlängerung seines Grundrisses nach Süden erfuhr.831 Herzog Anton Ulrich ließ 1690-1700 die Kapelle abreißen und den Saalbau umbauen. Dabei kam es zur Errichtung eines seiner gesamten Westfassade auf Säulen Erdgeschosspfeilern angenommen werden, welche an anderen Bauten (Lippoldsberg) ab 1150 auftreten. Meckseper 1995b, S. 239 und 1995a, S. 27.- s. dazu auch Anm. zu Winkelkantensäulchen bei der Datierung des Saalbaus in Goslar. - Stefanie Lieb (1995, S. 218-219) datiert den Bauabschluss der Burg auf wahrscheinlich 1164/66. 831 Dabei wurden die Westfassade über den unteren Quaderschichten sowie die nördliche Giebelseite über dem Erdgeschoss neu errichtet. - Der Saalbau wird ab dem 17. Jahrhundert auch als "Moshaus" (Moserie = Vorläufer des Zeughauses?) bezeichnet. 337 Braunsc hweig, Burg Dankwarderode /Nie dersachsen vorgelagerten Altans und einer neuen Ausstattung der Säle. Nach der Verlegung der Residenz der Braunschweiger Herzöge von Wolfenbüttel nach Braunschweig im Jahre 1753 erfolgte ab 1763 unter Herzog Karl I. der Abbruch des südlichen Teils, an dessen Stelle der barocke dreigeschossige "Ferdinandsbau" errichtet wurde. Dieses seit 1808 als Kaserne dienende Gebäude brannte 1873 ab und wurde anschließend bis zu seinen Fundamenten abgebrochen, wobei die romanischen Reste des Saalbaus zum Vorschein kamen. Abb. 329: Klapprissdarstellung des Burgplatzes von 1598/1604. Blick von Südosten. Im Vordergrund der Saalbau mit Kapelle an seiner südlichen Schmalseite. (aus: Mertens 1978, Abb. 1) Abb. 330: Blick von Nordosten auf die Hoffassade von Saalbau, Kapelle und Stiftskirche. Ausschnitt aus dem Klappriss des Burgplatzes von 1598/1604. (aus: Mertens 1978, Abb. 4) 338 Braunsc hweig, Burg Dankwarderode /Nie dersachsen Abb. 331 und Abb. 332: Westansicht (Hoffassade) und Ostansicht des Saalbaus. (Foto: Verf. 1995) Obwohl Museumsdirektor Dr. Riegel 1875 schon auf mittelalterliche Burgreste hinwies, kaufte die Stadt Braunschweig 1878 die Burgruine zum Abriss. Auf Grund der 1883 von Stadtbaurat Ludwig Winter publizierten bauhistorischen Untersuchungen überließ die Stadt dem Land die Burg. Auf Initiative des Regenten des Herzogtums Braunschweig, Prinz Albrecht von Preußen, wurde die Burg nach dem Entwurf L. Winters 1887-1906 wieder hergestellt.832 832 Die von L. Winter einer Kommission (der u. a. der hannoversche Architekt C. W. Hase und Baurat A. Wiehe angehörten) vorgelegten Entwürfe wurden unter Abänderung von Details bis 1906 realisiert. - Der Hofmaler A. 339 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt Nach den schweren Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg befand sich der Saalbau ohne Dach. 1950/51 erfolgte die Eindeckung des "Rittersaales" im Obergeschoss nach dem Abbruch der Mittelarkadenreihe und der Kamine aus der Jahrhundertwende. In dieser Zeit wurde auch der "Knappensaal" im Erdgeschoss für den Dom- und Welfenschatz ausgebaut833 Auf die Erstellung eines denkmalpflegerischen Gutachtens zur Rekonstruktion des Saalbaus L. Winters834 im Jahr 1976 erfolgte 1980-85 die Restauration835 durch das Architekturbüro Herrenberger-Miehe-Paris. In den Jahren 1986-95 kam es zur Wiederherstellung der Burgausmalung.836 Nach Abschluss der gesamten Restaurierungsarbeiten steht der Saalbau dem Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig für seine Sammlungen sowie Sonderausstellungen und außerdem der Öffentlichkeit für Vorträge, Konzerte und Kulturveranstaltungen zur Verfügung.837 Literatur: Arens, Königspfalz Goslar, 1985, S. 117-150. - Beitz, Zierde, 1989. - Frontzek/Memmert/Möhle, Goslarer Kaiserhaus, 1996, S. 123-130. - Hammer-Schenk, Burg, 1985, S. 11-50. - Herrenberger, Burg Dankwarderode, 1985, S. 25-27. - Königfeld, Burg Dankwarderode, 1978, S. 69-86. - Königfeld, Wiederaufbau, 1983, S. 48-50 - Königfeld, Burg Dankwarderode, 1993, S. 83-86. - Königfeld/Roseneck, Burg Dankwarderode, 1995. - Kunstdenkmale Braunschweig, Meier u. Steinacker, 1906/78, S. 41-42. Lembke-Kokkelink, Ludwig Winter, 1993, S. 102-112. - Meckseper, Burg Heinrichs, 1995a, S. 27-33. Meckseper, Goslarer Königspfalz, 1995b, S. 237-243. - Mertens, Burgplatz, 1978. - Stadt im Wandel, hrsg. v. C. Meckseper, 1985. - Winter, Burg Dankwarderode, 1883. 5.5 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt Lage: Auf einem Bergsporn an der Südwestseite der Finne, bei Eckartsberga, liegen die Ruinen der langgestreckten rechteckigen Eckartsburg.838 Ihre im Grundriss ca. 67 x 30 m große Kernburg besaß an der südöstlichen bergseitigen Schmalseite einen Torturm als von Quensen führte 1894-1901 die Ausmalung des Saalbaus durch. - Herrenberger, Helga: Ludwig Winters Rekonstruktion, in: Königfeld/Roseneck 1995, S. 63-74. 833 Das Untergeschoss des Saalbaus dient seit 1963 als Ausstellungsraum der Abteilung mittelalterliche Kunst und beherbergt neben dem Original des 1166 von Heinrich dem Löwen auf dem Burgplatz aufgestellten Bronzelöwen noch andere Kunstwerke aus dem sog. Welfenschatz, u. a. den Kaisermantel Ottos IV. 834 Auf Grund des Auffindens eines bedeutenden Teils der Planunterlagen L. Winters durch den ausführenden Architekten Prof. Dr.-Ing. Justus Herrenberger (Braunschweig) war eine möglichst detailgetreue Rekonstruktion möglich. 835 Um im Jahr 1985 einem Teil der niedersächsischen Landesausstellung "Stadt im Wandel" Raum zu bieten, ist der Saalbau - abgesehen von seinen Raumausmalungen - bis zu diesem Termin fertiggestellt worden. - Zu den Rekonstruktionsmaßnahmen L. Winters: Königfeld, Peter: Konservieren und Rekonstruieren. in: Königfeld/Roseneck 1995, S. 101-105. - Herrenberger, Justus; Königfeld, Peter; Paris, Karl-Heinz: Planung und Wiederaufbau, in: Königfeld/Roseneck 1995, S. 106-116. 836 Zur Ausmalung: Königfeld, Peter: Architektur und Bildprogramm, in: Königfeld/Roseneck 1995, S. 81-93. 837 Zur Nutzung des Saalbaus: Luckhardt, Jochen: Die Burg als Abteilung des Herzog Anton Ulrich- Museums, in: Königfeld/Roseneck 1995, S. 118-120. 838 Nur ca. 850 m südwestlich der Eckartsburg liegt die Altenburg bei Altendorf (= Mallendorf). - s. Lageskizze von Wäscher 1962, Bild 493, 562-565. - An dieser Stelle möchte ich Herrn Dipl. phil. Reinhard Schmitt recht herzlich dafür danken, dass er mir - neben einer Reihe von Literatur über Burgen in Sachsen und Thüringen - jeweils ein Exemplar seiner neuesten veröffentlichen Forschungen über die Eckartsburg zukommen ließ. Auch gab mir Herr Schmitt auch manchen wertvollen Hinweis zu dieser Burganlage, besonders zu ihrer Baugeschichte und den jüngsten Instandsetzungsmaßnahmen. 340 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt Zugang zur Burganlage, an der gegenüberliegenden Nordwestseite den Saalbau neben einem Wohnturm.839 Hinweise auf die Lage der Burgkapelle, welche nach R. Schmitt gewiss schon für die Zeit um 1200 anzunehmen ist und die wahrscheinlich zwischen 1540 und 1575 abgebrochen wurde, konnten auch die Grabungen von 1901 und 1992 nicht bringen.840 Abb. 333: Grundriss der Burganlage. Bauphasenplan M 1:1000. (aus: Schmitt/Weise 1997, S. 8, Abb. 3) 839 An der südöstlichen Schmalseite der Kernburg, mit ihrem Torturm als Zugang, lag eine ursprünglich ungefähr quadratisch angelegte Vorburg mit einem Tor im Süden, welche durch einen Halsgraben von einer zweiten, langgestreckten Vorburg abgetrennt war. 840 Schmitt (1998, S. 35) weist auf eine Kirchenrechnung von 1516/17 und die Inventare von 1522, 1525, 1542 und 1546 hin, in denen die Kapelle noch erwähnt wird. Sie könnte als gewölbter Aufbau über der Tordurchfahrt gestanden haben, wie schon von O. Doering, in jüngerer Zeit auch von R. Schmitt und G. Strickhausen vermutet wurde. – Zur Burgkapelle: s. Doering 1901/02, S. 61-62. - Schmitt/Weise 1997, S. 13. - Schmitt 1996c, S. 6 und 1998, S. 26. - Strickhausen 1998a, S. 113. 341 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt Abb. 334: Südansicht der Kernburg (Foto: Verf. 1996) Saalbau: Der in der Südwestecke der Kernburg gelegene, im Grundriss leicht trapezförmige Saalbau war mindestens zweigeschossig angelegt. Er steht im Verband mit der Ringmauer, deren Kleinquaderwerk schichtweise aus hellem Kalkstein und einem dunkleren gelbbräunlichen Muschelkalkstein besteht.841 Das verhältnismäßig tief liegende, kellerartige Unter- bzw. Erdgeschoss842 besaß, wie Balkenlöcher zeigen, ursprünglich eine Holzbalkendecke843 und wurde durch eine rundbogige, schon 1901 ergrabene Tür844 in der Hoffassade im Südosten betreten. Eine größere Fensternische ist in der Nordwestwand erhalten. In der südwestlichen Schmalseite des Saalbaus befanden sich in einer eingetieften Wandnische zwei Schlitzfenster, von denen das östliche erhalten, das westliche nach Resten rekonstruierbar ist. Eindeutige Hinweise auf eine Unterteilung des ungefähr 3,2 m hohen Untergeschosses gibt es nach R. Schmitt nicht.845 841 Strickhausen 1998a, S. 112 u. Anm. 210. - Das romanische Mauerwerk der Ringmauer besteht aus einem Fischgrätenverband (opus spicatum) und ist in "Gipsmörtel mit sorgfältiger Fugenritzung gesetzt". - Schmitt 1998, S. 16-17. 842 Bei Schmitt (1998) ist die Rede von einem Kellergeschoss (S. 22) bzw. einem "sehr tief liegenden Erdgeschoss" (S. 25). Für eine Definition als Unter- bzw. Kellergeschoss spricht seiner Ansicht nach auch die Tatsache der fehlenden Fensteröffnungen auf der Hofseite (S. 22). - Im Untergeschoss des Saalbaus lag das Fußbodenniveau ca. 4,8 m unter der Schwelle des Zuganges des im Nordosten anschließenden Wohnturms, das des darüber liegenden Geschosses lag ca. 1,3 m darunter. - Schmitt/Weise 1997, S. 5. – Schmidt (1998, S. 22-23) spricht bei dem mindestens zweigeschossig angelegten Saalbau von einem Unter- bzw. Keller- und einem Erdgeschoss, während Strickhausen (1998a, S. 112-113) die Bezeichnung Erdgeschoss und erstes Obergeschoss wählt. 843 Es erfolgte aber in gotischer Zeit eine zweischiffige Einwölbung des Untergeschosses. - s. Doering 1902, S. 65. Schmitt 1998, S. 31. - Strickhausen 1998a, S. 113. 844 Um 1980 wurde der romanische Türbogen des Untergeschosses durch den Einbau einer Toilette zerstört. - Schmitt 1998, S. 22. 845 Schmitt 1998, S. 22. 342 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt Abb. 335 und Abb. 336: Südansicht Saalbau (links vom Strebepfeiler) und spätgotischer Wohnbau. (Foto: Verf. 1996 und aus: Strickhausen 1998a, S. 330, Abb. 20) 343 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt romanisches Mauerwerk = Rechtsschraffur gotisches Mauerwerk = Kreuzschraffur barockes Mauerwerk von 1768 = Linksschraffur Abb. 337 und Abb. 338 und Abb. 339: Westansicht von Wohnturm/Bergfried und Saalbau. Foto heutiger Bestand (aus: Schmitt 1996c, S. 5). - Zeichnerische Bestandsdokumentation von R. Schmitt. (aus: Schmitt 1998, S. 37, Abb. 13). - Zeichnung 1858. (Foto: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, in: Schmitt 1994b, S. 31) 344 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt Auch das erste Obergeschoss,846 das noch ursprüngliches Mauerwerk bis ca. 4,5 m Raumhöhe aufweist, scheint aus einem die gesamte Geschossfläche einnehmenden Raum bestanden zu haben. In der Südwestecke sind Reste eines Kamins, d. h. Ansätze von den die ehemalige Kaminhaube tragenden Pfeilern und Teile des abgemauerten Schlotes, erhalten. Aus romanischer Zeit lassen sich der ursprüngliche Rundbogen einer Öffnung in der Nordostecke847 sowie eine weitere Öffnung in der Ostwand848 nachweisen. Der romanische Zugang zu diesem Geschoss ist nicht bekannt, aber es könnte ein hochgelegener Eingang im Obergeschoss der Hoffassade angenommen werden.849 Es gibt am Bauwerk kaum Anhaltspunkte für das Vorhandensein eines zweiten Obergeschosses. R. Schmitt hält es jedoch für möglich, dass das zu allen Seiten ausgenommen der Südwestseite zum Saalbau hin - vorhandene Gesims des Wohnturmes ursprünglich auch am Saalbau entlang gezogen worden war. Damit wäre ein Hinweis auf ein weiteres Geschoss gegeben, in welchem sich auch ein Saal befunden haben könnte.850 Saal: Geht man von der Annahme einer ungeteilten Grundfläche im Obergeschoss aus, so kann dort ein Saal vermutet werden, der in seiner Südwestecke mit einem Kamin ausgestattet war. Bis auf einen ursprünglichen Rundbogen in vermauerter Öffnung, in der Ostwand dicht beim Wohnturm sowie eine weitere Öffnung, ebenfalls in der Hoffassade, sind keine romanischen Wandöffnungen mehr vorhanden. Maße Saalbau:851 Grundriss Kernburg: Grundriss Saalbau UG/KG (Außenmaße): Höhe UG/KG: Saal OG (i. L.): ca. 67 m : 30 m ca. 14,5 m : 10,8 m ca. 3,2 m ca. 13,4 m : 7,85 m = 105,19 qm Heutiger Bestand: Die Außenmauern des Saalbaus sind z. T. zweigeschossig erhalten. Vom ersten Obergeschoss ist originales Mauerwerk im Südosten noch bis ca. 4,5 m Raumhöhe vorhanden. Abgesehen von den Resten der beiden erwähnten romanischen Rundbogenöffnungen in der Hoffassade stammen alle heute noch sichtbaren Fensterbzw. Türöffnungen aus späteren Umbauphasen der Burganlage. Im Zusammenhang mit einem in gotischer Zeit errichteten Gang im Nordosten des Saalbaus, zum Wohnturm hin, wurde eine Spitzbogentür im Westen angelegt. Sie ist846 Seine Außenmauern erheben sich über dem Untergeschoss mit einen Mauerrücksprung von ca. 0,35 m im Osten und 0,5 m im Westen. - Schmitt 1998, S. 23. 847 Dieser im nördlichen Bereich in der Hofwand, beim Wohnturm vorhandene originale Rundbogen einer Öffnung, welche mehrmals (zuletzt 1901) neu gemauert wurde, könnte auf einen hoch gelegenen Eingang hindeuten. Doering 1902, S. 65. - Schmitt/Weise 1997, S. 6. - Schmitt 1998, S. 23. - Strickhausen 1998a, S. 113. 848 Sie wird nach Schmitt (1998, S. 23-24) noch der romanischen Bauphase zugeordnet, weil sie von der Nordmauer des östlich angrenzenden, in gotischer Zeit errichteten Gebäudes zugesetzt wurde. 849 Auf den Eingang zum ersten Obergeschoss könnte die Rundbogenöffnung in der Nordostecke der Hoffassade, nahe des Wohnturmes, hindeuten, so dass in diesem Falle der Saal dann seitlich zu betreten gewesen wäre. Schmitt 1998, S. 24. - Strickhausen 1998a, S. 113. - Da Saalbau und Wohnturm in unmittelbarem baulichen Zusammenhang standen, war der Wohnturm vermutlich vom Saalbau aus zugänglich. In diesem Fall wäre kein hoch gelegener, separater Zugang zum Wohnturm notwendig gewesen. - Schmitt/Weise 1997, S. 5. 850 Schmitt/Weise 1997, S. 7-8. - Schmitt 1998, S. 24-25. 851 Angaben nach R. Schmitt 1998 und Strickhausen 1998a. 345 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt seit Jahrhunderten vermauert - erhalten geblieben, ebenso wie ein gotisches Fenster im ersten Obergeschoss der Westwand.852 In neuzeitlichen Umbauphasen entstanden die rechteckigen Fensteröffnungen. Der Stützpfeiler an der Südostecke des Saalbaus stammt aus dem Jahr 1879 und der kleinere Pfeiler an der Südwestecke wird laut Inschrift in das Jahr 1768 datiert .853 Abb. 340: Ostansicht (Hoffassade) von Saalbau und Wohnturm/Bergfried. (aus: Schmitt 1996b, S. 21, Abb. 11) 852 Schmitt: 1996c, S. 18-19 und 1998, S. 31. 853 Zu neuzeitlichen Veränderungen am Saalbau: Schmitt 1998, S. 35ff. 346 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt Abb. 341: Ost-West-Schnitt durch den Saalbau, mit Blick auf die Nordwand. Zeichnung von O. Doering. (aus: Doering 1901/02, S. 64, Abb. 64) Abb. 342: Saalbauostfassade, Eingangsbereich mit freigelegter romanischer Kellertür. Foto 1901. (aus: Schmitt/Weise 1997, S. 11, Abb. 6) 347 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt Entstehungsgeschichte/Datierung: Die angeblich von Markgraf Ekkehard I. im Jahre 998 gegründete und nach ihm benannte Burg kann nicht an heutiger Stelle gelegen haben. Vermutlich kam sie 1046 an das Reich und wurde im Jahre 1121 von Heinrich V. an den Thüringischen Grafen Ludwig dem Springer zum Eigentum übertragen.854 Ihre erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1066, in welchem König Heinrich IV. in Eckartsberga urkundete.855 Im Jahre 1185 stellte erstmals Landgraf Ludwig III. dort eine Urkunde aus. Nach Aussage von R. Schmitt soll vermutlich sein Bruder Landgraf Hermann I. Ende des 12. Jahrhunderts - zur gleichen Zeit mit seinem Ausbau der Neuenburg - die Eckartsburg auf ihren heutigen Platz verlegt und einen Neubau errichtet haben.856 Die stilistische Datierung nach den Bauformen weist nach Meinung von W. Hotz auf eine Entstehungszeit des Saalbaus "nach 1200" hin. R. Schmitt ordnet "die romanische Bausubstanz der Kernburg ins spätere 12. Jahrhundert", G. Strickhausen um „ca. 1165/70" ein.857 Im Jahre 1247 kam es zur Eroberung und Zerstörung der Eckartsburg, welches auch durch Grabungsbefunde von 1901 und 1992 belegt worden ist.858 Unmittelbar danach könnten die gotischen Umbauten im Saalbau und die Aufstockung des Wohnturmes um ca. 13 m zu einem Bergfried erfolgt sein. Im Saalbau wurde zur nordöstlichen Schmalseite hin eine 0,95 m starke Bruchsteinwand eingezogen, wobei ein Gang zwischen Saalbau und Wohnturm entstand.859 Weiterhin kam es zur Einwölbung des Erdgeschosses im Saalbau.860 Neuzeitliche Reparaturen und Umbauten führten ab dem 16. Jahrhundert neben der Erhöhung der Saalbaumauer zum Einsetzen der heute noch am Bauwerk sichtbaren Fenstergewände. Die Errichtung der beiden Stützpfeiler an der südwestlichen Schmalseite des Saalbaus erfolgte in den Jahren 1768 (an der Südwestecke)861 bzw. 1879 (an der Südostecke). 1860 wurde in dem östlichen Bereich des nach Südosten an den Saalbau anschließenden, im 15. Jahrhundert errichteten Gebäudes eine Gastwirtschaft eingerichtet. 1901 fanden Bauuntersuchungen und Ausgrabungen in der Burganlage 854 Schmitt/Weise 1997, S. 4. - Schmitt 1998, S. 15-16. - Strickhausen 1998a, S. 110. 855 Dipolomata Heinrici IV. Nr. 183. – s. Strickhausen 1998a, S. 110 u. Anm. 176. 856 Schmitt/Weise 1997, S. 5. - Schmitt 1998, S. 16. - G. Strickhausen (1998a, S. 114) vermutet, dass es sich bei dem Erbauer der Eckartsburg um Landgraf Ludwig II. handelt. 857 Eine stilistische Datierung der mit der Ringmauer im Verband stehenden Gebäude und somit auch des Saalbaus kann über die Kapitelle des Doppelarkadenfensters im zweiten Obergeschoss der Nordwestwand des Wohnturmes erfolgen. – Zur Datierung: Hotz 1992, S. 246. - Schmitt1996c, S. 22. - Strickhausen (1998a, S. 114 u. S. 47) erklärt seine Datierung aus der engen Verwandtschaft des Wohnturmfensters der Eckartsburg mit den Fenstern sowie der Tür im ersten Obergeschoss des Saalbaus der Burg Weißensee, den er in die Zeit um 1170 setzt. 858 Die Grabungen 1901/02 brachten Bau- und Brandschutt und auch Brandschichten an der südlichen Ringmauer zutage. – Zur Zerstörung der Burg von 1247: Schmitt 1996c, S. 18 und 1998, S. 29 u. Anm. 29. 859 Durch diesen sog. "Fluchtgang" wurde in der nordwestlichen Ringmauer ein Ausgang vom Saalbau über eine spitzbogige (erhaltene, jedoch vermauerte) Außentür sowie über eine zweite Tür vom Burghof im Osten ermöglicht. Diese östliche Tür in der Hoffassade ist an Stelle einer romanischen Öffnung angelegt und mehrfach gestört, zuletzt (laut Inschrift) 1901 neu gemauert worden. - Schmitt 1996c, S. 18 und 1998, S. 31. 860 Während Reparaturarbeiten an den Burggebäuden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und auch bei den Untersuchungen der Eckartsburg von O. Doering im Jahre 1901/02 waren noch die alten, z. T. zerstörten Gewölbe des Saalbauuntergeschosses erkennbar. - Schmitt 1996c, S. 7-8 und 1998, S. 31, 44. 861 Für das Jahr 1562 schriftlich erwähnt ist die Erhöhung der Saalbaumauer sowie der Bau eines Stützpfeilers, mit dem nach R. Schmitt (1998, S. 35) derjenige an der südwestlichen Saalbauecke gemeint sein könnte, welcher dann später durch den laut Inschrift auf 1768 datierten Pfeiler ersetzt worden wäre. 348 Eckartsburg bei Eckartsberga/Sachsen-Anhalt unter der Leitung von Provinzialkonservator Oskar Doering statt.862 Ab 1934 kam es zur statischen Mauerwerkssicherung im Saalbau durch Betonanker unter Fußbodenniveau sowie -pfeiler vor den inneren Fassadenwänden.863 Abb. 343: Blick auf die Südwand des Saalbaus von innen mit romanischen Mauerwerksresten im unteren Bereich. (aus: Schmitt 1996c, S. 19) Abb. 344: Untere Südwestecke des Saalbaus nach der Freilegung 1991. Romanisches Mauerwerk mit Ritzfugen. (aus: Schmitt 1996b, S. 23, Abb. 13) 862 Zu den Ausgrabungen: s. Schmitt 1996c, S. 8 und ausführlich: Naumann 1902c. - Zu Bestand und Reparaturen an der Burganlage im 19. und 20. Jahrhundert: Schmitt 1994b, S. 28-39 und 1998, S. 43-53. 863 Schmitt 1998, S. 52. 349 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik Seit 1991/92 liefen umfangreiche Sicherungsarbeiten und Untersuchungen864 am Wohnturm, am Saalbaumauerwerk und der südlichen Ringmauer, die vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt bauarchäologisch betreut wurden. Im Zusammenhang mit den Instandsetzungsarbeiten kam es zur Modernisierung und Erweiterung des gesamten Gaststättenbereichs nach Osten bis an das Torhaus sowie zur Einrichtung museal nutzbare Räume im Saalbau. Dabei erhielt der Saalbau einen neuen Fußboden sowie ein Giebeldach aus Glas. Dieses Glasdach wurde auf einer Stahlkonstruktion an der Innenseite der Saalbauumfassungsmauern befestigt und dabei so tief gesetzt, dass es nach außen nicht in Erscheinung tritt. Diese Modernisierungsmaßnahmen, die unter der Leitung der jetzigen Eigentümerin der Burganlage, der Stiftung „Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt“ erfolgten, wurden bis 1998 abgeschlossen.865 Literatur: Doering, Eckartsburg, 1901/02, S. 53-56, 61-65, 84-86. - Doering, Ausgrabungen, 1902, S. 55-59. Naumann, Schloss Eckartsberge, 1902a. - Naumann, Ruinen, 1902b. - Naumann, Ergebnisse, 1902c, S. 3-14. - Osteritz/Schröder, Funde, 1995, S. 216-220. - Platen/Schäfer/Bauer, Eckartsburg, 1977. Rothe, Eckartsburg, 1963. - Schmitt, Bauforschung, 1994a, S. 81-82. - Schmitt, Reparatur- und Ausbauarbeiten, 1994b, S. 28-39. - Schmitt, Burgen, 1996b, S. 19-26. - Schmitt, Eckartsburg, 1996c. Schmitt, Baugeschichte, 1998, S. 15-53. - Schmitt/Weise, Forschungen, 1997, S. 4-14. - Strickhausen, Burgen Ludowinger, 1998a, S. 110-114. - Tebruck, Eckartsburg, 1998, S. 11-64. - Wäscher, Feudalburgen 1, 1962, S. 153-157. - Wirth, H., Burg, 1998, S. 94-98. 5.6 Eger (Cheb), Pfalz/Tschechische Republik Lage: Oberhalb der Siedlung Eger, auf einem Felsen, der steil zum gleichnamigen Fluss hin abfällt, liegt diese am weitesten östlich gelegene Pfalzruine des Reiches der Stauferdynastie. Ihr langgestreckter Saalbau befindet sich im östlichen Teil der Nordfront des Burgberings,866 in einer Ecke der Ringmauer. In unmittelbarer Nähe, d. h. mit nur 3 m Abstand südlich vom Saalbau, und zwar vor seiner östlichen Hälfte, steht frei im Hof das rechteckige Kapellengebäude.867 Saalbau:868 Im Grundriss zeigt der Saalbau eine langgestreckte, schmale Rechteckform mit jedoch auffallend schräger Führung der westlichen Abschlusswand.869 Das mindestens 864 Ihre Ergebnisse wurden von R. Schmitt seit 1993 vorgestellt. 865 Freundlicher Hinweis von Herrn Schmitt. - Zu den Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen: s. auch Schmitt 1998, S. 53. 866 Die Größe dieses Burgbezirks von ca. 95 x 68 m ist nach Ansicht von J. E. Jonas und O. Schürer dadurch entstanden, dass die alte Burg 1180/90 abgebrochen und ein Gräberfeld des 10./11. Jahrhunderts im Westen in das Areal einbezogen wurde. Dadurch kam es zur Verdoppelung der ursprünglichen Flächengröße. Das Gräberfeld wurde durch Ausgrabungen in den Jahren 1911 und 1932/33 entdeckt. - s. Binding 1996, S. 370-371. - Schürer 1934a, S. 47ff. 867 Zur Doppelkapelle: Schürer 1934a, S. 34-44. – Binding 1996, S. 379-388. - Tietz-Strödel 1992, S. 26-59. 868 An dieser Stelle möchte ich Herrn Dr. Zeune recht herzlich für seine Auskünfte zur Pfalz Eger sowie für die beiden von ihm für meine Dissertation zur Verfügung gestellten farbigen Aufnahmen von der Pfalz aus dem Jahr 1993 danken. - Auch Herrn Dr. Thomás Durdík, Prag, bin ich für das Zusenden einiger Schwarz-Weiß-Photos von der Saalbauruine Eger zu Dank verpflichtet. Ebenso danke ich Herrn Michael Rykl, Prag, für seine Ausführungen zur Literatur über Eger sowie einige Farbfotos vom Außenbau des Saalbaus. 869 Die stark vom rechten Winkel abweichende, schräg verlaufende Westmauer ist nach Meinung von M. TietzStrödel (1992, S. 20) nur unter der Berücksichtigung eines Vorgängerbaus zu erklären. Ausgrabungen Anfang des 350 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik zweigeschossig angelegte Gebäude bildet mit seiner Nord- und Ostmauer zugleich die Ringmauer der Burganlage. Abb. 345: Grundriss der Pfalzanlage mit Grabungsbefunden, nach D. Menclová. (aus: Binding 1996, S. 371, Abb. 169) Abb. 346: Nordfassade des Saalbaus mit Fachwerkobergeschoss (Ende des 15. Jahrhunderts). Rekonstruktion von W. Hotz. (aus: Hotz 1992, S. 86, Z. 25) 20. Jahrhunderts, die an dieser Stelle eine alte Mauer freilegten, lassen vermuten, dass vielleicht schon zu Beginn des Saalbaus dort ein Gebäude stand, dass dann wohl mit ihm neu errichtet worden war. 351 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik Abb. 347: Südansicht (Hoffassade) und Grundrisse des Saalbaus. Nach einem Plan von 1694. (aus: Binding 1996, S. 374, Abb. 172) Die Außenmauern des Saalbaus bestehen aus relativ grobem TonschieferBruchsteinmauerwerk in unregelmäßigem Fugenverband. Seine Tür- und Fenstergewände, Eckquader sowie auch Deckenkonsolsteine sind aus sorgfältig bearbeitetem Granit und die Säulen der Fensterarkaden aus weißgrauem Marmor ausgeführt.870 870 Zum Mauerwerk: Schürer 1934a, S. 27. - Binding 1996, S. 376. 352 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik Gemäß des von Norden nach Süden ansteigenden Terrains liegt die Südseite des Untergeschosses unter dem Erdniveau. Es ist also zum Hof kellerartig vertieft, während es sich zum Tal hin als Erdgeschoss öffnet.871 Aufschlüsse über die ursprüngliche Inneneinteilung dieses unteren Geschosses ergaben Ausgrabungen von J. E. Jonas aus dem Jahr 1911, welche im Plan von 1694872 dargestellt sind: Eine mächtige Quermauer westlich des Portals bildete zwei Haupträume.873 Über dem 4 m hohen Untergeschoss lag eine flache, von insgesamt sechs Stützen unter einem mittleren Unterzug getragene Holzbalkendecke auf Streichbalken über steinernen Konsolen.874 Der Bestand der Saalbauaußenwände, wie O. Schürer ihn 1934 in Plänen875 und Text beschreibt, ist bis heute im Wesentlichen erhalten geblieben. Das Erdgeschoss besitzt in seiner talseitigen Nord- und Ostwand eine Anzahl in unterschiedlicher Höhe angeordneter und mit unterschiedlicher Breite versehener Schlitzfenster. Ihre unregelmäßige Anordnung legt die Vermutung nahe, dass ein Teil von ihnen aus einem späteren Umbau stammt. O. Schürer hält die etwas größeren, mit Ziegelmauerwerk gefütterten Fenster der Mittelreihe ihrer Form in flachbogig überdeckten tiefen Nischen wegen für ursprünglich.876 Somit ergibt sich für ihn im Untergeschoss eine Belichtung in der nördlichen Talmauer durch je drei, in gleichem Abstand und auf einheitlicher Höhe angeordneter Fenster877 für den West- sowie den größeren Ostraum. Dieser besitzt zusätzlich noch zwei entsprechende Fensteröffnungen in seiner Ostmauer, welche heute vermauert sind. In der Hoffassade im Süden befindet sich ein kleines, über eine Schräge erreichbares Portal878 als Zugang zum unteren Geschoss. Das Obergeschoss, dessen Außenmauern ihre Dicke über der unteren Balkenlage mit innerem Rücksprung von ca. 1,50 m auf 1,15 m verringerten, besaß ein Portal, welches über dem des Erdgeschosses ca. 2 m über Hofnivau lag und durch eine Freitreppe zugänglich war. Mit dem Obergeschoss der Kapelle war das Hauptgeschoss des Saalbaus durch einen Holzgang verbunden.879 Im Obergeschoss der Westgiebelmauer befindet sich ein Rundbogenportal, das zu einem vermutlich im 15. Jahrhundert westlich angebauten oder erneuerten Gebäude führte.880 871 Schürer 1934a, S. 28. - Somit erfolgte der Eingang an der Hoffassade nach Tietz-Strödel vermutlich über eine nach unten führende Treppe. In der Barockzeit, als der Saalbau als Munitionsdepot genutzt wurde, kam es durch Aufschüttung zur Anhebung des Hofniveaus, und es entstand die heutige steile Rampe. – Tietz-Strödel 1992, S. 21. 872 Schürer 1934a, S. 63, Abb. 10. 873 Ob eine weitere Unterteilung des Untergeschosses vorlag, konnte O. Schürer aus dem Baubefund nicht mehr erschließen. - Schürer 1934a, S. 29. 874 Bei Ausgrabungen im Jahre 1911 wurden sechs Pfeilerauflager in der mittleren Längsachse sowie die raumteilende Quermauer aufgedeckt. - Schürer 1934a, S. 48. 875 s. Schürer 1934a, Abb. 44/45: Innenansicht der Nordwand und Grundriss; Abb. 46/47: Innenansicht der Südmauer, Ost- und Westmauer. 876 Im Gegensatz zu Schürer ordnet Samankova (Samancova, Eva: Cheb. Prag 1974, S. 17) die größeren segmentbogig geschlossenen Untergeschossfenster jedoch gerade auf Grund ihrer Fütterung mit Ziegelmauerwerk in die Barockzeit ein. – Tietz-Strödel, S. 21 u. Anm. 70. 877 Das erste Fenster im Westen ist wohl erst 1920 zu einer Tür vergrößert worden. - Schürer 1934a, S. 28. 878 Seine Maße betragen 1,40 m in der Breite und 2,30 m in der Scheitelhöhe. - Schürer 1934a, Abb. 46/47. 879 Im Jahr 1911 legte Julius Ernst Jonas in ca. 2,50 m Abstand von den Kapellenwänden Fundamente frei, welche er zusammen mit den in der Kapellenmauer befindlichen Kragsteinen zu einer die Kapelle westlich umlaufenden Holzgalerie rekonstruierte. - Binding 1996, S. 379. - Die Rekonstruktion von Bernhard Grueber (1864, S. 27) zeigt eine Holzgalerie, welche vom Portal des Saalbauobergeschosses in der Mitte der Südwand zum Kapellenobergeschoss führt und dabei dessen westliche Hälfte umläuft. An der Westfassade der Doppelkapelle ist das Portal im Obergeschoss bis heute erhalten geblieben. – Zum hölzernen Verbindungsgang: Schürer 1934a, S. 35. - Binding 1996, S. 379. – Tietz-Strödel 1992, S. 18-19. 880 Schürer 1934a, Abb. 46/47. - Die Fundamente dieses nicht unterkellerten bzw. in den Boden eingetieften Bauwerks wurden Anfang des 20. Jahrhunderts ausgegraben. - Schürer 1934a, S. 30. 353 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik Abb. 348: Rekonstruktion der Pfalzanlage im 13. Jahrhundert von O. Schürer. Blick von Südwesten. (Ausschnitt aus: Schürer 1934a, S. 91, Abb. 12) Abb. 349: Nordostansicht der Pfalzanlage. Nach einer Lithografie von B. Grueber 1864. (aus: Schürer 1934a, Foto-Bl. 8) 354 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik Abb. 350: Saalbau, Innenwand der Nordfassade (Talseite) und Grundriss. Zeichnung von O. Schürer 1934a, Abb. 44/45. (aus: Binding 1996, S. 373, Abb. 171) Abb. 351: Innenansicht der Saalbaumauern von O. Schürer. Oben: Südmauer, unten links: Ostmauer, unten rechts: Westwand. Mitte: Fensterkapitell in der Südwand. (aus: Schürer 1934a, Abb. 46/47) 355 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik In der talseitigen Nordwand des Hauptgeschosses sind in der östlichen Hälfte drei symmetrisch angeordnete Fünferarkaden zu sehen. Im Westteil befinden sich in unterschiedlicher Höhe angebracht zwei verschließbare Doppelfenster und drei hoch gelegene Rundfenster. Weiterhin sind in diesem westlichen Bereich der Nordfassade zwei rechteckige Türen zu Aborterkern mit erhaltenen Außenwandkonsolen und zwei Kaminschlote vorhanden. Aus der Fensterverteilung der talseitigen Nord- und auch der Ostansicht sowie dem Plan von 1694 lässt sich die Raumaufteilung des Hauptgeschosses in ihren Hauptzügen rekonstruieren: Den östlichen Teil nahm in der ganzen Tiefe ein großer Saal ein, an den sich nach Westen, an die ins Obergeschoss hochgeführte Trennmauer, zwei oder drei Räume anschlossen. Diese beanspruchten auf Grund ihrer Proportionen wohl nicht die ganze Gebäudetiefe, weshalb ihnen vermutlich ein Gang im Süden vorgelegt war.881 Über das mögliche Vorhandensein eines zweiten Obergeschosses kann der heutige Befund keine Auskunft mehr geben.882 Saal: Im Osten des Obergeschosses lag der Saal, der etwas mehr als die Hälfte der Gebäudegrundfläche einnahm. Ob er ursprünglich zweischiffig war, ist heute nicht mehr nachweisbar.883 Drei symmetrisch angeordnete Fünferarkadenfenster auf der nördlichen Talfassade und ein auffällig höher gelegenes Doppelfenster auf der östlichen Schmalseite884 gaben dem Saal Licht. Die Fenstergruppen im Norden bestehen aus je fünf 2,20 m hohen Arkaden, welche ganz an die Außenseite der Mauer gerückt sind. Dadurch entsteht auf der Innenseite eine 40 cm tiefe, in sehr flachem Bogen überwölbte, 5,10 m breite und 3,05 m hohe Nische, die in Höhe der Sohlbank endet. Jeweils vier Marmorsäulen, deren attische Basen mit Ecksporen verziert sind, tragen ausladende Sattelkämpfer, die in vier Fällen mit den einfachen Würfelkapitellen eine architektonisch verschmolzene Form bilden.885 In der Südfassade, an der Südwestecke des Obergeschosssaales lag das bereits erwähnte über eine Freitreppe vom Hof aus zugängliche Portal. Maße Saalbau:886 Grundriss Burganlage: ca. 95 m : 68 m Grundriss Saalbau UG (Außenmaße): 46,5/49 m : 12,8/13 m Höhe UG: ca. 4 m 881 Je nachdem, wie die Abtritte und Kamine zugeordnet werden, ergeben sich zwei Räume von etwa 8 und 13 m oder drei Räume von ca. 8,8 und 4 m Länge, wie sie auf dem Plan von 1694 (s. Schürer 1934a, S. 63, Abb. 10) zu sehen sind. Dieser Plan zeigt auch, dass die Innenwände der Westräume aus Holz waren und ihre Raumtiefe etwas mehr als die Hälfte der Saalbaubreite, also ca. 5 m, ausmachte. - Binding 1996, S. 377-378. – Zur Raumaufteilung des Obergeschosses: s. auch Tietz-Strödel 1992, S. 22-24. 882 Die Mauerstärke des Saalbaus könnte die Belastung durch ein weiteres Obergeschoss zulassen. Der auf alten Abbildungen zu sehende Fachwerkaufbau stammt aus der Zeit nach einem Brand im Jahre 1472. - Zur Frage nach der Möglichkeit eines zweiten Obergeschossaufbaus: Binding 1996, S. 378. - Schürer 1934a, S. 32. 883 Auf dem Plan von 1694 (Schürer 1934a, S. 63, Abb. 10) sind in der mittleren Längsachse drei Stützen eingezeichnet, welche unter einem Unterzug eine flache Holzbalkendecke getragen haben dürften. - War der Saal ursprünglich zweischiffig, so könnten drei Stützen auf den entsprechenden Stützen des Untergeschosses gestanden haben, deren Pfeilerauflager 1911 ausgegraben wurden. – Tietz-Strödel 1992, S. 22. 884 Anhand seiner auffallenden Fensterverschiebung zur linken (nördlichen) Seite der Ostwand vermutet Tietz-Strödel (1992, S. 22) rechts (südlich) von diesem Fenster den ursprünglichen Platz des Thrones Kaiser Friedrichs I. 885 Schon bei Grueber fehlten 1864 drei dieser Fenstersäulen, welche später erneuert wurden. - Binding 1996, S. 376. 886 Angaben nach Binding 1996, S. 373, 376-377. 356 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik Saal 1. OG (i. L.): 25,5/26,5 m : 10,8 m = ca. 280,8 qm Abb. 352: Nordostansicht des Saalbaus. (Foto: Michal Rykl, Prag) Abb. 353: Westlicher Bereich der Saalbaunordfassade. (Foto: Michal Rykl) 357 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik Heutiger Bestand: Von den zweigeschossig erhaltenen Außenmauern des Saalbaus sind nur die Nord- und Ostmauer bis in Obergeschosshöhe aus romanischer Zeit. Die hofseitige Südmauer ist im Westen bis ins Hauptgeschoss erhalten, in ihrem östlichen Bereich teilweise bis zur Erdgeschosshöhe zerstört. Sie besitzt Fenster- und Türöffnungen, welche nach Meinung von O. Schürer nicht auf den ursprünglichen Bestand zurück zu gehen scheinen. Und die Westmauer des Saalbaus war vermutlich im späten 15. Jahrhundert bei der Errichtung des in seinen Fundamenten ergrabenen westlichen Anbaus erneuert worden.887 Die freistehende Kapelle südlich vom Saalbau ist bis zum Dachansatz ganz erhalten. Ihre ursprüngliche, bis 1762 vorhandene Bedachung wurde 1818 durch das heute noch sichtbare Walmdach ersetzt. Entstehungsgeschichte/Datierung: Erstmals schriftlich erwähnt wird der Name Eger als Egire 1061 in einer Urkunde König Heinrichs IV. Die Erschließung der Eger Region wurde unter Diepold III. begonnen, welcher 1093-1146 urkundlich bezeugt ist. Im Jahre 1167 übernahm Friedrich I. (Barbarossa) das Egerland, welches sich seit 1146 im Besitz der Reichsdynastie der Staufer befand. Erstmals ist Friedrich Barbarossa 1179 in Eger nachweisbar,888 bei seinem zweiten Aufenthalt in Eger 1183 urkundete er in dem "castrum imperatoris Egere".889 Zu jenem Zeitpunkt müsste die an Stelle einer älteren Burg neu errichtete Pfalz890 im Bau und nach F. Kubu zumindest zum Teil wohl schon funktionsfähig gewesen sein.891 Auf Grund politisch-historischer Überlegungen setzt eine Reihe von Forschern, u. a. O. Schürer, G. Schlag und E. Bachmann, die Errichtung des Saalbaus in die Zeit von 11791188, also zwischen dem ersten und dritten Kaiseraufenthalt.892 Während O. Schürer Saalbau, Turm sowie das Untergeschoss der Doppelkapelle stilistisch in die Jahre 118090 setzt, datiert er die obere Kapelle um 1215-1225.893 W. Hotz gibt auf Grund seiner kunsthistorischen Einordnung der Kapelle für den Baubeginn der Pfalzanlage die "späten 60er Jahre des 12. Jahrhunderts" an und setzt ihre Vollendung unter Berücksichtigung historischer Daten in die Zeit "vor 1183".894 887 Schürer 1934a, S. 27, 30. 888 Zu den Anfängen von Eger: s. auch Binding 1996, S. 369-370. 889 Heinrich Gradl: Monumenta Egrana, Denkmäler des Egerlandes als Quellen für dessen Geschichte, Bd. 1 (8051322), Eger 1886, Nr. 94-96, S. 32. – Monumenta Germaniae Historica. Die Urkunden Friedrichs I. 4, Nr. 845, S. 64-65. - s. Kubu 1994, S. 51 u. Anm. 12. 890 Im östlichen Bereich des Burgplateaus wurden durch die Ausgrabungen von 1911 und 1932/33 ein ausgedehntes Gräberfeld des 10./11. Jahrhunderts, im westlichen Teil Fundamente einer älteren Burganlage gefunden. Nach Ansicht von J. E. Jonas und O. Schürer kam es nach Abbruch der alten Burg durch Einbeziehung des Gräberfeldes zur Vergrößerung des Areals auf etwa die doppelte Fläche. Danach entstand die neue Pfalzanlage mit Saalbau und Kapelle im Osten, angeblich auf dem ehemaligen Friedhofsgelände. - Binding 1996, S. 370-371 u. Anm. 84. 891 1188 konnte Eger für Friedrich Barbarossa zur Weihnachtspfalz ausgewählt werden. Dies lässt nach Ansicht von F. Kubu (1994, S. 51 u. Anm. 14) vermuten, dass die Bauarbeiten dort zu jenem Zeitpunkt wohl schon erheblich fortgeschritten waren. 892 Tietze-Strödel 1992, S. 13. 893 Da genau gleiche Basenprofile in Saalbau und Kapelle zu finden sind, wird der Kapellenbau nach Ansicht von Schürer (1934a, S. 110) wohl gleichzeitig mit der Errichtung des Saalbaus begonnen worden sein. - Auf Grund der unterschiedlichen Baustile der beiden Kapellengeschosse nahmen bislang die meisten Bauforscher einen Kapellenbau in zwei Phasen an, zwischen denen ca. 30 Jahre liegen. Der heutige Stadtarchäologe von Eger, Dr. Pavel Sebesta vertritt auf Grund jüngster Ausgrabungsergebnisse im Bereich der Kapelle die Ansicht der Errichtung der Doppelkapelle in einem Zug und zwar kurz nach 1200. - Kubu 1994, S. 62. 894 Hotz 1992, S. 89. - s. dazu auch Binding 1996, S. 368. 358 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik Abb. 354 und Abb. 355: Innenraum des Saalbaus. Blick nach Osten (links: Talseite) und Westen (links: Hofseite). (Foto: Verf. 2001) Nach G. Binding ist die allgemein in der Bauforschung vorgeschlagene Datierung für Saalbau, Kapelle und Turm auf 1170/80 unter Friedrich Barbarossa stilistisch nicht überzeugend begründbar. Deshalb schlägt er für diese Gebäude eine Entstehungszeit im 359 Eger (Che b), Pfalz /Tschec hisc he Re publik ersten Drittel des 13. Jahrhunderts, d. h. "in den 1220/30er Jahren" wahrscheinlich unter Friedrich II., vor.895 Abb. 356 und Abb. 357: Fünferarkade und Biforienfenster westlich (links) davon im Obergeschoss der Saalbaunordfassade, Innenseite (Fotos: Verf. 2001) 895 Friedrich II. ist 1213, 1214, 1215 und 1219 in Eger nachweisbar. Aufenthalte von Heinrich VII. in Eger sind zwischen 1223 und 1234 belegt, ebenso die beiden von Konrad IV. (gest. 1254) im Jahr 1239 und 1241, womit dann die reichspolitische Bedeutung für diese Pfalz beendet war. – Binding 1996, S. 370. - Bindings Datierungsvorschlag ist annähernd zeitgleich mit Seligenstadt und Wimpfen. - Binding 1996, S. 387-388. - s. auch Rez. Binding 1996, von Thomas Biller, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, 1998, S. 251. 360 Gamburg/Bade n-Württe mberg Nachdem sich Burg und Stadt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts abwechselnd in deutschem und böhmischem Besitz befanden, blieb Eger seit 1322 ein Bestandteil des böhmischen Staates.896 Ein Brand im Jahr 1472 führte zu einem Umbau im Saalbau um 1475/90, wobei dieser ein Fachwerkobergeschoss erhielt, dessen Dachstuhl 1740 wegen Baufälligkeit abgetragen wurde. Schon zur Zeit des Ausbaus der Burg durch Kasematten zur Festung in den Jahren 1646-1740 begann der Verfall ihrer Bauwerke, über deren Zustand 1654 und 1694 Bausachverständige berichteten. 897 Beim Einfall der Franzosen im österreichischen Erbfolgekrieg wurde die zur Festung ausgebaute Burg eingenommen und z. T. zerstört. Nach dem Übergang in den Besitz der Stadt Eger im Jahre 1895 kam es zur Sicherung ihrer Ruine.898 Seit 1957 gilt sie als staatliches Baudenkmal und seit 1958 ist das Museum in Eger ihr Verwalter. Archäologische Ausgrabungen wurden auf der ursprünglichen Ruine mehrmals durchgeführt, und zwar 1911 vom Altertumsforscher J. E. Jonas,899 1932/33 vom staatlichen Denkmalamt in Prag900, Anfang der 1960er Jahre vom tschechischen Archäologen Hejna und seit den 1970er Jahren vom Stadtmuseum in Eger. 1993/94 wurde eine komplexe historische, archäologische und baugeschichtliche Erforschung und Dokumentation der ehemaligen Pfalz in Eger angeregt. Leider kam dieses geplante, interdisziplinär ausgerichtete Projekt von Forschern aus Eger, Prag und Bamberg auf Grund fehlender Großfinanzierung der Bundesrepublik Deutschland nicht zur Ausführung.901 Der Burghof diente ab 1934 als Freilichtbühne für Wallenstein-Festspiele und wurde noch bis 1991 als Lichtspieltheater genutzt. Seit 1986 können die Ergebnisse und Funde der archäologischen Ausgrabungen in dem als Museum eingerichteten Kasemattenbau im Süden der ehemaligen Pfalzanlage besichtigt werden. Literatur: Arens, Königspfalzen, 1977, S. 137-138. - Binding, Deutsche Königspfalzen, 1996, S. 368-388. Buberl, Kaiserburg, 1942/43, S. 8-13. - Clemen, Kaiserpfalzen, 1911/12/14, S. 4-15, 20-39, 189-193. Grueber, Kaiserburg Eger, 1864. - Kubu, Pfalz Eger, 1994, S. 48-66. - Schürer, Kaiserpfalz Eger, 1934a. - Schürer, Geschichte, 1934b.- Tietz-Strödel, Kaiserpfalz, 1992, S. 12-66. 5.7 Gamburg/Baden-Württemberg Lage: Die Gamburg liegt im nördlichen Taubertal auf einem steilen Bergsporn ca. 90 m über der gleichnamigen Ortschaft.902 Das Erscheinungsbild der Burganlage, die im Grundriss 896 Kubu 1994, S. 53. – Tietz-Strödel 1992, S. 14 u. Anm. 33. 897 Zur nachromanischen Bautätigkeit auf der ehemaligen Pfalzanlage: Schürer 1934, S. 100-109. – Tietz-Strödel 1992, S. 14-15. - Binding 1996, S. 370. 898 Der Autor der ersten Monographie der Pfalz Eger (1864), der Architekt Bernhard Grueber, sicherte das Mauerwerk der Kapelle durch die Errichtung eines neuen Daches sowie die Außenmauern des Saalbaus durch Überdeckung mit Steinplatten. 899 Schürer 1934a, S. 47ff. 900 Zu dieser Zeit wurden die Fundamente der beiden Rundtürme der älteren Burg entdeckt. - Schürer 1934a, S. 51ff. 901 Das interdisziplinäre Projekt sollte auch zum Schutz der Pfalzanlage vor geplanten Ausbaumaßnahmen seitens der Stadt Eger dienen. Maßgebliche Initiatoren dieses Projektes waren Dr. Joachim Zeune, Dr. Andreas Schlunk und Dr. Frantisek Kubu. - Freundliche Auskunft von J. Zeune. 902 Das im 12. Jahrhundert gegründete Zisterzienserkloster Bronnbach liegt nur ca. 5 km von der Gamburg entfernt. Für die Beschreibung der Gamburg haben die beiden Manuskripte von Herrn Dr. Dipl.-Ing. Johannes Gromer 361 Gamburg/Bade n-Württe mberg ein langgestrecktes Oval von ca. 90 x 45 m bildet, ist heute durch Umbauten in der Spätgotik und vor allem in der Renaissance gekennzeichnet. Auf der höchsten Erhebung des Burghofes, in der Mitte der Anlage steht der Bergfried.903 Nordwestlich von ihm befinden sich drei Wohngebäude, die seit der Renaissancezeit von zwei Wendeltreppentürmen904 erschlossen werden. Es handelt sich um den in seinem Kern romanischen Saalbau und den nordwestlich anschließenden sog. Mittleren Bau, der905 vermutlich aus dem 14./15. Jahrhundert stammt. Spitzwinklig zu diesem steht auf der Nordostseite der im 13./14. Jahrhundert errichtete Hintere Bau.906 Die an der östlichen Langseite der ehemaligen Burganlage vorhandenen Wirtschaftsgebäude stammen nördlich des Bergfrieds aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, südlich davon aus dem 18./19. Jahrhundert. Mit dem benachbarten Bergfried im Südosten bildet der Saalbau wohl den ältesten, noch aus romanischer Zeit vorhandenen Teil der ursprünglichen Burganlage. Ihm ist an seiner Südostecke ein quadratischer Kapellenturm aus dem 15. Jahrhundert, wahrscheinlich an Stelle eines älteren Vorgängerbaus907 vorgelagert. Abb. 358: Lageplan der Burg. Zeichnung von J. Gromer. (aus: Gromer 1994, S. 8, Abb. 3) "Bericht zur bauhistorischen Untersuchung des 2. Obergeschosses im Palas auf der Gamburg" (1994) und die "Bauhistorische Befunddokumentation zur Westfassade des Palas auf der Gamburg" (1996/97) mir wertvolle Information und Hilfe geleistet. Somit bin ich Herrn Gromer für das Einsehen in diese beiden umfangreichen bauhistorischen Untersuchungen sowie die zur Verfügung gestellten Farbfotos zu großem Dank verpflichtet. 903 Der ca. 25 m hohe Bergfried mit seiner Grundfläche von 10 x 10 m ist in seinem Rauminneren noch bis oben hin gewölbt erhalten. - Gromer 1994, S. 7 und 2000, S. 244. 904 Im Osten, an der Nordecke vom Saalbau und Südecke vom sog. Mittleren Bau befindet sich ein durch sein Portal inschriftlich auf das Jahr 1558 datierter Wendeltreppenturm. Für einen weiteren Treppenturm in der spitzwinkeligen Ecke zwischen sog. Mittleren und Hinteren Bau ist inschriftlich eine Erbauungszeit von 1505 angegeben. - Gromer 1994, S. 22-23 und 2000, S. 244-245. - Gromer/Krämer 1995, S. 6. 905 Seine zeitliche Einordnung lässt sich nach J. Gromer aus einer spitzbogigen Öffnung im Erdgeschoss sowie einem spitzbogigen Herdgewölbe erschließen. - Gromer/Krämer 1995, S. 6. - Gromer 2000, S. 244. 906 Wie Grabungsbefunde aus dem Jahr 1993 zeigen, stammt der Hintere Bau aus dem 13./14. Jahrhundert; er erfuhr aber Anfang des 16. Jahrhunderts einen großen Umbau. - Gromer/Krämer 1995, S. 6 u. Anm. 2. - Gromer 2000, S. 244. 907 Die Nordostecke des Kapellenturmes bezieht in seinem Erdgeschoss sowie im ersten Obergeschoss eine ältere Mauerecke ein. - Gromer 1994, S. 10, 18-19, 22, 33, 107-109. 362 Gamburg/Bade n-Württe mberg Abb. 359: Südostansicht des Saalbaus. (Foto: Verf. 1997) Saalbau: Über der Grundfläche eines Rechtecks von ca. 16/16,5 x 12/12,5 m erhebt sich der auf Rotsandsteinfelsen gegründete908 im Mittelalter drei-, seit einem Umbau im 16. Jahrhundert viergeschossige Saalbau. 909 Seine erhaltenen romanischen Umfassungsmauern, welche an der Ostfassade eine Höhe von ca. 11 m über dem Hofniveau, an der westlichen Talseite etwa 15,50 m über dem Niveau des Zwingers erreichen,910 haben Giebelwände in Nord-Süd-Richtung. Nach Vermutung von J. 908 Die Gründung auf den dort anstehenden Rotsandsteinfelsen ist durch das Vorhandensein einer Partie im Keller westlich der Treppe sowie durch die Beobachtungen des jetzigen Besitzers, Herrn Baron Hans-Georg von Mallinckrodt, bei im Hofbereich durchgeführten Grabungen belegt. - Gromer 1994, S. 26. 909 Nachdem Eberhard Rüdt von Collenberg 1546 in den Besitz der Gamburg gekommen war, begann er bald darauf mit umfangreichen Umbauten am Saalbau. Dabei kam es u. a. auch zum Entfernen der romanischen Decke zwischen dem ursprünglichen Erd- und dem Saalgeschoss sowie zum Einfügen eines zusätzlichen Geschosses. Gromer/Krämer 1995, S. 15. 910 Über Lage sowie Ausbildung des mittelalterlichen Traufgesimses ist heute keine Aussage mehr möglich, da der obere Abschluss der romanischen Saalbauumfassungsmauern nicht erhalten geblieben ist. 363 Gamburg/Bade n-Württe mberg Gromer könnten die romanischen Giebeldreiecke gemauert gewesen sein, jedoch dann wahrscheinlich mit einer flacheren Neigung als es die vorhandene Dachkonstruktion aus dem späten 16. Jahrhundert heute zeigt. Für die Dachdeckung des Ursprungsbaus waren wohl Mönch- und Nonnenziegel verwendet worden, da u. a. im Erdreich um den Saalbau eine große Anzahl sehr alter Rundziegel gefunden wurde.911 Drei Holzbalkenzwischendecken, auf konsolengetragenen Streichbalken und von jeweils einem mittleren Längsunterzug unterstützt, waren zwischen den Umfassungsmauern des Gebäudes angebracht. Seine Innenraumstruktur wurde im Mittelalter durch drei übereinander liegende, die gesamte Geschossfläche einnehmende Säle gebildet.912 Die von Eckquaderungen913 eingefassten, aus etwa 1,40 m starkem Bruchsteinmauerwerk bestehenden Außenmauern des Saalbaus besitzen bis zur Dachtraufe ungefähr die gleiche Wandstärke. Nur die Giebelwände im Norden bzw. Süden sind ab dem ursprünglich ersten Obergeschoss auf eine Stärke von ca. 1 m verringert. Das überwiegend aus rotem Sandstein bestehende, lagige Bruchsteinmauerwerk besitzt zum großen Teil kleinere Steinformate und nur vereinzelt große Steinbrocken.914 Wie eine aufgedeckte Putzfläche am romanischen Mauerwerk an der Westfassade915 zeigte, waren in den ursprünglichen Mörtel horizontale und vertikale Fugenstriche eingeritzt, die Kleinquader imitierten.916 Das Untergeschoss des Saalbaus, welches einen Niveauunterschied von etwa 4,5 m zwischen dem Burghof im Osten und dem Zwinger im Westen ausgleicht,917 lässt seinen romanischen Ursprung an der Innenseite der Umfassungsmauern noch deutlich erkennen. In der hofseitigen Bruchsteinmauerwerkwand ist das romanische, in Quadertechnik errichtete Rundbogentor unter dem ursprünglichen Eingang zum Erdgeschoss bis heute erhalten geblieben.918 Eine vermauerte Türöffnung in der Mitte der Kellernordwand liefert einen Hinweis dafür, dass es an Stelle des sog. Mittleren 911 Gromer/Krämer 1996/97, S. 9. 912 Neben diesem reinen Saalbau wird auf der Burganlage noch mindestens ein entsprechendes Wohngebäude vorhanden gewesen sein, welches nach Gromer (1994, S. 46) im Anschluss an seine Nordgiebelwand gelegen haben könnte. 913 Diese an allen Gebäudeecken bis zur Traufe reichenden homogenen Eckquaderungen ohne Zangenlöcher belegen, dass der Saalbau bis zur heutigen Traufhöhe in einem Zug errichtet wurde. - Gromer/Krämer 1995, S. 7. - Gromer 2000, S. 246. 914 Im Kellergeschoss ist noch die zum großen Teil ungestörte Struktur des romanischen Mauerwerks zu finden. Wie die Reste erhaltener Wandöffnungen in diesem Geschoss zeigen, waren die ursprünglichen Fenster- und Türgewände in den Umfassungsmauern des Saalbaus (im Gegensatz zu den Laibungen der Wandöffnungen des 16. Jahrhunderts) aus Bruchsteinmauerwerk in Sichtwerkstein gearbeitet. - Zum Mauerwerk: Gromer/Krämer 1996/97, S. 13. 915 1990 wurde die Ost- und Südfassade, 1996, im Zuge fortschreitender Sanierungsmaßnahmen, auch die talseitige Westfassade neu verputzt. Bauherr und Landesdenkmalamt, vertreten durch Herrn Dr. Norbert Bongartz, führten eine "bauhistorische Befunddokumentation zur Westfassade" des Saalbaus durch, welche im Frühjahr 1997 mit einem schriftlichen Bericht abgeschlossen wurde. - Gromer/Krämer 1996/97, S. 2. 916 Romanischer Putz mit eingeritzten Fugenstrichen ("pietra rasa"- Putz) wurde an der Westfassade im heutigen zweiten Obergeschoss zwischen dem nördlichen und mittleren Renaissancefenster gefunden. - Gromer/Krämer 1996/97, S. 13, S. 5 (Plan 1), S. 15 (Abb. 3). - Gromer 2000, S. 248. 917 Es ist im Westen nicht in den Boden eingetieft, liegt jedoch im hofseitigen Osten ganz unter dem Erdniveau. Wie im Burghof anstehender Fels belegt, hat nach J. Gromer das ursprüngliche Hofniveau vermutlich mit dem heutigen ungefähr übereingestimmt - Gromer/Krämer 1995, S. 17, Anm. 5. 918 Vor dem romanischen Eingang zum Untergeschoss an der hofseitigen Ostwand liegt heute ein rechteckiger, unterirdischer Vorbau, der nicht zum ursprünglichen Baubestand gehört. Nach J. Gromer war in romanischer Zeit an seiner Stelle dem Kellerportal vermutlich ein tonnengewölbter Raum vorgelagert, der den Zugang zum untersten Saalbaugeschoss gewährte. Der heutige Kellerzugang erfolgt von Süden, vom Untergeschoss des Kapellenturmes. Biller 1990b, S. 117. - Gromer 1994, S. 45, 55-56 und 2000, S. 248. 364 Gamburg/Bade n-Württe mberg Baues vermutlich schon ein älteres Vorgängergebäude gegeben hat.919 Verhältnismäßig breite Fenster - zwei auf der West- und eins auf der Südseite - aus der Zeit des Umbaus im 16. Jahrhundert dienen der Belichtung des Untergeschosses. Für den mittelalterlichen Bestand im untersten Geschoss sind nur schmale Schartenfenster anzunehmen. Abb. 360 und Abb. 361 und Abb. 362 und Abb. 363: Grundrisse des Saalbaus M 1: 300. Pläne von J. Gromer. (aus: Gromer 1994, S. 29, Abb. 26, 27; S. 31, Abb. 29; S. 34, Abb. 31A) Die ursprüngliche Auflagerkonstruktion der Holzbalkendecken im Saalbau kann noch im Kellergeschoss in der Ausbildung des romanischen Bauzustandes beobachtet werden. Da bei den Traufwänden keine Rücksprünge vorhanden sind, war es erforderlich, die Deckenbalken in Gebäudequerrichtung auf Streichbalken entlang den traufseitigen Mauern aufzulegen, welche von Konsolensteinen getragen wurden. Wie dendrochronologische Proben aus dem Jahr 1987 zeigen, kam es im 16. Jahrhundert920 919 Gromer 1994, S. 25. 920 Die dendrochronologische Probe 4/1987 aus dem Mittelunterzug des Untergeschosses ist auf das Jahr 1566 datiert. - Zur Holzdeckenkonstruktion des Untergeschosses: Gromer 1994, S. 28. 365 Gamburg/Bade n-Württe mberg zur Erneuerung und Verstärkung der Untergeschossdecke,921 wobei jedoch Teile der romanischen Holzbalkendecke wieder verwendet wurden.922 Nach Gromer lassen die den Mittellängsunterzug tragenden Doppelkonsolen an den Giebelseiten vermuten, dass die Spannweite der Kellerdecke von ca. 13 m wohl schon ursprünglich von zwei Unterzugsbalken unterstützt wurde. Diese beiden Unterzugsbalken werden von zwei Achtecksäulen getragen, die nach Gromer vielleicht schon im 13. Jahrhundert an ihrer heutigen Stelle eingesetzt waren.923 Im ersten Bauzustand war nur eine Holzbalkendecke zwischen Erd- und Saalgeschoss vorhanden, die sich in Höhe der romanischen Türschwelle der hofseitigen Ostfassade des ersten Obergeschosses sowie der dort ursprünglich auskragenden Galerie924 befand.925 Der Fußboden des Saales, der bei der Annahme einer Fußbodenheizung einen Bodenbelag aus Estrich oder Keramikplatten besessen haben wird, lag in romanischer Zeit ca. 1,75 m tiefer, seine Decke ca. 45 cm tiefer als die vorhandene, so dass die Saalhöhe ursprünglich etwa 5,50 m betrug. Ein Portal, das in der südlichen Ecke der hofseitigen Ostfassade genau über dem Rundbogentor des Untergeschosses lag, ermöglichte den Zugang zum im Mittelalter ca. 4 m hohen Erdgeschoss.926 Darüber befand sich im Obergeschoss das Portal zum Saal. Die Tatsache der separaten Erschließung der drei Stockwerke vom Hof aus zeigt, dass im gesamten Saalbau innere Erschließungstreppen fehlten. Außentreppen vermittelten vom Hofniveau den Zugang zum Erd- sowie Obergeschoss, das über eine vorkragende Holzgalerie zu erreichen war.927 921 Im 16. Jahrhundert wurden neue Pfeiler in den Ecken und vor der Ostwand errichtet, um eine zweite Streichbalkenlage zu tragen. 922 Dies zeigen die dendrochronologischen Proben 2/1987 (Datierung der südlichen Stütze des Unterzuges auf das Fälljahr 1237) und 3/1987 (Datierung eines Deckenbalkens im Untergeschoss auf 1285 +/- 10). - Gromer 1994, S. 28, 58, 122 u. Abb. 26 auf S. 29. 923 Die Achtecksäulen sind durch die dendrochronologische Probe 3/1987 auf das Fälldatum 1236/37 datiert. Gromer 1994, S. 28. 924 Auf das ursprüngliche Vorhandensein einer auskragenden Galerie zur äußeren Erschließung des ersten Obergeschosses weisen über die gesamte östliche Fassadenbreite vorhandene abgearbeitete Konsolsteine sowie darüber liegende doppelte Balkenlöcher hin. - Gromer 2000, S. 248. 925 Als Relikt dieser mittelalterlichen Geschossdecke wurde ein im Jahr 1987 an den Innenseiten der Umfassungsmauern des heutigen ersten Obergeschosses entdeckter, ca. 90 cm breiter, umlaufender rußgeschwärzter Streifen gedeutet. Dieser lag etwa 50-140 cm über dem derzeitigen Fußbodenniveau. Auf Grund der Höhe der verrußten Wandpartie könnte ein zweischaliger Deckenaufbau vermutet werden, in dessen Zwischenraum Rauch aus Feuerstellen des Erdgeschosses zur Erwärmung des Saalfußbodens durchgeführt wurde. - Nach Ansicht von Th. Biller (1990b, S. 119, Anm. 5) besaß der Obergeschosssaal von Hoh-Andlau im Elsass vermutlich eine ähnliche Heizung. Und auch für die beiden Erdgeschossräume des Saalbaus der Burg Weißensee halten Lohmann/Stolle (1998, S. 139-140) eine Ausstattung mit einer Fußbodenheizung für möglich. - Da der 1987 festgestellte Befund des umlaufenden rußgeschwärzten Streifens vor dem neuen Putzauftrag nicht ausführlich dokumentiert werden konnte, bleiben die Fragen nach der Richtigkeit der Annahme einer Fußbodenheizung und wie diese dann im Detail zu rekonstruieren wäre, offen. Nach J. Gromer ist im Hinblick auf die Beheizbarkeit des Saales jedoch zu bedenken, dass an den romanischen Saalarkaden bislang keine Hinweise auf ursprüngliche Verglasung bzw. Verschlussmöglichkeiten festgestellt werden konnten. - Zur möglichen Fußbodenheizung auf der Gamburg: Gromer 1994, S. 32-33 und 2000, S. 246. - Gromer/Krämer 1995, S. 10. - Biller 1990b, S. 117 u. 119, Anm. 5. 926 Das heutige Erdgeschossportal in der hofseitigen Fassadenmitte stammt aus der Zeit des Umbaus im 16. Jahrhundert. 927 Nach Ansicht von J. Gromer ist ein Herumführen der Galerie an der Nordgiebelfassade - wie Th. Biller sie in seiner Rekonstruktion der Ostfassade (Biller 1990b, S. 119) zeigt - unwahrscheinlich, weil sich wohl ein mittelalterliches Vorgängergebäude an Stelle des jetzigen sog. Mittleren Baus befand. - Gromer/Krämer 1995, S. 17, Anm. 5. - Für die Annahme eines Vorgängerbaus gibt Gromer (1994, S. 25) ein vermauertes Rundbogenportal in der nördlichen Untergeschossmauer sowie die geschlossene Osthälfte der Nordmauer im Saalgeschoss an. - Die heutigen beiden Obergeschosse und das zu Wohnzwecken ausgebaute Dach werden über den an der Nordostecke 366 Gamburg/Bade n-Württe mberg Abb. 364 und Abb. 365: Ostansicht (Hoffassade) des Saalbaus M 1: 300. Zustand während des Neuverputzes 1990, mit romanischen Befunden. Zeichnung von Baron H.-G. von Mallinckrodt. Reste von Ausbrüchen und Werksteinen von J. Gromer grau angelegt. – Rekonstruktion im späten 12. Jahrhundert, von Th. Biller. Heutiges Hofniveau von J. Gromer eingetragen. (aus: Gromer/Krämer 1996/97, S. 24, Abb. 22; S. 24, Abb. 23) Abb. 366 und Abb. 367: Saalbauwestfassade M 1: 300. Bestandsaufnahme 1900 und Rekonstruktion um 1200, von J. Gromer. (aus: Gromer/Krämer 1996/97, S. 5, Plan 1; S. 6, Plan 2) Auf Grund der in den Jahren 1996/97 durchgeführten "Befunddokumentation zur Westfassade" sind auch im Bereich des Erdgeschosses Reste romanischer Fensteröffnungen festgestellt worden. Es handelt sich um zwei flachrechteckige, von des Saalbaus liegenden Wendeltreppenturm von 1558 erreicht. Dieser erschließt auch das nördlich angrenzende Wohngebäude aus dem 14./15. Jahrhundert. 367 Gamburg/Bade n-Württe mberg profilierten Blendrahmen umgebene Wandöffnungen vermutlich gleicher Breite,928 für die eine Doppelbogengliederung angenommen werden kann.929 Lage und Ausbildung von ursprünglichen Erdgeschossfenstern an den drei weiteren Außenfassaden des Saalbaus ist bislang kaum erforscht. Abb. 368 und Abb. 369: Ostansicht (Foto: J. Gromer 1993) und Westfassade des Saalbaus. Südlicher Bereich, mit Resten von Fensterarkaden in rechteckiger Rahmung im obersten Geschoss. (Foto: Verf. 1997) 928 Es wurden drei rechteckige karniesprofilierte Fenstergewände gefunden. Die beiden erhaltenen seitlichen Abschlüsse der nördlichen Fensterrahmung belegen ihre Breite. Das gleiche Breitenmaß darf nach Gromer für die südliche Rahmung angenommen werden. - Gromer/Krämer 1996/97, S. 3, 13. 929 Nach Gromer könnten die Doppelbogenfenster in rechteckigem Rahmen ähnlich denen in den beiden Wohnbauten zu Münzenberg ausgebildet gewesen sein. - Gromer/Krämer 1996/97, S. 3. - Rückschlüsse über ursprüngliche Fenster- und Türöffnungen vom Erd- sowie vor allem vom Obergeschoss lassen sich aus einer vom Eigentümer angefertigten maßstabsgetreuen Zeichnung der Ostfassade mit romanischen Befunden (Gromer 1994, S. 24, Abb. 22) sowie einer Zeichnung zur Befunddokumentation der Westfassade von J. Gromer (Gromer/Krämer 1996/97, S. 5, Plan 1) ziehen. 368 Gamburg/Bade n-Württe mberg Der die gesamte Grundfläche einnehmende Saal im Obergeschoss besaß Arkadenöffnungen zu drei Seiten und zwar in der östlichen Hof-, westlichen Talfassade sowie in der Nordseite. Hier ist deren Doppelarkade bis heute am vollständigsten erhalten geblieben, weil sie durch den späteren Anbau des sog. Mittleren Baus vor Veränderungen geschützt blieb. 930 Diese weitgehend freigelegte Doppelarkade nimmt die westliche Hälfte der Nordgiebelmauer ein. Sie besitzt unprofilierte Bögen, welche beidseitig auf Doppelsäulen, in der Mitte auf einer Vierersäulengruppe ruhen. Abgesehen von den fehlenden westlichen Doppelsäulen mit ihren zugehörigen Basen haben sich von der nördlichen Doppelarkade noch alle, teilweise in figuraler Ornamentik gestalteten Kapitelle sowie die Basen mit knospenförmigen Ecksporen erhalten. Eine die Doppelarkade im Saalinneren sowie an der Außenwand umziehende Rechteckblende ist im Innenraum höher angesetzt, da dort die Arkaden zusätzlich von Archivolten umzogen werden. Archivolten sowie Rechteckblenden dieser nördlichen Fensteröffnungen haben ein Wulstprofil und enden auf Höhe der Sohlbank, die etwa 35 cm über dem Fußbodenniveau des heutigen zweiten Obergeschosses liegt.931 Auch die nur in geringeren Resten erhaltenen Arkaden an der Ost- und Westwand des Saales waren von Rechteckblenden932 umfangen, welche auf einer Sohlbank ca. 45 cm tiefer als an der Nordseite endeten. Bei der Bestandsaufnahme der Westfassade von 1996/97933 kam es zur Entdeckung zweier z. T. erhaltener Rechteckblenden im Obergeschoss, woraus sich deren Lage und Größe erschließen lässt. Weiterhin wurde an ihrem südlichen Fassadenende eine Archivolte mit Kapitell und Kämpferstein gefunden,934 die auf Grund ihrer Lage einen breiten mittleren Mauerpfeiler belegt. Aus diesen Befunden rekonstruiert J. Gromer im Saalgeschoss eine symmetrische Gliederung aus zwei großen Doppelbogenöffnungen in Rechteckblenden. Diese erstreckten sich über die gesamte westliche Wandbreite und waren durch einen breiten mittleren Mauerpfeiler voneinander getrennten. Zwischen den Bögen der Doppelarkaden kann ein Pfeiler mit Doppelsäulen zu beiden Seiten oder - wie in der Nordarkade - eine Vierersäulengruppe angenommen werden.935 An der Ostfassade befanden sich nördlich des Obergeschossportals ebenfalls Fensteröffnungen in einer Rechteckblende, die Th. Biller als Doppelbogenfenster ähnlich denen an der Nord- und Westwand rekonstruiert. Von den ursprünglichen Obergeschossfenstern dieser Fassadenseite wurden nur die Reste einer Rechteckblende mit ihren beiden seitlichen Abschlüssen gefunden.936 930 Die Lage der nördlichen Doppelarkade belegt, dass die Nordgiebelmauer in romanischer Zeit zumindest etwa zur Hälfte frei gestanden haben muss. 931 Zu den Arkaden in der Nordgiebelmauer: Biller 1990b, S. 118. - Gromer 1994, S. 60-66 und 2000, S. 247 Gromer/Krämer 1995, S. 8. 932 Die Rechteckblenden besaßen im Gegensatz zur Nordgiebelseite ein Karniesprofil. - Gromer 2000, S. 247. 933 s. Abb. in: Gromer/Krämer 1996/97, S. 5, Plan 1 und in: Gromer 2000, S. 250, Abb. 9. 934 Sie wies in ihrer Gestaltung die gleichen Details wie die im Saalobergeschoss entdeckte Nordarkade auf. - Gromer 2000, S. 248. 935 Zur Rekonstruktion der Westarkaden im Obergeschoss: Gromer/Krämer 1996/97, S. 3-8 - Gromer 2000, S. 248249 und Rekonstruktionszeichnung des Saales von J. u. F. Gromer in: Burg Weißensee 1998, S. 179, Abb. 163 sowie in: Gromer 2000, S. 248, Abb. 8. 936 s. Befundzeichnung der Ostfassade von Baron von Mallinckrodt, in: Biller 1990b, S. 118, Abb. 2 u. Gromer 1994, S. 24, Abb. 22. - Zur Rekonstruktion der Ostfassade von Th. Biller: s. Gromer/Krämer 1996/97, S. 24, Abb. 23.Die Brüstungshöhe der Saalarkaden an der West- und Ostseite lag etwa 1,80 m, die der Doppelarkade in der Nordwand sogar ca. 2,25 m über dem angenommenen ursprünglichen Fußbodenniveau des Obergeschosses. Somit dienten die Saalfenster zwar zur Belichtung und Repräsentation, ermöglichten dem mittelalterlichen Betrachter jedoch keinen Ausblick ohne Hilfskonstruktion. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass sich die sechs Erdgeschossfenster der Südseite des Saalbaus der Runneburg in Weißensee etwa 3 m, die Saalfenster im ersten Obergeschoss des Saalbaus auf der Burg Tirol 1,7 m über dem Fußbodenniveau befanden. – s. auch Schmitt 2002, 369 Gamburg/Bade n-Württe mberg Abb. 370 und Abb. 371: Querschnitt durch den Saalbau nach Norden, von J. Gromer. Grundrissrekonstruktion des Saales im Obergeschoss M 1: 300. (aus: Gromer 2000, S. 248, Abb. 7. Verf. 2001) Abb. 372: Saalrekonstruktion im Obergeschoss. Blick nach Norden. Entwurf von J. Gromer, Zeichnung von N. Gromer 1997. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 179, Abb. 163) S. 189, Anm. 320. - Bei einer Diskussion während des Gamburg-Kolloquiums der Wartburg-Gesellschaft im April 1997 äußerte J. Gromer die Vermutung, die sehr hoch gelegenen Obergeschossarkaden des Saales könnten als eine repräsentative Art von Oberlicht - ähnlich den Obergaden einer Basilika - interpretiert werden (s. dazu auch: Gromer 2000, S. 249). Im Falle einer politischen Nutzung, z. B. als Gerichtssaal, hätte die Belichtung von oben seine Nutzung noch optisch unterstützt. Maike Kozok gibt als Begründung für die hohe Fensterlage die Sonneneinstrahlung während der Wintermonate an. Während bei niedrigen Arkadenöffnungen der Einfallswinkel der tief liegenden Sonnenstrahlen sich auf den vorderen Fußbodenbereich beschränken würde, konnte bei den hoch gelegenen Südwandfenstern des Saalbauerdgeschosses jedoch der gesamte Raum bis zur Nordwand mit Sonnenlicht durchflutet werden. - s. Kozok, 1998b, S. 177-178. – Eine weitere Begründung könnte darin liegen, dass die Bewohner durch die hoch gelegenen Fenster besser vor Zugluft geschützt waren. 370 Gamburg/Bade n-Württe mberg Abb. 373 und Abb. 374: Saal im heutigen 2. Obergeschoss. Südwestecke, mit südlichem Ende der Westarkade. – Doppelarkade in der Nordwand. (Foto: J. Gromer 1993). Abb. 375: Detail linke Nordarkade. (Foto: Verf. 1997) 371 Gamburg/Bade n-Württe mberg Es ist anzunehmen, dass die gesamten Wände des Saales ursprünglich mit Gemälden bedeckt waren, da an seiner Nord-, Süd- sowie Ostseite Reste mittelalterlicher Wandmalereien nachgewiesen werden konnten.937 Es handelt sich dabei um auf beigem Kalkmörtel angelegte Seccomalereien. Da sich von der ursprünglichen Farbigkeit nur geringe Reste erhalten haben, ist zum großen Teil nur die Vorzeichnung zu sehen. Die erhaltenen Malereifragmente an der Nord- und Ostwand938 können einem angelegten Zyklus in mindestens zwei übereinander liegenden Bildstreifen zugeordnet werden. In der östlichen Hälfte der Nordwand ist Seccomalerei freigelegt worden, welche in schwarzer Strichzeichnung eine Stadtansicht (Stadtmauer, Türme, Häuser, Kirche etc.) und Fragmente zweier Inschriften erkennen lässt. Diese ca. 40 cm unter der heutigen Decke endende Bemalung bezog sich wahrscheinlich auf die Rechteckblende der Doppelarkade.939 Auch auf der Ostwand mit ihrem nicht mehr erhaltenen oberen Abschluss sind geringe Fragmente einer Stadtdarstellung (Reste von Stadtmauer, Torturm und Reitergruppe) zu sehen.940 Ein in der westlichen Hälfte der Südgiebelwand freigelegtes Wandbild zeigt in gelber, rötlicher, bräunlicher Strichführung Reste eines beladenen Wagens mit Menschen und Köpfen eines Pferdegespanns.941 Diese Wandgemälde des Saales gelten bislang als einzige bekannte romanische Raumausmalung eines Saalbaus in Deutschland.942 Hinweise für das mögliche Vorhandensein eines weiteren Obergeschosses über dem Saal in romanischer Zeit können am heutigen Baubefund des Gebäudes nicht abgelesen werden. Reste des mittelalterlichen Traufgesimses sind nicht mehr zu finden, die Bausubstanz der gemauerten Giebeldreiecke wurde bislang nicht untersucht und die bestehende Dachkonstruktion stammt aus dem 16. Jahrhundert.943 Saal: Der mit seinen Maßen von ca. 14 x 9 m die gesamte Geschossfläche einnehmende, romanische Saal besaß eine Raumhöhe von 5,5 m. Er war von der hofseitigen Ostfassade über ein Portal an der südliche Ecke zugänglich, das in derselben Achse über 937 Erste Spuren von Wandmalereien waren bei Modernisierungsarbeiten im Jahre 1987 zufällig vom derzeitigen Besitzer entdeckt worden. Ihre Entstehung in der Romanik wurde nach Th. Biller (1990b, S. 118) neben "dem romanischen Stilcharakter der Darstellung" auch dadurch nahegelegt, dass "es sich um die unterste Farbschicht auf dem Innenputz handelt". - Zur Wandmalerei des Saalbaus der Gamburg: Biller 1990b, S. 118. - Gromer 1994, S. 45, 67-68, 82 und 2000, S. 249. - bes. Fabritius 2000, S. 253-264. 938 Sie befinden sich nördlich der Ostwandarkatur sowie an der Nordwand zwischen der Eingangstür des 20. Jahrhunderts und der romanischen Doppelarkade. - Fabritius 2000, S. 253. 939 Prof. Dr. Dipl.-Ing. Cord Meckseper sieht in der Stadtdarstellung Ähnlichkeiten zu Wandmalereien aus St. Georg in Köln, die aus der Zeit um 1200 stammen. - Gromer 1994, S. 45. - Nach Helga Fabritius (2000, S. 261) kann für die Stadtdarstellung eine Entstehungszeit in der Mitte bzw. in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts angenommen werden. Zwei Inschrift-Fragmente datiert sie auf die Zeitspanne zwischen 1230 und 1270 (S. 260, 263). - Somit setzt Fabritius die Malerei des Gamburger Saalbaus zwischen „frühestens um 1230 und spätestens um 1270 an“ (S. 263). - Zur Datierung der Wandmalereien: Fabritius 2000, bes. S. 258-261, 263. 940 Zur Malerei der Nord- und Ostwand: Fabritius 2000, S. 255-257. 941 Zur Malerei der Südwand: Fabritius 2000, S. 253, 258. - Da die Malweise der Nord- und Ostwand linear geprägt und waagerecht gegliedert ist, unterscheidet sie sich von der lockeren Malweise der Südwand. Ihr Malereifragment lässt sich (nach Fabritius 2000, S. 253) auch nicht mit dem an der Nord- und Ostwand befindlichen Zyklus verbinden. Auf Grund des Unterschiedes zwischen der Malerei im Süden und der an der Nord- bzw. Ostwand in dem Duktus der Strichführung, den verwendeten Farben sowie in den dargestellten Motiven wird von einigen Forschern eine gewisse Differenz in ihrer Entstehungszeit angenommen. - Gromer 1994, S. 45. 942 Nach Gromer (2000, S. 251) handelt es sich um „wenigstens für Deutschland bisher einzigartige Wandmalereien an einem Profanbau der Zeit um 1200“, nach Fabritius (2000, S. 253) „um die bislang einzig erhaltene Ausmalung eines mittelalterlichen Palas-Saales“. - Als profane Wandmalerei des 13. Jahrhunderts sei an dieser Stelle die Burg Rodenegg/Südtirol (erste Jahrzehnte 13. Jahrhundert) und der Hessenhof in Schmalkalden (zwischen 1225 und 1235) erwähnt. - Fabritius 2000, S. 261 u. 263, Anm. 4. 943 Gromer 2000, S. 246. 372 Gamburg/Bade n-Württe mberg dem des Erd- und Kellergeschosses lag. Zum Eingang führte eine Freitreppe über eine von Konsolsteinen getragene, sich über die gesamte Hoffassadenbreite erstreckende Holzgalerie im Obergeschoss des Saalbaus. Bei der Annahme einer Fußbodenheizung müsste der Bodenbelag des Saales aus Estrich oder Keramikplatten bestanden haben. Ob seine ursprüngliche Holzbalkendecke mit mittlerem Längsunterzug von Säulen bzw. Pfeilern gestützt wurde, ist heute nicht mehr nachprüfbar.944 Drei Saalwände waren durch Arkaden in Rechteckblenden geöffnet: In der nördlichen Giebelwand und nach J. Gromer ebenfalls in der hofseitigen Ostwand befanden sich jeweils eine Doppelarkade. Die westliche Talseite besaß zwei die gesamte Fassadenbreite einnehmende, von einem mittigen Pfeiler getrennte Doppelarkaden in Rechteckblenden. Bei dem angenommenen ursprünglichen Fußbodenniveau des Saales hatten die Arkaden eine Brüstungshöhe von ca. 1,80 m an der Ost- und Westwand sowie etwa 2,25 m an der Nordgiebelseite. Da bislang an der Nord-, Süd- und Ostwand des Obergeschosses mittelalterliche Seccomalereien nachgewiesen werden konnten, ist davon auszugehen, dass der gesamte Saal ursprünglich mit zeitgleichen Wandmalereien bedeckt war. Maße Saalbau:945 Grundriss Kernburg: Grundriss Saalbau EG (Außenmaße): Höhe Ostfassade (bis Traufe): Höhe Westfassade (bis Traufe): Grundriss EG (i. L.): Höhe EG (i. L.): Saalgeschoss 1. OG (i. L.): Höhe Saalgeschoss 1. OG (i. L.): ca. 90 m : 45 m ca. 16/16,5 m : 12/12,5 m ca. 11 m ca. 15,25-15,50 m ca. 13 m : 9 m 4m ca. 14 m : 9 m = 126 qm 5,5 m Heutiger Bestand: Das in seinen Umfassungsmauern bis etwa zur ursprünglichen Traufhöhe erhaltene, in romanischer Zeit drei-, heute viergeschossige Gebäude ist im äußeren Erscheinungsbild stark von den Umbauten im 16. Jahrhundert geprägt. Die hofseitige Ostfassade mit ihrem Renaissanceportal in der Mittelachse des Erdgeschosses besitzt - ebenso wie die Westfassade - in jedem Stockwerk in ihrer verputzten Mauerfläche je drei symmetrisch und axial angeordnete Fensteröffnungen. Der Nordgiebel ist durch den vermutlich im 14./15. Jahrhundert errichteten sog. Mittleren Bau verdeckt. Dem südlichen, beschlagwerksverzierten Schaugiebel sind an seiner Ostecke ein quadratischer Kapellenturm aus dem 15. Jahrhundert sowie im westlichen Bereich des Erdgeschosses eine erst 1990 vorgesetzte Terrasse mit Altane vorgelagert. Auch der Treppenwendelturm an der Nordostecke des Saalbaus stammt ebenso aus dem 16. Jahrhundert wie das zweistöckige Satteldach. Seit seinem Ausbau zu Wohnzwecken besitzt es sechs Zwerchhäuser auf der westlichen und zwei auf der nordöstlichen Dachfläche. Auf die romanische Entstehungszeit weisen an der Saalbauaußenseite die Eckquaderung im Südwesten sowie die nach der Neuverputzung der Westfassade im heutigen zweiten 944 Besaß der Ursprungsbau eine Hängewerk-Dachkonstruktion, wie sie der heute vorhandene Dachaufbau aus dem 16. Jahrhundert zeigt, konnte auf Stützen im Innenraum des Saalgeschosses verzichtet werden. - s. dazu Gromer/Krämer 1995, S. 16. - Maike Kozok hält auch für den Saalbau der Runneburg in Weißensee eine ursprüngliche Dachkonstruktion mit Hängesäule und einen damit vermuteten Verzicht auf Stützen im Obergeschosssaal für möglich. - Burg Weißensee 1998, S. 184. 945 Angaben nach: Gromer 1994 und Lageplan (S. 8, Abb. 3), Bestand Grundrisse (S. 29, Abb. 26-27; S. 31, Abb. 29; S. 34, Abb. 31A), Querschnitt (S. 27, Abb. 25). 373 Gamburg/Bade n-Württe mberg Obergeschoss sichtbar gelassenen Reste der Rechteckblenden mit einem Fensterbogenansatz hin. Sanierungsmaßnahmen am Saalbau führten ab 1990 u. a. zur Entdeckung und Dokumentation von Portalbögen, der abgeschlagenen Kragsteine einer Galerie und Resten erhaltener Obergeschossdoppelarkaden in Rechteckblenden aus romanischer Zeit. An den Innenwänden des Saales sind durch Anlegung von Sondageöffnungen die Fensterarkaden sowie die Secco-Wandmalereien dem Betrachter z. T. sichtbar gemacht worden. Entstehungsgeschichte/Datierung: Aus dem Jahre 1139 stammt die erste urkundliche Nennung von Beringer de Gamburg,946 welcher 1157 vom Erzbischof Arnold von Mainz das Castrum Gamburg als Lehen erhielt.947 Der Baubeginn des Saalbaus lässt sich nach Ansicht von J. Gromer durch einen Stilvergleich mit dem Kloster Bronnbach und unterstützt von einer dendrochronologischen Datierung, "für die Zeit kurz vor Ende des 12. Jahrhunderts" festlegen.948 Das älteste dendrochronologische Datum am Saalbau von 1183-90949 stimmt mit dem Ergebnis eines Stilvergleichs mit den Dekorformen am auf 1180950 datierten Kapitelsaal im nahe gelegenen Kloster Bronnbach951 überein.952 Für die Errichtung des Saalbaus kann nach Gromer somit eine Bauzeit um 1180/90 bis Anfang des 13. Jahrhunderts angenommen werden.953 Der Burgverfall durch das Aussterben des Geschlechts von Gamburg gegen Ende des 13. Jahrhunderts sowie vielleicht durch ein Erdbeben hervorgerufene Bauschäden könnten die Ursache für im 14. Jahrhundert stattgefundene Reparaturmaßnahmen gewesen sein. Dabei kam es wohl im Obergeschoss zur Vermauerung der Fensteröffnungen mit neuer, kleinerer Arkadenöffnung, zum Einbau einer größeren Stichbogenöffnung im Südgiebel sowie zur Ausmalung des Saales mit rotem 946 Die Urkunde von 1139 bezeugt erstmals den Siedlungsnamen Gamburg als Herkunfts- bzw. Wohnort eines Beringer sowie dessen Bruder Dragebodo. - Wirtembergisches Urkundenbuch, Bd. 2, 1858, S. 5-7, Nr. 309. - s. Rödel 2000, S. 231 u. S. 239, Anm. 1. - J. Gromer vermutet auf Grund der frühen Nennung des Castrum Gamburg, dass es auf dem Burggelände wohl einen Vorgängerbau des noch heute in seinen Außenmauern erhaltenen Saalbaus gegeben hat. - Gromer 1994, S. 38. 947 Urkunde von 1157 in: Regesta Archiepiscoporum Moguntinensium 742, 1288, bearb. v. J. F. Böhmer u. C. Will, Bd. 1, 742-1160, S. 362 f., Nr. 45 u. Mainzer Urkundenbuch II/1, S. 430 ff., Nr. 238. - s. Rödel 2000, S. 239, Anm. 10. - Zur Gamburg des 12./13. Jahrhunderts nach den Schriftquellen: Rödel 2000, S. 231-242 u. Oechelhäuser 1896, S. 122-129. 948 Gromer/Krämer 1995, S. 13. 949 Probe 1/1987: Deckenbalken des Erdgeschosses, im 16. Jahrhundert zweitverwendetes Holz. 950 Aussage von Herrn Dr. Norbert Bongartz, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg. 951 Stilistischer Vergleich der Dekorformen der Gamburg mit denen des Klosters Bronnbach in: Gromer 1994, S. 41. 952 Gromer/Krämer (1995, S. 13-14) weisen darauf hin, dass bei der Einbeziehung einer weiteren dendrochronologischen Datierung auf 1237 (Probe 2/1987: Fälldatum der südlichen Stütze des Unterzuges im Untergeschoss) sich die Entstehungszeit des Saalbaus auf die Zeit zwischen 1183 und 1237 eingrenzen ließe. Bei den beiden dendrochronologisch auf die Jahre 1183-1190 und 1237 datierten Balken handelt es sich jedoch um beim Umbau des 16. Jahrhunderts zweitverwendete Hölzer. Ein weiterer untersuchter Balken (Probe 3/1987: Fälldatum eines Deckenbalkens im Untergeschoss) ergab eine Fällzeit für das Jahr 1285, welche aber mit der zeitlichen Einordnung der stilistischen Formen (Stilvergleich mit Bronnbach) nicht recht übereinstimmt. Somit konnte zur Ermittlung der Bauzeit des Saalbaus die Dendrochronologie bislang nicht zu einem eindeutigen Ergebnis führen. - Zur dendrochronologischen Datierung: s. auch Gromer 2000, S. 249. 953 Zur Datierung des Saalbaus: Gromer 1994, S. 37, 40-45, 58 und 2000, S. 249. - Gromer/Krämer 1995, 13-14. Nach Gromer könnten Unterschiede in der Arkadenausbildung im Saalgeschoss sowie in der Secco-Wandmalerei auf einen zögerlichen Bauablauf oder zwei Bauphasen hindeuten. Bei den Saalarkaden zeigen die Rechteckblenden ein unterschiedliches Profil, die nördliche Sohlbank ist ca. 45 cm höher als an der West- und Ostwand (Gromer 1994, S. 44). Bei den Wandmalereien unterscheiden sich die Gemälde an der Nordgiebelwand von denen im Süden in ihrer Farbwahl und Strichführung (Gromer 1994, S. 45). 374 Gamburg/Bade n-Württe mberg Quaderfugennetz.954 Im 15./16. Jahrhundert wurde an der Südostecke des Saalbaus unter Einbeziehung einer älteren Mauerecke - der Anbau eines Kapellenturmes errichtet. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgten dann große Umbaumaßnahmen am Saalbau. Wie die Inschrift am Wendeltreppenturm bezeugt, begann Eberhard Rüdt von Collenberg,955 welcher 1546 in den Burgbesitz gekommen war, spätestens ab 1558 mit den Umbauten. Diese wurden vermutlich erst von seinen Nachfolgern, den Familien Brendel (1570-90) und von Kronenberg (ab 1590) bis kurz vor 1600 zu Ende geführt.956 Es erfolgten die Vermauerung der mittelalterlichen Wandöffnungen und der Einbau der Renaissancefenster mit Stichbogennischen. Weiterhin wurden die ursprünglichen Balkendecken entfernt und neue Stockwerkshöhen eingerichtet, so dass der Saalbau an Stelle seiner drei nun vier Geschosse besaß. Diese wurden durch den neu errichteten Wendeltreppenturm an seiner Nordostecke erschlossen. Auch die heutige Dachkonstruktion, die den mittleren Unterzug der Balkendecke des Saales im neu entstandenen, ungeteilten zweiten Obergeschoss durch ein Hängewerk trägt, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde in den Saal im zweiten Obergeschoss eine Leistenstuckdecke mit geometrischen Formen eingezogen. Die Errichtung von Fachwerkwänden zur Unterteilung eines Geschosses in mehrere Wohnräume kann nach Gromer für das erste Obergeschoss wohl seit dem Umbau im 16. Jahrhundert, für das Erd- sowie zweite Obergeschoss gegen Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts angenommen werden. Um 1920 wurden bei der Renovierung der Wohnung im zweiten Obergeschoss des Saalbaus eine zeitgemäße Haustechnik sowie zwei offene Kamine in seinem Erd- und ersten Obergeschoss eingebaut. 1936 kam es zum Erwerb der Gamburg durch die Grafen Westerholt, welche dort eine Bauernschule einrichteten. 1980 erwarb Baron von Mallinckrodt sen. die Burg.957 1982 wurde ein Umbau von Wohnungen im Erd- und Obergeschoss des Saalbaus genehmigt, wobei eine Anzahl historischer Befunde zu Tage kam. Der jetzige Eigentümer entdeckte im zweiten Obergeschoss Spuren romanischer Wandmalereien sowie vermauerte Arkaden in den Außenwänden. Aus diesem Grund erhielt 1986 der Architekt J. Gromer den Auftrag, in Zusammenarbeit mit dem Restaurator N. Bongartz bauhistorische und restauratorische Untersuchungen durchzuführen. Bei der Bauuntersuchung in den Jahren 1986/87 erfolgte die Anlegung weiterer größerer Sondagen um mittelalterliche Befunde im ursprünglichen Saalgeschoss aufzudecken.958 1994 wurde eine Dokumentation "zur bauhistorischen Untersuchung des zweiten Obergeschosses", in den Jahren 1996/97 eine "Bauhistorische Befunddokumentation zur Westfassade des Palas auf der Gamburg" unter der Leitung von J. Gromer erstellt.959 954 Gromer 1994, S. 46, 93 und 2000, S. 249-250. 955 Auf eine Bautätigkeit unter Rüdt von Collenberg weisen auch seine Wappentafel am Treppenturm am Nordgiebel des Saalbaus mit der Jahreszahl 1558 sowie sein Wappen im Erdgeschoss-Deckengewölbe des Kapellenturmanbaus am Südgiebel hin. 956 Dendrochronologische Datierungen bestätigen die Umbauten von Eberhard Rüdt von Collenberg und seinen Nachfolgern: Für den Unterzug im Kellergeschoss konnte als Fälldatum das Jahr 1566 (Probe 4/1987), für den Unterzug des Saales 1554/55 (Proben 1-4/1993), für die heutige Decke über dem ersten Obergeschoss und das Dachwerk das Fälljahr 1596/97 (Proben 5-6/1993) angenommen werden. - Gromer/Krämer 1995, S. 15-16 Gromer 1994, S. 46-47, 58-59. 957 Zur Geschichte des Saalbaus vom 14.-20. Jahrhundert: Gromer 1994, S. 37-38, 46-51, 57-59, 93-104 und 1995, S. 8, 14-17. 958 Die hochwertigen romanischen Befunde des Saalbaus konnten von den Herren Prof. Dr.-Ing. C. Meckseper, Dr.Ing. D. Leistokow, Dr.-Ing. A. Antonow und Dr. phil. Dr.-Ing. Th. Biller im November 1989 begutachtet und bestätigt werden. 959 Nachdem schon Jahre zuvor Ost- und Südfassade neu verputzt worden waren, mussten im Jahre 1996 im Zusammenhang mit Sanierungsmaßnahmen am Dachstuhl beide Trauffassaden eingerüstet werden. Deshalb 375 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Der derzeitige Eigentümer hat den Saal mit seinen z. T. freigelegten Fensterarkaden sowie Wandgemälden sanieren lassen und will ihn für Ausstellungen und private Hauskonzerte nutzen.960 Literatur: Bangerter-Paetz, Pfalzen, i. Dr. - Biller, Entdeckung, 1990b, S. 117-119. - Bongartz, Romanischer Palas, 1994, S. 47-48. - Bongartz, Konzept Denkmalpflege, 2000, S. 265-267. - Fabritius, Wandmalereien, 2000, S. 253-264. - Gromer, Bericht, Manuskript 1994. - Gromer, Gamburg, 2000, S. 243-252. - Gromer/Krämer, Palas, 1995, S. 6-17. - Gromer/Krämer, Befunddokumentation, Manuskript 1996/97. - Handbuch historische Stätten Deutschlands, Baden-Württemberg, 1980, S. 237. - Kunstdenkmäler Großherzogtum Baden, Oechelhäuser, 1896, S. 122-129. - Rödel, Gamburg, 2000, S. 231-242. 5.8 Gelnhausen, Pfalz/Hessen Lage: Auf einer von der Kinzing umflossenen Insel, deren westliches Zweidrittel (sog. Müllerwiese) unbebaut blieb, liegt in ihrem östlichen Bereich die Stadt Gelnhausen mit den Ruinen der Pfalzanlage im Südosten. Die sich auf der Ost- und Südseite dem Flusslauf anpassende Ringmauer der Kernburg war achtfach geknickt und umschloss ein Gelände, das in seiner größten Ausdehnung etwa 73 x 58 m maß. Auf der Nordseite befanden sich an die Ringmauer angelehnt der Saalbau mit anschließendem östlichem Wohnbau. Westlich von diesem schloss sich über Eck eine zweischiffige Torhalle mit der Kapelle darüber an, welche im Verband mit dem ersten Obergeschoss des Saalbaus errichtet wurde.961 An der Südseite des Torgebäudes stand der Torturm, an der südlichen Ringmauer der Kernburg befanden sich Wohn- und Wirtschaftsbauten und im östlichen Bereich des Hofes der freistehende runde Bergfried. Saalbau: Auf der Grundfläche eines etwa 29 x 15,5 m großen Rechtecks, dessen Langseite etwa die Hälfte der Schmalseite beträgt, erhebt sich der ursprünglich dreigeschossige Saalbau mit einem Untergeschoss und zwei Hauptgeschossen.962 Das auf Grund des morastigen Baugrundes auf dicht stehenden Eichenpfählen963 gegründete Mauerwerk besteht aus hellroten Sandsteinquadern, die in der Ringmauer eine Größe von 30-45 cm Höhe und bis zu 1,50 m Länge erreichen.964 veranlasste der Besitzer eine Neuverputzung der schwerer zugänglichen Westfassade, wobei zuvor eine begleitende Befunddokumentation erfolgte. - Zur Aufgabenstellung der Befunddokumentation von 1994 und 1996/97: Gromer 1994, S. 2-5. - Gromer/Krämer 1996/97, S. 2. 960 Zur Sanierungsplanung (mit ihren möglichen Alternativen): Gromer 1994, S. 52-55 - Bongartz 2000, S. 265-267. 961 Zur Torhalle und Kapelle: Binding 1965, S. 23-28, 44, 96-97 und 1966, S. 270-271. – Biller 2000, S. 22-26. 962 Während Binding (1996, S. 273-288) eine Einteilung in ein hohes Unter-, ein erstes und zweites Obergeschoss vornimmt, spricht Biller (2000, S. 27, 32ff.) von Keller, hoch gesetztem Erd- und Obergeschoss. 963 Zur Pfahlgründung: Binding 1996, S. 269. – Biller 2000, S. 16. 964 An der Pfalz in Gelnhausen sind fast 60 Steinmetzzeichen zu finden. Die an einzelnen Stellen der Kernburg zu sehenden „Zangenlöcher“ zum Steintransport mittels Kran und Hebezange stammen aus Umbauten des 15. Jahrhunderts. - Zum Mauerwerk: Binding 1996, S. 269-270. – Biller 2000, S. 15-16. 376 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Abb. 376 und Abb. 377: Lageplan der Pfalz und Stadt Gelnhausen und Grundrissrekonstruktion der Pfalzanlage von G. Binding 1962, nach dem Aufmaß von A. Tuczek. (aus: Binding 1996, S. 269, Abb. 78; S. 270, Abb. 79) 377 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Aufschlüsse über die Quermauern sowie die ursprüngliche innere Unterteilung des Saalbaus ergaben die Grabungen von L. Bickel (1901) und A. Tuczek (1929-32).965 Ein hohes kellerartiges, mit Rotsandsteinplatten belegtes Untergeschoss lag in das Hofniveau eingetieft.966 Es war in der Hoffassade im Süden967 durch ein weit gespanntes 3,60 m breites Rundbogentor über eine abwärts führende Rampe oder Treppe zugänglich. Seine Belichtung erfolgte zum Hof hin durch sehr schmale kleine Rundbogenfenster sowie eine breitere Öffnung im Westen mit eingestellten Ecksäulchen und in der Ringmauer durch rundbogige Fensteröffnungen in tiefen Nischen. Der große Torbogen führte in einen kleinen, fast quadratischen Vorraum, von welchem sich Türen nach allen drei Seiten öffneten. Durch seine mittlere 2 m breite Tür sowie die rechte schmälere Pforte gelangte man in die östliche Saalbauhälfte. Sie wurde von gemauerten Pfeilern mit einst darüber gespannten Rundbögen968 in drei Schiffe geteilt und erhielt ihre Belichtung durch drei Rundbogenfenster in der Ringmauer sowie zwei kleinere schmale in der Hoffassade. Im Westteil des Untergeschosses befand sich ein südlicher Gang969 mit zwei schmalen und einer breiteren Fensteröffnung zum Hof. Dahinter lagen zwei längsrechteckige Räume mit je einer rundbogigen Fensteröffnung in der nördlichen Ringmauer. Die Saalbauhoffassade zeigt das sockelartige Untergeschoss, welches nach oben mit einem profilierten Gesims abschließt. Darüber tritt die Außenwand des ersten Obergeschosses leicht zurück, und seine Mauerstärke im Gebäudeinnern verringert sich um ca. 30 cm. Über eine Freitreppe erfolgte der Zugang zum Portal, das aus der Mittelachse 1,30 m nach Osten verschoben ist und genau über dem Torbogen des Untergeschosses liegt. Dadurch wird die Hoffassade im Obergeschoss in zwei ungleiche Teile - östlich des Portals in eine Fünferarkade, westlich davon in zwei Dreierarkadenöffnungen - gegliedert. Das Portal hat ein durch Ecksäulchen mit Kapitell- und Kämpferzone dreifach gestuftes Gewände, über dem der kleeblattförmige Sturz in plastischer Rankenfriesausbildung in breiter Rundbogenblende sitzt.970 Bei den mit Rundstäben profilierten Arkadenfenstern nehmen jeweils Doppelsäulen mit attischen Basen und Kelchblockkapitellen unter Wulstkämpfern in formenreicher Bauplastik die Bogenlast auf. Durch Fortführung ihrer Kämpfer als Gesimse über die Mauerpfeiler hin sind die beiden Dreierarkaden und die Fünferfenstergruppe miteinander verbunden, wobei nur der Portalbogen dieses verbindende Gesims unterbricht.971 Die Arkadengruppen werden seitlich von flachen Lisenen begrenzt, welche sich nach Meinung von Binding ins zweite Obergeschoss fortsetzten. 965 Bau- und Kunstdenkmäler Cassel 1901, S. 26 und Taf. 18. - Binding 1965, Abb. 2f. - Einsingbach 1980, S. 7, Abb. 4 (Kernburg im Grundriss mit Ausgrabungsergebnissen von 1930/31). 966 Da das Kellergeschoss weitgehend aufgefüllt ist, entspricht sein Fußbodenniveau nicht dem ursprünglichen. Im Mittelalter lag seine Balkendecke knapp über der Kopfhöhe eines heutigen Betrachters. – Biller 2000, S. 32. 967 Die Hoffassade liegt - genau betrachtet - im Südosten. 968 Anfänger der Bögen, die im Osten auf einem durchgehenden Mauervorsprung, im Westen auf einer Konsole ruhen, sind erhalten geblieben. - Binding 1996, S. 274. 969 Wie die Grabungen von 1930/31 belegen, setzte sich der hofseitige Gang des Saalbaus in dem östlich an ihn anschließenden Gebäude fort. Biller (2000, S. 34) vermutet, dass dieser Ostanbau noch aus romanischer Zeit stammt. 970 In den Rankenfries auf der kleeblattförmigen Bogenleibung sind kleine Figuren (Jäger, Bauer, Winzer, Steinmetz) verwoben, die als Monatsdarstellungen gedeutet werden. - Seit dem vorigen Jahrhundert befindet sich über dem Portal des ersten Obergeschosses ein eingemauerter bekränzter Männerkopf mit geteiltem Bart, dessen Enden von Figur- bzw. Tiermäulern gehalten werden. Dieser wohl als Konsole geschaffene Kopf unbekannter Herkunft war vorher an der später vermauerten Osttormauer zu finden. - Binding 1996, S. 274. - Hotz 19981/1992, S. 77-78. 971 Zur Ornamentik von Portal, Gesimsen und Fensterarkaden, besonders ihrer Kapitelle und Kämpfer: Hotz 1981/1992, S. 77-79. - Binding 1965, S. 62-72 und 1996, S. 274-275. - Nothnagel 1927/71, S. 26-36. 378 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Abb. 378 und Abb. 379 und Abb. 380: Südansicht (Hoffassade) und die Grundrisse der beiden unteren Geschosse des Saalbaus M 1: 300. Befund und Rekonstruktion von G. Binding 1962, nach dem Aufmaß von A. Tuczek 1932. (aus: Binding 1996, S. 275, Abb. 83 und 1965, Abb. 3, 4) 379 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Abb. 381 und Abb. 382 und Abb. 383 und Abb. 384: Saalbau. Südansicht (Hoffassade) und die Grundrisse der drei Geschosse. Rekonstruktionsversuch von Th. Biller, auf der Grundlage von G. Binding 1962 und A. Tuczek 1932. (aus: Biller 2000, S. 28, 35) 380 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Im Ostteil der Ringmauerinnenseite haben sich zwei zickzackgemusterte achteckige Kaminsäulen erhalten, die weit ausladende Konsolen zum Abstützen des nicht mehr vorhandenen Rauchfangs tragen.972 Zu beiden Seiten der Kaminsäulen sind rechteckige Schmuckplatten mit Flechtbandornamentik973 eingelassen. Darüber befand sich (neben den Kaminkonsolen) je ein kleiner profilierter bzw. mit einem Zickzackband versehener Fensterbogen. Westlich vom Kamin sind Reste eines Biforiumfensters mit eingestellten Ecksäulchen und Sitzbänken zu sehen. Abb. 385: Kamin an der Saalbaunordwand. (Foto: Postkarte Nr. Gelnh. 247, Herst. u. Verlag Schöning & Co u. Gebrüder Schmidt, Lübeck) Auf Grund der Hoffassadengliederung sowie der Substruktionen im Untergeschoss kann die Raumaufteilung des ersten Obergeschosses ungefähr rekonstruiert werden.974 Das Kleeblattbogenportal führte nach Biller wahrscheinlich in einen Vorraum, entsprechend 972 Bei einer Renovierung ist die flache romanische Nische der Kaminrückwand vermauert worden. - Binding 1996, S. 276. 973 Die Flechtbandornamentik der Schmuckplatten zeigt nach G. Binding eine stilistische Verwandtschaft mit der Pfalz Kaiserslautern sowie mit der Bauornamentik in Oberitalien und im Elsass. Während Binding vor diesen Schmuckplatten den Ort für die Sitze des Kaiserpaares vermutet, hält Biller dies auf Grund der unmittelbaren Nähe zum Feuer eher für unwahrscheinlich. Auch nimmt er für den Saal mit Kamin im ersten Obergeschoss wegen seiner geringeren Maße eine Nutzung für Anlässe in kleinerem Kreis bzw. auch als Wintersaal an. - Binding 1965, S. 76 und 1996, S. 276. – Biller 2000, S. 37. 974 Für die Rekonstruktion der ursprünglichen Raumaufteilung können die Verzahnungen in der Hoffassade nicht herangezogen werden, da sie in ihrer heutigen Form erst ein Ergebnis von Renovierungsarbeiten darstellen. Binding 1996, S. 276. – Da das Untergeschoss nur eine geringe Belichtung durch schmale Fensterschlitze besaß, wurden seine Räume wahrscheinlich als Lagerräume genutzt. Diese Nutzung erklärt nach Biller (2000, S. 36) jedoch nicht die differenzierte Raumaufteilung des untersten Geschosses. Deshalb schlussfolgert er, dass die Raumaufteilung des ersten Obergeschosses die des Kellers bestimmt hat, da seine Mauern die des Geschosses darüber tragen und somit an gleicher Stelle stehen mussten. 381 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n dem des Untergeschosses.975 Von diesem gelangte man in einen Saal in der östlichen Gebäudehälfte, welcher von der Größe her dem im Keller entsprach. Der Saal nahm die gesamte Gebäudetiefe ein oder es war ihm zum Hof hin vielleicht auch ein Gang vorgelegt, wie er in der westlichen Gebäudehälfte zu finden ist.976 Vermutlich waren die Saalstützen von geringerem Durchmesser und stärker durchgestaltet als die mächtigen Pfeiler im untersten Geschoss.977 G. Binding rekonstruiert hinter der Fünferfensterarkade der Hoffassade einen Saal im Ostteil des Gebäudes, der ohne Vorraum, direkt durch das Kleeblattbogenportal zu erreichen war. Somit ergab sich eine Saalgröße von 13,1/13,4 x 12,4 m sowie eine Unterteilung in drei gleich breite Schiffe entsprechend denen im Kellergeschoss. Nach seinen Untersuchungen war wohl das zur Hoffassade gelegene südliche Schiff durch drei Arkaden auf zwei quadratischen Pfeilern von den beiden nördlichen stärker abgetrennt. Denn diese wurden nur durch zwei Säulen mit Holzsturz oder Arkaden geschieden. Auf Grund seiner Feststellung definiert Binding das südliche Schiff als einen 3,6 m breiten Gang, hinter dem sich - durch zwei Pfeiler mit Arkaden getrennt der eigentliche 13,2 x 8 m große Wohnsaal befunden haben soll.978 Für den westlichen Bereich des Obergeschosses kann hinter den beiden hofseitigen Dreierarkaden ein Gang mit zwei ungefähr gleich großen Räumen von je 5,5 x 8 m Grundfläche dahinter angenommen werden. In seiner Nordwand besaß der östliche Raum ein verschließbares Doppelfenster mit Sitzbänken, der westliche zwei Nischen mit Falz für Holztüren (= Wandschränke). Ungeklärt bleibt die Frage, ob die Wand zwischen dem Gang und den beiden Räumen nur Türen besaß oder ob sie weitgehend in Öffnungen aufgelöst war. G. Binding rekonstruiert nach Spolien für jeden Raum eine Tür und zwei verschließbare Doppelfenster.979 Stellt man sich die Frage nach der Funktion bzw. Nutzung des ersten Obergeschosses, so können die dortigen Räume nach Biller nur als privater Wohn- und Arbeitsbereich des Kaisers interpretiert werden. Der Saal im Osten wurde wahrscheinlich für kleinere Empfänge und vielleicht auch als Wintersaal, der mittlere Raum mit Doppelfenster und Seitensitzen vermutlich als Arbeits- oder Aufenthaltsraum des Kaisers genutzt. Auf Grund seiner geringen Belichtung sowie der Ausstattung mit Wandschränken und einem Zugang zum Abort980 kann der westliche Raum als Schlafraum gedeutet werden.981 Eine einfache Rundbogentür ganz im Südwesten des hofseitigen Gangs führte zu einer Innentreppe, welche den Zugang zum zweiten Obergeschoss ermöglichte. Diese doppelläufige Treppenanlage im Winkel zwischen Saalbau und Torhalle diente zum Aufgang in die Kapelle sowie in die beiden Obergeschosse des Saalbaus. Somit gab es 975 Biller (2000, S. 36) weist darauf hin, dass an der Rückseite der Hoffassade Ansätze der beiden Vorraummauern erhalten sind. 976 Biller 2000, S. 36. 977 Nach Biller (2000, S. 36) könnten in dem Saal im ersten Obergeschoss vielleicht Achtecksäulen gestanden haben, von denen noch eine Spolie im Museum zu sehen ist. 978 Binding (1995, S. 87) nimmt an, dass dieser Saal vom vorderen Gang im Winter durch Holzeinbauten zwischen den Pfeilern geschlossen werden konnte. - Zur Raumaufteilung des ersten Obergeschosses: Binding 1965, S. 93-94 und 1995, S. 87-88 und 1996, S. 276-277. - Jost 1995, S. 205-206. – Biller 2000, S. 36-38. 979 Nach der Beobachtung von Th. Biller (2000, S. 37) war zwischen den beiden Räumen die Trennwand bis an die Hoffassade weitergeführt. Dort ist ihre Abbruchspur (und im Untergeschoss der Ansatz eines tragenden Stichbogens) sichtbar. 980 An der Außenseite der Ringmauer an der Nordwestecke des Saalbaus befinden sich zwei senkrechte Quaderverzahnungen. Diese sind als Reste einer vorspringenden, 6 m breiten Abortanlage zu deuten, welche von beiden Saalbauobergeschossen genutzt wurde. – Biller 2000, S. 38. 981 Der Westraum kann nur in der Westmauer zum kleinen Hof zwischen Saal- und Torbau ein Fenster besessen haben. – Zur Funktion des ersten Obergeschosses: Biller 2000, S. 38. 382 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n zwei Zugänge zum ersten Obergeschoss und zwar vom Hof aus über eine Freitreppe durch das Kleeblattbogenportal sowie von der Nordmauer der Torhalle aus über eine schmale Treppe. Abb. 386: Modell der Pfalz Gelnhausen in romanischer Zeit, von Schmahl, mit wissenschaftlicher Beratung durch F. Arens. (aus: Einsingbach 1980, S. 8, Abb. 5) Abb. 387: Rekonstruktionsversuch der Pfalz Gelnhausen um 1180. Aquarell von T. Radt. Von dem Bergfried wurde vermutlich nur das Fundament fertig. (aus: Biller 2000, S. 19) 383 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Abb. 388: Südansicht (Hoffassade) Kapelle und Saalbau Anfang des 19. Jahrhunderts, nach dem Stich bei Hundeshagen 1819. (aus: Biller 2000, S. 13) Abb. 389: Heutiger Bestand Saalbausüdfassade. (Foto: Postkarte Nr. 26874, Kunstanstalt C. Thoerich GmbH, 95427 Bayreuth) Vom zweiten Obergeschoss hat sich nur zur Kapellenmauer hin der Ansatz der Arkadengliederung sowie im Saalbauinnern ein Teil der Tür zwischen Saal und Treppe erhalten. Es besaß wahrscheinlich die gleiche Hoffassadengliederung wie das erste 384 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Obergeschoss, jedoch wohl mit geringerer Arkadenhöhe und zierlicheren Fenstersäulen. Vermutlich waren die Arkadengruppen der beiden Hauptgeschosse durch je eine Rechteckblende zusammengefasst, wie es die Rekonstruktion der Hoffassade von Binding zeigt.982 Von dem aus Wulst und Schmiege gebildeten ursprünglichen Traufgesims hat sich ein Rest erhalten, der in der Torhalle aufbewahrt wird. Wie der Fassadenbereich über dem Kleeblattbogenportal im ersten Obergeschoss gestaltet war, lässt sich nur vermuten. Binding rekonstruiert an dieser Stelle ein Doppelfenster, vielleicht mit „Verkündbalkon“ für den Kaiser davor, Einsingbach nimmt eine Dreierarkade an und Biller vermutet ein weiteres Portal mit einem Balkon davor.983 Auf Grund der vorhandenen geringen Reste kann über die Raumaufteilung des zweiten Obergeschosses nichts Genaues gesagt werden. Binding nimmt einen die gesamte Geschossfläche einnehmenden 12,5 x 26 m großen Saal an, dessen Holzbalkendecke von zwei Reihen von Holzsäulen getragen wurde.984 Dieser Saal lag ca. 7,5 m über dem Hofniveau und erhielt eine angemessene Belichtung durch die Arkadengruppen der südlichen Hoffassade, vielleicht auch durch weitere Fenster in seiner Nordwand. Wahrscheinlich wird er über dem Portal des ersten Obergeschosses einen „Verkündbalkon“ besessen haben, von dem aus der Kaiser zum Volk im Hof sprechen konnte. Auch wird der Saal wohl mit mindestens einen Kamin ausgestattet gewesen sein.985 Die einzigen heute noch nachweisbaren Zugänge zu diesem zweiten Obergeschoss lagen an seiner westlichen Giebelseite: in seiner Südwestecke der Zugang zur Innentreppe sowie in seiner Nordwestecke der zu den Aborten.986 Flache Holzbalkendecken mit einer Balkendicke von 32 cm und einem Achsenabstand von 75 cm987 trennten die einzelnen Geschosse voneinander. Saal: Im ersten Obergeschoss befand sich ein Saal, der höchstens etwa die Hälfte der Grundfläche von 13,1/13,4 x 12,4 m (= 164 qm) einnahm. Vielleicht war ihm auch ein hofseitiger Gang vorgelegt, so dass seine Grundflächenmaße in diesem Fall nur 13,2/13,4 x 8 m (= 106 qm) betragen hätten. Entsprechend der Raumgliederung des Untergeschosses könnte er in drei, bei Annahme eines südlichen Gangs in zwei gleich breite Schiffe unterteilt gewesen sein. Der Zugang zum Saal erfolgte über eine Freitreppe durch das Kleeblattbogenportal in der Hoffassade direkt oder indirekt über einen kleinen quadratischen Vorraum (entsprechend dem im Kellergeschoss). 982 s. Binding 1996, S. 275, Abb. 83. 983 Am Saalbau befinden sich eine Halbsäule mit Blattkapitell (heute westlich der Kaminsäule, als Pendant zu dieser) sowie zwei Relief-Bogenfeldsteine mit figürlicher Darstellung. Auf den Reliefsteinen sind ein Löwe, der ein Lamm tötet und eine stehende Figur mit Schwert und Kreuz in der Hand, mit kniender männlicher bzw. weiblicher Figur zu beiden Seiten, zu sehen. Aus diesen Resten rekonstruiert Binding (1996, S. 283, 288 u. 275, Abb. 83) über dem Kleeblattbogenportal zum Saal ein Doppelfenster. - W. Einsingbach (1980, S. 24, 32 u. Abb. 5) vermutet, dass die beiden Bogenfeldsteine im Saalbauinnern untergebracht waren. – Biller 2000, S.40 u. Abb. auf S. 28. 984 Nach Biller (2000, S. 41) könnte die Raumaufteilung des Kellergeschosses einen Hinweis auf einen durchgehenden dreischiffigen Saal mit Stützen aus Holz oder Stein geben. Denn das Untergeschoss ist in Längsrichtung in drei gleich breite Abschnitte unterteilt, wodurch sich seiner Meinung nach ein unnötig breiter hofseitiger Gang von etwa 3,5 m ergibt. 985 Biller (2000, S. 41) nimmt für die Lage des vermuteten Kamins die Saalnordwand an. Für seine Ausstattung könnten die heute in der Torhalle aufgestellten reich dekorierten Säulen verwendet worden sein, da eine von ihnen der des Kamins im ersten Obergeschoss ähnelt. – Nach Binding (1996, S. 283) sind erhaltene Reste dieses Kamins eine achteckige, Zickzack gemusterte Halbsäule, welche heute in der Torhalle steht sowie zwei Kaminkonsolen, die sich seit Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Gutshof Carlshausen in Altenhaßlau befinden. 986 Zur Rekonstruktion des zweiten Obergeschosses: - Binding 1965, S. 94 und 1996, S. 283, 288 - Jost 1995, S. 168, bes. Anm. 694. – Biller 2000, S. 40-42. 987 Binding 1996, S. 288. 385 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Vermutlich besaß er in seiner Südwestecke eine Tür, welche zu einem den Westräumen vorgelagerten hofseitigen Gang führte. Seine Belichtung erhielt der in seiner Nordwand mit einem dekorativen Kamin ausgestattete Saal durch eine Fünferarkadenfensterreihe in der südlichen Längswand östlich vom Portal. Der Saalboden bestand aus 6,5 cm starken Holzbohlen, seine Holzbalkendecke aus 30,5 cm dicken Balken.988 Abb. 390 und Abb. 391: Blick in den Saalbau nach Westen und nach Norden. (Fotos: Verf. 1999) 988 Dies zeigen die Mauerrücksprünge sowie Tür- und Kaminschwellen. - Binding 1965, S. 93. 386 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Abb. 392: Ostende der Saalbausüdfassade von innen, mit Fünferfensterarkade. (Foto: Postkarte Nr. Gelnh 248, Herst. u. Verlag Schöning & Co u. Gebrüder Schmidt, Lübeck) Abb. 393: Innenseite der Hoffassade, mittlere Dreierarkade. (Foto: Verf. 1999) Ob das zweite Obergeschoss auch einen Saal enthielt oder als reines Saalgeschoss mit den Grundflächenmaßen von 12,5 x 26 m ausgebildet war, kann heute nicht mehr geklärt werden. Allein für die Vermutung seiner Hoffassadengestaltung entsprechend 387 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n der des mittleren Geschosses, nur wohl etwas niedriger und zierlicher gegliedert, gibt es gewisse, schon erläuterte Ansatzpunkte. Maße Saalbau:989 Grundriss Kernburg: Grundriss Saalbau (Außenmaße): Höhe Hoffassade (ab U.K. Sockel bis Traufe): UG/KG (i. L.): Höhe UG/KG (i. L.): Saal 1.OG (i. L.) (Rekonstruktion ohne Gang): Saal 1.OG (i. L.) (Rekonstruktion hinter Gang): Höhe Saal 1. OG (i. L.): Breite Gang 1. OG (i. L.): Rekonstruktion Saalgeschoss 2. OG (i. L.): Höhe Rekonstruktion Saal 2. OG (i. L.): ca. 73 m : 58 m ca. 29 m : 15,7 m ca. 12,24 m 26,10 m : 12,40 m 3,21 m 13,10-13,40 : 12,40 = ca. 164 qm 13,20-13,40 m : 8 m = ca. 106 qm 4,59 m ca. 3,6 m 26 : 12,50 = 325 qm 4,82 m Abb. 394: Kleeblattbogenportal in der südlichen Hoffassade. (Postkarte Nr. Gelnh 222, Herst. u. Verlag Schöning & Gebrüder Schmidt, 2400 Lübeck) 989 Angaben nach Binding 1965 (bes. S. 95) und 1996 (S. 276-277, 283). - Biller 2000 (S. 27, 41). 388 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n Heutiger Bestand: Der Saalbau ist heute in seinen Längsseiten noch zweigeschossig erhalten, während seine beiden Giebelwände und die innere Raumaufteilung des Untergeschosses auf Grund der Grabungen von L. Bickel (1901) und A. Tuczek (1929-32) bekannt sind. Weiterhin hat sich vom zweiten Obergeschoss ein Rest im westlichen Bereich der Hoffassade, im Anschluss an die Kapelle erhalten. Es handelt sich hierbei um einen zu einer Fensterarkadengliederung gehörenden Teil eines Gewändes und Bogenanfangs sowie auf der Innenseite um eine Hälfte der Tür zwischen Saal und Treppe. Entstehungsgeschichte/Datierung: 1133 wird Gelnhausen erstmals als Herkunftsbezeichnung einer der Grafen von Selbold-Gelnhausen erwähnt.990 1157/58 erwarb der Mainzer Erzbischof Arnold das nicht sicher lokalisierte castrum Gelnhausen.991 Während der Verbannung von Erzbischof Konrad I. von Mainz ins Exil 1165-83 wurde die Hälfte der Burg Gelnhausen dem Kaiser wohl als Lehen gegeben. Bei der Wiedereinsetzung des Bischofs im Jahre 1183 verzichtete dieser vermutlich auf die andere Hälfte der Burg.992 Im Jahr 1170 wurde in Gelnhausen von Friedrich Barbarossa die Stadtgründungsurkunde für Gelnhausen ausgestellt.993 Ein weiterer Aufenthalt von Friedrich I. fand 1173 statt, und zahlreiche Aufenthalte von ihm und seinen Nachfolgern folgten ab 1180.994 Die Datierung der Pfalz Gelnhausen war bislang umstritten.995 Auf Grund historischpolitischer Überlegungen nehmen der ehemalige hessische Staatsarchivdirektor K. E. Demandt, der Historiker F. Schwind und jüngstens auch A. Zettler eine Erbauungszeit der Pfalz zwischen 1170 und 1180 an. Für den Historiker J. Ehlers scheint nach ausführlicher Untersuchung aller schriftlichen Quellen "ein königlicher Baubeginn vor 1157/58 ausgeschlossen“.996 Auf Grund der Analyse von Baubestand und -ornamentik nimmt Günther Binding in seiner Dissertation 1963 einen Baubeginn "um 1159" sowie 990 Strickhausen 1998a, S. 247 u. Anm. 1818, 1819. - Zusammenfassung zur Geschichte und Datierung der Pfalz, in: Strickhausen 1998a, S. 247-249. 991 Wahrscheinlich waren die Grafen von Selbold-Gelnhausen die rechtmäßigen Besitzer. - Ehlers 1968, S. 116-117. Umstritten ist, ob dieses 1158 genannte castrum an der Stelle der jüngeren Pfalz oder an einem anderen Ort lag. Schwind (1972, S. 25) vermutet die Lage der älteren Burg auf einem Berg bei der Stadt. - s. auch Ehlers 1968, S. 112-114. - Strickhausen 1998a, S. 249. 992 Ehlers 1968, S. 115-124. - Schwind 1972, S. 26, Anm. 179. - Strickhausen 1998a, S. 247 u. Anm. 1823, 1829. 993 Die Schriftquellen sprechen von dem Jahr 1170, als die Stadt „bei der Burg“ vom Kaiser gegründet wurde. Damit könnte jedoch die ältere Burg oder auch schon die neu errichtete Pfalz gemeint sein. Unbekannt ist somit, ob Stadt und Pfalz Gelnhausen gleichzeitig entstanden oder welche von beiden früher von Kaiser Friedrich Barbarossa gegründet bzw. angelegt wurde. - Binding 1996, S. 265. – Biller 2000, S. 7. 994 1180 fand ein Reichstag im landes- und lehensrechtlichen Prozess gegen Heinrich dem Löwen statt. - Binding 1996, S. 266. – Zu weiteren Kaiser- und Königsaufenthalten in Gelnhausen: Binding 1965, S. 10-14 und 1996, S. 267. 995 Zwischen den 1160er und 1220er Jahren liegen die Datierungsangaben von Forschern für die Pfalz in Gelnhausen. – Biller 2000, S. 8. – Zettler 2001, S. 49. - Jost 1995, S. 167, Anm. 691. - Eine Zusammenstellung der verschiedenen Datierungsansätze ist zu finden bei: Ehlers 1968, S. 94-99. - Schwind 1972, S. 24-25. - Frank 1995b, S. 40, Anm. 18. - Binding 1996, S. 262-263. - Zum Problem der Datierung am Beispiel der Pfalz Gelnhausen s. auch: Binding 1996, S. 15-18. 996 Demandt (1955, S. 61-62) nimmt für den Baubeginn die Zeit nach 1165 an. – Schwind 1972, S. 24-27. - Zettler 2001, bes. S. 50, 52. - Ehlers 1968, S. 129. – Biller (2000, S. 8) weist darauf hin, dass die Schriftquellen keine eindeutigen Aussagen zur Entstehungszeit der Pfalzbauten in Gelnhausen machen. Somit werden dem Historiker nur Hinweise zu einem Neubau in einer vermuteten Zeit „um 1165-80, bis spätestens 1190“ gegeben. - Zur historischen Datierung der Pfalz Gelnhausen: Ehlers 1968, S. 94-130. - Schwind 1972, S. 21-29 und 1981, S. 73-95 und 1995, S. 67-98. - Binding 1996, S. 264-268. – Zettler 2001, S. 47-55. – Biller 2000, S. 6-8. 389 Gelnha usen, Pfalz/Hesse n einen -abschluss "vermutlich mit der Stadtgründung 1170" an.997 Die Bauskulptur in Gelnhausen zeigt eine stilistische Verwandtschaft zu den Pfalzen Hagenau und Kaiserslautern998 sowie Teilen des Wormser Domes, dessen Bau 1181 vollendet wurde.999 Dendrochronologische Daten zur Pfalz auf Grund der 1966, 1967 und 1977 geborgenen Eichenpfähle konnten bislang keine klare Aussage zur Bauzeit liefern.1000 Drei 1992 unter der Torhallennordwand geborgene Holzpfähle wurden jedoch eindeutig auf 1169/70 datiert.1001 Unter Einbeziehung historischer Daten und Stilvergleiche sowie der bislang bekannt gewordenen dendrochronologischen Untersuchungen dürfte beim gegenwärtigen Forschungsstand für die Pfalz Gelnhausen eine Erbauungszeit zwischen kurz vor 1170 und dem Reichstag von 1180 angenommen werden.1002 G. Binding gibt eine Bauzeit "um 1160/65 bis 1173"1003, G. Strickhausen einen Baubeginn zwischen 1165 und 1170 und seine Fertigstellung um "1180"1004 an. Die von Friedrich Barbarossa errichtete Pfalz Gelnhausen wurde 1349 zusammen mit der Stadt von Kaiser Karl IV. an die Grafen von Schwarzburg und Hohenstein 997 Binding 1965, S. 109. 998 Binding geht bei seiner Datierung der Bauornamentik von Stilvergleichen sowie "Feststellung der Wanderung der Bildhauer" (1996, S. 290) aus, wobei er für die Pfalz in Gelnhausen drei Hauptmeister annimmt. Er weist auf eine stilistische Verwandtschaft von Gelnhausen mit dem Elsass, mit der Pfalz von Hagenau und Kaiserslautern hin. Binding 1965, S. 62-84 und 1996, S. 290-291. – Beim Stilvergleich der Pfalzbauten lassen sich überwiegend südliche Einflüsse, vom Oberrhein, aus dem Elsass (besonders in Bezug auf die Grundform der Kapitelle, z. B. wie beim Ostbereich des Straßburger Münsters und bei St. Fides in Schlettstadt) und von Südfrankreich (besonders bei der pflanzlichen Ornamentik der Kapitelle und Kämpfer der Säulen) erkennen. Biller (2000, S. 31) weist darauf hin, dass die für die Pfalz Gelnhausen anregenden Gebäude in Südfrankreich und im Elsass um 1160 entstanden sind. - Zur Verwandtschaft der Bauornamentik s. auch: Magnus Backes, in: Dehio Hessen. – Biller 2000, S. 30-32. 999 Schon Karl Nothnagel (1927/71, S. 127) setzt sich mit der stilistischen Verwandtschaft zwischen Gelnhausen und Worms auseinander, kommt jedoch zu einer zu späten Datierung von 1190/1200, die von Fritz Arens übernommen wird. - Neben der Überlieferung einer Domweihe für das Jahr 1181 kann auf Grund von jüngeren, u. a. auch dendrochronologischen Datierungen des Langhauses ein Ende des Dombaus für dieses Jahr angenommen werden. Strickhausen 1998a, S. 248 u. Anm. 1836. - Hollstein, Ernst: Neue Bauholzdaten des Wormser Domes, in: Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz 1981, S. 125-134. - Zum Forschungsstand und zur Problematik der Datierung s. auch: Großmann, Dieter: Zur Baugeschichte der Dome in Mainz und Worms, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 34, Marburg 1984, S. 295-312. 1000 Ein 1966 im Bereich vor dem Tor von C. Nothnagel gefundener Eichenpfahl wurde dendrochronologisch auf 1182 (Waldkante) datiert. Auf Grund seiner Lage ist jedoch unklar, ob dieser Pfahl zur Gründung der Ringmauer gehört haben könnte. - Nieß 1966, S. 52. – Die 1967 von P. Nieß und 1977 von W. Einsingbach geborgenen Pfähle wurden auf 1173 datiert. – s. Hollstein 1980, S. 63, jedoch ohne genaue Angabe der Fundstelle. – Biller 2000, S. 10. 1001 Da bei diesen Gründungspfählen die Waldkante (d. h. der Rindenrest) erhalten geblieben ist, handelt es sich hier um eindeutige Fälldaten vom Winter 1169/70 bzw. Sommer 1170. Die Erbauung der Pfalz muss schon vor 1170 begonnen haben, denn die Torhalle wurde erst nachträglich an die Ringmauer angebaut. – Biller 2000, S. 10. – s. auch Jost (1995, S. 167, Anm. 691) und Binding (1996, S. 263). – Nach Ansicht von Binding (1996, S. 263, 17-18) geben die Pfähle unter der Torhalle einen Hinweis für den Bauabschluss der Pfalz um etwa 1172/73, welcher auch durch die auf 1173 datierten Pfähle aus dem Brückenbereich bestätigt wird. 1002 Die dendrochronologische Datierung 1169/70 gibt den Baubeginn an. Wenn eine von Binding (1965, S. 98 und 1996, S. 289) vermutete Bauzeit von 10 bis 12 Jahren in Erwägung gezogen wird, ergibt sich ein Bauabschluss um 1180. – Strickhausen 1998a, S. 249. - Biller 2000, S. 10-11. 1003 Binding 1996, S. 291 u. auch S. 18. - Die Datierung von Binding "wird man heute auf Grund jüngerer Dendrountersuchungen von Gründungspfählen der Torhalle, aber auch der im Prinzip unstrittigen Herleitung der Ornamentik grundsätzlich akzeptieren; notieren muss man jedoch, dass die Pfahluntersuchungen bisher nur indirekt publiziert sind". - Biller, Thomas: Rez. v. Binding 1996, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, 1998, S. 251. - Jost (1995, S. 167, Anm. 691) gibt eine Entstehungszeit "in der zweiten Hälfte der 1160er Jahre" an. 1004 Zur Stützung seiner Annahme der Bauzeit für Gelnhausen weist Strickhausen auf Lorenz Frank (1995b, S. 40, Anm. 18) hin. Dieser hält auf Grund seines Stilvergleichs der Fenster des Saalbaus von Gelnhausen mit denen anderer Bauten des 12. Jahrhunderts eine Datierung der Pfalz "zwischen 1170 und 1180" für wahrscheinlich. Strickhausen 1998a, S. 249 u. Anm. 1848. - Strickhausen, Gerd: Frühe Burgen in Hessen, in: Burgen in Mitteleuropa 2, 1999, S. 153. 390 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich verpfändet.1005 Da es zur Aufteilung des Pfalzgeländes unter Burgmannen kam, wurde seit dem 14./15. Jahrhundert das Steinmaterial der romanischen Gebäude der Pfalz für die Errichtung ihrer Wohnhäuser und der Vorburg verwendet.1006 Nur die im 15. Jahrhundert umgebaute und mehrmals, u. a. auch 1764, baulich veränderte Kapelle über der Torhalle ist bis Anfang des 19. Jahrhunderts als Raum für evangelische Gottesdienste erhalten geblieben. 1813/19 wurde über die Pfalz Gelnhausen vom Juristen B. Hundeshagen die erste Baumonographie der Kunstgeschichte geschrieben.1007 1858 erfolgte nach Beseitigung der späteren Zubauten die Ausbesserung des Tor- und Kapellenbaus sowie der Saalbaumauern. 1881 kam es zur Sicherung der sich neigenden Pfalzeingangseite im Westen durch drei Strebepfeiler. Unter der Leitung von Konservator K. Nothnagel und Regierungsbaurat A. Tuczek fanden von 1929 bis 1932 Vermessungen und Grabungen sowie eine Neufundamentierung der Hoffassade des Saalbaus statt. In den Jahren 196163 wurden allgemeine Instandsetzungsarbeiten und 1992/93 die Sicherung des Torhallen-Kapellengebäudes durchgeführt, wobei es unter den Fundamenten zur Entnahme von Holzpfählen zur dendorchronologischen Untersuchung kam. Im Jahr 2003 fand eine Grabung innerhalb des Saalbaus durch das Freie Institut für Bauforschung und Denkmalpflege aus Marburg statt, welche jedoch nur die Grabungen der 1930er Jahre bestätigte.1008 Literatur: Arens, Staufische Königspfalzen, 1978, S. 77. – Bangerter-Paetz, Pfalzen, i. Dr. - Bau- und Kunstdenkmäler Cassel, Bickel, 1901, S. 15-29. – Biller, Kaiserpfalz Gelnhausen, 2000. - Binding, Kaiserpfalz, 1964b. - Binding, Pfalz Gelnhausen, 1965. - Binding, Deutsche Königspfalzen, 1996, S. 262-292. - Ehlers, Datierung, 1968, S. 94-130. - Einsingbach, Gelnhausen, 1980. - Hotz, Gelnhausen, 1951. - Hundeshagen, Kaiser Friedrich I. Barbarossas Palast, 1832. - Nieß, W., Gelnhausen, 1988/89, S. 5-100. - Nothnagel, Architektur, 1927/71. - Schwind, Landvogtei, 1972, S. 21-29. - Schwind, Reichsstadt, 1981, S. 73-95. - Schwind, Gelnhausen, 1995, S. 67-98. - Strickhausen, Burgen Ludowinger, 1998a, S. 247-249. - Tuczek, Vortragsbericht 1929/30, S. 44-45. – Zettler, Gelnhausen, 2001, S. 47-55. 5.9 Girbaden (Guirbaden)/Elsass, Frankreich Lage: Auf einem Bergsporn über dem Breuschtal am Vogesenrand, etwa 25 km südwestlich von Straßburg liegt die zu den größten Burgen des Elsass gehörende Ruine Girbaden. Der im unteren, westlichen Bereich der Kernburg gelegene Saalbau bildete ihren westlichen Abschluss. Im Osten vor der breiten Hoffassade des Saalbaus befand sich der vor seiner späteren Verbauung ca. 30 x 50 m große Haupthof der Kernburg. Vor der Südgiebelseite lag ursprünglich ein wesentlich kleinerer Hof mit einem Durchmesser von etwa 20 m bis zur südlichen Ringmauer. 1005 Zur Geschichte der Pfalz in späteren Jahrhunderten: Binding 1996, S. 268. - Schwind 1995, S. 84. – Biller 2000, S. 12-13. 1006 Die in der Torhalle aufbewahrten bauplastischen Fundstücke stammen zum großen Teil aus den Burgmannenhäusern. - Binding 1996, S. 268. 1007 s. Hundeshagen 1819,1832. - Zu Verfallstadien der Pfalzanlage s. auch: Hundeshagen 1819, S. 40f. 1008 Bei der von Th. Biller veranlassten Grabung wurde ein ca. 2 m breiter Querschnitt durch den Saalbau gelegt, der das Westgewände des Kellertores berührte und von der Ringmauer bis 2 m in den Hof hinein reichte. Nach Aussage von Biller lieferte die Grabung keine neuen Erkenntnisse zur romanischen Raumaufteilung oder Datierung, doch kann die Aufgabe des Baus nun zeitlich noch sicherer in das 15. Jahrhundert gesetzt werden. – Freundlicher Hinweis von Dr. phil. Dr-Ing. Thomas Biller. 391 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich Gleich im südlichen Anschluss an die Saalbauwestwand befand sich ein Tor in der Ringmauer als Verbindung zur Vorburg, auf deren Hof auch die Kapelle St. Valentin stand.1009 Abb. 395: Baualterplan der Kernburg von Th. Biller, auf der Grundlage des Aufmasses von A. Kiefer. (aus: Biller 1996, S. 160, Abb. 1) 1009 Ob die Kernburg eine eigene Kapelle besaß, ist bislang nicht erforscht. Nach Aussage von Th. Biller (1996, S. 170) ist es schwierig, ihren möglichen Standort zu definieren. Seiner Meinung nach könnte die Valentinskapelle in der Vorburg, welche nach Grabungsergebnissen ein dreischiffiger Bau wohl des frühen 12. Jahrhunderts war, eine weitere, direkt an den Saalbau anschließende Kapelle überflüssig erscheinen gelassen haben. - Ein östlich des Saalbaus gefundener Gewölbeschlussstein mit vier Rippenansätzen könnte nach Hans Zumstein als Hinweis für das Vorhandensein einer Kapelle nordwestlich dieses Gebäudes dienen. Dieser Fund wird von Biller (1996, S. 170171) als Idee für ein Gewölbe eines mögliches Obergeschosses einer Hofgalerie des Saalbaus gedeutet. - Herrn Dr. phil. Dr.-Ing. Thomas Biller sowie Herrn Hans Zumstein möchte ich an dieser Stelle recht herzlich dafür danken, dass sie mir manchen wertvollen Hinweis zur Burganlage Girbaden gaben. 392 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich Abb. 396: Westseite der Kernburg mit Westfassade des Saalbaus und seinen Gewänderesten im Obergeschoss. (Foto: Th. Biller 1971, in: Biller 1996, S. 165, Abb. 6) Saalbau: Der in der Nordwestecke der Kernburg gelegene Saalbau zeigt in seinem Grundriss eine langgestreckte, ca. 37 x 15,5 m große Rechteckform. Das Mauerwerk dieses zweigeschossig angelegten Gebäudes besteht aus rotem Vogesensandstein und ist in Buckelquaderverband mit Randschlag ausgeführt.1010 Im fast vollständig erhaltenen Erdgeschoss haben sich in der die ältere Ringmauer bildende West- und Nordseite des Saalbaus nur noch im Norden zwei Lichtschlitze als einzige ursprüngliche Öffnungen erhalten. Dagegen sind in den beiden in etwas späterer romanischer Zeit neu errichteten Saalbaumauern zum Hof hin im Erdgeschoss zahlreiche Fensteröffnungen und in der Ostfassade zwei Rundbogentore unterschiedlicher Größe vorhanden. Über seine ursprüngliche Inneneinteilung lässt sich heute nichts mehr feststellen, jedoch ist bei einer Raumbreite von etwa 11,3 m auf jeden Fall ein mittlerer Unterzug auf Stützen erforderlich gewesen.1011 Ein großer Saal im Obergeschoss nahm vermutlich die gesamte Grundfläche ein.1012 Seine Längsmauer im Westen lässt trotz späterer Umbauten des 14./15. Jahrhunderts besonders an der Außenseite ihren ursprünglichen Aufbau bis heute erkennen. Nach Resten von mit Rundstab profilierten Rundbogenblenden lassen sich für die Saalgeschosswestseite vier Fenster aus der Erbauungszeit rekonstruieren. Sie waren als rundbogige Biforien ausgebildet und nach Biller vermutlich mit Seitensitzen ausgestattet.1013 Ein großer, 5 m breiter Kamin1014 befand sich zwischen den beiden mittleren dieser vier Westfenster. 1010 Wolff 1909/79, S. 89. 1011 Nach Ansicht von H. Zumstein gehörten die im Frauenhausmuseum (Musée de l'oevre Notre Dame) in Straßburg aufbewahrten Basen und Kapitelle aus Girbaden vermutlich zu massiven Stützen für die Erdgeschossholzbalkendecke. 1012 Nach Angabe von Th. Biller (1996, S. 163) enthielt das Saalgeschoss mit seinen Maßen von 33,5 x 11,3 m vermutlich den größten Saal im Saal- und Wohnbau der Burgen des Elsass. - Ein Obergeschossgrundriss wurde erst 1991 von ihm aufgemessen. - s. Baualterplan und Rekonstruktion des Saalobergeschosses, in: Biller 1996, S. 164, Abb. 4 u. 5. 1013 Biller 1996, S. 163. – s. auch Zeichnung von J.-K. Kuhn vom südlichen und nördlichen Abschnitt der Innenseite der westlichen Saalbaumauer. Ich danke Herrn Dr. Jean-Claude Kuhn aus Straßburg, der eine Dissertation über Heizungsanlagen auf Burgen im Elsass geschrieben hat, recht herzlich dafür, dass er mir diese Zeichnung für meine Saalbauuntersuchungen zur Verfügung stellt. 1014 Von diesem Kamin haben sich nur Sockelreste der seitlichen Säulen bis heute erhalten. 393 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich Abb. 397 und Abb. 398: Baualterplan und Grundrissrekonstruktion um 1226 des Saales im Saalbauobergeschoss, von Th. Biller. (aus: Biller 1996, S. 164, Abb. 4, 5) Die im östlichen Bereich erhalten gebliebene Nordgiebelmauer des Saalgeschosses zeigt ebenfalls ein romanisches Biforiumfenster mit Rundbogen, dessen Rundstab auf eingestellten Ecksäulen ruht. Auf Grund erhaltener Reste sowie eines Aquarells von Henri-Charles Muller aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, welches das Saalbauinnere mit Blick nach Süden zeigt, lässt sich die Südgiebelmauer rekonstruieren. Eine Viererfenstergruppe aus Biforien mit reicher Säulenstellung nahm die gesamte Breite der Südseite ein. Auf deren Mittelachse über den beiden mittleren Bogenöffnungen ist noch der untere Ansatz einer 394 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich großen Fensterrose erkennbar.1015 Das als einzige bis heute zum großen Teil erhalten gebliebene westliche Fenster dieser ursprünglichen Arkadenreihe ermöglicht eine Rekonstruktion der Südgiebelfront in ihren Grundzügen. Die Fenster mit Sohlbänken besaßen abgetreppte Gewände, die an der Innen- und Außenseite mit je zwei Säulen versehen waren. Diese liefen als Rundstäbe im äußeren Laibungsbogen sowie um die Biforien weiter, welche jeweils auf einer Mittelsäule ruhten.1016 Kapitelle in verschiedenen Blattformen, z. T. in Verbindung mit gezackten und diamantierten Stäben sowie in figürlichen Darstellungen und attisch profilierte Basen zierten diese insgesamt 36 Fenstersäulen1017 auf einer Breite von nur 10 m.1018 Auf Grund von Befunden kann für die östliche Hoffassade des Saalbaus ein vorgelagerter etwa 3,5 m tiefer, säulengetragener Altan oder eine Galerie rekonstruiert werden. Diese besaß im Erdgeschoss eine Balkendecke und von ihr dürfte vermutlich ein Teil als Treppenanlage zum Saalgeschoss gedient haben.1019 Biller hält auch eine zweigeschossige Galerie mit gewölbtem Obergeschoss für möglich.1020 Für den Aufbau der heute nicht mehr vorhandenen Ostwand des Saales im Obergeschoss gibt es nur geringe Anhaltspunkte. Zwei Biforiumfenster unter enger Bogenöffnung, welche seit 1835 in einer künstlichen Ruine im Ottrotter Schlosspark eingebaut zu finden sind, stammen nach Ansicht von Biller wahrscheinlich aus der hofseitigen Saalwand im Osten.1021 Auch konnte die Südgiebelarkatur über Eck auf einem Teil der Saalbauostwand weitergeführt worden sein. Das lässt ein auf der Zeichnung von H.-Ch. Muller zu betrachtender gestufter Gewänderest an der inneren südöstlichen Saalecke vermuten.1022 Die Lage des Portals zum Saalgeschoss in der Hofwand bleibt unklar. Jedoch ist davon auszugehen, dass es sich wohl um einen sehr repräsentativ ausgestatteten Zugang gehandelt hat. Dies könnte auf Grund einer vor 1876 noch in der Burgruine zu sehenden 1015 Das Vorhandensein des wahrscheinlich in das Dachwerk des Saalbaus hineinragenden Rundfensters lässt nach Meinung von Th. Biller (1996, S. 166) auf eine hochgezogene oder gewölbte Holzdecke schließen. Es könnte nach H. Zumstein auch als Hinweis auf einen Saal mit offenem Dachstuhl gedeutet werden. 1016 Im Bogenfeld zwischen den Biforien und dem übergreifenden Bogen rekonstruiert Biller (1996, S. 167, Abb. 10) über der mittleren Fenstersäule je einen Oculus, aber auch ein Drei- oder Vierpass scheint seiner Meinung nach möglich. 1017 Ein Teil der Fenstersäulen mit dekorativen Kapitellen sowie mehrere Rundbogenfenster des Saalbaus Girbaden wurden im vorigen Jahrhundert ausgebrochen und im Schlosspark von Ottrott ausgestellt. Auch sind skulptierte Werkstücke heute z. T. in Privatbesitz und öffentlichen Sammlungen zu finden. 1018 Die gesamte Giebelwandbreite beträgt 11,3 m (i. L.). 1019 Die Säulengalerie des Erdgeschosses gilt nach Biller (1996, S. 167-169) auf Grund folgender Befunde gesichert: An der östlichen Saalbauaußenmauer sind Kragsteine vorhanden, welche eine Balkendecke trugen. Außerdem ist an der Südostecke des Gebäudes ein Bogenansatz zu sehen, der den Abschluss der Säulengalerie bildete. Weiterhin zeigt die 1960 aufgenommene Bauaufnahme von A. Kieffer in ihrem Grundrissplan noch zwei offenbar auf einer Sockelmauer stehende Säulenbasen in situ, die in je 3 m Abstand zur Saalbauostmauer standen. Zahlreiche Spolien in der Burgruine sowie zwei seit 1961 im Frauenwerkmuseum in Straßburg vollständig aufgestellte Säulen aus Girbaden erreichen einschließlich Kapitell und Basis eine zu den Maßen der Galerie passende Höhe von ca. 2,70 m. - Zumstein schrieb 1997 in einem Brief an die Verfasserin, dass er diese Säulen für Stützen der Erdgeschossdecke hält. 1020 Ein in der Ruine gefundener, von Th. Biller 1968 fotografierter Schlussstein mit Rippenansätzen lässt sich zu einem längsrechteckigen Gewölbe rekonstruieren. Dies könnte seiner Meinung nach zu einem möglichen Obergeschoss der Hofgalerie des Saalbaus gehört haben. Die gesicherte Säulengalerie des Erdgeschosses sowie die denkbare gewölbte Obergeschossgalerie muss nicht die gesamte Fassadenbreite eingenommen haben, sondern kann - ähnlich wie bei dem Saalbau der Wartburg - aus einem Wechsel von offenen und geschlossenen Wandflächen bestanden haben. - Zur Rekonstruktion der hofseitigen Galerie: Biller 1996, S. 167-172. 1021 Ihre Nischenform mit eingestellten Ecksäulen entspricht dem in der Saalbaunordwand erhaltenen Fenster. Auf Grund des Fehlens der Seitensitze vermutet Biller (1996, S. 172), dass diese Biforien in der Saalostwand hinter einer möglichen Obergeschossgalerie saßen, ähnlich wie der Wartburger Saalbau es heute noch zeigt. 1022 Biller 1996, S. 165, Abb. 7 u. 172. 395 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich säulentragenden Löwenskulptur angenommen werden, zumal romanische Portallöwen im Elsass unbekannt waren.1023 Die Reste der heute z. T. anderer Orts aufbewahrten Architekturdetails, wie Fensterbogen, Säulen, Kapitelle, Basen, Kaminteile zeigen, dass der Saalbau Girbaden zu einer der reichsten bauplastisch ausgestatteten Burgen des Elsass gehörte. Abb. 399 und Abb. 400: Innenseite der Saalbauwestfassade, südlicher (1) und nördlicher Abschnitt (2). Zeichnung von J.-C. Kuhn. (aus: Dissertation von Jean-Claude Kuhn, Straßburg 1997, Plan II) 1023 Biller (1996, S. 172) vermutet bei der Portalgestaltung italienische Einflüsse. 396 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich Abb. 401: Rekonstruktion des Saalbaus von Th. Biller. Querschnitt mit Blick nach Süden. Rechte Konstruktion: offene Altane über dem Säulengang, linke Variante: rippengewölbter Gang im Obergeschoss. Punktierte Linienführung: Oberkante des Bestandes. (aus: Biller 1996, S. 171, Abb. 16) Abb. 402: Saalbau von innen, nach Süden. Aquarell von Henri-Charles Muller, erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. (aus: Biller 1996, S. 165, Abb. 7) 397 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich Saal: Im Obergeschoss nahm der Saal wahrscheinlich die gesamte Grundfläche von 33,5 x 11,3 m ein. Seine mit der Ringmauer identische westliche Längswand besaß vier rundbogige, vermutlich mit Seitensitzen ausgestattete Biforien und einen 5 m breiten Kamin zwischen den beiden mittleren dieser Fensteröffnungen. Die Nordgiebelwand wurde durch mindestens ein Doppelfenster gleicher Ausbildung belichtet. Seine Südgiebelfassade war durch eine die gesamte Wandbreite einnehmende Viererbiforiengruppe mit insgesamt 36 Fenstersäulen und Sohlbänken sehr repräsentativ ausgestattet. Über den die beiden mittleren Arkadenöffnungen trennenden Wandpfeiler befand sich eine große Fensterrose, welche eine hochgezogene oder gewölbte Saaldecke oder sogar einen offenen Dachstuhl vermuten lässt. Für die nicht mehr vorhandene hofseitige Saalostwand können nach Biller eine reiche Biforiumfenstergliederung und ein großes, dekorativ ausgestattetes Portal angenommen werden. Es ermöglichte über eine in eine Galerie integrierte Treppe an der Saalbauostmauer den Zugang zum Saalgeschoss. Vielleicht war die Hofgalerie auch zweigeschossig - mit gewölbtem Gang im Obergeschoss - vor der östlichen Saalbauwand errichtet. Maße Saalbau:1024 Grundriss Unterburg der Kernburg (bis zur östlichen Quermauer): Grundriss Saalbau (Außenmaße): Breite östliche Hofgalerie im EG: Saalgeschoss OG (i.L.): Höhe Saalgeschoss (i. L.): ca. 30/50 m : 60 m ca. 37 m : 15,5 m ca. 3,5 m 33,5 m : 11,3 m = 378,55 qm 5,1 m Heutiger Bestand: In seinen Umfassungsmauern ist der Saalbau z. T. zweigeschossig erhalten. Die Außenmauern des Erdgeschosses mit zahlreichen Fensteröffnungen und zwei Portalen in der Ostseite sind noch fast vollständig vorhanden. Von den der östlichen Hofmauer wahrscheinlich vorgelagerten Altanen oder einer Galerie ist heute nichts mehr zu finden. Vom Saalgeschoss blieb die Längsmauer im Westen fast vollständig, seine beiden Giebelseiten teilweise erhalten. Die Westmauer ist im Obergeschoss durch spätmittelalterliche Umbauten geprägt: Neben den vier romanischen, später vermauerten Rundbogenfenstern sind drei große Kreuzstockfenster sowie Reste von zwei Kaminen aus dem 14./15. Jahrhundert zu sehen. Im Obergeschoss ist von der Südgiebelseite mit ihrer vierteiligen Biforienfenstergruppe nur das westliche Fenster zum großen Teil erhalten geblieben. Entstehungsgeschichte/Datierung:1025 In schriftlichen Quellen wird die Burg Girbaden erstmals 1137 erwähnt.1026 Sie befand sich ursprünglich im Besitz des bedeutenden Hochadelsgeschlechts des Elsass, der 1024 Angaben nach Biller 1996 und Grundriss Baualterplan der Kernburg (S. 160, Abb. 1), des Saalobergeschosses (S. 164, Abb. 4) sowie Querschnitt mit Blick auf Südgiebelseite (S. 171, Abb. 16). 1025 Eine Darstellung der Burg Girbaden, u. a. auch ihrer Baugeschichte, wird von Bernhard Metz im 2. Band von: "Die Burgen des Elsass - Architektur und Geschichte, hrsg. v. Th. Biller und B. Metz" bearbeitet werden, welcher in Vorbereitung ist. - Zur geschichtlichen Chronologie von Girbaden s. auch: Kieffer 1966, S. 103-110. 1026 Archives départementales du Bas-Rhin, Strasbourg/Straßburg 50/I, nach diesem der Druck in: Würdtwein, S. A.: Nova subsidia diplomatica, Bd. VII, Nr. 36, S. 96f. – s. dazu: Biller 1996, S. 159 u. S. 175, Anm. 8. 398 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich Grafen von Egisheim-Dagsburg. Im Jahr 1162 kam es zur Zerstörung von Girbaden durch Friedrich I.1027 Abb. 403: Doppelfenster aus Girbaden, heute im Park von Ottrott. (aus: Biller 1996, S.172, Abb. 17) Abb. 404 und Abb. 405: Saalbausüdfassade von außen, mit z. T. erhaltenem Westfenster des Saales. (aus: Biller 1996, S. 166, Abb. 8). - Rekonstruktionszeichnung dieses Westfensters von Th. Biller. Bestand und Ergänzung. (aus: Biller 1996, S. 167, Abb. 10) 1027 Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, rer. germ. Bd. 5, S. 50f. - s. Biller 1996, S. 162 u. S. 175, Anm. 9. 399 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich Mit dem Aussterben der Grafen von Egisheim-Dagsburg1028 begannen Kämpfe um die Erbschaft dieses Grafengeschlechts. 1219 gab es kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Friedrich II. und Herzog Theobald von Lothringen, dem Ehemann der letzten Dagsburger Erbtochter. Im gleichen Jahr kam es noch zum Friedensschluss, wobei dem Kaiser bzw. seinem Sohn König Heinrich, wahrscheinlich für sieben Jahre ein Nutzungsrecht an der Burg eingeräumt wurde. Nach dem Tod der letzten Erbtochter Gertrud wurde im Jahr 1226 die Burg auf den Straßburger Bischof übertragen. In Quellen von 1226 ist "von einer neuen Burg vor Girbaden, an der in jüngster Zeit gebaut worden ist" (Castrum novum ante Girbaden noviter edificatum)1029, die Rede. Nach historischen Quellen erfolgte der Ausbau der Burg und damit auch die Errichtung des Saalbaus in den Jahren 1219-26 auf Veranlassung von Friedrich II. und seinem Sohn, König Heinrich. Diese Annahme kann nach Ansicht von Th. Biller durch einen Stilvergleich bestätigt werden, auf Grund dessen er den Saalbau "etwa ins erste Drittel des 13. Jahrhunderts" bzw. "in die Zeit um 1220/30" datiert.1030 W. Hotz nimmt für ihn "eine Bautätigkeit zwischen 1170 und 1180"1031 an und nach H. Zumstein könnte die nördliche Saalbaugiebelwand in das 12. Jahrhundert, die restlichen Gebäudeaußenmauern in die Zeit von "1219-1226" eingeordnet werden.1032 Wie Kreuzstockfenster und Kaminreste im Obergeschossbereich der Westmauer zeigen, fanden im 14./15. Jahrhundert Umbauten am Saalbau statt. 1633 wurde die im bischöflichen Besitz gebliebene Burg Girbaden von den bischöflichen Truppen zerstört, um nicht in die Hände der feindlichen Schweden zu fallen.1033 Im 19. Jahrhundert verschwanden an der Saalbauruine drei der Viererarkadenfenster sowie der Rest des Südgiebels mit dem unteren Ansatz der großen Fensterrose. Zahlreiche Werkstücke, Fenstersäulen, Kapitelle etc. wurden ausgebrochen und sind heute u. a. in Privatbesitz und öffentlichen Sammlungen zu finden. 1968 kam die Burgruine in Privatbesitz und sollte zunächst zu einem Feriendomizil ausgebaut werden, doch wurde dieser Plan nach zwei Jahren aufgegeben. Von 1967-70 erfolgte die Befreiung der Ruine von pflanzlicher Vegetation, Beseitigung von Schutthaufen sowie Aussortierung von Quadern und Werkstücken, wobei einige von ihnen geraubt wurden. Weitere Maßnahmen bestanden aus der Sicherung der 1028 1211/12 starb Albrecht, der letzte männliche Familienangehörige, spätestens 1225 die Erbtochter Gertrud. - Biller 1996, S. 162. 1029 Archives départementales du Bas-Rhin, Strasbourg/Straßburg, G 2722/5; vollständiger Druck: Böhmer, Johann Friedrich: Acta Imperii selecta, Innsbruck 1870, Bd. I, 279f., Nr. 319. – s. Biller 1996, S. 162 u. S. 175, Anm. 11 u. 12. 1030 Biller 1996, S. 173. - Biller (1996, S. 174 u. S. 176, Anm. 34) datiert die säulenreiche, gestufte Viererarkatur der Südgiebelseite, d. h. die Kelchblock- sowie Knospenkapitelle am Gewände ihres z. T. erhaltenen westlichen Fensters, in diese Zeit. - Auch weist er auf die enge Verwandtschaft dieser Südgiebelarkaden von Girbaden mit der Saalarkatur an der Schmalseite des Saalbaus von Wildenberg im Odenwald hin, der stilistisch in die gleiche Zeit datiert werden kann. - Einfache Formen ( z. B. Würfelkapitelle und steile attische Basen), welche sich "in die Zeit um 1160 bis 1180" kunsthistorisch einordnen ließen sowie jünger wirkende figürliche Kapitelle (z. B. Darstellung eines Greifen aus dem Ottrotter Schlosspark) gehören nach Ansicht von Biller zu der selben Bauzeit. Sie stelle für ihn somit einen "Rückgriff auf Formen der Zeit Friedrichs I. (1152 - 1190)" dar. - Biller 1996, S. 173. 1031 Sein Datierungsvorschlag berücksichtigt jedoch nicht die stilistische Einordnung der Südgiebelarkaden des Saalbaus von Girbaden. - Hotz 1981/1992, S. 141. 1032 Zumstein 1971, S. 88. - Von Th. Biller und B. Metz in den letzten Jahren durchgeführte Untersuchungen an dem Mauerwerk der Burgruine Girbaden beweisen jedoch, dass deutlich mehr Mauerbereiche der jüngeren Bauzeit von 1219 bis 1226 zuzuordnen sind. Die Bausubstanz aus dem 12. Jahrhundert ist somit in dem Umfang ihrer Buckelquadermantelmauern bedeutend geringer, als von Zumstein vermutet wurde. - Biller 1996, S. 159. 1033 Kieffer 1966, S. 109. 400 Girbade n (G uir bade n)/Elsass, Frankreich gefährdeten Westmauer sowie der Durchführung von Grabungen in den Jahren 196873.1034 Abb. 406: Ostansicht des Saalbaus nach Südwesten. (aus: Biller 1996, S. 163, Abb. 3) Abb. 407: Innenseite der Saalbauostfassade nach Nordwesten. (Foto: C. Meckseper 1968) 1034 Biller 1996, S. 159. - Zu den Sanierungen an der Burgruine 1968-73: Bronner, G. 1985, S. 95-118. 401 Gnandstein/Sachsen Literatur: Biller, Castrum novum, 1996, S. 159-176. – Biller/Metz, Burgenbau, 2001, S. 76-110, bes. S. 86-89, 9296. - Bronner, G., Château de Girbaden, 1985, S. 95-118. - Kieffer, ruine de Girbaden, 1966, S. 101110. - Salch, Dictionnaire des châteaux, 1976, S. 116-119. - Will, Châteaux et guerriers, 1975, S. 253ff. Wolff, Elsässisches Burgenlexikon, 1909/79, S. 85-89. - Zumstein, Châteaux forts, 1971, S. 85-100. Zumstein, Sondage, 1988-1992, S. 85-89. 5.10 Gnandstein/Sachsen Lage: Die ehemalige Burg befindet sich im Nordosten des gleichnamigen Ortes auf einem langgestreckten Felssporn, der von einer Wyhraschleife an seiner Nord-, West- und Südflanke begrenzt wird. Im östlichen Bereich dieses Geländes erhebt sich die romanische Oberburg, welche als Kernburg im Norden, Osten und Süden von einer ca. 18 m hohen, zinnenbekrönten Ringmauer umgeben war. Diese hat sich in ihrer ursprünglichen Höhe an der Nord- und Ostseite sowie an der Südseite im unteren Mauerwerk der Saalbaunordwand bis heute erhalten.1035 Im Osten, in einer Ecke der Umfassungsmauer steht ein runder Bergfried im Hof, der im Westen von einem Wohngebäude1036 und südlich vom romanischen Saalbau begrenzt wird.1037 Saalbau: Der im Süden der Kernburg gelegene, in romanischer Zeit dreigeschossige Saalbau besitzt einen Grundriss in Form eines langgestreckten, 18,2 x 7,5 m großen Rechtecks. Seine östliche Giebelseite ist in die Umfassungsmauer integriert, während die nördliche Langseite auf dem Fundament der südlichen Kernburgmauer errichtet wurde.1038 Die Außenwände des Saalbaus bestehen aus kleinteiligem Bruchsteinmauerwerk unterschiedlicher Größe, Form und Farbe. Seine Eckverbände sind aus großen, geglätteten Quadern gebildet, die aus rotem Rochlitzer und gelblichweißem Rüdigsdorfer Rhyolithtuff im Wechsel bestehen. Auch bei den erhaltenen Fenster1035 Sie gilt als die besterhaltenste romanische Burg im Bundesland Sachsen. 1036 Ursprünglich befand sich in der Südwestecke der Kernburg ein in die Ringmauer integrierter, annähernd quadratischer Wohnturm, der später in ein Quergebäude einbezogen wurde, welches Kern- und Vorburg voneinander trennte. - Billig/Müller 1998, S. 97. - Der heutige Wohnbau stammt im Kern mindestens aus der Umbauzeit um 1500 und wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts grundlegend umgestaltet. – Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 50f. - Kürth 1985, S. 12. 1037 Das Vorhandensein einer romanischen Kapelle ist nicht bekannt; die heutigen Kapellenräume an der nördlichen Langseite (d. h. im ehemaligen nördlichen Zwinger) der Vorburg stammen aus spätgotischer Zeit (1490-1502). Reich 1995, S. 145. - Hoffmann/Baudisch 1996, S. 177. - An dieser Stelle möchte ich Herrn Dipl. phil. Reinhard Schmitt meinen Dank dafür aussprechen, dass er mir wertvolle Hinweise zur neueren Literatur sowie Informationen über aktuelle Instandsetzungsarbeiten an der Burg Gnandstein gab und mir einige Farbdias (Frühjahr 1999) für meine Dissertation zur Verfügung stellte. - Weiterhin bin ich Herrn Falk Schulze (Museum Burg Gnandstein) für einige Auskünfte über Sanierungsmaßnahmen und heutige Nutzung des Saalbaus dankbar. – Ganz besonders sei Herr Dr. Yves Hoffmann für seine zahlreichen Hinweise, Ergänzungen und Antworten auf eine Anzahl detaillierter Fragen der Verfasserin zu den archäologischen Untersuchungen, zum romanischen Bestand und zur Datierung des Saalbaus, sehr herzlich gedankt. Ebenso bin ich ihm dankbar, dass er mir einige Farbdias sowie sein Manuskript (Hoffmann 2001) und zwei Aufsätze (Hoffmann 2000 und Hoffmann/Remus/Tepper 2000) vor ihrer Veröffentlichung zur Verfügung gestellt hat. Auch informierte mich Herr Hoffmann stets über den neuesten Stand der Forschungen am Gnandsteiner Saalbau. 1038 Auf Grund archäologischer Untersuchungen in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte festgestellt werden, dass der romanische Saalbau bei seiner Errichtung auf die ca. 1,6 m breite südliche Ringmauer gesetzt wurde. Dazu wurde der obere Teil der südlichen Ringmauer abgetragen und dann die ca. 0,8 m dicke Saalbaunordmauer aufgesetzt, während ihre unteren Mauerwerksbereiche des Saalbaumauerwerks ohne Verband stumpf an die Ringmauer stießen. - Hoffmann/Baudisch 1996, S. 176-177. - Hoffmann 2000, S. 18. - Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 32. - Hoffmann 2001, S. 59 und 2002, S. 197. 402 Gnandstein/Sachsen sowie Türgewänden wechseln weiße mit roten Rhyolithtuff-Werksteinen.1039 Romanische Putzreste sind großflächig vor allem noch an der Südfassade im Bereich des östlichsten, durch das jüngere Torhaus verbauten Saalfensters erhalten.1040 Abb. 408: Grundriss und Längsschnitt der Burganlage, nach H.-J. Mrusek. (aus: Hotz 1992, S. 235, Z. 127) 1039 Die Werksteine sind in unregelmäßigem Wechsel versetzt, so dass oft auch mehrere rote oder gelblichweiße Rhyolithtuffsteine unmittelbar übereinander zu finden sind. - Zum verwendeten Werkstein: Hoffmann 2000, S. 18 und 2001, S. 59-60 u. S. 71, Anm. 9 (dort Hinweis auf: Beeger, D.: Gesteine im Burgenbau Sachsens, in: Burgenforschung aus Sachsen 2, 1993, S. 80-92, hier S. 85 u. Möller 1988, S. 99-127, hier S. 117). Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 33-34. 1040 Die Arkade dieses Saalfensters ist erhalten geblieben. - Es handelt sich beim Sichtputz um den pietra-rasa-Putz mit Kellenstrich. - Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 33. - Hoffmann 2000, S. 18 und 2001, S. 60. 403 Gnandstein/Sachsen Abb. 409: Baualterplan der Burg, von Y. Hoffmann. (aus: Schellenberger 2000, S. 8-9) Auf Grund des Niveauunterschieds des Saalbaugeländes von Norden nach Süden von ca. 6,5 m1041 ist die Südfassade dem Betrachter von außen in drei Geschossen sichtbar. Dahingegen ist die hofseitige nördliche Außenwand im untersten Geschoss ganz, in dem darauf folgenden etwa zu zwei Drittel, in romanischer Zeit etwa zur Hälfte seiner Geschosshöhe, in den Boden eingetieft.1042 Da für das Untergeschoss keine ursprüngliche Türöffnung nachgewiesen ist, konnte es in romanischer Zeit nur über eine Holztreppe vom mittleren Geschoss aus erreichbar gewesen sein. In den beiden unteren Geschossen haben sich keine erbauungszeitlichen Fensteröffnungen mehr erhalten.1043 Eine kleine, rundbogige Tür mit unprofiliertem Werksteingewände aus roten und weißen Rhyolithtuff-Werksteinen an der Innenseite der Ostgiebelmauer im mittleren Saalbaugeschoss als Zugang zum Zwinger stammt noch aus romanischer Zeit.1044 1041 Der große Niveauunterschied ergibt sich auf Grund der Tatsache, dass die Umfassungsmauer an die Kante des Steilabhangs gebaut und der Saalbau (außerhalb der ursprünglichen Burganlage) über die südliche Hangkante hinaus errichtet wurde. - Hoffmann 2001, S. 59 und 2002, S. 201. 1042 Vgl. Querschnitt durch den Saalbau M 1:50, von Y. Hoffmann und K. Bartel, in: Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 33, Abb. 17. - Wie in den 1990er Jahren archäologisch durchgeführte Untersuchungen beweisen, lag das ursprüngliche Burghofniveau etwa 0,7/0,8 m bis maximal 1,1 m tiefer als heute. - Die Aufschüttung des Hofes der Kernburg dürfte allmählich im Verlauf vom 13. bis zum 15. Jahrhundert, seine Pflasterung wohl erst um 1500 erfolgt sein. - Bartel/Hoffmann 1993, S. 31, 37 und freundliche Mitteilung von Herrn Hoffmann. 1043 Der Saalbau lag bis zum Bau der Toranlage (vermutlich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts) weitgehend frei und ungeschützt. Deshalb vermutet Y. Hoffmann aus verteidigungstechnischen Gründen zur Südseite des Saalbaus hin in den beiden unteren Geschossen der Saalbaumauer kleine Mauerwerksöffnungen, die im untersten Geschoss vielleicht nur als Schlitzfenster ausgebildet waren. Da keine vermauerten Öffnungen aus der Erbauungszeit nachweisbar sind, müssten die ursprünglichen Fenster – falls vorhanden - an Stelle der heutigen gelegen haben. Hoffmann/Remus/Trepper 2000, S. 33. - Hoffmann 2001, S. 61 und 2002, S. 202. 1044 Nach Vermutung von Hoffmann (2002, S. 202) diente diese kleine Tür ursprünglich wahrscheinlich als Zugang zu einem Abortanbau. - Im untersten Geschoss befinden sich aus späterer Zeit Einbauten in Form von Zwischenwänden, eines Backofens und eines Herdes. Das zweite Geschoss wird heute als Magazin für den staatlichen Schlossbetrieb genutzt. Von seinen im Aufmaß von 1953 (Grundrisse der drei Saalbaugeschosse von H. Krause u. C. Johannes, in: Hoffmann 2001, S. 62, Abb. 4) eingezeichneten drei Zwischenwänden aus späterer Zeit ist heute nur noch die mittlere vorhanden, während die östliche und westliche inzwischen abgebrochen wurden. Die vorhandene Holzbalkendecke (es handelt sich hier um eine Lehmschlagdecke) des mittleren Geschosses 404 Gnandstein/Sachsen Abb. 410: Grundriss von Burg Gnandstein. Hypothetische Rekonstruktion um Mitte des 13. Jahrhunderts. Die gesicherten Mauerzüge sind dunkelgrau dargestellt. (aus: Schellenberger 2000, S. 38-39, Abb. 22) Abb. 411: Südansicht der Burganlage. (aus: Schulze 1996, S. 30) konnte inzwischen dendrochronologisch auf das Fälljahr 1385 datiert werden und gehört somit einer späteren Umbauphase des Saalbaus an. - s. dazu Hoffmann 2001, S. 63. - Zu den beiden Untergeschossen: Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 33. - Hoffmann 2000, S. 18 und 2001, S. 61-63 und 2002, S. 201-202. 405 Gnandstein/Sachsen Abb. 412: Grundriss 1: Kellergeschoss, 2: Erdgeschoss, 3: erstes Obergeschoss (Saal). Aufmaß von H. Krause und C. Johannes 1953. (Planarchiv des Landesamtes für Denkmalpflege Dresden, aus: Hoffmann 2001, Abb. 5) Abb. 413: Schematische Darstellung des Querschnitts durch den Saalbau, von Y. Hoffmann, K. Bartel. (aus: Schellenberger 2000, S. 33, Abb. 179 406 Gnandstein/Sachsen Abb. 414 und Abb. 415: Südansicht (Hoffassade) des Saalbaus, Rekonstruktion von Y. Hoffmann und heutiger Bestand von C. Johannes/H. Krause. (aus: Hoffmann 2001, S. 68, Abb. 9 und S. 60, Abb. 3) Abb. 416: Westlicher Bereich der Saalbausüdfassade. Rechts: Torhaus. (Foto: R. Schmitt 1999) 407 Gnandstein/Sachsen Über den beiden unteren Geschossen befindet sich das zu allen vier Seiten freistehende, ungeteilte Saalgeschoss,1045 das vom Hof aus im westlichen Bereich der Saalbaunordwand über eine Freitreppe zugänglich war. Erhalten hat sich bis heute an der nördlichen Hoffassade das rundbogige Zugangsportal des Saales aus rotem und weißem Rhyolithtuffstein, mit doppelt gekehlter Profilausbildung.1046 An der östlichen Giebelseite gibt es im Saal über einer gleichartigen Türöffnung im mittleren Geschoss eine kleine Rundbogentür mit einem unprofiliertem Gewände aus rotem und weißem Rhyolithtuff aus der Erbauungszeit.1047 Das Saalgeschoss hat in der Ostmauer nachweislich keine Fensteröffnungen aus der Erbauungszeit besessen, und nach Hoffmann ist gleiches für seine Nordseite anzunehmen.1048 Dahingegen sind in seiner Westgiebelmauer sowie südlichen Längsseite ursprüngliche Fensterarkaden zu finden. Die Fenster haben an der Außenseite jeweils eine vorkragende Sohlbank und werden von einem unprofilierten Rundbogen, an der Innenseite von einem Stichbogen überfangen. In der Südfassade des Saalgeschosses befinden sich zwei, jeweils unter einer Rundbogenblende zusammengefasste romanische Triforiumfenster sowie Reste eines später vermauerten, durch das Torhaus verdeckten Zweierarkadenfensters im Osten. 1049 Die Fenstersäulen und die Sohlbänke der beiden Drillingsfenster in der Südfassade sind in den 1960er Jahren durch Kopien ersetzt worden.1050 Auch die Westgiebelseite besitzt eine Doppelarkadenöffnung, hier mit Kleeblattbogenabschluss, dessen Fenstersäule als einzige der Saalfenstersäulen noch in situ vorhanden ist. Die Porphyrsäulen der Fensterarkaden haben attische Basen mit Eckblättern und schlichte Kelchkapitelle.1051 In der Südwestecke des Saales hat sich von dem ursprünglichen Kamin ein zweiteiliger verzierter Konsolstein in der Westmauer erhalten. Dieser trug den Rauchfang, von dem 1045 In Höhe des Saalgeschosses verjüngen sich die beiden Längsaußenmauern von ca. 1,6 m auf etwa 1,2 m Breite im Süden bzw. 0,8 m Breite im Norden. - Hoffmann 2000, S. 18. - (Vgl. dazu auch Zeichnung Querschnitt durch den Saalbau M 1:50, von Hoffmann/Bartel.). 1046 Das doppelt gekehlte Profil des Saalportals endet auf der linken Seite in einen Hornauslauf mit einem Dreiblatt, während der rechte Teil nicht mehr erhalten ist. Die Portalinnenseite wird aus einem Stichbogen aus weißem Rüdigsdorfer Stein gebildet. Eine 1,9 m tief in das Mauerwerk reichende Aussparung zur Aufnahme eines nicht mehr erhaltenen Sperriegelbalkens befindet sich östlich der Eingangsinnenseite. Nach Angabe von Y. Hoffmann scheint das Türblatt mit seinen zwei Türbändern noch aus der Erbauungszeit zu stammen. Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 34. - Hoffmann 2001, S. 63 und 2002, S. 202. 1047 Nach Vermutung von R. Schmitt und Y. Hoffmann führten die zwei übereinander liegenden Türöffnungen in den beiden oberen Geschossen der Ostgiebelseite des Saalbaus möglicherweise in einen Abortanbau. Als Begründung für diese Annahme wird auf eine nach Osten ziehende Mauer hingewiesen, von welcher heute nur noch die Abbruchkante erhalten ist, an der der halbrunde Flankierungsbau aus dem 15. Jahrhundert ansetzt. Jedoch können auf Grund jüngerer Störungen im Erdboden von dem vermuteten Abortanbau keine weiteren Reste mehr nachgewiesen werden. - Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 35 u. S. 115, Anm. 13. - Hoffmann 2001, S. 63, 65 und 2002, S. 202-203. 1048 Nach Hoffmann (2001, S. 63) ist die fensterlose Geschlossenheit der Nordmauer aus ihrer bis 1994 weitgehend vom Putz befreiten Oberfläche ersichtlich gewesen. 1049 Das östliche Doppelarkadenfenster der Südfassade wurde wohl im Zusammenhang mit der Aufstockung des rechtwinklig an den östlichen Teil der Saalbausüdfassade anschließenden Torhauses im 15. Jahrhundert zu einer Tür umgebaut. Dadurch gingen seine Fenstersäule und Sohlbank verloren, während die Doppelarkatur erhalten blieb. - Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 34. - Hoffmann 2001, S. 64 und 2002, S. 202. 1050 Die Originale dieser Fenstersäulen sind in der Burg Gnandstein ausgestellt. - Hoffmann 2001, S. 72, Anm. 25. 1051 Während die Kapitelle des Doppelfensters im Westen sowie das mittlere Triforiumfenster der Südfassade unverziert sind, haben die Kapitelle des westlichen Dreierarkadenfensters im Süden eine einfache florale Verzierung in Form von Zungenblättern und Überschlagranken. Hoffmann (2001, S. 64) gibt an, dass ursprünglich die Kapitelle der westlichen Triforiumöffnung unverziert, aber die des mittleren Dreierarkadenfensters verziert waren, welches aus den Saalbauaufmaßen von 1953 (s. Hoffmann 2001, S. 64 u. S. 62, Abb. 4) ersichtlich ist. Bei dem Ersetzen originaler Fenstersäulen durch Kopien während der Restaurierungsarbeiten kam es wohl zu einer Verwechslung, wodurch heute das westliche anstatt das mittlere Fenster die verzierten Kapitelle besitzt. - Zu den Saalgeschossfenstern: Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 33-34. - Hoffmann 2001, S. 63-64 und 2002, S. 202. 408 Gnandstein/Sachsen noch ein unverzierter Stein in der Südmauer aus der Erbauungszeit vorhanden ist. Ein zweiter Auflagestein ist in gleicher Ausbildung ergänzt.1052 Nur wenig über den Fenstern des Saalgeschosses verlief die ursprüngliche Trauflinie des Saalbaus, über welcher sich das spätromanische Dach erhob.1053 Abb. 417: Kernburg von Südosten. (aus: Schulze 1996, S. 23) 1052 Auf dem Kaminkonsolstein, der aus einem den unverzierten Fensterkapitellen entsprechenden Kapitell mit einem Rundstab besteht, liegt eine nach oben ausladende Platte, auf der die Kaminhaube sitzt. Der ergänzte Auflagestein ist nach Aussage von Hoffmann vermutlich um 1912 während der Wiedererrichtung des Saales angefertigt worden. Reste des zweiten originalen Kaminkonsolsteins konnten bei Ausgrabungen im Zwinger 1991 geborgen werden. Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 35. - Hoffmann 2001, S. 65 und 2002, S. 203. 1053 Da die Eckquaderung des Saalbaus relativ gut erhalten und somit der Steinwechsel gesichert ist, kann die ursprüngliche Saalbauhöhe heute noch ermittelt werden. - s. dazu auch Rekonstruktionsversuch der Saalbausüdfassade von Y. Hoffmann, in: Hoffmann 2001, S.68, Abb. 9. - Sein Rekonstruktionsvorschlag für die erbauungszeitliche Fassade orientiert sich in Bezug auf die Ermittlung der Dachfirsthöhe an Beispielen spätromanischer Dachneigungen. Hoffmann wählte für den Saalbau in Gnandstein eine Dachneigung von 51°, welches bei einer Gebäudebreite von 7,5 m einer Dachfirsthöhe von etwa 4,5 m entspricht. (Binding (Dachwerke, 1991, S. 11) gibt eine Dachneigung von 44-54° für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts an). Bislang fanden an der Innenseite der Ostgiebelmauer, wo wahrscheinlich Abrissspuren des Daches aus der Erbauungszeit zu finden sind, noch keine bauarchäologischen Untersuchungen statt. - Hoffmann 2001, S.69. - Hingewiesen sei an dieser Stelle noch auf die bei den archäologischen Ausgrabungen in den Jahren 1990-92 geborgenen grünlich glasierten Dachziegel für eine Mönch-Nonne-Dachdeckung. Die ältesten von ihnen stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts - Zum bislang seltenen Ziegelfundmaterial in Sachsen: s. Hoffmann 2000, S. 112, Anm. 6. 409 Gnandstein/Sachsen Abb. 418 und Abb. 419: Saal im 1. Obergeschoss des Saalbaus. Blick nach Osten und Westen. (Foto: R. Schmitt 1999) Saal: Der die gesamte Geschossfläche einnehmende Saal im ursprünglich obersten Geschoss war vom Hof aus über eine Außentreppe und das noch erhaltene profilierte 410 Gnandstein/Sachsen Rundbogenportal im Westteil der Nordfassade zugänglich. Er besaß im nördlichen Bereich seiner Ostgiebelwand eine Tür, die - zusammen mit der darunter liegenden Tür des mittleren Geschosses - möglicherweise in einen Abortanbau führte. Zwei Triforiumund ein Zweierarkadenfenster in der Südfassade sowie eine Doppelarkadenöffnung in der Westgiebelwand gaben dem Saal Licht. Weiterhin besaß der wohl stützenfreie Saal mit Holzbalkendecke1054 in seiner Südwestecke einen Kamin. Abb. 420 und Abb. 421: Triforienfenster in der Südwand und Doppelarkadenfenster in der Westwand des Saals im 1. Saalbauobergeschoss. Zeichnung von C. Johannes und H. Krause M 1:50. (aus: Hoffmann 2001, S. 67, Abb. 8 und Schellenberger 2000, S. 34, Abb. 18) Maße Saalbau:1055 Grundriss Kernburg (mit Saalbau und westlichem Wohnbau, ohne Zwinger): Grundriss Saalbau (Außenmaße): Höhe Südfassade (bis zur Traufe): Saalgeschoss 2. OG (i. L.): Höhe Saalgeschoss 2. OG (i. L.): ca. 30 m : 27,7 m 18,2 m : 7,5 m ca. 15,3/16,8 m ca. 15,4 m : 5,6 m = 86,24 qm 3,6 m 1054 Die heutige Holzbalkendecke stammt nach Aussage von Hoffmann (2001, S. 65) wohl, ebenso wie die dendrochronologisch datierte Decke des mittleren Geschosses, aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. 1055 Nach dem Grundriss der Burganlage (Dehio, Kunstdenkmäler Sachsen II, 1998, S. 442), den Grundrissen des Saalbaus von 1953 von C. Johannes und H. Krause (Hoffmann 2001, S. 59, 62, Abb. 4), der Rekonstruktion der Südfassade von Y. Hoffmann (Hoffmann 2001, S. 68, Abb. 9) und dem Querschnitt durch den Saalbau von Y. Hoffmann, K. Bartel (Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 33 u. Abb. 17). 411 Gnandstein/Sachsen Heutiger Bestand: In den vier Umfassungsmauern hat sich der heute viergeschossige Saalbau aus romanischer Zeit in der ganzen Höhe seiner ursprünglich drei Geschosse erhalten. Das gesamte romanische Mauerwerk ist an der Ost-, Süd- und Westseite des Saalbaus einschließlich der Eckquaderung an der Südost- und Südwestecke - sichtbar. Während das Saalgeschoss noch ein Portal sowie vier Arkadenfenster aus der Erbauungszeit besitzt, stammen die restlichen Fenster- und Türöffnungen hauptsächlich aus Umbauten des 16./17. Jahrhunderts. In dieser Zeit sind auch die Kragsteine als Reste eines Erkers an der westlichen Ecke der Südfassade sowie dem südlichen Teil der Westgiebelmauer im obersten Geschoss errichtet worden. Abb. 422 und Abb. 423: Portal zum Saalgeschoss. Zeichnung und Foto. (aus: Schellenberger 2000, S. 34, Abb. 19 und Foto: R. Schmitt 1999) Entstehungsgeschichte/Datierung: Markgraf Dietrich der Bedrängte (1162-1221) setzte frühestens kurz vor 12001056 Ministeriale ein, welche sich Herren von Schaldebach nannten. Sie haben die ältesten Teile der Kernburg Gnandstein erbaut, nach deren Name sie dann auch benannt wurden. 1056 Möglicherweise auch erst unmittelbar nach 1210. – Freundlicher Hinweis von Y. Hoffmann. 412 Gnandstein/Sachsen Die schriftliche Ersterwähnung von Gnandstein erfolgt in zwei Urkunden aus dem Jahr 1228, in denen die beiden Brüder Heinrich und Konrad von Gnandstein erwähnt werden, welche als Burggründer gelten.1057 Der Gründungszeitpunkt der Burganlage ist nach Y. Hoffmann aus historischen Überlegungen „nicht vor 1198, vermutlich erst nach 1210“ anzusetzen.1058 Auf Grund der archäologischen Untersuchungen von 1990-92 in der Burganlage1059 konnte festgestellt werden, dass zuerst die Ringmauer, dann der Saalbau und um die Mitte oder im zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts der runde Bergfried im Innenhof errichtet wurden.1060 Die Ringmauer (und somit auch die Burggründung) lässt sich anhand von Keramikfunden „in die Zeit um 1200/Anfang 13. Jahrhundert“ datieren.1061 Nach dem Ringmauer- und vor dem Zwingerbau erfolgte die Errichtung des Saalbaus, weshalb Hoffmann ihn bauarchäologisch „nach 1200/10 bis vor 1230/40, also um 1220“ datiert.1062 Die wenig vorhandene Bauplastik am Saalbau ermöglicht nur eine allgemeine stilistische Datierung auf den Anfang des 13. Jahrhunderts1063 Unter Berücksichtigung der archäologischen Ergebnisse sowie der Einbeziehung historischer und stilistischer Datierungsansätze wurde der Gnandsteiner Saalbau nach Ansicht von Y. Hoffmann „vielleicht noch im ersten, wahrscheinlich jedoch erst im zweiten oder gar dritten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts“ erbaut.1064 Dendrochronologische Untersuchungen aus dem Jahr 2003 von drei Rüsthölzern in Höhe der Sohlbänke des Saalgeschosses konnten 1057 Nachdem sie zuletzt im Jahr 1223 als Herren von Schaldebach geurkundet hatten, sind sie erstmalig 1228 (und bis zum Jahre 1284 noch 120 mal) unter ihrer neuen Herkunftsbezeichnung schriftlich erwähnt. - Hoffmann 2001, S. 59 und 2002, S. 196. - Zu den Urkunden von 1228: Codex diplomaticus Saxoniae regiae, I (Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen (948-1234)), 3. Bd., hrsg. v. O. Posse, Leipzig 1898, Nr. 405 u. Nr. 406; in: Hoffmann 2001, S. 71, Anm. 5. 1058 Hoffmann 2000, S. 27 und 2001, S. 66. - Im Jahr 1198 wurde Dietrich der Bedrängte von König Philipp mit der Mark Meißen belehnt, so dass der Markgraf frühestens ab diesem Zeitpunkt seine Ministerialen, die Herren von Schaldebach, in jenem Gebiet einsetzen konnte. Die Burg Gnandstein lag im Reichsland Pleißen, gehörte jedoch nicht dem Reichsland, sondern der wettinischen Grafschaft Rochlitz an. Erst 1210 erhielt Dietrich der Bedrängte über die Grafschaft Rochlitz die Verfügungsgewalt, weshalb eine Ansiedlung der Herren von Schaldebach wohl erst ab diesem Jahr möglich scheint. - Hoffmann 2000, S. 26-27. - Zu den schriftlichen Überlieferungen: s. auch: Hoffmann 2001, S. 59 und 2002, S. 196-197. - Rübsamen, D.: Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland, Köln/Wien 1987, S. 39, Anm. 38. - Kürth 1985, S. 2. - Hoffmann/Baudisch 1996, S. 176. - Billig/Müller 1998, S. 97. – Schulze 2000, S.73ff. 1059 Sie wurden u. a. im Hof der Kernburg sowie im östlichen Bereich des Zwingers durchgeführt. - Zu den bauarchäologischen Untersuchungen: s. Bartel/Hoffmann 1993, S. 36. - Hoffmann 2000, bes. S. 16-27 und 2002, S. 195, 197ff. - Hoffmann/Remus/Tepper 2000, bes. S. 29-30. 1060 Hoffmann 2000, S. 13 und 2002, S. 197ff. - Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 29. 1061 Bartel/Hoffmann 1993, S. 37. - Reich 1995, S. 147. - Hoffmann 2000, S. 13 und 2002, S. 197. Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 29. 1062 Hoffmann 2002, S. 203. 1063 Anhand von Vergleichsbeispielen aus dem sächsisch-thüringischen Raum ordnet Hoffmann (2001) die Portalausbildung dem „12. und frühen 13. Jahrhundert“ (S. 67), die Fensterkapitelle und den Kaminkonsolstein dem Anfang des 13. Jahrhunderts (S. 67) und den pietra rasa-Putz sowie den rot-weißen Steinwechsel am Saalbau der „zweiten Hälfte des 12./ 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts“ (S. 66) zu. 1064 Seine Datierung beruht „auf dem Nacheinander von Burggründung und Abtragung der südlichen Umfassungsmauer für die Errichtung der nördlichen Palasmauer und der klar ins 13. Jahrhundert, eigentlich bereits nach dem ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts weisenden Bauplastik“ – s. Hoffmann, Yves: Zur Datierung von Wohntürmen und Bergfrieden des 11. bis 13. Jahrhunderts auf sächsischen Burgen, in: Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Dresden 1999, Sonderheft „Bauforschung“, Anm. 7. - Freundliche Mitteilung von Herrn Hoffmann. – Zum Datierungsstand des Saalbaus s. auch: Hoffmann 2000, S. 20: „im zweiten oder dritten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts“, Hoffmann 2001, S. 65, 68: „um 1220“ und Hoffmann/Remus/Tepper 2000, S. 32: „um 1220“. - Vor den archäologischen Untersuchungen in der Burganlage von 1990-92 wurde der Saalbau sehr oft zu alt datiert: R. Bruck (1914, S. 50) datiert ihn „um Mitte des 12. Jhs“, H. Kürth (1985, S. 4) gibt für seine Entstehungszeit das „ausgehende 12. Jahrhundert“, H. Reich (1996, S. 117) „Ende des 12. Jahrhunderts“ und R. Möller (1993a, S. 45) „zwischen 1180 und 1190“ an. - Zusammenstellung der zu frühen Datierungen in der Literatur, in: Hoffmann 2001, S. 72, Anm. 30. 413 Gnandstein/Sachsen auf Winter 1225/26 (mit Waldkante), nach 1225 (ohne Waldkante) und Winter 1229/30 (mit Waldkante) datiert werden.1065 Damit ist die zeitliche Einordnung der Saalbauerrichtung in den 1220er Jahren, vielleicht ab 1225 bis kurz nach 1230, bestätigt. Wohl in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts1066 kam es zum Bau des im Südosten rechtwinkelig an den Saalbau anschließenden Torhauses, wodurch das östliche der drei Triforiensaalfenster der Südfassade verbaut wurde. In diese Zeit fällt auch die Pflasterung des Innenhofes der Kernburg1067 sowie die Erhöhung des Saalbaus um ein viertes Geschoss.1068 Ein umfangreicher Ausbau der Unterburg erfolgte im 15. Jahrhundert unter Heinrich von Einsiedel (1435-1507) durch Errichtung des Südflügels mit Wendelstein und der Kapelle im nördlichen Zwinger. In dieser Zeit erhielten auch die Umfassungsmauern des Hofes der Unterburg im Westen Wehrkeller und Bastionen mit Schießscharten. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es zur barocken Umgestaltung des Südflügels der Unterburg sowie zum Neubau des 1632 zerstörten westlichen Wohnbaus der Kernburg. In den Jahren 1910/11 ließ der Besitzer Hans von Einsiedel neben der Instandsetzung des Bergfriedes1069 auch das ursprüngliche Saalgeschoss wieder herstellen, welches in seiner Nordostecke eine hölzerne Innentreppe in das oberste Geschoss erhielt. Denkmalpflegerische Maßnahmen führten u. a. 1962 zur Wiederherstellung der Ringmauer sowie 1968 zur Ersetzung der Fenstersäulen der Saalarkaden durch Kopien. Auch wurde 1968 die Kapelle im Nordflügel der ehemaligen Vorburg nach originalen Befunden restauriert. Von 1991-94 fanden unter Museumsdirektorin Helga Reich umfangreiche Sanierungsmaßnahmen im Bereich des Zwingers und Turminnenhofes statt. Diese führten zum teilweisen Wiederaufbau der Zinnen des Zwingers, zur Feuchtigkeitssanierung des unteren, z. T. an den Zwinger grenzenden Saalbaugeschosses sowie zu archäologischen Untersuchungen1070 in diesem Bereich. Auf Grund der archäologischen Untersuchungen in den Jahren 1990-92 im Turminnenhof der Kernburg kam es auch zu neuen Datierungsergebnissen über den Saalbau und den Bergfried. Im Zuge der weiteren Burgsanierung erfolgte im Jahr 2003 u. a. die Instandsetzung der Saalbaufassaden. Bei den begleitenden bauarchäologischen Untersuchungen unter der Leitung des Restaurators Dirk Böhme, Dresden konnten dabei drei Rüsthölzer des Saalbaugeschosses dendrochronologisch datiert werden.1071 Die Eröffnung eines Heimatmuseums in einigen Räumen der Burg Gnandstein sowie einer Kaffeewirtschaft im Bereich der heutigen Gaststätte1072 am Westende des ursprünglichen Innenhofes der Vorburg fand 1932 durch die Familie von Einsiedel statt. Im Jahr 1952 wurde die Burganlage der Landesregierung Sachsen unterstellt, ab 1992 übernahm Burg und Museum mit seinen inzwischen zahlreichen Ausstellungsräumen 1065 Somit befand sich das Saalgeschoss um 1230 im Bau. – Böhme, D. 2004, S. 127-136. 1066 Annahme von Y. Hoffmann. 1067 Die Hofpflasterung ist vermutlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit einer umfangreichen Umbauphase unter Heinrich von Einsiedel (1435-1507), entstanden. - Bartel/Hoffmann 1993, S. 37. 1068 Die Aufstockung des Saalbaus um ein weiteres Geschoss könnte nach Aussage von Y. Hoffmann bereits im 14. Jahrhundert stattgefunden und im 16. Jahrhundert verändert worden sein. 1069 Seine Aufstockung um ein weiteres Geschoss war nach Hoffmann/Remus/Tepper (2000, S. 41) wohl im 14. Jahrhundert, nach schriftlicher Mitteilung von Y. Hoffmann (2003) vermutlich erst im 16. Jahrhundert erfolgt. 1070 Dabei Bergung von Keramikscherben- und Eisenfunden. 1071 Böhme, D. 2004, S. 127-136. 1072 Bei ihrem Umbau 1964/65 wurde die Gaststätte um zwei Glasveranden erweitert und das Dachgeschoss zu Hotelzimmern ausgebaut - Kürth 1985, S. 15. 414 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen der Freistaat Sachsen als Landeseigentum. 1073 Heute sind im Erdgeschoss des Saalbaus Magazinräume des staatlichen Schlossbetriebes untergebracht, während das ehemalige romanischen Saal- sowie das jüngere oberste Geschoss museal genutzt werden.1074 Literatur: Bartel/Hoffmann, Archäologische Untersuchungen, 1993, S. 31-37. - Billig/Müller, Gnandstein, 1995. Billig/Müller, Gnandstein, 1998, S. 97-98. – Böhme, D., spätromanische Palas, 2004, S. 127-136. Bruck, Burg Gnandstein, 1914, S. 49-52. - Dehio Kunstdenkmäler Sachsen II, 1998, S. 441-444. Hoffmann, Ergebnisse, 2000, S. 10-27. - Hoffmann, Saalbau, 2001, S. 58-73. - Hoffmann, Burg Gnandstein, 2002, S. 195-208. - Hoffmann/Baudisch, Burg Gnandstein, 1996, S. 175-178. Hoffmann/Remus/Tepper, Baugeschichte, 2000, S 29-52.- Kittel, Burg Gnandstein, 1978, S. 239-240. Kittel/Reich, Burg Gnandstein, 1986. - Kürth, Burg Gnandstein, 1985. - Reich, Burg Gnandstein, 1992. - Reich, Forschungsstand, 1993, S. 9-15. - Reich, Burg Gnandstein, 1995, S. 145-148. - Reich, Kohrener Land, 1996, S. 196-199. - Schulze, Burg Gnandstein, 1996. – Schulze, Herren von Gnandstein, 2000, S. 73-90. 5.11 Goslar, Pfalz/Niedersachsen Lage: Am südwestlichen Rand der Stadt Goslar, innerhalb ihrer spätmittelalterlichen Befestigung befand sich der Pfalzbezirk mit Saalbau, zwei Wohngebäuden und Kapellen auf einer Anhöhe. Dieser sog. Liebfrauenberg hatte nach Osten hin einen weiten Abhang, an dessen Ende im Abstand von etwa 130 m die Domstiftskirche St. Simon und Judas stand.1075 An die nördliche Giebelmauer des Saalbaus schloss sich ein Wohngebäude1076 und dann ein Atrium an, das die Verbindung zu der östlich gelegenen Liebfrauenkapelle1077 bildete. Südlich des Saalbaus befand sich ebenfalls ein Wohnbau,1078 der über einen Gang mit der kleineren Ulrichskapelle1079 verbunden war. Die Ostseite der beiden Wohnbauten verlief mit dem Saalbau in gleicher Flucht, so dass 1073 Reich 1993, S. 12-13. - Schulze 1996, S. 72-73. 1074 Seit 1995 sind in der Ausstellung „Gnandstein - Burg zwischen der Mark Meißen und dem Pleißenland“ auch die archäologischen Forschungsergebnisse der Jahre 1990/91 bis 1992 zu sehen. - Schulze 1996, S. 73 und freundliche Mitteilung von Herrn Schulze und Hoffmann. 1075 Von dieser 1819 auf Abbruch versteigerten Domstiftskirche mit ihrem südlich anschließenden Kreuzgang ist nur die nördliche Seitenschiffportalhalle erhalten geblieben. - Arens 1985, S. 117. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 81. - Binding 1996, S. 227. 1076 Der heutige nördliche Wohnbau wurde zum Teil auf alten Fundamenten in den Jahren 1873-79 in neuromanischen Formen errichtet. - Arens 1985, S. 119, 122. 1077 Die nicht mehr erhaltene Liebfrauenkapelle besaß einen durch die publizierten Ausgrabungen von U. Hoelscher seit 1914 bekannten Grundriss. Dieser wies eine dreischiffige Anlage mit drei Apsiden und zwei westlichen Rundtürmen auf, zwischen denen sich eine Vorhalle befand. Da die Doppelkapelle gegen Ende des 17. Jahrhunderts baufällig geworden war, wurde sie Anfang des 18. Jahrhunderts abgebrochen. - Ihre Errichtung wird von Hoelscher (1927, S. 17) „vor 1038“ datiert, von T. Memmert (Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 17) in die Regierungszeit Konrads II. (1024-1039) gesetzt. Dahingegen halten G. Binding (1996, S. 229, 233) und C. Meckseper (1995b, S. 241) eine Entstehung im 12. Jahrhundert, vielleicht schon unter König Lothar (1125-1137) für wahrscheinlich. - Zur Datierungsproblematik der Liebfrauenkapelle: Meckseper 1995b, S. 241. 1078 Von diesem romanischen Anbau im Süden sind nur seine Grundmauern durch Ausgrabungen von A. Hotzen in den Jahren 1868/69 bekannt. - Arens 1985, S. 119, 122. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 83. 1079 Die zum Teil in ihrem romanischen Bestand erhalten gebliebene Ulrichskapelle ist ein Zentralbau mit kreuzförmigem Grundriss und einem oktogonalen Obergeschoss. Nach Ansicht von Meckseper und Binding dürfte unter Einbeziehung der stilistischen Verwandtschaft zur Burgkapelle von Schwarzrheindorf (1151 geweiht) sowie der von Sayn (um 1200 errichtet) die Ulrichskapelle nicht vor Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein. Arens 1985, S. 124-125. - Meckseper 1995b, S. 241. - Binding 1996, S. 231. - M. Möhle datiert die Ulrichskapelle stilistisch auf „ca. 1150“ und hält somit ihre Errichtung schon unter dem Vorgänger Friedrich I., Konrad III. (11381152), für möglich. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 122-123. 415 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen eine langgestreckte Nord-Süd-Achse entstand, an deren beiden Enden sich nach Osten hin die Kapellen anschlossen.1080 Abb. 424: Stadt Goslar mit dem Pfalzbezirk im Westen. (aus: Kunstdenkmäler Provinz Hannover, Stadt Goslar 1901, Taf. 20) Abb. 425: Rekonstruktion des Pfalzbezirks von U. Hoelscher um 1230. (aus: Hoelscher 1927, Abb. 34) 1080 Auch die Bamberger Bischofspfalz besaß eine lange Gebäudeflucht mit gleicher Anordnung der zwei Kapellen zu beiden Seiten des Saalbaus. - s. Arens 1985, S. 119, 126. - Borchers 1961, S. 13-24 und 1962. 416 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Abb. 426 und Abb. 427: Saalbau, nördlicher Anbau und Liebfrauenkapelle um 1050. Rekonstruktion Ansicht und Grundriss von U. Hoelscher. (aus: Hoelscher 1927, S. 113, Abb. 30; S. 107, Abb. 28) 417 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Abb. 428 und Abb. 429: Saalbau mit Anbauten, Ulrichskapelle (Süden) und Liebfrauenkapelle (Norden) um 1230. Rekonstruktion Ansicht und Grundriss von U. Hoelscher. (aus: Hoelscher 1927, S. 121, Abb. 31; S. 129, Abb. 32) 418 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Saalbau: Der zweigeschossige Saalbau besitzt eine langgestreckte rechteckige Grundrissform mit den Abmessungen von etwa 47 x 15 m.1081 Grundriss Erd- und Obergeschoss des Saalbaus. Abb. 430 und Abb. 431: Baualtersplan von U. Hoelscher. (aus: Hoelscher 1927, Taf. 21) Abb. 432 und Abb. 433: Baualtersplan. Gebäudeaufmaß Kaiserhaus Goslar. Juli 1993. Plan II. (Aufmaß im Auftrag der Stadt Goslar. Bearbeitet vom Institut für Hausforschung und Stadtbaugeschichte, Hannover. Planbeilage aus: Frontzek/Memmert/Möhle 1996) 1081 Nach dem Saalbau Karls d. Gr. in Aachen (lichte Weite des Hauptraumes, ohne Apsiden: ca. 44 x 17 m, bei 20,7 m innere Höhe, s. Binding 1996, S, 89) ist er der größte in einer Pfalz bekannte Saalbau. Er besitzt ähnliche Abmessungen wie der Saalbau zu Paderborn (44,48 x 16,17 m, Binding 1996, S. 126) aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts - Zu Größenvergleichen: Arens 1985, S. 121. - Meckseper 1991b, S. 85, Anm. 1. – s. auch Kap. 2.1.1. Maße und Bautypus, bes. Tab. 1. 419 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Bei dem aus horizontalen, etwa gleich hohen Schichten errichteten Mauerwerk haben sich an einigen wenigen Stellen, z. B. im Erdgeschossbereich der Fassadennord- und westseite1082, ältere Partien aus der salischen Bauzeit erhalten.1083 Sie bestehen aus Kleinquaderwerk aus kleinen, regelmäßig gehauenen Werkstücken,1084 während das jüngere Mauerwerk aus größeren Quadern besteht. Da die Saalbaufassaden während der Restaurierungen des 19. Jahrhunderts stark erneuert wurden, gilt heute kaum noch ein Mauerwerksbereich als ursprünglich.1085 Während die Rückseite des Saalbaus im Westen seit salischer Zeit bis heute aus weitgehend geschlossener und ungegliederter Mauerfläche bestand,1086 ist die Ostfassade stark durchfenstert. Mit je drei Fensteröffnungen im Erd- sowie Obergeschoss zu beiden Seiten eines mittleren Querhauses zeigt sie eine klare symmetrische Gliederung. Das Erdgeschoss besitzt im Osten quadratische Fenster, welche mit im Mauerwerk sichtbaren Kleeblattbögen überfangen werden. Die später umgebauten Fenster des 11. Jahrhunderts waren größere und breitere Arkadenöffnungen, vermutlich ohne innere Unterteilung.1087 In der Fassadenmitte befindet sich ein Portal aus jener Zeit, mit Sturz unter einem Überfangbogen, als Hauptzugang zum Untergeschoss.1088 Von der ursprünglichen Ostfassadengliederung des Obergeschosses ist nur der nördliche Endpfeiler des nördlichsten Fensters erhalten geblieben. Aus der ersten Bauzeit stammt dieser über Eck gestellte, halbe, quadratische Pfeiler, an welchen sich je zwei Säulchen mit achteckigen Würfelkapitellen befinden. Er wird nach M. Möhle auf Grund der Übereinstimmung der Kapitelle der beiden Säulchen mit denen der Mittelschiffsarkaden in der Domstiftskirche auf 1040/50 datiert.1089 Somit ist davon auszugehen, dass auch die salische Saalbaufassade im Obergeschoss große Fenster mit gleicher Kämpferhöhe wie die heutigen hatte. Ob es eine innere Unterteilung dieser Wandöffnungen gab und wie diese aussah, kann nicht mehr geklärt werden.1090 Seit der durchgreifenden Fassadenänderung im 12. Jahrhundert stellt sich die Obergeschosszone 1082 Die Nordseite des Saalbaus ist etwas nordwestlich, seine Westseite dementsprechend etwas südwestlich ausgerichtet. 1083 Nach Aussage von Frontzek und Möhle hat sich ein Rest vom salischen Mauerwerk z. B. in der Ostfassade, links neben dem Erdgeschossportal, sowie in der nördlichen Gebäudehälfte zwischen den Kleeblattbögen der Erdgeschossfenster (hier mit späteren Flickungen) erhalten. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 183. 1084 Das Kleinquaderwerk zeigt z. T. keilförmig auslaufende Schichten, wie sie am 1. Bau des Doms zu Speyer zu finden sind. - Meckseper 1991b, S. 87. 1085 Im 19. Jahrhundert und in den Jahren 1986-89 wurden in großflächigen Bereichen des Mauerwerks Steine ausgetauscht bzw. wiederverwendet sowie Mauern gefestigt und neu verfugt. - Zum Mauerwerk: Meckseper 1991b, S. 87. - Binding 1996, S. 229. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 182-189, bes. 182-183. 1086 In der Westfassade sind eine Anzahl vermauerter Fenster- und Türöffnungen vorhanden, welche jedoch nicht aus der ursprünglichen Erbauungszeit stammen. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 182. 1087 Hoelscher rekonstruierte einen ursprünglichen Rundbogen durch Verlängerung der seitlichen Halbbögen, wobei er eine innere Fenstereinteilung in Form einer Doppelarkade über einer Mittelstütze annahm. - Hoelscher 1927, S. 51, Abb. 7. - Meckseper 1991b, S. 87-88. - Für wahrscheinlich nicht unterteilte, große Erdgeschossarkadenfenster spricht die 1993 vorgenommene Bauuntersuchung am südlichen Fenster der nördlichen Hälfte, da die teilweise freigelegte Arkade keine Spuren einer inneren Unterteilung ergab. - Meckseper 1995b, S. 240 u. 243, Anm. 18. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 87 u. Anm. 18. - Die Fenstergröße in salischer Zeit deutet auch auf eine ursprüngliche repräsentative Nutzung des Erdgeschosses hin. - Meckseper 1993a, S. 50. - Zur Rekonstruktion der Erdgeschossfenster: s. auch G. Ulrich Großmann: Rez. von Frontzek/Memmert/ Möhle 1996, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, 1998, S. 259. 1088 Zur stilistischen Datierung des Portals an Hand seines leicht giebelförmigen Sturzes: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 87-89. 1089 Zur stilistischen Datierung des Endpfeilers: Meckseper 1991b, S. 88-90 und 1993a, S. 47-48. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 85, 91-95. 1090 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 87. - Meckseper 1991b, S. 91-93. – Nach Meckseper (1995b, S. 240) ist „eine symmetrische Anordnung in gleichmäßigen Gruppen lediglich zu vermuten.“ 420 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen „als Reihung gleicher Arkaden dar, die, gruppenweise überfangen von großen Blendbögen und Pfeilern mit Kantensäulchen, beidseitig eine riesige Rundbogenöffnung flankieren“.1091 Die am Saalbau sichtbaren Vollsäulen zur Stützung der Triforiumfenster stammen aus einem weiteren Umbau Ende des 13. Jahrhunderts1092 In der Fassadenmitte des Erdgeschosses befindet sich heute beidseitig des Portals je ein Strebepfeiler, an dessen Stelle U. Hoelscher die Seitenwände eines Altans rekonstruiert.1093 Vielleicht war dieser Vorbau eher altanartig oder giebelständig laubenartig ausgebildet.1094 C. Meckseper zieht schon für die salische Zeit ein querhausartiges Zentrum des Saalbaus in Erwägung, welches möglicherweise über die Fundamente der Gebäudelängsmauern vorsprang.1095 Ursprünglich besaß der Saalbau zwei die gesamte Geschossfläche einnehmende Säle übereinander. Das Erdgeschoss war ehemals in Längsrichtung durch eine Pfeilerreihe (möglicherweise mit Arkaden) geteilt, welche die Unterzüge der Holzbalkendecke trugen.1096 Auch die Seitenwände des mittleren Querhauses wurden im unteren Saal durch je drei Pfeiler (vermutlich mit Arkaden) getragen und stützten in romanischer Zeit eine Holzbalkendecke.1097 Ende des 13. Jahrhunderts1098 erfolgte die Unterteilung des Untergeschosses in Querrichtung in sieben Räume mit Spitztonnengewölbe und die Erweiterung der östlichen Fenster zu Türen. Dadurch erhielt jeder Querraum seinen separaten Zugang von Osten her.1099 Die im Erdgeschoss aufgefundene Warmluftheizung1100 gehört in die staufische Umbauzeit, da nach Ausführung von Meckseper ihre „Kanalführung im Boden auf die Längsarkaden mit nunmehr engerer Stützenstellung Rücksicht nimmt“.1101 1091 Meckseper 1995b, S. 240. - Die stilistische Analyse von Möhle führt zur Datierung der Obergeschossfensterpfeiler auf „nicht früher als die 1160er oder 1170er Jahre“. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 95. 1092 Diese „in das letzte Viertel des 13. Jahrhunderts“. datierte Obergeschossfenstersäulen besitzen originale Kapitelle in der Nordhälfte der Ostfassade, die Ende des 19. Jahrhunderts in situ gefunden und ausgebessert worden sind. Sie können mit dem überlieferten Brand des Saalbaus um 1289 in Verbindung gebracht werden. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 98. - In der Obergeschossnordhälfte sind heute noch der nördliche Endpfeiler aus der salischen Bauzeit, die Zwischenpfeiler mit Kantensäulen aus dem 12. Jahrhundert sowie Kapitelle und Basen von Fenstersäulen aus dem 13. Jahrhundert zu sehen. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 186. 1093 Hoelscher 1927, S. 52. 1094 Der etwa 10,5 x mindestens 3,8 m tiefe Vorbau könnte nach Binding (1996, S. 229) auch „als Substruktion einer Freitreppe zum Obergeschoss“ gedient haben. 1095 Meckseper 1986, S. 111-115 und 1991b, S. 93-95. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 89. - Die heutige Querhausgiebelwand wurde 1874 neu aufgeführt, wobei es zur Unterteilung des riesigen Bogens durch Arkaden kam und in den Jahren 1986-89 durchgreifend saniert. - Arens 1985, S. 120. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 187. – Die ursprüngliche Gestaltung des mittleren Hoffassadenbereichs kann am baulichen Befund heute nicht mehr geklärt werden. 1096 Hoelscher kam auf Grund des Aufgrabens von Pfeilerfundamenten zu dem Entschluss, dass das Stützensystem im Mittelalter überarbeitet worden war. Obwohl er eine ursprünglich aus fünf Stützen gebildete Pfeilerreihe rekonstruierte, ist bislang ein mittleres Pfeilerfundament nicht gefunden worden, weshalb Meckseper den Querhauseinbau auch schon in salischer Zeit für möglich hält. - Hoelscher 1927, S. 39-40. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 99. 1097 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102. 1098 Vermutlich nach dem schriftlich überlieferten Brand im Jahre 1289. 1099 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102, 190. 1100 Ihre unterirdischen Kanäle wurden im nördlichen und südlichen Saalbauflügel ausgegraben. - Arens 1985, S. 120. 1101 Meckseper 1993a, S. 50. - Bei dieser mit der im Saalbau in Braunschweig sowie in der Pfalz Werla vergleichbaren Warmluftheizung wird die Warmluft direkt in den Raum eingeführt. Dahin gegen wird bei einer Hypokaustenheizung „der Fußboden durch die in einer darunter liegenden Raumzone durchstreichende Heißluft erwärmt“. - Meckseper 1993a, S. 59, Anm. 19. 421 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Ostansicht (Hoffassade) des Saalbaus. Abb. 434: Rekonstruktion um 1200, nach U. Hoelscher 1927. (aus: Zotz 1996, S. 274, Abb. 12) Abb. 435: Schematische Rekonstruktionsdarstellung von C. Meckseper, nach Frontzek/Memmert/ Möhle 1996 (aus: Burg Weißensee 1998, S. 30, Abb. 3) Abb. 436: Bestandsaufnahme 1854, von Mithoff. (aus: Hoelscher 1927, Taf. 25) 422 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Abb. 437 und Abb. 438 und Abb. 439 und Abb. 440: Ost- und Westansicht sowie Giebelseiten des Saalbaus. Bestandsaufnahme von U. Hoelscher. (aus: Hoelscher 1927, Taf. 23, 24) Der Obergeschosssaal mit seinen Maßen von etwa 47 x 15 m bei ca. 7 m Geschosshöhe ist auf seiner Längsachse durch eine Stützenreihe von sechs Holzpfeilern zweigeteilt. Diese stammen, ebenso wie ihre heutige Balkendecke mit Unterzügen, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. 1102 Von den ursprünglichen seitlichen Arkaden1103 des 1102 An Hand der Fischblasenmotive auf den Kopfstreben der Holzstützen sind diese zeitlich in eine schriftlich überlieferte Erneuerung des Saalbaus um 1477 zu setzen. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102 u. 198-199. 1103 Vor dem Brand von 1289 bestanden nach Möhle wohl „zumindest in Querrichtung steinerne Arkaden.“ Ein im Schutt des oberen Saalgeschossfußbodens gefundenes Kapitell dient zur stilistischen Datierung der steinernen Querschiffarkatur „etwa in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts“ - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 105. 423 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Querhauses mit seiner Holztonnenwölbung1104 haben sich noch Kapitelle teilweise erhalten, die nach Möhle stilistisch „um 1270/80“ datiert werden können.1105 Ob der zweischiffige flachgedeckte Saal im Ursprungsbau Mittelstützen besaß und wie diese dann beschaffen waren, kann heute nicht mehr geklärt werden.1106 An der westlichen Rückseite des Querhauses, in der Mitte der rückwärtigen Saalbaubreitseite befand sich der Hochsitz mit dem Kaiserstuhl.1107 Abb. 441 und Abb. 442 und Abb. 443 und Abb. 444: Ost- und Westfassade, Süd- und Nordgiebelseite. Gebäudeaufmaß Kaiserhaus Goslar. Juli 1993. Plan I und III. (Aufmaß im Auftrag der Stadt Goslar. Bearbeitet vom Institut für Hausforschung und Stadtbaugeschichte, Hannover. Planbeilage aus: Frontzek/Memmert/Möhle 1996) 1104 Im Jahr 1876 bekam das Querhaus eine neu errichtete Holztonne. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102. - An Stelle einer Holztonne könnte es auch ursprünglich eine hochgelegene Flachdecke besessen haben. - Arens 1985, S. 120. 1105 Somit stammen die Halbsäulen des Querhauses im Westen mit ihren Kapitellen wohl ebenso wie die Fensterarkadensäulen aus der Zeit nach dem Brand von 1289. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102. - Die Querhausunterzüge ruhen heute in der Mitte auf Holzständern aus dem 15. Jahrhundert, an der Saalbauwestwand auf Halbsäulen und im Osten auf polygonalen Wandstützen. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 199. 1106 Obwohl eine Dachwerkkonstruktion ohne Mittelstützen denkbar wäre, kann auch eine zweischiffige Saalunterteilung von Anfang an vorhanden gewesen sein. - Meckseper 1991b, S. 87. 1107 Der Kaiserstuhl ist heute in der erhaltenen Vorhalle der Stiftskirche zu besichtigen. 424 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Vom oberen Saalgeschoss führte eine Tür in den nördlichen Wohnbau sowie eine weitere in der Südwand über Treppe und Gang zur Ulrichskapelle,1108 ab dem Ende des 12. Jahrhunderts dann über einen Vorraum des Saales zu einem südlichen Anbau1109. Unter einem gemeinsamen Dach mit dem Saalbau liegt im Süden des Erdgeschosses eine Durchfahrt1110 mit flacher Holzbalkendecke, rundbogigen Portalen nach Osten und Westen, über welcher sich ein rechteckiger Raum befindet. Dieser Vorraum für den Obergeschosssaal wird über einen Treppenvorbau östlich der Durchfahrt betreten. Der Treppenvorbau besteht aus einem tonnengewölbten Untergeschoss und zwei Portalen in den Nord- und Südwänden im Obergeschoss, zu denen seitlich zwei Freitreppen führen.1111 Abb. 445: Ostfassade des Saalbaus von Südosten. (Foto: Verf. 1995) 1108 Binding 1996, S. 229. 1109 Auf Grund der dendrochronologischen Datierung der Saalbaudurchfahrt im Süden auf das Jahr 1182 kann auch die Errichtung des südlichen Wohnbaus für diese Zeit angenommen werden. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 110. 1110 In der südlichen Wand der Durchfahrt befindet sich ein Rundbogenportal, welches in den südlichen Wohnbau führte. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 110. 1111 Die heutigen Freitreppen stammen aus dem Jahr 1877. Alte Treppenanlagefundamente wurden 1868 entdeckt. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 110. - Möhle (Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 110-115, bes. S. 115) datiert den östlichen Treppenvorbau kunsthistorisch auf den wahrscheinlichen Zeitraum „von 1190-1210“, womit diese Treppenanlage zeitlich etwas jünger anzusetzen wäre, als die dendrochronologisch auf das Jahr 1182 datierte Tordurchfahrt. - Eine spätere Anfügung der Treppenanlage erklärt auch die Tatsache der Überschneidung des südlichsten Fensters im Erdgeschoss durch die nördliche Treppe. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 110, Anm. 42. 425 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Abb. 446: Westfassade des Saalbaus von Südwesten. (Foto: Verf. 1995) Saal: Der flachgedeckte Saal im Obergeschoss könnte durch eine Stützenreihe in seiner Mittelachse in Längsrichtung zweigeteilt gewesen sein. Er besaß im 11. Jahrhundert große, vielleicht unterteile Fensteröffnungen zu beiden Seiten eines mittigen Portals in der Ostfassade sowie vermutlich schon Türen in beiden Giebelseiten. Seine Fassadenmitte war betont durch einen Vorbau, der in Form eines Altans oder einer Freitreppenanlage ausgebildet gewesen sein konnte. Es ist jedoch auch denkbar, dass schon in salischer Zeit der Saalbau ein querhausartiges Zentrum besaß. Im 12. Jahrhundert erhielt das obere Saalgeschoss große, Arkadengruppen überfangende Fensterbögen auf Pfeilern. Spätestens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Saal mit seiner Holzbalkendecke durch Arkaden des Querhauses räumlich geteilt. Es war mit einer Holztonne gewölbt und besaß an seiner westlichen Rückwand den Hochsitz mit Kaiserstuhl. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts hat der Obergeschosssaal im Süden einen langgestreckten Vorraum über der Tordurchfahrt, an welche im Osten wohl kurze Zeit später ein Treppenvorbau errichtet wurde. Maße Saalbau:1112 Grundriss Saalbau, mit südlicher Tordurchfahrt (Außenmaß): Saal OG (i. L.): 54,50 m : 17,45 m 47,20 m : 15,20 m = 722,16 qm 1112 Angaben nach Frontzek/Memmert/Möhle 1996 und Gebäudeaufmaß vom Kaiserhaus Goslar 1993 (bearbeitet vom Institut für Hausforschung und Stadtbaugeschichte, Hannover), Plan II: Grundriss Erd- und Obergeschoss, Baualtersplan. - Das verformungsgerechte Aufmaß zeigt, dass die Außenmauern des Saalbaus nicht genau rechtwinklig zueinander stehen, so dass seine Länge und Breite um 10 bis 20 cm variieren. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 198, Anm. 7. 426 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Höhe Saal OG (i. L.): Querhaus (i. L.): südliche Tordurchfahrt (i. L.): mittlerer östlicher Vorbau (i. L.): 6,58 m ca. 15,4 m : 7,5 m ca. 15,4 m : 4,2 m ca. 10,5 m : mind. 3,8 m Abb. 447: Querschnitt durch den Saalbau im Bereich des mittleren Querhauses nach Süden. (aus: Hoelscher 1927, S. 38, Abb. 2) Abb. 448: Rekonstruktion des Obergeschosssaales von U. Hoelscher, Blick nach Norden auf das mittlere Querhaus. (aus: Hoelscher 1927, S. 136, Taf. 4) 427 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Abb. 449 und Abb. 450: Längsschnitt durch den Saalbau, mit Blick nach Osten und Querschnitt im Bereich seines mittleren Querhauses, Blick nach Süden. Gebäudeaufmaß Kaiserhaus Goslar. Juli 1993. Plan IV und III. (Aufmaß im Auftrag der Stadt Goslar. Bearbeitet vom Institut für Hausforschung und Stadtbaugeschichte, Hannover. Planbeilage aus: Frontzek/Memmert/Möhle 1996) Abb. 451 und Abb. 452: Längsschnitt durch das Obergeschoss des Saalbaus nach Osten und Querschnitt durch das Obergeschoss des mittleren Querhauses nach Süden. Bestandsaufnahme 1854 von Mithoff. (aus: Hölscher 1927, Taf. 25) Heutiger Bestand: Von den ursprünglichen Pfalzgebäuden in Goslar sind heute nur noch die Domvorhalle, der Saalbau mit südlicher Tordurchfahrt, darüber liegendem Vorraum zum Obergeschosssaal und östlichem Treppenvorbau sowie die Ulrichskapelle im Süden vorhanden. Der nördliche Wohnflügel stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. 428 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen In den ältesten Partien seiner Außenmauern stammt der zum Teil in seinem mittelalterlichen Bestand erhalten gebliebene Saalbau noch aus der ersten Bauperiode im 11. Jahrhundert. Dazu gehören Mauerwerksbereiche im Erdgeschoss sowie der nördliche Eckpfeiler des nördlichsten Obergeschossarkadenfensters. Das übrige Mauerwerk und die Bauornamentik stammen hauptsächlich aus einem großen Umbau dieser älteren Anlage im 12. Jahrhundert, wodurch das Gebäude seine vorhandene Gestalt und Gliederung erhielt. Der Saalbau in Goslar ist heute in größeren Teilen eine Rekonstruktion aus den Jahren der Restaurierungsphase von 1873-79.1113 Doch wurde zur Zeit der Wiederherstellung im 19. Jahrhundert „auf überbetont neuromanische Schöpfungen bewusst verzichtet“, und es dienten „als Grundlagen der Ergänzungen in erstaunlichem Maße baugeschichtliche Beobachtungen“.1114 Entstehungsgeschichte/Datierung: Wie bei archäologischen Ausgrabungen im Bereich des Saalbaues freigelegte früheste Kulturschichten aus dem 10. Jahrhundert1115 zeigen, hat wohl schon seit der Zeit des ersten Sachsenkönigs Heinrich I. (919-936) eine Bebauung am Liebfrauenberg stattgefunden.1116 Im Jahre 1005 wird Goslar zum ersten Mal urkundlich erwähnt.1117 Schriftliche Quellen geben an, dass unter Heinrich II. erstmals 1009 eine Reichsversammlung1118 und 1019 eine Synode unter Vorsitz des Hildesheimer Bischofs Bernward in Goslar stattfanden. Bei dieser Synode war von einem consistorium (Versammlungssaal?) mit südlich anschließender Kirche die Rede,1119 bei welchem es sich um den ersten belegbaren Vorgängerbau der Pfalz gehandelt haben könnte. Von diesem Vorgängerbau wurden Fundamentreste vor der heutigen Saalbauostfassade von U. Hoelscher 1914/21 freigelegt. Diese waren schon 1886-87 bei der Erbauung der Denkmalanlage entdeckt worden.1120 Nach Aussage von G. Binding lassen die historischen Nachrichtenquellen einen ersten Ausbau der Goslarer Pfalz unter Heinrich II. 1015-1019 erkennen.1121 1113 Bei den Restaurierungsarbeiten Ende des 19. Jahrhunderts wurden u. a. das Dach (unter Verwendung alter Dachwerkbalken), das Mauerwerk über der Dachtraufe, der mittlere Teil sowie ein Bereich der (1865 eingestürzten) Südhälfte der Westfassade und die Freitreppen im Osten vollständig neu errichtet. Weiterhin sind an der Ostfassade die Erdgeschossfenster und die Obergeschossarkaden im Süden umgestaltet und die im Norden ausgebessert sowie im großen mittleren Querhausbogen die Säulengliederung neu angefertigt worden. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 169. 1114 Meckseper 1993a, S. 46. - Zur Befundbeschreibung des 20. Jahrhunderts: s. auch Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 182-204. 1115 Nach Aussage des Archäologen Dr. Rötting, dessen Grabungsergebnisse im Bereich des ehemaligen südlichen Wohnbaus bislang unpubliziert sind. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 8 u. Anm. 6. 1116 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 8. - G. Borchers (1961/62), K. Weidemann (1978) und H. Spier (1991) halten die unter der Stiftskirche auf dem Georgenberg (im Norden von Goslar) ausgegrabene Kirche für die Kapelle eines Königshofes aus dem 10. Jahrhundert. Ihrer Ansicht nach wurde die aus dem Königshof entstandene Pfalz erst unter Heinrich III. an ihre heutige Stelle auf den Liebfrauenberg verlegt. Dagegen vermuten U. Hoelscher (1927), J. Dahlhaus (1991), Th. Zotz (1993) und auch T. Memmert (1996) schon die vorsalische Pfalzanlage an der heutigen Stelle auf dem Liebfrauenberg. - s. Binding 1996, S. 223. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 15. 1117 Urkundenbuch der Stadt Goslar, bearb. v. Georg Bode, Halle 1893ff, Bd. I, Nr. 8, in: Hoelscher 1927, S. 15, Anm. 1 u. S. 16. - Binding 1996, S. 223. 1118 Urkundenbuch Goslar I, Nr. 10, in: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 11, Anm. 17. - Binding 1996, S. 223. – Hoelscher 1927, S. 16. 1119 Urkundenbuch Goslar I, Nr. 14, in: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 15. - Binding 1996, S. 223-224. - Nach Meckseper (1993a, S. 46) könnte dieses consistorium „auf einen Saalbau noch ottonischer Zeit hinweisen“. 1120 Ob es sich hierbei um Mauerzüge des 1019 erwähnten consistoriums handelt, bleibt nach Meckseper (1993a, S. 46) Vermutung. - Hoelscher (1927, S. 103f.) nimmt auf Grund der geringen Fundamentstärke der Mauern einen im Wesentlichen aus Holz konstruierten Bau an, an den wahrscheinlich südlich eine Kapelle anschloss. Vielleicht handelt es sich bei ihr um die älteste, vor 1038 auf Veranlassung von Kaiserin Gisela durch den Hildesheimer 429 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Eine zeitliche Einordnung für die Entstehung des heutigen Saalbaus und seiner Stiftskirche kann auf Grund einer Schriftquelle1122 sowie vor allem der noch vorhandenen salischen Bausubstanz (Kleinquadermauerwerksstruktur und stilistische Einordnung des nördlichen Eckpfeilers vom nördlichsten Obergeschossfenster)1123 erfolgen. C. Meckseper datiert den Saalbau „gegen oder um 1050“1124, G. Binding in die „Mitte des 11. Jahrhunderts“1125, M. Möhle in die Jahre „ca. 1040/50“1126 und damit in die Regierungszeit des Bauherrn Heinrichs III.1127 Bis zum Umbau des Saalbaus im 12. Jahrhundert sind mehrere Katastrophen schriftlich überliefert, deren Glaubwürdigkeit jedoch z. T. angezweifelt wird: Im Jahr 1065 soll ein Brand1128 in der Pfalz Zerstörung angerichtet, 1107 ein Blitzschlag1129 den Saalbau getroffen haben. Für 1132 ist der Einsturz des Palatiums1130 während eines Hoftages und für 1137 eine Feuerbrunst in der Stadt Goslar überliefert.1131 In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts fand der Umbau bzw. die Erneuerung des Saalbaus statt. Spätestens zu jenem Zeitpunkt erhielt das Gebäude ein mittleres Querhaus und das Erdgeschoss eine engere steinerne Arkadenreihe in Längsrichtung. Weiterhin wurden die Fenster der Ostfassade im Erd- sowie Obergeschoss umgebaut, die Warmluftheizung für das untere Geschoss eingebaut, die südliche Durchfahrt mit Vorsaal und schließlich der Treppenvorbau vor der Durchfahrt errichtet.1132 Bischof Godehard errichtete Kapelle. - Zum Vorgängerbau der salischen Pfalz: Arens 1985, S. 119. - Binding 1996, S. 227-228. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 12 u. Anm. 20, S. 15-16, 19-20. 1121 Binding 1996, S. 223-224, 233. – s. auch: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 12-16. - Hoelscher 1927, S. 16-17. 1122 In der um 1140 verfassten Vita des Bischofs Altmann wird Heinrich III. als Bauherr der Pfalz angegeben, s. Urkundenbuch Goslar I, Nr. 40, in: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 22, Anm. 55. - Binding 1996, S. 225. 1123 U. Hoelscher (1927, S. 56) verweist beim Stilvergleich mit dem nördlichen Eckpfeiler des Goslarer Saalbaus auf die Pfeiler der Krypta St. Ludgeri in Helmstedt (nach Mitte des 11. Jahrhunderts) und die in der Krypta des Domes zu Merseburg (1036/42). C. Meckseper (1991b, S. 90-91) vergleicht den Goslarer Eckpfeiler auch mit einem Pfeiler in der Krypta der ehemaligen Damenstiftskirche in Essen (Außenkrypta laut zeitgenössischer Inschrift 1051 datiert). - Zur stilistischen Einordnung des Goslarer Saalbaus: Meckseper 1991b, S. 87ff und 1993a, S. 47. 1124 Meckseper 1991b, S. 91. 1125 s. Binding (1996, S. 233), der eine Fortsetzung der Bauzeit „im dritten Viertel des 11. Jahrhunderts“ unter Heinrich IV. (1056-1106) für möglich hält. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 23. 1126 Die Datierung von M. Möhle beruht auf dem Vergleich der achteckigen Würfelkapitelle des aus der Erbauungszeit erhaltenen nördlichen Eckpfeilers des nördlichsten Obergeschossfensters mit den Mittelschiffpfeilern der Domstiftskirche. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 85, 122. 1127 Die schriftlichen Nachrichten geben darüber Auskunft, wie oft Heinrich III. in Goslar weilte, und zwar von 1039 bis 1046 jeweils mindestens ein Mal jährlich und dann wieder ab 1049. Daraus schließt T. Memmert, dass die Baumaßnahmen an der Pfalz bis zu jenem Jahr erheblich fortgeschritten sein mussten. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 35. 1128 Urkundenbuch Goslar I, Nr. 96, in: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 43, Anm. 138. - Memmert (S. 43) zweifelt diese Brandkatastrophe an, da Heinrich IV. noch im gleichen Jahr in der Pfalz urkundete. 1129 Annal. Sax. Monumenta Germaniae Scriptores VI, 746, in: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 49 - Nach Memmert (S. 49) „ist auch hier die Meldung von dem negativen Gottesurteil mit Skepsis zu betrachten“. 1130 Urkundenbuch Goslar I, Nr. 183, in: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 51. - Memmert (S. 51) hält diese Nachricht für fragwürdig, da angeblich niemand bei diesem Einsturz des Saalbaus verletzt wurde und der Chronist zugleich von mehreren Einstürzen in weiteren Pfalzen berichtet. - Falls dieser Einsturz jedoch historisch stattgefunden hat, muss der Saalbau (auf Grund der bald darauf stattgefundenen schriftlich überlieferten Königsaufenthalte) schnell wieder benutzbar gemacht worden sein. Nach Meckseper (1993a, S. 50) und Arens (1985, S. 118) könnte vielleicht ein Umbau als Reparaturmaßnahme schon unter König Lothar (1125-1137) eingesetzt haben. 1131 Zu den Brandkatastrophen: Binding 1996, S. 226. 1132 Zu den Umbaumaßnahmen: Meckseper 1993a, S. 49-50. 430 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Abb. 453 und Abb. 454: Erdgeschossfenster des Saalbaus. Bestand und Rekonstruktion um 1050 von U. Hoelscher und heutiger Bestand. (aus: Hoelscher 1927, S. 51, Abb. 7 und Foto: Verf. 1995) Während der Einbau der Erdgeschossquerarkaden nach M. Möhle wohl „zwischen 1050 und 1160/70“ erfolgt ist, datiert er den Umbau der Erd- und Obergeschossfenster sowie die steinernen Querarkaden im oberen Saal stilistisch in die Zeit von „ca. 1160- 431 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen 1180“.1133 Auf Grund dendrochronologischer Untersuchungen der Deckenbalken der Tordurchfahrt kann diese in das Jahr 1182 datiert werden.1134 Den Abschluss der Umbaumaßnahmen des Saalbaus bildete die Errichtung des östlichen Treppenvorbaus. Seine Erbauung fand nach stilistischer Datierung von M. Möhle wahrscheinlich in den Jahrzehnten „von 1190-1210“1135, nach U. Hoelscher ca. 1220-30 und nach F. Arens wohl am „Anfang des 13. Jahrhunderts“ statt.1136 Aus diesen erwähnten Datierungsangaben lässt sich schließen, dass Friedrich I. (1152-1190) den großen Umbau in Auftrag gab, dessen Bauabschluss sich nach C. Meckseper vielleicht längere Zeit hinzog.1137 Für das Jahr 1289 ist ein großer Brand überliefert, der erheblichen Schaden an den Pfalzgebäuden verursachte.1138 Bei der baldigen Wiederherstellung des Saalbaus wurden das Erdgeschoss in sieben Räume mit Spitztonnengewölbe quergeteilt1139 und die Holzbalkendecke des Saales im Obergeschoss sowie seine Querteilung nun in hölzernen Stützen1140 erneuert. Auch die im Obergeschoss der Ostfassade noch sichtbaren, die Triforiumfenster stützenden Vollsäulen stammen aus einem Umbau Ende des 13. Jahrhunderts und können wohl mit dem Brand von 1289 in Verbindung gebracht werden.1141 Die letzte, spätmittelalterliche Erneuerung des Saalbaus fand im Jahr 1477 statt, für das die Anlieferung von Holz für eine Baumaßnahme überliefert ist.1142 Keine Schriftquelle macht eine Aussage darüber, wo dieses Holz in der Pfalzanlage eingebaut worden ist. Trotzdem kann angenommen werden, dass der spätmittelalterliche Dachstuhl sowie der 1133 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 122. - Die Kapitelle der steinernen Arkaden des Querhauses werden von Möhle (Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102) „um 1270/80“ datiert. Auf Grund eines Vergleichs mit der erhalten gebliebenen Domvorhalle in Goslar sowie mit St. Godehard in Hildesheim setzt er die Fensterpfeiler im Obergeschoss in die Zeit „nicht früher als die 1160er oder 1170er Jahre“ (S. 95). - In den Kanten der quadratischen Fensterpfeiler des Goslarer Saalbauobergeschosses waren Viertelsäulen eingearbeitet, weshalb diese auch als Kantensäulen bezeichnet werden. K. Höller (2000) gibt als Definition für die Kantensäule „die Aufhebung einer Kante und deren Gestaltung durch eine Säule“ an, „von der aber höchstens die Hälfte sichtbar wird“ (S. 84). Sie entstand „um die Mitte des 12. Jahrhunderts in Goslar“ (S. 84) und ist auch am Saalbau, an der Pfalzkapelle sowie am Dom in Braunschweig in häufiger Verwendung zu finden (S. 87). – s. dazu auch: Meckseper 1995b, S. 239 und 1995a, S. 27. 1134 1992 wurden aus sieben Balken der Eichenholzdecke der Tordurchfahrt Proben für dendrochronologische Untersuchungen entnommen. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 197. - Für das Jahr 1182 ist ein Gerichtstag unter Friedrich I. in der Pfalz Goslar schriftlich überliefert (Chronik v. Hans Geismar, ab ca. 1563, S. 65, in: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 57-58). Die Anwesenheit des Kaisers könnte nach T. Memmert (S. 60) auch im Zusammenhang mit der Baumaßnahme der Errichtung der auf 1182 datierten Tordurchfahrt gesehen werden. 1135 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 115 u. 122. 1136 Meckseper 1993a, S. 50 und Arens 1985, S. 122. 1137 Meckseper 1993a, S. 51 und Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 4. - Hoelscher nahm den Umbau erst unter Heinrich VI. (1189-1197) an, für welchen aber kein Aufenthalt in Goslar schriftlich überliefert ist. - Meckseper 1993a, S. 50 u. 1995b, S. 240. - Zu Friedrich Barbarossa als Auftraggeber des Umbaus: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 123. - Binding 1996, S. 231, 233. 1138 Chronik des Stiftes S. Simon u. Judas in Goslar, Monumenta Germaniae Historica, dt. Chroniken, Bd. 2, S. 597, in: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 64, Anm. 229. - Von dieser Brandkatastrophe zeugen noch heute einige Bauteile des Saalbaus, so sind z. B. Deckenbalken der südlichen Durchfahrt verkohlt und sogar am Mauerwerk der Querteilung im Erdgeschoss Brandspuren zu finden. - s. Meckseper 1993a, S. 51 und Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 64-66. 1139 Dem Umbau im Erdgeschoss wurde auch die Warmluftheizung angepasst. - Meckseper 1993a, S. 51. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102, 122, 190. 1140 Meckseper 1993a, S. 51. - Teilweise noch erhaltene Kapitelle dieser Querhausarkaden werden von Möhle stilistisch in die Zeit „um 1270/80“ datiert. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102. 1141 Diese von M. Möhle „in das letzte Viertel des 13. Jahrhunderts“ (Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 98) datierte Fenstersäulen besitzen Kämpfer, die etwas höher als die der Zwischenpfeiler liegen, so dass nach Meckseper (1993a, S. 50) hieraus eine spätere Erneuerung der älteren Säulenstellung geschlussfolgert werden kann. 1142 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 68 u. Anm. 246. 432 Goslar, Pfalz /Nie dersachsen Holzständereinbau im oberen Saal, deren Fischblasenmotive auf den Kopfstreben stilistisch in die Spätgotik datiert werden können, aus jenem Jahr stammen.1143 Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Ulrichskapelle noch als Stadtgefängnis genutzt, während der Saalbau mit nördlichem Anbau aus dem 16. Jahrhundert als Magazin verpachtet war.1144 Zu jener Zeit erfolgte die Versteigerung auf Abbruch der Liebfrauenkapelle und 1819 dann der Stiftskirche, die bis auf ihre Portalvorhalle abgetragen wurde. Ab Anfang des 19. Jahrhunderts sind die baulichen Veränderungen am z. T. recht verfallenen Saalbau auch bildlich dokumentiert. Dies geschah erstmals 1810, als der Hannoversche Regierungsrat Blumenbach von dem Göttinger Universitätsbaumeister eine Zeichnung der Ostfassade herstellen ließ.1145 Um 1854/55 nahm der königliche Baurat H. W. H. Mithoff eine Bauaufnahme mit Plänen von Grundriss, Fassaden und Schnitten sowie Detailzeichnungen des Saalbaus und der Ulrichskapelle vor, welche 1858 veröffentlicht wurde.1146 Nach dem Einsturz der Westwand des Saalbaus im Jahre 1865 übernahm die Hannoversche Regierung dieses Bauwerk, nachdem sie 1860 auch schon die Ulrichskapelle1147 der Stadt Goslar abgekauft und wiederhergestellt hatte. In einer ersten Restaurierungsphase von 1868-70 begann die Wiederherstellung des Saalbaus nach Plänen von Oberlandbaukonduktor Adelbert Hotzen.1148 Die Restaurierungsarbeiten wurden unterbrochen und in den Jahren 1873-79 unter der Leitung von Bauinspektor E. F. A. Schulze und Architekt Hennecke zu Ende geführt.1149 Um 1886/87 erhielt der Saalbau im südlichen Teil vor seiner Ostfassade noch den Freitreppenvorbau.1150 Von 1879-97 wurde der Saal im ersten Obergeschoss, der im Jahr 1882 eine neue Luftheizung eingebaut bekam,1151 mit Bildern des Düsseldorfer Malers Hermann Wislicenus ausgemalt.1152 1143 Zur Erneuerung des Holzwerks im Saal des Obergeschosses im Jahr 1477: Arens 1985, S. 118, 121. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 102 u. Anm. 38, S. 198-199. 1144 Zur Nutzung der Pfalz vom 16. bis 19. Jahrhundert: Arens 1985, S. 118, 121. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 70-76. 1145 Diese erstmals 1846 im Archiv des Historischen Vereins für Niedersachsen abgedruckte Ostfassadenzeichnung zeigt im Erdgeschoss sieben Türöffnungen, während die Dreierarkaden im Obergeschoss ohne Säulen gezeichnet sind, welches auf eine Vermauerung dieser Fenster hindeutet. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 131-133 u. Abb. 72. - Eine von M. Möhle (S. 136, Abb. 75) auf wahrscheinlich um 1840/50 datierte Fassadenzeichnung von Georg Heinrich Crola zeigt die südliche Obergeschosshälfte sowie Arkade und Giebel des Querhauses in Fachwerk ersetzt - Weitere Zeichnungen des Saalbaus aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: s. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 76-79, 134-138. 1146 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 138-143. - Die Zeichnung der Ostfassade von Mithoff zeigt, dass der Südund Mittelteil im Obergeschoss durch Fachwerk ausgebessert und die Fenster in der Nordhälfte vermauert und mit kleinen Kornluken versehen waren. Die Fenstersäulen waren in der Vermauerung erhalten geblieben, wie der Längsschnitt durch den Saal im Obergeschoss zeigt. - Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 143 u. Abb. 78. 1147 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 70. 1148 Die ersten Jahre der Restaurierung des Saalbaus waren seiner Freilegung, Erforschung und Sicherung des Mauerwerks gewidmet, wobei Hotzen 1867 bei Grabungen vor der Ostfassade auch einen Teil der Freitreppenfundamente fand. Von seinen Wiederherstellungsplänen konnte er nur die quadratischen Erdgeschosssowie die Obergeschossfenster in der Südhälfte der Ostfassade verwirklichen. - Zur ersten Restaurierungsphase unter A. Hotzen: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 146-153, 178-179. 1149 Zur zweiten Restaurierungsphase, deren einzelne Maßnahmen durch Baurapporte in ausführlicher Dokumentation festgehalten wurden: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 159-170, 179-180. 1150 Arens 1985, S. 118. - M. Möhle gibt für den Beginn der Errichtung der Treppenanlage das Jahr 1889 an. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 176. 1151 Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 170. 1152 Zum Verlauf der Ausmalungsarbeiten und dem ikonischen Programm der Historienbilder aus deutscher Geschichte: Arndt, Monika: Die Goslarer Kaiserpfalz als Nationaldenkmal. Eine ikonographische Untersuchung. Hildesheim 1976. 433 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz Eine umfassende Bauuntersuchung von der Goslarer Pfalz nahm U. Hoelscher in den Jahren 1913-14 und 1922 vor, deren Ergebnisse 1927 in seiner Monographie über „die Kaiserpfalz Goslar“ erschienen. 1153 1992/93 fand im Auftrag der Stadt Goslar die Durchführung einer baugeschichtlichen Bestandsaufnahme vom Institut für Hausforschung und Stadtbaugeschichte in Hannover statt, deren Ergebnisse 1996 veröffentlicht wurden. Neben der Auswertung von Schriftquellen und bildlicher Darstellungen zur Baugeschichte des Saalbaus kam es zu einem verformungsgerechten Aufmaß und der Anfertigung von maßstäblichen Plänen. Weiterhin fanden erstmalig dendrochronologische Untersuchungen mit einem für die Balkenlage der Tordurchfahrt ermittelten Fälldatum von 1182 statt.1154 Seit 1992 gehört die ehemalige Pfalz zusammen mit der Altstadt Goslar zur UNESCOWelterbestätte in Deutschland. Literatur: Arens, Königspfalz Goslar, 1985, S. 117-150. - Binding, Deutsche Königspfalzen, 1996, S. 199-222. Behr, Kaiserhaus, 1935. - Borchers, Bambergs Kaiserpfalz, 1961, S. 13-24. - Borchers, Kaiserpfalzen Bamberg, 1962. - Dahlhaus, Anfängen, 1991, S. 373-428. - Frontzek/Memmert/Möhle, Goslarer Kaiserhaus, 1996. - Goslar, Bergstadt. Kaiserstadt, 1993. - Hillebrand, Goslar, 1975. - Hoelscher, Pfalz, 1915, S. 25-27. - Hoelscher, Kaiserpfalz Goslar, 1927. - Hoelscher, Kaiserhaus, 1928. - Hoelscher, Kaiserpfalz Goslar, 1955. - Kunstdenkmäler Hannover, Behr u. Hoelscher, 1901, S. 13-37. - Lange, Goslarer Kaiserhaus, 1985, S. 51-84. - Meckseper, Gestalt, 1991b, S. 85-95. - Meckseper, Palas, 1993a, S. 45-61. - Meckseper, Goslarer Königspfalz, 1995b, S. 237-243. - Niebelschütz, Kaiserhaus, 1949. Simon, Kaiserhaus, 1904, S. 183-191. - Spier, Georgenberg, 1991. - Uhl, Kaiserpfalz Goslar, 1971. Weidemann, Bauten, 1978, S. 58-82, - Zotz, Goslarer Pfalz, 1993, S. 63-80. - Zotz, Goslarer Pfalz, 1996, S. 248-287. 5.12 Gutenfels bei Kaub/Rheinland-Pfalz Lage: Die Burganlage liegt oberhalb des Ortes Kaub auf einem Felssporn, welcher nach Süden zum Rheintal1155 und nach Norden zum Klingbachtal steil abfällt. Im mittleren Bereich des langgestreckten Berings befindet sich die fast quadratische Kernburg von etwa 22 m Seitenlänge. Sie ist in Ostwestrichtung in drei annähernd gleich große, gestreckte rechteckige Grundflächen geteilt, von denen die mittlere den Hof bildet. Dieser wird im Norden von einem wohl ehemaligen Wohnbau, an der Südseite vom etwas breiteren Saalbau begrenzt. Ungefähr mittig an der äußeren Ostseite der quadratischen Ringmauer steht im Verband mit dieser der fast quadratische Bergfried. Der Zugang zu Kernburg befindet sich an der westlichen Schmalseite des Hofes.1156 1153 Bei seinen Grabungs- und Freilegungsarbeiten fand er 1916/17 auch Fundamente der Liebfrauenkapelle. Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 3. - Diese Grundlage für die baugeschichtliche Erforschung der Pfalz wurde von Fritz Arens 1985 sowie Cord Meckseper 1991, 1993 und 1995 durch Aufsätze über ihre Rekonstruktion und Datierung ergänzt. 1154 Zur Zusammenfassung der Untersuchungen: s. Einleitung von: Frontzek/Memmert/Möhle 1996, S. 1-5. 1155 Sie liegt etwa 110 m über dem Rheintal. - Liessem/Löber 1981, S. 13. 1156 An dieser Stelle möchte ich Herrn Dr. phil. Dr.-Ing. Thomas Biller besonders dafür danken, dass er mir wichtige Hinweise zum Saalbau, besonders zur Datierung, Südfassadengestaltung und möglichen Raumaufteilung gab (Brief und Manuskript 1999). Auch danke ich ihm für das Zusenden des Manuskripts seines im März 2000 auf der Tagung der Wartburg-Gesellschaft in Nürnberg gehaltenen Vortrags über „Die Entwicklung regelmäßiger Burgformen in der Spätromanik und die Burg Kaub (Gutenfels)“. Dieser ist inzwischen veröffentlicht (Biller 2002b, S. 23-44, bes. S. 23-27), jedoch wurde er um die im Manuskript von 2000 enthaltenen Anmerkungen gekürzt. - Ebenso bin ich der Paulini & Partner KG für das Zusenden ihrer Verkaufsmappe über Burg Gutenfels 434 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz Abb. 455 und Abb. 456 und Abb. 457 und Abb. 458: Lageplan der Burg, Nord-Süd-Querschnitt, Ansicht von Osten und Süden sowie Grundriss der Kernburg vor dem Umbau. Zeichnungen von B. Ebhardt. (aus: Ebhardt 1939/58, Bd. 1, S. 9, Abb. 4 und S. 356, Abb. 417) (Informationen zum Burggebäude und zur Chronik, Archivpläne vom Grundriss der Kernburg) und einigen Farbfotos (Ansicht der Kernburg, Fotos vom unteren Saal) sehr dankbar. 435 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz Abb. 459 und Abb. 460 und Abb. 461: Burganlage von Süden, West- und Südansicht der Kernburg. Zeichnungen von A. von Cohausen. (aus: Cohausen 1898/1996, Bl. 19, Abb. 171d, g, h) Abb. 462 und Abb. 463: Südfassade der Kernburg. Zeichnung von Eltester 1860 und von B. Ebhardt Anfang des 20. Jahrhunderts. (aus: Biller 2002b, S. 26, Abb. 4 und Ebhardt 1939/58, Bd. 1, S. 356, Abb. 417) 436 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz Saalbau: Der langgestreckte rechteckige romanische Saalbau mit den Grundflächenmaßen von etwa 22 x 8 m ist in seinem Ursprung dreigeschossig, wobei das oberste Geschoss mit Zinnenbekrönung in etwa 20 m Höhe abschließt.1157 Sein Mauerwerk ist in Bruchsteinen aus Grauwacke mit hohem Schiefergehalt in unterschiedlichen Schichthöhen aufgemauert. Die ursprünglichen Fassadenöffnungen bestehen aus hellen, geglätteten größeren Werksteinen, seine Portalbögen aus weißem Kalkstein und die Fensterarkaden aus Tuffstein.1158 Da das romanische Burghofniveau im westlichen Bereich etwa 2,7 m, im Osten ca. 3,8 m tiefer als heute lag, war das kellerartige Untergeschoss des Saalbaus vermutlich vom Innenhof aus zugänglich. Über diesem untersten Geschoss mit vielleicht Schlitzfenstern in der Südfassade zu romanischer Zeit befindet sich das ursprüngliche erste Geschoss (heute Erdgeschoss). Es besaß vom Hof aus zwei Portale, ein nördlich der Fassadenmitte angeordnetes rundbogiges profiliertes Portal sowie ein weiteres, unprofiliertes östlich davon. Ganz im Osten des Geschosses befindet sich das vom Saal abgetrennte, 1889-92 eingebaute Treppenhaus, an dessen Stelle Th. Biller auch zur Entstehungszeit des Saalbaus schon einen abgetrennten Durchgang annimmt.1159 In wie weit die heutige Fensteranordnung der reich durchfensterten Südfassade der ursprünglichen entspricht, lässt sich auf Grund ihrer baulichen Veränderungen bis ins 18. Jahrhundert, ihrem Verfall zur Ruine, ihrer Wiederherstellung ab 1888/89 sowie erneut 1952-54 nicht mehr genau feststellen.1160 Im heutigen Erdgeschoss sind in der Mitte der Südfassade zwei kleine Rundbogenfenster1161 zu sehen, die an der Innenseite in Rechtecknischen liegen und von zwei Kaminen flankiert werden. Zu den beiden äußeren Seiten dieser Kamine ist je ein Doppelfenster in Dreipass- bzw. Kleeblattbogenblende mit seitlichen Sitzen angeordnet. Von den beiden offenen Kaminen im unteren Saalbaugeschoss stammt der östliche z. T. noch aus spätromanischer Zeit. Seine beiden Säulen mit Kelchknospenkapitellen sowie die Kaminwangen mit Eckwulststäben haben sich erhalten.1162 Die beiden Kaminabzüge 1157 Die gesamte, den südlichen Saal- und nördlichem Wohnbau umschließende Kernburg mit ihrer Umfassungsmauer in gleicher Kronenhöhe besitzt (ebenso wie der Bergfried) einen oberen Zinnenabschluss. – Obwohl die romanische Dachform nicht bekannt ist, kann nach Biller (Manuskript 2000, Anm. 15) für den ursprünglichen Zustand ein zum Hof hin geneigtes Pultdach angenommen werden, da die fensterlose Außenmauer 6 m über den Obergeschossfenstern hochgeführt ist. 1158 Angabe zur Beschaffenheit des Mauerwerks aus der Zeit vor der Wiederherstellung von 1889-92, in: Ebhardt 1899-1905, S. 225. 1159 Seine Annahme beruht auf der Verteilung der Kamine und Fenster in der Südfassade. Eine mögliche Nutzung des schmalen östlichen Durchganges gibt Biller (Manuskript 2000, Anm. 11) mit einem Ausgang auf den Wehrgang des Vorburg-Tores an. – s. auch Grundrissrekonstruktion in: Biller 2002b, S. 24, Abb. 2. 1160 Nach Aussage von M. Backes (1976, S. 25) wurden - abgesehen von der östlichen Laibung des westlichsten Doppelfensters des ursprünglich einzigen Obergeschosses - „alle Fenster 1890 und 1953 erneuert, rekonstruiert, zum Teil durch einen heute wieder entfernten Erkervorbau von 1890 auch verändert“. – Auf Grund der vielen baulichen Veränderungen können nach Biller (Brief 1999 an die Verfasserin) nur noch z. T. gewisse Aussagen über die ursprüngliche Gestalt der Saalbauanlage getroffen werden und dies auch „nur unter erheblichem Vorbehalt“. - Biller (Manuskript 2000, Anm. 13) vermutet wegen der älteren Grundrisse von B. Ebhardt (1939/58) und F. Luthmer (Kunstdenkmäler Wiesbaden 1914), dass die Südfenster des ursprünglichen ersten Geschosses vermauert erhalten waren und somit die untere Erdgeschossdurchfensterung heute wohl ungefähr den romanischen Zustand wiedergibt. 1161 Nur das westliche der kleinen Rundbogenfenster zwischen den Kaminen ist vor 1889 belegbar. – Biller 2002b, S. 27. 1162 Die Formen der Kaminsäulen mit ihren Knospenkapitellen belegen nach Biller (Manuskript 1999 und 2002b, S. 27) eine Datierung ins „2. Viertel des 13. Jahrhunderts“ - Zum romanischen Kamin: Biller (Manuskript 1999 und 2002b, S. 27). - Backes 1976, S. 25. - Kunstdenkmäler Wiesbaden 1914, S. 58. - Ebhardt (1899-1905, S. 222) weist darauf hin, dass sich Ende des 19. Jahrhunderts zwischen dem Kaminmantel und seinen Konsolen Holzbalken befanden. 437 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz sitzen an der Südfassade im Bereich des obersten Geschosses auf romanischen Auskragungen in Form von „Konsolen und gestaffelter Dreibogenblende“.1163 Abb. 464 und Abb. 465 und Abb. 466 und Abb. 467: Grundrisse Kernburg. Unter-, Erdgeschoss, erstes und zweites Obergeschoss. (Archivplan, aus: Verkaufsmappe Paulini & Partner KG 1998) 1163 Backes 1976, S. 25. - Ebhardt 1899-1905, S. 225, Abb. 248. 438 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz Abb. 468 und Abb. 469: Grundriss Erdgeschoss der Kernburg und Nord-Süd-Schnitt. Rekonstruktionsversuch 2. Viertel 13. Jahrhundert von Th. Biller. (aus: Biller 2002b, S. 24, Abb. 2) Abb. 470: Rekonstruktionszeichnung der Südostansicht der Kernburg im 13. Jahrhundert von Th. Biller. (aus: Biller 2002b, S. 25, Abb. 3) 439 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz Auf Grund der beiden romanischen Portale sowie der symmetrischen Anordnung der Fenster und Kamine nimmt Biller an Stelle des heutigen durchgehenden unteren Saales für die Ursprungszeit zwei, je etwa 8 x 5 m große Räume gleicher Ausstattung an, welche als Wohnräume gedient haben könnten.1164 Das romanische zweite und ursprünglich einzige Obergeschoss hatte ein heute vermauertes Hofportal im westlichen Bereich der Nordseite.1165 Seine Südfassade zeigt vier Doppelarkadenfenster in Rundbogenrahmung mit umlaufenden Rundstäben und eingestellten Mittel- sowie doppelten Ecksäulchen.1166 Hinter dieser annähernd regelmäßigen, die gesamte Südfassade einnehmenden Arkadenfensterreihe darf der ursprüngliche Festsaal vermutet werden.1167 Saal: Der im ursprünglich ersten Geschoss (heute Erdgeschoss) liegende Saal war nach einem Rekonstruktionsversuch von Biller in romanischer Zeit wahrscheinlich in zwei gleich große Räume westlich eines schmalen Durchganges unterteilt. Jeder Raum besaß einen separaten Zugang von der nördlichen Hofseite her und einen Kamin sowie ein Doppelbogenfenster in der Südfassade. In der Südseite des westlichen Raumes befand sich wohl noch ein kleines südliches Rundbogenfenster. Im zweiten, zur Ursprungszeit obersten Geschoss lag mit großer Wahrscheinlichkeit der vermutlich die gesamte Grundfläche einnehmende, etwa 19 x 5,5 m große Festsaal. Seine gesamte Südfassadenbreite war wahrscheinlich durch eine annähernd regelmäßige Fensterreihe aus vier Doppelarkaden in Rundbogenblenden, mit eingestellten Säulen geöffnet. Der Zugang erfolgte vom Hof her über eine Freitreppe und ein heute vermauertes, jedoch erhaltenes Rundbogenportal im westlichen Bereich dieser Nordfassade. Maße Saalbau:1168 Grundriss Kernburg (Außenmaße): ca. 21,6 m : 21,1 m Grundriss Saalbau EG (Außenmaße): ca. 21,6 : 7,8 m Grundriss Saalbau EG (i. L.): ca. 17,8 m : 5,3 m Rekonstruktion Räume im EG (i L.): je ca. 8 m : 5,3 m Höhe EG (i. L.): 4,2 m Rekonstruktion Saalgeschoss im OG (i. L.): ca. 19 m : 5,5 m = ca. 104,5 qm Höhe Saalgeschoss im OG (i. L.): 3,8 m 1164 s. Grundrissrekonstruktion von Biller, in: Biller 2002b, S. 24, Abb. 2. - Nach seiner Vermutung (Biller Manuskript 2000, Anm. 14) könnte das kleine, mittlere Rundbogenfenster in romanischer Zeit zum Westraum gehört haben und erst beim Umbau gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf Grund der Symmetrie verdoppelt worden sein. 1165 An Stelle der umlaufenden zweigeschossigen, überdachten Holzgalerie aus dem Jahr 1890 mussten die Eingänge der oberen Geschosse ursprünglich über Freitreppen zu erreichen gewesen sein. 1166 Bis vor dem Umbau im Jahr 1889 besaß das obere Geschoss vier Zwillingsarkaden, von denen das zweite von Westen durch einen Erker ersetzt worden war. – s. Zeichnung Südansicht von B. Ebhardt (aus: Ebhardt 1939/58, S. 356). - Bei der Wiederherstellung der vier Fenster 1952 kam es zu ihrer völligen Erneuerung, wobei nur ein Teil der westlichen Fensterblende erhalten blieb. – Biller 2002b, S. 27. 1167 Heute ist dieses Obergeschoss in Zimmer unterteilt. - Grundrissrekonstruktion des Saalgeschosses: s. Verfasserin 2003. 1168 Nach Backes 1976, Rekonstruktion vom Grundriss des erstes Geschosses und Schnitt durch die Kernburg, von Biller (2002b, S. 24, Abb. 2) und Archivpläne vom Grundriss der Kernburg (Paulini & Partner KG 1998). 440 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz Abb. 471 und Abb. 472: Südansicht, Erd- und Obergeschoss des Saalbaus M 1: 300. Rekonstruktionsversuch Verf. 2003, auf der Grundlage von B. Ebhardt 1939/58 und Th. Biller 2002b. 441 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz Abb. 473: Südansicht der Kernburg. (aus: Winterfeld, Dethard von: Romanik am Rhein. Stuttgart 2001, S. 17) Abb. 474 und Abb. 475: Westansicht Kernburg und Südfassade Saalbau. (aus: Bornheim Gen. Schilling 1964, Bd. 2, Abb. 258, 255) 442 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz Heutiger Bestand: Aus romanischer Zeit ist die quadratische Kernburg mit Saal- und Wohnbau sowie Bergfried erhalten. Der Ende des 19. Jahrhunderts bei der Wiederherstellung der Burgruine zu Wohnzwecken umgebaute Saalbau erfuhr einen erneuten Umbau und eine Freilegung des ursprünglichen Baubestandes in den Jahren 1952-54. Ursprünglich war er drei-, heute (durch den Ausbau des Dachgeschosses) viergeschossig. In seinen Außenmauern besitzt er rekonstruierte romanische Doppelfenster sowie drei ursprüngliche Hofportale (eines davon vermauert) und Reste eines romanischen Kamins im heutigen unteren Saal. Die zweigeschossige, überdachte Holzgalerie im Innenhof stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus um 1890. Abb. 476 und Abb. 477: Portal im Erdgeschoss und vermauertes Portal im ersten Obergeschoss der Hoffassade (Nordansicht) des Saalbaus. (aus: Backes 1976, S. 25, Abb. 23, 22) Entstehungsgeschichte/Datierung:1169 Die Burganlage wurde vermutlich durch die Reichsministerialen von FalkensteinMünzenberg errichtet,1170 welche seit 1257 „als Burgmänner (castellani) zu Cuba„ 1169 Zur Geschichte von Burg Gutenfels: Biller, Manuskript 1999 und 2002b, S. 24. - Backes 1976, S. 18-20. Kunstdenkmäler Wiesbaden 1914, S. 50-53. - Liessem/Löber 1981, S. 13. - Chronik Burg Gutenfels (Verkaufsmappe Paulini & Partner KG). - Avenarius, W.: Faltblatt über Burg Gutenfels; Literatur in: Avenarius, W.: Mittelrhein. Landeskunde. Burgenkunde, Heroldsberg/Nürnberg 1974. 1170 Als Besitz Cuno I. von Münzenberg in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts kam die Burg dann durch Heirat an Philipp I. von Falkenstein. - Kunstdenkmäler Wiesbaden 1914, S. 50. - Backes 1976, S. 18. - Liessem/Löber 1981, S. 13. 443 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz schriftlich nachweisbar sind.1171 Als Besitz Philipps von Falkenstein erfolgte im Jahre 1261 unter dem Namen castrum cube ihre erstmalige urkundliche Nennung.1172 Auf Grund erhaltener Urkunden sowie stilistischer Einordnung der vorhandenen Bauornamentik, besonders der Kapitellform des romanischen Kamins im Saalbau, setzt Th. Biller die Erbauungszeit der Burg in das „2. Viertel des 13. Jahrhunderts“1173. Nach Aussage von M. Backes kann sie wohl in die Zeit „um oder bald nach 1200“ datiert werden. U. Liessem und U. Löber geben als Entstehungszeit „die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts“, F. Luthmer „die ersten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts“ an.1174 Abb. 478: Romanische Reste des Saalbaus: Portal, Kamin und dessen Auskragung. (aus: Bau- und Kunstdenkmäler Wiesbaden, Luthmer, 1914, S. 58, Fig. 66) Im Jahr 1277 verkauften die Ministerialen von Falkenstein Burg und Ort Kaub an die Pfalzgrafen bei Rhein. Diese errichteten im 14. Jahrhundert eine Ringmauer um die Kernburg, und es kam im 15. Jahrhundert zu weiteren Verstärkungen der Anlage.1175 1508-09 wurde die 1504 durch den Landgrafen von Hessen teilweise beschädigte Burg 1171 Backes 1976, S. 18. 1172 Nach Aussage des Mediävisten Dr. Rödel gilt als direkte Ersterwähnung der Burg das Jahr 1261, in dem Philipp v. Falkenstein für sich und seine Söhne das Kloster Eberbach vom Rheinzoll „bei seiner Burg Kaub“ befreite (Rossel, Eberbacher UB Nr. 360, S. 125). Als nicht ganz sichere bzw. indirekte Erwähnungen der Burg gelten seiner Ansicht nach die Jahre 1252 und 1257. 1252 wurde Kaub, das sich im Besitz Philipps I. von Falkenstein befand, durch König Wilhelm von Holland belagert. Im Jahr 1257 gab Philipp I. von Falkenstein Burgmannen zu Kaub Anweisungen, vom Kloster Eberbach keinen Rheinzoll zu erheben. - Zur Ersterwähnung der Burg: Biller Manuskript 2000, Anm. 5 und 2002b, S. 41 (dort: Quellen des 13. Jahrhunderts). - Kunstdenkmäler Wiesbaden 1914, S. 50. - Liessem/Löber 1981, S. 13. 1173 Biller 2002b, S. 27. 1174 Backes 1976, S. 18. - Liessem/Löber 1981, S. 13. - F. Luthmer, in: Kunstdenkmäler Wiesbaden 1914, S. 58. - G. Dehio (Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz. Saarland 1985, S. 435) datiert sie in die „erste Hälfte des 13. Jahrhunderts“. 1175 Backes 1976, S. 18. 444 Gutenfe ls bei Ka ub/Rheinland-Pfa lz von Pfalzgraf Ludwig V. (1508-1544) wieder hergestellt sowie für die Verteidigung mit dem Ausbau von Bastionen verstärkt.1176 Die seit Mitte des 17. Jahrhunderts als Invalidenstation des Militärs genutzte Burganlage kam 1803 an das Herzogtum Nassau, welches 1807 ihr Holzwerk und 1813 ihr Mauerwerk auf Abbruch versteigerte.1177 Durch Ankauf rettete 1833 der Wiesbadener Archivar Friedrich Habel die Burgruine vor dem weiteren Verfall. 1888 erwarb sie der Kölner Architekt Gustav Walter, welcher sie nach seinen Plänen 1889-92 wiederherstellte und dabei zu Wohnzwecken ausbaute.1178 In den Jahren 1952-54 erfolgten beim Umbau der Kernburg zum Erholungsheim die Entfernung der Zutaten des späten 19. Jahrhunderts1179 sowie die Freilegung und Rekonstruktion des ursprünglichen Baubefundes. Nachdem Burg Gutenfels seit 1959 eine Nutzung als europäische Jugendbegegnungsstätte erfahren hat, dient sie heute als Schlosshotel. Abb. 479: Heutiger Saal im ersten Saalbauobergeschoss (ursprünglich Erdgeschoss). Blick nach Westen. (aus: Backes 1976, S. 23, Abb. 20) 1176 Eine bis ins 18. Jahrhundert an der Südbastion vorhandene Gedenktafel für diese Baumaßnahmen nennt zum ersten Mal den Namen Gutenfels. Der Text dieser verloren gegangenen Bauinschrift ist als handschriftliche Abschrift im Wiesbadener Hauptstaatsarchiv überliefert. - Backes 1976, S. 18. - Chronik Burg Gutenfels, Bl. 1 (Verkaufsmappe Paulini & Partner KG). 1177 Backes 1976, S. 18-19. - Kunstdenkmäler Wiesbaden 1914, S. 53. - Chronik Burg Gutenfels, Bl. 2 (Verkaufsmappe Paulini & Partner KG). 1178 Backes 1976, S. 20. - Kunstdenkmäler Wiesbaden 1914, S. 53. 1179 So wurden z. B. der Erker an der Saalbausüdfassade und die Eingangshalle vor der westlichen Kernburgmauer entfernt. - Backes 1976, S. 20. - Nach Aussage der Paulini & Partner KG erfolgte der letzte Umbau des Saalbaus 1960-72. 445 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz Literatur: Backes, Kaub am Rhein, 1976. - Bangerter-Paetz, Pfalzen, i. Dr. - Bau- und Kunstdenkmäler Wiesbaden, Luthmer, 1914, S. 50-62. - Biller, Burg Gutenfels, Manuskript 1999. – Biller, Entwicklungen, Manuskript 2000 (wie 2002b, aber mit Anm.). - Biller, Entwicklung, 2002b, S. 23-44 (bes. S. 23-27). - Dehio, Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz. Saarland, Caspary, 1985, S. 435-437 Ebhardt, Gutenfels und Pfalzgrafenstein, in: Deutsche Burgen, 1899-1905, S. 219-240. Liessem/Löber, Burgen, 1981, S. 13-15. - Paulini u. Partner KG, Verkaufsmappe, 1998. - Scheinpflug, Burg Gutenfels, 1961, Nr. 7, 9, 16, 17. - Sebald, Pfalzgrafenstein , 2006, S. 123-135. 5.13 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz Lage: Im nordwestlichen Bereich der befestigten mittelalterlichen Stadt lag die Pfalz auf einer zweigeteilten Felseninsel, die auf zwei Seiten von der Lauter umflossen war. Die Pfalzanlage mit polygonalem Grundriss1180 besaß an ihrer Südseite einen Saalbau. An diesen schloss im mittleren Teil seiner Ostseite eine an die ältere Ringmauer anlehnende Doppelkapelle an, welche im 13. Jahrhundert rechteckig ummantelt wurde.1181 Der Saalbau, der zusammen mit der rechtwinklig angrenzenden Kapelle einen T-förmigen Grundriss bildete, sprang mit etwa einem Drittel seiner Fläche über die Südseite der Ringmauer vor.1182 Saalbau: Auf der rechteckigen Grundfläche1183 von etwa 25,4 x 19 m erhob sich der Saalbau auf Grund des Höhenunterschieds des von Norden nach Süden abfallenden Geländes um mehr als 5 m1184 an seiner südlichen Schmalseite mit drei oder vier, an der nördlichen Hoffassade mit zwei oder drei Geschossen.1185 1180 Das Areal der von einer polygonalen Ringmauer eingefassten Pfalzanlage hatte einen ungefähren Durchmesser von etwa 120 m. - Eckrich 1961, S. 7. 1181 Die Doppelkapelle mit halbrunder Apsis, deren Fundamentabdruck von Karlwerner Kaiser festgestellt wurde, besaß eine zum Teil noch (auf der Ost- und Südseite bis in 5 m Höhe) erhalten gebliebene Ummantelung. Über ihr Aussehen geben zwei Zeichnungen von ihrer Südansicht aus dem 18. Jahrhundert (1740 und 1764) Auskunft: Die südliche Kapellenmauer hatte über einem Sockel ein Mittelgeschoss mit drei sehr großen, ca. 4 m breiten Arkaden, ebenfalls wohl die schmälere Ostseite, hier mit Bogenöffnungen geringerer Spannweite. Das oberste, aus einer Galerie kleinerer, spitzbogiger Arkaden bestehende Geschoss wird von Arens (1982/83, S. 70) stilistisch in den „Anfang des 13. Jahrhunderts“, in Dehio (Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz. Saarland 1985, S. 416) in die Zeit „um 1220/30“ datiert. - Für eine Aufstockung zur Doppelkapelle spricht auch eine Urkunde Friedrichs II. von 1215, wo von einer oberen und unteren Kapelle die Rede ist. - s. Binding 1996, S. 260 und Arens 1982/83, S. 70. - Zur Gestalt, Ummantelung und Datierung der Kapelle: Binding 1996, S. 258-260. - Arens 1982/83, S. 64-70. - Eckrich 1960, S. 456-461 und 1961, S. 7-8 und 1963, S. 59-61. 1182 Die Ringmauer ist in Teilen, u. a. als Südmauer und in ihrer Südostecke der Kapelle im aufgehenden Mauerwerk des späteren Casimirbaus erhalten geblieben. Sie hat eine Mauerstärke von etwa 1,4 m und besteht aus verhältnismäßig kleinen, grob behauenen Quadern. Nach Aussage des Chronisten Rahewin wurde sie von Friedrich Barbarossa errichtet und nachträglich mit dem Saalbau überbaut. – Binding 1996, S. 260. - Arens 1982/83, S. 71. 1183 Der Grabungsplan nach W. Bremer (1937a, S. 208, Abb. 15) zeigt den Saalbau mit etwas kürzerer Nord- als Südfassade, wodurch ein leicht trapezförmiger Grundriss entsteht. 1184 Über das Felsplateau für die Gründung des Saalbaus ragte seine Südfassade hinaus und reichte bis zum Lauterufer hinunter. - L. Eckrich (1963, S. 52) gibt von der Pfortenschwelle (in der westlichen Außenwand) bis zum Nordfassadenfundament einen Höhenunterschied von 5,45 m an. 1185 Die Anzahl der angenommenen ursprünglichen Geschosse hängt davon ab, ob das Vorhandensein eines Zwischengeschosses schon für die romanische Zeit vermutet wird oder erst als späterer Einbau zur Unterteilung der beiden hohen Obergeschosse interpretiert werden kann. Die Südansicht dieses Zwischengeschosses ist auf zwei Zeichnungen des 18. Jahrhunderts als zweites Obergeschoss mit Rechteckfenstern dargestellt. - Bei einer Höhe (bis zur Dachtraufe) von mindestens 18 m und einer Grundfläche von ca. 25,4 x 19 m nähert sich dieser Saalbau im Volumen der Gebäudeform eines Wohnturmes an. - Biller 1985, S. 267. 446 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz Abb. 480: Südlicher Teil der Pfalzanlage, im Bereich der Ausgrabungen 1934-37. Nach Bremer. (aus: Kunstdenkmäler Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Bd. 9: Kaiserslautern, Eckhardt u. Gebhard, 1957, S. 106, Abb. 46) Abb. 481 und Abb. 482: Grundriss von Saalbau und Kapelle sowie des von L. Eckrich entdeckten Trichterfensters im Untergeschoss der Saalbauostmauer. Es wurde wohl in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Ummantelung der Kapelle zugesetzt. Umzeichnung von D. Barz, nach Eckrich. (aus: Barz 1995, S. 29, Abb. 6) Der von H. Graf 1932 ausgegrabene, heute teilweise noch erhaltene Sockel am Südteil des Saalbaus war der Ringmauer vorgebaut. Er bestand aus einer wenig vorspringenden unteren Stufe, auf die zwei Schichten abgeschrägter Quader folgten.1186 Das aufgehende 1186 Für diesen recht ungewöhnlich gestalteten Schrägsockel, der im deutschen Burgen- und Pfalzenbau eine Seltenheit ist, nennt Arens (1982/83, S. 64) als Vergleichsbeispiele die Salzburger Wehrmauer (bei Neustadt/an der Saale) seitlich eines Torturmes aus dem frühen 13. Jahrhundert sowie die Nürnberger Stadtmauer der Lorenzer 447 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz Mauerwerk über dem glatten Schrägsockel war in Buckelquadern mit Randschlag ausgeführt, von denen bei der Ausgrabung unter W. Bremer im Jahr 1932 an der Saalbauwestseite noch einige Schichten zum Vorschein kamen.1187 Als Material für das Mauerwerk von Saalbau, Kapelle und deren Ummantelung diente roter Sandstein.1188 Der ungefähre Grundriss des Saalbaus ist durch Grabungen in den 1930er und 1960er Jahren bekannt.1189 Über seinen Aufbau oberhalb des schrägen Sockels können heute jedoch nur noch zwei Zeichnungen von 1740 und von F. J. Kiesling aus dem Jahr 1764 Aufschluss geben. Sie zeigen die Südansicht vom Saalbau und der anschließenden, ummantelten Kapelle.1190 Das kellerartige Untergeschoss befand sich nach Arens wahrscheinlich nur im südlichen Gebäudebereich bis zur älteren Ringmauer, hinter welcher der Felsen bis zur nördlichen Außenwand mehr als 5 m anstieg.1191 Es war in zwei jeweils etwa 7 x 7 m große Räume unterteilt1192 und wurde von drei kleinen, rechteckigen Schlitzfenstern belichtet, dessen Reste L. Eckrich bei Grabungen in den 1960er Jahren entdeckte. Gemäß der Zeichnung von 1740 befanden sich zwei Kellerfenster in der Südfassade 1193 und die dritte schmale Trichteröffnung in der Ostmauer.1194 Eine kleine 0,59 m breite sowie 1,25 m hohe Pforte in der Sockelzone der Westwand ist nachgewiesen,1195 eine Türöffnung ganz im Westen der Südfassade lässt die Abbildung von 1740 erkennen.1196 Das unterste Saalbaugeschoss besaß eine Holzbalkendecke1197 und einen gelbweißen Stadt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts - Eckrich (1963, S. 49-50) gibt als Beispiele dieser Sockelart im deutschen Burgen- und Pfalzenbau des 12./13. Jahrhunderts nur die Burg Blankenhorn und die Pfalzkapelle Eger (hier in abgewandelter Form) an. 1187 Nach Aussage von Eckrich (1963, S. 56; Beispiele früher Buckelquader: S. 56-57) sind diese heute nicht mehr vorhandenen Buckelquader noch auf einem Photo von 1932 zu sehen. - Arens (1982/83, S. 64) hält es für möglich, dass die gesamte Höhe der Außenwände des Saalbaus mit Buckelquadern versehen war (wie bei den beiden Münzenberger Wohnbauten) oder in den oberen Geschossen vielleicht auch glatte Quaderschichten verwendet wurden. 1188 Nach Eckrich (1963, S. 55) wurden für den Saalbau blassroter Sandstein aus der Umgebung von Kaiserslautern, für den späteren, frühgotischen Kapellenumbau (Obergeschossgalerie sowie im Kapelleninnern) intensiv roter Sandstein aus der Eußerthaler Gegend verwendet. Daneben fand auch ein nordpfälzischer grauer bzw. graugrüner Sandstein Verwendung, welcher z. B. für Türsturz und Bogenfeld des Durchganges zwischen Kapelle und Ummantelung nachgewiesen werden konnte. 1189 Die Gebäudeschmalseite gilt seit den Ausgrabungen von 1932 als gesichert, seine -länge kann nur auf Grund Untersuchungen an der nachgewiesenen quadratischen Fundamentierung ungefähr erschlossen werden. - Eckrich 1961, S. 7. 1190 G. Binding (1996, S. 256) schreibt beide Zeichnungen, welche sich heute im Archiv des Theodor-Zink-Museums in Kaiserslautern befinden, Franz Joseph Kiesling zu. Dahingegen sprechen L. Frank und F. Arens bei der älteren Abbildung aus dem Jahr 1740 von der eines anonymen Zeichners. Weiterhin erläutert Arens, dass die jüngere Zeichnung von Kiesling vermutlich unter Verwendung der älteren von 1740 angefertigt worden ist. - s. Lorenz 1995b, S. 36 u. 40, Anm. 17. - Arens 1982/83, S.61 u. S. 75, Anm. 11. 1191 Arens 1982/83, S. 61. - Auch Eckrich (1963, S. 52) schreibt von einem etwa „15 mal 6 m“ großen Unter-, bzw. Kellergeschoss im Süden. 1192 Eckrich 1963, S. 57. 1193 Die Zeichnung von 1764 lässt keine Wandöffnungen im untersten Geschoss erkennen. 1194 Eckrich fand bei diesem durch die Kapellenummantelung verdeckten und deshalb wohl zugesetzten Ostfenster Reste von Bleiruten, die auf eine ursprüngliche Verglasung der Untergeschossfenster schließen lassen. Zu diesem östlichen Untergeschossfenster: Eckrich 1963, S. 53-55. - Arens 1982/83, S. 61. - Barz 1995, S. 29. 1195 Von dieser westlichen Pforte war der in seiner Mitte verdickte Sturz bei der Ausgrabung im Jahr 1932 noch erhalten. - Eckrich 1963, S. 50. - Arens 1982/83, S. 60-61. 1196 Eckrich (1963, S. 57) nimmt an, dass der südliche Ausgang im Untergeschoss wohl aus späterer Zeit stammt. Andererseits lassen die geringen Maße der Westpforte das ursprüngliche Vorhandensein einer zusätzlichen Untergeschosstür vermuten. 1197 Im westlichen Raum waren 1932 noch drei oder vier Balkenkonsolen erhalten. - Eckrich 1963, S. 57. 448 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz Kalkfarbanstrich in mehreren Schichten, wie Farbspurenuntersuchungen von Eckrich an den Innenwänden und im aufgefundenen Ostfenster bewiesen.1198 Abb. 483: Südfassade von Saalbau und Kapelle. Zeichnung von F. J. Kiesling 1740/64. (aus: Binding 1996, S. 257, Abb. 77) Abb. 484: Südansicht der Pfalz mit Saalbau, Kapelle und Casimirschloss. Zeichnung 1740, Archiv des Theodor-Zink-Museums in Kaiserslautern. (aus: Frank 1995b, S. 35, Abb. 5) 1198 Zum weißen Farbanstrich, welcher auch in der Kapelle nachgewiesen wurde: Eckrich 1963, S. 55. 449 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz Über dem südlichen Unter- folgte das erste Obergeschoss1199, dessen Fußboden nach Eckrich auf dem höher liegenden Gelände an der Nordseite wohl etwas höher als das dortige Felsniveau lag.1200 In seiner Südfassade befanden sich nach den Zeichnungen von 1740 bzw. 1764 auf beiden Seiten des unteren Endes einer großen, mittigen Balkonsole je zwei Doppelfenster. Ihre Überfangbögen ruhten auf Mauerpfeilern mit Kämpfern, deren mittlere Säule jeweils über einem horizontalen Balken ein geschlossenes Bogenfeld trug.1201 Ein weiteres, jedoch schlichteres Doppelfenster ohne Überfangbogen schien unterhalb der Balkonsole vorhanden gewesen zu sein.1202 Nach Aussage von Eckrich erfolgte von diesem Geschoss aus der Zugang zur auf gleicher Ebene rechtwinkelig anschließenden Kapelle.1203 Auf den beiden Zeichnungen von der Südansicht aus dem 18. Jahrhundert sind etwa 3 m über den Doppelarkadenöffnungen des ersten Obergeschosses, jeweils seitlich der Balkonkonsole, mehrere Rechteckfenster zu sehen. Diese wohl aus späterer Zeit stammenden Fenster dienten zur Belichtung des Zwischengeschosses. Ob es zum ursprünglichen Bau gehörte oder erst durch einen späteren Einbau zwischen den beiden in jenem Fall sehr hohen Obergeschossen entstand, kann heute nicht mehr geklärt werden.1204 Über dem Zwischengeschoss befand sich das oberste Geschoss mit einem mittigen, über Profilen und Konsolreihen weit vorkragenden Balkon. Dieser ist auf den alten Abbildungen nur bis Brüstungshöhe erhalten, besaß aber ursprünglich vielleicht einen Überbau.1205 In symmetrischer Anordnung waren zu seinen beiden Seiten je drei die gesamte Fassadenbreite einnehmende Doppelfenster angeordnet. Ihr zweifach gestufter Überfangbogen ruhte auf Pfeilern mit Säulenbündeln, während die mittleren Säulen genau wie die unteren Biforiumfenster - geschlossene Bogenfelder trugen. Die Doppelstufung der Überfangbögen wurde seitlich der Arkadenöffnungen zum Balkon und auch über die Gebäudeecken als Gesims fortgeführt, ebenso wie das unter den Fenstern vorhandene Gesims.1206 Auf beiden alten Südansichten ist ein weiteres, wohl 1199 Auf Grund seiner Lage über dem kellerartigen Untergeschoss könnte es auch als höher gelegenes Erdgeschoss bezeichnet werden. 1200 Eckrich 1963, S. 58. 1201 Zur Gestalt dieser Doppelfenster: Binding 1996, S. 256. - Frank 1995b, S. 36. - Eckrich 1963, S. 58. 1202 Bindung 1996, S. 256. - Arens 1982/83, S. 61. 1203 Eckrich 1963, S. 58. 1204 F. Arens (1982/83, S. 61) und G. Binding (1996, S. 256) gehen von dem Einbau eines Zwischengeschosses erst in späterer Zeit aus, so dass der Ursprungsbau ihrer Meinung nach eine dreigeschossige Süd- und zweigeschossige Nordfassade besaß. - Nach Arens wird die zeitliche Einordnung der Rechteckfenster im Zusammenhang mit dem späteren Einbau eines Zwischengeschosses im ersten Obergeschoss (vielleicht zur Zeit der Errichtung des Casimirschlosses im 16. Jahrhundert) gesehen. Er (Arens 1982/83, S. 62) geht von zwei romanischen Hauptgeschossen mit Sälen aus, die auf Grund ihrer lichten Spannweite von 15 m wohl zweischiffig gewesen sein werden. Arens vermutet, dass das untere Hauptgeschoss mit einer angenommenen Raumhöhe von 8 m durch den späteren Einzug einer Zwischendecke zu zwei Geschossen umgebaut wurde. - Dahingegen nehmen L. Eckrich (1963, S. 59) und Th. Biller (1985, S. 267) eine ursprüngliche viergeschossige Süd- und dreigeschossige Nordfassade an. - Eckrich datiert die Form der rechteckigen Fenster zwar auch in spätere Zeit, aber zweifelt den späteren Einbau eines Zwischengeschosses an. Da er die Höhe des Saalbaus mit „wenigstens 18 m“, die des Kellergeschosses mit höchstens 4 m annimmt, bleiben insgesamt 14 m Höhe für die beiden Hauptgeschosse, wobei das untere nach seinen Überlegungen mindestens 1 bis 2 m höher gewesen sein müsste. Eckrich hält dies jedoch für unwahrscheinlich, weshalb er ein Zwischengeschoss schon in romanischer Zeit vermutet. 1205 Zur Gestalt und Interpretation des vorkragenden Balkons: Arens 1982/83, S. 62-63. - Binding 1996, S. 256-257. Eckrich 1963, S. 58. 1206 Das auf den alten Abbildungen von der Südansicht durch die Fenster des obersten Geschosses erkennbare Mauerwerk scheint nach Arens (1982/83, S. 63) wohl eher die Rückwand dahinterliegender Räume bzw. eines Saales gewesen zu sein, als die eines Laubenganges, da die rechteckige Form der Fensteröffnung eher auf Glasfenster oder einen Verschluss durch Läden schließen lässt. - Zur Ausbildung der Triforiumfenster im obersten Geschoss: Arens 1982/83, S. 63. - Binding 1996, S. 257-258. - Eckrich 1963, S. 58. 450 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz einfacher gestaltetes Arkadenfenster in der südlichen Ecke der Saalbauostmauer zu sehen. Über den Gebäudelangseiten ragten noch im 18. Jahrhundert vier große, jeweils paarweise im Osten und Westen angeordnete Schornsteine auf, d. h. die Räume wurden durch Kamine beheizt.1207 Die mächtigen, zur Entstehungszeit der beiden Zeichnungen schon eingestürzten Giebel werden sich an der nördlichen und südlichen Schmalseite befunden haben.1208 Als Zugang zu den oberen Geschossen des Saalbaus diente wahrscheinlich eine Freitreppe, welche wohl auf seiner Nord- oder Westseite gelegen hat.1209 Saal: Auf Grund der Fenstergliederung der Südfassade kann angenommen werden, dass sich ein Saal im obersten Geschoss befand. Dieser nahm wahrscheinlich die gesamte Geschossfläche von etwa 21 x 15 m ein und war vielleicht durch eine Stützenreihe in Längsrichtung zweischiffig ausgebildet. Seine Südfassade besaß einen mittigen, weit vorkragenden Balkon mit je drei symmetrisch zu beiden Seiten angeordneten Doppelfenstern. Diese zeigten eine reiche bauplastische Ausbildung und nahmen die gesamte seitliche Fassadenbreite ein. Die Profilierung ihrer Überfangbögen wurde seitlich als Gesims über die östlichen und westlichen Saalbauecken geführt. Ebenso lief ein zweites Gesims unter diesen beiden Fenstergruppen um die Gebäudeseiten, wahrscheinlich auch um den Balkon herum. An der Südecke der Ostseite war ein weiteres, wohl aus romanischer Zeit stammendes Arkadenfenster schlichterer Gestaltung vorhanden. Der vermutete Saal wurde wahrscheinlich durch Kamine zu beiden Langseiten beheizt und müsste einen Zugang über eine Freitreppenanlage, vielleicht an der nördlichen oder westlichen Gebäudeseite, besessen haben. Maße Saalbau:1210 Grundriss Saalbau (Außenmaße): ca. 25,4 m : 19 m Rekonstruktion KG/UG (i. L.): ca. 14,4 m : 7 m Rekonstruktion Räume KG/UG (i. L.): je ca. 7 m : 7 m Rekonstruktion Saalgeschoss 2. OG (i. L): ca. 21 m : 15 m= 304,5 qm Grundriss Kapelle (Außenmaße, ohne Apsis und Saalbauwestmauer): 11,8 m : 8 m Grundriss Kapellenummantelung (Außenmaße, ohne Saalbauwestmauer): ca. 21 m : 17 m 1207 Arens 1982/83, S. 62. - Binding 1996, S. 258. 1208 Arens 1982/83, S. 64 und Binding 1996, S. 258. 1209 Da nach Ansicht von Arens (1982/83, S. 60, 72) sich die Giebel an der Nord- und Südseite befanden sowie die Anordnung von Freitreppen meist vor den Gebäudelangseiten stattfand, wurde von ihm die Westseite für die Lage der Treppe angenommen. - Eckrich (1961, S. 7 u. S. 9, Anm. 47, S. 10, Anm. 57) vermutet auf Grund des Planes von Ramsault von 1735, der „drei halbrunde Vorbauten“ nördlich des Saalbaus zeigt, eine Freitreppenanlage vor der Hoffassade im Norden. 1210 Nach Arens 1982/83 (S. 59) und Grundriss von Saalbau und Kapelle, von L. Eckrich (1960, S. 459, Abb. 3). Während die Saalbaubreite seit den Ausgrabungen von 1932 mit 19 m als gesichert gilt, kann seine Länge nur auf Grund der nachgewiesenen quadratischen Fundamentierung ungefähr rekonstruiert werden. So nimmt Eckrich für die Saalbaulänge etwa 28 m (Außenmaße) bzw. ca. 23 m (i. L.) an (1961, S. 7, 8) und berechnet („nach der vermessenen Breite und in Verhältnis gesetzt zu den Höhen, welche die beiden Zeichnungen des 18. Jahrhunderts angeben“) seine Höhe der Südfassade mit „wenigstens 18 m“ (1963, S. 58). - Maße Kapelle: Arens 1982/83, S. 66. - Binding 1996, S. 258. 451 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz Heutiger Bestand: Da die ehemalige Pfalzanlage im 19. Jahrhundert fast gänzlich abgebrochen wurde, ist von ihren ursprünglichen Bauten bis heute nur wenig übrig geblieben. Es haben sich ein Teil der Ringmauer, der 5 m hohe Unterbau der Kapellenummantelung an der Süd- und Ostseite sowie ein Teil des Saalbausockels im Süden erhalten. Abgesehen von diesem Sockel geben die Grabungen der 1930er und 1960er Jahre gewisse Aufschlüsse über den Grundriss des Saalbaus und den Aufbau seines Untergeschosses. Eine Vorstellung von seiner Fassadengestaltung kann nur noch auf Grund zweier Südansichten von 1740 und 1764 gewonnen werden. Abb. 485: Grundrisszeichnung der durch Grabungen von 1932 bis 1960 nachgewiesenen Teile von Saalbau und Kapelle. (aus: Eckrich 1960, S. 458, Abb. 2) Entstehungsgeschichte/Datierung: Die erste schriftliche Erwähnung der Pfalz in Kaiserslautern stammt von Rahewin aus dem Jahr 1160, welcher - im Anschluss an die Würdigung der Bautätigkeiten Friedrichs I. - die Pfalz als vollendete Anlage verhältnismäßig ausführlich beschrieb.1211 Ihre Errichtung in dem Reichsforst Lutra erfolgte durch Friedrich Barbarossa als Bauherrn nach seinem Regierungsantritt im Jahr 1152 und auf Grund der Ausführungen Rahewins 1211 Rahewin berichtet von einem königlichen Haus aus roten Steinen, von einem großen Fischteich zu einer Seite sowie einem angrenzenden Park mit Hirschen und Rehen, woraus hervorgeht, dass diese Pfalz dem Kaiser hauptsächlich zur Erholung diente. – De rebus gestis Friderici lib. 4, 86, in: Script. rer. Germ. 1912, S. 344 f., in: Arens 1982/83, S. 58 u. 75, Anm. 5. - Binding 1996, S. 254. 452 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz wohl vor 1158.1212 Von den sieben überlieferten Aufenthalten des Kaisers in der Pfalz fand der erste 1158, sein letzter 1187 statt. 1213 Ihre erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1172, die namentliche Nennung von Reichsministerialen erfolgte seit 1183.1214 Wegen der mangelnden Bauornamentik ist eine stilistische Datierung des Saalbaus kaum möglich. Ein aufgefundenes Flechtwerkfragment einer Schmuckplatte stammt vielleicht ursprünglich aus diesem Gebäude. Es wird von G. Binding in enge Verwandtschaft zur auf „etwa 1165/70“ datierten Kaminplatte des Saalbaus in Gelnhausen gesetzt.1215 Für den erhaltenen Schrägsockel gibt Arens zwei Beispiele aus dem “frühen 13. Jahrhundert“ sowie „der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts“ an.1216 Unter Friedrich II. fand ein Umbau der Kapelle statt, deren Ummantelung eine Aufstockung mit einer spitzbogigen Galerie erhielt. Diese Galerie kann nach Binding „in die Zeit um 1220/30“ datiert werden.1217 Kaiserslautern geriet 1357 in die Pfandschaft und 1375 ganz in den Besitz der pfälzischen Kurfürsten.1218 Ab 1367 kam es vermutlich zu Wiederherstellungsarbeiten oder Verstärkungen der Befestigungen.1219 In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden größere bauliche Veränderungen und Erweiterungen der Pfalzanlage unter Pfalzgraf Johann Casimir durchgeführt. Von 1570-80 errichtete er das heute im Erdgeschoss noch zum Teil erhaltene Casimirschloss östlich von Saalbau und Kapelle.1220 In den Jahren 1689 sowie 1703 wurde die ehemalige Pfalzanlage weitgehend zerstört. Ihr teilweiser Verkauf im Jahr 1813 führte zur weiteren starken Bestandsverminderung der Ruine. Durch die Errichtung eines Gefängnisses (im Nordwesten) in den Jahren 1820-23 und einer Brauerei 1842 wurden die Reste von Pfalz und Casimirschloss z. T. überbaut. Bei den Wiederherstellungs- und Sicherungsarbeiten von 1934-37 erfolgte die Niederlegung der Brauerei- und Gefängnisgebäude. Weiterhin kam es zur Freilegung der Reste von Ringmauer, Saalbau und Kapelle sowie des Casimirschlosses, das zum Burgmuseum1221 ausgebaut wurde.1222 1212 Binding 1996, S. 254. - W. Bremer (1937a, S. 206) setzt den Beginn der Saalbauerrichtung auf Grund historischer Quellen auf 1152, G. Schlag (1940b) „nach 1152“ an. Nach A. Eckardt und T. Gebhard (Kunstdenkmäler Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Kaiserslautern, 1957, S. 45) fand die Bauzeit von 1152-1160 (bis zum Jahr der Schilderung Rahewins), nach Bernhard (1991, S. 143) und Barz (1995, S. 29) „vor 1160“ statt. s. auch Binding 1996, S. 253. 1213 Binding 1996, S. 254. 1214 Binding 1996, S. 255. - Kunstdenkmäler Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Kaiserslautern, 1957, S. 45. - Arens 1982/83, S. 58. 1215 Binding 1996, S. 258 u. S. 259, Abb. 77a. - Arens 1982/83, S. 64. 1216 Die beiden Arens bekannten Beispiele für Schrägsockel in Deutschland sind an der Wehrmauer seitlich des Torturmes der Salzburg bei Neustadt an der Fränkischen Saale (frühes 13. Jahrhundert) sowie an der Nürnberger Stadtmauer der Lorenzer Stadt (1. Hälfte 13. Jahrhundert) zu finden. – Arens 1982/83, S. 64. 1217 Binding 1996, S. 260. - s. auch Anm. zur Doppelkapelle. 1218 Arens 1982/83, S. 57. - Kunstdenkmäler Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Kaiserslautern, 1957, S. 46. - Binding 1996, S. 255. 1219 Pfalzgraf Ruprecht I. erhielt 1367 von Kaiser Karl IV. 4000 Gulden „zur Erbauung der Reichsburg“. - Arens 1982/83, S. 58. - Binding 1996, S. 255. 1220 Arens 1982/83, S. 58. - Binding 1996, S. 255. - Kunstdenkmäler Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Kaiserslautern, 1957, S. 109-117. 1221 Das seit 1937 vorhandene, aus Kelleranlagen und Erdgeschoss bestehende Burgmuseum, das den südlichen Bereich des ehemaligen Casimirschlosses umfasst, besitzt u. a. Originalfunde von den Grabungen im Burgbereich. - Kunstdenkmäler Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Kaiserslautern, 1957, S. 117. - Dehio, Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz. Saarland 1985, S. 416. 1222 Zu Veränderungen im 17.-20. Jahrhundert: Arens 1982/83, S. 58-59. - Kunstdenkmäler Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Kaiserslautern, 1957, S. 110. - Dehio, Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz. Saarland 1985, S. 416. 453 Kaiserslautern, Pfalz/Rheinland-Pfalz 1934/37 fanden auf dem ehemaligen Pfalzgelände Grabungen unter der Leitung von W. Bremer statt. Weitere umfangreiche Grabungen erfolgten in den Jahren 1959/60 und 1962/68 unter der Leitung von Karlwerner Kaiser, mit Unterstützung örtlicher Mitarbeiter statt, von denen L. Eckrich selbständige Untersuchungen durchführte.1223 Bis zur Errichtung des neuen Rathauses im ehemaligen nördlichen Pfalzbereich1224 im Jahr 1968 wurden die Grabungen fortgeführt. Seit 1993 gibt es einen „Förderkreis zur Erhaltung der Kaiserpfalz in Kaiserslautern e. V.“, welcher die geschichtliche Bedeutung der Pfalz den Bürgern und Besuchern bewusst machen möchte. 2003 wurde von diesem Verein ein Bronzeplastikmodell von Saalbau und Kapelle auf dem ehemaligen Pfalzgelände aufgestellt. Abb. 486: Plan von ehemaliger Pfalz und Schloss Kaiserslautern. Handzeichnung 1713. (aus: Kunstdenkmäler Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Bd. 9: Kaiserslautern, Eckardt u. Gebhard, 1957, S. 105, Abb. 45) 1223 Zu den Grabungen, bei denen neben Saalbau- und Kapellenmauern auch nördlich davon ein Friedhof des 8.-11. Jahrhunderts sowie Reste von drei Holzeinbauten entdeckt wurden: Arens 1982/83, S. 59. - Binding 1996, S. 253, 260. - Bernhard/Barz 1991, S. 140-143. 1224 Nach Aussage von Arens (1982/83, S. 59) wurden bei der Errichtung des Rathausturmes sowie der Gestaltung der Rathausumgebung die gefundenen Fundamente und das Mauerwerk auf Grund zu niedriger Planung der Niveauhöhen z. T. geköpft. 454 Köln, Pfalz/Nordrhe in-Westfahlen Literatur: Arens, Bauten, 1982/83, S. 55-57. - Barz, Fenster- und Türöffnungen, 1995, S. 29. – Barz, Saal- und Wohnbauten, 1999, S. 14-15. - Bernhard/Barz, Burgen, 1991, S. 140-143. - Binding, Deutsche Königspfalzen, 1996, S. 253-261. - Bremer, Ausgrabungen, 1937a, S. 198-215. - Bremer, Ausgrabungsund Instandsetzungsarbeiten, 1937b, S. 270-274. - Dehio, Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz. Saarland, Caspary, 1985, S. 416. - Eckrich, Beobachtungen, 1960, S. 453-467. - Eckrich, Ergebnisse, 1961, S. 110. - Eckrich, Beobachtungen, 1963, S. 49-63. - Graf, Hohenstaufenpfalz, 1958, S. 1-8. Kunstdenkmäler Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Kaiserslautern, Eckardt u. Gebhard, 1957, S. 102117. - Schlag, Kaiserpfalz Kaiserslautern, 1940b, S. 282-286. - Stein, Burgen, 1986, S. 39-46. Westrich, Königspfalz Lautern, 1975, S. 75-87. 5.14 Köln, Pfalz/Nordrhein-Westfahlen Lage: Im Norden des mittelalterlichen, westlich des Rheins liegenden Stadtzentrums von Köln befand sich die ehemalige Bischofspfalz. In ihrem nördlichen Bezirk liegt der Dom mit seinem südlichen Hof, dessen Gelände nach Osten stark abfällt.1225 Die Lage des erzbischöflichen Saalbaus südlich des Domes1226 und parallel zu diesem ist durch einen Plan von der Domhofbebauung aus dem 16. Jahrhundert1227 sowie Handzeichnungen des 17. Jahrhunderts1228 belegt. An den Saalbau schloss sich in gleicher Breite und Höhe in romanischer Zeit ein Ostanbau sowie rechtwinkelig zu diesem ein niedrigeres Gebäude 1225 Auf dem Domhof steht heute an Stelle der ehemaligen Pfalzanlage der Verwaltungstrakt des Römisch Germanischen Museums. 1226 Südlich des Domes und nördlich vom Saalbau befand sich ein historisch belegter älterer Vorgängerbau mit der Pfalzkapelle St. Johannis. - Zum älteren Saalbau, von welchem geringe Fundamentreste durch Grabungen aufgedeckt wurden: Brühl 1990, S. 39, Wiedenau 1979, S. 23-24 und Kubach/Verbeek 1976, S. 616. - Zur älteren, auf Grund schriftlicher Überlieferung sowie Ausgrabungen gesicherten Kapelle St. Johannis aus dem 11. Jahrhundert: Brühl 1990, S. 39, Anm. 403, Wiedenau 1979, S. 23-24, 32-33 und Kubach/Verbeek 1976, S. 616. Frau Dr. Anita Wiedenau-Michalski möchte ich besonders dafür danken, dass sie mir wertvolle detaillierte Hinweise und Auskünfte über den Kölner Saalbau gab. Auch Herrn Dr. Clemens Kosch bin ich für seine Literaturhinweise, besonders zur Geschichte der Stadt Köln, sehr dankbar. 1227 Seine Lage innerhalb der Domhofbebauung „zwischen der Drachenpforte im Osten und der Hachtpforte im Westen, den beiden Immunitätstoren des Dombezirks“ (Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 338 und Wiedenau 1979, S. 26) wird von einem Plan von 1539 wiedergegeben, der zwar heute nicht mehr erhalten, jedoch bei A. Fahne (Forschungen auf dem Gebiete der rheinischen und westfälischen Geschichte, Bd. 1, Heft 1, Köln 1864, S. 140) verkleinert abgebildet ist. - Wiedenau 1979, S. 26 u. Anm. 102. - Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 335. 1228 Anton Woensam fertigte im Jahr 1531 eine große Ansicht der Kölner Rheinfront als Holzschnitt an, worauf der Saalbau mit südlicher Längs- sowie östlicher Giebelseite zu sehen ist. Der Kölner Maler Augustin Braun stellte im Jahr 1619/22 die südöstliche Domhofbebauung (mit Nordwestansicht vom Saal- und Ostanbau) als Hintergrund der historischen Szene der Huldigung des Volkes an Kaiser Maximilian I. 1494 dar. Justus Vinckboon aus Amsterdam (1608-1675) fertigte ebenfalls eine (mit den Worten „DAS ALT ERTBUSSOFTYE HOF IN DER STADT COELLEN“ beschriftete) Nordwestansicht von Saalbau und Anbauten um 1660/65 an, welche aus seinem Skizzenbuch (Bl. 58) stammt. - Zu alten Abbildungen: Wiedenau 1979, S. 25. - Binding 1980, S. 114f., Nr. 58. Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 335. 455 Köln, Pfalz/Nordrhe in-Westfahlen an.1229 Schriftquellen belegen, dass Saal- und Ostanbau eine Ausstattung durch mehrere Kapellen im Erd- und Obergeschoss besaßen. 1230 Abb. 487: Pfalzbezirk mit Dom und südlich gelegenem Saalbau, bis Mitte des 13. Jahrhunderts. Zeichnung von H. Hellenkemper. (aus: Binding, Günther (Hrsg.): 2000 Jahre Baukunst in Köln, (60. Veröffentlichung der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln), Köln 1996, S. 93, Abb. 147) Abb. 488: Lageplan Domhof und Saalbau im 16. Jahrhundert. Nach einem Stadtarchivplan um 1570. (aus: Vogts 1930, S. 19, Abb. 6) 1229 Für den wohl etwas später als der Saalbau entstandenen Ostanbau nimmt Wiedenau (1979, S. 36) eine Datierung in die Zeit „um 1180/90“ an. – Zum Ostanbau: Wiedenau 1979, S. 27, 29, 31, 36. - Das nordöstlich rechtwinklig anschließende niedrigere Gebäude stand nach ihrer Ansicht (Wiedenau 1979, S. 35 u. S. 475, Anm. 123) ursprünglich wohl freistehend im rechten Winkel zum Saalbau und ist deshalb vermutlich älter als der Ostanbau. Es findet als „Kemenade des Landgrafen“ 1242 erstmals seine Erwähnung. Wiedenau (1979, S. 36) datiert es zeitgleich mit der Errichtung des Saalbaus. – Zur sog. Kemenate: s. auch Wiedenau 1979, S. 27-28. Kubach/Verbeek 1976, S. 617. - Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 339. 1230 Dies erwähnt eine Urkunde noch vor 1167. - Wiedenau 1979, S. 25. - Nach ihrer Aussage (Wiedenau 1979, S. 26) fand im Jahr 1150 „eine Thomaskapelle unter dem „Saale“ erstmals“ Erwähnung, welche nach ihrem Einsturz 1499 in gotischem Baustil neu errichtet wurde. 456 Köln, Pfalz/Nordrhe in-Westfahlen Saalbau: Über die äußere Erscheinung des Saalbaus geben Abbildungen kleineren Maßstabs auf den Stadtansichten (Südostansichten) von Woensam (1531), Mercator (1570) und Hollar (1635/56) Auskunft. Weiterhin ist er auf zwei Zeichnungen (Nordwestansichten) von A. Braun 1619/22 und J. Vinckboon 1660/65 abgebildet, welche das 1674 wegen Baufälligkeit abgebrochene Gebäude schon im Zustand des Verfalls zeigen. Der langgestreckte, längsrechteckige zweigeschossige Saalbaukörper besaß eine fast 30 m lange Nord- und Südfassade. Er bildete eine bauliche Einheit mit dem dreigeschossigen Ostanbau gleicher Höhe und Tiefe unter einem gemeinsamen Satteldach, unter dessen Traufe ein durchlaufender Rundbogenfries vorhanden war. Auf Grund einer auf der Zeichnung von Vinckboon zu erkennenden Baufuge sowie der an den Fenstern der Nordfassade ablesbaren unterschiedlichen Geschossanzahl ist der östliche Anbau jedoch vom Saalbau zu unterscheiden.1231 Da das Domhofgelände nach Osten stark abfiel, besaß der romanische Ostanbau ein Kellergeschoss, von welchem sich Reste unter dem späteren als Offizialgericht genutzten Gebäude erhalten haben.1232 Bei den Ausgrabungen der nordöstlichen Ecke dieses Anbaus im Jahr 1924 wurde ein hoher gestufter Sockel aus Basaltlava gefunden, der mit kräftigem, aus Wulst-KehleWulst gebildetem Profil abschloss. Darüber bestand das aufgehende Mauerwerk aus Tuffstein mit Grauwacke und Sandsteinstücken.1233 Für das Erdgeschoss des Saalbaus könnte nach Vogts und Kubach/Verbeek eine zweischiffige Halle mit zur nördlichen Hoffassade vorgelegtem Gang angenommen werden, der sich nach Norden vielleicht in weiten Bögen öffnete.1234 Auf Vinckboons Nordansicht wird im Westen, neben den Vorbauten im unteren Geschoss, noch ein Teil einer großen, vermauerten Blendbogengliederung angedeutet.1235 Das Erdgeschoss wird auf seiner Zeichnung zum großen Teil durch kleinere Vorbauten und Verkaufsstände verdeckt, welche seit dem 14. Jahrhundert bezeugt sind.1236 Da, wo die untere Saalbaunordfassade sichtbar ist, zeigt sie in ihrem östlichen und mittleren Wandbereich eine Reihe von einfachen Rundbogenfenstern. Sie sind jeweils in größere Blendarkaden eingestellt, wie sie in gleicher Ausbildung auch im Erdgeschoss des Ostanbaus zu finden sind.1237 Ob der auf Finkbooms Zeichnung ganz im Westen liegende rechteckige, 1231 Nach Ansicht von Vogts (1966, S. 382) und Wiedenau (1979, S. 27) scheinen die Fußbodenhöhen der drei Geschosse des Ostanbaus auf anderen Ebenen als die im zweigeschossigen Saalbau gelegen zu haben. 1232 Der östliche Gebäudetrakt wurde im 17. Jahrhundert bis auf den Keller abgetragen. Die Ostmauer dieser tiefen Kelleranlage unter dem späteren Offizialgerichtsgebäude bestand zum Teil aus Trachytquadern. Von der ursprünglichen Anlage stammt vielleicht noch eine in Resten aufgefundene, 2,5 m von der Straße entfernte Dreierarkade auf zwei Rechteckpfeilern. Quellen aus dem 15. Jahrhundert berichten auch von einem Kellereingang im Osten, der auf den Zeichnungen des 17. Jahrhunderts in der Nordostecke von Ostanbau und rechtwinkligem Gebäude zu sehen ist. - Wiedenau 1979, S. 27, 29. - Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 340. 1233 Als Gussfüllung des Mauerwerks waren Tuff und Trachyt verwendet worden. Auf Grund der Ausgrabungen an der Nordostecke wurde festgestellt, dass die Ostgiebelmauer dieses Anbaus auf der östlichen römischen Stadtmauer stand. - Wiedenau 1979, S. 29-30. - Kubach/Verbeek 1976, S. 617. - Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 338 u. Fig. 217. 1234 Für die Annahme von Vogts (1966, S. 382) und Kubach/Verbeek (1976, S. 617) einer zweischiffigen gewölbten Halle, die vielleicht auch unter dem Ostanbau durchging, gibt es nach mündlicher Aussage von Frau Wiedenau keine Anhaltspunkte. In einer historischen Quelle wird noch ein Pfeiler „unter dem Saale“ erwähnt wird. Auf Grund dieser Schriftquelle kann nach Ansicht von Wiedenau (1979, S. 35) auf eine Erdgeschossbogenstellung geschlossen werden, welche 1359 vermutlich zum Teil verändert und zugesetzt wurde. - Kubach/Verbeek (1976, S. 617) weisen zum Vergleich auf den romanischen Saalbau in Prag hin, dessen 1947 ergrabener Grundriss ein „zweischiffiges Sockelgeschoss mit vorgelegtem Gang“ zeigt. 1235 Es ist ein großer, vermauerter Blendbogen mit kleineren Rechteckfenstern zu sehen. - Vogts 1966, S. 382. Kubach/Verbeek 1976, S. 617. - Wiedenau 1979, S. 26, 33. 1236 Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 338. - Wiedenau 1979, S. 26. 1237 Zu den Erdgeschossfenstern der Nordfassade: Wiedenau 1979, S. 30. 457 Köln, Pfalz/Nordrhe in-Westfahlen wohl umgebaute Eingang im Erdgeschoss der Lage des ursprünglichen Portals entspricht, kann heute nicht mehr festgestellt werden.1238 Abb. 489: Erzbischöfliche Pfalz am Domhof. Darstellung von A. Braun 1622, wie vor dem Saalbau 1494 Kaiser Maximilian gehuldigt wurde. (aus: Wiedenau 1979, Taf. 18) Abb. 490: Nördliche Hoffassade von Saal- und Wohnbau. Nach J. Finckenbaum um 1670. (aus: Wiedenau 1979, Taf. 19) 1238 Die Städtechroniken von Köln erwähnen im Jahr 1442 eine Erdgeschosstür unter einer Marienfigur. - s. Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 338. – Vogts (1966, S. 382) äußert die Möglichkeit des Vorhandenseins von je einem romanischen Erdgeschossportal im Osten und Westen der Saalbaunordfassade. Dieses könnte vielleicht jeweils über eine (wohl aus einer späteren Umbauphase stammenden) innere Treppenanlage zu beiden Seiten in den Saal im Obergeschoss geführt haben. – Nach mündlicher Aussage von Frau Wiedenau ist der nachträgliche Einbau einer Treppenanlage jedoch unglaubwürdig. – s. dazu auch Anm. Lilienfenster. 458 Köln, Pfalz/Nordrhe in-Westfahlen Abb. 491: Ansicht der Kölner Rheinfront. In der Mitte: Ostgiebel und Südfassade des Saalbaus. Holzschnitt von Anton Woensam 1531. (Foto: Repro des Exemplars, Abteilung Architekturgeschichte, Universität Köln) Das hohe Saalgeschoss öffnete sich nach Norden in einer Reihe von 12 (auf der Zeichnung von Finckboon) bzw. 14 Arkaden (bei Braun) auf anscheinend hintereinander stehenden Doppelsäulen. Dabei waren die beiden mittleren Rundbogenöffnungen als Achsenbetonung überhöht.1239 Zu beiden Seiten dieser großen Arkadenreihe befand sich je ein großes, aus einer Vierpassform entwickeltes „dreiteiliges Lilienfenster mit lang herabgezogenem Schaft“, der nach unten in einem kleinen Oculus endete.1240 Zwei kleinere Dreipassfenster mit kurzem, spitz zulaufendem unteren Schaft, ohne Blendrahmung und Schmuckelemente ausgeführt, waren beidseitig über den überhöhten mittleren Fensterbögen angebracht.1241 Darüber war als oberer Abschluss der Fassadengliederung der Rundbogenfries unter der Traufe zu sehen, der in gleicher Höhe auch am Ostbau durchlief. Seine beiden Obergeschosse setzten sich mit ihren vier kleineren Rundbogen- oder Rechteckfenstern in Blendbögen über zwei Doppelfenstern deutlich von der nördlichen Saalfassade ab.1242 Auf Woensams Stadtprospekt von 1531 ist die Südseite von Saal- und Ostanbau sowie dessen Ostgiebel abgebildet. Die Südfassade des Saalgeschosses öffnete sich in zehn 1239 Auf der Zeichnung von A. Braun sind sämtliche Bogenöffnungen jeweils noch mit Zwischensäulen unter einem Bogenfeld unterteilt, so dass Doppelarkaden entstehen. Diese Zwillingsarkaden wurden nach Vermutung von Kubach/Verbeek (1976, S. 617) vielleicht später, kurze Zeit vor dem Abbruch des Bauwerks, ausgebrochen. - Zur Fensterarkadenreihe der Nordfassade: Wiedenau 1979, S. 26, 30. - Kubach/Verbeek 1976, S. 617. - Frank 1995b, S. 37. 1240 Wiedenau 1979, S. 30. - Hinter diesen seitlichen sog. Lilienfensteröffnungen könnten nach Ansicht von P. Clemen (Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 339) vielleicht Kapellenräume gewesen sein, da für den Saal- und Ostanbau das Vorhandensein mehrerer Kapellen überliefert ist. - H. Vogts (1966, S. 382) vermutet, dass diese beiden Fenster möglicherweise jeweils zur Belichtung eines vielleicht vorhandenen Flures oder Treppenhauses gedient haben könnten. – s. auch Anm. zur stilistischen Einordnung der Lilienfenster. 1241 Wiedenau 1979, S. 26-27, 30. - Kubach/Verbeek 1976, S. 617. 1242 Beschreibung der Nordfassade des Ostbaus: Wiedenau 1979, S. 27, 31. 459 Köln, Pfalz/Nordrhe in-Westfahlen Rundbögen gleicher Höhe, welche über einem breiteren Mauerpfeiler in eine Sechserund Viererarkadengruppe gekuppelt waren. Wie an der Nordfassade befanden sich hier auch zwei sog. Lilienfenster mit kurzem Schaft über der Arkadenreihe. Ein drittes auf gleicher Höhe gehörte schon zu dem Ostanbau, dessen beide Obergeschosse noch je ein Doppelrundbogenfenster besaßen.1243 Das über die gesamte Südfassadenlänge durchlaufende Traufgesims wurde an der Ostgiebelseite des Anbaus in gleicher Höhe fortgeführt. Dadurch entstand eine optische Abgrenzung des zu allen drei Seiten mit einem Gesims eingefassten Giebels zu den unteren Geschossen. In dieser Ostfassade befanden sich in den unterschiedlichen Geschosshöhen Doppel- und Dreierarkadenfenster unter Blendbögen. Und in der Mitte des reich durchfensterten Giebelfeldes war ein lisenenartiger, mit zwei Schlitzfenstern versehener Mauervorsprung vorhanden.1244 Abb. 492: Lilienfenster in einer Fassade des 12. Jahrhunderts eines Gebäudes im Westflügel des St. Servatius Klosters in Maastricht. (Foto: Elizabeth den Hartog, Leiden) Saal: Im hohen Obergeschoss befand sich der wohl die gesamte Grundfläche einnehmende Saal, der sich zu seinen beiden Längsseiten in einer langen Fenstergalerie öffnete. Die Saalfenster der hofseitigen Nordfassade bestanden aus einer Reihe von 12 oder 14 Arkaden mit Akzentuierung ihrer Mittelachse durch Überhöhung der beiden mittleren 1243 Zu den Obergeschossfenstern der Südfassade: Wiedenau 1979, S. 28. - Kubach/Verbeek 1976, S. 617. 1244 Zur Fassadengliederung des Ostgiebels: Wiedenau 1979, S. 28-29, 31. - Kubach/Verbeek 1976, S. 617. 460 Köln, Pfalz/Nordrhe in-Westfahlen Bögen. In der südlichen Außenmauer befand sich eine zehnteilige Fensterreihe einheitlicher Höhe, welche vielleicht ursprünglich jeweils als Doppelbogen mit eingestellter Mittelsäule ausgebildet war. Sie wurde beidseitig eines breiteren Pfeilers zu einer Sechser- und einer Viererarkadengruppe zusammengefasst. Je ein aus Dreipässen gebildetes Lilienfenster in großer Ausführung und mit langem Schaft war zu beiden Seiten der nördlichen Arkadenreihe angeordnet. Kleinere Maueröffnungen dieser Art, mit kurzem Schaft, befanden sich paarweise über der Mitte der langen Fenstergruppe im Süden und Norden. Den oberen Abschluss unter der Traufe bildete der zumindest an der Nord-, Ost- und Südseite von Saal- und Ostanbau herumgeführte Rundbogenfries. Abb. 493: 1924 ergrabene nordöstliche Ecke der Ostgiebelwand des Ostanbaus. Sockel in Grundriss und Schnitt, von L. Haake. (aus: Kunstdenkmäler Rheinprovinz, 7. Bd., 4. Teil: Stadt Köln, Clemen u. Vogts, 1930, S. 338, Fig. 217) Maße Saalbau:1245 Rekonstruktion Länge Süd- bzw. Nordfassade Saalbau: ca. fast 30 m Heutiger Bestand: Von der äußeren Gestalt des im 17. Jahrhundert wegen Baufälligkeit gänzlich abgebrochenen Saals und Ostanbaus geben heute nur noch Ansichten des 16. Jahrhunderts (Südostansicht von Woensam) und 17. Jahrhunderts (Nordwestansicht von 1245 Nach Wiedenau (1979, S. 33). – In Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, (1930, S. 338) und Kubach/Verbeek (1976, S. 617) ist die gemeinsame Fassadenlänge von Saal- und Ostanbau mit 80 m angegeben. Wird die von Wiedenau genannte Saalbaulänge von 30 m als richtig vorausgesetzt, kann die gesamte Länge beider Bauten nicht 80 m betragen haben. Denn die Ostbaulänge würde in dem Fall 50 m betragen und wäre damit weitaus größer als die des Saalbaus. Die Abbildungen der Hoffassaden aus dem 17. Jahrhundert lassen erkennen, dass das östliche Gebäude eindeutig kürzer als der Saalbau war. 461 Köln, Pfalz/Nordrhe in-Westfahlen Braun, Finckboon) Aufschluss. Auch seine Lage innerhalb der südlichen Domhofbebauung wird anhand dieser Zeichnungen sowie eines überlieferten Lageplanes von 1539 ermittelt, mit deren Hilfe Grundrissmaße jedoch nur ungefähr geschätzt werden können. Entstehungsgeschichte/Datierung:1246 Seit dem 10. Jahrhundert kam es zur Erwähnung eines palatiums in Köln,1247 das 1051 palatium imperiale genannt wurde1248 und unter Erzbischof Anno 1075 aedes episcopalis in curia regia hieß.1249 Der in seinen Fundamenten teilweise ergrabene Vorgängerbau südlich des Domes1250 bestand bis zum Bau des jüngeren Saalbaus. Dieser wurde wohl während der Amtszeit des Bauherrn Erzbischof Rainhald von Dassel, also in den Jahren „1158-67“1251 weiter südlich davon und parallel zum Dom errichtet. Der Chronik zufolge nahm der Nachfolger Rainhalds, Philipp von Heinsberg (1167-1191), Erweiterungen und Verschönerungen am Saalbau vor.1252 Kubach/Verbeck gehen von seiner Errichtung in einer Bauphase aus und datieren die Lilienfenster auf Grund stilistischer Vergleiche „in die Zeit um 1160/70“1253. Dahingegen ordnen P. Clemen und H. Vogts diese Fenster einem späteren Umbau nach 1200, wohl unter Erzbischof 1246 Zur Geschichte des Saalbaus: Brühl 1990, bes. S. 36-40. – Kubach/Verbeek 1976, S. 616-617. – Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 335-337. – Vogts 1966, S. 381-383. - Wiedenau 1979, bes. S. 23-26. – s. auch: Johannes Helmrath: Die Stadt Köln im Itinerar der Könige des Mittelalters, in: Geschichte in Köln 4, 1979, S. 5194. – Fried Mühlberg: Ein Fluchtweg Reinalds von Dassel?, in: Kölner Domblatt 21-22/ 1963, S. 149-152. – Friedrich-Wilhelm Oediger: Das Bistum Köln von den Anfängen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, Köln 1972. Freundliche Mitteilung von Herrn Clemens Kosch. 1247 Im Jahr 965 wurde unter Otto I. ein palatium erstmals urkundlich bezeugt. - Brühl 1990, S. 38, Anm. 397. Kubach/Verbeek 1976, S. 616. - Wiedenau 1979, S. 24 u. S. 472, Anm. 85. 1248 Binding 1996, S. 213 u. Anm. 37: Vita Lietberti ep. Camerac. Ad. A. 1051, Monumenta Germainiae Historica Scriptores XXX, 2, S. 848. - Brühl 1990, S. 39, Anm. 399. - Kubach/Verbeek 1976, S. 616. 1249 Binding 1996, S. 213 u. Anm. 37: Vita Annonis, Monumenta Germainiae Historica Scriptores XL, S. 505. Kubach/Verbeek 1976, S. 616. - Wiedenau 1979, S. 24 u. S. 472, Anm. 86. – Während die Bedeutung als Königspfalz nach Brühl (1990, S. 39 u. Anm. 410) schon im 12. Jahrhundert stark gemindert war, ist sie im 13. Jahrhundert wohl ganz in den Besitz des Erzbischofs bzw. Domkapitels übergegangen. 1250 Zu Lage und Grundriss des älteren Saalbaus: Kubach/Verbeek 1976, S. 616. - Wiedenau 1979, S. 24. 1251 Binding (1996, S. 213) und Wiedenau 1979, S. 24. - Wiedenau (1979, S. 25, 473, Anm. 94) und Vogts (1966, S. 381) weisen darauf hin, dass der neue Saalbau für den Sommer 1164 historisch belegbar ist, womit der Baubeginn angenommen werden könnte. Wiedenau (1979, S. 25, 473, Anm. 96) vermutet seinen Bauabschluss bis 1167, da seine Erwähnung noch vor 1167 in einer Urkunde zu finden ist, in der er klar von der Bischofswohnung unterschieden und seine Ausstattung durch mehrere Kapellen in seinen beiden Geschossen erwähnt wird. - Brühl (1990, S. 39-40) datiert den Saalbau in die frühen 1160er Jahre. - Zu den Schriftquellen: Hoenniger, Robert: Kölner Schreinsurkunden des 12. Jahrhunderts Bd. 1. (= Publicationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde I/1). Bonn 1884, S. 83, Anm. 1. - Kölner Bischofskatalog, Monumenta Germainiae Historica Scriptores 24, p. 343. 1252 Vogts 1966, S. 382 u. Anm. 4. - Wiedenau 1979, S. 25. - In der Regierungszeit Philipp von Heinsberg vermutet A. Wiedenau (1979, S. 36) „um 1180/90“ auch die Entstehung des Ostanbaus. 1253 Nach Kubach/Verbeek (1976, S. 617) können die sog. Lilienfenster mit denen von Schwarzrheindorf (1151), Groß-St. Martin (1150-72), Merten an der Sieg (um 1160/70), dem Ostbau des Trierer Doms (um 1170) und den Stiftsgebäuden St. Geron (wohl um 1170/80) stilistisch verglichen werden. - Wiedenau (1979, S. 474, Anm. 105) erwähnt noch Maria Laach, weist jedoch darauf hin, dass keines der Beispiele eine bogenförmige Ausweitung als unteren Fensterabschluss besitzt. – Zum Stilvergleich der Lilienfenster von St. Geron: s. Binding, Günther: Der Kreuzgang mit den Stiftsgebäuden von St. Geron in Köln, in: Colonia Romanica, Jahrbuch des Fördervereins Romanischer Kirchen Köln e. V., 1989, S. 54-58. – Freundlicher Hinweis von Frau Dr. Elizabeth den Hartog, Leiden, die auf der 3. Landauer Staufertagung 2001 einen Vortrag über „Residenzen des Klerus in hohem Amt: das Meuse-Tal in Maastricht“ hielt. Als Parallelbeispiel für das Lilienfenster des Kölner Saalbaus gab sie ein Gebäude im Westflügel des St. Servatius Klosters in Maastricht an, in dessen Außenfassade aus dem 12. Jahrhundert sich ein solches Fenster bis heute erhalten hat. (Dieses Lilienfenster ist von Elizabeth den Hartog in einem Buch und Katalog über die romanischen Skulpturen in Maastricht veröffentlicht worden, das vom Maastrichter Bonnefantenmuseum 2002 herausgegeben wurde). Für die Informationen über dieses Parallelbeispiel zu den Lilienfenstern des Kölner Saalbaus bin ich Frau den Hartog sehr dankbar. 462 Krautheim/Bade n-Württe mberg Engelbert (1216-25) zu.1254 Nach B. Kaelble belegen die dem Saalbau zugeordneten Kapitelle der Doppelsäulen von den Saalarkaden einen Umbau um 1230.1255 Im Jahr 1404 erlitt der Saalbau einen erheblichen Brandschaden. Und 1449 stürzte die Thomaskapelle „unter dem Saale“ ein, welche nach 1451 wiederaufgebaut wurde.1256 Nach teilweisem Einsturz kam es 1674 zum Abbruch vom Saalbau mit seinen Anbauten, der bis auf Grundmauern und Keller abgetragen wurde.1257 Archäologische Grabungen fanden 1924 im Bereich des ehemaligen östlichen Giebels des Ostanbaus statt. Sie bewiesen, dass diese Giebelmauer auf der alten römischen Stadtmauer stand und einen Sockel besaß, dessen Nordostecke aufgedeckt wurde.1258 Auf der ursprünglichen Grundfläche des romanischen Saal- und Ostanbaus erhebt sich heute der Verwaltungstrakt des Römisch Germanischen Museums. Literatur: Binding, Köln- und Niederrhein-Ansichten, 1980, S. 114 f., Nr. 58. - Brühl, Palatium, 1990, S. 37-40. Frank, Frage, in: Fenster und Türen 1995b, S. 37-38. - Kubach/Verbeek, Romanische Baukunst, 1976, S. 616-618. - Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, Clemen u. Vogts, 1930, S. 334-340. - Medding, Erzbischöflicher Saalhof, 1987, Nr. 194. - Vogts, Kölner Dom, 1930, S. 1-39. - Vogts, Kölner Wohnhaus, 1966, S. 381-383. - Wiedenau, Kölner Palast, 1979, S. 22-36. 5.15 Krautheim/Baden-Württemberg1259 Lage: Auf einem Bergsporn, welcher im Süden und Osten durch das Jagsttal, westlich durch ein tiefes Seitental begrenzt wird, liegt die Burgruine Krautheim in der gleichnamigen Stadt. Die von der östlichen Geländespitze ursprünglich durch einen breiten Halsgraben abgetrennte romanische polygonale Kernburg1260 besitzt in ihrer Nordostecke einen freistehenden runden Bergfried.1261 An der Ost- und Südseite der Ringmauer liegen die Ruinen vom Wohngebäude und der Kapelle in stumpfem Winkel zueinander, wobei ihre Ostapsis in das Gebäude hinein geschoben ist. 1254 Zur stilistischen Einordnung der sog. Lilienfenster in eine spätere Umbauphase: P. Clemen, in: Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 339 und Vogts 1966, S. 382. 1255 B. Kaelble: Untersuchungen zur großfigurigen Plastik des Samsonmeisters. Diss. Berlin 1975. - Wiedenau 1979, 475, Anm. 117. - Zur stilistischen Datierung der Saalbaufenster allgemein: Barbknecht, Monika: Die Fensterformen im rheinisch-spätromanischen Kirchenbau. Die Problematik ihrer Überlieferung unter bau- und restaurierungsgeschichtlichen Aspekten. (= 31. Veröffentlichung der Abteilung Architektur des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln). Köln 1986, S. 224-226. 1256 Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 336. – Wiedenau 1979, S. 26. 1257 Brühl 1990, S. 40. - Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 337. - Kubach/Verbeek 1976, S. 617. Wiedenau 1979, S. 26. 1258 Kunstdenkmäler Rheinprovinz, Köln, 1930, S. 338. - Kubach/Verbeek 1976, S. 617. 1259 . Bei Burg Krautheim handelt es sich um einen kombinierte Wohn- und Kapellenbau mit erst nachträglich geschaffenem Saal und nicht um einen Saalbautypus im Sinn der Definition der Verfasserin. Auf Grund der intensiven Bauforschungen von D. Leistikow (s. Literatur) wird das Bauwerk an dieser Stelle trotzdem ausführlicher untersucht. – Herrn Dr.-Ing. Dankwart Leistikow möchte ich recht herzlich für die Bereitschaft danken, dass er mir großzügig seine Literatur zur Bauforschung und seine Pläne von Burg Krautheim zukommen ließ. Auch bin ich ihm für seine vielen wichtigen Hinweise und Auskünfte zum aktuellen Forschungsstand der Burg und seine detaillierten Antworten auf meine Fragen (u. a. in einem Brief 1999) zu großem Dank verpflichtet. 1260 Sie umfasst eine Grundfläche von etwa 1800 qm. - Leistikow 1984a, S. 45. 1261 Der Bergfried ist heute mit dem Nordgiebel des Wohngebäudes durch eine Brücke verbunden, welche nach Aussage von Leistikow (Brief 1999) vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammt. 463 Krautheim/Bade n-Württe mberg Abb. 494: Grundriss Baualterplan der Burg. Plan von D. Leistikow 1955. (aus: Leistikow 1984a, S. 45) Abb. 495: Südostansicht (Hofseite) von Bergfried, Wohn- und Kapellenbau. Zeichnung von Karl Staatsmann 1889, vor der Restauration Ende des 19. Jahrhunderts. (aus: Leistikow 1985, S. 12, Abb. 11) 464 Krautheim/Bade n-Württe mberg Abb. 496 und Abb. 497 und Abb. 498: Grundrisse Wohnbau und Kapelle M 1: 300. Keller-, Untergeschoss und erstes Obergeschoss (Saalgeschoss). Pläne 5-7 von D. Leistikow um 1955 Abb. 499: Rekonstruktionsvorschlag Grundriss Saalgeschoss M 1: 300, von D. Leistikow 1999 Wohn-/Kapellenbau: Im Grundriss sowie in der Ansicht bilden Wohnbau und Kapelle eine enge bauliche Verbindung. In der südöstlichen Ecke der Kernburg stoßen sie stumpfwinklig 465 Krautheim/Bade n-Württe mberg aneinander. Es entsteht ein sechseckiger Grundriss mit leichtem Knick in der südlichen Außenwand, der einen gemeinsamen Raum zwischen dem selbständigen Bereich des Wohngebäudes im Norden und der Kapelle im Süden hat. Ihre Außenmauern sind im Osten und Süden mit der Ringmauer identisch, so dass sie nur eigene Nord- und Westfassaden besitzen. Die enge Verbindung der beiden Bauwerke zeigt sich auch im Innern durch das räumliche Ineinandergreifen der Geschosse und den oberen Abschluss unter einem gemeinsamen Satteldach.1262 Auf Grund des Baubefunds geht D. Leistikow von zwei Bauperioden aus. In der ersten Bauzeit war der Wohnbau wohl ein selbständiges dreigeschossiges Gebäude, das in ca. 2,5 m Entfernung zur Kapelle eine eigene südliche Außenmauer besaß.1263 Sein Untergeschoss wurde durch vier Rundbogenfenster in der Hoffassade belichtet, und im Obergeschoss befand sich vermutlich ein kleiner Saal. Der südöstliche Raum zwischen dem Wohngebäude und der Kapelle war somit unbebaut. Nach Vorstellung von Hotz und Leistikow könnte der Kapellenbau in seinem Untergeschoss ursprünglich eine Torhalle enthalten haben,1264 während sich dann im Obergeschoss die ältere Burgkapelle befunden haben müsste.1265 In einer zweiten Bauzeit wurden nach Annahme von Leistikow Wohn- und Kapellenbau so miteinander verbunden, wie es ihr ruinöser Zustand heute noch zeigt. Es kam wohl zum Umbau von Torhalle und Kapelle zu einem zweigeschossigen Kapellenhauptraum und zum Anbau eines östlichen Altarraues im bislang unbebauten Bereich, aus fünf Seiten eines Achtecks gebildet. Im Westen entstand eine Herrschaftsempore, welche durch einen Gang im Norden mit dem Wohngebäude verbunden wurde. Ein neues Portal zwischen den ursprünglichen Hoffassaden von Wohn- und Kapellenbau ermöglichte einen gemeinsamen Zugang. Die ehemalige südliche Wohnbauaußenmauer wurde im oberen Teil abgebrochen, der Saal über den Altarraum der Kapelle hinweg vergrößert sowie mit Fenstern zur hofseitigen West- und Südseite ausgestattet. Darüber kam es zur Errichtung eines weiteren Obergeschosses von Wohnbau und Kapelle und zu ihrer Vereinigung unter einem gemeinsamen Satteldach.1266 Seit der zweiten Bauperiode ist im Grundriss der nördliche Wohnbaubereich von seinem südlichen, mit der Kapelle verbundenen Teil zu unterscheiden. Seine ursprüngliche Einteilung in drei Geschosse kann an den Innenseiten der Außenwände nur noch z. T. an Resten romanischer Konsolen und Fensteröffnungen abgelesen werden.1267 Das unterste Geschoss im nördlichen Wohnbaubereich besteht heute aus einem Kellerraum, dessen Tonnengewölbe nach Annahme von Leistikow vermutlich im 16. 1262 Wohngebäude und Kapelle unter einem gemeinsamen Satteldach zeigt eine alte Abbildung aus dem Jahr 1594. Leistikow 1984a, S. 61. - Zur baulichen Verbindung von Wohnbau und Kapelle: Leistikow 1984a, S. 47, 49. 1263 Leistikow 1984a, S. 55. 1264 Nach Leistikow (1984a, S. 55 und 1956/59, S. 99) öffnete sich die alte Torhalle vermutlich zur nördlichen Hofseite in zwei Arkaden, zur Außenseite in einem Bogen. 1265 Zur ersten Bauperiode von Wohnbau und Kapelle, die in ihren beiden unteren Geschossen noch aus jener Zeit stammen: Leistikow 1956/59, S. 97, 99-100, 113 und 1984a, S. 54, 55, 61. 1266 Auf einen Umbau von Kapelle und Wohnbau in einer zweiten Bauperiode lassen nach Leistikow u. a. deren unterschiedliche Geschosshöhen, die Lage des in den südlichen Wohnbaubereich hineingeschobenen Kapellenchores sowie des Portals in der südöstlichen Hofecke schließen. Ein Foto von der Hofansicht vor der Restauration von 1888/89 lässt besonders im Bereich des Hofportals Baufugen und Unregelmäßigkeiten im Mauerwerk noch klar erkennen. - Leistikow 1956/59, S. 97-98, 100, 113 und 1984a, S. 54, 55, 61. 1267 Leistikow weist (Brief 1999) darauf hin, dass das ursprüngliche Erscheinungsbild durch spätere, z. T. wieder entfernte Einbauten und Änderungen am Wohnbau schwer feststellbar ist. 466 Krautheim/Bade n-Württe mberg Jahrhundert1268 eingebaut wurde. Der Keller hat eine Grundfläche von etwa 6 x 9 m und Höhe von 3,3 m, wobei der Segmentbogen des Tonnengewölbes etwa 1,5 m über dem Boden ansetzt. Auf einen alten Einstieg vom Untergeschoss her deutete eine in der Südwestecke des Kellergewölbes vorhandene, mit Brettern abgedeckte Öffnung hin.1269 Aus der Bauzeit des Kellers stammt sein Eingang im Westen, der bei der letzten Renovierung rundbogig überwölbt wurde, während der östliche Durchbruch wohl erst im dem späten 19. Jahrhundert entstand.1270 Im Untergeschoss des Wohnbaus ist sein nördlicher überdachter, heute als Museum genutzter Teil von dem südlichen Bereich ohne Dachdeckung (deshalb als Kapellenhof bezeichnet) durch eine Quermauer voneinander geschieden. Diese wohl ursprüngliche südliche Wohnbauaußenmauer stammt im Wesentlichen nur in ihrem unteren Teil aus der ersten Bauperiode.1271 Während die Nordseite1272 zwei kleine spitzbogige Schartenfenster besitzt, öffnen sich zur westlichen Hoffassade vier rundbogige Trichterfenster aus romanischer Zeit. An diese schließt sich südlich von der inneren Quermauer das Hauptportal an. Im Südbereich des Bauwerks befinden sich noch Kalksteinkonsolen, die - ebenso wie der geringe Rücksprung an der inneren Quermauer - als Auflager der ehemaligen Balkendecke dienten. Weiterhin ist im Südteil der inneren Ostseite der untere Bereich der Kaminanlage des oberen Saales zu erkennen.1273 Das in der Südwestecke der Hoffassade liegende Portal diente als gemeinsamer Zugang zum Wohn- und Kapellenbau. Es besitzt eine Gesamtbreite von etwa 2,9 m und eine Höhe von ca. 5 m (Außenmaße). Seine ursprüngliche Portalschwelle lag nach Leistikow ca. 2,5 m über dem heutigen Hofniveau1274 und muss über eine Freitreppe zugänglich gewesen sein. 1275 Bei seiner Größe ragt die untere Portalöffnung noch in die Höhenlage des Kellergeschosses hinein, während die dreiteilige profilierte Spitzbogenfeldöffnung mit erhöhtem Mittelfenster über dem Sturz etwa in Höhe der vier hofseitigen Untergeschossfenster liegt. Die reiche bauplastische Gliederung dieses Eingangs zeigt sich u. a. in dem äußeren Rahmen aus Blattrankenwerk, den Gewändesäulen mit figurierten Kapitellen und den Archivolten mit ihren maskenartigen Scheitelsteinen.1276 1268 Leistikow Brief 1999 1269 Diese früher mit Brettern abgedeckte Öffnung wird heute von einer Wendeltreppe eingenommen, welche bei der letzten Renovierung eingebaut wurde. Sie verbindet den Keller mit dem darüber eingerichteten Museumsraum. – Leistikow Brief 1999. 1270 Zum Kellergeschoss: Leistikow 1956/59, S. 67 und 1984a, S. 47 und Brief 1999. 1271 Der obere Bereich dieser inneren Quermauer ist im 19. Jahrhundert durch den Einbau von Fenstern verändert worden. - Leistikow 1984a, S. 47 und Brief 1999. 1272 In der Nordfassade befindet sich eine rechteckige Eingangstür aus dem 19. Jahrhundert. - Leistikow 1984a, S. 47 und Brief 1999. 1273 Der Durchbruch in der südlichen Außenmauer stammt aus dem 19. Jahrhundert - Leistikow 1984a, S. 47. - Zum Untergeschoss des Saalbaus: Leistikow 1956/59, S. 67 und 1984a, S. 47. 1274 Die jetzige aus dem 19. Jahrhundert stammende Schwelle liegt etwa 1,7 m über dem heutigen Hofniveau. Das ursprüngliche Hofniveau ist nach Aussage von Leistikow (Brief 1999) nicht genau bekannt, jedoch vermutet er (Leistikow 1984a, S. 61) dass es im Portalbereich ungefähr der heutigen Höhenlage des Hofes entsprach, während diese ehemals nach Norden wohl stärker anstieg. - Die spätere Tieferlegung der Schwelle entstand im Zusammenhang mit dem Einbau der beiden Kreuzgewölbe im Vorraum zur Kapelle (nicht vor dem 16. Jahrhundert), dessen Fußboden auch ehemals höher gelegen haben muss. Über dem nördlichen Kreuzgewölbe befindet sich eine aus dem 16. Jahrhundert stammende noch in Resten von 4 - 5 Stufen erhaltene Wendeltreppe. Sie führte von der späteren Gewölbeplattform hinter dem Portal zum Saal. - Leistikow 1984a, S. 48, 58. 1275 Leistikow (1984a, S. 61) vermutet eine ursprünglich hölzerne Freitreppe. Die heutige Freitreppe stammt aus dem 19. Jahrhundert - Leistikow 1984a, S. 48. 1276 Zur Gestalt des Hofportals: Leistikow 1956/59, S. 73-77 und 1984a, S. 47, 48-49, 61 und 1985, S. 9. - Mayer, E. 1979, S. 12-17. 467 Krautheim/Bade n-Württe mberg Abb. 500 und Abb. 501: Nordansicht Wohnbau und Südansicht Kapelle/Wohnbau. Plan 14, 10 von D. Leistikow um 1955 Abb. 502 und Abb. 503: Hoffassade von Wohnbau (Westansicht) und Kapelle (Nordansicht). Plan 12, 11 von D. Leistikow um 1955. Vom Hofportal wird über einen Vorraum das Untergeschoss der Kapelle betreten. Ihr Grundriss besteht aus einem fast quadratischen kreuzrippengewölbten Raum und zwei Nischen im Norden sowie dem fünfeckigen, um drei Stufen erhöhten Altarraum. Das 468 Krautheim/Bade n-Württe mberg Kapellenobergeschoss erstreckt sich über den Bereich der eingebauten Westempore und des nördlichen Gangs zum Hauptbau über den beiden großen Nischen.1277 Abb. 504 und Abb. 505: Kapelle. Querschnitt gegen Westen und Längsschnitt nach Norden. Plan 9, 8 von D. Leistikow um 1955. Abb. 506: Südansicht Kapelle/Wohnbau, Blick von Südosten. (aus: Leistikow 1974, S. 98, Abb. 14) 1277 Zur Kapelle von Burg Krautheim: s. Leistikow 1956/59, S. 78-91 und 1974, S. 13 und 1984a, S. 50-53 und 1985, S. 9-10. - Mayer, E. 1979, S. 10-12. 469 Krautheim/Bade n-Württe mberg Der Saal im ersten Obergeschoss reichte über den Altarraum der Kapelle bis zur Südfassade und zur östlichen Außenwand des Kapellenhauptraumes und nahm mit seinen ca. 160 qm etwa ¾ der Geschossgrundfläche ein. Sein Boden lag etwa 3,2 m oberhalb der Oberkapelle, d. h. der Empore und des Verbindungsgangs zum Wohnbau. Obwohl aussagefähige Konsolsteine oberhalb des Saales heute nicht mehr vorhanden sind, dürfte er nach Leistikow eine lichte Höhe von ca. 4 m besessen haben.1278 In der nördlichen Saalwand befindet sich aus späterer Zeit eine vermauerte Nische und daneben ein Spitzbogenportal, welches vielleicht an Stelle des ursprünglichen Eingangs steht.1279 Die Ostwand des Saales besitzt eine Öffnung aus der Renaissancezeit und südlich davon eine große Maueröffnung mit zwei Konsolenresten unterhalb dieser an der Außenseite. Diese Konsolen deuten möglicherweise auf einen Altan oder eine Abtrittanlage hin. Im Südbereich der Ostwand ist eine Mauernische mit einer Tuffsteinkonsole an ihrer nördlichen Seite zu sehen, welche als Reste einer Kaminanlage interpretiert werden kann.1280 Von den Saalfenstern aus der zweiten Bauperiode hat sich nur ein Teil eines profilierten Gewändes aus roten und geblichen Sandsteinen im Wechsel in der Südfassade erhalten. Der erhaltene Gewänderest besaß eine eingestellte Säule und einen Falz an der Innenseite zur Verriegelung des Fensters. Er lässt jedoch keine Spuren ehemaliger Fensterunterteilung mehr erkennen. Nach Leistikow könnten für die Südfassade drei mit seitlichen Sitzbänken ausgestattete Dreierarkadenfenster oder zwei breitere Fenstergruppen angenommen werden. Für ihre Außenansicht rekonstruiert er Blendrahmen in Kleeblatt- oder Spitzbogenform, deren Fensterbogenzwickel kleine Öffnungen in Vierpass- oder Rautenform besitzen.1281 Die Saalfenster in der hofseitigen Westfassade sind völlig zerstört, jedoch vermutet Leistikow auf Grund ihrer Breite der heutigen Wandnischen ursprüngliche Doppel- oder Dreierarkadenfenster.1282 Vom Saal führt eine gleich nördlich neben der Trennmauer zum Kapellenhauptraum gelegene profilierte Kleeblattbogentür1283 aus rotem Sandstein mit innerem Riegelverschluss über eine Tuffsteintreppe in einen etwa quadratischen Raum oberhalb des Kapellengewölbes.1284 Von dem zweiten Obergeschoss, welches nach Leistikow neben diesem Raum vermutlich weitere Wohnräume über dem Saal enthielt, ist heute nur noch Mauerwerk an der Nordseite sowie über dem Kapellengewölbe erhalten. Darüber erhob sich ursprünglich ein gemeinsames Satteldach.1285 1278 Leistikow Brief 1999 1279 Die Datierung der vermauerten Nische sowie des Spitzbogenportals (dieses: frühestens 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts) ist nach Aussage von Leistikow (Brief 1999) bislang ungeklärt. Für die zum Bergfried gelegene Nordseite nimmt er keine Durchfensterung zur Ursprungszeit an. 1280 Zum Kamin: s. Leistikow 1956/59, S. 69 und 1984a, S. 48. 1281 Zu Bestand und möglicher Rekonstruktion der Südfassade: Leistikow 1956/59, S. 69-70, 114-115 und 1984a, S. 48, 61 und Abb. Rekonstruktionsvorschlag Grundriss Saalgeschoss Leistikow 1999. 1282 Sein Rekonstruktionsvorschlag des Dreierarkadenfenster in der Hoffassade. 1283 Saalgeschosses zeigt ein einfaches Rundbogen- und zwei Leistikow 1984a, S. 48, 52. 1284 Eine Vierpassöffnung ermöglicht den Blick vom nördlichen Treppenaufgang in die Kapelle. Der quadratische Raum darüber, welcher heute teilweise zerstört ist und durch das Kapellenpultdach abgedeckt wird, gilt als sicherster Ort des gesamten Gebäudes. Deshalb vermutet Leistikow für ihn eine Nutzung als ehemaliger Tresorraum bzw. eine Art Schatzkammer, als zeitweiliger Aufbewahrungsort der Reichskleinodien. - s. dazu: Leistikow 1974, S. 13 und 1984, S. 47, 52. 1285 Alle Fensteröffnungen im zweiten Obergeschoss der Nordfassade stammen aus dem 15./16. Jahrhundert. – Leistikow 1984a, S. 48. 470 Krautheim/Bade n-Württe mberg Abb. 507: Hofansicht mit Bergfried, Wohnbau und Kapelle (Schnitt). Zeichnung von der Großherzoglichen Baudirektion Karlsruhe, Amersbach 1845. (Vorlage und Aufnahme: Generallandesarchiv Karlsruhe, aus: Leistikow 1999a, S. 207, Abb. 11) Abb. 508: Hoffassade von Wohn- und Kapellenbau. Foto: D. Leistikow 1955. (aus: Leistikow 1985, S. 7, Abb. 4) Abb. 509: Portal der Hoffassade. (aus: Mayer, E. 1979, S. 24) 471 Krautheim/Bade n-Württe mberg Abb. 510 und Abb. 511: Blick auf das Obergeschoss der Kapelle von Nordosten, auf die nördliche Kapellenaußenwand (Hofseite) und Trennwand von Saal und obere Kapelle, mit Kleeblattbogentür. – Detail Kleeblattbogentür im Saalgeschoss. Fotos: D. Leistikow. (aus: Leistikow 1974, S. 99, Abb. 15 und S. 100, Abb. 16) 472 Krautheim/Bade n-Württe mberg Das Mauerwerk von Hauptgebäude und Kapelle besteht aus verschieden hohen Schichten von lagerhaften hammerechten Bruchsteinen aus hartem Muschelkalkstein.1286 In diese sind die aus gelbem und rotem Sandstein gebildeten profilierten Maueröffnungen des Hofportals und der Fenster aus der zweiten Bauperiode eingesetzt.1287 Saal: Der etwa 160 qm große, über den Altarraum der Kapelle hinweg bis zur südlichen Ringmauer reichende Saal war ursprünglich vielleicht über eine Freitreppe und ein Portal in der Nordfassade zugänglich. An seiner Süd- und Westseite befanden sich vermutlich Doppel- oder Dreierarkadenfenster. Nach Annahme von Leistikow waren sie in Spitzbogen- oder Kleeblattbogenform ausgebildet und ihre inneren Mauernischen mit seitlichen Sitzbänken ausgestattet. Weiterhin besaß der Saal im südlichen Bereich seiner Ostwand einen großen Kamin und eine Kleeblattbogentür in der Nordwand, welche über eine Treppe zum Raum über der Kapelle im zweiten Obergeschoss führte. Maße Wohnbau:1288 Grundriss Kernburg: Grundriss Wohnbau 1. Bauperiode (Außenmaße): Grundriss Wohnbau 1. Bauperiode (i. L.) = KG Wohnbau (i. L.): Länge Westfassade Wohnbau (Außenmaße): Länge Nordfassade Wohnbau (Außenmaße): Länge Ostfassade Wohnbau (Außenmaße): Länge Südfassade Kapelle/Wohnbau (Außenmaße): Länge Westfassade Kapelle (Außenmaß): Grundriss Kapelle, mit Apsis (i. L.): Rekonstruktion Saal OG (i. L): Rekonstruktion Höhe Saal OG (i. L.): ca. 1800 qm 13,03 m : 9,73 m ca. 8,91 m : 6,45 m 12,85 m 13,03 m ca. 19,07 m 17,6 m 7,43 m ca. 5,15 m : 10,5 m ca. 160 qm ca. 4 m Heutiger Bestand: Neben dem runden Bergfried sind aus dem 13. Jahrhundert Wohnbau und Kapelle an der südöstlichen Ringmauer als Ruine erhalten. Heute schließt sich westlich an die Kapelle, dem Verlauf der Kernburgmauer folgend, ein Schlossgebäude aus dem 17./18. Jahrhundert an. Das Wohngebäude ist in seinen Außenmauern (einschließlich seines tonnengewölbten Kellerraumes im nördlichen Bereich) hauptsächlich zwei-, z. T. auch drei- bis viergeschossig erhalten. Aus der ersten Bauperiode stammen die vier 1286 Die mit dem Hammer zugerichteten Steine (mit rauer Oberfläche und ohne Randschlag) der Ringmauer, an die Wohnbau und Kapelle errichtet sind, haben eine Höhe von 0,20 bis 0,25 m und eine Länge bis zu 0,80 m. Leistikow 1956/59, S. 60-61, 97 und 1984a, S. 46, 54. 1287 Das Hofportal besteht aus gelbbraunem, das Gewände des Kleeblattbogenportals in der ursprünglichen Westwand des Saales aus rotem Sandstein. Der erhaltene Gewänderest eines südlichen Saalfensters zeigt rote und gelbe Sandsteinschichten im Wechsel. - Leistikow 1984a, S. 48-49. - Nach Leistikow (1984a, S. 62 und Brief 1999) ist für die Fassaden von Wohn- und Kapellenbau ein Außenputz anzunehmen, auf deren Oberfläche vielleicht eine rötliche Quadereinteilung aufgemalt oder eingeritzt war. Diese Annahme beruht auf Beobachtungen von Staatsmann vor der Restaurierung von 1888/89 sowie Angaben eines Einwohners aus dem frühen 19. Jahrhundert. Staatsmann weist bei seiner Kapellenuntersuchung gelblich weißen Wandverputz, für die Öffnungen rot, gelb und schwarz gemalte Rankenornamente und aufgemalte Steinquader der Bögen nach. 1288 Nach Leistikow 1956/59, 1984a und seinen Grundrissplänen von 1955. 473 Krautheim/Bade n-Württe mberg rundbogigen Trichterfenster im Untergeschoss. Aus der Umbauphase im 13. Jahrhundert haben sich das Hofportal, ein südliches Saalfenstergewände, ein Kaminrest sowie die innere Kleeblattbogentür zum zweiten Obergeschoss erhalten. Die seit dem 19. Jahrhundert weitgehend erneuerten oberen Mauerwerksbereiche der Hoffassade von Wohnbau und Kapelle sind in Richtung zum Portal in mehreren Stufen abgetreppt. Hinter diesem treppenartigen oberen Fassadenabschluss befindet sich heute ein Pultdach über dem Nordteil des Saalbaus sowie der Kapelle und ein weiteres flaches Blechdach über dem Chorraum.1289 Der südliche Wohnbaubereich ist auf Grund seiner fehlenden Dachdeckung heute wesentlich stärker zerstört. Entstehungsgeschichte/Datierung: Wolfrad I. von Krautheim, der 1192-1213 urkundlich genannt wird, ist vermutlich der Erbauer der Burganlage, weshalb Leistikow ihren Baubeginn vor 1213 ansetzt.1290 Seiner Ansicht nach wurde mit der Errichtung der Burg „im ersten oder zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts“1291 und vor dem Jahr 1239 begonnen, in welchem die erste urkundliche Nennung eines castrum Crutheim1292 stattfand. Diese Urkunde von 1239 gibt Auskunft über den Verkauf der Burg durch Konrad von Krautheim an seinen Schwager Gottfried von Hohenlohe1293, dem wohl der Umbau der Anlage zugeschrieben werden könnte.1294 Im Zusammenhang der historischen Nachrichten mit der stilistischen Einordnung der Bauteile aus der zweiten Bauperiode, besonders der Kapelle und des Hofportals, vermutet Leistikow eine Datierung des Umbaus „in die Jahre zwischen 1239 und ca. 1243“.1295 Urkunden aus dem späten 15. Jahrhundert lassen auf eine Bautätigkeit in den Jahren von ca. 1450 und 1480 schließen. Diese beziehen sich nach Leistikow wohl auf Veränderungen besonders des obersten Wohnbaugeschosses und den Bau von Außenwerken zu Verteidigungszwecken. 1296 Von dem Brand und der Plünderung der Burg im Jahr 1525 während des Bauernkrieges war vermutlich auch das Wohngebäude betroffen. Seine Bauformen des späten 15. bzw. frühen 16. Jahrhunderts im Obergeschoss deuten auf Wiederherstellungsmaßnahmen hin. Um 1612 entstand auf älteren Gebäuderesten sowie unter Einbeziehung der Ringmauer der Westflügel des 1289 Zur Dachdeckung aus dem 19. Jahrhundert: Leistikow 1984, S. 48, 52. 1290 Im Bereich der Burganlage sind keine Bauteile aus der Zeit vor 1200 nachweisbar oder Vorgängerbauten bekannt, worüber nur eine Grabung Aufschluss geben könnte. - s. Leistikow 1956/59, S. 97 und 1984a, S. 54 und 1985, S. 5-6. - W. Hotz (1991, S. 122) gibt den Baubeginn „um 1200“ unter Wolfrat I. von Crutheim an. 1291 Leistikow 1984a, S. 54. – Das letzte urkundliche Auftreten Wolfrads im Jahr 1213 könnte nach Leistikow (1999a, S. 203) auch einen Hinweis auf eine Bauzeit der Burganlage im 2., spätestens 3. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts geben, zumal seine Söhne 1221 handelnd auftraten. 1292 Leistikow 19874a, S. 54, 55 und 1985, S. 6. 1293 Leistikow (1984a, S. 55, 60 und 1985, S. 6-7) vermutet einen Erwerb der Burganlage durch Gottfried von Hohenlohe im Auftrag des Kaisers zur Einrichtung eines sicheren Aufbewahrungsortes der Reichskleinodien. 1294 Leistikow 1956/59, S. 96 und 1974, S. 13 und 1984a, S. 60. 1295 Leistikow 1984a, S. 59. - Leistikow (1956/59, S. 111ff. und 1984a, S. 60) gibt als Herkunft der Bauformen die Mainfränkische Bauschule (Ostteile der Marienkirche in Gelnhausen, „vermutlich um 1232 vollendet“) sowie die Schule des Maulbronner Klosters (Ostkreuzgangflügel des Klosters Bronnbach „nach 1222, um 1230“, Kirchenchor zu Frauental „nach 1232“) an. - Zur stilistischen Einordnung der Krautheimer Kapelle: s. auch Leistikow 1985, S. 7, 12 und Mayer, E. 1979, S. 10-11, 16 und Dehio Kunstdenkmäler Baden-Württemberg, Piel 1964, S. 266. - G. Dehio (Kunstdenkmäler Baden-Württemberg, Piel, 1964, S. 267) setzt die Erbauungszeit der Kapelle mit “ca. 1225-33“ an. - Auch weist (nach Leistikow 1956/59, S. 112 und 1984a, S. 60) das Baumaterial der Burg Krautheim auf einen Umbau „um und nach 1230“ hin, da die Verbindung von Kalksteinmauerwerk mit Bauelementen aus Sandstein charakteristisch für diese Zeit ist. Während die älteren Mauerwerksbereiche vom Krautheimer Wohnbau und der Kapelle fast ausschließlich aus Muschelkalk und Tuffstein bestehen, sind die Fenster- und Türöffnungen aus der zweiten Bauperiode in rotem und gelbem Sandstein errichtet. 1296 Leistikow 1956/59, S. 95-96, 102 und 1984a, S. 56, 58. 474 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz Schlosses mit Treppenturm und 1723 der östliche Schlossflügel bis zur westlichen Kapellenmauer.1297 Ende des 18. Jahrhunderts setzte der Verfall der Burganlage ein. Ab 1845 erfolgten Sicherungsmaßnahmen, zu denen u. a. die Überdachung des nördlichen Wohnbaubereiches und der Kapelle sowie die obere Abtreppung der Hoffassade gehörten. Während der Restauration in den Jahren 1888/89 wurden unter der Leitung von Baudirektor Josef Durm und unterstützt von Karl Staatsmann der Kapelleninnenraum und das z. T. schadhafte Hofportal mit heutiger Freitreppe wiederhergestellt.1298 Im 19. Jahrhundert erfolgten auch im Keller des Wohnbaus die Veränderung des hofseitigen Eingangs und die Schaffung des Durchgangs in der Ringmauer sowie der Einbau von Stuben in den oberen Geschossen.1299 In den Jahren 1974-78 wurden besonders an der Kapelle und Ringmauer, aber auch am Wohnbau Sanierungsmaßnahmen vom Staatlichen Hochbauamt in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt von Baden-Württemberg durchgeführt. Dabei kam es zur neuen Verfugung der Außenmauern und Instandsetzung der Dächer, wobei am Wohnbau hauptsächlich nur Dachanschlussarbeiten und Mauerwerksausbesserungen vorgenommen wurden.1300 Der überdachte nördliche Wohnbaubereich der im staatlichen Besitz befindlichen Burgruine wird seit 1984 als Museum der Landesgruppe Baden-Württemberg der Deutschen Burgenvereinigung e. V. genutzt.1301 Literatur: Dehio, Kunstdenkmäler Baden-Württemberg, Zinders, 1993, S. 437-439. – Handbuch historische Stätten Deutschlands 6, Baden-Württemberg, Miller/Tadday, 1980, S. 429-430. - John, Krautheim, 1977. - Kunstdenkmäler Baden 4. 2., Oechelhäuser, 1898, S. 66-94, v. Staatsmann. - Mayer, Burg Krautheim, 1979. - Leistikow, Burg Krautheim, 1956/59, S. 52-147. - Leistikow, Aufbewahrungsorte, 1974, S. 87-103. - Leistikow, Burg Krautheim, 1984a, S. 45-62. - Leistikow, Krautheim, 1985, S. 5-12. – Leistikow, Thurm, 1999a S. 194-210. – Leistikow, Restaurierung, 1999b S. 22-229. – Leistikow, Brief, 1999. - Leistikow, Restaurierung, 2004, S. 156-166. – Steinmetz, Burgen, 1998, S. 57-59. 5.16 Neuerburg (Westerwald)/Rheinland-Pfalz Lage: Die Burganlage liegt bei Niederbreitbach im Fockebachtal, einem Seitental der Wied, auf einem steilen schmalen Felsgrat. Dieser war zur Angriffseite im Osten abgesteilt und mit einem Halsgraben befestigt worden. Der kompakte Grundriss der Kernburg1302 besteht aus einem etwas verschobenen Rechteck mit einer vorstoßenden Mauerspitze zur östlichen Angriffseite. Hinter dieser steht der z. T. fünfgeschossig erhaltene fünfeckige Wohnturm, dessen Spitze ebenfalls nach Osten zeigt. In der Nordwestecke 1297 Vermutlich wurde nach Leistikow (Brief 1999) erst für die Errichtung des östlichen Schlossflügels 1723 der südliche Ringmauerbereich zur Wiederverwendung der Bausteine abgebrochen. – Zum Schlossgebäude des 17./18. Jahrhunderts: Leistikow 1956/59, S. 91-93, 104 und 1984a, S. 53, 58. 1298 Dabei wurde die Portalschwelle tiefer gelegt, um den zur Kapelle führenden Vorraum wieder benutzen zu können. - Leistikow 1984a, S. 59. 1299 Zu den Restaurationsmaßnahmen im 19. Jahrhundert: Leistikow 1956/59, S. 106-109 und 1984a, S. 58-59 und i. Dr. - Mayer, E. 1979, S. 8-9. 1300 Zur Restaurierung in dem 1970er Jahren: Leistikow 1984a, S. 59 und Brief 1999. - Mayer, E. 1979, S. 10. 1301 Die Ausstellung im Burgmuseum bietet anhand von Burgmodellen auf Schautafeln eine Einführung in die Geschichte von Burg und Herrschaft Krautheim. 1302 Im Gelände der Kernburg gibt es Höhenunterschiede bis zu 10 m. – Strickhausen 1998a, S. 160. 475 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz der Kernburg, nördlich des Tores befindet sich im Verband mit der Ringmauer die Kapelle. Es handelt sich um eine etwa 9,5 x 5,5 m große Saalkirche mit halbrunder Apsis und zwei querrechteckigen Jochen, die ursprünglich kreuzgratgewölbt waren.1303 Diagonal gegenüber der Kapelle in der Südostecke der Ringmauer1304 liegt der Saalbau.1305 Saalbau: Auf dem Grundriss eines Rechtecks erhob sich der etwa 20 x 10,5 m große, im Verband mit der Ringmauer errichtete Saalbau über einem Substruktionsgeschoss ursprünglich in zwei Geschossen. Bei seiner Baubeschreibung ist darauf hinzuweisen, dass er in späterer Zeit mehrfach umgebaut, nach Westen hin erweitert, im 17. Jahrhundert nach Brandschädigung z. T. abgebrochen und 1945 seine durchfensterte Südfassade stark beschädigt wurde. Ab 1948 wurde er ausgegraben und bis 1966/67 wieder aufgebaut. Auf Grund dieser Grabungen von Theo Jung1306 lässt sich jedoch der ursprüngliche Saalbau ungefähr rekonstruieren. Der Saalbau steht in seinem Südostbereich auf einer hohen Substruktion, da er dort weit über die Felskante hinausgeschoben ist.1307 Sein Untergeschoss1308 bestand aus einem großen mittleren Wohnraum bzw. kleinen Saal von etwa 8,5 x 7,5 m, der zu seinen beiden Seiten je einen schmalen Raum besaß. In der Mitte der Südwand des kleinen Saales befindet sich ein Kamin und beidseitig davon jeweils ein Biforiumfenster in Nischen. Auf Grund seiner Maße wird dieser Saal wahrscheinlich eine Holzbalkendecke ohne Stütze für ihren Längsunterzug besessen haben.1309 In seinen Seitenwänden in unmittelbarer Nähe der Nordwand führte jeweils eine Tür in den schmalen Nachbarraum. Der ursprüngliche Fußboden des kleinen Saales sowie des Ost- und Westraumes im Untergeschoss bestand nach Jung wohl aus einem Belag aus römischen Ziegeln und romanischen Bodenplättchen.1310 1303 Zur Kapelle: s. Jung 1966, S. 6-7. - Strickhausen 1998a, S. 161 und 1999, S. 13. 1304 Bei der Ringmauer westlich des Saalbaus sind noch über 10 m des Wehrgangs mit Zinnenkranz erhalten geblieben, wobei jede Zinne einen mittleren Sehschlitz besitzt. – Strickhausen 1998a, S. 161. 1305 An dieser Stelle möchte ich Frau Dr. Roswitha Weiler aus Niederbreitbach dafür danken, dass sie mir die Besichtigung der Neuerburg ermöglichte und dabei auch hilfreiche Auskünfte, besonders zur Baugeschichte und den Ausgrabungsarbeiten der Burganlage durch ihren Vater, Herrn Theo Jung gab. Weiterhin bin ich Frau Weiler für das Zusenden eines Katalogs über die Neuerburg, mit Aufsätzen und Aufzeichnungen von A. Meinhardt und Th. Jung über die Burggeschichte, Ausgrabungen und Wiederherstellungsarbeiten (s. Jung 1993) sehr dankbar. 1306 Nach mündlicher Aussage von Frau Weiler war zu Beginn des Wiederaufbaus der Neuerburg 1948 der Saalbau unter 5 m hohem Schutt begraben und sein Grundriss unbekannt. - s. auch Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993. 1307 In der Südostecke dieses Substruktionsgeschosses, unter dem Ostraum des Untergeschosses befindet sich ein mit Schutt verfüllter etwa 2,1 x 2,1 m großer Schacht mit einer westlichen Öffnung von 0,9 x 0,7 m am Fuß der Ringmauer, den Strickhausen für einen Abortschacht hält. Ein kurzer Gang in der Mauer führt von der Öffnung zu einem Aborterker, der seiner Meinung nach wahrscheinlich erst nachträglich gebaut wurde. – Strickhausen 1998a, S. 162. 1308 Zu Bestand und Rekonstruktion des Saalbauuntergeschosses: Jung 1966, S. 7. – Jung Grabungsbericht, bes. Grabungsergebnis, ab S. 100, in: Jung 1993. - Strickhausen 1998a, S. 161-162. 1309 Nach den beiden von Jung (1966, S. 9) aufgefundenen Mauerkonsolen schloss dieser, dass der Unterzug der Saaldecke im Untergeschoss 9 m lang und 0,3 x 0,6 m stark gewesen sein muss. – Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 110. – Die heutige Untergeschossdecke besteht aus einer nichttragenden abgehängten Holzdecke, die auf den ursprünglichen Konsolen liegt. Darüber befindet sich die begehbare Bedachung aus Eisenträgern mit Bimsplatten, über welche etwas Erdreich geschüttet wurde. Diese heutige begehbare Dachdeckung des Untergeschosses endet auf Grund ihres Aufbaus insgesamt etwa 60 cm höher als die ursprüngliche Holzbalkendecke des Saalbauuntergeschosses. 1310 Einige dieser Ziegel trugen einen Rundstempel, welcher belegte, dass sie aus dem römischen Kastell Niederbieber stammten und somit zweitverwendet wurden. Nach Jung wurden gleiche Ziegel auch beim Bau der Burg Altwied gebraucht. Neben diesen größeren römischen Platten waren am rechten Südfenster des kleinen Saales auch kleinere rote, weiße und schwarze Bodenplatten in den Größen von 8 x 8 cm, 10 x 10 cm und 12 x 12 cm in 476 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz Abb. 512: Grundriss der Kernburg. Aufmaß 1964, Ingenieurschule in Koblenz. (aus: Jung 1966, S. 7, Abb. 7) Abb. 513: Rekonstruktion der Neuerburg von G. Strickhausen. (aus: Strickhausen 1998a, Plan bei S. 144) situ nachweisbar, wie sie in ähnlicher Form vor Jahren bei der Ausgrabung der Burgkapelle von Sayn bei Bendorf gefunden wurden. Im Bereich des Kamins bestand der Fußboden aus hochkant gestellten, in Fischgrätenmuster angeordneten Dachschiefern. Über den ursprünglichen Fußboden war ein zweiter und dritter Bodenplattenbelag aus späterer Zeit nachweisbar. – Zum Bodenbelag des Untergeschosses: Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 74, 81-82, 92, 104-105 und freundlicher Hinweis von Frau Weiler. 477 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz Abb. 514: Rekonstruktionsmodell der Neuerburg. Landschaftsmuseum Westerwald. (aus: Strickhausen 1999, S. 17) Abb. 515 und Abb. 516: Schnitt A-A: Längsschnitt durch die Kernburg mit Blick auf die Saalbausüdwand. - Schnitt C-C: Querschnitt durch die Kernburg mit Blick auf die Saalbauostwand (rechts). Zeichnungen von Jung 1964. (aus: Jung 1966, S. 9, Abb. 9 und S. 8, Abb. 8) 478 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz Der Ostraum besaß ebenfalls eine Biforiumöffnung in der Südwand sowie ein kleineres Rundbogenfenster in der Südecke der Zwischenwand zum Mittelraum hin. Fenster und Tür in dieser Zwischenwand waren über einem geraden Sturz mit einem dekorativen rundbogigen Tympanon geschmückt. Von dem ursprünglichen Westraum lassen sich heute nur noch seine Grundflächenmaße von ca. 7,5 x 2,5 m und der Zugang zum Untergeschoss des Saalbaus im Norden der Westfassade ermitteln.1311 Nach Ansicht von G. Strickhausen wird er vermutlich ein ähnliches Südfenster besessen haben wie der Ostraum und seine Tür zum Saal in einer Linie mit den anderen Durchgängen zur Nordwand hin gelegen haben.1312 Im Obergeschoss befand sich ein wahrscheinlich die gesamte Grundfläche einnehmender Saal, der in der Mitte seiner hofseitigen Nordwand einen Kamin1313 und ein Portal in ihrer Ostecke besaß. In der östlichen Saalwand war auch ein etwa mittig angeordnetes Biforiumfenster vorhanden, welches das heute einzige wieder hergestellte Saalfenster ist. Für seine südliche Talfassade ist vermutlich eine ähnliche Durchfensterung wie im Untergeschoss anzunehmen. Vielleicht besaß die Saalsüdwand auch vier Doppel- oder Dreierarkadenfenster, je zwei seitlich des Kaminzuges angebracht.1314 Für den Unterzug der Saaldecke könnten zwei auf den Quermauern des Untergeschosses stehende Stützen angenommen werden.1315 Das Mauerwerk des Saalbaus besteht aus großen Quadern aus Grauwackeschiefer eines Steinbruchs in unmittelbarer Nähe der Vorburg. Seine Türgewände, Säulen und Kapitelle sind aus Trachyt, während Bogenverzierungen und ein Teil der inneren Wandecken und -verkleidungen aus Tuff bestehen. Nach Jung waren Mitte des 20. Jahrhunderts noch größere Putzreste aus der Erbauungszeit von Saalbau und Kapelle erhalten. Der Saalbau besaß ursprünglich eine Putzschicht mit eingeritztem Quaderwerk, wobei seine Wände mit heller Ockerfarbe und die Ritzfugen mit roter Farbe bemalt waren. Auch die Rundbögen der Fenster im Untergeschoss besaßen eine farbige Oberfläche. Solche Putz- und Farbreste waren an der Südwand im kleinen Untergeschosssaal nach seiner Freilegung noch in einigen Quadratmetern erhalten.1316 1311 Auf Grund der späteren Saalbauerweiterung nach Westen befindet sich der ursprüngliche Bereich des Westraums heute zwischen dem Mittelraum und dem Eingangs- und Küchenbereich. – s. Aufmaß des Grundrisses der Kernburg 1964. 1312 Strickhausen 1998a, S. 161-162. 1313 Der Kamin in der Nordwand des Saales besaß nach Aussage von Jung (1966, S. 8, 11) angeblich gotische Basen, von denen eine in situ, die andere etwas oberhalb dieser Stelle gefunden wurde. Deshalb datiert er den nördlichen Kamin in eine etwas spätere Bauphase, in der der Saalbau nach Westen erweitert wurde. – Nach Vermutung von Strickhausen (1998a, S. 162) stammt dieser Kamin in der Nordwandmitte des Obergeschosses aus der romanischen Erbauungszeit. 1314 Die Fensterbänke im Obergeschoss der südlichen Saalseite hat Jung (1966, S. 7) 1915 z. T. noch gesehen. Nach seinem Grabungsbericht (in: Jung 1933, S. 103) sah er 1919 dort in situ ein großes Fenstersims, das später als Bodenplatte auf dem benachbarten Kelterhof Verwendung fand. - Bis 1948 standen z. T. noch 2 m hohe Mauerreste vom Obergeschoss der Südfassade, welche jedoch auf Grund ihrer Baufälligkeit abgetragen werden mussten. - Jung (Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 103) rekonstruierte nur drei große Doppelfenster, da er die ursprüngliche Lage der Westfassade zu weit östlich annahm. – s. Strickhausen 1998a, S. 162 u. Anm. 811. 1315 Strickhausen (1998a, S. 162) vermutet, dass ein von Jung im Untergeschoss vermauertes Schildbogenkapitell ursprünglich zu einer freistehenden Saaldeckenstütze gehört haben könnte. – Zu Bestand und Rekonstruktion des Obergeschosses: s. auch: Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 103-104. 1316 Nach Untersuchungen von Jung (Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 96) zeigte der obere Bogen eines südlichen Biforiumfensters weiße und rote, der innere Bogen gelbe und grüne Farbspuren im Wechsel. - Zu Mauerwerk, Putz und Farbe: s. Jung 1966, S. 8-9. – Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993, S. 73, 96, 104. 479 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz Abb. 517: Südwand des kleinen Saales im Untergeschoss. Kaminrest und westliches Doppelarkadenfenster. Foto vor der Überdachung des unteren Geschosses. (aus: Bornheim Gen. Schilling 1964, Bd. 3, Abb. 404) Abb. 518: Kamin im Untergeschoss. Heutiger Zustand. (Foto: Verf. 1999) 480 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz Abb. 519: Südostecke des kleinen Saales im Untergeschoss. Blick auf das Doppelarkadenfenster östlich vom Kamin. (Foto: Verf. 1999) Abb. 520: Nordostecke des kleinen Saales mit Durchgang zum Ostraum. (Foto: Verf. 1999) 481 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz Saal: Der mittlere, etwa 8,5 x 7,5 m große Saal im Untergeschoss besaß ursprünglich eine Holzbalkendecke. In der Mitte seiner Südwand befand sich ein Kamin und beidseitig davon jeweils ein Doppelarkadenfenster in Nischen. Am Nordende seiner Seitenwände führte jeweils eine Tür in den schmalen Nachbarraum. Sein ursprünglicher Fußboden bestand vermutlich aus einem Belag aus römischen Ziegeln und romanischen Bodenplättchen. Der wahrscheinlich die gesamte Grundfläche im Obergeschoss einnehmende Saal wurde vom Hof aus vermutlich über eine Freitreppe durch ein Portal in der Ostecke der Nordfassade betreten. Seine Ostseite besaß mindestens ein Doppelarkadenfenster, während für seine talseitige Südfassade vier Bi- oder Triforiumfenster, je zwei beidseitig des Kaminzuges angenommen werden könnten. Vielleicht hatte er schon zur Erbauungszeit einen Kamin in der Mitte seiner Nordwand. Seine Saaldecke wurde möglicherweise durch zwei freistehende Säulen auf den inneren Quermauern des Untergeschosses abgestützt. Maße Saalbau:1317 Grundriss Kernburg (Außenmaße): Grundriss Saalbau EG (Außenmaße): Kleiner Saal im EG: Höhe kleiner Saal (i. L.): Westraum im EG: Ostraum im EG: Rekonstruktion Saal 1. OG (i. L.): ca. 24/30 m : 46/54 m 20 m : 10,5 m 8,5 m : 7,5 m = 63,75 qm 3,8 m ca. 2,5 m : 7,5 m ca. 3 m : 7,5 m ca. 17 m : 7,5 m = 127,5 qm Heutiger Bestand: Der heutige Saalbau war 1945 unter einer Schuttschicht begraben. In den Jahren danach wurde er durch Theo Jung freigelegt und mit dem vorgefundenen Steinmaterial in dem Grundflächenbestand seiner späteren Westerweiterung von ca. 3 m wieder aufgebaut. Sein wiedererrichtetes Saalbauuntergeschoss erhielt eine begehbare Decke. Vom Obergeschoss sind heute nur geringes Mauerwerk sowie ein Biforiumfenster in seiner etwa 1-2 m hoch erhaltenen Ostseite zu sehen. Im unteren Geschoss stammen noch Teile des Kamins und seiner beidseitigen Fenster der Südwand des großen Mittelraumes sowie Durchgang und Fenster in seiner Ostseite aus der Erbauungszeit. Entstehungsgeschichte/Datierung: Für die Neuerburg sind Erbauer sowie Gründungszeit urkundlich nicht bekannt. 1187 wird die Nuereburch als Herkunftsbezeichnung eines Ministerialen des ludowingischen Landgrafengeschlechts erstmals sicher genannt.1318 Ihre zweite Nennung erfolgt 1218 im Zusammenhang mit der Erwähnung eines Roricus de novo castro im Gefolge von Graf Heinrich III. von Sayn.1319 1317 Angaben nach Jung 1966, Strickhausen 1998a. Unter Berücksichtigung von Bestand Grundriss der Kernburg (Aufmaß 1964, Ingenieurschule Koblenz, in: Jung 1966, S. 7, Abb. 7), Quer- und Längsschnitt (Jung 1966, S. 9, Abb. 9 und S. 8, Abb.8), Rekonstruktion Grundriss der Kernburg (Strickhausen 1998a, Plan bei S. 144). 1318 Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, hrsg. v. Theodor Joseph Lacomblet, I (779-1200), 2 (12011300), Düsseldorf 1844, 1, Nr. 504. – Strickhausen 1999, S. 13 u. 18, Anm. 8. – s. auch Strickhausen 1998a, S. 158. – Meinhardt 1966, S. 2. 1319 Urkundenbuch der Abtei Heisterbach, bearb. v. Ferdinand Schmitz, Bonn 1908, Nr. 38. – s. Strickhausen 1998a, S. 159 u. Anm. 789. 482 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz Abb. 521: Kleiner Saal im Untergeschoss. Blick nach Osten. Rekonstruktionszeichnung des romanischen Zustandes (mit eventueller Mittelsäule) von Th. Jung. (Privatbesitz von Frau R. Weiler) Abb. 522: Isometrische Rekonstruktionszeichnung mit Süd- und Westwand von Th. Jung. (aus: Jung 1993, Abbildungsteil Bl. 9) 483 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz Abb. 523 und Abb. 524: Innenseite der Saalbauostmauer im Obergeschoss mit Biforienfenster und Detail Obergeschossfenster. (Fotos: Verf. 1999) Abb. 525: Farbbefund an den Rundbögen im kleinen Untergeschosssaal von Th. Jung. (Zeichnung: Privatbesitz von R. Weiler) 484 Neuerburg (Westerwald)/Rhe inla nd-Pfalz Anhand der Bauornamentik, der erhaltenen Kapitelle und Basen in Kapelle und Saalbau datiert Verbeek die Burganlage in „die Zeit zwischen 1160 und 1180“.1320 G. Strickhausen hält auf Grund der engen Verwandtschaft der Gebäude der Neuerburg und ihrer Bauornamentik mit den Burgen von Landgraf Ludwig II. diesen für ihren Bauherrn und vermutet ihre Errichtung in den 1160er Jahren bis 1170.1321 Auch weist seiner Ansicht nach die sehr saubere Werksteinsbearbeitung der Neuerburg mit ihren regelmäßig geflächten sowie im Fischgrätmuster geflächten Quadern auf eine Entstehungszeit zwischen dem Wartburger Saalbau und Burg Weißensee hin.1322 Der Saalbau der Neuerburg erhielt nach Jung wohl um oder nach 1300 eine Erweiterung nach Westen hin und erfuhr bis zum 16. Jahrhundert einen wiederholten Umbau.1323 Während des Dreißigjährigen Krieges wurde er im Jahr 1632 mit anderen Burggebäuden durch Brand teilweise zerstört und darauf hin z. T. abgebrochen.1324 Ab 1850 bis in das 20. Jahrhundert hinein diente die Burgruine den umliegenden Dörfern als Steinbruch. 1945 wurde durch amerikanischen Artilleriebeschuss u. a. die durchfensterte südliche Talfassade des Saalbaus stark beschädigt.1325 Nach 1945 pachtete Herr Theo Jung die Burgruine, welcher sie von 1948 bis etwa 1967 zum großen Teil wieder ausgrub und aufbaute. 1950-62 wurde der Saalbau ausgegraben und sein Untergeschoss sowie ein Rest der Obergeschossfassade im Osten (mit einem Biforiumfenster) wieder hergestellt.1326 1966 erhielt er eine begehbare Decke.1327 Die Neuerburg ist bis heute in privater Pachtung. Literatur: Jung, Baugeschichte, 1954, S. 38-39. - Jung, Neuerburg, 1966, S. 5-12. - Jung, Neuerburg, 1993. – Jung, Grabungsbericht (1919-1945), in: Jung 1993, S. 51-115. – Jung, Tätigkeitsbericht (1946-57), in: Jung 1993, S. 116-160. - Kunstdenkmäler Rheinprovinz 16: Kreis Neuwied, Clemen (Hrsg.), 1940, S. 270-273. - Meinhardt, Neuerburg, 1966, S. 1-4. – Strickhausen, Burgen Ludowinger, 1998a, S. 158163. – Strickhausen, Landgrafen, 1999, S. 11-18. 1320 Bei Jung (1966, S. 8) erwähnt. – Die Datierung der Neuerburg ist umstritten: A. Meinhard (1966, S. 1) nimmt ihre Erbauung „vor oder um 1150“ an. U. Liessem (Liessem, Udo: Randbemerkungen zu polygonalen Bergfrieden am Mittelrhein, unter besonderer Berücksichtigung von Fünfecktürmen, in: Burgen und Schlösser, 1984/I, S. 60) datiert den Turm der Neuerburg als vermuteter Nachfolger des Turmes von Altenwied in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. – W. Hotz (1992, S. 267) vermutet Graf Heinrich von Sayn als Bauherrn und setzt die Erbauung der Burganlage nach einem Doppelfenster und Kapitell im Saalbau in die Zeit „um oder bald nach 1200“. – W. Bornheim Gen. Schilling (1964, S. 83, 121-122) datiert den Turm der Neuerburg in die Mitte des 13. Jahrhunderts, ihren Saalbau um 1220/30. – Zu den verschiedenen Datierungsansätzen. s. Strickhausen 1998a, S. 163. 1321 Strickhausen (1998a, S. 163 und 1999, S. 14). Er hält den Saalbau der Neuerburg in seinem Aufbau mit dem der Wartburg, seine Bauornamentik mit den thüringischen Burgen Ludwigs II. für verwandt. 1322 Das Mauerwerk des Wohnturms der Neuerburg zeigt im Inneren sauber geflächte Quader sowie einen Quader mit einem im Fischgrätmuster geflächten Spiegel. Diese in verhältnismäßig nur sehr kurzer Zeitspanne verwendete Steinbearbeitung ist nach Strickhausen (1998a, S. 163) jünger als diejenige am Wartburg-Saalbau (um 1160) und älter als die an den älteren Gebäuden der Burg Weißensee (um 1170) sowie am Westtor der Creuzburg (kurz nach 1170). 1323 Nach Jung (1954, S. 38) werden zwischen 1309 und 1551 in Schriftquellen fünf Bauausführungen auf der Burganlage direkt und indirekt erwähnt. – s. dazu auch: Kunstdenkmäler Rheinprovinz 1940, S. 272. 1324 Die von 1948-53 durchgeführten Untersuchungen und Grabungen auf dem Burggelände bestätigen die schriftliche Überlieferung der Brandzerstörung. - Jung 1954, S. 40. – Meinhardt 1966, S. 4. – Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993, bes. S. 106-107. 1325 Bei dem Beschuss des Burggeländes, welches etwa sechzig Granattreffer erhielt, wurden der östliche und südliche Ringmauerbereich der Kernburg bis auf das Steinschuttniveau zerstört. – Jung 1954, S. 40 und 1966, S. 5. 1326 Fenster, Türen und Kamin wurden mit den an Ort und Stelle gefundenen Kapitell-, Basen-, Kämpfern- und Bogenresten wieder aufgebaut. – s. Jung Grabungsbericht, in: Jung 1993. 1327 Zur Burggeschichte in nachromanischer Zeit bis zum 20. Jahrhundert: Jung 1954, S. 38, 40 und 1966, S. 5, 10-12. – Meinhardt 1966, S. 3-4. – Kunstdenkmäler Rheinprovinz 1940, S. 272. 485 Reams in Rio m/Graubünden, Schweiz 5.17 Reams in Riom/Graubünden, Schweiz Lage: Auf einem länglichen Geländesporn östlich unterhalb des Dorfes Riom liegt die Burganlage. Der Saalbau und der mit ihm verbundene Bergfried waren im Süden und Westen1328 von einer Ringmauer umgeben, die den Burghof bildete. Dieser Bering hat sich in Resten nur noch im südlichen Bereich des Burgplateaus sowie an der Nordseite an der Ecke zwischen Turm und Saalbau erhalten. An die westliche Schmalseite des langgestreckten, rechteckigen Saalbaus schließt der Bergfried mit seinem quadratischen Grundriss von ca. 7 x 7 m und einer Höhe von etwa 28 m an. Er ist sechs Geschosse hoch, wobei seine beiden unteren Geschosse im Verbund mit dem Mauerwerk des Saalbaus stehen.1329 Abb. 526 und Abb. 527 und Abb. 528: Saalbau und Bergfried. Grundriss und Längsschnitt nach Norden sowie Querschnitt nach Westen. Zustand um 1929. (aus: Poeschel 1929/30, S. 258, 259) 1328 Genau genommen befinden sich die Ringmauerreste im Südosten und Nordwesten. 1329 Zum Bergfried: Bangerter-Paetz, Manuskript 2000. – Clavadetscher/Meyer 1984, S. 68-70. - Nöthiger 1999, S. 6. – Poeschel Reams, 1929/30, S. 257-258. 486 Reams in Rio m/Graubünden, Schweiz Abb. 529 und Abb. 530: Nordansicht und Südseite (Hoffassade) von Saalbau und Bergfried. (Fotos: Verf. 1999 und aus: Biller 1993, S. 143, Abb. 52) 487 Reams in Rio m/Graubünden, Schweiz Saalbau: Der Saalbau hat eine Grundfläche von etwa 32 x 12 m Außenmaß bei einer Mauerstärke von 1,4 m. Seine Gesamthöhe der ungefähr gleich hohen Geschosse beträgt etwa 15 m. Das Bauwerk und sein Turm besitzen Mauerwerk, das aus einer lagerhaften Schichtung von Kalksandbruchsteinen und Moränenmaterial aus Granit besteht,1330 während die Mauerwerksöffnungen aus Tuffstein gearbeitet sind. Im Eckverband sind die Steine in Form von Buckelquadern ausgebildet. Abb. 531: Südansicht (Hoffassade) von Saalbau und Bergfried. Zeichnung von Tona Guetg 1972. (Kantonale Denkmalpflege Graubünden, Chur, Plan 196/4) 1330 Am Außenbau sind Reste eines „pietra-rasa“-Belags mit eingeritzten Fugenstrichen sowie viereckige Gerüsthebellöcher zu sehen. - Clavadetscher/Meyer 1984, S. 69. – Poeschel, 1929/30, S. 257. - An dieser Stelle möchte ich Herrn Felix Nöthiger danken, dass er mir sein Manuskript für die Informationstafel auf der Burg Reams zukommen ließ sowie wertvolle Auskünfte über den Saalbau, besonders über dessen Restaurierungsmaßnahmen, gab. – Mein besonderer Dank gilt auch der Kantonalen Denkmalpflege Graubünden in Chur (unter der Leitung von Herrn Dr. Hans Rutishauser), das mir die Einsicht in die Akten zur Restaurierung des Saalbaus aus den Jahren 1936-74 und das Kopieren originaler Pläne (Grundriss, Ansicht, Schnitte von Poeschel 1929/30 und Bestandsaufnahmen von Tona Guetg 1972) ermöglichte. 488 Reams in Rio m/Graubünden, Schweiz Das Erdgeschoss1331 erhielt eine geringe Belichtung durch zehn rechteckige Schmalschartenfenster in Tuffsteinfassung, von denen sich sechs in der hofseitigen Südfassade und vier in der Ostgiebelseite befinden. Es handelt sich um zur besseren Nutzung des Lichteinfalls schräg durchs Mauerwerk laufende Schartenfenster, welche seit 1973 vermauert sind.1332 Da kein Eingang für dieses untere Geschoss nachweisbar ist, musste der Zugang zu ihm ursprünglich über eine Innentreppe vom mittleren Geschoss her erfolgen. Das heute vorhandene rundbogige Erdgeschossportal in der hofseitigen Südfassade stammt aus der Zeit der Restaurierungsmaßnahmen um 1936 unter Eugen Probst.1333 Ein sehr schmaler rundbogiger Durchgang führt auf der Westseite des Erdgeschosses vom Saalbauinneren in den Turm. Die ursprüngliche Geschosseinteilung von etwa 5 m Höhe pro Geschoss ist im Saalbau durch Balkenlöcher und noch im Mauerwerk vorhandene, Ende des 19. Jahrhunderts1334 abgesägte Balken aus Lärchenholz erkennbar.1335 Im Erdgeschoss haben sich die Reste der zwei mächtigen quadratischen Mittelpfeiler erhalten, auf denen der mittlere Unterzug ruhte, der die unterste Geschossdecke trug. Diese Holzbalkendecke zwischen dem ersten und zweiten Geschoss wurde 1999 durch dendrochronologische Untersuchungen auf den Winter 1226/27 datiert.1336 Auch die beiden oberen Geschosse besaßen quer zum Gebäude liegende hölzerne Deckenbalken mit einem mittigen Unterzug auf der Längsachse.1337 Im ersten Obergeschoss befindet sich im mittleren Bereich der Hoffassade im Süden der originale rundbogige Zugang zum Saalbau, welcher über eine hölzerne Außentreppe erreichbar war. Zu beiden Seiten unterhalb dieses Eingangsportals sind noch die Balkenlöcher für das ehemalige, etwa 4 m breite romanische Treppenpodest zu sehen. Vermutlich erfolgte die Belichtung des mittleren Geschosses zu romanischer Zeit ebenfalls nur über schmale Fensterscharten, welche in späteren Jahrhunderten teilweise erweitert bzw. durch größere Fensteröffnungen ersetzt wurden. Reste von zwei Kaminen mit flachen Kaminnischen und seitlichen Halbsäulen sowie ein Schüttstein sind im mittleren Geschoss der Saalbaunordwand vorhanden.1338 In den östlichen Kamin wurde ein Backofen integriert, wodurch eine doppelte Nutzung möglich war. Bei der sichtbaren Öffnung im Kamin handelt es sich somit um eine Backofenöffnung, an der sich an der Außenseite ein erkerartig auf Konsolen ruhender Backofen befand, der später abgestürzt ist. Ob dieser Backofen aus der Zeit des Ursprungsbaus stammt oder etwas später eingebaut wurde, ist bislang unklar. Eine Innentreppe führte ursprünglich zum zweiten Obergeschoss, welches neben schmalen Schartenöffnungen drei große Doppelarkadenfenster - und zwar eins im östlichen Bereich der Hoffassade sowie zwei weitere in der östlichen Giebelmauer besaß. Heute sind an ihrer Stelle drei große Drillingsarkadenfenster unter einem Blendbogen aus Tuffstein zu sehen. Sie sind bei der Mauerwerkssicherung im Jahr 1936 in freier Ergänzung eingebaut worden. Dabei wurden die bis dahin noch vorhandenen 1331 Ein Keller- bzw. Substruktionsgeschoss ist nicht vorhanden. 1332 Nach mündlicher Aussage von Herrn Nöthiger sollen diese Erdgeschossfenster im Zusammenhang mit der Nutzung des Saalbaus als Kulturzentrum wieder geöffnet werden. 1333 s. dazu: Kantonale Denkmalpflege Graubünden, Unterlagen Restaurierung, 1936. 1334 Nach dem Dorfbrand von 1864 wurden zur Holzbeschaffung für den Wiederaufbau der Häuser die hölzernen Geschossdecken sowie der Dachstuhl des Saalbaues entfernt. 1335 Die Deckenbalken waren nicht auf Kragsteine, sondern direkt auf das Mauerwerk gelegt. Nach mündlicher Aussage von F. Nöthiger war diese Bauweise im 13. Jahrhundert für die Gegend üblich. 1336 Nöthiger 1999, S. 6. 1337 Clavadetscher/Meyer 1984, S. 70. 1338 Die Kaminhauben ruhten auf Holzrahmen. – Clavadetscher/Meyer 1984, S. 70. 489 Reams in Rio m/Graubünden, Schweiz Fensterreste im Saalbaugiebel nicht berücksichtigt, aus denen sich große Doppelbogenfenster rekonstruieren lassen.1339 Der als einziger Bereich des Saalbaus mit drei großen Fenstern ausgestattete östliche Teil des obersten Geschosses nimmt knapp ein Drittel der Geschossfläche ein. An dieser Stelle kann ein großer repräsentativer Wohnraum oder ein kleinerer Saal mit den Maßen von etwa 9 x 9 m angenommen werden. Abb. 532: Saalbausüdfassade nach Osten. (Foto: Verf. 1999) Abb. 533: Obergeschossfenster im östlichen Bereich der Saalbausüdfassade. (Foto: Verf. 1999) 1339 s. Originalreste eines Biforiumfensters, Plan M 1:20, Kantonale Denkmalpflege Graubünden, abgebildet in: Poeschel 1929/30, S. 258. 490 Reams in Rio m/Graubünden, Schweiz In der Westmauer des obersten Geschosses befindet sich ein zweiter Durchgang zum Turm, der in seiner Ausbildung größer als derjenige im Erdgeschoss ist.1340 An der nördlichen Längswand sind die zum Dach hinaufführenden, leicht gekehlten, sich flaschenförmig verengenden Kaminrauchabzüge sichtbar. An diese waren vermutlich in romanischer Zeit jeweils Ofenanlagen zur Beheizung der obersten Räume angeschlossen.1341 Der östliche dieser Rauchabzüge könnte für den Anschluss eines Ofens zur Beheizung des vermuteten Ostsaales genutzt worden sein. In der breiten Nordfassade des Saalbaus haben sich neben den Lichtscharten Reste von zwei romanischen Aborterkern erhalten. Der östliche befindet sich zwischen dem zweiten und dritten, der westliche zwischen dem dritten Saalbaugeschoss und dem Dachraum auf einem Zwischenpodest, von dem aus eine Tür in den Bergfried führt. Somit waren beide Aborterker über ein Zwischenpodest jeweils von dem Geschoss über und unter ihnen zugänglich. Da beide Erker in unmittelbarer Nähe der Ost- bzw. Westgiebelseite liegen, erfolgte der Zugang zu ihnen wohl ursprünglich über eine hölzerne Treppe oder Stiege zu beiden inneren Saalbaugiebelseiten. Von den Aborterkern haben sich an der Nordmauer z. T. die Steinkonsolen sowie seitliche Mauerwerksverzahnungen als Reste der Erkerseitenwände erhalten. Heute können keine Spuren von Querteilungen im Saalbau mehr nachgewiesen werden. Doch sind mit Sicherheit für alle drei Geschosse ursprünglich hölzerne Trennwände oder mit Lehm ausgefachte, raumtrennende Holzkonstruktionen anzunehmen.1342 In Bezug auf die Nutzung des Saalbaus ist davon auszugehen, dass auf Grund der geringen Belichtung durch Schartenfenster sich im Erdgeschoss die Vorratsräume und im mittleren Geschoss - mit seinen Kaminen an der Nordwand - die Küchen und Gesinderäume befanden. Im dritten Geschoss, das vermutlich durch Öfen geheizt werden konnte, sind die Wohnräume und ein großer Repräsentationsraum bzw. kleinerer Saal im Osten anzunehmen.1343 Der obere Mauerwerksabschluss des Saalbaus erfolgte durch einen Zinnenkranz, welcher zumindest zu beiden Giebelseiten, vielleicht auch an den Traufseiten, vorhanden war.1344 Seine ursprüngliche Form, ob es sich nun um gerade oder Schwalbenschanzzinnen handelte, kann anhand der heute vorhandenen Reste nicht mehr geklärt werden. Das Dach aus der Erbauungszeit war ein flaches Satteldach mit einer Neigung von 19,5°. Diese Dachneigung konnte auf Grund gefundener Reste eines schrägen Steinplatten-Dachabschlusses an der Westgiebelseite festgestellt werden. Seit dem Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit bis zum großen Dorfbrand von 1864 besaß der Saalbau ein steileres Satteldach. Es ist noch auf alten Abbildungen des 19. Jahrhunderts zu sehen und diente als Vorlage für die Errichtung des neuen Daches von 1973. 1340 Diese obere Tür zum Turm muss vom Saalbau aus ursprünglich über eine Treppe erreichbar gewesen sein, da die Geschossdecken von Saalbau und Turm nicht auf gleicher Höhe liegen. 1341 Nöthiger 1999, S. 6. 1342 Clavadetscher/Meyer 1984, S. 70 und mündliche Aussage von Nöthiger. 1343 Von der Geschlossenheit bzw. geringen Belichtung seiner Außenmauern und der damit verbundenen Nutzung her betrachtet, handelt es sich bei diesem Saalbau eher um einen kombinierten Wohn- und Wirtschaftsbau mit einem vermuteten Ostsaal im obersten Geschoss. Auf Grund seiner klaren rechteckigen, hohen Gebäudeform der drei relativ hohen Geschosse von jeweils 5 m sowie der Annahme eines oberen Saales im obersten Geschoss wird für Reams trotzdem der Begriff Saalbau verwendet. 1344 Auf den Längsseiten könnte der Zinnenkranz bei der Errichtung des spätmittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Daches entfernt worden sein. Auf neuzeitlichen Abbildungen sind Zinnenreste nur noch auf der östlichen Giebelseite eingetragen. – s. dazu Querschnitt Dach M 1:100, mit Nordost- und Südwestfassade, Plan Nr. 196/9 von Tona Guetg, vom. 28.11.1973 und Clavadetscher/Meyer 1984, S. 70. 491 Reams in Rio m/Graubünden, Schweiz Abb. 534: Ostansicht von Saalbau und Turm. Zeichnung von Tona Guetg 1972. (Kantonale Denkmalpflege Graubünden, Chur, Plan 196/4) Abb. 535: Ostansicht des Saalbaus von Norden. (Foto: Verf. 1999) Abb. 536: Reste eines ursprünglichen Biforienfensters im obersten Geschoss der Ostgiebelmauer des Saalbaus. (aus: Poeschel 1929/30, S. 258) 492 Reams in Rio m/Graubünden, Schweiz Abb. 537 und Abb. 538: Innenraum des Saalbaus. Blick zur Ost- und Westgiebelwand (Turmseite). (Fotos: Verf. 1999) 493 Reams in Rio m/Graubünden, Schweiz Saal: Ein Saal im zweiten Obergeschoss kann nur noch anhand der Lage der wiederhergestellten drei Triforiumfenster vermutet werden. Er befand sich im Ostteil des Geschosses und nahm mit einer Größe von mindestens 9 x 9 m ungefähr einen Drittel der Geschossgrundfläche ein.1345 Auch wurde er durch drei repräsentative Biforiumfenster belichtet und vermutlich mit einem an den östlichen Kaminrauchabzug angeschlossenen Ofen beheizt. Der Zugang zum Saal erfolgte wahrscheinlich über hölzerne Innentreppen. Maße Saalbau:1346 Grundriss Saalbau (Außenmaße): Grundriss Saalbau EG (i. L.): Grundriss Saalbau 2. OG (i. L.): Höhe Saalbau bis zur Traufe: Höhe pro Geschoss (i. L.): Rekonstruktion Saal 2. OG (i. L.): ca. 32 m : 11,8 m 29,5 m : 9 m 29,5 m : 9 m ca. 15 m ca. je 5 m mind. ca. 9 m : 9 m = 81 qm Abb. 539: Reste des östlichen Kamins an der Nordwand des Saalbaus. (Foto: Verf. 1999) 1345 Ob hier eher von einem kleineren Saal oder einem großen, repräsentativen Wohnraum gesprochen wird, bleibt Interpretationssache. 1346 Angaben nach Clavadetscher/Meyer 1984 und Nöthiger 1999. 494 Reams in Rio m/Graubünden, Schweiz Heutiger Bestand: Der Saalbau mit seinem sechsgeschossigen Turm an der westlichen Schmalseite ist in den Außenmauern dreigeschossig bis in Traufhöhe erhalten. Er besitzt heute noch Reste eines Zinnenabschlusses an der Ostgiebelseite. Von seinen Maueröffnungen stammen Schlitzfenster, Portalöffnung im Mittelgeschoss, zwei Durchgänge zum Turm sowie die drei großen Fensteröffnungen im Ostteil des obersten Geschosses aus der Erbauungszeit. Außerdem ist die ursprüngliche Geschosseinteilung im Saalbauinneren durch Balkenlöcher erkennbar, welche teilweise noch Reste originaler Holzdeckenbalken enthalten. Entstehungsgeschichte/Datierung: Der Baubeginn des Saalbaus wird auf Grund der im Jahr 1999 erfolgten dendrochronologischen Untersuchungen der Deckenbalken über dem Erdgeschoss auf Winter 1226/27 datiert.1347 Die bis dahin geäußerten Datierungsvorschläge liegen zwischen 1200 und 1250 und weichen somit z. T. erheblich von dieser Bauzeit ab. So nimmt E. Poeschel für das Bauende des Saalbaus unter stilistischer Berücksichtigung der großen Ostfenster im obersten Geschoss die Zeit „um 1200“ an.1348 Nach Vermutung von C. O. Clavadetscher und W. Meyer wird die Errichtung der Burg „Mitte des 13. Jahrhunderts“, die Aufstockung des Saalbaus „wenig später“ zugeschrieben.1349 Dahingegen haben Th. Biller und U. Liessem schon vor den dendrochronologischen Untersuchungen eine Datierung um 1230 angenommen.1350 Als Bauherren sind die Edelfreien Albero und Bertold von Wangen zu nennen1351, die um 1220 auf der Burg Wangen-Bellermont sesshaft genannt werden.1352 Im Jahr 1258 verkaufte Berall von Wangen, der Sohn Alberos, seinen Besitz mit Reams an den Bischof von Chur.1353 Die Burg blieb dann bischöflicher Verwaltungssitz und wurde von beamteten Landvögten verwaltet, bis 1552 sich die Gemeinden von dem Herrschaftsrecht loskauften.1354 In den folgenden Jahrhunderten kam es zur Nutzung des Saalbaus als Rathaus des Gerichts Oberhalbstein, als Tagungsort der Landsgemeinde, Gefängnis und Archiv. Nach dem grossen Dorfbrand von 1864 wurde der Dachstuhl des unversehrt geblieben Saalbaus abgebrochen und für den Wiederaufbau der Häuser im Dorf 1347 Somit darf 1227 als sicheres Jahr für den Baubeginn der Burganlage gelten. 1348 Falls eine nachträgliche Aufstockung stattgefunden hat, wäre diese nach Poeschel (1929/30, S. 257) noch in die Zeit um 1200 einzuordnen. 1349 Als Argument für diese späte Datierung geben Clavadetscher und Meyer (1984, S. 70) an, dass bei den romanischen Bauformen Einflüsse aus Italien erkennbar sind, „wo sich romanische Stilelemente sehr zäh zu halten vermochten“. 1350 Liessem, Udo: Die Bauten der Edelfreien von Wangen – bei besonderer Berücksichtigung der Burgen Friedrichs von Wangen, Fürstbischof von Trient. Vortrag auf der Tagung der Wartburg-Gesellschaft in Nürnberg am 01.04.2000. 1351 Die Herren von Wangen hatten Besitzungen in Oberhalbstein, Ems und Chur. Diese Familie, deren Stammland im oberen Vinschgau und um Bozen in Südtirol lag, war eines der mächtigsten Geschlechter Südtirols. Der Bruder von Albero und Bertold von Wangen war Fürstbischof von Trient. Da Bertold schon vier Jahre, Albero zehn Jahre nach Baubeginn der Burg Reams starben, wurde diese vermutlich von Alberos Sohn, Berall von Wangen, fertiggestellt. Dieser begann um 1237 mit dem Bau der Burg Runkelstein über Bozen und befestigte seinen Familienbesitz in Bozen, im Vinschgau und im Sarntal. – Nöthiger 1999, S. 1-2. 1352 Ihre Namen erscheinen auch in rätischen Urkunden 1219 und 1220. – Poeschel 1929/30, S. 258. – Die Burganlage Wangen-Bellermont galt als gewisses Vorbild für Reams, den Bau der neu errichteten Bischofresidenz in Trient sowie des Castels Stenico. – s. dazu: Nöthiger 1999, S. 2. 1353 1305 starb das Geschlecht der Herren von Wangen aus. – Nöthiger 1999, S. 2. 1354 Der Saalbau bekam vermutlich gegen Ende der bischöflichen Zeit ein Steildach mit genagelter Schindeldeckung, welches bis 1864 bestand. – Nöthiger 1999, S. 6. 495 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n verwendet. Auch erfolgte der Verkauf seiner Geschossböden aus Lärchenbalken für einen Hotelbau sowie das Abtragen der nördlichen Ringmauern zur Steingewinnung.1355 Erste Sicherungsarbeiten fanden um 1936 durch den Schweizer Burgenverein unter der Leitung des Architekten Eugen Probst statt. Dabei kam es zur Einsetzung der Triforiumfenster, zur Anlegung des Erdgeschosseinganges sowie zur Ausbesserung des Turmdaches. Bei einer zweiten Sicherung von 1970-73 durch den Burgenverein Graubünden wurde unter der Leitung von Felix Nöthiger eine Mauerwerkssanierung durchgeführt. Auch erhielt der Saalbau sein neues Dach mit Lärchenschindeln und modernem Sprengwerk durch den einheimischen Zimmermann und Architekten Tona Guetg, nach dem Vorbild der vor dem Brand von 1864 erhaltenen Dachform.1356 Seit 1973 kann der Innenraum des Saalbaus wieder für Kulturveranstaltungen genutzt werden. Im Jahr 2005 hat ein Projekt gestartet, das den Saalbau Reams zu einem überregionalen Zentrum für Theater und Kulturveranstaltungen - mit einem virtuell integrierten Museum über die Burggeschichte - machte.1357 Literatur: Archiv Schweizerischer Burgenverein, Zeitungsartikel 1936-45. - Bangerter-Paetz, Saalbau Reams, Manuskript 2000. – Clavadetscher/Meyer, Riom, 1984, S. 68-71. – Huber, Riom, 2002, S. 96. Kantonale Denkmalpflege Graubünden, Unterlagen Restaurierung, 1936-74. - Nöthiger, Burg Reams, 1999, S. 1-7. – Poeschel, Reams, 1929/30, S. 257-259. 5.18 Reinegg (= Reineck) in Sarnthein/Südtirol, Italien Lage: Die südöstlich über dem Dorf Sarnthein, am Berghang auf einem kleinen Hügel gelegene Burganlage ist durch einen Zwingergürtel geschützt, der konzentrisch um die gesamte Ringmauer der Kernburg herumführt. An der westlichen Außenseite der vieleckigen Ringmauer steht auf tieferer Geländestufe der durch den umlaufenden Zwinger geschützte Saalbau. Innerhalb der Ringmauer schließt an den Saalbau nordöstlich angewinkelt ein Wohnbau an, während auf seiner Südseite Richtung Osten Bergfried, Kapelle1358 und ein weiterer Wohnbau folgen.1359 1355 Nach mündlicher Überlieferung sollen die Frauen in der Gegend von Riom die im Turmarchiv gefundenen Papiere und Pergamente als Futterstoff für ihre Hauben verwendet haben. – Huber 2002, S. 96. 1356 Als Vorlage für die heute bestehende Dachform diente eine Skizze des Kunsthistorikers Johann Rudolf Rahn aus dem Jahr 1862. – Clavadetscher/Meyer 1984, S. 70. – Nöthiger 1999, S. 5. – Zu den Restaurierungsmaßnahmen s. auch Akten von 1970-73, Kantonale Denkmalpflege Graubünden. 1357 In diesem Zusammenhang wurde auch die Öffnung von Schlitzfenstern im Erdgeschoss sowie der Einbau einer neuen, frei in den Innenraum eingestellten Holzbühne für Aufführungen vorgenommen. – Huber 2002, S. 96 und freundlicher Hinweis von Patrick Thurner, Savognin. – Mittelalterliches Kraftpaket. Burg Riom wird Theaterburg, in: Neue Züricher Zeitung Online, vom 06.11.2003. 1358 Die zusammen mit dem Ostwohnbau auf der höchsten Stelle des Burgareals liegende Doppelkapelle besitzt drei Geschosse auf unregelmäßigem, fünfeckigem Grundriss. – Zur Kapelle: Zallinger 1981, S. 34-42. – Für das Zusenden der Literatur von Adelheid Zallinger (Burg Reinegg, in: Tiroler Burgenbuch 5, 1981, S. 11-50) sei Herrn Dr. Thomas Bitterli-Waldvogel an dieser Stelle herzlich gedankt. Auch bin ich Frau Dr. Waltraud Kofler-Engl vom Landesdenkmalamt in Bozen sowie dem Südtiroler Burgeninstitut in Bozen dafür sehr dankbar, dass mir Pläne (Grundrisse, Schnitte, Ansichten) von Burg Reinegg für meine Untersuchungen zur Verfügung gestellt wurden. 1359 Nördlich dieses Nordostwohnbaus schloss sich vermutlich ein Ökonomiegebäude an, welches – einschließlich des dortigen Ringmauerabschnittes – eingestürzt ist. – Zallinger 1981, S. 20. 496 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n Abb. 540: Grundriss Erdgeschoss der Burganlage. Baualterplan von G. Augustin/M. Bitschnau 1976, Institut für Vermessungswesen, Universität Innsbruck. (aus: Zallinger, in: Tiroler Burgenbuch V, Trapp, 1981, S. 16, Abb. 4) 497 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n Abb. 541 und Abb. 542: Grundriss Erd- und 1. Obergeschoss der Burganlage. (Plan Landesdenkmalamt Bozen/Südtirol, Plan-Nr. 58/a, 58/c) Saalbau: Auf einem unregelmäßig verzogenen, rechteckigen Grundriss mit schräger nördlicher Schmalseite von etwa 24/28 x 12/13 m erhebt sich der Saalbau in zwei Geschossen. Da das Bauwerk auf einem tieferen Bodenniveau an das Gelände des Innenhofes stößt, tritt 498 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n seine Zweigeschossigkeit nur an der Talseite in ganzer Höhe in Erscheinung.1360 Vielleicht war für das Gebäude ursprünglich ein drittes Geschoss geplant, das nicht mehr ausgeführt wurde. Die Tatsache, dass die Hoffassade des nordöstlichen Wohnanbaus die des Saalbaus um fast eine Geschosshöhe überragt, könnte für diese Annahme sprechen.1361 Am oberen Abschluss des Saalbaus können keine Reste einer Zinnenbekrönung festgestellt werden. Der ehemals offene Dachstuhl ist seit 1556 auf seinen drei Außenseiten im Norden, Westen und Süden durch einen Maueraufsatz mit kleinen Maulschartenöffnungen verdeckt.1362 Auf der Ostseite, zum Hof hin, liegt er heute noch direkt hinter einer Bretterverschalung. Abb. 543: Querschnitt durch den Saalbau und Bergfried, mit Blick nach Norden. (Plan Landesdenkmalamt Bozen/Südtirol, Plan-Nr. 58/b) 1360 Die Differenz zwischen dem Bodenniveau des Hofgeländes und des tiefer gelegenen Saalbauuntergeschosses beträgt etwa 2,5 m und zwischen diesem unteren Geschoss und dem tieferen Gelände des Zwingers im Westen ca. 3 m. 1361 Zallinger (1981, S. 26) schließt die Möglichkeit in Betracht, dass der Saalbau vielleicht nie vollendet wurde. 1362 In die Zeit von 1556-57 fielen wahrscheinlich auch die Erneuerung des Daches sowie die Erhöhung der talseitigen Saalbaufassade. – Zallinger 1981, S. 16. 499 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n Die Außenwände dieses Hauptgebäudes bestehen aus kleinteiligem Bruchsteinmauerwerk aus Porphyr in unterschiedlicher Größe, Form und Farbe, während seine Eckverbände aus größeren, geglätteten Quadern gebildet sind. Bei den erhaltenen Fenster- sowie Türgewänden aus glattem Quaderwerk wechselt hellfarbiger Sandstein in graugelber und rötlicher Tönung.1363 Abb. 544: Burganlage von Südwesten. (aus: Menara 1990, S. 65) Abb. 545: Westansicht von Saalbau und Bergfried. (Plan Landesdenkmalamt Bozen/Südtirol, Plan-Nr. 58d) 1363 Zum Mauerwerk: Zallinger 1981, S. 26, 28. 500 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n An der talseitigen Westfassade des Saalbaus erhebt sich auf einer erhöhten Sockelmauer das Untergeschoss mit drei kleineren rechteckigen Fenstern. Darüber beginnt das Hauptgeschoss mit einem durchlaufenden profilierten Stabgesims, welches auch an der Südseite weitergeführt wird. Auf diesem Gesims sitzen in der Westfassade fünf symmetrisch angeordnete Spitzbogentriforien, wobei sich zwischen den beiden nördlichsten noch ein schmales Rechteckfenster befindet.1364 Die Hoffassade im Osten ist auf Grund des höheren Hofniveaus niedriger, da ihr Untergeschoss auf dieser Seite zur Hälfte in den Boden eingetieft ist. Der Grundriss des Saalbaus zeigt über der keilförmig verstärkten Ostmauer im unteren Teil eine schmälere, gerade Mauerflucht im Obergeschoss. Zwei kellerartige Osteingänge ermöglichen den Zugang zum untersten Geschoss. Eine dieser Türen befindet sich im Süden, unterhalb des hofseitigen Triforiumfensters, die andere im vom Nordostanbau verdeckten Teil des Saalbaus.1365 Das Obergeschoss wird ebenfalls vom Hof her über ein ungefähr mittig gelegenes Hauptportal sowie einen kleinen, rundbogigen Eingang seitlich im Winkel zum Nordostanbau, jeweils über einige Treppenstufen erreicht. Im Inneren des Saalbaus befanden sich in zwei Geschossen übereinander in versetzter Einteilung jeweils ein Wohnraum und ein Saal. Dabei nahm der Saal etwa je zwei Drittel der Grundfläche ein. Das in seiner Raumaufteilung aus der Erbauungszeit erhalten gebliebene Untergeschoss besitzt einen ca. 14/17 x 8/10 m großen Saal im Norden und einen etwa halb so großen südlichen Raum. Beide durch eine ursprüngliche Zwischenmauer getrennte Räumlichkeiten befinden sich auf verschieden hohen Fußböden unverbunden nebeneinander. Sie haben bereits erwähnte separate Treppenzugänge auf der Hofseite. Im Saal liegt der Fußboden etwa 1,5 m tiefer als im südlichen Raum, weshalb der hofseitige Fundamentsockel sichtbar ist. Dieser zeigt im Gegensatz zu den neu verfugten übrigen drei Seiten noch die ursprüngliche, verhältnismäßig unregelmäßige Mauerwerkstruktur mit reicher Vermörtelung. Der Südraum wird direkt vom Hof her durch eine Tür und anschließende Treppe an seiner Nordostecke erreicht. Beim Saal erfolgt der Zugang vom Eingang des Nordostanbaus über eine tonnengewölbte Vorhalle. Zwei romanische Kamine sind an den Ecken der Westmauer in Form halbrunder Kaminmäntel auf Steinkonsolen zu sehen. Der Kamin im Südraum ist erhalten, derjenige im Saal nach alten Resten ergänzt. Die Kamine sowie die drei rechteckigen Fensteröffnungen – zwei davon im Saal - deuten auf ursprüngliche Bewohnbarkeit des Untergeschosses hin. Es handelt sich um hoch gelegene Fenster mit hölzernem Sturzbalken und abgeschrägter Doppellaibung, wodurch der Lichteinfall vermehrt wird.1366 An der Außenseite binden die seitlichen Kanten dieser Untergeschossöffnungen ohne Steinfassung direkt in das Mauerwerk ein. 1364 An der abgeschrägten Nordwestkante des Saalbaus zeigen einzelne verzahnte Quader an, dass der heute niedrige Rest der Nordzwingermauer ursprünglich wohl bis in Höhe der Obergeschossfenster fortgesetzt war. – Zallinger 1981, S. 26. 1365 Nach Annahme von Zallinger (1981, S. 28) war die Ostmauer des Saalbaus vermutlich zunächst als Fortsetzung der Ringmauer geplant. In diesem Fall hätten die beiden Eingänge zum kellerartigen Untergeschoss ursprünglich ins Freie geführt und wären erst im Verlauf einer Bauplanerweiterung in den neu errichteten Saalbau einbezogen worden. 1366 Die den Lichteinfall vermehrende Doppellaibung erlaubt auch eine Verglasung der gesamten Maueröffnung. Adelheid Zallinger (1981, S. 29, 48, Anm. 94) weist darauf hin, dass diese im zeitgenössischen Profanbau noch wenig gebräuchliche Doppellaibung auch an den Trichterfenstern auf der Talseite des westlich an den Saalbau grenzenden Wohnbaus in Boymont zu finden ist. Während sie die in zwei Reihen übereinander liegenden, leicht rechteckigen Boymonter Fenster als Winterfenster interpretiert, äußert Udo Liessem (1998, S. 78-78) eine Deutung als Küchen- bzw. Wirtschaftsfenster. Seiner Ansicht nach könnten diese mittels hölzerner, verschiebbarer Läden 501 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n Abb. 546: Hoffassade von Saalbau (Ostansicht) und Nordostanbau (Südfassade). (aus: Zallinger, in: Tiroler Burgenbuch V, Trapp, 1981, S. 32, Abb. 16) Die noch aus der Erbauungszeit stammenden Holzbalkendecken des unteren Geschosses verlaufen in verschiedene Richtungen: Im Saal verlaufen die Deckenbalken quer, und ein mittlerer Unterzug in Längsrichtung wird von zwei Holzpfeilern und seitlichen Wandstreben gestützt. Dahingegen liegt der Unterzug im Südraum in Querrichtung zum Saalbau auf einer Holzstütze auf. Die schlichten hölzernen Viereckpfeiler mit unabgefastem Schaft besitzen Streben in leicht abgeknickter Form und mit stilisiertem Astknopfbesatz. 1367 Auch das Obergeschoss hatte eine bis 1938 erhaltene Trennmauer zwischen Südsaal und Nordraum. Im Gegensatz zu derjenigen im unteren Geschoss besaß sie einen rundbogigen Durchgang und lag auf einem Balken des unteren Saales auf. Der ursprüngliche Raumeindruck dieses Geschosses ist durch Sanierungsmaßnahmen stark verändert worden. Dazu gehörten die Entfernung der ehemaligen Trennmauer, der Einbau von Zimmern, der Einzug neuer Decken in die alten Balkenlöcher, die erhebliche Erhöhung des Fußbodens sowie die Vertünchung des Sichtmauerwerks.1368 Zum Saal führte über einige Stufen, ungefähr mittig in der Hoffassade, ein Rundbogenportal in geschlossener Quaderrahmung. Mit seinen Maßen von 14/15,5 x 10 m war dieser Saal ähnlich groß wie derjenige im Untergeschoss. Er wurde ebenfalls verschließbaren Kleinfenster dazu gedient haben, durch das gezielte Öffnen einzelner von ihnen „eine Art Luftzirkulation“ zu erreichen. 1367 Nach Zallinger (1981, S. 48, Anm. 95) kommen ähnliche Pfeilerformen im Kellergeschoss des Saalbaus von Dornsberg sowie im Wohnturm von Auer bei Tirol vor. - Zur Konstruktion der Holzbalkendecke im Untergeschoss: Zallinger 1981, S. 29. 1368 Dies geschah während der ab 1938 begonnenen umfassenden Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen der gesamten Burganlage. – Zallinger 1981, S. 18, 29. 502 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n durch einen Kamin – hier an der Westecke der Südseite – beheizt. In der heutigen modernen Kaminnische ist nur noch sein Mantelumriss in spitzovaler Form zu erkennen. Der obere Saal wurde durch fünf große Dreierarkadenfenster – drei an der Westseite sowie je eines im Süden und Osten - belichtet. Die dreiteiligen Spitzbogenfenster haben schlanke Säulchen mit Knospenkapitellen, über denen ohne Kämpfer die spitzbogigen Sturzbogen ansetzten. Über diesen Bogen und dem Tympanonfeld aus glatten Quaderblöcken erhebt sich die Spitzbogenblende aus graugelbem und rötlichem Sandstein im Wechsel. In den Tympanonfeldern wechselt Maßwerk in Form von durchbrochenen Drei- bzw. Vierpässen und seitlichen Kreisen mit Rundmedaillons oder plastischem Rosettenschmuck. 1369 Von allen Triforien des Saalbaus stammen nur noch seine zweite sowie dritte Maueröffnung von Norden an der Westfassade aus der Erbauungszeit. Alle übrigen dieser Obergeschossfenster sind teilweise oder ganz erneuert worden.1370 Der obere nördliche Wohnraum konnte durch die Tür in der Trennmauer vom Saal aus und einen zweiten Durchgang vom Nordostanbau her erreicht werden.1371 Seine Belichtung erhielt er durch zwei Triforiumfenster mit Sitznischen sowie eine schmale Rechtecköffnung zwischen ihnen in der talseitigen Westfassade. 1372 Die ursprüngliche Deckenkonstruktion und Raumausstattung im Obergeschoss des Saalbaus erfuhr einen gotischen Ausbau mit Wandtäfelung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.1373 Seit dem Abbruch von Täfelungen und Decken im 19. Jahrhundert war das Innere des Obergeschosses zum Dachstuhl hin offen und erhielt die heutige Decke während der umfassenden Restaurierungsmaßnahmen ab 1938. 1369 Zallinger (1981, S. 27) weist auf die lombardische Herkunft des Fensterdekors hin. - Sie vergleicht (S. 26) den Kapitelldekor der Triforiumfenster in Reinegg mit den Knospenkapitellen in der Nordapsis und im Langhaus des Trienter Domes. – Als Parallele zum Maßwerk der Tympanonfelder in Reinegg gibt sie (auf S. 27, 48, Anm. 92) die Fenster des Rathauses von Como (um 1215 erbaut) an, wo konkave Rundmedaillons mit durchbrochenen Vierpässen vorkommen. – Romanini, A. M.: L’architectura gotica in Lombardia, Bd. II,. Milano 1964, Abb. 10. Zallinger erwähnt weiterhin den „Broletto“ in Brescia (Bauzeit 1223-26) mit seinem Fensterschmuck aus vierpassund rosettenförmig kombinierten Kreisen. – Panazza, G.: L’arte medievale nel territorio brescian. Bergamo 1942, S. 158ff. und Abb. 143, 149, 155. 1370 Bei den beiden Fenstern der Südwestecke des Obergeschosssaales waren Sturzbogen und Säulen herausgeschlagen. Das Hoffenster ist in seiner heutigen Form einschließlich des Außengewändes gänzlich neu. Ein originales Kapitell konnte im Füllmaterial des Fensters auf der Südseite geborgen und wieder an ursprünglicher Stelle eingesetzt werden. Ein weiteres Kapitell mit Säule ist heute in der Kellerburg in Sarnthein eingebaut. – Zallinger 1981, S. 30. 1371 Diese Tür im Obergeschoss zwischen Nordraum des Saalbaus und dem älteren Nordostanbau, dessen Westmauer ursprünglich frei stand, wurde im Laufe der Zeit mehrfach verändert. Nach Annahme von Zallinger (1981, S. 31) gehörte der Durchgang ursprünglich vermutlich zu einem Erker oder Söller. Dieser wurde durch die Errichtung des Saalbaus dann mittels Stufen in der Mauerdicke mit dessen tiefer liegenden Obergeschoss verbunden. 1372 Die beiden heutigen kleinen Viereckfenster im Obergeschoss der Saalbaunordfassade sind in größere, z. T. vermauerte Öffnungen eingesetzt. Diese waren vermutlich bei der im Inventar aus dem Jahr 1554 erwähnten Unterteilung dieses Nordraumes in Küche, Stube und Kammer ausgebrochen worden. Stube und Kammer nahmen die Westseite, die Küche die Osthälfte des Raumes ein, welche später durch eine Backstube mit einer Tür zum Hof hin erweitert wurde. Diese ehemalige Backstubentür ist heute durch ein Rundbogenfenster ersetzt, während der daneben liegende Rundbogeneingang zur Küche nach Annahme von Zallinger wohl an Stelle einer romanischen Fensteröffnung getreten ist. – Zallinger 1981, S. 30-31. 1373 Die Raumausstattung aus dem 15. Jahrhundert wurde 1923 in einem Raum auf Schloss Feistritz am Wechsel eingebaut. – Beschreibung der gotischen Wandtäfelung und Decke in: Zallinger 1981, S. 31, 48, Anm. 99. – Zur Holzbalkendecke des Saalbauobergeschosses in Reinegg: Sarne, B., in: Zeitschrift des Österreichischen Burgenvereins, 11, 1975, S. 24 und Abb. 32. – Detailzeichnungen der gotischen Stube von Otto Schmidt, Wiener Bauhütte 1886, Museum Ferd., FB 4719, Bl. 8. Veröffentlicht in: Paukert, F.: Die Zimmergotik in Deutsch-Tirol, V (1893), Bl. 29-31. – Fotografie der gotischen Stube von Otto Schmidt um 1890, in: Kunstschätze aus Tirol, 4. Abt., Neue Folge, Wien 1902, Bl. 53. - (Hinweise in: Zallinger 1981, S. 11). 503 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n Abb. 547: Saalfenster im Obergeschoss der Saalbauwestfassade. (aus: Zallinger, in: Tiroler Burgenbuch V, Trapp, 1981, S. 27, Abb. 11) Abb. 548: Säule mit Kapitell eines Saalfensters, heute in der Kellerburg in Sarnthein. (aus: Zallinger, in: Tiroler Burgenbuch V, Trapp, 1981, S. 27, Abb. 12) Saal: Der mit seinen Maßen von ca. 14/15,5 x 10 m etwa zwei Drittel der Geschossfläche einnehmende obere Saal war über eine Außentreppe und ein Rundbogenportal in der Hoffassadenmitte zugänglich. Er wurde mittels eines Kamins in der Westecke seiner südlichen Schmalseite beheizt. Seine intensive Belichtung erfolgte durch fünf große spitzbogige Dreierarkadenfenster mit Knospenkapitellen seiner Säulchen und Maßwerk in ihren Tympanonfeldern. Drei von ihnen befanden sich in der talseitigen Westfassade, je eines auf der Süd- und Ostseite. Seine Nordwand enthielt eine Rundbogentür als Durchgang zum oberen Wohnraum. Maße Saalbau:1374 Grundriss Burganlage, Kernburg mit Saalbau (Außenmaße): Grundriss Saalbau EG (Außenmaße): Grundriss Saalbau EG (i. L.): Saal im EG (i. L.): Rekonstruktion Saal 1. OG (i. L.): 1374 ca. 50 m : 30 m ca. 24/28 m : 12/12,9 m 21,8/24,9 m : 9,2/10 m 14/17 m : 7,8/10 m = 138 qm 13,8/15,5 m : 9,8/10 m = 145 qm Nach den Grundrissplänen des Landesdenkmalamtes Bozen/Südtirol, Plan-Nr. 58/a, 58/c. 504 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n Abb. 549: Saalbauobergeschoss. Saal nach Osten, mit romanischer Zwischenwand (links). Zustand um 1938. (aus: Zallinger, in: Tiroler Burgenbuch V, Trapp, 1981, S. 17, Abb. 5c) Abb. 550: Saal im Untergeschoss des Saalbaus. Blick nach Osten. (aus: Zallinger, in: Tiroler Burgenbuch V, Trapp, 1981, S. 28, Abb. 13) 505 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n Abb. 551: Romanischer Kamin im Südraum des Saalbauuntergeschosses. (aus: Zallinger, in: Tiroler Burgenbuch V, Trapp, 1981, S. 29, Abb. 14) Heutiger Bestand: Der Saalbau ist in seinen Außenmauern zweigeschossig erhalten. Sein Untergeschoss besitzt noch drei talseitige Fenster, zwei hofseitige Eingänge sowie Deckenkonstruktion und raumtrennende Quermauer aus der Erbauungszeit. Das Obergeschoss ist durch die Entfernung der ursprünglichen Trennmauer, den Einbau von Zimmern, neuer Decken sowie die Erhöhung des Fußbodens verändert worden. Von seinen sieben Drillingsarkadenfenstern stammen noch zwei auf der Westseite aus ursprünglichem Bestand, während alle anderen z. T. oder gänzlich erneuert sind. 506 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n Abb. 552: Gotische Stube aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Bis Ende des 19. Jahrhunderts im Nordraum des Saalbauobergeschosses, seit 1923 auf Schloss Feistritz am Wechsel eingebaut. (aus: Zallinger, in: Tiroler Burgenbuch V, Trapp, 1981, S. 30, Abb. 15) Entstehungsgeschichte/Datierung: Für die Errichtung des Saalbaus kann auf Grund der stilistischen Einordnung seiner Triforiumfenster im Obergeschoss eine Zeit um die Mitte des 13. Jahrhunderts angenommen werden.1375 Als Bauherren sind die Grafen von Eppan zu nennen, welche etwa seit 1140 die Herrschaft im Sarntal innehatten.1376 Der Baubeginn der Burganlage dürfte wahrscheinlich um 1230 erfolgt sein.1377 Während der Bauarbeiten erfolgte eine Planerweiterung des Gesamtgrundrisses der Burg, welche zur Errichtung des großen Saalbaus an der Außenseite der Ringmauer führte.1378 Ausbau und Vollendung der Anlage kann Egno von Eppan, dem Domherrn zu Trient und seit 1240 Fürstbischof von Brixen, zugeschrieben werden.1379 1375 s. Hörmann-Weingarten 1981, S. 366. – Menara 1990, S. 64. – Auch Bitterli-Waldvogel datiert die Burg (in: Südtiroler Burgenkarte 1995, S. 135) „um 1250“. – Zallinger (1981, S. 26, 27) weist auf die lombardische Herkunft der Steinmetzen hin und vergleicht die Fensterkapitelle mit denen im Trienter Dom, das Maßwerk mit dem des Rathauses von Como (um 1215 erbaut) sowie des „Brolettos“ in Brescia (Bauzeit 1223-26). 1376 Zallinger 1981, S. 12, 45, Anm. 12. 1377 Zallinger 1981, S. 12. – Menara 1990, S. 64. 1378 Die Saalbauostmauer war vermutlich zunächst als Fortsetzung der Ringmauer geplant, und der ältere Nordwohnbau besaß vor der Errichtung des Saalbaus eine freistehende Westseite. - Zallinger (1981, S. 28, 31). – Auch bei der Ulrichsburg im Elsass erfolgte auf Grund von Platzmangel die Errichtung eines großen, jüngeren Saalbaus an der Außenseite der Ringmauer. 1379 Zallinger 1981, S. 13. – Menara 1990, S. 64. 507 Reinegg (= Reinec k) in Sar nthe in/Südtirol, Italie n Als älteste Schriftquelle über die Burg gilt die Nachricht von der dort 1263 stattgefunden Hochzeit der Erbin Sophie, Tochter des damaligen Burginhabers Hugo von Velthurns, mit dem Vogt Albero von Matsch.1380 1273, im Todesjahr des letzten Eppaner Bischofs Egno, wurde Burg und Herrschaft Sarnthein an Graf Meinhard II. verliehen. Unter der Herzogin Euphemia erlebte die Burg von 1311-47 als Residenz eine letzte Glanzzeit.1381 Es folgte ihre Vergabe als Pfandschaft, Lehen oder Pflege in häufigem Wechseln an verschiedene Adelsfamilien. Einen gotischen Innenausbau mit Wandtäfelung erhielt das Obergeschoss des Saalbaus wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.1382 Für das Jahr 1540 sind eine auf der Burganlage erfolgte Dachreparatur sowie neue Bauschäden überliefert. Das anlässlich der Übergabe an den Pfleger Peter von Molart (Mollaro) aufgenommene Inventar von 1554 gibt Aufschluss über den schlechten Erhaltungszustand der Anlage. Es bezeugt auch die Unterteilung des oberen Nordraumes im Saalbau in Küche, Stube und Kammer.1383 1556-57 ließ Molart in der Burg Fenster und Böden instand setzen sowie wahrscheinlich auch die talseitige Saalbaufassade erhöhen. Ab dem 16. Jahrhundert bis zur Verlegung des Gerichtsgefängnisses nach Sarnthein im 18. Jahrhundert diente der obere Saal im Saalbau noch als Gerichtskanzlei, danach als Möbelmagazin und schließlich als landwirtschaftliches Depot.1384 Alte Ansichten ab 1830 sowie Fotografien ab dem Ende des 19. Jahrhunderts zeigen die Burggebäude zwar noch mit Dach, aber dokumentieren auch ihre Bauschäden.1385 1895 kam es zum Abbruch der gotischen Täfelungen und Decken im Obergeschoss des Saalbaus. Burg Reinegg wurde 1635 von David Wagner gekauft und blieb bis 1937 im Besitz seiner Nachkommen, der 1681 zu Grafen erhobenen Sarnthein. 1938 kam die Burganlage in Privatbesitz der Familie des Conte Vergorio und erfuhr in den darauf folgenden Jahren eine umfangreiche Sicherung und Sanierung. Dabei erfolgte im Saalbauobergeschoss der Einzug neuer Decken in die alten Balkenlöcher, die erhebliche Erhöhung des Fußbodens sowie Entfernung der ehemaligen Trennmauer und der Einbau von Zimmern.1386. Literatur: Dehio Kärnten, Reinegg, 2001, S. 681. - Hörmann-Weingarten, Burgen Tirols, 1981, S. 366. – Kohla/Metnitz/Moro, Kärnter Burgenkunde, 1973, S. 272. - Menara, Südtiroler Burgen Wanderungen, 1990, S. 63-64. - Piper, Österreichische Burgen, 1902b. – Südtiroler Burgenkarte, Reinegg, 1995, S. 135-136. - Zallinger, Burg Reinegg, in: Tiroler Burgenbuch 5, 1981, S. 11-50. 1380 Die Burg war durch die Ehe von Hugo von Velthurn mit Gräfin Elisabeth in Abhängigkeit des Hochstiftes in Brixen geraten. Sie wurde erst durch die Hochzeit ihrer Tochter mit Albero von Matsch aus der Brixner Ministerialität wieder entlassen. – Zallinger 1981, S. 13-14. – Hörmann Weingarten 1981, S. 366. 1381 In diese Zeit fällt auch die Änderung des auf den Herrschaftsitz übertragenen Burgnamen Sarnthein in Reineck bzw. Reinegg. – Zallinger 1981, S. 14. – Menara 1990, S. 64. 1382 Zallinger 1981, S. 31. 1383 Zum Inventar von 1554: Zallinger 1981, S. 16, 30-31. 1384 Zur Nutzung des Saalbaus in nachmittelalterlicher Zeit: Zallinger 1981, S. 16-17, 30-31, 47, Anm. 71. 1385 Nord- und Südansicht von Sarnthein mit Burg Reinegg, Ölgemälde von Josef Kiechl um 1830. – Süd- und Westansicht der Burg, Bleistiftzeichnung von Johanna von Isser-Großrubatscher, 1844 und um 1845. – Fotografien Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Restaurierung von 1938 vom Zustand der Burggebäude, im: Archiv des Landesdenkmalamtes Bozen. – Angaben zu alten Ansichten und Fotografien der Burg in: Zallinger 1981, S. 11. 1386 Zallinger 1981, S. 18, 29. 508 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen 5.19 Rothenburg am Kyffhäuser/Thüringen Lage: Auf einem Bergausläufer am nördlichen Rand des Kyffhäusergebirges liegt die Burgruine, deren Kernburg im Grundriss eine annähernd ovale Form mit einer nach Südosten gerichteten Spitze besitzt. Dicht hinter dieser abgerundeten Ringmauerspitze steht der 16 m hoch erhaltene Bergfried, von 12 m Durchmesser und 2,7 m Mauerstärke. Auf der Nordostseite der Kernburg befindet sich der Saalbau, welcher weit über die Außenseite der ursprünglichen Ringmauer hinaus greift. An ihn schließen auf seiner südlichen1387 Schmalseite ein kleiner Torzwinger und auf der Nordgiebelseite eine Kapelle an. Auf unregelmäßig rechteckigem Grundriss steht sie zweigeschossig ungefähr schräg-rechtwinklig zum Saalbau und tritt dabei ebenfalls über die Ringmauer vor. Vermutlich wurde ihre Südmauer nachträglich durch Anbau mit der nördlichen Giebelmauer des Saalbaus vereinigt.1388 Westlich an die Kapelle schließt die Südmauer eines Wohngebäudes an, das die nördliche Hofseite der Burg begrenzt und vermutlich älter als der Saalbau ist.1389 Eine 1937 abgebrochene, den Burgbereich in Längsrichtung teilende, ca. 1,2 m starke Trennmauer führte rechtwinklig von der Hoffassade des Nordwohnbaus bis zum Bergfried.1390 An der inneren Westseite der Ringmauer sind seit den Grabungs- und Restaurierungsarbeiten von 1937/39 drei ungewölbte Kellerräume mit Treppenabgängen sichtbar.1391 Saalbau: Der weit über die Ringmauer hinausgreifende, zum Steilhang nach Osten vorgeschobene Saalbau besitzt einen Grundriss in Form eines etwa 23 x 12 m großen Rechtecks mit leicht nach außen gebogener Ostmauer. Über seinem etwa die Osthälfte einnehmenden Untergeschoss1392 erhebt sich der Saalbau in zwei Geschossen. 1387 Es handelt sich hier genau genommen um die südöstliche Saalbauseite.– An dieser Stelle möchte ich Herrn Dr.Ing. Dankwart Leistikow für die Überlassung seines Manuskriptes und der Grundrisspläne vom Saalbau vor der Veröffentlichung seines Aufsatzes (Leistikow 2000, S. 31-46) herzlich danken. Auch bin ich Herrn Dipl. phil. Reinhard Schmitt für das Zusenden der Literatur über die Rothenburg von Stolberg (1968, S. 320-322) und Wäscher (1962, Textband, S. 129-130 und Bildband, Bild 409-414) zu Dank verpflichtet. 1388 Annahme von Leistikow (2000, S. 37). – Von der zum Hof hin gelegenen Kapellentür an der Südseite des Obergeschosses muss es eine hölzerne Brückenverbindung durch eine Außentreppe und/oder einen Laufgang zum Obergeschossportal des später entstandenen Saalbaus gegeben haben. – s. dazu: Leistikow 2000, S. 37 und Wäscher 1962, S. 130. – Zur Kapelle: Leistikow 2000, S. 36-37 und S. 35, Abb. 6 (Rekonstruktion der Kapellengrundrisse). – Dittmann 1990, S. 25. - Stolberg 1968, S. 321. - Wäscher 1962, S. 130. 1389 Leistikow 2000, S. 35-36. 1390 Wahrscheinlich besaß diese Trennmauer einen heute nicht mehr lokalisierbaren Anschluss an den Bergfried. Nach Vermutung von Leistikow könnte eine Teilzerstörung des Westbereichs der Burganlage um 1212 zu dessen Aufgabe, zum Bau der Trennmauer sowie zur Errichtung des östlich der Ringmauer vorgelagerten Saalbaus geführt haben. – Leistikow 2000, S. 33, 35, 44, Anm. 10. 1391 Unter diesen Kellerräumen wurden in den 1930er Jahren noch weitere Grundmauern ausgegraben, welche angeblich Reste eines Wohn- oder Saalbaus und einer Kapelle aus einer ersten Bauzeit der Burg sein sollen. Leistikow (2000, S. 35, 44, Anm. 11, 16) weist darauf hin, dass bislang sichere Grundlagen für diese Annahme fehlen. Hierzu wären neue Untersuchungen durch die Aufarbeitung vorhandener Archivunterlagen oder eine erneute Grabung einzuleiten. 1392 Auf Grund des Geländeabfalls im Osten war zur Talseite hin eine Umbauung eines halben Untergeschosses als Substruktion erforderlich. 509 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen Abb. 553: Grundriss der Burganlage. (aus: Wäscher 1962, Abb. 409) Abb. 554: Hofansicht von Wohnbau, Kapelle und Saalbau. Blick nach Norden. (Foto: Verf. 1999) 510 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen Abb. 555 und Abb. 556: Grundriss Erd- und 1. Obergeschoss des Saalbaus. Rekonstruktionszeichnung von D. Leistikow 1997. (aus: Leistikow 2000, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 5, S. 34, Abb. 5) 511 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen Das vermutlich ältere Mauerwerk der Hoffassade besteht im Erdgeschoss aus Kyffhäuser Granit, einem harten und spröden Gestein mit hellrosa bis bräunlicher Farbe.1393 Alle übrigen Bereiche seiner Außenmauern sind – ebenso wie beim Nordwohnbau und der Kapelle – aus rotem Sandstein (Subcarbon) mit von tiefroter bis bräunliche variierender Farbe erbaut. Es handelt sich dabei um Quadermauerwerk mit geglätteter Oberfläche und durchgehenden Lagerfugen. Für das hofseitige Portal im Obergeschoss des Saalbaus ist ein glatt bearbeiteter grauer Kalkstein (Muschelkalk) verwendet. Auch die Werksteine der Fensteröffnungen waren vermutlich ebenfalls aus grauem Kalkstein, während ihre Füllungen und Gewände aus rotem Sandstein bestanden.1394 Abb. 557: Westansicht (Hoffassade) des Saalbaus. (Fotos Verf. 1999) Das in Längsrichtung den Ostteil der Salbaugrundfläche einnehmende Untergeschoss diente wahrscheinlich als Kellerraum. Es war ursprünglich vermutlich über eine Innentreppe vom Erdgeschoss aus zugänglich.1395 Im Erdgeschoss wird durch eine mittlere Längsmauer mit mittiger, leicht spitzbogiger Tür eine Unterteilung in zwei Räume vorgenommen. Der ca. 20 x 4 m große, etwas schmälere hofseitige Westraum ist – abgesehen von einem kleinen Rechteckfenster auf der Hofseite – völlig unbelichtet. Er ermöglichte über ein Tor in der Südgiebelseite sowie ein weiteres in der Nordecke seiner Westseite den Durchgang zum Burghof.1396 1393 Aus diesem Gestein bestehen auch die wahrscheinlich zu den ältesten Teilen der Burganlage gehörende Ringmauer, die Kellerräume im Westen sowie der Bergfried. 1394 Die Saalfenster stammen in ihrer heutigen Untergliederung aus den Restaurierungsmaßnahmen von 1937/39. – Zum Mauerwerk des Saalbaus: Leistikow 2000, S. 40-41. – Piper 1912/1994, S. 100. - Stolberg 1968, S. 320. – Wäscher 1962, S. 129. 1395 Sein Zugang an der Südgiebelseite stammt aus jüngerer Zeit. Dieses Untergeschoss ist bislang nicht untersucht worden. – Hinweis von Leistikow (2000, S. 39, 45, Anm. 22). 1396 Leistikow (2000, S. 45, Anm. 22) äußert die Vermutung, dass das Untergeschoss der hofseitigen Saalbaumauer im Zuge der älteren Ringmauer und damit wohl auf ihren Fundamenten verlaufen könnte. In diesem Fall wären 512 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen Der etwa 20 x 4,5/5 m große Ostraum besitzt drei Ost- und ein Südfenster sowie eine Tür1397 in der Ostecke der Nordgiebelmauer. Die schmalrechteckigen, im Lichten nur 28 cm breiten1398 Fensteröffnungen im Erdgeschoss werden an der Außenseite durch Spitzbogenblenden mit horizontalem Sturz nach oben abgeschlossen. An der Innenseite besitzen sie ebenfalls einen waagerechten oberen Abschluss, über dem ihr Sturz wie eine dreieckige Giebelspitze ausgeformt ist. In der Südostecke des Ostraumes deutet eine runde Einbuchtung im Mauerwerk auf das ursprüngliche Vorhandensein eines Kamins an dieser Stelle hin.1399 Von der Holzbalkendecke über dem Erdgeschoss aus der Erbauungszeit haben sich ihre Balkenlöcher vollständig erhalten.1400 Abb. 558: Ostansicht (Feldseite) des Saalbaus. (aus: Leistikow 2000, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 5, S. 38, Abb. 10) Im Obergeschoss mit seinen drei bestehenden Außenmauern im Osten, Westen und Norden befand sich ein die gesamte Geschossfläche einnehmender, ca. 21 x 10 m großer Saal. Seine Ostseite besitzt drei, durch die Restaurierungsmaßnahmen von 1937/39 veränderte, 3 m breite Fenster aus grauem Kalkstein. Ihr oberer Abschluss Lage und Gestalt des Durchganges zum Hof ein Hinweis für das Tor aus der ersten Bauzeit an gleicher Stelle. Das heutige stichbogige Hoftor ist – abgesehen von dem teilweise erhalten gebliebenen, nordseitigen Sockelprofil - eine Ergänzung aus der Restaurationszeit um 1937. – Leistikow 2000, S. 45, Anm. 24. - Piper (1912/1994, S. 422) vergleicht die Zugangsführung durch den Saalbau zum Burghof mit der im Erdgeschoss des als sog. „Münze“ bezeichneten Gebäudes auf der Salzburg an der fränkischen Saale. 1397 Nach Leistikow (2000, S. 39) könnte es sich bei dieser „türgroßen Öffnung“ im Erdgeschoss der Nordgiebelseite möglicherweise um eine Poterne, d. h. um einen versteckten Ausgang in der Mauer bzw. einen unterirdischen Gang, handeln. 1398 Maßangabe in: Piper 1912/1994, S. 422. 1399 Leistikow 2000, S. 39. 1400 Zum Erdgeschoss des Saalbaus: Leistikow 2000, S. 38-39. 513 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen erfolgt innen flachbogig, an der Außenseite mit Spitzbogenblende und seitlich eingestellten Säulen. Schlanke Säulen mit Kelchkapitellen und Kleeblattbogen nehmen eine gleichmäßige Vierteilung der Arkadenöffnungen vor. Die zwei mittleren Kleeblattbogenfelder sind überhöht und die Fenstergewände mit kugeligem Zierrat versehen. Wie Abbildungen aus dem 19. Jahrhundert belegen, stimmt die heutige Fenstergliederung mit der ursprünglichen nicht überein. Es handelte sich um dreiteilige Fenster mit verbreiteter und überhöhter Mittelöffnung, kleeblattbogigen Abschlüssen und Pfosten ohne Kapitelle an Stelle der heutigen Säulchen. Füllungen und Gewände besaßen ein umlaufendes, gekehltes Profil, welches mit kleinen Rosetten besetzt war.1401 Das ehemalige dreiteilige Saalfenster in der nach 1840 eingestürzten südlichen Giebelmauer ist nur durch seine zeichnerische Darstellung und Rekonstruktion bei Hesse1402 überliefert. Seine beiden Seitenöffnungen waren durch Kleeblattbogen geschlossen, während die mittlere Öffnung einen rechteckigen Sturz besaß, der abgetreppt aufstieg. Die Saalfenster an ihrer Innenseite hatten einen Bohlenverschluss mit Riegelbalken, deren Löcher sich z. T. erhalten haben.1403 Über dem Saalfenster im Südgiebel befand sich ein kleineres Biforiumfenster mit Kleeblattbogen.1404 Auch die rundbogige Öffnung im Format einer Tür in der Nordgiebelseite diente nach Vermutung von Leistikow zur Belichtung und vielleicht auch zur äußeren Erschließung des Dachbodens. 1405 Der Zugang zum Saalgeschoss erfolgte ursprünglich über eine Freitreppe und das erhaltene Spitzbogenportal auf der Hofseite im Westen. Sein Gewänderücksprung ist zweifach abgetreppt und besitzt zu beiden Seiten je zwei eingestellte Säulen mit glatten Kelchkapitellen und Kämpfern.1406 An der Nordwestecke der Hoffassade befand sich 1401 Im Landesamt für Denkmalpflege in Erfurt sind Zeichnungen vorhanden, welche wahrscheinlich den Ursprungszustand der Fenster überliefern. Es sei auf zwei vermutlich aus dem Jahr 1884 stammende Zeichnungen hingewiesen. Eine von ihnen stellt die östliche Außenansicht mit Resten der ursprünglichen Obergeschossfenster, die andere eine Rekonstruktion eines Saalfensters der Ostfassade dar. – Zu den alten Zeichnungen von den Saalfenstern: Leistikow 2000, S. 45, Anm. 45. – Leistikow (2000, S. 40) weist auf zwei, mit Rosetten verzierte Bruchstücke von Fensterarkaden der Rothenburg hin, die im Regionalmuseum in Bad Frankenhausen aufbewahrt werden und aus der Erbauungszeit des Saalbaus stammen könnten. Auch erwähnt er ausgebaute Fensterspolien, welche aus der Restaurierungsphase gegen Ende des 19. Jahrhunderts stammen. Sie befinden sich heute im als Lapidarium eingerichteten Saalbauuntergeschoss. Anhand dieser Spolien lässt sich für die Fenster eine Dreiteilung mit breiter Mittelöffnung und Pfeilern, jedoch ohne Rosetten rekonstruieren. – Die heutige Fensterlösung orientiert sich nach Leistikow (2000, S. 45, Anm. 28) an der Domfassade in Halberstadt, wo über den Türdurchgängen eine Vierteilung durch Säulen zu sehen ist. 1402 Detailzeichnungen vom Südsaalfenster und Burgansicht, in: Hesse 1823. – Hinweis von Leistikow 2000, S. 45, Anm. 23. 1403 Zu den Saalfenstern: Leistikow 2000, S. 39-40. – Dittmann 1990, S. 23. – Stolberg 1968, S. 321. - Wäscher 1962, S. 130. 1404 Die Südgiebelseite des Saalbaus mit Resten des Saalfensters und dem Biforium darüber ist u. a. auf einer Ansicht von J. G. Martini von 1823 (abgebildet in: Leistikow 2000, S. 31, Abb. 1) und einer Radierung um 1800 (abgebildet in: Wäscher 1962, Bild 411) zu sehen. 1405 Leistikow 2000, S. 39. 1406 Leistikow (2000, S. 40, 45-46, Anm. 29) vergleicht das erhaltene Saalportal mit dem Portal auf der Burg Wintberg bei Jena, das um 1250/60 datiert wird. – Rupp, Matthias: Vier Burgen auf dem Hausberg bei Jena. Neue Untersuchungen zur Geschichte einer Burgengruppe in Thüringen, in: Burgen und Schlösser in Thüringen. Jahresschrift der Landesgruppe Thüringen der Deutschen Burgenvereinigung, Jena 1996, S. 23-35, hier S. 31-32, mit Abb. – Rupp, Matthias: Die vier mittelalterlichen Wehranlagen auf dem Hausberg bei Jena. Städtisches Museum Jena (Hrsg.). Jena 1993, S. 42-45, mit Abb. 8. – Die glatten Kapitelle ohne Blattschmuck der Portalsäulen sind nach Leistikow auch in ähnlicher Form in den Mittelschiffarkaden der nahe gelegenen Klosterkirche von Memleben (zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts) zu sehen. – Als weitere Vergleichsbeispiele führt Leistikow den Kreuzgang des Domes in Halberstadt (um 1239-50) und den Domkreuzgang zu Magdeburg (1232-35) an. Er vergleicht die mit kugeligem Zierrat versehenen Gewändekehlen mit denen der mehrteiligen Wohnbaufenster der Hinterburg bei Neckarsteinach, der Burg Liebenzell und des Wormes Hofes in Wimpfen. Diese aus dem zisterziensischen Bereich (Bronnbach, Maulbronn, Gnadental) kommende Zierform der Fenster ist ebenso auf den Burgen in Wertheim und Krautheim zu finden. - Auch weist Leistikow auf Übereinstimmungen mit den Fenstern 514 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen eine Maueröffnung, welche heute in Form eines weiteren vierteiligen Spitzbogenfensters ergänzt ist. An seiner Stelle könnte für die Erbauungszeit eine Tür angenommen werden, die auf einen Balkon oder über einen Gang zur Kapelle führte.1407 Falls sich ursprünglich ein Kamin in der Südostecke des Erdgeschosses befand, war dieser wahrscheinlich bis in Traufhöhe hochgeführt worden.1408 Abb. 559: Südostansicht von Bergfried und Saalbau. Radierung um 1800. (aus: Wäscher 1962, Bild 411) Über den beiden Schmalseiten des Saalbaus erhoben sich hohe Spitzgiebel, von denen der nördliche heute noch vorhanden ist. Dieser war vermutlich ebenso als Treppengiebel ausgebildet, wie dies für den nach 1840 eingestürzten und in seiner Form durch alte Zeichnungen belegten Südgiebel überliefert ist.1409 Die feldseitige Ostfassade zeigt durch die Anordnung der Fenster sowie der Strebepfeiler eine ganz symmetrische Gliederung: Genau über den drei gleichmäßig in der Außenmauer verteilten kleineren Erdgeschossfenstern sitzen die drei oberen, großen, dreiteiligen Saalarkaden. Zwischen den Maueröffnungen befinden sich in gleichmäßiger Reihung vier bis in die ganze Höhe des Untergeschosses reichende des obersten, heute nicht mehr erhaltenen Saalbaugeschosses der Ulrichsburg im Elsass hin, welche durch Abbildungen aus dem 19. Jahrhundert überliefert sind. – Zur stilistischen Einordnung von Saalportal und -fenster: Leistikow 2000, S. 40-41, 45-46, Anm. 26, 29-31. 1407 Leistikow 2000, S. 39. – Auf einer Handzeichnung vom nördlichen Bereich der Hoffassade aus dem Jahr 1884, von C. Hirsch (Nr. f87/150, im Landesamt für Denkmalpflege in Erfurt) ist neben dem hier zweigeschossig ausgebrochenen Mauerwerk ein erhaltenes Gewändekapitell einer Öffnung zu sehen. – Hinweis in: Leistikow 2000, S. 45, Anm. 24. 1408 Möglich wäre ein Kaminanschluss im Obergeschoss dieser Südostecke. 1409 Auch das Gebäude der sog. „Münze“ auf der Salzburg an der fränkischen Saale besitzt einen Treppengiebel. – Leistikow 2000, S. 45, Anm. 26. 515 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen Strebepfeiler, die in der Mitte ihrer Länge einmal gestuft und oben abgedacht sind.1410 Ein weiteres Gliederungselement bilden die vier oberhalb zwischen den Triforiumfenstern des Saales austretenden Harken- oder Konsolsteine. Diese könnten zum Einhängen von Holzschutzläden oder Dachrinnen gedient haben oder stellen vielleicht auch den Rest von ehemaligen Wasserspeiern dar.1411 Abb. 560: Südostansicht von Bergfried und Saalbau. Abbildung von J. G. Martini 1823. (aus: Leistikow 2000, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 5, S. 31, Abb. 1) Saal: Mit seinen Maßen von ca. 21 x 9,5/10,5 m nahm der Saal im Obergeschoss die gesamte Grundfläche ein. Er war von der hofseitigen Westfassade über ein Spitzbogenportal mit zweifach abgetrepptem Gewände und beidseitig eingestellten Säulen zugänglich. Zu diesem Portal muss ursprünglich eine Freitreppe geführt haben. Der Saal besaß an der Nordwestecke seiner Hoffassade wahrscheinlich eine Tür, welche auf einen Balkon oder über einen hölzernen Laufgang zum Kapellenobergeschoss führte. Vier große Triforiumfenster – drei auf der Ost- und eins auf der Südgiebelseite – belichteten den Saal. Sie waren innen flachbogig, außen mit Spitzbogenblenden versehen, besaßen eine überhöhte Mittelöffnung und Kleeblattbogen auf Pfosten. Vielleicht hatte das in der Erbauungszeit mit einer Holzbalkendecke ausgestattete, repräsentative Obergeschoss einen Kamin in seiner Südwestecke. 1410 Leistikow (2000, S. 39) weist darauf hin, dass diese Strebepfeiler statisch keine Wirksamkeit haben, sondern als reines Fassadengliederungselement verwendet sind. 1411 Die Funktion dieser Konsolsteine ist bislang ungeklärt. 516 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen Abb. 561: Hofportal im Saalgeschoss. (Foto: Verf. 1996) Abb. 562 und Abb. 563: Außenansicht der Nordostseite des Saalbaus und Rekonstruktion eines östlichen Saalfensters. Zeichnungen wohl um 1884. (aus: Leistikow 2000, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 5, S. 37, Abb. 8, 9) Maße Saalbau:1412 Grundriss Burganlage, Kernburg mit Saalbau (Außenmaße): Grundriss Saalbau EG (Außenmaße): Ostraum im EG (i. L.): Westraum im EG (i. L.): ca. 80 m : 60 m 23,2 m : 11,8/12,4 m 19,9/20 m : 4,6/5,1 m 20,3 m : 4/4,2 m 1412 Nach dem Grundrissplan der Burg von H. Wäscher (1962, Abb. 409) und den Grundrissplänen des Saalbaus von D. Leistikow (2000, S. 34, Abb. 5). 517 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen Rekonstruktion Saalgeschoss im OG (i. L.) 20,8 m : 9,6/10,4 m = 208 qm Heutiger Bestand: In seinen Umfassungsmauern ist der Saalbau zum größten Teil zweigeschossig erhalten geblieben. Die Außenmauern des Erdgeschosses mit seinen Ostfenstern und zwei Toröffnungen als Zugang zum Burghof in der Südgiebel- und Westmauer sind noch vollständig vorhanden. Auch stammt die Längstrennmauer im Erdgeschoss aus der Erbauungszeit. Vom Saalgeschoss blieben die Längsfassaden mit ursprünglichem Hofportal und erneuerten Arkadenfenstern sowie die Nordgiebelseite mit einer türähnlichen Öffnung fast vollständig erhalten. Dahingegen beschränkt sich der Bestand der Südgiebelmauer heute auf das Erdgeschoss. Abb. 564 und Abb. 565: Blick in den Saalbau auf die nördliche Giebelmauer und Außenansicht der Nordgiebelmauer. (Fotos: Verf. 1996) Entstehungsgeschichte/Datierung: Der Name Rothenburg findet urkundlich erstmals 1129 als Herkunftsbezeichnung eines Christians von Rothenburg Erwähnung, welcher zuerst 1136 als Graf von Rothenburg (comes Christianus de Rothenburgk) bezeugt ist. 1413 Anlässlich der ersten welfischen Teilung im Jahr 1202, bei der u. a. die Rothenburg an Kaiser Otto IV. fiel, wird die Burganlage erstmals Rothenburg genannt.1414 Mit dem Erlöschen des Rothenburger 1413 s. Leistikow 2000, S. 33. - Strickhausen 1998a, S. 263 u. Anm. 2024, 2025 (dort Hinweis auf: Dobenecker, Otto (Hrsg.): Regesta diplomatica necnon epistolaria historia Thuringiae, Bd. 1-4, Jena 1896-1939, hier: Bd. 1, Nr. 1230, 1321). – Wäscher 1962, S. 129. 1414 Leistikow 2000, S. 33. - Strickhausen 1998a, S. 263 u. Anm. 2027 (dort Hinweis auf: Dobenecker, Bd. 2, Nr. 1220). 518 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen Geschlechts um 1208 kam die Burg an die Grafen von Beichlingen, die sich ab 1209 Burggrafen von Rothenburg und Kyffhausen nannten. Als Kaiser Otto IV. 1212 in seinem Feldzug gegen den Landgrafen Hermann I. von Thüringen die Burg Weißensee eroberte, zerstörte er wahrscheinlich auf seinem Anmarsch auch die Rothenburg.1415 Wenige Jahrzehnte später erfolgte die Errichtung des Saalbaus unter den Grafen von Beichlingen-Rothenburg. Als Bauherr kann Graf Friedrich IV. (gest. um 1235) oder sein Nachfolger Friedrich III. von Beichlingen vermutet werden.1416 Abb. 566 und Abb. 567: Blick in den Saalbau nach Nordwesten und Nordosten. (Fotos: Verf. 1996) Bei der Rothenburg können nach Annahme von D. Leistikow1417 drei mittelalterliche Bauzeiten festgestellt werden: Eine erste, vermutlich aus Ringmauer, Bergfried und westlichen Wohnbauten bestehende Burganlage kann in „das frühe bis mittlere 12. Jahrhundert“ datiert werden. Wahrscheinlich wurden „in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts“ der Nordwohnbau und die Kapelle hinzugefügt. Unter den Grafen von Beichlingen-Rothenburg erfolgte in der dritten Bauzeit der Burganlage die Errichtung des im Osten weit über die Außenseite der Ringmauer vorgeschobenen Saalbaus. Dabei wurde der Torweg in sein Erdgeschoss einbezogen.1418 Auf Grund seiner Portal- und 1415 Strickhausen 1998a, S. 263 u. Anm. 2033. – Leistikow (2000, S. 44, Anm. 9) weist darauf hin, dass eindeutige Quellenaussagen über die Zerstörung der Rothenburg fehlen. Andererseits könnte eine teilweise Zerstörung des Burgbereichs im Westen zur Errichtung der großen Längstrennmauer im Burghof sowie des Saalbau geführt haben. – s. Leistikow 2000, S. 33, 44, Anm. 10. 1416 Zum vermuteten Bauherrn: Leistikow 2000, S. 33. – Dittmann 1990, S. 23. – Zur Geschichte der Burgbesitzer bis ins 13. Jahrhundert s. auch: Dittmann 1990, s. 22-23. 1417 Leistikow 2000, S. 41. 1418 Auch Strickhausen (1998a, S. 264) gibt an, dass die Rothenburg wahrscheinlich „in den Jahrzehnten nach 1212“ größtenteils neu errichtet wurde. 519 Rothenburg a m Kyffhä user/Thüringen Fensterformen und ihrer frühgotischen Stilmerkmale kann der Saalbau stilistisch um die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert werden.1419 Abb. 568 und Abb. 569: Saalbau von Süden und Südwestecke. (Fotos: Verf. 1996) Im Jahr 1343 ging die Rothenburg als Besitz der Grafen von Beichlingen an die Wettiner, und von diesen 1376 an die Landgrafen von Schwarzenburg über. Diesen Grafen und späteren Herzöge von Schwarzenburg-Rudolstadt gehörte die Burg in den folgenden Jahrhunderten, bis sie 1918 in den Besitz des Landes Thüringen kam. 1935 wurde sie vom Reichskriegerbund erworben, seit dem zweiten Weltkrieg befand sie sich wieder in öffentlichem Besitz. Von 1952 bis 1990 gehörte die Burgruine zum Bezirk Halle, danach zum Bundesland Thüringen, und seit kurzem befindet sie sich erneut in privatem Besitz.1420 Nach 1840 stürzte der durch alte Abbildungen überlieferte Südgiebel des Saalbaus mit seinem großen Saalfenster ein. 1906 wurde vom Architekten Wilhelm Kreis (18731955) der sog. „Bismarckturm“ auf der Nordseite der Kernburg errichtet, welcher nach Angabe von Leistikow die Ringmauer überlagert, jedoch angeblich keine weiteren Burggebäude zerstörte. Der Bau des Erholungsheim im ehemaligen Vorburgbereich südlich der Kernburg im Jahre 1935 führte wahrscheinlich zur Beseitigung aller Mauerreste an dieser Stelle.1421 1419 Nach Leistikow (2000, S. 38, 41) ist der Saalbau stilistisch „kaum vor der Mitte des 13. Jahrhunderts anzusetzen“. – Wäscher (1962, S. 139) und Strickhausen (1998a, S. 263-264) datieren ihn stilistisch ebenfalls in die Mitte des 13. Jahrhunderts, während Brachmann (1991, S. 130) Kapelle und Saalbau in „eine Ausbauphase des frühen 13. Jahrhunderts“ setzt. 1420 Zu den Besitzern der Rothenburg bis ins 20. Jahrhundert: Leistikow 2000, S. 33. – Wäscher 1962, S. 129. 1421 Leistikow 2000, S. 32, 43, Anm. 2 (zum Bismarckturm). 520 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen In den Jahren 1845, 1890 und 1937/39 fanden teilweise umfangreiche Grabungen und Sanierungsarbeiten statt, welche bislang nicht publiziert worden sind. Bei den Ende der 1930er Jahre vom Reichskriegerbund durchgeführten Maßnahmen kam es u. a. zum Abbruch der längsseitigen Trennmauer im Burghof, zur Freilegung der Kellerräume an der westlichen Ringmauerseite sowie Ausgrabung von Grundmauern unter diesen Räumen.1422 Ergänzungen aus dieser Restaurationsphase sind auch die nicht mit dem ursprünglichen Zustand übereinstimmende, heute vierteilige Fenstergliederung auf der Ostseite des Saales sowie das Tor und das Saalfenster darüber auf der Hofseite im Westen. In den 1990er Jahren kam es erneut zu Sanierungsarbeiten am Mauerwerk der Burgruine. Literatur: Annemüller, Kyffhausen und Rothenburg, 1891. – Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, 2. Bd., 1889, S. 50-55. - Brachmann, Zum Burgenbau, in: Burgen der Salierzeit 1, 1991, S. 130. - Dittmann, Burgen im Kyffhäusergebirge, 1990, S. 21-31. – Duval, Bergvesten, 1846, S. 76-103. – Hesse, Geschichte, 1823, S. 1-64. - Leistikow, Rothenburg, 2000, S. 31-46. – Piper, Burgenkunde, 1912/1994, S. 100, 422, 448. - Reinhard, Kyffhäuser, 1938, S. 52-60. – Sauerbier, Rothenburg, 1927. - Stolberg, Befestigungsanlagen, 1968, S. 320-322. - Strickhausen, Burgen der Ludowinger, 1998a, S. 263-264. Wäscher, Feudalburgen, 1962, Textband, S. 129-130 und Bildband, Bild 409-414. 5.20 Seligenstadt am Main, Pfalz/Hessen Lage: Das Palatium befindet sich am Ostrand von Seligenstadt, am Scheitel eines weiten Mainbogens, auf dem linken Hochufer des Flusses. Wie archäologische Untersuchungen am Hangbereich nachgewiesen haben, war dieser Saalbau in mittelalterlicher Zeit zur Mainseite hin unbefestigt.1423 Somit stand das Gebäude mit seiner durch große Fenster- und Portale geöffneten Ostfassade sowie den beiden Altanen frei und nicht verteidigungsfähig über dem Fluss. Vielleicht besaß es zur Siedlung hin eine Hofmauer, welches jedoch bislang nicht belegbar ist.1424 G. Binding versucht für diesen unbefestigten Saalbau eine mögliche Nutzung als domus bzw. Jagdschloss anzugeben, wie es bis dahin nur in Unteritalien bekannt war. Er zieht einen Vergleich mit den staufischen Jagdschlössern, wie z. B. Gravina di Puglia.1425 Nach R. Atzbach liegt eine weitere mögliche Erklärung für die unterlassene Befestigung in der Konfliktsituation um die Herrschaft in Seligenstadt. Der Mainzer Erzbischof wollte als Besitzer des Klosters Seligenstadt vermutlich keine kaiserliche Burg in seiner 1422 Eine wissenschaftliche Auswertung der vorhandenen, bislang nicht publizierten Archivunterlagen über die umfangreichen Grabungs- und Restaurierungsarbeiten von 1937/39 ist bislang nicht durchgeführt worden. – Leistikow (2000, S. 44, Anm. 11) weist auf folgende Literatur hin: (ohne Autor): Die Ausgrabungen auf dem Kyffhäuser, in: Saalfische. Heimatbeilage zum Saalfelder Kreisblatt 44, Nr. 1, Saalfeld 1939, 2 S. und 2 Abb. – Mundt, Albert: Ruine Rothenburg. Bericht über die Ausgrabungen und Instandsetzungen, in: Das Thüringer Fähnlein 9, 1940, S. 9-14. – Von den betreffenden Archivunterlagen im Thüringischen Landesamt für Archäologische Denkmalpflege in Weimar sind besonders zwei Berichte von Karl Nothnagel von 1937 bzw. 1938 sowie ein weiterer „Bericht über die Ausgrabungs-, Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten auf der Rothenburg“ von Anneliese Klappenbach zu nennen. Klappenbach fertigte 1937 einen Grundrissplan der Burganlage an, der auch die Ergebnisse der Freilegungen erfasst, und übernahm im Sommer 1938 die Bau- und Grabungsarbeiten auf der Burgruine. – Leistikow 2000, S. 34. 1423 Eine Ringmauer zur Flussseite ist auf Grund der bis heute unverändert gebliebenen, archäologisch untersuchten Geländeverhältnisse im Hangbereich ausgeschlossen.– Cramer 1999, S. 13. - Atzbach 1998, S. 195. 1424 Anmerkung von Cramer (1999, S. 139). 1425 Binding 1996, S. 396. – Atzbach 1998, S. 195. – Der unbefestigter Saalbau in Seligenstadt stellt somit einen Sonderfall innerhalb der untersuchten Saalbauten in befestigten Burganlagen dar. 521 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen unmittelbaren Nähe haben. Deshalb wäre ein solcher Repräsentationsbau ohne Befestigungsmauer ein Kompromiss zwischen den kaiserlichen und kirchlichen Interessen gewesen. 1426 1: römisches Castrum Selgum 1: Klosterareal mit karolingischer Benediktinerabtei SS. Petrus und Marcellinus 3: staufische Siedlung mit Saalbau (a) und Romanischem Haus von 1179 4: spätmittelalterliche, bis 1462 befestigte Siedlung 5,6: Neuzeitliche Vorstädte Abb. 570: Stadtentwicklung von Seligenstadt. (aus: Cramer 1999, S. 140, Abb. 2) Saalbau: Auf einer Grundfläche von etwa 46 x 14 m erhebt sich der rechteckige Saalbau mit ca. 1,8 m starken Außenmauern in zwei Geschossen. Das vorhandene Mauerwerk besteht aus überwiegend rotem, vereinzelt hellem, gelbgrauem Sandstein, der aus den Freudenstädter Brüchen stammt und per Schiff nach Seligenstadt transportiert wurde. Die mainseitige Fassade ist aus großen, sauber geflächten, vereinzelt mit Randschlägen versehenen Quadern mit Pressfugen aufgeführt. Auch die Werksteine der Fenster- und Portalöffnungen bestehen aus dem gleichen Sandstein. Bei den Innenseiten der Saalbauumfassungsmauern herrschen kleinere, grob behauene Steinformate mit unregelmäßigen Fugen vor, welche größtenteils aus unterschiedlichen Reparaturphasen stammen. Das Fugenbild des Mauerwerks aus staufischer Zeit ist außerdem noch durch 1426 Diese Annahme ist auch vor dem Hintergrund der „Confoederatio cum principibus ecclesiasticis“ von 1220 zu betrachten, welche besagt, dass keine Burgen auf kirchlichem Besitz errichtet werden dürfen. – Hotz 1981/1992, S. 108, Anm. 151. – Die Siedlung Seligenstadt war im Besitz des Kaisers und erhielt erst nach 1241 ihre Befestigung. – Atzbach 1998, S. 195, 196, Anm. 15. 522 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Brandschäden verändert. Nur die wenig beeinträchtigten bodennahen Bereiche an der inneren Südostecke sowie geringe Teile der Innenseite von West- und Südmauer lassen die ursprüngliche Wandgestaltung erkennen. Sie zeigen – wie an der Fassade – sorgfältig zugerichtetes Quadermauerwerk, welches für die gesamten 1427 Saalbauinnenseiten zur Erbauungszeit angenommen werden muss. Abb. 571: Plan von Seligenstadt im 12./13. Jahrhundert. (aus: Schopp 1982, S. 16) Die nach Osten1428 gerichtete Mainfassade besitzt bis zur Höhe der Fensterstürze im Obergeschoss noch zum größten Teil ihren Originalbestand. Mit drei regelmäßig angeordneten Fenstergruppen zwischen zwei Portalen über den vorgelagerten Altanen zeigt sie eine eindeutige symmetrische Fassadengliederung. Ihre über einem schrägen Sockel 12 cm zurückspringende Mauer hat im Untergeschoss sechs kleine, schmale, tief geschnittene Rundbogenfenster. Je zwei von ihnen befinden sich zwischen und zu beiden Seiten von zwei steinernen, tonnengewölbten Altanen. Diese Altane wurden 1937/38 nach Baubefunden von Otto Müller weitgehend neu errichtet. Sie sind heute durch eine balkonartige, ca. 21 x 3,5 m große Holzkonstruktion miteinander verbunden, die ein Hinaustreten durch die beiden Obergeschossportale ermöglicht. Wie ergrabene Fundamente an den beiden Außenseiten der Altane belegen, führte je eine seitliche Treppe nördlich bzw. südlich zu den Altanen empor. Diese Treppenanlagen als Zugang zum Obergeschoss von der Mainseite her stammten wahrscheinlich aus der Zeit des Umbaus unter Friedrich II. und könnten einen hölzernen Aufgang ersetzt haben.1429 Zwei 1427 Die Saalbauaußenmauern bestehen aus Schalenmauerwerk mit Mauerkernen aus mit Mörtel übergossenen, grob geschichteten Bruchsteinen. – Zum Mauerwerk: Atzbach 1998, S. 191. - Binding 1996, S. 390, 395. – Cramer 1999, S. 141-142. 1428 Es handelt sich um die nordöstliche Saalbaufassade. 1429 Zu den Altanen und Treppenfundamenten: Atzbach 1997, S. 16 und 1998, S. 194 u. 195, Abb. 8. – Cramer 1999, S. 141, 148. 523 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen große, 2,24 m hohe, aus der Erbauungszeit stammende Rundbogentore hinter den Altanen ermöglichten den Zugang zum Erdgeschoss. Abb. 572: Der Saalbau vom Mainufer. Stich von H. Schilbach 1820, Landschaftsmuseum Seligenstadt. (aus: Schopp 1982, S. 29) Abb. 573 und Abb. 574: Ansicht der Mainfront des Saalbaus nach der Freilegung und nach den Instandsetzungsmaßnahmen von 1938 (Zustand 1961). (aus: Binding 1996, S. 391, Abb. 185 und S. 391, Abb. 186) 524 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Mainansicht des Saalbaus. Abb. 575: Zustand vor der Wiederherstellung . (aus: Binding 1996, S. 392, Abb. 188) Abb. 576: Nach der Wiederherstellung, mit Hervorhebung der unter Friedrich II. umgestalteten Portalzonen. Zeichnung nach D. Söder 1987. (aus: Atzbach 1998, S. 195, Abb. 9) Abb. 577: Rekonstruktionsversuch des Zustandes im 13. Jahrhundert, von G. Binding. (aus: Binding 1996, S. 391, Abb. 187) An den beiden seitlichen Enden der Mainfront befindet sich je ein 2 m breiter und 1,7 m vor die Fassadenflucht tretender Strebepfeiler. Dieser Pfeiler reicht jeweils mit seinem schrägen oberen Abschluss bis in die halbe Höhe des Obergeschosses. Im 1996/97 ergrabenen Fundamentbereich springen die Strebepfeiler treppenartig 2 m vor.1430 Durch 1430 Atzbach (1998, S. 192) weist darauf hin, dass eine treppenartige Fundamentform auch bei der spätmittelalterlichen Burg Uda nachweisbar ist. 525 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen diese beiden, die Eckstellen zu den Quermauern verstärkenden Pfeiler erhielt der Saalbau im rutschgefährdeten Terrassenschotter eine größere Standsicherheit. Die Mainseite im Osten besitzt Fundamente bis in knapp 4 m Tiefe, während ihre Quermauern ca. 1 m und die stadtseitige Westmauer 1,6 m unter das heutige Bodenniveau reichen. Da drei Umfassungsmauern des Saalbaus wesentlich flacher gegründet sind, erhält das gesamte Gebäude seine größte Standfestigkeit durch die sehr tief fundamentierte Mainfassade.1431 gelb: römischer Abwasserkanal grau: Ursprungsbau unter Friedrich I. Barbarossa blau: Umbau unter Friedrich II. orange: Fachwerkbauten des 11./12: Jahrhunderts grün: neuzeitliche Scheunenbauten Abb. 578: Grundriss des Saalbaus. Plan der Grabungen 1996, mit Befunden. (aus: Atzbach 1998, S. 191, Abb. 3) Abb. 579 und Abb. 580: Südliches Gesamtprofil durch das Saalbaugelände (links: Mainufer) und Nordquerschnitt, mit Blick auf die Reste der Nordmauer. Bestandsaufnahme 1996/98. (aus: Atzbach 1998, S. 194, Abb. 7 und Cramer 1999, S. 144) 1431 Zu Stützpfeilern und Fundamentierung: Atzbach 1997, S. 14 und 1998, S. 192. 526 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Abb. 581: Grundriss des Saalbaus, mit Darstellung aller Außenmauern sowie der freigelegten Pfeilerfundamente im Erdgeschoss. Bestandsaufnahme 1998/99. (aus: Cramer 1999, S. 143, Abb. 5) Abb. 582: Ansicht Mainfront. Bestandsaufnahme 1996. Die 1937/38 ergänzte Mauerkrone und die ganz neu errichteten Altane sind nur in den Umrissen dargestellt. (aus: Cramer 1999, S. 143, Abb. 6) Abb. 583: Innenansicht der Mainfront, mit Kartierung der Brandspuren am Mauerwerk und Kennzeichnung der 1937/38 reparierten Bereiche. (aus: Cramer 1999, S. 145, Abb. 9) Im Obergeschoss der Mainfront befinden sich die drei symmetrisch angeordneten Fenstergruppen in 36 cm tiefen und 6,6 – 6,7 m breiten Nischen. Diese sind je von einem großen, in der Mauerfläche liegenden Doppelbogen überfangen, welcher in der Mitte auf gestuften Konsolsteinen aufsitzt. Die jeweils aus der Achse zur Seite verschobenen Fenster zeigen eine sehr unterschiedliche Ausbildung. Bei den sich gleichenden drei südlichen Maueröffnungen handelt es sich um 59-65 cm breite und 1,8 m hohe, rundbogige Doppelfenster mit außen abgefasten Gewänden. Das Nordfenster der mittleren Gruppe ist mit seinen Maßen von 1,3 m Höhe, bei 50 cm Breite deutlich kleiner und besitzt auf der Innenseite Reste eines Holzriegelverschlusses für einen Fensterladen. 527 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Abb. 584 und Abb. 585: Obergeschoss der Mainfassade des Saalbaus. Doppelfenster im Südosten und Triforienfenster im Nordwesten. (Fotos: Verf. 1999) 528 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Abb. 586 und Abb. 587: Dreierfensterarkade des späten 12. Jahrhunderts im Obergeschoss des Saalbaus. Ansicht und Schnitt von Binding. – Isometrische Rekonstruktionszeichnung von Cramer, mit innen umlaufender rechteckiger Rahmung. (aus: Binding 1996, S. 394, Abb. 191 und Cramer 1999, S. 147, Abb. 11) Abb. 588: Nach dem Brand im 13. Jahrhundert abgespitzter Bogen im Südfenster (Südosten). Der ältere Bogen des 12. Jahrhunderts ist so weit zurückgearbeitet, dass eine Einfügung der neuen Gestaltung des 13. Jahrhunderts in die vorhandene Bauöffnung möglich war. (aus: Cramer 1999, S. 146, Abb. 19) 529 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Eine reichere Gestaltung zeigt die nördliche, in Form von Dreierarkaden ausgebildete Fenstergruppe. Ihre Bögen werden von je einer achteckigen und einer stark verjüngten runden Säule getragen. Alle vier Säulen besitzen verschiedene Kapitelle in Würfel- und gedrungener Kelchform sowie attische Basen mit Eckzier. Von den durch Brand beschädigten ursprünglichen Säulen der Triforiumöffnungen wurde eine 1880 erneuert und die anderen durch Nachbildungen ersetzt.1432 Über den – zusammen mit Kapitell und Basis - aus jeweils einem Stein gearbeiteten Säulen befinden sich hohe, profilierte Kämpfer, welche die Rundbögen tragen. Da diese Dreierarkaden auf der Innenseite – im Unterschied zu den anderen vier Biforiumfenstern – mauerbündig liegen, bilden sie hier keine Fensternischen aus. Die Drillingsarkaden waren auf der Innenseite von einem rechteckigen Rahmen umfasst, in den umlaufend ein heute nur noch in geringen Spuren fassbarer Falz1433 eingearbeitet war.1434 Von den beiden Eingängen im Obergeschoss ist das südliche als zweifach gestuftes Säulenportal mit gestufter Arkade und eingelegtem Wulst ausgebildet. Seine Gewändesäulen mit ergänzten Schäften besitzen attische Basen mit Eckzier und Knospen- bzw. Blattkranzkapitelle. Das nur einfach gestufte Nordportal hat eingestellte Säulen mit ebenfalls ergänzten Schäften, gleicher Basenausbildung sowie geschärfte Wirtel an Stelle der Kapitelle. Unter dem glatt in der Mauerfläche liegenden äußeren nördlichen Portalbogen befindet sich ein innerer Kleeblattbogen mit dreiblättrigen Lilien an seinen Bogenspitzen.1435 Nach jüngsten Untersuchungen an der Mainfront des Saalbaus kann angenommen werden, dass die Obergeschossfenster im südlichen Fassadenbereich sowie die Portale auf die Altane in ihrer heutigen Ausbildung aus einer Umbau- bzw. Erneuerungsphase des älteren Baubestandes stammen. Darauf weisen Brandschäden, Fugenbild, Mauermörtel sowie die sehr unterschiedliche Gestaltung der Fenster im Obergeschoss hin.1436 Am Saalbau sind Brandschäden besonders in seinem Inneren, aber in einigen Partien auch an seiner Fassade, dort vor allem im Bereich der Fenster und zwischen den Altanen, nachweisbar. Die geschädigten Sandsteine zeigen Verfärbungen und schalig gerundet abgeplatzte Randbereiche, während die ursprünglichen Pressfugen der betroffenen Mauerpartien durch Brand stark aufgeweitet sind. Von den Brandeinwirkungen ausgenommen sind nur die Gewände der beiden Portale sowie der südlichen Obergeschossfenster.1437 1432 Originale der ursprünglichen Fenstersäulen sind nach Aussage von Binding (1996, S. 395) z. T. im Lapidarium des Prälatur-Museums zu sehen. – s. auch Cramer 1999, S. 149, Anm. 11. 1433 Dieser Falz diente nach Vermutung von Cramer (1999, S. 147) vielleicht für einen Innenladen. 1434 Die Säulen der beiden Drillingsarkaden ähneln – nach G. Binding - in ihrer Ausführung denjenigen am Maulbronner Krankenhausgang (1170/80), am „Romanischen Haus“ im Stadtzentrum von Seligenstadt (dendrochronologisch sicher auf 1179 datiert) sowie den Fenstersäulen im Saalbauobergeschoss von Gelnhausen (um 1170-80). J. Cramer vergleicht die Triforiumfenster unter großem Überfangbogen mit denen auf der Wartburg (2. Bauphase 1162-65) und in Goslar, ihre Rahmung mit den Fenstergruppen in Gelnhausen (um 1170-80) und auf der Burg Münzenberg (1165). - Zur stilistischen Einordnung der Drillingsfenster: Binding 1996, S. 395-396. – Atzbach 1998, S. 192. – Cramer 1999, S. 145, 148. 1435 Die Ausbildung der Portale kann stilistisch mit denen des Klosters Maulbronn (Kreuzgang um 1220, Paradies um 1210), der Marienkirche in Gelnhausen (1220/25-1232) sowie der Ostteile (Chorpartie) der Klosterkirche in Seligenstadt (um 1240-53) verglichen werden. - Atzbach 1998, S. 194. – Binding 1961b, S. 245-248 und 1996, S. 395-396. – Cramer 1999, S. 145. 1436 s. Cramer 1999, S. 146-147. 1437 Der an den erhaltenen Umfassungsmauern des Saalbaus nachweisbare Brand wurde bislang oft mit dem Verfall des Gebäudes und seiner Einbeziehung in die Stadtmauer im 15. Jahrhundert in Verbindung gebracht. Auf Grund der jüngsten Untersuchungen setzt Cramer (1999, S. 148) den Brand in eine Zeit nach 1220 und seinen Wiederaufbau unter Friedrich II. nach 1230 an. 530 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Abb. 589 und Abb. 590: Süd- und Nordportal im Obergeschoss über den Altanen der Mainfront. – Ansichten, Schnitte dieser Portale von Binding. (Fotos: Verf. 1999 und Binding 1996, S. 392, Abb. 189, 190) Untersuchungen des Mauermörtels während der Fugensanierung zeigen, dass sich der Mörtel für den Einbau der Gewände ohne Brandspuren von demjenigen des übrigen Baubestandes unterscheidet: Im Vergleich zum Reparaturmörtel ist der ursprüngliche Mörtel heller, mit gröberen Zuschlagstoffen und besitzt Holzkohlestücke, während der jüngere Mörtel viel Ziegenmehl und Steinabschläge verwendet. Bei der Mainfront des 531 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Saalbaus stimmen die festgestellten Mörtelgrenzen mit den Unregelmäßigkeiten im Fugenbild überein.1438 Weitere Beobachtungen an den Portalen sowie Fenstern im Obergeschoss der Mainfassade weisen auch auf einem Umbau nach einem Brand hin. Eine Umgestaltung der Eingänge wird an der Kleinteiligkeit des umgebenden Mauerwerks sowie am Wechsel der Fugenführung deutlich.1439 Die beiden Südfenster waren nach Beobachtungen von Cramer1440 ursprünglich genau so gestaltet wie die zwei nördlichen Dreierarkaden. In Höhe der Kämpfer der Drillingsarkaden sind bei den Südfenstern Ansätze eines älteren, zurückgearbeiteten Bogenlaufs sichtbar.1441 Auch der festgestellte rechteckige Rahmen auf der Innenseite ist bei der Nord- sowie Südfenstergruppe nachweisbar. Außerdem besitzen alle Bi- und Triforiumfenster die gleichen Abmessungen ihrer großen Überfangbögen. Bei der mittleren Arkadengruppe gehört das kleinere Nordfenster zum ersten Baubestand. Es hat einen Balkenkanal im nördlichen Gewände und im südlichen den dazu gehörenden, heute erneuerten Fensterpfosten und Balkenlager. Diese Elemente sind bei dem größeren, aus der späteren Umbauphase stammenden Südfenster nicht vorhanden. Die Mauerkrone ab Höhe der Fensterstürze stammt in ihrem heutigen Zustand aus den Instandsetzungsmaßnahmen von 1937/38.1442 Ob über dem Obergeschoss ursprünglich noch ein zweites repräsentatives Obergeschoss vorhanden war, wie Binding vermutet, kann heute durch Sachbefunde am Bau nicht mehr geklärt werden. Einen Hinweis auf eine Dreigeschossigkeit des Ursprungbaus könnten seine 1,55 m starken Außenmauern, die kräftigen Strebepfeiler und die fast 4 m tief gegründeten Fundamente der Mainfront geben.1443 Jedoch führten weder die Grabungen und Wiederherstellungen von 1937/38 noch die ab 1996 durchgeführten Untersuchungen zu Erkenntnissen hinsichtlich dieser Vermutung.1444 Zur Gestaltung der nur knapp über 4 m hoch erhaltenen, vielfach ausgebesserten und überbauten westlichen Langseite des Saalbaus können keine gesicherten Aussagen gemacht werden. Bis wenig über das innere Gehniveau ist die innere Mauerschale ausgeraubt. Im erhaltenen, größtenteils überformten Mauerwerk sind Spuren ursprünglicher Öffnungen nicht mehr erkennbar. Trotz ihres heutigen Zustandes deutet diese Westseite nach Cramer noch darauf hin, dass das westlich anschließende Bodenniveau1445 sichtbar höher gewesen sein muss als das mainseitige Gelände. Somit 1438 Cramer 1999, S. 146. 1439 Atzbach 1998, S. 194. 1440 Cramer 1999, S. 147. 1441 Oberhalb des Ansatzes dieses älteren Bogenlaufs ist der Stein grob aufgespitzt, so dass er über die Flucht des Geländes hinausragt und erst durch den nachträglichen Einbau der geschrägten Leibung überdeckt wird.– Cramer 1999, S. 147. 1442 Binding 1996, S. 393. - Cramer 1999, S. 140. 1443 Als weiteren Hinweis auf ein mögliches zweites Obergeschoss gibt Binding die Verschiebung der Obergeschossfenster aus der Achse der Blendbogennischen an. Er versucht diese Verschiebung mit einer möglichen Projektion dieser Fensterachsen in ein drittes Geschoss zu erklären. In seinem Rekonstruktionsversuch von der Mainfront des 13. Jahrhunderts zeichnet er ein zweites Obergeschoss mit einer gleichmäßigen Reihung von zehn Biforiumfenstern. Nach Binding könnte es aus einem durchgehenden Saal bestanden haben, wie er dies auch für den Saalbau in Gelnhausen für möglich hält. Dieser Saal würde in seiner Größe von 43 x 10,5 m ungefähr dem 43 x 14,5 m messenden Obergeschosssaal in Paderborn aus der Zeit seines Umbaus um 1020 entsprechen. – Binding 1961b, S. 251-252 und 1996, S. 395. – s. auch Atzbach 1998, S. 192. 1444 Cramer 1999, S. 148. 1445 Das westliche Geländeniveau ist von der Erbauungszeit des Saalbaus bis heute fast unverändert geblieben. 532 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen hätte es fast ein ganzes Geschoss höher gelegen als das Erdgeschoss. Vielleicht könnte für diese Westmauer eine ursprüngliche Hoffassade angenommen werden, die sich etwa ein halbes Geschoss unter dem ersten Obergeschoss des Saalbaus befunden hätte.1446 Die bis etwa zur Höhe des Obergeschosses vorhandene Nordgiebelmauer des Saalbaus bildet im Inneren noch einen zusammenhängenden Bestand, während ihre Außenseite ganz abgebrochen ist. Die Südgiebelmauer ist erst durch 1999 durchgeführte Grabungen wieder sichtbar geworden. Sie wurde in ihrer ganzen Breite und etwas mehr als einen Meter hoch freigelegt und im Jahr 2003 bis zur Höhe des Obergeschosses rekonstruiert. Abb. 591: Blick in den Saalbau nach Abschluss der Freilegungsarbeiten 1999. (aus: Cramer 1999, S. 144, Abb. 7) Der Innenraum des Saalbaus besaß im Erdgeschoss an seiner Westseite sechs kleine, schmale Arkadenfenster in tiefen Nischen und wurde durch die beiden rekonstruierten, die Altane tragenden Eingänge betreten. Für das vermutlich zu Wirtschaftszwecken genutzte untere Geschoss lässt sich eine zweischiffige Unterteilung rekonstruieren: 1446 Da es konkrete Befunde für diese Vermutungen nicht gibt, könnten nur Grabungen zur Klärung dieser Vermutungen führen. – Zur Westseite des Saalbaus: Cramer 1999, S. 140, 148. 533 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Sieben 1999 aufgedeckte, in ein wenig unregelmäßiger Folge angeordnete Fundamente sind in Längsrichtung auf einer Mittelachse nachweisbar. Auf Grund der Größe dieser freigelegten Fundamente können für den Ursprungsbau an Stelle von hölzernen Stützen vermutlich gemauerte Pfeiler angenommen werden.1447 Sie trugen den Längsunterzug der Holzbalkendecke. Deren Lage über dem Erdgeschoss wird durch die Reihe der regelmäßig angeordneten Balkenlöcher an der Innenseite der Ostmauer sowie einen Rücksprung in der Mauerstärke angegeben.1448 Für eine Raumaufteilung im ersten Obergeschoss liefert der heutige Bestand des Innenraums auf Grund fehlender Überreste oder Ansatzpunkte von Trennwänden keine Hinweise mehr. Die erhaltene Fassadengliederung der Mainseite weist auf eine Dreierteilung dieses Geschosses hin: Im Norden befand sich wahrscheinlich ein ca. 16 x 10,5 m großer Saal mit nicht verschließbaren Fensteröffnungen und Kleeblattbogenportal. An ihn schloss in einem schmalen Mittelteil vielleicht ein Schlafraum mit einem kleineren Doppelfenster an. Etwa die Hälfte der Geschossfläche im Süden nahm ein 22 x 10,5 m großer Saal mit drei verschließbaren Doppelarkadenfenstern und ebenfalls verschließbarem Portal ein.1449 Auf eine Eindeckung des ursprünglichen Saalbaudaches mit Schieferplatten weisen zahlreiche, in der Baugrube vor der Mainfront gefundene Schieferabschläge hin.1450 Saal: Auf Grund der Anordnung und Gestaltung der Fenstergruppen und Portale sowie der Untersuchung ihrer Verschlussmöglichkeiten in der erhaltenen Westfassade des Saalbaus kann angenommen werden, dass das erste Obergeschoss ursprünglich wahrscheinlich zwei Säle enthielt. Der vermutete Südsaal besaß nach Binding wohl eine Größe von 22 x 10,5 m und erhielt seine Belichtung durch mindestens drei verschließbare Biforiumfenster auf seiner Ostseite. Im angenommenen 16 x 10,5 m großen Nordsaal dienten zwei Triforiumfenster in der östlichen Mainfassade zu seiner Belichtung. Beide Säle waren separat durch je ein Portal in der Mainfassade über Freitreppen seitlich der Altane zugänglich. Wahrscheinlich verband ein hölzerner, etwa 21 x 3,5 m großer Balkon die Altane miteinander, wodurch auch eine direkte Verbindung zwischen den beiden Sälen bestand. Ob es ursprünglich noch ein zweites Obergeschoss gegeben hat und ob dieses dann als reines Saalgeschoss ausgebildet war, ist heute nicht mehr nachweisbar. Maße Saalbau:1451 1447 Ein Querschnitt durch den Saalbau macht deutlich, dass der Erdgeschossinnenraum gegenüber seinem Vorbereich im Westen sowie Osten deutlich abgesenkt bzw. eingetieft ist. Die Eintiefung gehörte zum ursprünglichen Baukonzept. Wie die freigelegten Fundamentvorsprünge belegen, lag das innere Bodenniveau zur Erbauungszeit etwas höher als heute. Die staufische Geländehöhe vor der Mainseite des Saalbaus ist durch Grabungen von 1997/97 belegt. – Cramer 1999, S. 140-141, 149, Anm. 8. 1448 Nach Vermutung von Cramer (1999, S. 147-148) könnten die großen Pfeilerfundamente eventuell auch auf eine Einwölbung des Erdgeschosses in der Umbauphase des 13. Jahrhunderts oder in spätere Zeit hinweisen. In dem größtenteils abgebrannten und dadurch reduzierten Mauerwerk der inneren Nordostecke des Saalbaus sieht er Hinweise auf einen Gewölbeansatz. – Zur Rekonstruktion des Innenraums im Erdgeschoss: Atzbach 1998, S. 192. Cramer 1999, S: 140-141, 147-148. 1449 Binding 19961b, S. 244 und 1996, S. 395. – Atzbach 1998, S. 193. 1450 Atzbach 1998, S. 195. – Auch in den Aufzeichnungen von Otto Müller zu den Grabungen von 1937/38 werden als Funde Schieferstückchen und verkohlte Holzreste erwähnt, die er für Reste des ursprünglichen Daches hält. Leider konnten diese Funde trotz intensiver Nachforschungen bislang nicht entdeckt werden. – Hinweis von Cramer 1999, S. 149, Anm. 21. 534 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Grundriss Saalbau EG (Außenmaße): Grundriss Saalbau EG (i. L.): Grundriss Saalbau 1. OG (i. L.): Rekonstruktion Nordsaal im 1. OG (i. L.): Rekonstruktion Südsaal im 1. OG (i. L.): Rekonstruktion Mittelraum 1. OG (i. L.): Balkon auf Altanen (Gesamtmaß): Rekonstruktion mögliches 2. OG: ca. 46 m : 13,6 m1452 42,4 m : 10 m 43 m : 10,5 m 16 m 10,5 m = 168 qm 22 m : 10,5 m = 231 qm ca. 4,5 m : 10,5 m = 47,25 qm 21 m : 3,5 m 43 m : 10,5 m = 451,5 qm Heutiger Bestand: Der in seinen Umfassungsmauern teilweise fast zweigeschossig erhalten gebliebene Saalbau besitzt Mauerwerk, dass durch Brandschäden gekennzeichnet und stellenweise stark ausgebessert bzw. erneuert ist. Seine Mainfassade im Osten zeigt bis zur Fenstersturzhöhe im Obergeschoss noch zum größten Teil ihren Originalbestand, während die heutige Mauerkrone in den Jahren 1937/38 ergänzt wurde. Die westliche, etwas über 4 m hoch erhaltene Langseite des Saalbaus ist stark ausgebessert und ohne erkennbare Spuren ursprünglicher Öffnungen, ihre innere Mauerschale nur knapp über Gehniveau erhalten. An der Nordgiebelseite weist das Mauerwerk mit ganz abgebrochener Außenseite noch ungefähr bis zur Obergeschosshöhe eine zusammenhängende Innenschale auf. Die 1999 freigelegte, etwas über einen Meter hohe Südgiebelmauer ist seit 2003 bis zur Höhe des Obergeschosses rekonstruiert. Entstehungsgeschichte/Datierung: Die Siedlung Seligenstadt nahm unter den staufischen Herrschern einen starken Aufschwung. Eine Stadterhebung auf Initiative von Friedrich I. Barbarossa kann vermutet werden. 1175 wurden die Einwohner als cives bezeichnet.1453 Auf dem Gelände des ehemaligen römischen Limeskastells entstanden durch Friedrich Barbarossa das sog. „Romanische Haus“1454 sowie der wenig entfernt liegende, repräsentative Saalbau vermutlich im Vorfeld des im Frühjahr 1188 in Seligenstadt stattfindenden Hoftags.1455 Zwar ist die Datierung des Saalbaus in Verbindung mit dem Hoftag von 1188 naheliegend, seine Bauformen könnten jedoch nach Ansicht von Cramer auch eine Errichtung knapp „ein Jahrzehnt früher“, also „um 1180“ rechtfertigen.1456 Aus dieser ersten Bauzeit des späten 12. Jahrhunderts stammen die schmalen kleinen Fenster und die rundbogigen Tore im Erdgeschoss, die Sockelprofile sowie die nördliche Triforiumfenstergruppe im Obergeschoss der Mainfront. Diese Bauformen können auf 1451 Nach Binding 1996, Grabungsplan des Saalbaus 1996 von Atzbach (1998, S. 191, Abb. 3) und Grundrissplan Bestandsaufnahme 1998/99 von Cramer (1999, S. 143, Abb. 5). 1452 Cramer (1999, S. 13) gibt für den Grundriss ca. 47 x 14 m an. 1453 Binding 1996, S. 389. 1454 Das Bauwerk ist dendrochronologisch sicher auf das Jahr 1179 datiert. – Ludwig, Romanische Haus, 1987. Hinweis von Cramer 1999, S. 149, Anm. 12. – (Binding (1996, S. 396) gibt für das Romanische Haus in Seligenstadt das dendrochronologische Datum von 1187 ff. an). 1455 Die Siedlung war durch ihre Nähe zur terra imperii Wetterau sowie den königlichen Jagdgründen in das Blickfeld der staufischen Herrscher geraten. In die Zeit des Hoftags von 1188 fallen offenbar auch Friedrichs I. Bestrebungen, die Stadt näher in das königliche Herrschaftssystem um die Wetterau und an das Reich zu binden. – Atzbach 1998, S. 192, 196 und Anm. 11 (dort Hinweis auf: Schwind, Fred: Die Landvogtei in der Wetterau. Marburg (= Schriften des hessischen Landesamtes für Geschichtliche Landeskunde 35) 1972, S. 43). – Zum historischen Hintergrund und den Geschichtsquellen zur Zeit der Saalbauerrichtung: Binding 1996, S. 389-390. 1456 Cramer 1999, S. 148. 535 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen Grund von Stilvergleichen ungefähr in die Zeit zwischen 1170-80 datiert werden.1457 Auch das jüngste Fundmaterial der unter der Leitung von Rainer Atzbach stattgefundenen archäologischen Untersuchungen von 1996/97 aus dem östlichen Vorbereich des Saalbaus (Mainseite) stammt aus dem Ende des 12. Jahrhunderts.1458 Der Saalbau von Friedrich Barbarossa wurde nach 12201459 durch einen Brand geschädigt, der im Innenraum stärkere Zerstörungen hervorrief als an seiner Außenseite. Dabei erlitten fast alle heute noch vorhandenen Maueröffnungen unterschiedlich starken Schaden.1460 Brandschäden, Fugenbild, Mauermörtel sowie die sehr unterschiedliche Gestaltung der Maueröffnungen mit ihren jüngeren und älteren Stilformen weisen darauf hin, dass es zu einer Umbau- bzw. Erneuerungsphase des ursprünglichen Baubestandes kam. Dabei wurden im Obergeschoss der Mainfassade die Fenster im Südbereich sowie die Portale neu gestaltet.1461 Auf Grund von Stilvergleichen kann dieser Umbau nach Ansicht von Cramer in die Zeit „nach 1230“ und damit unter Friedrich II. eingeordnet werden.1462 Grabungsfunde aus der Baugrube des Saalbaus unterstützen eine Datierung „in das frühe 13. Jahrhundert“.1463 Die Mainfront des seit 1391 unter der Bezeichnung „keysirhus“ bzw. „des keysers hus“ bekannten Saalbaus wurde um 1460 in die ausgebaute Stadtmauer einbezogen. Seine restlichen Mauern gingen in den folgenden Jahrhunderten in späterer Überbauung auf, wobei es zu ihrem fast vollständigen Abtragen kam. Nachdem das Gelände mit der Saalbauruine in den 1860er Jahren in Gemeindebesitz übergegangen war, fanden 1883 erstmalig Ausgrabungen und Freilegungsarbeiten statt. Auf der ersten Katasteraufnahme von 1844 ist noch ein stark mit landwirtschaftlichen Gebäuden verbautes Areal zu 1457 s. Stilvergleich mit: Maulbronner Krankenhausgang (1170/80), „Romanisches Haus“ in Seligenstadt, Saalbauten in Gelnhausen (um 1170-80), Wartburg (2. Bauphase 1162-65), in Goslar und auf der Burg Münzenberg (1165). Binding 1996, S. 395-396. – Cramer 1999, S. 145, 148. 1458 Cramer 1999, S. 148. - Die Grabungen belegten eine Besiedlung des Saalbaugeländes vor dessen Errichtung. Es wurden u. a. Reste von zwei Ständer- und einem Fachwerkbau sowie Keramikscherben, Geweihreste und Funde für eine Metallverhüttung entdeckt. Diese Funde konnten nach Angabe von Atzbach alle ins 11./12. Jahrhundert datiert werden. Sie weisen auf Eigentümer in hoher sozialer Stellung hin, denn Metallverarbeitung war Königsrecht und Hochjagd Herrenrecht. Da wahrscheinlich weitere Gebäude an Stelle des Saalbaus bestanden, kann wohl von dem Komplex eines Herrenhofes ausgegangen werden. Vielleicht handelt es sich hier auch um die Spuren des von der historischen Forschung vermuteten königlichen Dominialhofes auf dem Saalbaugelände. – Atzbach 1997, S. 10-13 und 1998, S. 190-191, S. 193, Abb. 5 (Nr. 6-11 Baugrube älteres Palatium). – Cramer 1999, S. 149, Anm. 6. 1459 Angabe von Cramer 1999, S. 148. 1460 Nur das kleine, durch Schiebebalken und vermutlich Holzladen gesicherte Biforiumfenster im Obergeschoss der Saalbaumainseite blieb vom Brand verschont. – Cramer 1999, S. 148. 1461 Die symmetrische Fassadendisposition aus dem Ende des 12. Jahrhunderts wurde dabei übernommen. – Nach Untersuchungen von Cramer (1999, S. 148) gibt es am Saalbau keine Hinweise für einen radikalen Umbau, z. B. durch das Ausbrechen von Fensterbrüstungen oder nachträgliche Anfügen der Altane. 1462 Nach Cramer (1999, S. 145) können die schlanken, schmucklosen Südfenster des Saalbauobergeschosses „unmöglich vor 1225 entstanden sein“. Und die Ausbildung der Portale kann stilistisch mit Bauteilen des Klosters Maulbronn (Kreuzgang um 1220), der Marienkirche in Gelnhausen (1220/25-1232) sowie der Ostteile der Klosterkirche in Seligenstadt (um 1240-53) verglichen werden. – Atzbach (1998, S. 194-195) datiert die jüngeren Bauformen stilistisch in „das erste Drittel des 13. Jahrhunderts“, Biller (Nachbemerkung der Redaktion, in: Atzbach 1998, S. 196) in das „zweite Viertel des 13. Jahrhunderts“. – G. Binding ging – wie die Autoren vor ihm – beim Saalbau in Seligenstadt von nur einer Bauzeit aus, wobei die schwierigste Frage war, wie die widersprüchlichen Stilformen der Fenster- und Portalöffnungen zu erklären seinen. Er setzt die Datierung unter Berücksichtigung der späteren Schmuckformen in die Zeit der Herrschaft Friedrichs II., zwischen 1235 (dem Jahr seiner Hochzeit sowie Verkündigung des Reichslandfriedens in Mainz) und 1237 (dem Jahr seiner Bestätigung, dass er die Stadt Seligenstadt vom Mainzer Erzbischof zum Lehen habe). 1237 zog der Kaiser auch von Augsburg in den Krieg gegen die Lombarden. – Binding 1961b, S. 241 und 1996, S. 389-390. - Leo Bruhns datiert die Errichtung des Saalbaus (1937) um 1230 oder um 1235-40, Gottfried Schlag (1940) um 1210-40, Walter Hotz (1981/1992) auf 1235-39, Thomas Ludwig (1987) und Dagmar Söder (1987) datieren ihn auf 1180/90. 1463 Atzbach 1998, S. 195, 193, Abb. S. 193, Abb. 5 (Nr. 12-16 Baugrube jüngeres Palatium). 536 Seligenstadt am Main, Pfalz /Hessen sehen.1464 In den Jahren 1937/38 erfolgten Instandsetzungsmaßnahmen unter der Leitung von Dr. Otto Müller. Dabei wurden die landwirtschaftlichen Bauten beseitigt, die Mauerkrone der Mainfront ergänzt und die beiden Altane in ihrer heutigen Form rekonstruiert. Durch den Kriegsausbruch wurde die Instand gesetzte Ruine jedoch nicht mehr ihrer Bedeutung entsprechend nutzbar gemacht. Und so blieb sie bis in die Mitte der 1990er Jahre im Wesentlichen wenig genutzt und unverändert. Abb. 592: Treppenartig vorspringendes Fundament des südlichen Strebepfeilers. (aus: Atzbach 1998, S. 194, Abb. 6) 1996 begannen der Förderkreis Historisches Seligenstadt e. V. und die Stadt als Eigentümerin mit dem ersten Abschnitt der Instandsetzungsund Konservierungsmaßnahmen unter der Leitung der Professoren Johannes Cramer, Berlin und Ingolf Ericsson, Bamberg. Im Verlauf der Arbeiten kam es vor allem zur Erneuerung und Konservierung der mainseitigen Ostmauer, der Nordgiebelseite sowie der Altane. Die Mauerkronen wurden zum Schutz mit einer drei Millimeter dicken Bleischicht überzogen. Auch erfolgten in dieser Zeit die bereits erwähnten 1464 Die ältesten Aufnahmen des Saalbaus stammen von Bickel aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Nach Angabe von Cramer (1999, S. 149, Anm. 16) sind zahlreiche Übersichten und Details von diesem Bauwerk im Archiv von Otto Müller zu finden. 537 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Ausgrabungen unter der Leitung von Rainer Atzbach zur Klärung der Bau- und Siedlungsgeschichte in Teilbereichen auf dem vor der Mainfront gelegenen Areal sowie im Gebäudeinneren. Im Saalbauinnenraum wurden die sieben Pfeilerfundamente des Erdgeschosses freigelegt und 1999 die bis dahin nicht mehr sichtbare Südgiebelmauer in ihrer ganzen Breite und etwa einen Meter hoch ausgegraben. 2002/03 kam es in einem zweiten Bauabschnitt unter der Leitung der Architekten Huther & Karawassilis zur Restaurierung und Konservierung der westlichen Langseite und der Südgiebelmauer, wobei letztere 2003 bis zur Höhe des Obergeschosses rekonstruiert wurde.1465 Nachdem die Arbeiten am Saalbau beendet sind, soll 2005 eine umfangreiche Dokumentation zu seiner Geschichte und Sanierung veröffentlicht werden.1466 Literatur: Arens, Staufische Königspfalzen, 1978, S. 81-82. - Atzbach, Palatium, 1997. - Atzbach, Palatium 1998, S. 189-196. – Binding, Palatium, 1961b, S. 240-254. - Binding, Palatium, 1996, S. 389-396. – Cramer, Kaiserhaus, 1999, S. 139-150. - Dahl, kaiserliche Palatium 1823, S. 85-103. – Ericsson, Palatium, i. Dr..Kunstdenkmäler Großherzogtum Hessen, bearb. v. Georg Schaefer, 1891, S. 211-229. - Schallmeyer, Ausgrabungen, 1987, S. 5-59, hier: S. 6-21. - Söder, Kulturdenkmäler in Hessen. Kreis Offenbach. 1987, S. 350-351, 357. Ludwig, Romanische Haus, 1987, bes. S. 78. 5.21 Tirol, Burg/Südtirol, Italien Lage: Die Burganlage befindet sich auf einem Bergvorsprung am Hang der Muthspitze, an welchem als wichtiger mittelalterlicher Verkehrsweg die alte Straße ins Vinschgau vorbeiführte. Sie zeigt in ihrem Grundriss eine langgestreckte, polygonal gebrochene, ursprünglich mit Zinnen ausgestattete Ringmauer1467, deren größte Längenausdehnung in Nordsüdrichtung etwa 90 m beträgt. An ihrer Innenseite im Süden befinden sich ein Saalbau mit östlich anschließender Kapelle und im rechten Winkel nordöstlich dieser Gebäude der Ostwohnbau. Während auf der westlichen Langseite des Berings Wirtschaftsbauten anschließen, befanden sich auf der Ostseite weitere, seit dem 16. Jahrhundert in mehreren Etappen abgestürzte Wohngebäude. Auf der gegenüberliegenden Seite von Saalbau und Kapelle stehen im spitzen Winkel der schmalen nördlichen Beringseite der quadratische Bergfried mit einem an seiner Südostseite angebauten zweigeschossigen Rechteckbau (sog. „Mushaus“).1468 1465 Grundlage der Untersuchungen war neben den Baubefunden vor Ort ihr Vergleich mit dem Zustand des Saalbaus auf alten Fotografien seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Für die Planung der Instandsetzungs- und Konservierungsmaßnahmen wurde der Baubestand zeichnerisch im Maßstab 1: 20 als Hand- und Maschinenaufmaß dokumentiert. Dabei kam es zur steingenauen Darstellung aller romanischen Oberflächen einschließlich ihrer angrenzenden Bereiche. – Cramer 1999, S. 145, 149, Anm. 4. – Zu den 1996-2003 durchgeführten Sanierungsmaßnahmen: s. Cramer 1999, S. 139-149 und (ohne Autor): Fest auf der Terrasse des „Rothen Schlosses“, in: Offenbach-Post online, Stand 15.08.2004, http://op-online.de/regionalnews/SeligenstadtHainburg-Mainhausen/90_189_353136333139.htm#. 1466 s. Cramer, Johannes (Hrsg.): Das Palatium in Seligenstadt, Kreis Offenbach, Bauforschung und Archäologie, 2005, im Druck. 1467 Im Bereich des Bergfrieds im Norden zeigt die Ringmauer über einem Wehrgangabsatz Reste von rechteckigen Zinnen. – Bitschnau/Hauser 1998, S. 33. 1468 An dieser Stelle möchte ich Herrn Dr. Thomas Bitterli-Waldvogel für das Zusenden der Literatur über die Burg Tirol von Bitschnau/Hauser (Baugeschichte, 1995a, S. 5-18), Erhard, Nicolussi und Seebach (im Katalog zur Tiroler Landesausstellung 1995), vom Tiroler Burgenbuch 2, (hrsg. v. O. Trapp, 1973, S. 57-98), von Weingarten (Burgen Tirols 3, 1981, S. 427ff.) und von Weingartner (Kunstdenkmäler Südtirols 2, 1991, S. 636-647) herzlich danken. Auch bin ich der Universitätsbibliothek in Innsbruck dafür dankbar, dass sie mir die Literatur von 538 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Abb. 593: Grundriss der Burg. Bauphasenplan von M. Bitschnau, W. Hauser 1998. (zum Beitrag von Bitschnau/Hauser 1998, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, Taf. V) Nothdurfter (Schloss Tirol, 1986) sowie Piper (Österreichische Burgen 1, 1902, S. 208-231) als Kopie zugesandt hat. 539 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Abb. 594 und Abb. 595: Grundriss von Saal- und Kapellenbau sowie Ostwohnbau. Baualterplan des Erdund ersten Obergeschosses von M. Bitschnau, W. Hauser 1998. (zum Beitrag von Bitschnau/Hauser 1998, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, Taf. I, II) 540 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Abb. 596 und Abb. 597: Grundriss von Saal- und Kapellenbau sowie Ostwohnbau. Baualterplan des zweiten und dritten Obergeschosses von M. Bitschnau, W. Hauser 1998. (zum Beitrag von Bitschnau/Hauser 1998, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, Taf. IIIa, IIIb) 541 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Abb. 598 und Abb. 599: Längsschnitt durch Saal- und Kapellenbau, mit Blick nach Norden. - Schnitt durch Kapellen- und Ostwohnbau, Blick nach Westen. Pläne M. Bitschnau, W. Hauser 1998. (zum Beitrag von Bitschnau/Hauser 1998, in: Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, Taf. IV) Saal- und Kapellenbau: Der Saalbau ist auf dem Grundriss eines leicht trapezförmigen Rechtecks mit den Außenmaßen von etwa 22/23 x 13,5 m errichtet. Er bildet mit dem östlich anschließenden Kapellengebäude eine bauliche und architektonische Einheit. Ihre in einer Flucht verlaufenden Außenmauern im Süden1469 sind mit einer Gesamtlänge bis zur Apsis von ca. 31 m mit der Ringmauer identisch. Auf der nördlichen Hofseite hat das Kapellengebäude mit etwa 9 m eine geringere Breite als der Saalbau mit seinen ca. 14 m 1469 Genau genommen handelt es sich um die südwestliche Langseite. 542 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n langen Schmalseiten.1470 An der Innenseite des Berings wurde der Saalbau ab 1138/39 zunächst zweigeschossig errichtet. Nach dem Einbau eines Emporengeschosses in der Kapelle um 1270, erfolgte in der Zeit von 1270-80/85 seine Aufstockung um ein drittes Geschoss.1471 Dadurch kam der Saalbau-Kapellenkomplex erstmals unter ein gemeinsames Satteldach mit durchgehendem First. Abb. 600 und Abb. 601: Südfassade von Saal- und Kapellenbau, Blick von Westen und Süden. (Fotos: Verf. 1996) 1470 Die geringere Breite des Kapellenbaus ist damit zu erklären, dass bei seiner Errichtung Fundamentteile der ersten Burgkapelle wiederverwendet wurden. Diese ab 1969 im Substruktionsgeschoss der heutigen Kapelle ergrabene Vorgängerkirche besaß einen lichten Grundriss von 7 x 5,25 m mit einer nur ca. 1,2 m über die östliche Mauerflucht hervortretenden Apsis. Die zusammen mit dem Saalbau ab 1138 errichtete zweite Burgkapelle mit einer Grundfläche von 7,3/7,5 x 6,7 m hat eine wesentlich größere, im Lichten bis 4,5 m aus der Mauerflucht hervortretende Apsis. – Zum Vorgängerbau der Burgkapelle: Bitschnau/Hauser 1998, S. 33-34. - Weingartner 1991, S. 647. – Tiroler Burgenbuch 2, 1973,S. 86. 1471 Datierungsangaben in: Bitschnau/Hauser 1998, S. 40, 42. 543 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Abb. 602: Saal- und Kapellenbau von Südosten. (Foto: Verf. 1996) Abb. 603: Kapellen- und Ostwohnbau von Osten. (aus: Castellani Zahir 1998. S. 62, Abb. 2) 544 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Abb. 604: Heutiger Zustand der Saalbauhoffassade. (aus: Bitschnau/Hauser 1998, S. 41, Abb. 14) Abb. 605: Westliche Schmalseite des Saalbaus, mit wiederhergestelltem Triforienfenster. Foto 1972. (aus: Tiroler Burgenbuch 2, hrsg. v. O. Trapp 1973, S. 78, Abb. 44) 545 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Saalbau und Kapelle besitzen Mauerwerk aus kleinteiligen, fast unbearbeiteten Bruchund Rollsteinen sowie schmäleren Steinplatten zum Ausgleich der Höhendifferenzen. Nach den ab 1999 begonnenen mineralogischen und materialwissenschaftlichen Untersuchungen sind die Mauerwerkssteine größtenteils dem natürlichen Roll- und Bruchgestein des Burguntergrundes bzw. Burggeländes entnommen. Nur für die Bauzeit ab 1138 wurde wahrscheinlich ein Steinbruch im Burgbezirk gezielt genutzt.1472 Das untere Substruktionsgeschoss des Saalbaus wird durch einen kleinen Vorraum unterhalb der Eingangshalle betreten, der zur Erschließung ein Rundbogentor in der nördlichen Hofmauer besitzt. Durch eine innere Trennmauer wurde im Osten ein ca. 3,5 x 11,5 m großer Gang abgetrennt. Dieser besaß eine hofseitige Tür mit nach innen gelegener Treppe sowie je einen südlichen Durchgang zum großen Saalbauraum bzw. zum Kapellenuntergeschoss. Er wurde ursprünglich durch ein schmales Schlitzfenster in der Ringmauer im Süden belichtet.1473 Das Saalbauuntergeschoss hatte insgesamt sieben schmale, trichterförmige Fensterschlitze in unterschiedlichen Höhen, fünf davon in der südlichen Ringmauer sowie zwei in seiner freistehenden westlichen Giebelmauer. Auf Grund seiner geringen Belichtung kann es nur als Vorrats- bzw. Lagerraum gedient haben.1474 Die Decke des Saalbauuntergeschosses besteht aus über 11 m langen, in Nordsüdrichtung laufenden Holzbalken, von denen ursprünglich im großen Kellerraum 18, im abgetrennten östlichen Gang vier eingebaut waren. In der Osthälfte des großen Untergeschossraumes sind die originalen Balken noch größtenteils vorhanden. Durch die Serienbohrung von sieben Trambalken1475 konnte die Untergeschossdecke in den Jahren 1993/94 dendrochronologisch auf das Schlagdatum Winterhalbjahr 1138/39 datiert werden.1476 Die Untergeschossbalken sitzen größtenteils noch im originalen Verband mit dem nordseitigen Mauerwerk. Dahingegen liegen sie heute an der Südseite des großen Kellerraumes auf einer im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts aufgeführten Verstärkungsmauer auf. An der Stelle der ursprünglichen Stützen für den mittleren Längsunterzug befindet sich seit dem 19. Jahrhundert eine von Bögen durchbrochene Mauer. Diese integriert eine große, runde, gemauerte mittlere Raumstütze aus dem 15. Jahrhundert.1477 Der Zugang zum Untergeschoss der Kapelle1478 erfolgte ursprünglich durch eine Rechtecktür in der ehemaligen hofseitigen Nordmauer. Diese wurde bei der Errichtung des Ostwohnbaus ab ca. 1210 zugemauert und durch eine Tür in der westlichen Schmalseite ersetzt. Die neue Tür war vom Hof aus über den unteren Gang des Saalbaus erreichbar. In der Apsis des Kapellenuntergeschosses befinden sich zwei kleine, sich 1472 Schloss Tirol: Geologische, mineralogische und materialwissenschaftliche Untersuchungen, in: ÖJ-ÖsterreichWoche 14.01.–20.01.2003; htp://www.oe-journal.at/Aktuelles/0103/W2/41601schlossTirol.htm. – s. auch Bitschnau/Hauser 1998, S. 37-39. 1473 Das Schlitzfenster des abgetrennten Ganges im Untergeschoss wurde im 13. Jahrhundert vermauert. – s. dazu: Bitschnau/Hauser 1998, Taf. V und S. 39, Abb. 11. 1474 Vier der Fensterschlitze in der Ringmauer westlich der inneren Quermauer zum Gang sind vom Vorgängerbau aus dem vierten Viertel des 11. Jahrhunderts übernommen. Das fünfte, mittlere Schlitzfenster stammt aus einer späteren Umbauphase des 13. Jahrhunderts, während die beiden Westfenster um 1138/39 datiert werden. – Bitschnau/Hauser 1998, S. 33, 35 und Taf. I, V (Erdgeschossgrundriss Baualter- und Bauphasenplan). 1475 Fünf der dendrochronologisch datierten Deckenbalken befinden sich im großen Kellerraum, zwei im Gangbereich. 1476 Dabei konnten vier Deckenbalken mit Waldkante beprobt werden. - Bitschnau/Hauser 1998, S. 36. – Nicolussi 1998, S. 47 und 1995, S. 21-24. 1477 Auf den Plänen von Jakob Ulrich Pirchstaller aus dem Jahr 1816 sind teilweise noch Holzsäulen als mittlere Stützkonstruktion eingezeichnet. - Nicolussi 1995, S. 21. – Nothdurfter 1986, S. 83, 89, 90, Abb. 49. 1478 Ob das als „Krypta“ bezeichnete Untergeschoss der Burgkapelle überhaupt als Begräbnisstätte der Burgherren diente, ist ungeklärt. Bei archäologischen Grabungen konnte bislang kein Hinweis auf frühere Gräber gefunden werden. 546 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n nach außen und innen leicht erweiternde Schlitzfenster. Der Deckenbereich besitzt heute noch größtenteils originale Holzbalken, auf denen Rundhölzer die Unterlage für den Kapellenboden aus Estrich bildeten. Dendrochronologische Untersuchungen dieser Tramhölzer ergaben, dass sie zeitgleich mit den Deckenbalken des Saalbauuntergeschosses sind und somit zur gleichen Zeit gefällt sein mussten.1479 Abb. 606: Kellergeschoss des Saalbaus nach Westen. Rechts: nördliche Hofwand. Zustand 1994. (aus: Bitschnau/Hauser 1998, S. 36, Abb. 7) Die gesamte Grundfläche des ersten Saalbauobergeschosses wird von einem ca. 20/20,5 x 12 m großen Saal eingenommen. Zu seinem nordseitigen Hofportal führte ursprünglich eine seitliche Freitreppe mit gemauertem Podest empor, welches unten den breiten Zugang zum Saalbauuntergeschoss frei ließ. Von diesem Aufstieg haben sich nur rechtwinklige Wandansätze in Form von im Verband sitzenden Zargensteinen erhalten.1480 An Stelle der Freitreppenanlage trat nach Angabe von M. Bitschnau im endenden 13. oder beginnenden 14. Jahrhundert1481 eine zweigeschossige Vorhalle mit Seitentreppe. Im 16. Jahrhundert wurde die Nordwestecke der Zugangshalle nach einem Teileinsturz neu aufgeführt. Weitere Wiederherstellungsmaßnahmen fanden im frühen 19. Jahrhundert, besonders im Bereich des ebenerdigen Rundbogentors sowie der oberen Westmauer, statt. Das westliche Biforiumfenster im Obergeschoss der Vorhalle stammt aus der Restaurierung des 19. Jahrhunderts. Dahingegen besitzt ihr Dreierarkadenfenster in der hofseitigen Nordmauer noch zwei romanische Säulen mit skulptierten Kämpfern in Form von Trauben und Weinlaub. Diese Kämpfer des 12. Jahrhunderts sind in Zweitverwendung, jedoch ohne ihre dazugehörigen Kapitelle, eingebaut. 1479 Alle Holzproben im Kapellenuntergeschoss waren ohne Waldkante, wobei ihr letzter Jahrring jeweils auf 1135 datiert wurde. Ein Schlagdatum wenige Jahre nach 1135 belegen die erfassten Splintholzanteile. – Nicolussi 1995, S. 26 und 1998, S. 47. - Bitschnau/Hauser 1998, S. 36. 1480 Die Zargensteine reichen nicht höher als das Niveau der Schwelle des Saalportals. 1481 Bitschnau/Hauser 1998, S. 42. – Für die Vorhalle gibt Bitschnau 1996 auch eine Datierung „wohl in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts“ an. – s. dazu D. Großmann 1998, S. 51, 60, Anm. 6. – Zur Vorhalle: Bitschnau/Hauser 1998, S. 35, 42. – Nothdurfter 1986, S. 83-84. – Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 77. - Weingartner 1991, S. 640641. 547 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Abb. 607: Saal im ersten Obergeschoss des Saalbaus. Blick nach Osten, auf das Portal zur Kapelle. (aus: Burgen und Schlösser in Bayern ARX, München 1982, Heft 1, S. 11, Abb. 2.3) Der Zugang zum Saal erfolgt über ein großes, einfach gestuftes Rundbogenportal aus weißem Marmor in der hofseitigen Nordmauer. Die beiderseits im Gewände eingestellten Säulen sind - ebenso wie der Sturz – unverziert. Sie werden im Tympanon durch einen, mit Ranken und Palmetten verzierten Halbkreiswulst miteinander verbunden. An den Seitenpfosten befinden sich Palmettenranken, an den Säulenkapitellen jeweils ein bärtiger Kopf, am Tympanonbogen Flechtwerk und im Bogenfeld ein segnender Engel mit Lilienstab. Die äußere Rahmung des Saalportals besteht aus verschieden großen Steinen mit figuralen Reliefs christlicher Symbolik.1482 Im Südteil der Ostwand des Saales im ersten Obergeschoss führt ein ebenfalls reich dekoriertes Marmorportal mit doppelt gestuftem Gewände mit eingestellten Säulen in die Kapelle. Die äußeren Säulen werden im Tympanon in Form eines Bogenwulstes fortgesetzt. Ihre Kapitelle sind mit Tauben und Adler, die Pfosten des Portals mit Trauben, Ähren, Wellen- und Flechtbändern, Strickornament und Rundstäben verziert. Am Tympanon ist die Kreuzabnahme mit zwei Engeln dargestellt, während die äußere Portalrahmung aus Relieffiguren biblischer und fabelhafter Darstellungen besteht. Rundbogen und Tympanon dieses Portals zeigen einen auffälligen Riss, der vermutlich im 14. Jahrhundert entstand, als sich die Saalbausüdmauer nach einem Erdbeben stark nach außen neigte.1483 1482 Zum Eingangsportal des Saales: Nothdurfter 1986, S. 57-67. - Seebach 1995, S. 79-87. – Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 77. - Weingartner 1991, S. 641. 1483 Zum Kapellenportal: Nothdurfter 1986, S. 68-81. - Seebach 1995, S. 82-87. – Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 79. - Weingartner 1991, S. 642. 548 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Abb. 608: Kapellenportal, Ansicht Saalwand. Zustand 1973. (aus: Bitschnau/Hauser 1998, S. 37, Abb. 8) Abb. 609: Innenansicht der Doppelkapelle. Blick von der Ostapsis nach Westen. Zeichnung Mitte des 19. Jahrhunderts. (aus: Tiroler Burgenbuch 2, hrsg. v. O. Trapp 1973, S. 79, Abb. 45) 549 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Das Eingangs- und Kapellenportal gehören zu den Höhepunkten romanischer Bauplastik im Alpenraum, deren inhaltliches Programm teilweise schwer zu deuten scheint. Dies liegt daran, dass sich Differenzen in der Zuordnung der Bauplastik dieser beiden Portale feststellen lassen. Nach Untersuchungen von G. Seebach können drei Gruppen von Werkstücken festgestellt werden: ungefähr in das späte 11. Jahrhundert datierte Spolien von einem älteren Bauwerk1484, Werkstücke aus dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts und solche, die nach einem Planwechsel eingebaut wurden.1485 Abb. 610 und Abb. 611: Nordseite des Saales im ersten Obergeschoss. Kämpfer und Kapitell der westlichen und östlichen Doppelarkade. (aus: D. Großmann 1998, S. 53, Abb. 10 und S. 51, Abb. 4) Der Saal im ersten Obergeschoss wird durch Dreier- und Doppelarkadenfenster belichtet, von denen sich drei auf der Südseite, eins im Westen und zwei auf der Nordseite befinden. Ihre Säulen besitzen Basis, Halsring und reich dekorierte Kapitelle mit Palmettenschmuck und korinthisierenden Formen sowie Kämpfer. Die Kämpferdeckplatten sind z. T. mit Ranken-, Palmetten, Trauben-, Drachen-, Fisch- und Schiffsdarstellungen in geschwungenen Formen versehen. Diese mit 1,7 m relativ hoch über dem Fußboden liegenden Fenster1486 in rechteckigen Nischen gehören nur teilweise 1484 Jüngste archäologische Forschungen erhärten die Theorie, dass die älteren Versatzstücke mit Flechtornamentik der beiden romanischen Portale des ersten Saalgeschosses ursprünglich zur 1993 auf der Südseite des Burghügels ergrabenen Dreiapsidenkirche gehört haben. Es handelt sich um eine karolingische, Ende des 10. Jahrhunderts aufgegebene Kirche mit zwei Vorgängerbauten aus dem 6./7. Jahrhundert. Mineralogische Analysen ergaben, dass der Marmor eines in dieser Kirche geborgenen Fragments derselbe wie jener aus den ältesten Versatzstücken des Kapellenportals ist. Auch passt das Fragment genau zu einer Bruchstelle im Kapellenportal. Und die sich aus den Krümmungswinkeln der ältesten Versatzstücke ergebende Breite passt wiederum präzise zu jenen der Eingangsöffnungen von der Dreiapsidenkirche. Auf Grund dieser Indizien kann angenommen werden, dass die ältesten Teile der Saalbauportale ursprünglich in den beiden Portalen der Dreiapsidenkirche eingebaut waren. – Ganner, Christiane: Wer war Lobecena?, in: http.//www.schlosstirol.it/content.php?id=1041&lang=0 (Stand vom 14.09.2004). – Zu den Ausgrabungen der Dreiapsidenkirche: Ri 1998, S. 23-30. 1485 Seebach 1995, S. 83-86. 1486 Im Vergleich hierzu lagen die Brüstungshöhe der Saalarkaden auf der Gamburg 1,80 bzw. ca. 2,25 m über dem angenommenen ursprünglichen Fußbodenniveau des Obergeschosses. Und beim Saalbau der Burg Weißensee befanden sich die sechs Erdgeschossfenster seiner Südwand sogar etwa 3 m über dem Fußbodenniveau. Auf mögliche Gründe für diese Fensterhöhe, die keinen Ausblick ohne Hilfskonstruktion ermöglichte, wurde bereits bei den Untersuchungen der Gamburger Saalfenster hingewiesen. 550 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n zum ursprünglichen Bestand. Nach ihrem teilweisen Einsturz kam es zur Vermauerung der Saalbauwestmauer im 17. Jahrhundert ohne Rücksicht auf das dortige Triforium. Wie seine Freilegung 1967 zeigte, war die Nordsäule erhalten, während der Rest ergänzt wurde. Das Dreierarkadenfenster in der Südmauer ist ganz erneuert. Die Doppelarkade westlich von diesem weist originale Details auf, welche während der Restaurierung in den 1960er Jahren erst dorthin versetzt worden sind. Aus dem ursprünglichen Bestand stammen somit drei Biforiumfenster: das östlichste der Südseite sowie die beiden Zwillingsarkaden in der hofseitigen Nordmauer.1487 Die heutige, von vier Holzpfeilern getragene Holzbalkendecke des Saales wurde im späten 19. Jahrhundert eingebaut.1488 Der durchgehende Saal im zweiten Obergeschoss stammt aus einer späteren Aufstockung um 1270-80/85. Auf diese Zeit deuten nach Ansicht von Bitschnau und Hauser hofseitig erkennbare Mauerstrukturen, die Form einer Rechtecktür in der Südwestecke des Saales sowie freigelegte Freskenreste an seiner Nordwand hin.1489 Es handelt sich um eine ehemalige Quaderbemalung, über der ein vermutlich aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammendes Wappenfragment sichtbar ist.1490 Die heutigen, im Verlauf der Jahrhunderte mehrfach umgebauten oberen, rechteckigen Saalfenster stammen aus der Zeit um 1940.1491 Der Dachstuhl des Saalbaus ist dendrochronologisch auf das Winterhalbjahr 1482/83 datiert.1492 In beiden Sälen führt ein Portal in der Ostwand in die zweigeschossige Burgkapelle, deren Aufstockung bzw. Einbau ihres Emporengeschosses in der Zeit um 1270 erfolgte. Das Sakralgebäude aus der ersten Bauzeit ab 1138/39 besaß nur ein Kapellenhauptgeschoss. Dessen ursprüngliche Deckenhöhe ist noch an dem nördlichen Mauervorsprung ablesbar, der als Balkenauflager diente. Darüber befand sich das durch Lichtschlitze belichtete, möglicherweise mit einer zinnenbewehrten Aussichtsplattform versehene Dachgeschoss.1493 1487 Somit bleiben fünf Säulen mit originalen Kämpfern für eine stilistische Einordnung dieser Saalfenster übrig. - Die Bauplastik der Fenster und beiden Portale des Saales sowie der Triumphwand in der Kapelle zeigen lombardische Traditionen. Nach Bitschnau/Hauser (1998, S. 35) gibt es stilistische und motivische Übereinstimmungen zum Trienter Dom (1124-49), zu S. Andrea in Maderno (stilistisch ins 2. Viertel des 12. Jahrhunderts datiert) sowie zu pavesischen Kirchen aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts (S. Michele, S. Pietro in Ciel d’ Oro). Deshalb kann die Bauplastik des Tiroler Saales um 1140 datiert werden. – D. Großmann (1998, S. 49-60) vergleicht den Kapitellschmuck des Tiroler Saales mit demjenigen an romanischen Kirchen in Oberitalien und italienisch beeinflussten Kirchen in Niedersachsen. – Seebach (1995, S. 86) weist neben dem Vergleich mit der pavesischen Bauplastik auch auf die 1820 abgebrochene Kirche S. Giovanni in Borgo hin. – Zur stilistischen Einordnung der Bauplastik der Tiroler Portale s. auch: Dietheuer, Franz: Die Rätsel der zwei romanischen Figurenportale auf Schloss Tirol, in: Der Schlern 48, 1974, S. 49-63. – Rasmo, Nicolò: La scultura romanica nell’ Alto Adige, in: Cultura Atesina 7 (1953), S. 9-49. – Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 77. - Seebach 1995, S. 79, 86. 1488 Die ursprüngliche Saaldecke besaß nur drei viereckige, auf einer mittleren Längsachse angeordnete Holzstützen. Diese sind auf einem Grundrissplan des ersten Saalbauobergeschosses von J. Pirchstaller von 1816 noch eingezeichnet. – Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 68, Abb. 35. 1489 Bitschnau/Hauser 1998, S. 41. – s. auch: Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 78. 1490 Das Wappenfragment lässt einen Topfhelm erkennen, auf dem als Verzierung ein durchbohrter Hundekopf abgebildet ist. Auch der Saal im mittleren Geschoss des Ostwohnbaus besitzt auf einer zugemauerten Tür zum Wehrgang Reste eines Wappenfrescos aus dem 14. Jahrhundert. - Zur Wandbemalung im oberen Saal: Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 78, 96, Abb. 70. - Weingartner 1991, S. 642. – Zur Wandbemalung im Ostwohnbau: Nothdurfter 1986, S. 12, 53, 52, Abb. 20. 1491 Durch Entfernung der neuromanischen Doppelbogenfenster wurde 1940 der Fensterzustand aus der Zeit des Saalumbaus von 1723 wieder hergestellt. – Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 78. 1492 Nicolussi 1995, S. 24. 1493 Zur Burgkapelle: Bitschnau/Hauser 1998, S. 34, 36, 40-41. – Nothdurfter 1986, 9-11, 91-106 (Kapellenuntergeschoss S. 107-109). - Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 78-84. – Weingartner 1991, S. 642-647. 551 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Saal: Der Saal im ersten Obergeschoss nahm mit seinen Maßen von etwa 20/20,5 x 12 m die gesamte Grundfläche ein. An seiner Hoffassade im Norden führte ursprünglich eine seitliche Freitreppe mit gemauertem Podest zum Eingangsportal empor. Das rundbogige Marmorportal war einfach gestuft, und ornamental sowie figural reich verziert. Seine Belichtung erhielt der Saal durch eine Anzahl reich dekorierter Doppel- und Dreierarkadenfenster, von denen sich vermutlich zwei auf der Nordseite, eins im Westen und drei auf der Südseite befanden. Ein zweites, ebenfalls reich dekoriertes Marmorportal mit doppelt gestuftem Gewände führte im Südbereich der Saalostwand in das Hauptgeschoss der Kapelle. Maße Saalbau:1494 Länge Saalbau und Kapelle (Außenmaße): Länge Saalbau und Kapelle, ohne Apsis (Außenmaße): Grundriss Saalbau UG (Außenmaße): Grundriss Saalbau UG (i. L.): Grundriss UG, ohne Gang/Flur (i. L.): Grundriss Gang/Flur UG (i. L.): Saalgeschoss 1. OG (i. L.): Saalgeschoss 2. OG (i. L.): Grundriss Kapelle UG (Außenmaße): Grundriss Kapelle UG, ohne Apsis (i. L.): Grundriss Apsis Kapelle UG (i. L.): 36,5 m 30,9/31,2 m 21,8/22,8 m : 13,5/13,7 m 19,9/20,5 m : 11,5 m1495 ca. 15,8/16,5 m : 11,5 m ca. 3,5 m : 11,5 m 19,9/20,5 m : 11,6/11,8 m = 237,5 qm 19,9/20,5 m : 11,6/11,8 m = 237,5 qm 15,1/15,6 m (mit Sockel): 8,9/9,3 m 7,3/7,5 m : 6,7 m 6,2 m (max. Breite); 4,5 m (Durchmesser im Scheitelpunkt) Heutiger Bestand: Der Saal- und Kapellenanbau hat sich in den Umfassungsmauern in der ganzen Höhe seiner drei Geschosse erhalten. Nur die beiden unteren Geschosse stammen jeweils aus der Zeit um 1138/39, während die Aufstockung des Saalbauobergeschosses sowie der Umbau zur Doppelkapelle erst um 1270-80/85 erfolgten. Die beiden Säle sind heute hauptsächlich ein Ergebnis der Restaurierungen in den 1880er Jahren und der Rückbaumaßnahmen im 20. Jahrhundert. Im Saalbauuntergeschoss sind die Außenmauern mit den Lichtschlitzen in der älteren, südlichen Ringmauer sowie die ursprüngliche Holzbalkendecke größtenteils erhalten geblieben. Dahingegen ist der Mauerwerksbestand der beiden Säle teilweise durch Brände, Einsturz, Verfall und mehrmalige Wiederherstellungsmaßnahmen stark geprägt. Dies wird besonders an den Fenstern des unteren Saales deutlich, von dessen sieben Bi- und Triforien heute nur noch drei aus dem ursprünglichen Bestand stammen. Es handelt sich dabei um das östlichste Fenster der Südseite sowie die beiden Doppelarkaden in der hofseitigen Nordmauer. Relativ gut erhalten haben sich vor allem die reich skulptierten Marmorportale zum Eingang vom Saal im ersten Obergeschoss und zur Kapelle. Entstehungsgeschichte/Datierung: Die Errichtung der ersten Burganlage in Tirol erfolgte „im vierten Viertel des 11. Jahrhunderts“.1496 Zur Gründungsanlage gehörten die Ringmauer, der Vorgängerbau der 1494 Nach den Grundrissen (Bauphasen- und Baualterungsplänen) von Bitschnau/Hauser (1998, Taf. I-III, V). 1495 Bitschnau und Hauser (1998, S. 34) geben für den Saalbaugrundriss im Lichten 20,1 x 11,6 m an. 552 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n heutigen Kapelle und vermutlich ein Wohn- oder Saalbau westlich von ihr. Von diesem Gebäude hat sich im Untergeschoss des heutigen Saalbaus der südliche Ringmauerabschnitt mit vier Lichtschlitzen erhalten.1497 Das Mauerwerk der Gründungsphase im Bereich der Südringmauer von Saal- und Kapellengebäude zeigt eine kleinteilige Mauerwerkstruktur. Bitschnau und Hauser vergleichen diese mit Mauerwerkstrukturen der Vigiliuskapelle in Morter, Vinschgau (durch Weihinschrift 1078 datiert) und der Klosterkirche von Sonnenburg, Pustertal (1090 geweiht).1498 Als historisches Datum für eine zeitliche Einordnung der Burggründung kann die Übertragung der Grafschaftsrechte an Etsch und Eisack an die späteren Grafen von Tirol im Jahre 1077 genannt werden.1499 In der zweiten Bauphase der Burg wurden der Saal- und Kapellenbau unter Beibehaltung der südlichen Ringmauer in vergrößerten Dimensionen jeweils zweigeschossig errichtet. Auf Grund dendrochronologischer Untersuchungen in den Jahren 1993/94 konnte die Holzbalkendecke des Saalbauuntergeschosses auf das Schlagdatum Winterhalbjahr 1138/39 datiert werden.1500 Stilvergleiche der reichen Bauplastik von Saal- und Kapellenportal, Saalfenstern sowie Kapellentriumphwand (mit S. Andrea in Maderno, mit pavesischen Kirchen und dem Trienter Dom) lassen nach Meinung von Bitschnau und Hauser auf eine Zeit „um 1140“ schließen. Dabei ist bei den Portalen von einer Zweiverwendung älterer Werkstücke aus dem späten 11. Jahrhundert auszugehen.1501 Mit dem Jahr 1938, in dem die Königswahl Konrads III. fällt, fand der Übergang von der salischen zur staufischen Reichsherrschaft statt. Quellenmäßig belegt war die Burg unter den Grafen von Tirol erstmals 1141 durch das urkundliche Auftreten von Albrecht und Berthold, zwei Vertretern dieses Grafengeschlechts.1502 Eine dritte Bauzeit führte wahrscheinlich „um 1270“ zum Einbau eines Emporengeschosses in der Kapelle sowie „zwischen 1270 und ca. 1280/85“ zur Aufstockung des Saalbaus um ein weiteres Saalgeschoss. Dadurch erhielten das Saalund Kapellengebäude erstmals ein gemeinsames Dach.1503 Diese großen 1496 Nach Bitschnau/Hauser 1998, S. 34, Text unter Abb. 5 und 1995b, S. 68: „vierte Viertel 11. Jahrhundert bis Anfang 12. Jahrhundert“. – B. Erhard (1995, S. 64) setzt die Erbauung der Burg „um oder vor 1100“ an. – Eine Besiedlung für das Burggelände kann seit den Grabungen von 1992-94 ab spätantiker bzw. frühchristlicher Zeit angenommen werden. Neben der karolingischen Kirche mit zwei Vorgängerbauten aus dem 6./7. Jahrhundert wurden auch Gebäudereste in unmittelbarer Nähe teilweise ergraben. – s. dazu: Ri 1998, S. 23-30. 1497 Im Abstand von 3 m parallel zur Westkapellenmauer verlief eine Quermauer. Diese lässt zusammen mit dem südlichen Ringmauerabschnitt mit seinen Schlitzfenstern ein rechteckiges Gebäude von mindestens 17 m Länge erkennen. – Zur ersten Bauzeit der Burg: Bitschnau/Hauser 1995b, S. 68 und 1998, S. 32-33. 1498 Bitschnau/Hauser 1998, S. 37-38. 1499 Die Übertragung der Grafschaftsrechte fand am Höhepunkt des Investiturstreits von Kaiser Heinrich IV. statt. Die Gründungsphase der Burg ist vor dem historischen Hintergrund einer Neuordnung des politischen Kräftegefüges im überregionalen Raum zu interpretieren. - Bitschnau/Hauser 1998, S. 32, 37 und 1995b, S. 68. 1500 Bitschnau/Hauser 1998, S. 36. – Nicolussi 1998, S. 47 und 1995a, S. 21-24. 1501 Bitschnau/Hauser 1998, S. 35. 1502 Bitschnau/Hauser 1998, S. 31, 44, Anm. 3. – Hörmann-Weingarten 1981, S. 429. - Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 99. – Weingartner 1991, S. 636. 1503 Bitschnau/Hauser 1998, S. 42. – Bitschnau/Hauser (1995b, S. 72) vermuten die Aufstockung von Saal- und Kapellenbau im vierten Viertel des 12. Jahrhunderts. Die Aufstockung des (nach dendrochronologischer Datierung der Deckenbalken im Untergeschoss) ab 1221/22 zweigeschossig angesetzten Ostwohngebäudes erfolgte ihrer Ansicht nach bis um 1300. - Nach Bitschnau/Hauser (1998, S. 41) deuten Reste von Fresken an der Nordwand des oberen Saales auf seine Fertigstellung „spätestens um 1280/85“ hin. - Beim Umbau zur Doppelkapelle musste der obere Bereich der Chorbogenwand abgetragen, der Triumphbogen tiefer gesetzt, die Kapellenaußenmauern um ca. 3 m erhöht und ein nördlich zugängliches Emporengeschoss eingeschoben werden. – Bitschnau/Hauser 1998, S. 40. 553 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Umbaumaßnahmen müssen unter dem Tiroler Landesfürsten Meinhard II. (1258-95) stattgefunden haben.1504 Die Burg diente den Grafen Tirol und ihren Nachfolgern, den Grafen von Tirol-Görz als Residenz und erfuhr dabei weitere Umbauten und Vergrößerungen. Vor 1302 schädigte ein Brand die Anlage schwer. Als letzte mittelalterliche Umbaumaßnahme am Saalbau wurde im „endenden 13. oder beginnenden 14. Jahrhundert“ an Stelle der hofseitigen Freitreppe im Norden eine zweigeschossige Zugangshalle zum unteren Saal errichtet.1505 Abb. 612: Grundriss erstes und zweites Obergeschoss von Saal- und Kapellenbau sowie Ostwohnbau. Plan von Jakob Pirchstaller 1816. (aus: Tiroler Burgenbuch 2, hrsg. v. O. Trapp 1973, S. 68, Abb. 35) Abb. 613: Südansicht von Saal- und Kapellenbau. Zeichnung von Jakob Pirchstaller 1816. (aus: Tiroler Burgenbuch 2, hrsg. v. O. Trapp 1973, S. 69, Abb. 37) 1504 Nothdurfter 1986, S. 14-18. 1505 Bitschnau/Hauser 1998, S. 42. 554 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n Abb. 614 und Abb. 615: Hofansicht von Saal- und Ostwohnbau, vor und nach dem Abbruch der vorgelagerten Treppenhäuser. Zeichnungen von O. Piper. (aus: Piper 1902b, S. 212, Fig. 241, S. 211, Fig. 240) Durch den Übergang der Grafschaft Tirol an die Habsburger im Jahr 1363 und die Verlegung der Residenz nach Innsbruck 1420 verlor die Burganlage ihre funktionelle Bedeutung. Im 16. Jahrhundert musste die Südwestecke des Saalbaus nach einem Einsturz neu aufgeführt werden. Dabei kam es zur Errichtung der Verstärkungsmauer 555 Tirol, Burg/Südtirol, Italie n im Bereich des südwestlichen Ringmauerknicks sowie zur Vermauerung des Triforiumfensters in der Westseite des unteren Saales. Auch die Nordwestecke der hofseitigen Zugangshalle zum unteren Saalgeschoss wurde nach einem Teileinsturz im 16. Jahrhundert neu aufgeführt. 1722/23 ließ Baron Adam Voglmayr nach den Plänen des Baumeisters Josef Delay in den oberen Saal große Viereckfenster einsetzen und durch Einziehen von Riegelwänden Zimmer einbauen. Nach der Plünderung der Burg in den napoleonischen Kriegen erfolgte ihre Versteigerung 1808 durch die bayerische Regierung. Die Stadt Meran kaufte die Burg und schenkte sie 1816 dem Kaiser. Im gleichen Jahr erfolgte durch Jakob Pirchstaller eine Vermessung der Anlage mit Grundriss, Ansichts- und Querschnittplänen.1506 Im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts kam es zu Sicherungsmaßnahmen am Saalbau. Diese führten im Untergeschoss zur Verstärkung der südlichen Ringmauer auf der Innenseite sowie zum Einbau der mittleren, von Bogen durchbrochenen Längsmauer an Stelle ursprünglicher Stützen.1507 Während der Instandsetzungsmaßnahmen in den 1860er Jahren in der Kapelle deckte Architekt Anton Geppert Malereien des 14. Jahrhunderts auf und zeichnete 1865 detaillierte Bestandspläne von der Kapelle und vom unteren Saal. Von 1882 – 93 fand unter der Leitung Davids von Schönherr eine Restaurierung von Saal-, Kapellen und Ostwohnbau statt. Dabei wurden alle hofseitigen Vorbauten und Treppenhäuser von Saal- und Wohnbau entfernt und die Rechteckfenster aus nachmittelalterlicher Zeit im oberen Saal durch sieben Doppel- und ein Dreierarkadenfenster ersetzt. Auch die teilweise zerstörten romanischen Fenster des unteren Saales wurden durch imitierten bauplastischen Schmuck ergänzt. Weiterhin erfolgte die Entfernung der Einbauten und Tieferlegung der Decke im oberen Saal sowie die Ersetzung der drei mittleren Stützpfeiler durch vier im unteren Saal, ohne Rücksichtnahme auf dessen Fensterabfolge.1508 Ab 1940 begannen Rückführungsmaßnahmen, die zum Ersetzen der Biforien im oberen Saal durch acht große Viereckfenster führten. 1969 wurde das Triforiumfenster in der Westseite des unteren Saales durch Nicolò Rasmo aufgedeckt sowie in ursprünglicher Form ergänzt. 1977/78 erfolgte die Erneuerung alle Dächer und Dachstühle der Burggebäude. Nachdem die Burg ab 1919 vom Königreich Italien übernommen und dem königlichen Denkmalamt in Trient unterstellt worden war, ging sie mit dem Autonomiestatut für Südtirol von 1972 im Jahr 1974 in den Besitz des Landes über. In den 1980er Jahren begann unter Beratung des Landesdenkmalamtes ein Sanierungs- und Restaurierungsprogramm. Die anschließenden Arbeiten führten u. a. zum Verstärken der Saalböden durch Einziehen neuer Balken sowie zum Verglasen der Fenster im Saalbau. Bei archäologischen Grabungen um 1970 im Kapellenuntergeschoss wurden die Kirchenfundamente aus der Burggründungszeit entdeckt. In den Jahren 1992-94 kam es unter der Leitung von Lorenzo Dal Ri auf der Südseite des Burghügels zur Freilegung einer karolingischen Dreiapsidenkirche mit zwei Vorgängerbauten.1509 1506 Diese Pläne von Pirchstaller gelten heute als wichtigste Quelle für den Baubestand der Burggebäude vor der Zeit der umfassenden Restaurierungsmaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts. – Zu Zeichnungen, Stichen, Radierungen und Lithographien der Burganlage vom 16. – 19. Jahrhundert: s. Tiroler Burgenbuch 2, 1973, S. 5758. 1507 Zur Burggeschichte des 13. Jahrhunderts bis zu den beginnenden Restaurierungen Ende des 19. Jahrhunderts: Nothdurfter 1986, S. 12-32. – Weingartner 1991, S. 636-638. 1508 Castellani Zahir 1998, S. 61-66. - Nothdurfter 1986, S. 33-36. 1509 Im Sommer 2001 beschädigte das schwerste Erdbeben in Südtirol seit 100 Jahren Burggebäude durch herabstürzende Steine und Mauerteile von den Zinnen der Ringmauer. An den Fresken der Burgkapelle traten Schäden auf, und das Landesmuseum Schloss Tirol wurde vorübergehend geschlossen. – Erdbeben in Südtirol fordert zwei Todesopfer. Geröll-Lawine riss Frau in den Fluss, 18.06.2001, http://rhein- 556 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Um die Burg als Gedenk- und Museumsstätte nutzen zu können, wurden die ehemaligen westlichen Wirtschaftsgebäude in ein Museum für Archäologie umgebaut. In den ostseitigen Burgbauten, besonders im Ostwohnbau, erfolgte die Einrichtung einer landesgeschichtlichen Ausstellung. Auch der 1902/03 um drei Geschosse aufgestockte Turm dient seit seiner Sanierung von 2002 für museale Ausstellungen. Im Juni 2003 wurde das neue Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte auf der Burg Tirol eröffnet. 1510 Literatur: Bauforschung auf Schloss Tirol 2000/2002. - Bitschnau, Burg und Adel, 1983. – Bitschnau, Bauphasen, 1996, S. 44-51. - Bitschnau, Bauforschung, 2002. - Bitschnau/Hauser, Baugeschichte, 1995a, S. 5-18. – Bitschnau/Hauser, Entwicklung, Katalog zur Tiroler Landesausstellung 1995b, S. 6873. - Bitschnau/Hauser, Burg Tirol, 1998, S. 31-46. - Castellani Zahir, Welches Mittelalter?, 1998, S. 61-72. - Erhard, Baugeschichte, 1995, S. 64-87. - Forschungen zu Burgen und Schlössern 4, 1998. – D. Großmann, Kapitellen, 1998, S. 49-60. - Hörmann-Weingarten 1981, Burgen Tirols 3, 1981, S. 427ff. - Nicolussi, Dendrochronologische Untersuchungen, 1995a, S. 19-43. - Nicolussi, Schloss Tirol, dendrochronologische Erkenntnisse 1995b, S. 74-77. - Nicolussi, Jahrringdaten, 1998, S. 47-48. Nothdurfter, Schloss Tirol, 1986. - Piper, Österreichische Burgen 1, 1902b, S. 208-231. - Rasmo, Schloss Tirol, 1970. - Ri, Ausgrabungen, 1998, S. 23-30. – Seebach, romanischen Portale, 1995, S. 7987. - Tiroler Burgenbuch 2, hrsg. v. O. Trapp, 1973, S. 57-98. - Weingartner, Kunstdenkmäler Südtirols 2, 1991, S. 636-647. 5.22 Ulrichsburg (Saint-Ulrich)/Elsass, Frankreich Lage: Die Burgruine liegt nordwestlich über der Stadt Rappoltsweiler/Ribeauvillé, auf einem Felsvorsprung des Berges gleichen Namens am Osthang der Vogesen.1511 Auf dem Rappoltstein befindet sich nördlich von der Ulrichsburg in etwa 100 m Entfernung die kleinere Burg Girsberg und im Westen, etwa 100 m höher und ca. 300 m entfernt, die Burg Hohrappoltstein.1512 Der sehr unregelmäßige Grundriss der Ulrichsburg auf einem dreiseitig steil abfallenden Felsvorsprung ist durch die Felszerklüftung und die starken Geländeniveauunterschiede des Burgplatzes bedingt.1513 Auf der höchsten Stelle der nördlichen Felskuppe steht der zeitung.de/on/01/07/18/topnews/erdb.html. - Zu Sanierungs-, Restaurierungsarbeiten des 20. Jahrhunderts: Nothdurfter 1986, S. 38-41. - Weingartner 1991, S. 638. 1510 Nur der untere Saal des Saalbaus bleibt frei von musealen Einbauten. Vor seinen Südfenstern gibt es begehbare Aussichtsplateaus in Form einer zusammengeschobenen Bühne. - Seit 1999 wurden auf der Burganlage (unter der Leitung von Martin Bitschnau und Walter Hauser) bauhistorische und (unter der Oberaufsicht von Lorenzo Dal Ri) archäologische Untersuchungen durchgeführt. Auch fanden gleichzeitig mineralogisch-materialwissenschaftliche und geologische Forschungen (vom Institut für Mineralogie und Petrographie der Universität Innsbruck) statt. Die Ergebnisse sind in zwei von einer insgesamt vierbändig geplanten Heftereihe unter dem Titel „Bauforschung auf Schloss Tirol“ erschienen. 2005 werden die Untersuchungen mit einer umfassenden Dokumentation veröffentlicht. - Schloss Tirol: Geologische, mineralogische und materialwissenschaftliche Untersuchungen, in: ÖJ-ÖsterreichWoche 14.01.–20.01.2003; htp://www.oe-journal.at/Aktuelles/0103/W2/41601schlossTirol.htm. – Seit Mai 2004 gibt es eine CD-Rom zur Baugeschichte der Burg Tirol, die einen virtuellen Rundgang durch die Burganlage in 3D-Animationen ermöglicht. Für diese CD-Rom wurde die ganze Burganlage von Roberto Gagliano, Innsbruck im Auftrag von weblab als dreidimensionale Matrix gezeichnet. – http.///www.innweb.at/weblab/Schloss_de.html. 1511 Die alte Namensbezeichnung der Ulrichsburg lautet Rappoltstein oder Großrappoltstein (Grand Ribeauvillé). 1512 Zu Hohrappoltstein: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 276-281 - zu Girsberg: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 281-284. 1513 Die Gründungsanlage der Burg im 11. und ihre erste Erweiterung Mitte des 12. Jahrhunderts nahm nur einen kleinen Bereich im Norden des heute überbauten Areals ein. Durch die mehrfache Vergrößerung der Burganlage kam es geländebedingt zu großen Konstruktions- und Erschließungsproblemen auf dem Bauplatz. – Biller, im Druck. - Für das Zusenden seines Manuskripts über die Ulrichsburg (Biller, im Druck), dass in: Die Burgen des 557 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich quadratische Bergfried. Südöstlich unterhalb von ihm befindet sich das älteste Wohngebäude mit zwei Erdgeschossräumen auf unregelmäßigem Grundriss.1514 Südlich dieses Wohngebäudes schließt ein Torzwinger mit rundem Ostabschluss in baulicher Kombination mit einer Zisterne an.1515 An seiner Südseite befindet sich der wegen Platzmangel an die Außenseite der Ringmauer gesetzte Saalbau. Eine im Grundriss rechteckige, ca. 6 x 4,5 m große Kapelle ist mittig an seine Hofseite im Westen gebaut. Auf Grund ihrer wesentlich höheren Lage stand sie nicht in Verbindung mit ihm und war hofseitig durch zwei Portale zugänglich.1516 Südwestlich vom Saalbau liegt ein großer, trapezförmiger Wohnturm, der den Südabschluss der Ausdehnung der Burganlage in romanischer Zeit bildet.1517 Abb. 616: Grundriss (Norden: rechts), von B. Ebhardt um 1900. (aus: Ebhardt, Wehrbau Europas I, 1939/58, ND 1998, S. 67, Abb. 68) Elsass II. Architektur und Geschichte (1200-1250) erscheinen soll, sei an dieser Stelle Herrn Dr. phil. Dr.-Ing. Thomas Biller herzlich gedankt. Auch bin ich über seine ergänzenden Hinweise zu Literatur und Plänen über die Ulrichsburg, Girbaden, Groß-Geroldseck und andere Saalbauten im Elsass sehr dankbar. Einen weiteren Dank möchte ich an Herrn Hans Zumstein richten, welcher mir freundlicherweise die Literatur von Herz/Meyer/Wilsdorf (Führer, 1980) und Salch (Nouveau Dictionnaire, 1991b, S. 258-263) zugesandt sowie einen von ihm angefertigten Bauphasenplan der Ulrichsburg für meine Bauuntersuchungen zur Verfügung gestellt hat. Auch gab er mir wichtige schriftliche Ergänzungen seiner persönlichen Baubeobachtungen vor Ort. Gerne erinnere ich mich an die anregende Diskussion mit Herrn Zumstein über den Elsässer Burgenbau, als ich ihn während meiner Burgenfahrt im Elsass im Oktober 1995 besuchen konnte. 1514 Es wurde etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet und gilt als eines der ältesten romanischen Wohnbauten im Elsass. – Biller, im Druck. 1515 Die Filterzisterne mit ihrem Schacht in der Hofmitte bestimmt die runde Grundrissform. Der runde, als Ringmauer ausgebildete Ostabschluss hält auch die zu filternde Kiesschüttung. – Biller, im Druck. 1516 Eine Tür befindet sich in der wegen Platzmangel abgeschrägten Südwestecke. Eine zweite Pforte im Nordwesten führt auf die schmale, etwa 1,5 m höher gelegene Herrschaftsempore. Das wahrscheinlich flach gedeckte Kapellengebäude erhielt etwa in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Obergeschoss, wodurch es den romanischen Saalbau überragte. - Zur Kapelle: Biller, im Druck. - Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 291. – G. Meyer, 1980, S. 19. - Rump 1980, S. 5. 1517 Im 14.–16. Jahrhundert wurde die Ringmauer nach Süden (sog. „Mühlenhof“) und Nordosten (Ausbau des Torzwingers) erweitert. – Biller, im Druck. – s. auch Bauphasenplan der Burganlage von H. Zumstein. 558 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Abb. 617: Ostansicht der Burganlage, von B. Ebhardt um 1900. (aus: Ebhardt, Wehrbau Europas I, 1939/58, ND 1998, S. 326, Abb. 373) Saalbau: Der den Grundriss eines Rechtecks mit schräger Südmauer aufweisende, im Außenmaß etwa 17/19 x 10 m große Saalbau besteht aus einem Saalgeschoss über einer dreigeschossigen, kellerartigen Substruktion. Sein Mauerwerk zeigt zwei Materialien: Bruchsteine aus hartem, sprödem, granitartigem Gneis des anstehenden Felsen sowie glatte, rötliche Sandsteinquader, die in einigen Bereichen auch als Buckelquader ausgebildet sind. Bruchsteinmauerwerk ist an der inneren Mauerschale des mehrgeschossigen Unterbaus zu sehen. Mit glatten Sandsteinquadern sind die optisch wirksameren Bereiche, d. h. die Innen- und Außenseite des Saalgeschosses sowie teilweise auch das Untergeschoss der nördlichen und östlichen Außenseite versehen. In der sichtbaren äußeren Mauerschale im Norden und Osten1518 befinden sich im Sockelbereich zehn Schichten von Buckelquadern. Diese treten verstreuter auch weiter oben und am Türgewände sowie an den Gebäudeecken in seiner gesamten Höhe auf. Auch für die Werkstücke der Fenster- und Türöffnungen wurde Sandstein verwendet.1519 1518 Die südliche Saalbauaußenseite ist durch spätere Auffüllungen verdeckt, seine nördliche durch den dort anstehenden Fels ersetzt. – Biller, im Druck. 1519 Nach Biller war das Bruchsteinmauerwerk – im Gegensatz zu den rötlichen Sandsteinquadern - mit Sicherheit verputzt. Dies lässt sich am Westportal des Saales sowie beim unteren Südfenster der Kapelle nachweisen. Dort ist eine Markierung der Putzkante durch Ritzung bzw. Bearbeitung der Ansichtseite der Gewändesteine vorhanden. Durch die geradlinig über die unterschiedlich langen Gewändesteine des Saalbauportals geführte Ritzung ist auch belegt, dass eine optisch wirksame, regelmäßige „Umrahmung“ der Maueröffnung angestrebt war. Somit sollte sich also das rote Gewände gegen eine andere Putzfarbgebung (sandfarben oder weiß?) abheben. Hier liegt ein seltener Beweis für eine Farbgestaltung von Burgmauern aus der Zeit um 1200 im Elsass vor. – Biller (im Druck). 559 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Schwarz: 11. Jahrhundert Blau: um 1160 Blaugrün: um 1201 Gelborange: 15. Jahrhundert Braun: Anfang des 16. Jahrhunderts Abb. 618: Grundriss der Burganlage. Bauphasenplan von H. Zumstein, farblich angelegt von der Verfasserin. (Besitz von H. Zumstein) 560 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Abb. 619: Burganlage von Osten. Rekonstruktionsmodell von I. Eberenz, Sasbach. (Foto: Verf. 1995) Abb. 620: Nordostansicht der Burg. (Foto: S. Schulz 1995) 561 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Abb. 621 und Abb. 622: Saalbau. Grundriss des 1. Obergeschosses und Längsschnitt mit Blick nach Osten. Zeichnung von B. Ebhardt. (aus: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 293, Abb. 328) Abb. 623: Saalfenster, Innenansicht und Längsschnitt von B. Ebhardt. (aus: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 296, Abb. 332) 562 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Der Saalbau steht auf Grund von Platzmangel an der äußeren Ringmauerseite auf einer tieferen Felsstufe im Osten. Deshalb sind auf seiner östlichen Langseite 12 m hohe Mauern als Substruktion für das Saalgeschoss aufgeführt. Wegen der geringen Belichtung handelt es sich hierbei um kellerartige, zu Vorrats- und Lagerzwecken genutzte Nebenräume in drei Geschossen. Der von zwei Lichtschlitzen auf der Ostseite belichtete untere Keller ist heute verschüttet. Er umfasste auf jeden Fall, das mittlere Kellergeschoss, vielleicht auch noch die Osthälfte der Grundfläche mit etwa 4 m Breite. An seiner inneren Südgiebelseite ist die Abbruchstelle einer mittleren Längsmauer deutlich sichtbar, welche im Westbereich hinterfüllt gewesen sein musste. Durch das Einziehen einer Zwischendecke im hohen oberen Keller entstand ein drittes, nun die gesamte Saalbaugrundfläche von etwa 16 x 8 m einnehmendes Kellergeschoss. Es wurde im Osten durch drei Lichtschlitze belichtet. Der mittlere Keller besitzt vier größere Schlitzfenster und eine Tür mit Konsolsturz1520 in der östlichen Langseite sowie eine weitere kleinere Fensteröffnung in der Nordgiebelmauer. Auf der Südseite befindet sich in Höhe des durchgehenden obersten Kellergeschosses das aus der Erbauungszeit stammende, flachbogige Kellertor. Da es etwa 2,6 m über dem Fußboden des mittleren Kellers lag, führte von ihm aus – damals wie auch heute – eine steinerne Treppe hinunter. Abb. 624: Blick vom Bergfried auf den Innenraum von Saalbau und Kapelle, von Nordwesten. (Foto: Verf. 1995) 1520 Nach Vermutungen von Biller (im Druck) führte die östliche Kellertür vielleicht zu einem Aborterker oder über einen Aufzug nach draußen, zum etwa 6 m tiefer gelegenen Berghang. In letzterem Fall hätte sie als Notausgang gedient. – s. auch Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 291. 563 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Abb. 625: Innenraum von Saalbau und Kapelle, von Norden. (Fotos: Verf. 1995) Von der ursprünglichen Holzbalkendecke über dem Untergeschoss haben sich aus der Erbauungszeit größtenteils die je 18 Kragsteine auf den beiden Langseiten als Auflager für die Balken erhalten. Darüber befindet sich das ehemalige Saalgeschoss, welches eine großzügige Belichtung durch eine Reihung von sieben Doppelarkadenfenstern in der östlichen Langseite sowie zwei weitere Biforien in der Nordgiebelmauer erhielt. Diese neun Saalfenster besitzen mit insgesamt 18 Seitensitzen ausgestattete Fensternischen, die einen Ausblick über Rappoltsweiler und weiter ins Oberrheintal ermöglichten. Die Fensternischen liegen 0,95 m über den Kragsteinen, und die Deckenkonstruktion mit Streich- und Deckenbalken ist nach Vermutung von Biller wahrscheinlich ca. 0,6 – 0,7 m hoch gewesen. Deshalb haben wohl ein oder zwei Stufen zu den Biforien hinaufgeführt. Zu den beiden tiefer gelegenen Türen auf der Nord- und Ostseite mussten dementsprechend ein bis zwei Stufen hinabgeführt haben.1521 1521 Biller (im Druck, Anm. 18) weist darauf hin, dass G. Meyer (1982, S. 129 und Abb. auf S. 125) eine „hohe Deckenkonstruktion mit Klappstiel und Kopfband“ annimmt, wobei er die Höhenlagen der Türen jedoch nicht berücksichtigt. 564 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Abb. 626 und Abb. 627: Innenansicht Saalbauostseite, Ober- und Untergeschoss. (Fotos: Verf. 1995) Alle Saalfenster besitzen an der Außenseite flache Rundbogenblenden, deren Kanten – ebenso wie die Biforien – mit schlanken Rundstäben profiliert sind.1522 Die Doppelarkaden werden von rechteckigen, entsprechend profilierten Mittelstützen 1522 Die Außenseite der Saalmauern zeigt eine detaillierte, qualitätvolle Fenstergestaltung, obwohl sie wegen dem östlich unzugänglichen, steilen Berghang nicht aus der Nähe gesehen werden konnte. – Hinweis von Biller, im Druck. 565 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich getragen, welche nach Zeichnungen von B. Ebhardt eine Befestigungsvorrichtung für Innenläden besaßen.1523 Alle Mittelstützen der Ostfensterreihe waren, wie alte Abbildungen zeigen, spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts verschwunden und sind 1922 erneuert worden.1524 Die Blendbogenfelder über den Mittelstützen besitzen reich profilierte Oberlichter in sieben verschiedenen geometrischen Formen, welche scheinbar innen verglast waren. Ihre Oberlichter zeigen das Kreismotiv, ein diagonal gestelltes Quadrat, eine Vierpassform und Kombination von Bögen und spitzen Winkeln.1525 Bei fünf von den sieben Ostfenstern des Saales sind ihre Fasen und Kehlen mit Kugelbesatz verziert, wie er auch an den Innenkanten der Fensternischen zu sehen ist.1526 Abb. 628: Innenansicht Saalbauostseite, Doppelarkadenfensterreihe im ersten Obergeschoss. (Fotos: Verf. 1995) 1523 Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 296, Abb. 332. – Nach Biller (im Druck) lässt die Löchergröße auf eine Metallverriegelung schließen, zumal hier keine Öffnung zum Durchstecken eines Kantholzes vorhanden ist. 1524 Biller, im Druck, Anm. 19. - Herz 1980, S. 5. – Herz (S. 5) gibt auch an, dass die bis dahin noch vorhandenen Bogenfelder mit Mittelstütze der beiden nordseitigen Saalfenster ebenfalls 1922 erneuert wurden. 1525 Biller, im Druck, Anm. 20. – Meyer 1980, S. 18. 1526 Biller (im Druck) weist darauf hin, dass das vom Neubau des Basler Münsters ausgehende Kugelmotiv im Burgenbau des Oberelsass im frühen 13. Jahrhundert verbreitet war. – Auch die Fenstergewände des Saales auf der Rothenburg bei Kyffhausen waren mit kugeligem Zierrat versehen. – Leistikow 2000, S. 40, 41. 566 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Abb. 629: Geometrische Formen der profilierten Oberlichter im Bogenfeld. (aus: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 296, Abb. 333) Zwei mit umlaufenden Rundstäben profilierte Rundbogentüren ermöglichten von außen den Zugang zum Saalgeschoss. Auf der Saalbauwestseite befindet sich südlich neben dem Kapellenanbau die wesentlich breitere Pforte. Zu ihr musste vom Innenhof aus geländebedingt ursprünglich wohl über eine Treppe etwa 3 m hinabgestiegen werden. Die vermutlich in romanischer Zeit mit einem überdachten Holzbalkon1527 versehene, schmale Tür in der Nordgiebelseite wurde vom ca. 2,3 m tiefer liegenden nördlichen Zwinger aus über eine hinaufführende Treppe erreicht. Als Zugang zu einem Aborterker diente die schmale Rundbogentür am Nordende, unterhalb eines kleineren, einfachen Rechteckfensters, im Anschluss an die Biforiumfensterreihe in der Saalostmauer. In der nordseitigen Saalwand befindet sich zwischen der Tür zum Zwinger und den beiden Doppelbogenfenstern ein doppelter rechteckiger Wandschrank mit erkennbaren Türfalzen. Eine doppelte, nicht verschließbare Ziernische in spitzbogenförmiger Ausbildung sitzt über den beiden Schränken.1528 1527 Auf eine Überdachtung des nördlichen Saaleingangs weist ein an der Außenseite über ihr vorhandener Kragstein hin. – Biller, im Druck. 1528 Da der Saalbau dendrochronologisch auf eine „Vollendung vor 1201“ datiert ist, handelt es sich bei diesen doppelten Wandschränken nach Aussage von Biller (im Druck) „um den ältesten eindeutig datierten Spitzbogen im elsässischen Burgenbau.“ 567 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Abb. 630: Innenraum des Saalbaus mit Blick auf die Nordgiebelseite. (Foto: Verf. 1995) Abb. 631: Querschnitt durch den Wohnturm und Saalbau, Blick nach Norden. (aus: Ebhardt, Wehrbau Europas I, 1939/58, ND 1998, S. 326, Abb. 373) 568 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Abb. 632 und Abb. 633: Innenraum des Saalbaus. Südecke der Westseite mit Saalportal. – Innenansicht der Westseite, nach Nordwesten. Rechts: Kellertor und Saalpforte. (Fotos: Verf. 1995) 569 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Abb. 634 und Abb. 635: Außenansicht der Westecke der Saalbaunordseite vom nördlichen Zwinger her, mit Kellertor und Saalpforte. - Innenraum des Saalbaus mit Blick auf die südliche Giebelseite. (Fotos: Verf. 1995) Nur etwa 0,6 m über den Fensternischen lag auf einem umlaufenden gekehlten Gesims die Balkendecke des Saales, der nach Berechnungen von Biller nur eine lichte Höhe von ca. 3,4 m besaß.1529 Wie Grabungsfunde von 1975-77 belegen, war das Dach über dem Saalgeschoss offenbar mit Mönch-Nonne-Ziegeln gedeckt.1530 Über die spätere Aufstockung des Saalbaus um ein zweites Obergeschoss können nur alte Abbildungen aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert Auskunft geben, da seine letzten Mauereste nach 1828 eingestürzt sind. Auf dem Stich von Rothmüller aus dem Jahr 18261531 vom Saalbauinnenraum, mit Blick auf die Ost- und Nordseite sind noch zwei Triforiumfenster an der Nordecke der östlichen Langseite zu sehen. Sie besitzen genaste, in der Mitte erhöhte Spitzbogenöffnungen mit Stichbogennischen ohne seitliche Sitzbänke.1532 Auf der Innenraumskizze vom Architekten B. Schacre von 1529 Biller (im Druck). - Im Gegensatz zu Biller nimmt G. Meyer für den Saal eine sehr hohe Deckenkonstruktion „mit Klappstiel und Kopfband“ an, wobei er jedoch die Höhenlage der Türen außer Acht lässt. – Biller, im Druck, Anm. 18. 1530 Biller, im Druck und Anm. 21. – Zum Saalgeschoss: Biller, im Druck. - Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (18991905), S. 291-292. – G. Meyer 1980, S. 18-19. 1531 Meyer 1980, Abb. auf S. 15. - Salch 1991b, Abb. auf S. 259. – s. auch Innenraumansicht der Nordostecke des Saalbaus, Gemälde nach Schweighäuser und Golbery 1828, in: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 299, Abb. 334. 1532 Leistikow (2000, S. 41) hat bei der Rekonstruktion der dreiteiligen Saalfenster auf der Rothenburg bei Kyffhausen auf Übereinstimmungen mit den Fenstern des obersten Saalbaugeschosses der Ulrichsburg hingewiesen. Nur spricht er von einem „obersten Saalgeschoss,“ welches auf Grund der auf alten Abbildungen dargestellten ostseitigen Fenstergliederung wohl nicht anzunehmen ist. 570 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich 18281533 ist neben diesen beiden Dreierarkadenöffnungen noch ein etwas kleineres Biforium in ähnlicher Ausführung zu sehen. Und eine Federzeichnung mit der Ostansicht der Burg aus dem 18. Jahrhundert von Rébert1534 zeigt noch die in ihrer gesamten Länge erhaltene Ostfassade im zweiten Obergeschoss mit einem kleineren und drei größeren Doppelfenstern südlich der beiden Triforien. Aus diesen alten Ansichten kann geschlussfolgert werden, dass die Fenster des aufgestockten Geschosses wahrscheinlich mehrere (vielleicht drei?) repräsentative Räume belichteten. Die bei den Grabungen von G. Meyer in den Jahren 1976/77 gefundenen Fensterspolien von diesem Geschoss wurden von ihm ins 14. Jahrhundert datiert.1535 Auch scheinen die über einem umlaufenden Gesims aufgeführten Mauern des zweiten Obergeschosses in geringerer Stärke aufgeführt worden zu sein. Abb. 636: Ostansicht der Burganlage. Federzeichnung von Rébert, 18. Jahrhundert. (Salch 1991b, S. 258) 1533 An dieser Stelle möchte ich Herrn Zumstein danken, dass er mir die Zeichnung von Schacre aus seinem Besitz als Kopie zur Verfügung gestellt hat. 1534 Salch 1991b, Abb. auf S. 258. – Hinweis auf weitere alte Ansichten in: Wolff 1908/1979, S. 286-287. 1535 Biller, im Druck, Anm. 30. - G. Meyer 1980, S. 20. – Im restaurierten südlichen Kapellengiebel ist heute das einzige aus dem 14. Jahrhundert erhaltene Fenster, von unbekannter Stelle, eingebaut. – Hinweis von Biller, im Druck. 571 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Abb. 637: Ostansicht des Saalbauinnenraums. Zeichnung von Architekt B. Schacre 1828. (Besitz von H. Zumstein) Abb. 638: Innenraum des Saalbaus nach Nordosten. Lithographie von J. Rothmüller 1826. (Salch 1991b, S. 259) 572 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Saal: Der mit seinen Maßen von ca. 16 x 8 m die gesamte Geschossfläche einnehmende Saal im ersten Obergeschoss war durch ein Portal im Westen sowie eine schmälere Pforte im Norden zugänglich. Vom Innenhof musste neben dem Kapellenbau geländebedingt ursprünglich eine Außentreppe 3 m tief zum profilierten Westportal hinabgeführt haben. Dahingegen führte vom nördlichen Zwinger aus eine 2,3 m hohe Treppe zur schmäleren Rundbogentür in der Nordgiebelseite des Saalbaus, welche einen überdachten Holzbalkon bzw. Eingangsbereich besaß. Durch eine weitere schmale Rundbogentür am Nordende der Saalostseite konnte wahrscheinlich ein Aborterker betreten werden. Eine Reihe von sieben reich verzierten Doppelarkadenfenstern in der östlichen Langseite sowie zwei weitere Biforien in der Nordgiebelmauer sorgten für eine großzügige Belichtung des Saales. Sie besaßen an ihren äußeren Rundbogenblenden sowie Arkadenöffnungen profilierte Rundstäbe. In ihren Blendbogenfeldern über den rechteckigen Mittelstützen befanden sich reich profilierte, wahrscheinlich innen verglaste Oberlichter verschiedener Konturen. Da die neun, wohl durch Innenläden verschließbaren Saalfenster mit insgesamt 18 Seitensitzen ausgestattet waren, wurde dem Betrachter ein bequemer Ausblick über Rappoltsweiler und weiter ins Oberrheintal ermöglicht. Als weitere Ausstattung besaß der Saal auf der Nordgiebelseite zwischen Tür und Biforien einen doppelten rechteckigen Wandschrank mit erkennbaren Türfalzen und zwei nicht verschließbaren, spitzbogigen Ziernischen. Maße Saalbau:1536 Grundriss Saalbau UG (Außenmaße): Grundriss Saalbau UG (i. L.): Grundriss UG Saalbau (i. L.): Saalgeschoss 1. OG (i. L.): Höhe Saalgeschoss 1. OG (i. L.): 16,9/19,2 m : 9,8/10,1 m 15/16,8 m : 7,8/8,1 m 16/16,8 m : 4 m 15/16,8 m : 7,8/8,1 m = ca. 128 qm ca. 3,4 m1537 Heutiger Bestand: In seinen Umfassungsmauern ist der Saalbau über dem hohen Substruktionsgeschoss einschließlich des Saalgeschosses in seiner ganzen Höhe erhalten. Die drei übereinander liegenden Keller besitzen noch insgesamt neun Schlitzfenster, eine Tür und das Kellertor aus der Erbauungszeit. Im oberen Saal sind zwei Zugänge und eine Austrittsöffnung sowie insgesamt neun, teilweise 1922 erneuerte Doppelarkadenfenster erhalten. Über das zweite, wahrscheinlich im 14. Jahrhundert aufgestockte Obergeschoss, dessen ostseitige Mauerreste nach 1828 abgestürzt sind, geben heute nur noch alte Abbildungen aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert Auskunft. Entstehungsgeschichte/Datierung: In den Schriftquellen wird eine Burg mit Namen Rappoltstein erstmals urkundlich 1081 erwähnt.1538 Diese Burg lag an Stelle der Ulrichsburg, welche durch die schriftliche 1536 Nach dem Grundriss des Saalgeschosses und Längsschnitt durch den Saalbau, mit Blick nach Süden, von Bodo Ebhardt (Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 293). 1537 nach Biller (im Druck). 1538 In der Urkunde von 1084, in der es castellum cum vniueris appendiciis heißt, ist von einer Schenkung der Burg Rappoltstein durch Kaiser Heinrichs IV. an das Bistum Basel die Rede. - Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (18991905), S. 294. – Der Ort Rappoltsweiler (Ribeauvillé) wird urkundlich zuerst 759 erwähnt. – Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 293. - Rump 1980, S. 2. 573 Ulrichsburg (Saint-Ulric h)/Elsass, Frankreich Überlieferung sowie den ältesten Baubestand als älteste und somit auch erste, als sog. „Stammburg“ der Rappoltsteiner belegt ist.1539 Durch die Herren von Rappoltstein entstand etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts ein Bergfried und Wohnbau im nördlichen Bereich des Burggeländes. Ende des 12. Jahrhunderts kam es zur Errichtung eines Wohnturmes im Südwesten. In einer Bauphase um 1200 wurden der Wohnturm erweitert und der Saalbau mit angebauter Kapelle, nördlich davon der runde Torzwinger mit Filtrierzisterne errichtet und diese Bauteile mit einer Ringmauer verbunden.1540 Auf Grund dendrochronologischer Untersuchungen mehrerer Hölzer in den 1970er Jahren wird der Saalbau mit seinem Substruktions- und Saalgeschoss auf 1201 datiert.1541 Auch nach kunsthistorischen Kriterien kann der Saalbau in die Zeit um 1200 eingeordnet werden.1542 In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhielt die Kapelle ein Obergeschoss, wodurch sie das Saalbaudach überragte.1543 Eine Aufstockung des Saalbaus um ein weiteres Obergeschoss erfolgte nach Angabe von G. Meyer im 14. Jahrhundert.1544 Im 14./15. Jahrhundert erfuhr die Burg eine erhebliche Erweiterung durch den Ausbau des Torzwingers im Süden. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts kam es auch zur Sicherung der Nordwestseite der Anlage durch eine Mauer.1545 Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Ulrichsburg verlassen und verfiel seitdem. Das Geschlecht der Rappoltsteiner, welche Jahrhunderte lang Besitzer waren, starb 1673 aus. Nach 1828 stürzten die noch auf alten Abbildungen zu sehenden Reste der durchfensterten Saalbauostfassade ein. 1841 kam die Ulrichsburg auf die Liste der schützenswerten historischen Gebäude. Von 1859-62 unternahm die Gesellschaft der Konservierung Historischer Gebäude des Elsasses wichtige Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten, zu denen auch die Freilegung der Kapelle und der Wiederaufbau ihres Südgiebels gehörten. 1922 wurden die nicht mehr vorhandenen Mittelstützen der Doppelarkadenfensterreihe im Obergeschoss des Saalbaus durch Nachbildungen ergänzt. Auch wurden die Bogenfelder und Mittelstützen der beiden Saalfenster auf der Nordgiebelseite durch 1539 Biller, im Druck. – 1298 werden bei der Neuverteilung des Besitzes der Rappoltsteiner erstmals Rapolzstein (später Ulrichsburg), die Burg Stein (später Giersberg) und Altenkasten (später Hohrappoltstein) genannt. – 1304 erhalten die Herren von Giersberg im Tausch mit den Herren von Rappoltstein für ihre „Stammburg“ im Münstertal die Burg Stein, welche später nach ihrem Namen umbenannt wird. - Zu den Schriftquellen des 12. – 14. Jahrhunderts: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 293-298, 303-304. (S. 296 zur Urkunde von 1298, S. 297 zur Urkunde von 1304). – Obwohl die drei Rappoltsteiner Burgen Jahrhunderte lang im Besitz einer Familie, der Herren von Rappoltstein waren, besaßen sie eine bauliche Unabhängigkeit, welche auch durch Schriftquellen gestützt ist. 1540 Zu den Bauphasen der Burganlage: Biller, im Druck. 1541 Nach G. Meyer „näherten sich die Arbeiten vor 1201 ihrer Vollendung.“ – Biller, im Druck, und Anm. 22. – G. Meyer 1980, S. 18. 1542 Die Fenstergestaltung in Form von rundbogigen Doppelarkaden mit kreisrundem Oberlicht ist z. B. auch bei der Burg Landsberg im Elsass (um 1200) und dem Wohnturm von Burgdorf im Kanton Bern, hier mit im Kreis eingestelltem Vierpass, (dendrochronologische Daten von 1192, 1199 und 1200) zu finden. – Biller (im Druck) weist auf den Kugelbesatz als Ziermotiv hin, der im frühen 13. Jahrhundert im oberelsässischen Burgenbau sehr verbreitet war und u. a. bei den Burgen Landsberg, Hugstein und Pflixburg vorhanden ist. 1543 Stilistische Datierung von Biller (im Druck) auf Grund des spitzbogigen Doppelfensters mit Kugelbesatz im Kapellenobergeschoss. 1544 G. Meyer datiert die 1976/77 bei Grabungen gefundenen Fensterspolien in diese Zeit. – Vielleicht wurde der Saalbau unter Ulrich von Rappoltstein aufgestockt, welcher die Ulrichsburg bei einer Teilung der Herrschaft mit seinem Bruder Bruno 1373 erhielt. - Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 297. – Zu den Schriftquellen vom 14. –18. Jahrhundert: s. Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 297-302, 304-305. 1545 Biller, im Druck. 574 Viande n/Luxe mburg Kopien ersetzt.1546 Die Ausführungen dieser Arbeiten am Saalbau erfolgten durch den Dienst der Historischen Monumente, wobei es sich um das mit Gebäudekonservierung beauftragte Amt der Französischen Bauwerke in Colmar handelte. Nachdem 1972 ein Teil der Strebemauer des Bergfrieds im Nordosten eingestürzt war, begannen 1973 neben der Wiederherstellung des eingestürzten Turmteils umfangreiche Restaurierungsarbeiten auf der Burgruine unter der Leitung von Gilbert Meyer. Die Konservierungsmaßnahmen wurden vom Architekten H. Herz, vom Amt des Architekturdepartements des Oberrheins durchgeführt. Dabei kam es 1975 u. a. auch zur Sicherung von Saalbau- und Kapellenmauern sowie zur Vegetationsentfernung, deren Wurzeln das Mauerwerk zu sprengen drohte. Die Nordostecke des Saales, welche einen von unten nach oben durchgehenden Riss im Mauerwerk hatte, wurde mit einer Stahlbetonverankerung gesichert. Auch konnten Holzproben des Saalbaus dendrochronologisch untersucht und auf 1201 datiert werden. Bei den von 1975-77 durchgeführten Grabungen wurden u. a. Mönch-Nonne-Ziegel als vermutete ursprüngliche Dachdeckung des Saalbaus und Fensterspolien gefunden. Diese Spolien datiert G. Meyer ins 14. Jahrhundert und ordnet sie den Fenstern des nicht mehr vorhandenen zweiten Saalbauobergeschosses zu.1547 Literatur: Biller, Entwicklung, 1977. - Biller, St. Ulrich, (im Druck). – Biller/Metz, Anfänge, 1991a, S. 245-284. Ebhardt, Rappoltsteiner Burgen, in: Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 275-305. – Herz, grandes étapes, 1980, S. 5-8. - Herz/Meyer/Wilsdorf, Führer, 1980. - Knappe, Ribeauvillé, 1973. - LefèvrePontalis; Château Saint-Ulrich, 1922, S. 455-460. – G. Meyer, Château du Grand Ribeaupierre, 1980, S. 14-21. - G. Meyer, châteaux de Ribeauvillé, 1982, S.91-103. - Rump, Ulrichsburg, 1980, S. 2-8. - Salch, Nouveau Dictionnaire, 1991b, S. 258-263. - Will, châteaux des Vosges, 1966b, S. 89 ff. - Will, essai, 1975, 87-213. – Wolff, Elsässisches Burgenlexikon. 1908/1979, S. 278-289. - Zumstein, Châteaux forts, 1967, S. 380. - Zumstein, Châteaux forts, 1971, S. 96. 5.23 Vianden/Luxemburg Lage: Die Burganlage liegt am Südrand der Ardennen auf halber Höhe zwischen dem Tal der Our und einem Hochplateau, auf einem länglichen, steil abfallenden, nordsüdgerichteten Bergsporn. Sie befindet sich oberhalb der gleichnamigen Stadt, mit der sie durch eine Ringmauer verbunden war. Ihre etwa 85 x 30 m große Kernburg1548 besitzt einen langgestreckten, sich nach Süden verjüngenden und dort ellipsenförmig endeten Grundriss. Er besteht aus zwei, ohne Innenhof aneinander gesetzte Bauflügel in Nordsüd-Richtung. Der Ostteil setzt sich aus dem Großen Saalbau im Norden1549, den an seine südliche Schmalseite anschließenden Kleinen Saalbau und das im Süden folgende 1546 Herz 1980, S. 5. 1547 Grabungen südwestlich außerhalb der Burgmauern führten 1976 zur Entdeckung jungsteinzeitlicher Hütten und spätbronzezeitlicher Siedlungsspuren. – Biller, im Druck und Anm. 3. – Zu den Restaurierungsarbeitungen und Grabungen in den 1970er Jahren: Herz 1980, S. 5-8. – G. Meyer 1980, S. 18-20. - Rump 1980, S. 7. 1548 Die gesamte Anlage mit ihrer Hauptburg und einer Vorburg im Südanschluss ist von einem Zwinger umgeben. – Für das Zusenden der umfangreichen Bauuntersuchung von Zimmer über die Burg Vianden (1996b, S. 263-403) sei Herrn Stefan Köhl an dieser Stelle herzlich gedankt. 1549 Genau genommen handelt es sich um die Nordwestrichtung. 575 Viande n/Luxe mburg Kapellengebäude1550 zusammen. Auf der Westseite befinden sich die ehemaligen Wohnund Wirtschaftsgebäude.1551 Abb. 639 und Abb. 640 und Abb. 641 und Abb. 642: Grundrisse der Kernburg. Keller-, Erdgeschoss, erstes und zweites Obergeschoss (von unten nach oben), heutiger Zustand. (Norden: rechts unten) (aus: Die Hofburg Vianden, Rundgang. Faltblatt zur Burgführung) 1550 Die zweigeschossige Kapelle ist ein zehneckiger Zentralbau mit halbkreisförmiger Apsis im Südosten, der von dem Kleinen Saalbau durch einen nördlichen, ostwest-verlaufenden Gang getrennt wird. – Zur Kapelle: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (18999-1905), S. – 465-467. - Metzler/Zimmer 1991, S. 320. - Zimmer 1996b, S. 280283. 1551 Von diesen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden ist – von ihren Kellergeschossen abgesehen – nur das südliche Gebäude mit einer großen Küche im Erdgeschoss in originaler Bausubstanz bis heute erhalten. – Zimmer 1996b, S. 284-288. 576 Viande n/Luxe mburg Abb. 643 und Abb. 644: West- und Ostansicht der Burganlage. (Postkarte Nr. 406, 4917, Messageries du livre, Luxembourg G. D.) 577 Viande n/Luxe mburg Abb. 645 und Abb. 646: Ost- und Westansicht der Burganlage. Steingerechte Auswertung. (aus: Zimmer 1996b, S. 269, Abb. 13 und S. 270, Abb. 15) 578 Viande n/Luxe mburg Abb. 647: Grundriss der Burg um 1900, von B. Ebhardt. (aus Ebhardt, Deutsche Burgen 2, 1899-1905, S. 465, Abb. 535) Kleiner Saalbau: Auf einem langrechteckigen, sich nach Norden verjüngenden Grundriss mit den Außenmaßen von ca. 33 x 10/12,5 m erstreckt sich der Kleine Saalbau zwischen der Kapelle im Süden und dem Großen Saalbau im Norden. Das Gebäude springt mit seiner östlichen Langseite aus der Flucht von Kapelle und Großem Saalbau zurück. Bedingt durch die Lage in einer nach Westen ansteigenden Felsstufe ist seine Ostfassade zweigeschossig, die westliche Langseite eingeschossig sichtbar. Im Norden befindet sich vor dem Kleinen Saalbau ein schmaler Zwingerbereich. Im Westen grenzt das Bauwerk an eine Terrasse und den südlichen Wohnturm, mit welchem es über ein schmalrechteckiges Treppenhaus auf allen Geschossen verbunden ist. Das Mauerwerk der beiden Saalbauten besteht – wie bei den übrigen Burggebäuden – aus an Ort und Stelle gebrochenen, kleineren Bruchsteinen aus im Wesentlichen flachen, rotbraunen, blauen und grauen Schiefersteinen. An den älteren, teilweise aus spätsalischer Zeit erhaltenen, unteren Bereichen der Außenmauern der zwei Gebäude hat sich kleinteiliges Fischgrätenmauerwerk erhalten.1552 Bei den Fenster- und Türumrahmungen sowie den inneren Architekturteilen, wie Kamine, Raumstützen etc. ist roter und hellgrauer Sandstein verwendet. Dieser stammt aus den nahe liegenden Steinbrüchen von Gilsdorf, Ernzen und Mertzig. Die Säulen der Maueröffnungen, die Gewölbe und deren Stützen bestanden ursprünglich aus Schiefer. Nach Untersuchungen von B. Ebhardt um 1900 besaß wahrscheinlich das gesamte Bruchsteinmauerwerk der Burggebäude an seiner Außenseite einen glatten Kalkputz.1553 1552 Das Fischgrätenmauerwerk ist stellenweise dort zu finden, wo die Saalbauten auf den Fundamenten der älteren Ringmauer im Osten und Norden stehen. Besonders deutlich kann es z. B. im unteren Teil des Erdgeschosses an der Ostfassade des Kleinen Saalbaus gesehen werden. – Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 476. 1553 Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 472. – Zum Mauerwerk: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 471-472. – Koltz 1977, S. 23. 579 Viande n/Luxe mburg Abb. 648 und Abb. 649: Kleiner Saalbau. Steingerechte Bauaufnahme der Westfassade und Längsschnitt durch das Gebäude, mit Blick nach Westen, von J. Zimmer. (aus: Zimmer 1996b, S. 310, Abb. 69 und S. 272, Abb. 18) 580 Viande n/Luxe mburg Abb. 650 und Abb. 651: Kleiner Saalbau. Ostfassade, mit Blick auf den Eingangsbereich im Norden und Obergeschossfenster der Westfassade (Fotos: Verf. 1997) 581 Viande n/Luxe mburg Abb. 652: Querschnitt durch den Kleinen Saalbau und die Westterrasse, mit Blick nach Süden. (aus: Zimmer 1996b, S. 273, Abb. 19) Das Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus war ursprünglich durch zwei Quermauern in einen Nord- und Südraum sowie einen mittleren Saal unterteilt. Ein großes, reich dekoriertes Rundbogenportal auf der Ostseite als Hauptzugang zur Kernburg führt in die etwa 6,5 x 7 m große Eingangs- bzw. Vorhalle im Norden. Das Eingangsportal besteht aus einem dreistufigen Gewände und ursprünglich sechs eingestellten Schiefersäulen, welche sich nach oben in Form einer dreiwülstigen Archivolte fortsetzen.1554 In der Eingangshalle befinden sich auf der Nordseite zwei Türen in nicht mehr ursprünglicher Gestalt, von denen die vordere in das Erdgeschoss, die hintere in das Kellergeschoss des angrenzenden Großen Saalbaus führt. Von den zwei Rundbogentüren in der hinteren Westmauer ermöglicht die nördliche den Zugang zur Küche des Wohnturms und zu einem Treppenhaus. Dieses Treppenhaus stellt die Verbindung zwischen den Obergeschossen der beiden Saalbauten her. Durch die südliche Rundbogentür wird ein 1554 Von den Portalsäulen mit ihren heute fehlenden Säulenschäften blieb nur das südöstliche Kapitell aus romanischer Zeit erhalten. – Zum Eingangsportal: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 467-468. – Koltz 1977, S. 16. - Zimmer 1996b, S. 362. 582 Viande n/Luxe mburg Gang mit zwei weiteren Türen im unteren Geschoss des Treppenhauses erreicht. Seine Belichtung erhält der als Vestibül dienende Nordraum heute durch ein großes, erneuertes gotisches Rechteckfenster südlich des Eingangportals. Abb. 653: Erdgeschossportal des Kleinen Saalbaus im Norden der Ostfassade, vor der Wiederherstellung der Burganlage. (aus: Bornheim Gen. Schilling 1964, Bd. 3, Abb. 596) Eine heute vollständig verschwundene innere Quermauer trennte ursprünglich die nördliche Vorhalle vom mittleren Saal. Sie ist in ihrer Lage und Breite heute nur noch anhand des kräftigen mittleren Rechteckpfeilers und den entsprechend breiten Maueransätzen in der Pfeilerflucht an der Ost- und Westseite erkennbar.1555 Eingangshalle und Erdgeschosssaal besaßen in der Erbauungszeit 1555 Während der Ausgrabungsarbeiten konnte die Quermauer zwischen Eingangshalle und mittlerem Saal im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus durch 1,5 m breite Felsbearbeitungsspuren belegt werden. – Zimmer 1996b, S. 271 und Anm. 59, S. 315. 583 Viande n/Luxe mburg Eichenbalkendecken,1556 welche später durch Spitzbogengewölbe ersetzt wurden. Der Nordraum besitzt über einem runden Mittelpfeiler vier Kreuzrippengewölbe. Ihre Gurte und Rippen mit doppeltem Kehlprofil münden in polygonale Wandkonsolen, welche in den Raumecken auf kleinen Runddiensten mit Basen aufsitzen. Abb. 654 und Abb. 655: Kleiner Saalbau. Mittlerer Saal im Erdgeschoss, mit Blick nach Süden und Kreuzrippengewölbe des Saales. (Postkarte, Foto: R. Deltgen und Foto: Verf. 1997) 1556 Bei den Restaurierungsarbeiten waren die Auflager einer älteren Holzbalkendecke in den mittleren Gewölbefeldern des unteren Saales deutlich zu erkennen. – Zimmer 1996b, S. 271. – Koltz 1977, S. 17. 584 Viande n/Luxe mburg Abb. 656: Kleiner Saalbau. Mittlerer Saal im Erdgeschoss, mit Blick nach Norden (rechts: östliche Langseite), vor der Wiederherstellung der Burganlage. (aus: Bornheim Gen. Schilling 1964, Bd. 3, Abb. 598) Der etwa 14 m lange und 6 bis 8,5 m breite mittlere Saal (sog. „Wachthalle“, „Waffensaal“) besteht aus sechs rechteckigen, von Gurtrippen gerahmten Kreuzrippengewölben. Diese von zwei mächtigen, oktogonalen Mittelpfeilern getragenen Gewölbe werden in den Kreuzungspunkten ihrer Rippen durch runde Schlusssteine mit Wappen verziert. Gurte und Rippen in doppelt gekehlter Form enden an den Raumseiten in kräftigen Wandsäulen, während sie am Rechteckpfeiler im 585 Viande n/Luxe mburg Norden in einer polygonalen Konsole zusammenlaufen.1557 Seine Belichtung erhält der Erdgeschosssaal in der Ostseite durch drei große gotische Rechteckfenster mit tiefen Segmentbogennischen, seitlichen Sitzbänken und mehrstufigen Fenstertritten. Ursprünglich besaß er romanische Ostfenster, vermutlich in gleicher oder ähnlicher Ausbildung wie sie heute noch im Südraum zu finden sind.1558 Eine Rundbogentür in der Mitte seiner Westwand führt auf die etwa 4 m höher gelegene Westterrasse, eine zweite in der Westecke seiner Südwand in den Südraum. Abb. 657: Kleiner Saalbau. Mittlerer Saal im Erdgeschoss, mit Blick nach Süden (links: westliche Langseite), vor der Wiederherstellung der Burganlage. (aus: Bornheim Gen. Schilling 1964, Bd. 3, Abb. 599) 1557 Das gotische Gewölbe des Erdgeschosssaales war 1890 eingestürzt. Sein heutiges Kreuzgewölbe stammt aus den Jahren 1966-69. – Zimmer 1996, S. 271. – Koltz 1977, S. 20-21. 1558 Auf der Westseite des Erdgeschosssaales wurde etwas tiefer unter den gefundenen Auflagern einer ursprünglichen Holzbalkendecke eine Blendarkade aus Sandstein entdeckt. Sie war einer älteren Mauer vorgelagert und bestand aus drei erhaltenen Bögen unterschiedlichen Durchmessers. Diese Blendbögen gliederten vermutlich die östliche Außenmauer eines älteren Saalbaus aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts, die sich bis in etwa 2,5 m Höhe erhalten hat. – Zimmer 1996b, S. 271, 392-393. – Metzler/Zimmer 1991, S. 319. 586 Viande n/Luxe mburg Abb. 658: Kleiner Saalbau nach dem Einsturz der Gewölbe 1890. Blick nach Norden (links: westliche Langseite). (aus: Bornheim Gen. Schilling 1964, Bd. 3, Abb. 599) Abb. 659: Südraum im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus. Südwestecke mit Durchgang zur unteren Kapelle. (Foto: Verf. 1997) 587 Viande n/Luxe mburg Abb. 660: Südraum im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus, vor der Wiederherstellung der Burg. Blick auf die Ostseite mit erhaltenen Kaminsäulen. (aus: Bornheim Gen. Schilling 1964, Bd. 3, Abb. 600) Im Vergleich zur nördlichen Eingangshalle und zum mittleren Saal ist der etwa 9 x 6 m große Südraum (sog. „Ritterstube“) in seinem teils spätromanischen, teils frühgotischen Erscheinungsbild wieder hergestellt worden. Er war mit einem aus vier rechteckigen Jochen bestehenden Kreuzgratgewölbe überspannt, das auf einem quadratischen Mittelpfeiler ruhte.1559 Dieser Pfeiler besaß vier vorgelagerte Dreiviertelsäulen, welche 1559 Das Kreuzgratgewölbe des Südraumes war 1890 eingestürzt und wurde nach Ausgrabungsarbeiten 1985 wiederhergestellt. Zimmer (1996b, S. 271, 314 und Anm. 292) datiert das Gewölbe anhand von Keramikfunden am Mittelpfeiler in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts. 588 Viande n/Luxe mburg die schmalen gekehlten Gurtbögen trugen. Das Gewölbe ruhte an den vier Wänden auf insgesamt 14 Schiefersäulchen mit Kapitellen1560, die untereinander mit Blendarkaden verbunden waren. In der Mitte der Ostseite des Südraumes befindet sich ein Kamin mit aus der Erbauungszeit erhaltenen Säulen. Zu seinen beiden Seiten ist ein Arkadenfenster mit jeweils zwei eingestellten Säulen für den Rundbogen an ihren Außen- und Innenseiten zu sehen. Im Rauminneren liegt über dem aus Wülsten gebildeten Rundbogen der Fenster ein ebenso geformter gotischer Spitzbogen. Der Fußboden dieses Raumes bestand aus einem Belag aus kleinen, roten Ziegeln. In seiner Südwestecke befindet sich eine schmale, profilierte Rundbogentür, welche über einen schmalen Verbindungsgang zur unteren Kapelle sowie über einen breiteren Quergang zur Westterrasse führt.1561 Abb. 661: Obergeschossportal des Kleinen Saalbaus im Nordteil der Westfassade, vor der Wiederherstellung der Burganlage. (aus: Bornheim Gen. Schilling 1964, Bd. 3, Abb. 597) 1560 Von diesen 14 Schiefersäulchen befinden sich heute noch sechs in situ. – Koltz 1977, S. 16. 1561 Zum Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus: Ebhardt , Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 467-468. - Koltz 1977, S. 16-17. – Wirtler 1987, S. 10-11. - Zimmer 1996b, S. 271. 589 Viande n/Luxe mburg Ein romanisches Rundbogenportal ganz im Norden der Westseite des Kleinen Saalbaus führte über eine nicht mehr vorhandene, monumentale Steintreppe zu seinem Saal im Obergeschoss. Dieses Saalportal besitzt ein abgetrepptes, mit Wulst und Kehle profiliertes Gewände. Zu beiden Seiten des Gewändes ist je eine Säule eingestellt, die als Rundstab um das Bogenfeld geführt wird. Seine Umrahmung besteht aus einem stark gewellten Eichenblattornament bzw. Palmettenfries.1562 Der etwa 28 x 7,5 bis 9 m große, die gesamte Geschossfläche einnehmende Saal besitzt eine erneuerte Holzbalkendecke.1563 Durch eine Rundbogentür in seiner Südwestecke ist er mit der oberen Kapelle verbunden. Eine weitere, sehr hoch über dem Fußboden gelegene, über eine neue Holztreppe erreichbare Tür in der gegenüberliegenden Nordwestecke führt in den oberen Saal des Großen Saalbaus.1564 Seine Belichtung erhält der Obergeschosssaal durch zehn große Kleeblattbogenfenster. Sechs dieser Fenster sind auf die gesamte Länge der Ostfassade verteilt sind, die weiteren vier befinden sich südlich des Eingangportals. Von den Fassadenöffnungen des Saales haben sich nur die beiden nördlichen Fenster der Westseite, die Fensterlaibung an den Mauerenden der Ostseite sowie das Westportal im Original erhalten.1565 Die einfach getreppten Saalfenster besitzen zu beiden Seiten jeweils eine Säule im Rücksprung und eine Doppelsäule vor der Laibung. Das Kleeblattbogenfeld über den Säulen ziert ein Dreiviertel- bzw. Kantenrundstab. Die mit Eckblättern verzierten attischen Säulenbasen setzen sich als Gesims über die gesamte Fassadenlänge fort. Über den schlanken, glatten Säulenschäften befinden sich insgesamt zwanzig Kapitellgruppen. Davon haben sich sechs in situ erhalten haben, während eine siebte zurzeit im Musée national d’histoire et d’art in Luxemburg ausgestellt ist.1566 Bei den erhaltenen Kapitellen handelt es sich um den Typus des Kelchblockkapitells, das hier in pflanzlicher Ornamentik, in Form von gestielten Voll- oder Halbpalmetten ausgebildet ist.1567 Es ist anzunehmen, dass die Saalfenster ursprünglich eine Innengliederung in 1562 Auf der Innenseite ist dieses Saalportal in Form eines viereckigen, profilierten Rahmens ausgebildet. - Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 468 und 490, Abb. 562. 1563 Im oberen Bereich der zum ursprünglichen Baubestand gehörenden Südgiebelmauer sind die Auflager der ersten Holzbalkendecke noch zu erkennen. – Zimmer 1996b, S. 273 und Abb. 19 (Querschnitt durch den Kleinen Saalbau). 1564 Dieser Saal wird in der Literatur auch als sog. „Verbindungsgalerie“ bezeichnet. 1565 Teile der Westseite sowie fast die gesamte Ostmauer des oberen Saales waren im Laufe der Jahrhunderte eingestürzt. Während der Restaurierungsarbeiten unter Bodo Ebhardt wurden die beiden Enden der Ostmauer mit zwei südlichen sowie einem nördlichen Fenster wieder aufgeführt. Die Rekonstruktion des fehlenden Mittelteils mit den restlichen drei Fenstern erfolgte im Verlauf der jüngsten Restaurierungen von 1979-90. – Zimmer 1996b, S. 362. 1566 Zimmer 1996b, S. 363. 1567 Der um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandene Typus des Kelchblockkapitells war in der deutschen Spätromanik weit verbreitet und wurde etwa ab 1220 durch das gotische Kelchkapitell abgelöst. – J. Zimmer (1996b, S. 364ff.) datiert den Kapitellschmuck der Saalfenster zeitlich in das erste Viertel des 13. Jahrhunderts. Kunstgeographisch lassen sich die Kapitelle der rheinisch-maasländischen Region, besonders des benachbarten trierisch-lothringischen Raumes zuordnen. Er weist auf stilistische und motivische Übereinstimmungen mit den Kelchblockkapitellen im Ostchor des Trierer Domes (vor 1196) sowie an den Seitenteilen seiner Ostchorschranken (um 1190) und den Kapitellen in der ehemaligen Praemonstratenser-Stiftskirche in Merzig (Anfang des 13. Jahrhunderts) hin. – Nach Zimmer (1996b, S. 395) können die Kleeblattbogenfenster und Portale stilistisch in die Zeit „zwischen dem späten 12. und dem frühen 13. Jahrhundert“ datiert werden. – J. P. Koltz (1977, S. 16) vergleicht das Motiv des Eichenblattornaments vom Saalportal mit dem der romanischen Kirche in Roth bei Vianden (von N. Irsch um 1200 datiert), in Mont-Saint-Martin bei Longwy (nach 1126), in St. Matthias in Trier (nach 1150), in Merzig (nach 1200), in St. Maximin (um 1225) und in Tholey (zwischen 1216 und 1230). Auch weist Koltz auf eine enge stilistische Beziehung zum Trierer Dom, zur Abteikirche St. Matthias und zur romanischen Kirche Roth in Vianden hin. 590 Viande n/Luxe mburg Form von Doppelarkaden mit Mittelstütze besaßen, die von je einem Kleeblattbogen überfangen wurden.1568 Abb. 662 und Abb. 663: Obergeschoss des Kleinen Saalbaus. Blick nach Norden (zum Großen Saalbau) und Süden (zur Kapelle). (Fotos: Verf. 1997) 1568 s. Rekonstruktionsversuch der Verfasserin von den Kleeblattbogenfenstern des Kleinen Saalbaus auf dem Plan „Fenster des Saalbaus II“. 591 Viande n/Luxe mburg Abb. 664 und Abb. 665: Grundriss Obergeschoss des Kleinen Saalbaus, mit erhaltenen romanischen Kapitellen (Nr. 1-7). - Säulen des südlichsten Fensters der Westfassade (s. Nr. 7). (aus: Zimmer 1996b, S. 365, Abb. 138. – Foto: Verf. 1997) 592 Viande n/Luxe mburg Abb. 666: Querschnitt durch die Kernburg, mit Querprofil Großer Saalbau. Blick nach Süden auf den mittleren Giebel. (aus: Zimmer 1996b, S. 275, Abb. 23) Großer Saalbau: Das dreigeschossige Gebäude mit seinem langgestreckten Grundriss von etwa 35 x 14 m besitzt vier halb- bzw. dreiviertelrunde Türme. Sie befinden sich in der Mitte und an den beiden Enden der Ostmauer sowie an der Westecke der nördlichen Schmalseite. Diese in vollem Mauerwerk und auf der gesamten Höhe seiner Gebäudeaußenseite errichteten runden Stütztürme waren ursprünglich zinnenbewehrt und sind heute mit Kegeldächern gedeckt.1569 1569 Koltz 1977, S. 19. – Wirtler 1987, S. 11-12. 593 Viande n/Luxe mburg Abb. 667: Längsschnitt durch den Keller des Großen Saalbaus nach Osten, mit dem Profil des ersten Burggrabens. (aus: Zimmer 1996b, S. 279, Abb. 31) Abb. 668: Kellergeschoss des Großen Saalbaus nach Süden. (Foto: Verf. 1997) Der die ganze Grundfläche des Saalbaus einnehmende, ca. 29 x 9 m große Keller ist mit zwölf quadratischen Kreuzgratgewölben gedeckt. Die Gewölbe werden von fünf, in gleichmäßigem Abstand angeordneten Rundsäulen von 68 cm Durchmesser getragen. Dieses einzige in originalem Zustand erhaltene zweischiffige, rippenlose Gewölbe der 594 Viande n/Luxe mburg Kernburg wurde 1972 freigelegt und gesichert.1570 Mauerwerksuntersuchungen in dieser Zeit belegten, dass das Gewölbe des Kellers – ebenso wie das des Saales im Erdgeschoss – nachträglich eingebaut worden war.1571 Die Raumhöhe der in den oberen Bereichen auf den natürlichen Felsen aufgemauerten Wände des Kellergeschosses beträgt 5,5 m bis zum Gewölbescheitel. Auf der Kellersüdseite führt eine breite Tür in die Vorhalle im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus. In seiner Nordwestecke ist der Keller durch einen schmäleren Mauerdurchgang mit den Kellerräumen des westlich angrenzenden „Jülicherquartiers“1572 verbunden. Das mit neun schmalen Lichtschlitzen in seiner Ostmauer versehene Kellergeschoss wird vom Zwinger aus durch eine Tür in seiner südöstlichen Raumecke betreten. Abb. 669: Erdgeschosssaal des Großen Saalbaus, mit Blick nach Norden, wo das Gewölbe schon eingefallen ist. Zustand um 1830. Orginal: Felix Worré. (aus: Zimmer 1996b, S. 277, Abb. 27) Der ca. 30 x 9,5 m große, durchgehende Saal des Erdgeschosses besaß ursprünglich eine auf steinernen Mittelpfeilern ruhende Holzbalkendecke, wobei sich eine Raumhöhe von 5,5 m ergab.1573 Durch den späteren Einzug von Gewölben, vermutlich um oder 1570 Bei diesen Restaurierungsmaßnahmen kam es zur Ausfüllung der Zwickel mit Leichtbeton und Sicherung der Decke mit einer Eisenbetonplatte. – Koltz 1977, S. 18. 1571 Es wurden vier 1 m breite Fundamentabdrücke an der bearbeiteten Felsoberfläche gefunden, welche wahrscheinlich als Spuren von Stützen einer Holzbalkendecke des Kellergeschosses zu deuten sind. – Zimmer 1996b, S. 315. – Koltz 1977, S. 19. – Für die Errichtung des Kellergeschosses musste der natürliche Schieferfelsen um 3,5 m abgesenkt werden. Dabei wurde ein Halsgraben durchtrennt, dessen Profil an den beiden Längsmauern sichtbar ist. – Zimmer 1996b, S. 275, 315. 1572 Das alte „Jülicherquartier“ entstand nach Zimmer (1996b, S. 398) vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Wirtler (1984, S. 8) datiert den westlichen Gebäudeflügel (mit Ausnahme des Wohnturms) in den Anfang des 14. Jahrhunderts. - s. auch Zimmer 1996b, S. 284, 316. 1573 Die ursprüngliche Balkendeckenlage konnte durch erhaltene Balkenlöcher festgestellt werden. Außerdem hat sich an der Westwand des Erdgeschosssaales in über 5 m Höhe ein Mauervorsprung erhalten, welcher als Auflager einer Holzbalkendecke diente. – Koltz 1977, S. 19. – Zimmer 1996b, S. 279 und S. 275, Abb. 23 (Querschnitt durch den Großen Saalbau). 595 Viande n/Luxe mburg nach 12501574, stieg die Saalhöhe auf rund 8 m an. Die Decke des einschiffigen, stützenlosen Saalgeschosses besitzt die Form einer leicht spitz zulaufenden Längstonne. Sie ist in fünf von Gurtrippen gerahmten Kreuzrippengewölbe unterteilt, deren längsrechteckige Grundrisse unterschiedliche Breiten haben. Die Kreuzungspunkte ihrer Rippen werden durch runde Schlusssteine akzentuiert. An den Langseiten des Saales münden die mit einem Birnstab profilierten Gurte und Rippen auf kleinen, teilweise erneuerten Wandsäulen mit Kämpferplatten in Dreipassform. Auf Grund des Gewölbeeinbaus werden die Schmalseiten des Saales von einem leicht gespitzten Bogen geschlossen und seine Längswände durch die Schildbögen in fünf Spitzbogenfelder unterteilt.1575 Abb. 670: Blick in das Erd- und Obergeschoss des Großen Saalbaus nach Norden, um 1960, vor der Wiederherstellung der Burganlage. (aus: Bornheim Gen. Schilling 1964, Bd. 3, Abb. 604) In der Westmauer des Saales befinden sich zwei Rundbogentüren, von denen die südliche zum Treppenhaus, die nördliche zum „Jülicherquartier“ führt.1576 Durch einen weiteren Durchgang in der Mitte der Südmauer wird über die Eingangshalle des Kleinen Saalbaus der Zugang vom nördlichen Zwinger her ermöglicht. Sechs große Doppelfenster in der Ostfassade – je drei zu beiden Seiten des mittleren Rundturmes1577 1574 s. Entstehungsgeschichte/Datierung. 1575 Wirtler 1987, S. 13. 1576 Die beiden Fenster rechts (zum Brunnenhof) und links (als Durchreiche zur großen Küche) von der Südtür sind neuzeitlich. – Wirtler 1987, S. 13. – Zimmer 1996b, S. 276. 1577 Der massive, mittlere Strebeturm wurde an der 1972 neu aufgeführten Ostmauer nachträglich mit einer neuzeitlichen Treppe versehen. – Zimmer 1996b, S. 276. - Im mittleren Wandfeld zwischen den Ostfenstern des Erdgeschosssaales befindet sich heute eine neuzeitliche Tür zur Turmtreppe mit einer rechteckigen Mauernische darüber. Ob an dieser Stelle ursprünglich – entsprechend älteren Planunterlagen – ein Kamin vorhanden war, konnte bislang nicht geklärt werden. – Zimmer 1996b, S. 277. 596 Viande n/Luxe mburg – belichten das untere Saalgeschoss. An der Außenseite sind die Rechteckfenster durch je zwei runde Blendbögen nach oben abgeschlossen und seitlich von Säulen mit Kelchblattkapitellen gerahmt. Die doppelten Blendarkaden werden jeweils von einem großen Blendbogen mit Rundwulst an der Innenseite überfangen. Im Saal bilden die Fenster mit Segmentbögen überwölbte tiefe Nischen mit Fenstertritt und seitlichen Sitzbänken.1578 Von dem 3,6 m breiten und 1,8 m hohen Kamin in der Mitte der nördlichen Schmalseite haben sich die beiden reich dekorierten Säulen mit Kaminwangen erhalten, während Haube und Sturz erneuert sind. Seine dreiviertelrunden Säulenschäfte stehen auf fünfseitigen Sockeln und besitzen Tellerbasen sowie Blattwerkkapitelle. Abb. 671: Erdgeschosssaal des Großen Saalbaus. Blick auf die nördliche Abschlusswand mit Kamin und die durchfensterte Ostwand. (Postkarte, Foto: R. Deltgen) Abb. 672: Rekonstruierter Kamin an der Nordwand des Erdgeschosssaales. (Foto: Verf. 1997) 1578 Die Umrahmungen der Nischen bestehen aus bis zu 400 kg schweren, gut gehauenen Ecksteinen, welche der Mauer eine erhöhte Standfestigkeit geben. – Koltz 1977, S. 20. – Zu den Fenstern des unteren Saales: Ebhardt , Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 470. - Koltz 1977, S. 20. - Wirtler 1987, S. 12-13. 597 Viande n/Luxe mburg Abb. 673 und Abb. 674: Saal im 1. Obergeschoss des Großen Saalbaus, mit Blick nach Norden. – Ostfenster des Obergeschosssaales. (Fotos: Verf. 1997) 598 Viande n/Luxe mburg Im Obergeschoss befindet sich ein zweiter, die gesamte Grundfläche einnehmender, ca. 30 x 10 m großer und 7 m hoher Saal, welcher mit einer erneuerten Holzbalkendecke versehen ist.1579 Der Saal wurde durch zwei Kamine beheizt, von denen einer noch als Umriss an der Wand in der Mitte der südlichen Schmalseite erkennbar ist. Eine zweite, ältere, heute nicht mehr vorhandene Kaminanlage war in den Mittelturm eingebaut und gehörte zum ursprünglichen Saalbestand, wurde aber später unten abgekürzt.1580 Seine Belichtung erhält der obere Saal durch sechs frühgotische Doppelfenster in der Ostfassade, welche genau axial über denen des unteren Saalgeschosses sitzen. An ihrer Außenseite sind die Fenster jeweils durch zwei Kleeblattbogenblenden nach oben abgeschlossen und von einem profilierten, spitzen Blendbogen überfangen. Dieser wird auf beiden Fensterseiten von Säulen mit Eichblattkapitellen getragen, welche sich in Form eines horizontalen Frieses im Mauerwerk fortsetzen. Vor den mittleren Fensterpfosten stehen Dreiviertelsäulchen mit Kapitellen, von denen nur zwei erhalten sind. Ein Kapitell davon ist mit senkrechten Eichblättern dekoriert, das zweite zeigt eine Ausbildung mit großblättrigen Rosetten. In ihrer Anordnung und Gestaltung stimmen die Fensternischen mit denen im unteren Saal überein.1581 Im südlichen Bereich der Westseite befindet sich ein reich gestaltetes gotisches Spitzbogenportal als Hauptzugang vom Treppenhaus her. In den Stufen des Portalbogens sind Rundwülste zu sehen, die seitlich von je einer in die Gewändestufe eingestellten Dreiviertelsäule getragen werden. Diese Säulen besitzen jeweils eine attische Basis mit Eckblättern, ein Eichblattkapitell und einen Kämpferblock. Eine zweite, rechteckige Tür in der Westecke der Südmauer, neben den Kaminresten, führt zum oberen Saal des Kleinen Saalbaus. Sie wird von einem vorgeblendeten Kleeblattbogen über einem, mit drei plastischen Rosetten geschmückten Bogenfeld abgeschlossen.1582 Die ursprüngliche romanische Dachform mit Schieferdeckung vom Kleinen und Großen Saalbau konnte B. Ebhardt bei seinen ersten Untersuchungen um 1904 an den drei hohen gotischen Treppengiebeln feststellen. Noch heute ist an der gemeinsamen mittleren Giebelmauer im oberen Saal des großen Saalbaus, etwa 2 m oberhalb der gotischen Südtür, eine Mauerfuge sichtbar. Sie zeichnet die westliche Schräge des älteren, romanischen Daches ab und ermöglicht somit eine genaue Bestimmung dieser Dachform.1583 Der Umbau der Dachaufbauten mit hohen, gotischen Treppengiebeln fand nach Untersuchungen von Zimmer vermutlich um die Mitte des 13. Jahrhunderts statt.1584 Die heutigen Dachaufbauten der beiden Gebäude sind eine Rekonstruktion des gotischen Zustandes aus der Restaurierungsphase von 1978-83.1585 1579 Die Gewölbe des Erdgeschosssaales sind über 2 m höher als seine ursprüngliche Holzbalkendecke. Deshalb musste beim Gewölbeeinbau auch das obere Saalgeschoss höher gelegt und somit seine Außenmauern erhöht werden. – Koltz 1977, S. 20. 1580 An ihrer Stelle befindet sich heute ein zwei spitzbogige Maueröffnungen überfangender, runder Blendbogen. – Wirtler 1987, S. 15. 1581 Zu den Fenstern des oberen Saales: Ebhardt , Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 470. - Koltz 1977, S. 20. Wirtler 1987, S. 12, 15. 1582 Von den insgesamt 49 Säulen der Fenster- und Türöffnungen des oberen Saales ist die Mehrzahl der Kapitelle erhalten geblieben. Koltz (1977, S. 20) vergleicht sie mit den Kapitellen an der Liebfrauenkirche in Trier, mit deren Bau 1235 begonnen wurde. 1583 s. Zimmer 1996b, S. 275, Abb. 23 (Querschnitt durch den Großen Saalbau). 1584 Während der Wiederherstellungsarbeiten des Saales wurden zwei Balkenreste des hölzernen Kaminsturzes in der Nordgiebelmauer gefunden und dendrochronologisch untersucht. Für den einen Balkenrest ergibt sich eine Fällzeit“ um 1203 oder wenig später“ Die zweite Holzprobe kann auf eine Fällzeit „um 1242 oder wenig später“ datiert werden. Mit diesen beiden Zeitangaben werden die Entstehungszeit sowie der Umbau des Saalbaus 599 Viande n/Luxe mburg Saal: Kleiner Saalbau: Der mittlere Saal im Erdgeschoss besaß eine Größe von etwa 14 x 6 bis 8,5 m und war in seiner Erbauungszeit mit einer Holzbalkendecke versehen. Sie wurde in gotischer Zeit durch sechs spitzbogige, von Gurtrippen gerahmte Kreuzrippengewölbe auf zwei mächtigen, oktogonalen Mittelpfeilern ersetzt. In der östlichen Langseite befinden sich zur Belichtung des Saales drei große gotische Rechteckfenster mit tiefen Segmentbogennischen, seitlichen Sitzbänken und mehrstufigen Fenstertritten. Diese ersetzen die ursprünglich romanischen Fenster, welche vielleicht ähnlich den noch im Südraum erhaltenen Maueröffnungen ausgebildet waren. Der Hauptzugang zum Erdgeschosssaal muss über eine Tür in der ursprünglich vorhandenen Trennmauer zur Eingangshalle erfolgt sein. In der Mitte der Saalwestwand führte eine Rundbogentür auf die höher gelegene Westterrasse, eine weitere in der Südwestecke in den Südraum des Erdgeschosses. Zum romanischen, reich gegliederten Eingangsportal des Saales im Obergeschoss, im nördlichen Bereich der Westseite führte eine heute nicht mehr vorhandene Steintreppe empor. Der etwa 28 x 7,5 bis 9 m große, die ganze Geschossfläche einnehmende Saal war mit einer Holzbalkendecke gedeckt. Eine Rundbogentür in seiner Südwestecke verband ihn mit der oberen Kapelle. Eine weitere, sehr hoch über dem Fußboden gelegene Tür in der gegenüberliegenden Nordwestecke führte über eine Treppe in den oberen Saal des Großen Saalbaus. Sechs große, reich dekorierte Kleeblattbogenfenster auf der gesamten Länge der Ostfassade sowie vier weitere südlich des Eingangportals belichteten den Saal. Die Innengliederung dieser Fenster bestand wahrscheinlich aus Doppelarkaden mit Mittelstütze. Großer Saalbau: Der ca. 30 x 9,5 m große, durchgehende Saal des Erdgeschosses besaß ursprünglich eine von steinernen Mittelpfeilern gestützte Holzbalkendecke und war 5,5 m hoch. Nach dem späteren Einzug der Gewölbe um die Mitte des 13. Jahrhunderts betrug die Saalhöhe etwa 8 m. Die leicht spitz zulaufende Längstonne des einschiffigen, stützenlosen Saales war in fünf von Gurtrippen gerahmte Kreuzrippengewölbe unterschiedlicher Breite gegliedert. Über einen Durchgang in der Südmauer wurde die Eingangshalle des Kleinen Saalbaus erreicht. In der westlichen Saalwand führte eine südliche Rundbogentür zum Treppenhaus und eine nördliche zum „Jülicherquartier“. Je drei, mit einem großen Blendbogen überfangene Doppelarkadenfenster in der Ostfassade, zu beiden Seiten des mittleren Rundturmes, belichteten das untere Saalgeschoss. Im Saal öffneten sie sich in mit Segmentbögen überwölbten, tiefen Nischen, die mit Fenstertritt und seitlichen Sitzbänken ausgestattet waren. Ein großer Kamin in der Mitte der nördlichen Schmalseite und möglicherweise ein zweiter im mittleren Wandfeld zwischen den Ostfenstern dienten zur Beheizung des Saales. Das obere Saalgeschoss hatte eine Grundfläche von ca. 30 x 10 m und eine Raumhöhe von 7 m bis zur Holzbalkendecke. Der Saal wurde durch einen älteren, in den Mittelturm der Ostseite eingebauten Kamin sowie einen zweiten an der Wand in der Mitte der südlichen Schmalseite beheizt. Die sechs frühgotischen Fenster in der angegeben. Da das Mauerwerk der beiden anderen Saalbaugiebelmauern dem des datierten Giebels sehr ähnlich ist, kann auf einen gemeinsamen Umbau geschlossen werden. – Zimmer 1997b, S. 279, 384-385, 396, 399. 1585 Zur Rekonstruktion der gotischen Dachkonstruktionen: Steinmetzer 1984, S. 94-95. – Koltz 1977, S. 21-22. 600 Viande n/Luxe mburg Ostfassade lagen genau axial über denen des unteren Saales. Sie waren an ihrer Außenseite durch je eine doppelte Kleeblattbogenblende nach oben abgeschlossen, die von einem spitzen Blendbogen überfangen wurde. Der Hauptzugang zum Saal erfolgte vom Treppenhaus über ein reich gestaltetes, gotisches Spitzbogenportal im Südteil der Westseite. Eine zweite, rechteckige Tür mit vorgeblendetem Kleeblattbogen in der Westecke der Südmauer führte zum oberen Saal des Kleinen Saalbaus. Maße Saalbau:1586 Grundriss Kernburg: 85 m : 30 m Kleiner Saalbau: Grundriss EG (Außenmaße): Grundriss EG (i. L.): Rekonstruktion Saal EG (i. L.): Höhe Saal EG (i. L.): ca. 32,8 m : 9,9/12,4 m 28 m : 6/9 m 14 m : 6/8,5 m = 101,5 qm ca. 3,8 m (urspr. flache Decke) ca. 4,6 (späteres Gewölbe) Nordraum (Eingangshalle) EG (i. L.): 6,3/7,3 : 6,3/6,8 m Südraum EG (i. L.): 9,25 m : 5,75 m Saalgeschoss 1. OG (i. L.): 28 m : 7,6/9,2 m = 235 qm urspr. Höhe Saalgeschoss 1. OG (i. L.): ca. 5,5 m (flache Decke) Großer Saalbau: Grundriss KG (Außenmaße): Grundriss KG (i. L.): Höhe KG (i. L.): Saalgeschoss EG (i. L.): Höhe Saalgeschoss EG (i. L.): ca. 34,7/34,9 m : 13,6/14,3 m 29 m : 9 m 5,5 oder 6 m (späteres Gewölbe) 30,3 m : 9,6 m = 290 qm ca. 5,5 m (urspr. flache Decke); ca. 7, 5 oder 8,2 m (späteres Gewölbe) Saalgeschoss 1. OG (i. L.): 30,3 m : 10,2 m = 309 qm urspr. Höhe Saalgeschoss 1. OG (i. L.): ca. 7 m (flache Decke) Heutiger Bestand: Der Kleine und Große Saalbau haben sich teilweise in der ganzen Höhe ihrer ursprünglich zwei- bzw. dreigeschossigen Umfassungsmauern erhalten. Das äußere Erscheinungsbild dieser beiden Gebäude ist durch eine große Umbauphase etwa ab der Mitte des 13. Jahrhunderts geprägt. Zu diesen gotischen Umbaumaßnahmen gehören besonders die Erdgeschossfenster des Kleinen und die Obergeschossfenster des Großen Saalbaus, der Einbau der Gewölbe sowie die Stufengiebel mit dem steilen, oberen Dachabschluss. Ihre Erdgeschossgewölbe, die teilweise erhaltenen Obergeschosse und Stufengiebel sind in der großen Wiederherstellungsphase von 1966-83 in ihrer gotischen Ausführung rekonstruiert worden. An den Fassaden sowie im Inneren der einzelnen Geschosse beider Bauwerke sind jeweils romanische und gotische Stilelemente zu finden. Beim Kleinen Saalbau haben sich im Erdgeschoss das östliche Portal zur Eingangshalle und der Südraum, im Obergeschoss das Westportal und die Kleeblattbogenfenster teilweise aus romanischer Zeit erhalten. Vom Großen Saalbau sind der Keller mit Schlitzfenstern sowie das 1586 Nach dem Grundriss der Kernburg, von Bodo Ebhardt (Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 465, Abb. 535). – Raumhöhen nach dem Längs- und Querschnitt durch den Kleinen und dem Querschnitt durch den Großen Saalbau, von John Zimmer (1996b, S. 272, Abb. 18, S. 273, Abb. 19 und S. 275, Abb. 23) und nach Koltz 1977. 601 Viande n/Luxe mburg Erdgeschoss mit östlichen Doppelfenstern, dem z. T. rekonstruierten nördlichen Kamin und einige Durchgänge aus der Erbauungszeit erhalten geblieben. Entstehungsgeschichte/Datierung: Um die Jahrtausendwende1587 wurde auf dem Burgplatz die erste mittelalterliche Befestigungsanlage errichtet. Diese bestand aus einer Ringmauer, einer quadratischen Kapelle im Süden und einem rechteckigen Saalbau (Aula) an der Westseite der Burgmauer. Seit dem späten 11. Jahrhundert ist ein Wohnturm an der Nordseite der Burgmauer sowie eine Wohninfrastruktur (Herdstelle, Latrinennische) für das Erdgeschoss des Saalbaus nachweisbar. Dieser Saalbau war nun gegen Norden verkürzt und besaß einen trapezförmigen Grundriss 1588 Der erste urkundlich erwähnte Graf von Vianden im Jahr 1090 ist Bertolphe „comes de Vianne“.1589 1096 erscheint in den Geschichtsquellen ein Gerhard I von Sponheim und Vianden.1590 Einer dieser beiden Grafen wird nach Ansicht von J. Zimmer für den Ausbau der Burganlage des späten 11. Jahrhunderts verantwortlich gewesen sein.1591 Vermutlich gegen Anfang des 12. Jahrhunderts fand ein Umbau der Burganlage statt. Dabei wurde die Kapelle auf zehneckigem Grundriss mit halbrundem Südostchor sowie ein großer Nordwestturm neu errichtet und der Saalbau repräsentativ umgebaut. Seine dem Burginneren zugewandte östliche Außenseite erhielt im Untergeschoss eine vorgelagerte Blendarkadengliederung aus Sandstein. Von diesen Blendbögen haben sich drei an der Westseite des Erdgeschosssaales im späteren Kleinen Saalbau erhalten.1592 Das Obergeschoss des Saalbaus aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts wurde nachweislich an seiner westlichen Langseite sowie nördlichen Quermauer, und vermutlich auch an seiner hofseitigen Fassade mit Fenstern ausgestattet. Es handelte sich dabei um große, unverschließbare Doppelarkadenöffnungen mit seitlichen Doppelsäulen.1593 Diese Umbauphase der Burganlage in spätsalischer Zeit kann durch Keramikfunde sowie die stilistische Einordnung eines in situ erhaltenen Würfelkapitells der Doppelarkadenfenster im Obergeschoss des Saalbaus „ins erste Viertel des 12. Jahrhunderts datiert werden.1594 Somit fällt der Ausbau der Burg in die Zeit von 1587 Die in der Bauschicht dieser Anlage gefundene Keramik kann in die Zeit zum „Übergang vom 10. zum 11. Jahrhundert“ datiert werden. – Zimmer 1996b, S. 388. – Zur ersten mittelalterlichen Befestigungsanlage: Zimmer 1996b, S. 387-389, 407. – Metzler/Zimmer 1991, S. 319. 1588 Zimmer 1996b, S. 390-391. – Metzler/Zimmer 1991, S. 319. 1589 Zimmer 1996b, S. 289. – Koltz 1977, S. 13. 1590 Zimmer 1996b, S. 289. – Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 475-476. 1591 Zimmer 1996b, S. 391. 1592 Zimmer 1996b, S. 271, 392. - Metzler/Zimmer 1991, S. 319. 1593 Beim Abriss dieses Saalbaus in spätromanischer Zeit blieben seine nördliche Quermauer sowie ein Teil der westlichen Langseite erhalten. Seine großen Obergeschossfenster wurden zugemauert, da die Nordmauer später zu einem Wohngebäude mit anderer Fenstergliederung und die Westmauer zur Rückseite eines überdachten Wehrganges gehörten. Beim Zerfall der Nordmauer zu Beginn des 20. Jahrhunderts brach die Vermauerung einer dieser alten Fensteröffnungen aus. Dabei wurde die Fensterrahmung des wohl beginnenden 12. Jahrhunderts mit einem in situ erhaltenen Doppelkapitell der ursprünglichen Fensterarkadengliederung sichtbar. Es bestand aus zwei Würfelkapitellen mit glatten Schildflächen und einem umlaufenden diamantierten Band sowie einem diamantierten Stab als Abgrenzung zur hohen Kämpferplatte. In der erhaltenen westlichen Längsmauer dieses Saalbaus wurden in Höhe seines Obergeschosses die unteren Leibungen von zwei großen Fensteröffnungen festgestellt. - Zimmer 1996b, S. 392-393. - Metzler/Zimmer 1991, S. 319-320. 1594 Zimmer 1996b, S. 394. 602 Viande n/Luxe mburg Friedrich I. Graf von Vianden (1124-50 urkundlich erwähnt). Dieser Bauherr war Vogt der Abtei Prün sowie ab 1141 auch des Trierer Doms.1595 Abb. 675 und Abb. 676: Rekonstruktionsvorschlag der spätsalisch-frühstaufischen Burganlage (vermutlich Anfang des 12. Jahrhunderts) von Metzler und Zimmer. Isometrische Westansicht und Südwestfassade des Saalbaus. (aus: Metzler/Zimmer 1991, S. 318, Abb. 10 und S. 321, Abb. 11) 1595 In dieser Zeit war Vianden vermutlich schon direktes Lehen des Kaisers. - Zimmer 1996b, S. 289, 395. – Metzler/Zimmer 1991, S. 325. – Koltz 1977, S. 13. – Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 479. 603 Viande n/Luxe mburg Abb. 677 und Abb. 678: Doppelfenster im Obergeschoss der erhaltenen nördlichen Quermauer des spätsalisch-frühstaufischen Saalbaus, vermutlich aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts. Foto um 1930. Zeichnung Ansicht und Schnitt. (aus: Zimmer 1996b, S. 361, Abb. 132 und 133) 604 Viande n/Luxe mburg Abb. 679: Rekonstruktionszeichnung mit Westansicht der Burganlage aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, von J. Zimmer. (aus: Zimmer 1996, S. 397, Abb. 167) Am Anfang des 13. Jahrhunderts kam es zur Errichtung des Großen Saalbaus unter Einbeziehung der älteren nördlichen Schildmauer und des Kleinen Saalbaus als „Verbindungsgalerie“ zwischen dem Großen Saalbau und der Doppelkapelle. Dabei wurde die östliche Längsmauer des älteren Saalbaus in den Neubau des Kleinen Saalbaus (in seine Westseite) mit einbezogen.1596 Diese Bauphase konnte durch unterschiedliche Datierungsmethoden bestimmt werden. Die Prägung einer in der Baugrube des Großen Saalbaus gefundenen Münze wurde zwischen 1179 und 1212 ermittelt.1597 Ein Kaminbalken im Nordgiebel im Erdgeschoss des Großen Saalbaus erbrachte eine dendrochronologische Datierung „um 1203 oder wenig später“.1598 Und die Kleeblattbogenfenster im Obergeschoss des Kleinen Saalbaus sowie dessen Portale können nach Ansicht von J. Zimmer stilistisch in den Zeitraum „zwischen dem späten 12. und dem frühen 13. Jahrhundert“ eingeordnet werden.1599 Auf Grund der erwähnten Datierungskriterien nimmt Zimmer für die beiden Saalbauten eine Bauzeit „zwischen 1203 und 1205“ an.1600 Damit fiel ihr Neubau wahrscheinlich in die Regierungszeit des Grafen Friedrich III. (1187-1217 urkundlich erwähnt) und vielleicht auch noch in die Anfänge der Zeit seines Nachfolgers, Heinrich I. (1214-1252).1601 1596 Die nördliche Quermauer des spätsalischen Saalbaus wurde in die Wehranlage und Terrassenabgrenzung eingebaut, wodurch ein Doppelarkadenfenster bis heute erhalten geblieben ist. – Zimmer 1996b, S. 395. 1597 Zimmer 1996b, S. 395 und Anm. 374. 1598 Zimmer 1997b, S. 279, 384-385, 396, 399. 1599 Zimmer 1996b, S. 395. - Zimmer (1996b, S. 364ff.) ordnet den Kapitellschmuck der Saalfenster der rheinischmaasländischen Region, besonders des benachbarten trierisch-lothringischen Raumes zu. Er weist auf stilistische und motivische Übereinstimmungen mit den Kelchblockkapitellen des Trierer Domes und der ehemaligen Praemonstratenser-Stiftskirche hin. – Koltz (1977, S. 16-17) erwähnt die enge stilistische Beziehung zum Trierer Dom, zur Abteikirche St. Matthias sowie zur romanischen Kirche Roth in Vianden und datiert den Kleinen Saalbau kunsthistorisch „gegen Ende des 12. Jahrhunderts.“ Für den großen Saalbau vermutet er (Koltz 1977, S. 19) eine Entstehungszeit „zwischen 1200 und 1210“. – Hotz (1981/1992, S. 261) nimmt eine Erbauung der Burg „bald nach 1200“ an und setzt die Stilformen vom Kleinen Saalbau und der Kapelle in „das zweite oder dritte Jahrzehnt“ des 13. Jahrhunderts. 1600 Zimmer 1996b, S. 396. 1601 Zimmer 1996b, S. 290, 396. – Wirtler 1987, S. 7. – Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (189-1905), S. 479-480. 605 Viande n/Luxe mburg Abb. 680 und Abb. 681: Rekonstruktionszeichnung mit Westansicht der Burganlage aus der Zeit ab Mitte bzw. zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts, von J. Zimmer. – Westansicht der Burg von Matthäus Merian 1643 in der „Topographia Alsatiae“. (aus: Zimmer 1996b, S. 399, Abb. 169. – Koltz 1977, S. 13, Abb. 1) Etwa um die Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgte ein gotischer Umbau der beiden Saalbauten. Es kam zur Errichtung ihrer hohen Treppengiebel und zur Ersetzung der flachen Holzbalkendecken durch unterschiedlich gegliederte Spitzbogengewölbe. Diese Datierung stimmt mit der Keramik aus dem Bauschutt zur aufgefüllten Westterrasse überein.1602 Für drei in diesen Schuttschichten gefundene Münzen wurde eine Prägungszeit von 1223-66, vor 1300 und zwischen 1247 und 1251 ermittelt.1603 Reste eines zweiten Kaminbalkens in der Nordgiebelseite des Erdgeschosses des Großen 1602 Zimmer 1996b, S. 398. 1603 Zimmer 1996b, S. 399. 606 Viande n/Luxe mburg Saalbaus konnten dendrochronologisch auf ein „Fälldatum von 1242 oder wenig später“ datiert werden.1604 Beim Fundamentsockel des zentralen Mittelpfeilers des Kreuzgratgewölbes im Erdgeschosssüdraum des Kleinen Saalbaus wurde Keramik gefunden. Sie ermöglichte eine Datierung des gotischen Gewölbes „in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts“.1605 Die Architekturelemente des Gewölbes im Keller- und Erdgeschoss des Großen Saalbaus sowie der oberen Kapelle wird von den meisten Kunsthistorikern in das zweite Drittel des 13. Jahrhunderts datiert.1606 Auf Grund der erwähnten Datierungen lässt sich der gotische Umbau für die letzten Regierungsjahre des Grafen Heinrich I. von Vianden (1214-52), vielleicht auch noch unter den ersten Regierungsjahren von Philippe I. (1250-71) vermuten.1607 Der Gewölbeeinbau im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus kann anhand der Wappen in den drei- oder vierpassförmigen Gewölbeschlusssteinen datiert werden. Für die Gewölbe des mittleren Saales wird somit eine Entstehung um 13801608, für diejenigen der Eingangshalle eine Errichtung um 14721609 angenommen. Nach Wirtler erfolgte gegen 1380 vermutlich auch der Einbau der gotischen Rechteckfenster in der Eingangshalle und im mittleren Saal im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus.1610 Eine zeitliche Einordnung der gotischen Einwölbung im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus ist auch durch die dendrochronologische Datierung zweier Hölzer möglich. Es handelt sich dabei um die Reste von zwei Holzbalken im Obergeschoss des Südgiebels vom Kleinen Saalbau. Ein Mauerbalken konnte auf das Fälldatum nach 1440, der zweite auf das Winterhalbjahr 1479/80 datiert werden.1611 In das letzte Viertel des 15. Jahrhunderts fiel vermutlich auch der Umbau der hohen Dachaufbauten in Speicherräume.1612 Im Jahr 1667 brach durch Blitzschlag ein Großbrand in der Burg aus, wodurch u. a. die Bedachung von Kapelle und Kleinem Saalbau abbrannte.1613 Beide Gebäude erhielten 1604 Dieser Kaminbalken war beim Umbau an Stelle der alten Kaminkonstruktion aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts eingebaut worden. – Zimmer 1996b, S. 278, 384-385, 399. 1605 Zimmer 1996b, S. 314 und Anm. 292. – Koltz, (1977, S. 16 und 1988, S. 15-16) datiert die erhaltenen Gewölbesäulchen stilistisch in die spätromanische Zeit. 1606 Zimmer 1996b, S. 399. – Wirtler (1987, S. 8) datiert die Fertigstellung des Saalbaus durch den Einbau seiner Gewölbe in die Zeit „um oder noch vor 1300“. – Koltz (1977, S. 19-20) vergleicht die frühgotischen Gewölberippen mit Gewölben im Trierer Dom (um 1218 vollendet), in der Abteikirche in Tholey (etwa zwischen 1216 und 1230) und der Stiftskirche in Pfalzel (gegen 1229). Auf Grund dieser Stilvergleiche nimmt er die Einwölbung des Kellers und Erdgeschosssaales im Großen Saalbau für die Zeit „um 1240“ an. – Ebhardt (Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 477) vermutet den Einbau der Keller- und Erdgeschossgewölbe im Großen Saalbau in den Jahren „um 1225“. 1607 Zimmer 1996b, S. 290, 399. – Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 480-483. 1608 1971 wurden im Schutt des großen Kellers Trümmerstücke des Wappens von Engelbert III. von der Marck-Sedan gefunden, das einen Gewölbestein im mittleren Saal schmückte. Da er 1381 Elisabeth von Sponheim-Vianden heiratete und bereits zehn Jahre später starb, kann der Gewölbebau des mittleren Saales in diese Zeit datiert werden. – Koltz 1977, S. 20. – Wirtler 1987, S. 11. – B. Ebhardt (Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 478) datiert die Schlusssteine und Grate der Gewölbe in der Eingangshalle des Kleinen Saalbaus in die Zeit um 1400. 1609 Das Gewölbe der Eingangshalle kann durch das Wappen von Baden-Sponheim datiert werden, das von Zimburg von Baden, der Gattin des Engelbert II. von Nassau, getragen wurde. Da das Paar von 1472-89 in Vianden regierte, wird der Gewölbeeinbau der Vorhalle für kurz nach 1472 angenommen. – Koltz 1977, S. 20-21. – Wirtler 1987, S. 11. 1610 Wirtler 1987, S. 8. 1611 Zimmer 1996b, S. 384-385. 1612 Zimmer 1996b, S. 278. - Nach Koltz (1977, S. 21) und Wirtler (1987, S. 8) wurden die Obergeschosssäle der beiden Saalbauten im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert durch Einzug von Zwischendecken zu zweigeschossigen Speichern umfunktioniert. Auch die Treppengiebel und hohen Dächer werden von ihnen in diese Zeit datiert. 1613 Ein Stich von Merian aus dem Jahr 1643 aus der „Topographia Alsatia“ zeigt die Burganlage noch mit intakten hohen gotischen Giebeln und Dächern. – Koltz 1977, S. 13, Abb. 1. - Steinmetzer 1984, S. 93, Abb. 1. 607 Viande n/Luxe mburg bei der Instandsetzung vermutlich ein weniger hohes Mansardendach, wie es eine alte Abbildung von 1820 zeigt. Durch das Erdbeben von 1692 wurden die Fundamente des Großen Saalbaus, besonders auf seiner östliche Langseite, schwer geschädigt.1614 Im ausgehenden 17. Jahrhundert gab es einen Plan zum Ausbau der Burganlage zu einer Festung, der jedoch nicht zur Ausführung kam. Abb. 682 und Abb. 683: West- und Ostansicht der Burganlage. Gemälde von Fresez 1845. (aus: Zimmer 1996b, S. 265, Abb. 5, 6) 1614 Zum Brand und Erdbeben: Koltz 1977, S. 23-24. 608 Viande n/Luxe mburg Die Herrschaft Vianden, die ursprünglich kaiserliches Lehen war, fiel 1264 unter die Lehnsherrschaft der Grafen von Luxemburg. 1417 wurde die Grafschaft Vianden an die Nassauer vererbt, weshalb die Burg nicht mehr Residenz der Grafen war. Wie Rechnungsbücher belegen, war die Burganlage vom 15. Jahrhundert bis zur Auflösung der Grafschaft im Jahr 1795 gut unterhalten.16151815 gelangte der Baukomplex an König Wilhelm I. der Niederlande und Großherzog von Luxemburg, der ihn 1820 an den Viandener Bürger Wenzeslas Coster verkaufte. Dieser veräußerte die Baumaterialien der Burg, vor allem der hohen, gotischen Dächer, wodurch die Anlage erst zur Ruine wurde. 1927 kaufte die Burgruine Notar Franz-Julian Vannérus im Namen des Königs zurück. Es wurden Pläne zu ihrer Instandsetzung ausgearbeitet, die durch die belgische Revolution von 1830 nicht umgesetzt werden konnten. 1847 waren die Gewölbe vom Großen Saal und von der Kapelle vollständig eingefallen. 1860 stürzte ein Teil der westlichen Langseite des Großen Saalbaus, 1870 das Gewölbe des Südraumes im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus ein. 1890 erfolgte durch einen Sturm der Einsturz des gemeinsamen Mittelgiebels der beiden Saalbauten, wodurch auch die Gewölbe im Kleinen Saalbau zerstört wurden. 1851 veranlasste Prinz Heinrich die Restaurierung und Deckung der Kapelle durch Ernst van Koenig. Von 1864-65 führte Karl Arndt die vollständige Wiederherstellung und Deckung der Kapelle durch.1616 Auch baute er im Zuge von Konsolidierungsarbeiten 1893 starke Stützpfeiler an den Kleinen Saalbau. In den Jahren von 1905-07 führte Bodo Ebhardt eine Bauaufnahme und von 1910-11 umfangreiche Sicherungsmaßnahmen der gesamten Bausubstanz der Burgruine durch.1617 Nach Ausbesserung der Kriegsschäden von 1945-50 kam es in den Jahren 1966-83 unter der Leitung von J. P. Koltz von der staatlichen Denkmalkommission zur Restaurierung der gesamten Burganlage. Von 1966-69 wurden die Gewölbe im Erdgeschoss des Kleinen Saalbaus wiederhergestellt und 1968-70 sein Nordgiebel instand gesetzt. Auf Grund der u. a. als Folge des Erdbebens von 1692 geringen Standfestigkeit des Großen Saalbaus musste dieser unter der Leitung des Denkmalpflegers Alfred Steinmetzer von 1970-72 bis auf die Fundamente abgetragen und neu aufgebaut werden. Die Burganlage ging 1977 in den Besitz des Luxemburger Staates über. In der Restaurierungsphase von 1978-83 erfolgte die Wiederherstellung aller Räume und Säle der beiden Saalbauten, u. a. auch die Ergänzung und Restaurierung der Kleeblattbogenarkaden im Obergeschoss des Kleinen Saalbaus. Dabei erhielten die Gebäude auch neue Dachkonstruktionen im gotischen Stil1618 und eine Schieferdeckung.1619 In den Jahren 1983-94 fanden umfangreiche Ausgrabungsarbeiten und archäologische Untersuchungen auf dem gesamten Burggelände statt. Dadurch konnte eine Anzahl von Bauphasen nachgewiesen werden, die von einer spätantiken 1615 Zu den Rechnungsbüchern von 1445-1683: Zimmer 1996b, S. 292-295. – Zum 15.- 18. Jahrhundert: Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 484-491. 1616 Zur gleichen Zeit inventarisierte er auch den gesamten Denkmälerbestand der ehemaligen Burganlage und begann seine Monographie über die Burg Vianden, welche 1884 erschien. – Koltz 1977, S. 25. 1617 Alle Aufzeichnungen von den von B. Ebhardt durchgeführten Sicherungsmaßnahmen sind heute im Archiv der Deutschen Burgenvereinigung auf der Marksburg zu finden. Darunter befindet sich auch eine nicht ausgeführte Wiederherstellungsstudie für die Burganlage. – Koltz 1977, S. 25. – Zu Veränderungen im 18. und 19. Jahrhundert: Koltz 1977, S. 24-25. – Steinmetzer 1984, S. 939. – Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 490-492. 1618 Für die neue Dachkonstruktion wurde eine genaue Abbildung des Dachstuhls von 1691 und der im Verputz des Nordgiebels deutlich erhalten gebliebene Balkenabdruck verwendet. – Steinmetzer 1984, S. 94. 1619 Zu den Wiederherstellungsmaßnahmen von 1978-83: Steinmetzer 1984, S. 94-100. 609 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Befestigung im 5. Jahrhundert bis zu Ausbaumaßnahmen Anfang des 17. Jahrhunderts reichen.1620 Die Burg Vianden wird heute als Museum und Kulturzentrum genutzt. Literatur: Arendt, Monographie, 1884/1984. - Ebhardt, Deutsche Burgen 2, o. J. (1899-1905), S. 459-496. Koltz, Bodo Ebhardt, 1967. - Koltz, Restaurierungsarbeiten, 1971, Nr. 22, S. 1-4. - Koltz, Hofburg Vianden, 1977, S. 13-28. - Koltz, Nouvelle monographie, 1988. - Metzler/Zimmer, recherches archéologiques, 1985, S. 115-125. - Metzler/Zimmer, Burgenbau, 1991, S. 311-326. - Milmeister, Burg Vianden, 1977, S. 130-131. - Steinmetzer, Restaurierung, 1984, S. 93-100. - Wirtler, Repräsentationsräume, 1987, S. 7-16. - Zimmer, Burg Vianden, 1996b, S. 263-403. 5.24 Wartburg bei Eisenach/Thüringen Lage: Auf einem steilen Felsgrat über der Wüstung Alt-Eisenach und der später angelegten Stadt Eisenach befindet sich die etwa 170 x max. 45 m große Wartburg.1621 Die langgestreckte, sich in eine Vor- und Hauptburg teilende Anlage1622 wird im Norden über ein Tor an der schmalsten Stelle des Felsgrates betreten. An den Schmalseiten der größeren Haupt- bzw. Kernburg im Norden und Süden befand sich je ein quadratischer Turm. Der Südturm1623 lag ganz in der Südwestecke der Burg, der größere, vermutlich als Wohnturm ausgebildete Nordturm ungefähr in der Mitte der Anlage auf der höchsten Erhebung des Burgberges. Ein Wohngebäude1624 befand sich vermutlich schon zur Erbauungszeit der Anlage an der Westringmauer der Hauptburg und lag somit gegenüber vom Saalbau. Dieser steht an der Innenseite der Ostringmauer1625 und befand sich in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Nordturmes. An die Nordgiebelmauer des 1620 Auf dem Burgberg ist ein spätantikes Kastell aus dem vierten Jahrhundert nachweisbar. – Metzler/Zimmer 1991, S. 311-313. - Zimmer 1996b, S. 387, 406-407. – Eine zweite Befestigung von Vianden kann nach Metzler/Zimmer (1991, S. 313-319) ins „späte 8. oder frühe 9. Jahrhundert“ datiert werden und bestand aus einer ovalen Ringmauer und vermutlich einem karolingischen Saalbau (Aula). - Zu den Bauphasen: Zimmer 1996b, S. 387-402, 406-408. Zu den Ausgrabungsarbeiten: Zimmer 1996b, S. 297ff. 1621 Der Burgplatz liegt an einer Engstelle, in der bedeutende mittelalterliche Straßen vom Niederrhein über Kassel und vom Rhein-Main-Gebiet nach Erfurt führten. Diese Straßen wurden hier von einem Verkehrsweg in NordSüdrichtung gekreuzt. – Strickhausen 1998a, S. 188 und Anm. 1154. - Der mittelalterliche Name der Wartburg hieß Burg Wartenberg. Das Wort wart oder warte bedeutet wachen, bewachen, lauern, Acht geben, ausschauen, aber auch „Platz oder Gebäude, von dem aus gespäht, gelauert wird“. - Strickhausen 1998a, S. 188 und Anm. 1153. 1622 Strickhausen (1998a, S. 189) weist auf eine in einem schematischen Befestigungsplan von 1558 eingezeichnete Trennmauer in der Mitte der Burganlage hin. Diese Trennmauer stammt mit größter Wahrscheinlichkeit aus späterer Zeit. Eine erhaltene Trennmauer auf der Burg Wildenberg ist spätmittelalterlich datiert. Auch auf der Rothenburg bei Kyffhausen ist eine den Burgbereich in Längsrichtung teilende, 1937 abgebrochene Trennmauer nachweisbar. Diese wird nach Vermutung von D. Leistikow (2000, S. 33, 35, 44, Anm. 10) in die Zeit nach einer Teilzerstörung des Westbereichs der Burganlage um 1212 und dem darauf folgenden Wiederaufbau des Ostbereichs der Burganlage gesetzt. 1623 Strickhausen (1998a, S. 204-205) datiert den Südturm stilistisch in den Anfang des 14. Jahrhunderts. 1624 Auf seinem Unterbau mit tonnengewölbten Räumen errichtete v. Ritgen im 19. Jahrhundert ein Gebäude (sog. Gadem). Nach Vermutung von Strickhausen (1998a, S. 205, Anm. 1328) könnte der Unterbau noch aus der Zeit der Ludowinger stammen. 1625 Bei der Errichtung des Saalbaus wurde dieser vermutlich ein wenig über die ältere Ringmauer nach Osten hinausgeschoben, wie das Abknicken der Burgmauer an seiner Süd- und Nordostecke vermuten lässt. An der Südostecke steht der Saalbau im Verband mit der Ringmauer. Strickhausen (1998a, S. 201) weist darauf hin, dass in diesem Bereich einige Meter der sonst aus Konglomeratgestein bestehenden Burgmauer hier – wie bei den übrigen drei Saalbauseiten im Norden, Süden und Westen - aus Sandstein gemauert ist. 610 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Saalbaus wurde Anfang des 14. Jahrhunderts ein großes Fachwerkhaus (sog. Kemenate)1626 gebaut, welches die Ostseite des Nordturmes umgriff. Abb. 684: Lageplan der Burg. (aus: Schuchardt, G. 1990, S. 6) Abb. 685: Luftbild der Burganlage. Blick nach Süden. (Postkarte Nr. 18 0004, Verlag Bild u. Heimat, Vogtl.) 1626 Strickhausen 1998a, S. 205. 611 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 686: Rekonstruktion der Burganlage von G. Strickhausen, auf der Grundlage des Wartburg-Werkes 1907. (aus: Strickhausen 1998a, Plan bei S. 180) 612 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 687 und Abb. 688 und Abb. 689 und Abb. 690: Saalbau. Längsschnitt nach Osten und Grundrisse vor dem Umbau, um 1840, Pläne von Puttrich, Eisenach, Bl. 3a I-IV. (aus: Strickhausen 1998a, S. 359, Abb. 71) 613 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Saalbau vor dem Umbau um 1840, Pläne von Puttrich, Eisenach, Bl. 3a VI-VII. Abb. 691 und Abb. 692: Südliche Giebelfassade und Querschnitt, mit Blick auf die Innenseite der Südgiebelmauer. (aus: Strickhausen 1998a, S. 358, Abb. 69) Abb. 693 und Abb. 694: Nördliche Giebelseite und Querschnitt, mit Blick auf die Innenseite der Nordgiebelmauer. (aus: Strickhausen 1998a, S. 358, Abb. 70) 614 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 695 und Abb. 696: Ost- und Westansicht (Hoffassade) des Saalbaus vor dem Umbau. Puttrich 1847. (aus: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringen, Eisenach, Wartburg, Voss 1917, S. 21-22, abgebildet in: Strickhausen 1998a, S. 357, Abb. 68, 67) Saalbau: Auf einer Grundfläche von ca. 38 x 14 m erhebt sich der Saalbau in seiner Erbauungszeit (1156-62) zunächst in drei, nach einer zweiten Bauphase (nach 1162, vor 1172) in vier Geschossen. Jedes Geschoss besteht aus Räumen, welchen an der Hofseite im Westen jeweils ein schmaler Trakt bzw. Gang vorgelagert ist. In den beiden unteren Geschossen ist ein solcher Trakt auch an der südlichen Schmalseite des Saalbaus 615 Wartburg bei Eise nach/Thüringen vorhanden. An seiner Hoffassade öffnet sich der Trakt im Mittelteil der beiden mittleren Geschosse und im obersten Geschoss auf seiner gesamten Fassadenlänge in einer Arkadenreihe. Abb. 697 und Abb. 698: Ost- und Westansicht (Hoffassade) des Saalbaus. Bestandaufnahme IBD (Freies Institut für Bauforschung und Dokumentation e. V.) Marburg 1992 und 1991. (aus: Schuchardt, G. 2001, S. 28-29, 26-27) 616 Wartburg bei Eise nach/Thüringen 1 Rittersaal 5 Landgrafenzimmer 2 Speisesaal 6 Sängersaal 3 Elisabeth-Kemenate 7 Kapelle 4 Elisabeth-Galerie 8 großer Festsaal Abb. 699 und Abb. 700 und Abb. 701 und Abb. 702: Grundrisse Keller- bis zweites Obergeschoss des Saalbaus. Norden: links. Bestandaufnahme von Strickhausen, Altwasser, IBD (Freies Institut für Bauforschung und Dokumentation e. V.) Marburg 1997. (aus: Schuchardt, G. 2001, S. 30-31) 617 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 703: Längsschnitt des Saalbaus nach Osten. Bestandaufnahme IBD (Freies Institut für Bauforschung und Dokumentation e. V.) Marburg 1997. (aus: Schuchardt, G. 2001, S. 36-37) Abb. 704: Längsschnitt des Saalbaus nach Westen, mit nummerierten Balkenproben für die dendrochronologische Datierung. (aus: Eckstein/Eißing/Klein 1992, S. 11, Abb. 6) 618 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 705 und Abb. 706: Steinmaterialien der Süd- und Ostfassade des Saalbaus, IBD Marburg. (aus: Schuchardt, G. 2001, S. 46, 48-49) 619 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Das Mauerwerk der beiden Giebelseiten und der Ostmauer des Saalbaus besteht aus rotbraunem Konglomeratgestein1627 des anstehenden Burgfelsen. Seine Eckquarder sind in einem weißen bis gelblichen Sandstein errichtet. Die Hoffassade im Westen besteht in den drei unteren Geschossen aus gelbgrauweißem Rhätsandstein aus den mittelalterlichen Steinbrüchen von Madelungen (zwischen Eisenach und Creuzburg).1628 Das vierte Geschoss der Westfassade hebt sich durch die Verwendung eines rötlichen Rhätsandsteines farblich deutlich von dem flächenhaft gelblichen Gesamteindruck der unteren Geschosse ab. Die optische Hervorhebung des obersten Geschosses erfolgt auch an den übrigen drei Saalbauseiten durch Verwendung von rötlichem Konglomeratgestein.1629 Im unteren südlichen Bereich der Saalbauostseite wurde ein weißer, teilweise braungrauer, mittelkörniger Bundsandstein verwendet. Dieser Mauerbereich ist als Teil der ursprünglichen Burgmauer aus der Zeit vor der Errichtung des Saalbaus zu interpretieren, auf welcher später seine Ostmauer errichtet wurde.1630 Die aus der Erbauungszeit erhalten gebliebenen 25 Fenstersäulenschäfte bestehen aus Sandstein oder Kalksinter. Bei letzterem handelt es sich um einen hellbräunlichen Kalkstein mit einer starken streifigen und gemaserten Struktur, wodurch eine dekorative Wirkung erzielt wird. Dieser im Vergleich zum in der freien Natur entstandenen Kalksinter wird als Kanalsinter bezeichnet, da er in der gemauerten römischen Wasserleitung von der Eifel nach Köln entstand und im Hochmittelalter abgebaut wurde.1631 Im Vergleich zur unverputzten hofseitigen Westfassade besaß die Ostseite des Saalbaus ursprünglich einen Putz mit horizontaler und vertikaler Fugenritzung.1632 1627 Unter einem Konglomerat wird ein sehr grobes „Gestein mit kantigen Brocken aus Quarz, Granit, Gneis, Glimmerschiefer und Quarzit in Durchmessern von 1 bis 10 cm“ verstanden. Die Gesteinsbrocken befinden sich oft in einer glimmerreichen Masse mit eisenhaltigen Substanzen, welche die Rotfärbung des Gesteins verursachen. Das nur schwer zu bearbeitende Gesteinsmaterial ist für feinere Steinmetzarbeiten ungeeignet. – Klaua 2001, S. 109 und 1996, S. 96-97. 1628 Der Rhätsandstein ist ein sehr feinkörniger, aus kleinsten Quarzkörnchen bestehender Sandstein, der hauptsächlich durch kieselige Substanzen gebunden bzw. verfestigt ist. Auf Grund seiner Struktur und Zusammensetzung ist der Rhätsandstein leicht zu bearbeiten und relativ gut gegenüber Witterungsvorgängen haltbar. – Klaua 2001, S. 107. - Für die Restaurierungen der Westfassade im 20. Jahrhundert wurde Sandsteinmaterial vom Großen Seeberg bei Gotha verwendet. – Klaua 2001, S. 108 und 1996, S. 93ff.. 1629 Zur farblichen Hervorhebung des Obergeschosses: Möller 1993a, S. 45. – Klaua 1994, S. 63-69 und 2001, S. 107. 1630 Klaua 2001, S. 108. – s. auch: Strickhausen 1998a, S. 201. – Altwasser 2001, S. 69. 1631 Nach Angabe von Klaua (2001, S. 110) wurde dieser in der neuesten Literatur auch als Aquäduktmarmor bezeichnete Kanalsinter etwa von der Mitte des 11. bis 13. Jahrhunderts hauptsächlich für Säulenschäfte am Kirchenbau in der Mittel- und niederrheinischen und maasländischen Region verwendet. Somit stellt die Verwendung dieses Dekorationsgesteins am Saalbau der Wartburg ein Ausnahmebeispiel aus der profanen Architektur dar. – zum Kalksinter: Klaua 1996, S. 97. - Schwarz, Hilmar: Zur Wartburggeschichte in neuerer Literatur, in: Wartburg-Jahrbuch 1995, S. 228-231. – Grewe, Klaus: Aquädukt-Marmor. Kalksinter der römischen Eifelwasserleitung als Baustoff des Mittelalters, in: Bonner Jahrbücher 191, 1991, S. 227-343. – Zu den Steinmaterialien des Saalbaus s. auch: Altwasser 2001, Abb. auf S. 46 (Südfassade), 49 (Ostfassade). 1632 Reste der originalen Putzritzung wurden während der Dokumentation und restauratorischen Untersuchung der Ostfassade 1992 entdeckt. Scholz (1994, S. 55-56) vermutet einen Farbanstrich, der an der Fassade jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Feststellbar waren Reste einer dünnen Kalkschicht, die als weißer Anstrich oder Grundierung für einen Farbanstrich gedeutet werden können. – Zu Putz und Farbigkeit der Ostfassade: Scholz 1994, S. 54-62. 620 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 707 und Abb. 708: West- und Südwestansicht des Saalbaus 1896. (aus: Schuchardt, G. 2001, S. 12, 13) 621 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 709: Westansicht (Hoffassade) des Saalbaus nach Süden. (aus: Badstübner 1995, S.8) Abb. 710: Ostansicht der Burganlage. (Postkarte: War Nr. 054, Auslese-Bild-Verl., 36422 Bad Salzungen) 622 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 711: Nördlicher Kellerraum des Saalbaus, mit Blick nach Norden. (aus: Noth 1990, S. 91, Abb. 34) Auf Grund des von Süden nach Norden ansteigenden Saalbaugeländes erstreckt sich sein Kellergeschoss auf etwa zwei Drittel der Grundfläche im Süden.1633 Das unterste Geschoss wird durch ein breites, mit einem Dreiviertel-Rundstab geschmücktes Rundbogentor im Süden der hofseitigen Westfassade betreten. Dieses Tor führt über einen kleinen, quadratischen Vorraum in den südlichen Kellerraum. Durch eine Tür in der Mitte seiner nördlichen Mauer wird der etwas größere Nordraum erreicht. Ganz im Süden befindet sich noch ein 1,5 m breiter schachtartiger Raum, der über eine Tür vom kleinen Vorraum im Westen her zugänglich ist. Dieser Südgang enthält den Überlaufkanal der Filterzisterne im Hof und den Fallschacht für einen Abort im Erdgeschoss.1634 In der Hoffassade befindet sich nördlich des Kellertores eine heute vermauerte, etwas höher als das Tor liegende Rundbogentür. Sie führte zu einem schmalen, kleinen, dem Südraum vorgelagerten Raum mit Schlitzfenstern, der ursprünglich durch eine Treppe mit dem Arkadengang des Erdgeschosses verbunden war. Die beiden Kellerräume besitzen teilweise noch originale Holzbalkendecken, deren Mittellängsunterzug von je einen gemauerten Mittelpfeiler getragen wird. Der Niveauunterschied des Saalbaugeländes betrug in Ostwestrichtung etwa 5 bis 6 m, und seine Absturzkante verlief dabei diagonal durch das Gebäude von Nordosten nach Südwesten. Deshalb hatten die beiden teilweise in den Burgfelsen eingetieften 1633 Die Höhendifferenz des Saalbaugeländes in Nordsüdrichtung beträgt ca. 5 bis 6 m, was bei einer Länge von etwa 38 m einem Gefälle von ca. 15 % entspricht. – Altwasser 2001, S. 68. 1634 Altwasser 2001, S. 69. – Strickhausen 1998a, S. 192. 623 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Kellerräume ursprünglich nur in einem Teilbereich einen ungefähr waagerechten, begehbaren Fußboden, während sich ihr Ostgelände steil absenkte.1635 Beide Räume werden durch je drei Schlitzfenster in ihrer Ostseite belichtet, die erst nachträglich, vermutlich auf Grund eines Planwechsels, durch das bestehende Mauerwerk gemeißelt wurden.1636 Die vom nördlichen Kellerraum in das Erdgeschoss führende Treppe stammt aus dem 19. Jahrhundert. Abb. 712: Nordraum im Saalbauerdgeschoss (sog. Rittersaal) nach Südosten. (Postkarte War Nr. 101, Auslese-Bild-Verl. 36422 Bad Salzungen) 1635 Die Geländedifferenz in Ostwestrichtung beträgt zwischen 5 und 6 m und entspricht damit bei einer Saalbaubreite von ca. 14 m einem Gefälle von 35 % bis 40%. Auf Grund dieses Niveauunterschiedes steht der quadratische Mittelpfeiler des Südraums auf einem etwa 1,2 m hohen Sockel. - Altwasser 2001, S. 68. 1636 Altwasser 1994a, S. 51-52. – Die vom nördlichen Kellerraum in das Erdgeschoss führende Treppe stammt aus dem 19. Jahrhundert. - Strickhausen (1998a, S. 192) interpretiert das unterste Saalbaugeschoss der Wartburg als Erdgeschoss und bezeichnet die drei oberen Geschosse dementsprechend als erstes bis drittes Obergeschoss. Altwasser (2001, S. 69) stimmt insofern dieser Bezeichnung zu, als die Untergeschossräume nur im nach Nordwesten ansteigenden Bereich in den Felsen eingetieft sind. Nach Ansicht der Verfasserin ist das Untergeschoss jedoch nicht nur auf Grund seiner teilweisen Eintiefung in den Felsen, sondern auch wegen seiner geringen, ursprünglich ganz fehlenden Belichtung als Kellergeschoss anzusprechen. 624 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Das Erdgeschoss des Saalbaus besteht aus drei großen Räumen, denen an der westlichen Lang- und Südgiebelseite ein Gang vorgelegt ist. Der größte mittlere Raum (sog. Speisesaal) liegt genau über dem nördlichen Kellerraum. Er besitzt eine teilweise aus der Erbauungszeit erhalten gebliebene Holzbalkendecke, deren Unterzug und Freisäule nicht mehr original sind.1637 In seiner Ostmauer befindet sich ein großer Kamin mit originalen seitlichen Trägern des erneuerten Kaminmantels. Die beiden Kaminträger bestehen aus je einer Säule und einem Pilaster an ihrer Außenseite in dekorativer Ausformung. Zu beiden Seiten des Kamins befindet sich ein im 19. Jahrhundert erneuertes Rundbogenfenster mit originaler Bausubstanz im Gewändebereich. Nach Annahme von E. Altwasser waren diese Ostfenster des mittleren Raumes wahrscheinlich durch Biforien gegliedert.1638 Seine Fenster- und Türöffnungen waren ursprünglich rot gefärbt, die Wände glatt verputzt und weiß gestrichen, die Eichenbalken der Decke durch Anrußen schwarz eingefärbt.1639 Vom zentralen Raum führt eine Tür in seiner Südmauer in den quadratischen Südraum (sog. Elisabeth-Kemenate), der genau über dem südlichen Kellerraum gleicher Größe liegt. Dieser mit einem Kreuzgratgewölbe und breiten Gurtbögen über einer gedrungenen Mittelsäule ausgestattete Raum besitzt in seiner Südostecke einen Kamin, dessen Reste im 19. Jahrhundert entdeckt wurden.1640 Seine Belichtung erhält der Südraum durch zwei rundbogige Blendfenster mit schmaler Öffnung in der Ostseite, von denen das südliche noch original, das nördliche vollständig erneuert ist.1641 In der Südmauer führt eine Tür in den tonnengewölbten Quergang an der Südgiebelseite, der durch ein Ostfenster belichtet wurde und vielleicht ursprünglich zwei weitere Südfenster besaß.1642 Der vom zentralen Raum aus zugängliche Nordraum im Erdgeschoss (sog. Rittersaal) entspricht in der Größe seiner quadratischen Grundfläche und seinem Kreuzgratgewölbe mit Mittelsäule der Elisabeth-Kemenate im Süden. Auch besaß er einen Kamin in der Nordostecke und erhielt seine Belichtung durch zwei Fenster in der Ostmauer, die vielleicht gleich denen im Südraum ausgebildet waren.1643 Beim Rittersaal sind eine Gestaltung der unverputzten Oberfläche des Quadermauerwerks mit Ritzfugen und roh verputze, gelblich überlasierte Gewölbejoche nachgewiesen. 1644 1637 Im 19. Jahrhundert befand sich an Stelle der heutigen mittleren Säule ein Backsteinpfeiler mit Resten einer Säulenbasis. Das aus dem Residenzhaus in Eisenach stammende heutige Kapitell ist mit neuer Basis und neuem Schaft wieder verwendet. – Strickhausen 1998a, S. 192 und Anm. 1200. – Schuchardt, G. 1992, S. 14. 1638 Ob diese vermuteten Doppelarkadenfenster ursprünglich eingestellte Säulen mit Kapitellen und Basen besaßen, kann am heutigen Baubestand nicht mehr festgestellt werden. – Altwasser 2001, S. 71, 72 und 1994a, S. 44-45. 1639 Die farbliche Raumfassung des sog. Speisesaales wurde nach Untersuchungsergebnissen wieder hergestellt. Möller 1993a, S. 48. 1640 Strickhausen 1998a, S. 193 und Anm. 1203. – Gewölbe und Wände der sog. Elisabeth-Kemenate sind mit Glasmosaiken aus den Jahren von 1902-06 bedeckt. Sie zeigen gotisierende und byzantinisierende Elemente sowie Jugendstilformen in den Gewölbekappen und Szenen aus dem Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen in den Wandbögen. – Schuchardt 2000, G. S. 49-51 und 1992, S. 16-17. 1641 Altwasser 1994a, S. 44 und 2001, S. 71-72. 1642 Die Tür in der Südgiebelmauer gehört nicht zum ursprünglichen Baubestand. – Strickhausen 1998a, S. 193. 1643 Die Kaminanlage und der Estrichboden sind wie die Ostfenster rekonstruiert, wobei letztere heute vollständig aus Werksteinen des 19. Jahrhunderts bestehen. – Altwasser 2001, S. 72. – Schuchardt, G. 1992, S. 13. – Bei der Öffnung des Fußbodens im Rittersaal gefundene verrußte Schächte weisen nach Angabe von G. Schuchardt (2000, S. 44) auf eine Hypokaustenheizung hin. 1644 Möller 1993a, S. 48. 625 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 713 und Abb. 714: Mittlerer Saal im Saalbauerdgeschoss (sog. Speisesaal) nach Nordosten und Süden. (aus: Badstübner 1995, S. 13. – Schuchardt, G. 2000, S. 50) 626 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 715: Südraum im Saalbauerdgeschoss (sog. Elisabeth-Kemenate) mit der Mosaikausstattung von 1902-066. (aus: Schuchardt, G. 2000, S. 51) Die ca. 4 m dicke Mauer zwischen dem nördlichen und mittleren Raum enthält eine steinerne, geradläufige, tonnengewölbte, etwa 1,3 m breite Treppe aus der Erbauungszeit, welche in das erste Obergeschoss führt. Diese seit dem Umbau im 19. Jahrhundert von einem Doppelarkadenfenster in der Ostmauer beleuchtete Treppe besaß nach Vermutung von Strickhausen ursprünglich vielleicht ein größeres Schlitzfenster.1645 Östlich des Aufstieges befand sich eine doppelte Abortanlage mit zwei hochrechteckigen, auf Konsolsteinen ruhenden, nur leicht vorkragenden Erkern in der Ostmauer. Der nördliche Abort war vom Nordraum, der südliche, vom zentralen Raum aus zugänglich. Während der nördliche Abortgang gerade nach Osten führte, mündete der südliche in einer Tür in der Nordostecke des mittleren Raumes und verlief von dort innerhalb der Ostmauer nach Süden weiter.1646 1645 Strickhausen 1998a, S. 193. 1646 Vom nördlichen Abort haben sich der Zugang und die z. T. abgeschlagenen Konsolsteine erhalten. – Zu Bestand und Rekonstruktion der Abortanlagen: Altwasser 1994a, S. 52-53 und 2001, S. 72. - Strickhausen 1998a, S. 193. 627 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Den Räumen des Erdgeschosses ist auf der Hofseite im Westen ein dreiteiliger Trakt bzw. Gang vorgelegt. Dieser besitzt einen tonnengewölbten, ursprünglich durch westliche Schlitzfenster beleuchteten Raum am Südende des Saalbaus, von dem eine Tür in den südlichen Querraum sowie in den mittleren Teil des Hoftraktes führt. Der balkengedeckte Mittelteil wird von sechs Doppelarkaden in der Hofseite belichtet. Auf seiner Ostseite führen originale Türen in den südlichen und zentralen Raum des Erdgeschosses. Am nördlichen Ende des Westtraktes befindet sich ebenfalls ein tonnengewölbter, mit Schlitzfenstern beleuchteter, nur vom Rittersaal aus zugänglicher Raum.1647 Abb. 716: Nordraum im 1. Obergeschoss des Saalbaus (sog. Landgrafenzimmer) nach Südwesten. (aus: Schuchardt, G. 2000, S. 57) Das erste Obergeschoss des Saalbaus enthält einen annähernd quadratischen Nordraum und einen ursprünglich ca. 27 x 9 m großen Saal (sog. Sängersaal). Sein südlicher Teil wurde nachträglich, vermutlich Anfang des 14. Jahrhunderts, für einen Kapelleneinbau abgeteilt. Dabei kam es auch zur Einbeziehung eines Bereichs des hofseitigen Westganges. Das einfache Kreuzgratgewölbe ohne Gurtbögen des Kapellenraumes wird von einer Mittelsäule getragen, die als gekürzte Freisäule der Saaldecke hier wiederverwendet wurde. Das Gewölbe ruht an den Wänden und Raumecken auf steinernen Halb- bzw. Dreiviertelsäulen.1648 1647 Strickhausen 1998a, S. 193. 1648 Wahrscheinlich wurde die Kapelle 1319 während der Umbaumaßnahmen unter Friedrich dem Freidigen eingebaut. Im Jahr 1319 sind für die Wartburger Kapelle zwei neue Altäre durch eine Schriftquelle belegt. – Zur 628 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Der noch erhaltene Teil des Saales besitzt eine erneuerte Holbalkendecke, deren mittlerer Unterzug von zwei aus der Erbauungszeit erhaltenen Freisäulen getragen wird. Für den ursprünglichen Saal vor dem Einbau der Kapelle ist eine mittlere Stützenreihe von insgesamt fünf Säulen rekonstruierbar, wobei die vier inneren, gleich großen Interkolumnien doppelt so groß wie die beiden äußeren Interkolumnien sind.1649 An der östlichen Langseite des Saales befinden sich vier originale, große Überfangbögen, deren Triforien mit Doppelsäulen eine Rekonstruktion aus dem 19. Jahrhundert sind.1650 Drei dieser Dreierarkadenfenster belichten den heutigen sog. Sängersaal, eins die Kapelle. In der Südgiebelmauer sind zwei originale Biforien mit Doppelsäulen erhalten, deren Säulenschäfte aus Kalksinter bestehen. Diese beiden Südfenster im heutigen Kapellenraum beziehen sich axial auf den Saal und besitzen Sohlbänke, welche deutlich höher als die der Ostfenster liegen.1651 Nördlich der vier östlichen Dreierarkadenöffnungen befand sich ursprünglich vermutlich ein Schlitzfenster zur Belichtung der vom Erdgeschoss hochführenden Innentreppe. Der Aufstieg wird heute durch ein Biforiumfenster aus dem 19. Jahrhundert in der Ostmauer belichtet. An seiner Stelle, in der Flucht der nördlichen Begrenzungsmauer der Treppe, befand sich ursprünglich ein Aborterker. Von diesem Erker haben sich zwei Gruppen abgeschlagener Konsolsteine erhalten.1652 Im Nordteil des Saales steht über der Treppe ein Podest, wo Hugo von Ritgen eine Bühne (sog. Sängerlaube bzw. Sängerempore) eingebaut hat.1653 Für die Beheizung des Saales konnten – entsprechend der Kaminlage im Erdgeschoss – maximal zwei Kamine in der östlichen Langseite vorhanden gewesen sein. Ein Kamin befand sich zwischen den beiden nördlichen Triforien. Ob ein zweiter Kamin südlich der Viererfenstergruppe vorhanden war, konnte bislang nicht nachgewiesen werden.1654 Datierung der Kapelle: Strickhausen 1998a, S. 204 und Anm. 1309, 1310. – Schuchardt, G. 1992, S. 18: „um 1320“. – Schuchardt, G. 2000, S. 52: „vermutlich erst nach 1318“. – Vielleicht gab es ein Kapellengebäude mit bislang unbekanntem Standort aus der Erbauungszeit der Burganlage. Nach einer Urkunde von 1444 und einer Zeichnung von Hoffmann um 1750 befand sich eine Kapelle außerhalb des Saalbaus, auf der Westseite der Ringmauer. Ob dieser angenommene Kapellenbau einen Grundriss mit einer kleinen Apsis besaß und sich gegenüber vom Saalbau (im Bereich des heutigen Kommandantengartens) befand, konnte bislang nicht durch Grabungen bestätigt werden. - s. dazu: Beck, Manfred: Ausgrabungen im Kommandantengarten der Wartburg (11. Juli bis 21. August 1997), in: Wartburg-Jahrbuch 1997, Eisenach 1998, S. 39-47, bes. 47. – Schwarz, Hilmar: „Die Kapelle zur rechten Hand“. - Zu einer vermuteten Wartburg-Kapelle und ihren Ursprüngen unter den Ludowingern, in: Wartburg-Jahrbuch 1997, Eisenach 1998, S. 48-90, bes. 80-82 (Resümee zur Wartburgkapelle in der Ludowingerzeit). – Schwarz (1998, S. 81) und Strickhausen (1998a, S. 190-191) halten auf Grund von sakraler, nicht in situ auf der Burg vorhandener Bauplastik in Form von zwei erhaltenen Tympana eine Kapelle außerhalb des Saalbaus für wahrscheinlich. Wegen der stilistischen Datierung dieser beiden Tympana in das 12. Jahrhundert und in die Zeit um 1210/20 nimmt Strickhausen (1998a, S. 190-191) an, dass der ursprüngliche Kapellenbau „in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts“ errichtet und „im frühen 13. Jahrhundert“ um- oder neugebaut wurde. 1649 Zur Rekonstruktion des Stützenabstandes: Altwasser 2001, S. 90-91. - Strickhausen 1998a, S. 193-194. 1650 Von den östlichen Saalfenstern im ersten Obergeschoss sind die Überfangbögen mit Gewände und einigen Kapitellen noch original. Dahingegen handelt es sich bei der Innengliederung, den Sohlbänken sowie dem darunter liegenden Mauerwerk um Ergänzungen aus dem 19. Jahrhundert. – Altwasser 2001, S. 89. 1651 Auch bei den beiden Erdgeschossräumen des Saalbaus der Burg Weißensee und dem oberen Saal der Gamburg befinden sich an verschiedenen Wänden unterschiedlich hohe Sohlbänke. 1652 Altwasser 1994a, S. 53 und 2001, S. 89-90. 1653 Als Erfindung des 19. Jahrhunderts diente dieses Podest der Abdeckung des ansteigenden Tonnengewölbes über der Treppe. Es vermittelte vielleicht auch über eine kleine westliche Treppe den Übergang vom niedrigeren Saalboden zum etwas höheren Bodenniveau des Nordraumes. – Altwasser 2001, S. 90. 1654 Altwasser 2001, S. 89. 629 Wartburg bei Eise nach/Thüringen 1. Obergeschoss des Saalbaus. Abb. 717 und Abb. 718: Mittlerer Saal (sog. Sängersaal) nach Südwesten. - Kapelle im heutigen Zustand, nach Nordosten. (aus: Badstübner 1995, S. 17. - Schuchardt, G. 2000, S. 53) 630 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 719 und Abb. 720: 2. Obergeschoss des Saalbaus. Westgang nach Süden und Festsaal nach Norden. (Foto: Verf. 1996 und aus: Schuchardt, G. 2000, S. 59) 631 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Die ursprüngliche Farbfassung der Saalwände wurde durch Untersuchungen im Bereich der Kapelle festgestellt. Der Saal besaß glatt verputze weiße Wandflächen und eine „ockergelbe Architekturfarbigkeit mit schwarzen Begrenzungs- und Fugenstrichen“ an den Maueröffnungen.1655 Hinzu kommt die optische Wirkung der natursteinfarbenen ockergelben Basen und Kapitelle, deren Säulenschäfte aus poliertem Kanalsinter bestehen. Die relativ dünne Trennmauer aus jüngerer Zeit zwischen Saal und Nordraum besaß wahrscheinlich ursprünglich eine größere Stärke.1656 An ihrem Westende führt heute eine Tür vom Saal in den ungefähr quadratischen Nordraum (sog. Landgrafenzimmer). Seine teilweise noch aus der Erbauungszeit stammende Holzbalkendecke wird von einer originalen, sehr dekorativen Säule getragen, deren Basis mit vier Löwen geschmückt ist und die ein Adlerkapitell besitzt. 1657 Zur Belichtung des Nordraumes dienen zwei Biforien aus dem 19. Jahrhundert in seiner Ostseite an der Stelle zweier älterer Rechteckfenster. Da diese Fenster ohne eindeutige Befunde rekonstruiert wurden, ist die ursprüngliche Durchfensterung dieses Raumes unbekannt.1658 In der nordöstlichen Raumecke wurden Kaminreste gefunden, welche nach Aussage von E. Altwasser offensichtlich nicht zur ersten Bauphase gehören.1659 An der westlichen Langseite des Saalbaus liegt ein die gesamte Geschosslänge einnehmender schmaler Trakt, welcher sich in einem breiten mittleren Bereich in drei Fünferarkadenfenstergruppen zum Hof hin öffnet. Gegenüber dem Nordbereich dieser Arkadenreihung befindet sich in der inneren Längsmauer eine Tür, die zum Saal führt. An beiden Enden des Traktes ist - entsprechend der Gliederung des Westganges im Erdgeschoss – je ein schmaler Raum abgetrennt. Der nördliche führt über eine Tür zum Arkadengang sowie zum sog. Landgrafenzimmer. Der südliche, heute gewölbte und zur Kapelle gehörende Raum besaß ursprünglich ebenfalls eine Tür zum Arkadengang und zum Saal. Er wurde durch ein kleineres Triforiumfenster in der Hoffassade belichtet.1660 Im zweiten Obergeschoss befindet sich ebenfalls ein hofseitiger Westtrakt vor einem die gesamte restliche Grundfläche einnehmenden, ca. 37 x 9 m großen Saal. Im Vergleich zu den unteren Geschossen ist dieser Gang nicht mehr durch Trennwände unterteilt, und seine Ost- und Westmauern zum Saal bzw. zum Hof werden auf der gesamten Gebäudelänge durch Fenstergruppen gegliedert. In der Hoffassade im Westen befinden sich vier Viererarkaden in relativ gleichmäßigem Abstand, deren Mitte jeweils von längsgestellten Doppelsäulen betont wird. Diese Fenstergruppen werden an den Fassadenenden von zwei Biforien flankiert, wobei die südlichen Doppelarkaden auch längsgestellte mittlere Doppelsäulen besitzen. Im Vergleich zu den Westfassadenöffnungen in den unteren Geschossen haben diese westlichen Saalfenster keine Wandsäulen. Deshalb ruhen ihre äußeren Bögen direkt auf Kämpfer- und Gewändesteinen, welche in das Mauerwerk eingelassen sind. Die Hoffassadenfenster des obersten Geschosses sind – abgesehen von der zweiten Doppelarkade im Norden - wahrscheinlich zutreffend rekonstruiert. Nach E. Altwasser 1655 Möller 1993a, S. 48. – Möller betont, dass es sich um die erste Farbfassung, vor dem Einbau der Kapelle handelt. 1656 Zu Rekonstruktionsmöglichkeiten der inneren Trennmauer (und dem damit verbundenen Zugang zum Abort): Altwasser 2001, S. 90. 1657 Nach Strickhausen (1998a, S. 194, Anm. 1214) befindet sich die Säule des Landgrafenzimmers nicht in situ. – zur Freisäule des Nordraumes im ersten Obergeschoss: s. auch: Großmann, D. 1994, S. 33, 37, Anm. 28. – Badstübner 1998, S. 21. – Schuchardt, G. 1992, S. 22 und 2000, S. 57. 1658 Strickhausen 1998a, S. 194, An. 1215. – Altwasser 2001, S. 90-91. 1659 Altwasser 2001, S. 91. 1660 Strickhausen 1998a, S. 194-195. – Altwasser 2001, S. 88-89. 632 Wartburg bei Eise nach/Thüringen sprechen Befunde dafür, dass sich an ihrer Stelle ein rundbogiger Hocheingang befunden hat.1661 Bei den Rekonstruktionsmaßnahmen im 19. Jahrhundert wurde die Westmauer des Saalbaus erhöht und nach oben mit einem Rundbogenfries und einem Gesims abgeschlossen. Während ein Gesims für das Gebäude in romanischer Zeit angenommen werden kann, gehörte ein Rundbogenfries wahrscheinlich nicht zum ursprünglichen Baubestand.1662 Die Trennmauer zwischen Westgang und Saal zeigt eine symmetrische Gliederung, da zu beiden Seiten einer mittigen Tür je eine Doppel- und drei Dreierarkaden vorhanden sind. Genau gegenüber der Tür zum Saal befindet sich an dessen östlicher Langseite ein mittiger Kamin, zu dessen Seiten symmetrisch verteilt je drei Triforien- und ganz außen ein Biforiumfenster in der Mauer sitzen. Ein zweiter Kamin ist zwischen den südlichen Doppel- und Dreierarkadenöffnungen, ein dritter, größerer genau in der Nordostecke des Saales vorhanden.1663 Da bei der Ostseite des Saalbaus zur Zeit der Wiederherstellung im 19. Jahrhundert genügend Fensterreste vorhanden waren, konnten alle Arkadenöffnungen wahrscheinlich in ihrer ursprünglichen Gliederung rekonstruiert werden.1664 Im 19. Jahrhundert wurde die Ostfassade erhöht und – gemäß der Rekonstruktion der Hofseite – mit einem Rundbogenfries und Traufgesims nach oben abgeschlossen. Der östliche Rundbogenfries gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zum ursprünglichen Bestand, zumal ein solcher Fries an der Westseite des Saalbaus nicht nachgewiesen werden konnte.1665 Ob die Südgiebelseite des Saalgeschosses ein Fenster in romanischer Zeit besaß und wie dieses gestaltet war, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Der Südgiebel wurde über den Fenstern des ersten Obergeschosses von Hugo v. Ritgen abgebrochen und neu aufgemauert. Dabei rekonstruierte dieser einen Balkon auf Kragsteinen und ein Triforium dahinter, deren Ostarkade als Tür ausgebildet ist. Seine Rekonstruktion ist in dieser Form nicht für den Bestand des 12. Jahrhunderts möglich. Auch die im Giebelfeld rekonstruierten beiden Biforien sind nicht für den Ursprungsbau nachweisbar.1666 1661 Altwasser (2001, S. 96) deutet einen Befund an dieser Mauerwerksstelle als „südliches Gewände einer hochliegenden, nach außen gerichteten Eingangspforte.“ Er vermutet, dass seit Aufstockung des obersten Geschosses wohl der Westfassade ein hölzernes Treppenhaus vorgelagert war. Eine Innentreppe zum zweiten Obergeschoss konnte nicht nachgewiesen werden. – Strickhausen hält im zweiten Wandfeld von Norden den ursprünglichen Hauptzugang zum Saalbau für möglich. Er vermutet dessen Lage an der Stelle einer auf dem Bestandsplan von Sältzer von 1840 sichtbaren Spitzbogentür. Sie gehörte - zusammen mit dem über ihr liegenden, vermauerten Spitzbogeneingang im obersten Geschoss – vielleicht zu einem von Strickhausen angenommenen hölzernen Treppenturmanbau aus der Zeit der Umbaumaßnahmen 1319 nach dem großen Brand. – Strickhausen 1998a, S. 198. – Badstübner (2000, S. 13) hält eine Fortsetzung der vorhandenen Innentreppe, möglicherweise in Holz, bis zum Saalgeschoss für wahrscheinlich. In diesem Fall wäre keine romanische Außentreppe erforderlich. 1662 Als Vorbild für die Wiederherstellung im 19. Jahrhundert galt der obere Abschluss des ersten Obergeschosses, wo die Rundbogenfriese jedoch nicht zum Gesims, sondern zu den Wandfeldern gehörten. – Strickhausen 1998a, S. 198. 1663 Altwasser 2001, S. 91, 97. 1664 Nach Angaben von Altwasser (1994a, S. 47) sind von den Ostfenstern des obersten Geschosses die Gewändesteine, ein Großteil der Kämpfer, teilweise das Mauerwerk zwischen den Fenstern und das Brüstungswerk erhalten. Die Sohlbänke mit Säulen und Bögen wurden im 19. Jahrhundert erneuert worden. 1665 Strickhausen 1998a, S. 195. 1666 Die Bauaufnahme der Südansicht von Sältzer im Jahr 1840 (s. Strickhausen 1998a, S. 358, Abb. 69) zeigt in Höhe des obersten Geschosses ein rechteckiges Fenster unter zwei älteren, übereinanderliegenden Bögen. Falls der obere Saal in seinem ursprünglichen Bestand ein Südfenster besaß, das axial zur Saalbreite angeordnet war, konnte dieses nur relativ schmal, vielleicht als Biforium ausgebildet sein. - Zur Rekonstruktion der Südgiebelseite: Altwasser 2001, S. 96. - Strickhausen 1998a, S. 195. 633 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Wie ein Bestandsplan von Ludwig Puttrich und das Aufmaß von Karl Dittmar von 1852 dokumentieren, wurde der obere Saal an der Nordgiebelseite von drei Arkadenfenstern belichtet. Zwei große Triforiumöffnungen mit Säulenschäften aus Kalksinter und Überfangbögen aus Tuffstein lagen in der Mitte der Giebelmauer. Da sie sich nicht in der Mittelachse des Saales befanden, sind sie auf Außenansicht angelegt. Axial über dem östlichen Dreierarkadenfenster und in der Mittelachse des Saales war ein Biforium mit Überfangbogen vorhanden, welches von Hugo v. Ritgen ganz erneuert wurde. Der in Resten in der Nordmauer erhaltene ursprüngliche Giebel1667 sowie Spuren des mittelalterlichen Daches am nördlichen Schornstein dienten v. Ritgen zur Rekonstruktion der Giebel, des Daches und der Höhe der Langseiten des Saalbaus. Auf Grund der Befunde an der Nordgiebelseite vermutet Altwasser, dass die Decke des oberen Saales bis in den Dachwerksbereich hinein reichte. Die Saaldecke könnte zwischen den zwei Dreier- und dem oberen Doppelarkadenfenster oder auch über diesem in der Nordgiebelmauer gelegen haben.1668 Strickhausen hält für den Festsaal eine Holzbalkendecke für möglich, die vertäfelt und eventuell bemalt gewesen sein könnte.1669 Beim Bau des heutigen Daches aus dem 19. Jahrhundert wurden teilweise noch Balken des alten Dachwerks wiederverwendet.1670 Nach alten Schriftquellen bestand die ursprüngliche Dachdeckung des Saalbaus aus Bleiplatten.1671 Von den vier auf dem Dach sitzenden Kaminlöwen sind die beiden zum Burghof gerichteten noch Originale. Sie stellen eine Besonderheit dar, da nur wenige derartige erhaltene Figuren auf deutschen Burgen nachgewiesen werden konnten.1672 Das oberste Geschoss mit dem durchlaufenden Saal hinter dem Westgang war an seinen Fassaden durch Rotfarbigkeit als bedeutender Repräsentationsraum gekennzeichnet. Durch die Verwendung von rotgefärbten Rhätsandsteinen an der Westfassade und rotem Porphyrkonglomeratgestein an den drei übrigen Saalbauseiten wurde das Saalgeschoss optisch von den gelblichen Sandsteinen der unteren Geschosse hervorgehoben.1673 Aber auch für den Innenraum des oberen Festsaales lassen sich Farbbefunde an seiner aus gelbgrauem Rhätsandstein errichteten Westmauer nachweisen. Die Bogen- und Leibungssteine ihrer Arkaden, welche eine durch Beilbearbeitung verursachte unterschiedliche Oberflächenstruktur besitzen, waren von einem roten Farbton überzogen. Diese künstliche Steinfärbung setzte sich optisch vom gelben Farbton der steinsichtig gelassenen, geglätteten Kapitelle und Basen sowie von den polierten und dadurch marmorartig strukturierten Säulenschäften aus rötlich-gelbem Kanalsinter ab. 1667 Auf den Zeichnungen von Puttrich und Dittmar ist der Ortgang des Nordgiebels abgebildet, der mit einfacher Kehle und Platte profiliert ist. Hugo v. Ritgen stellt diese Profilierung in einem Brief von 1849 zeichnerisch dar. – Altwasser 2001, S. 97. 1668 Altwasser 2001, S. 97. 1669 Strickhausen 1998a, S. 196 und Anm. 1225. - Strickhausen (Anm. 1227) weist auf Rekonstruktionspläne von Sältzer mit in das Dach reichender oder flacher Decke hin. – Nach dem Brand von 1318 besaß der obere Saal eine Flachdecke in Höhe der heutigen Empore, über der sich drei Dachgeschosse befanden. Hugo v. Ritgen bezog durch Errichtung einer hohen, dreiseitigen, hölzernen Kassettendecke den Dachraum in den Festsaal ein. – Schuchardt, G. 2000, S. 59. 1670 Bei der Dachkonstruktion können die Deckenbalken als Zuganker benutzt werden. Auch könnte die Auflast zum Teil von der stärkeren inneren Längsmauer übernommen werden, um die schwächere hofseitige Westmauer zu entlasten. – Sältzer nahm 1846 eine von der inneren Längsmauer getragene Holzdecke an. Er rekonstruierte zeichnerisch ein Dach, dessen hofseitige Last teilweise auf die mittlere Längsmauer des Saalbaus abgestützt wurde. – Strickhausen 1998a, S. 196 und Anm. 1227. 1671 Altwasser 2001, S. 97 und Anm. 68. (dort Hinweis auf: Rothe, J.., 1859, S. 542 cap. 635). 1672 Rudolph 2003, S. 50. 1673 Möller 1993a, S. 45. 634 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Gegenüber dieser künstlerischen fugenverputzt und weiß lasiert.1674 Arkadenbehandlung waren die Saalwände Abb. 721: Fünferarkaden des 1. Obergeschosses der Saalbauwestfassade nach Norden. (Foto: Verf. 1996) 1674 Möller 1993a, S. 48. 635 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 722 und Abb. 723: Kapitelle von Mittelsäulen in Saalbauräumen. Kapitell mit Hängebändern im sog. Sängersaal und Kapellen-Kapitell. (Fotos: Schuchardt, G. 2001, S. 115) Romanische Bauplastik hat sich am Saalbau in Form von Kaminpilastern, von Decken oder Gewölbe tragenden Säulen sowie Fenstersäulen der Räume und Säle erhalten. 30 ihrer insgesamt 170 Kapitelle sind original. In den Westarkaden des ersten Obergeschosses und in der Trennmauer zwischen Galerie und großem Saal im obersten Geschoss befindet sich die größte Dichte der erhaltenen romanischen Kapitelle. Sie sitzen in der Westmauer des oberen Festsaales überwiegend auf Kalksintersäulenschäften. Für die Kapitellornamentik des Saalbaus wird rein pflanzlicher Dekor oder in Verbindung mit figürlichen Tierdarstellungen, wie Adler, Pfau und Löwe, aber auch Fabelwesen, wie Maskengestalten und Drachen, z. T. im Kampf gegen Menschen verwendet. Eine besondere Bedeutung im baukünstlerischen Programm haben die Adlerkapitelle, welche sich an den Mittelsäulen der drei 636 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Erdgeschossräume und an der Säule des flachgedeckten Nordraumes im ersten Obergeschoss befinden. Im Nordraum des Erdgeschosses (sog. Rittersaal) ist ein Kapitell mit aufrechten Adlern, in den übrigen drei Räumen eins mit stürzenden, herabfliegenden Adlern an den vier Ecken zu sehen. Das Motiv der Vogeldrachenkapitelle kam auch in der Stadt Eisenach, z. B. an einem Säulenkapitell der Nikolaikirche, zur Anwendung. Die Kirche wird auf Grund historischer Überlegungen „zwischen 1172 und 1190 datiert“.1675 Es besteht eine motivische Übereinstimmung der Wartburger Kapitellplastik zu den Kapitellen der Doppelkapelle in Schwarzrheindorf bei Bonn, die vom späteren Kölner Erzbischof Arnold von Wied 1147-51 errichtet wurde. Da die Einzelformen auf der Wartburg aber zierlicher und reicher als in Schwarzrheindorf gestaltet sind, kann ein gemeinsames Vorbild für beide Bauhütten im Rhein-Maas-Gebiet vermutet werden. Die Kapitelle der Liebfrauenkirche und der ehemaligen Stiftskirche St. Servatius in Maastricht (beide um 1160/80 datiert) haben Gemeinsamkeiten mit der Wartburger Ornamentik.1676 Abb. 724: Adlerkapitell im sog. Rittersaal. (Foto: Schuchardt, G. 2000, S. 48) 1675 Badstübner 1998, S. 19 und Anm. 16 (dort Hinweis auf: Jäger, Franz: Die Pfarr- und Klosterkirche St. Nikolai zu Eisenach. Die romanische Basilika und ihre Restaurierung im 19. Jahrhundert, eine baugeschichtliche Abhandlung. Jena, Diplomarbeit, 1990 (ungedruckt). – Badstübner, Ernst: St. Georgen und St. Nikolai Eisenach. Regensburg 1994, S. 3). 1676 D. Großmann nimmt an, dass kurz vor 1147 im Rhein-Maas-Gebiet ein repräsentatives Gebäude mit reicher Bauornamentik entstand, wobei es sich um eine Pfalz in Duisburg oder Maastricht handeln könnte. Dieser Bau diente seiner Ansicht nach als Vorbild für die Ornamentik der Doppelkapelle in Schwarzrheindorf (1147-51). An ihr tätige Steinmetzen arbeiteten etwas später (1156-62, oberstes Geschoss nach 1162, vor 1172) auf der Wartburg. Großmann vermutet, dass Steinmetzen derselben Werkstatt in Maastricht an den Kirchen von Liebfrauen und St. Servatius tätig waren. – Großmann, D. S. 35-36. – Zur Kapitellornamentik des Wartburger Saalbaus: Großmann, D. 1994, S. 25-38. – Badstübner 2001, S. 111-116 und 1998, S. 11-30, hier S. 14-22. – Jacobs 1993, S. 63-73. – Schuchardt, G. 2000, S. 46-48. 637 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 725: Adlerkapitell im Landgrafenzimmer. (Foto: Schuchardt, G. 2000, S. 49) Bei der Hoffassade des Saalbaus ist wegen des nach Norden ansteigenden Geländes vom Kellergeschoss nur der Südteil mit den beiden Zugängen in ganzer Geschosshöhe sichtbar. Das nur ganz im Norden noch ein wenig vom Felsen überschnittene Erdgeschoss öffnet sich in seinem mittleren Fassadenbereich in drei Viererarkaden, welche jeweils aus zwei Doppelarkaden unter einem Überfangbogen bestehen. Während die Biforien in der Mitte von Einzelsäulen getragen werden, sitzen die Überfangbögen mit ihren aus Tuffstein gemauerten Bogenfeldern auf Doppelsäulen. An beiden Seiten des Arkadenganges befinden sich geschlossene Mauerflächen, die jeweils eine Baunaht aufweisen. Auf Grund dieser Baunähte nimmt E. Altwasser an, dass der Saalbau mit zwei seitlichen, vor die innere Westmauer vortretenden, risaltartigen Baublöcken begonnen wurde. An Stelle des Arkadenganges könnte sich seiner Ansicht nach eine Holzkonstruktion befunden haben. Nach Altwasser war der Mittelteil vielleicht auch bis zur inneren Westmauer offen, welche dadurch die Bedeutung einer Außenmauer erhalten hätte.1677 Da die Baunähte nicht die ganze Höhe des Erdgeschosses erreichen, 1677 Dies wäre eine Erklärung für die Mauerstärke im Erdgeschoss der inneren, vielleicht ursprünglich im Mittelteil als Außenmauer geplanten Längsmauer. Mit einer Stärke von ca. 1,3 m ist diese innere Längsmauer doppelt so dick wie die 0,66 m starke hofseitige Westmauer. – Altwasser 1995, S. 21-25 und 2001, S. 74-78. – Strickhausen 1998a, S. 198. 638 Wartburg bei Eise nach/Thüringen geht Altwasser von einem Planwechsel vor Beendigung dieses Geschosses aus. Der vermutete Planwechsel führte dann zur Errichtung des in allen Geschossen durchlaufenden Westganges mit mittlerer Arkadenreihe. Das nach oben durch ein Gesims abschließende erste Obergeschoss zeigt eine Gliederung durch sechs eingetiefte Wandfelder mit oberem Abschluss durch Rundbogenfriese und seitlicher Begrenzung mittels Lisenen. Die drei mittleren Felder über den Erdgeschossarkaden zeigen seit der Wiederherstellung im 19. Jahrhundert eine gleichmäßige Reihung von Fünferarkaden auf Doppelsäulen. Das nördliche dieser Wandfelder erstreckte sich ursprünglich 0,7 m weiter nach Norden. Nach Untersuchungen von Altwasser besaß es wahrscheinlich eine Dreierarkade im Norden und eine Doppelarkadenöffnung im Süden mit einem pfeilerartigen Wandstück zwischen beiden Arkaden. 1678 Während sich in der Südecke des südlichen Wandfeldes eine kleine Dreierarkade befindet, waren die beiden nördlichen Wandfelder ursprünglich vermutlich fensterlos.1679 Im obersten Geschoss öffnet sich die in romanischer Zeit nach oben vermutlich durch ein Traufgesims abgeschlossene Westfassade auf ihrer gesamten Länge in Arkadengruppen. In ungefähr gleichmäßiger Reihung verteilen sich im mittleren Fassadenbereich vier Viererarkaden. An ihrer Südfassadenseite waren zwei Doppelarkaden, an der Nordseite eine Biforiumöffnung und nach Altwasser vermutlich ursprünglich ein Portal südlich davon vorhanden. Das Obergeschoss wird senkrecht durch drei Kaminschornsteine gegliedert, welche durch drei Geschosse durchgehen. Deshalb konnte jedes dieser Geschosse ursprünglich vielleicht mit je drei Kaminanlagen beheizt werden.1680 Saal: Im ersten Obergeschoss befand sich im Anschluss an den Nordraum und Westtrakt ein ursprünglich etwa zwei Drittel der Grundfläche einnehmender, ca. 27 x 9 m großer Saal. Seine Holzbalkendecke wurde von einer mittleren Stützenreihe von insgesamt fünf Säulen getragen, wobei die vier inneren, gleich großen Interkolumnien doppelt so groß wie die beiden äußeren Stützenabstände waren. Der Saal war über zwei Türen in seiner Westmauer vom mittleren Arkadengang sowie vom schmalen Südraum des Westraktes her zugänglich. An seiner nördlichen Schmalseite führte eine steinerne Innentreppe vom Erdgeschoss hinauf. Seine Belichtung erhielt er durch vier große Dreierarkadenfenster in der östlichen Langseite und zwei Biforien in der Südgiebelseite. Für die Beheizung des Saales diente ein Kamin in der Ostmauer zwischen den beiden nördlichen Dreierarkadenfenstern, vielleicht auch ein zweiter südlich der östlichen Fenstergruppe. Die Saalwände waren glatt verputzt und weiß, seine Maueröffnungen ockergelb gestrichen und mit schwarzen Begrenzungsstrichen versehen, während die Fenstersäulen natursteinfarben belassen wurden. Der Saal im zweiten Obergeschoss nahm hinter dem hofseitigen Westtrakt die gesamte restliche Grundfläche von etwa 37 x 9 m ein. Seine westliche Längsmauer wurde durch ein mittleres Portal und eine Doppelarkade sowie drei Dreierarkaden 1678 Bei Sältzer ist ein „pfeilerartiger Mauerstreifen“ im Nordanschluss der beiden erhaltenen Südarkaden zeichnerisch dokumentiert. s. dazu: Altwasser 2001, Abb. auf S. 42 und Strickhausen 1998a, S. 357, Abb. 67 (Bauaufnahme von 1840, vor dem Umbau). – Zur Rekonstruktion des nördlichen Arkadenfeldes: Altwasser 1995, S. 14-16 und Abb. S. 16, 17. – Strickhausen 1998a, S. 197. 1679 Die kleine Dreierarkade im nördlichen Wandfeld ist eine nicht durch Befunde gestützte Rekonstruktion des 19. Jahrhunderts. 1680 Badstübner 1996, S. 15. – Schuchardt, G. 2000, S. 44. 639 Wartburg bei Eise nach/Thüringen beidseitig davon symmetrisch gegliedert. Die Belichtung des Saales erfolgte durch sechs Triforien und zwei äußere Biforien in der östlichen Langseite sowie zwei große Dreierarkadenfenster in der Nordgiebelmauer. Vielleicht besaß er in seiner Südgiebelseite ursprünglich ein weiteres, möglicherweise als Doppelarkade ausgebildetes Fenster. Gegenüber vom Zugang zum Saal in der Mitte der Westmauer befand sich in dessen Ostseite ein Kamin zwischen den Triforien. Ein zweiter Kamin lag zwischen den beiden südlichen Ostfenstern, ein dritter in der Nordostecke des Saales. Ob der obere Saal ursprünglich eine flache Holzbalkendecke oder eine in den Dachwerksbereich hinein reichende hölzerne Decke besaß, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Er wurde an seinen Fassaden durch die Rotfarbigkeit der Rhätsandsteine optisch von den unteren gelbgrauen Sandsteingeschossen als wichtiger Repräsentationsraum hervorgehoben bzw. gekennzeichnet. Seine Saalwände waren fugenverputzt und weiß lasiert, während die mit künstlicher Oberflächenstruktur versehenen Arkadenleibungen einen roten Farbanstrich besaßen und die Fenstersäulen steinsichtig gelassen wurden. Maße Saalbau:1681 Grundriss Kernburg: 170 m : max. 45 m Grundriss EG (Außenmaße): 37,77/38,06 m : 14 m Traufhöhe Ostfassade max. 22,5 m Traufhöhe Ostfassade (ohne 4. Geschoss): max. 18 m Traufhöhe Westfassade: max. 15 m Traufhöhe Westfassade (ohne 4. Geschoss): max. 11,5 m Grundriss EG (i. L.): ca. 36 m : 11,7 m Grundriss EG (ohne W-Gang) (i. L.): ca. 36 m : 8,6 m Mittelraum EG (i. L.): ca. 10,6 m : 8,6 m Galerie/Gang EG (i. L.): ca. 36 m : 2 m Grundriss 1. OG (i. L.): 36,3 m : 12,2/12,3 m Saalrekonstruktion 1. OG (sog. Sängersaal)(i. L.): 26,9 m : 9,2 m = 247,5 qm Grundriss 2. OG (i. L.): 37,2 m : 12,2 m Saalrekonstruktion 2. OG (i. L.): 37,2 m : 9,2/9,3 m = 344,1qm Heutiger Bestand: Das in seinen Umfassungsmauern teilweise im ursprünglichen Bestand viergeschossig erhaltene Gebäude ist durch spätere Umbauten und die Wiederherstellungsmaßnahmen aus dem 19. Jahrhundert z. T. erheblich verändert worden. Vom Außenmauerwerk des Saalbaus sind an der Ostseite im obersten Geschoss der Traufbereich und die Innengliederung der Fenster, im ersten Obergeschoss die Binnengliederung der großen Arkaden sowie ein Großteil des südlichen Mauerbereichs ganz erneuert. An der Südgiebelseite ist das Saalgeschoss mit dem Giebeldreieck seit dem 19. Jahrhundert neu aufgemauert. Und bei der Westfassade wird vor allem im breiten Mittelteil der beiden mittleren Geschosse sowie fast im gesamten Mauerwerksbereich des obersten Geschosses und seines Dachabschlusses kaum noch ursprüngliche Bausubstanz gefunden. Die Wiederherstellungsarbeiten im 19. Jahrhundert sowie der Ersetzung schadhafter Mauersteine durch neue bis in die 1950er Jahre führten zu einer starken 1681 Angaben nach Strickhausen 1998a und Altwasser 2001 (in: Schuchardt, G. 2001) und nach Rekonstruktion Grundrisse (S. 61, 86-87), Bestand Grundrisse (s. 30-31) und Längsschnitt nach Osten/Grundrisse vor dem Umbau um 1840, von Puttrich (Strickhausen 199a, S. 359, Abb. 71). - (Bei den Grundrissplänen von Altwasser 2001 ist zu beachten, dass der Maßstab leider nicht korrekt angegeben wurde. Beim Errechnen der Mauerlängen entstehen zu große Maßangaben). 640 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Dezimierung des ursprünglichen Fassadenbestandes. Heute ist an der Ostfassade etwa ein Viertel, an der Südgiebelseite ca. ein Drittel und an der Westfassade sogar etwa fast zwei Drittel der ursprünglichen Bausubstanz erneuert bzw. ausgetauscht.1682 Auch die Axialität und ungefähr symmetrische Gliederung der Westfassade war in romanischer Zeit nicht oder zumindest weit weniger vorhanden. Sie entstand durch Rekonstruktion einiger Arkaden ohne Befunde im 19. Jahrhundert.1683 Ebenso sind die Räume und Säle heute durch Einbauten, Ausmalung und Ausstattung des 19. Jahrhunderts teilweise stark verändert. So wurden u. a. der obere Festsaal und die Dachkonstruktion ganz neu geschaffen, während es in dem darunter liegenden sog. Sängersaal zum Einbau der „Sängerlaube“ im Bereich der Innentreppe kam. Von den 170 Kapitellen der Säulen von Kaminen, Decken- und Wandstützen in den Räumen sowie besonders bei der Fenstergliederung sind etwa 30 originale Stücke romanischer Bauplastik erhalten.1684 Entstehungsgeschichte/Datierung: Ludwig der Springer (gest. 1123) gilt nach der Historia Brevis als Gründer der Wartburg.1685 Für den unbekannten Gründungszeitpunkt der Burganlage wird von den meisten Historikern das Jahr 1073 vermutet.1686 1080 ist die Wartburg im kurz nach 1082 niedergeschriebenen Bericht des sächsischen Klerikers Bruno für Bischof Werner von Merseburg erstmals erwähnt.1687 Im Jahr 1131 erhielt das Geschlecht der Ludowinger die Übertragung der thüringischen Landgrafenwürde durch Kaiser Lothar III.1688 Von 11371227 wird die Wartburg als Herkunftsbezeichnung von edelfreien, die Burg verwaltenden Vasallen erwähnt.1689 Nach G. Binding begannen die Landgrafen der Ludowinger vermutlich ab den 1130er Jahren mit der Gründung der Marktsiedlung Eisenach, die um 1150 als Münzstätte bezeugt ist.1690 In diesen Zeitraum der städtischen Anfänge Eisenachs fällt auch die Errichtung des romanischen Saalbaus. Auf Grund der dendrochronologischen Datierung des Saalbaus der Wartburg 1991 von Th. Eißing1691 wurde festgestellt, dass sich die bis dahin bekannten Vorschläge für seine zeitliche Einordnung als zu spät erwiesen.1692 Für die Deckenbalken des südlichen 1682 Altwasser 2001, S. 44-45 und Abb. auf S. 102-103 (Bauphasenplan Ostfassade), Abb. auf S. 104-105 (Bauphasenplan Ostfassade) und Abb. auf S. 106 (Bauphasenplan Südfassade). – Die Bauphasenanalyse war bei der Nordgiebelseite bislang nicht möglich, da alle ihre Mauerwerkspartien noch verputzt sind und deshalb nicht beurteilt werden können. 1683 Die kleine Dreierarkade im Nordbereich des ersten Obergeschosses sowie die zweite Doppelarkade von Norden im obersten Geschoss sind z. B. eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Auch war das dritte Wandfeld von Norden ursprünglich länger und wurde entweder durch eine Sechserarkadengruppe oder wahrscheinlich durch eine von einem schmalen Mauerstück getrennte Drillings- und Zwillingsarkade gegliedert. 1684 Schuchardt, G. 2000, S. 46. 1685 Strickhausen 1998a, S. 185 und Anm. 1113. (dort Hinweis auf: Historia Brevis Principum Thuringie (De otu principum Thuringie), hrsg. v. Georg Waitz, in: Monumenta Germaniae Historica SS XXIV, Berlin 1879, S. 821). 1686 Strickhausen 1998a, S. 185 und Anm. 1116., 1117. – Zur Gründung der Wartburg: Strickhausen 1998a, S. 189190. - Schwarz, 1997, S. 11-34. 1687 In der Schilderung des Sachsenkrieges wird das castellum quod dicitur Wartberg für das Jahr 1080 erwähnt. Es wird erzählt, wie die Sachsen, welche die Burg besetzt hatten, von König Heinrichs Leuten in die Flucht gejagt wurden. – Strickhausen 1998a, S. 186 und Anm. 1119. – Schuchardt, G., o. J., S. 12-13. 1688 Schuchardt, G. 1992, S. 3 und 2000, S. 6-7. 1689 Strickhausen 1998a, S. 187. – Schuchardt, G. 2000, S. 8. 1690 Binding 1997b, Sp. 2055. 1691 Zur Dendrochronologischen Datierung der Wartburg: Eckstein/Eißing/Klein 1992, S. 41-57. - Eißing 1991und 1993, S. 51-62 und 1994, S. 23-24 und 2004, S. 25-30. 1692 Puttrich (1847, S. 7) datiert den Saalbau „in die Mitte bis zum Ende des 12. Jahrhunderts,“ Simon (1902, S. 33) setzt ihn auf Grund von Stilvergleichen mit der Kirche in Schwarzrheindorf in „die Zeit nach 1150, vielleicht um 641 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Kellerraumes ist das Fälldatum Winter 1157/58 ermittelt worden. Die Holzbalkendecken des Erdgeschosses (Mittelraum, sog. Speisezimmer) und ersten Obergeschosses (Nordraum, sog. Landgrafenzimmer und Saal im Bereich der später eingebauten Kapelle) sind dendrochronologisch auf die Fällzeit um 1162 (+5/-3 Jahre) datiert.1693 Das nicht dendrochronologisch ermittelte oberste Saalgeschoss wurde wahrscheinlich direkt nach 1162 oder nach einer kurzen Bauunterbrechung, in einer zweiten Bauphase aufgesetzt. E. Altwasser geht bei der Errichtung des Saalbaus von einer ersten Bauphase von „1156 bis um 1160“ aus, in der die beiden Untergeschosse mit vor die Westseite gestellten „Eckrisaliten“ errichtet wurden.1694 Er vermutet in einer zweiten Bauphase „um 1160 bis nach 1162“1695, nach einer Planänderung, die Fertigstellung der drei Saalbaugeschosse. Diese erfolgte nun mit der Ausbildung eines der Westseite vorgelagerten, durchlaufenden, als steinernen Arkadengang ausgebildeten Traktes. Das Aufsetzen des zweiten Obergeschosses setzt er in eine dritte Bauphase „nach 1162, vor 1172“1696, dem Tod Ludwigs II.. Für dieses oberste Geschoss geht er von einem weiteren Planwechsel aus, da zumindest der Südgiebel mit hofseitigem Traufgesims bereits vor der Aufstockung ausgeführt war.1697 Sehr wahrscheinlich erfolgte die Aufstockung des Saalbaus um ein viertes Geschoss in kurzem zeitlichen Abstand. Dessen Kapitelle zeigen keine stilistische Entwicklung und auch die Steinmetztechnik keine Weiterentwicklung gegenüber den unteren Geschossen.1698 Deshalb nimmt Strickhausen für die Aufstockung eine Zeit „um die Mitte der 1160er Jahre“ an1699, und seine Fertigstellung vermutet Altwasser „in der zweiten Hälfte der 60er Jahre des 12. Jahrhunderts“.1700 G. Schuchardt schlägt die Errichtung des vierten Geschosses in einer zweite Bauphase „um 1170“ vor.1701 1170“. Voss (Bau- und Kunstdenkmäler Thüringen 41, 1917, S. 11-12) ordnet ihn aus stilistischen und historischen Erwägungen „zwischen 1150 und etwa 1180“ an. Asche (1955, S. 108) datiert auf Grund historischer Überlegungen sehr spät und auch Kieß (1960, S. 115) spricht sich für eine Spätdatierung „zwischen 1190 und 1240“ aus. Bruno J. Sobotka (Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Thüringen. Stuttgart 1995, S. 359) schreibt noch 1995 von einer Errichtung des Saalbaus in den Jahren „1190-1220“ und datiert seine Aufstockung um „1250“. Hotz (1981/1992, S. 241) setzt den Saalbau stilistisch in eine erste Bauzeit „zwischen 1170 und 1180“ und das oberste Geschoss in eine zweite Bauzeit „zwischen 1190 und 1200“. Dahingegen nimmt Binding (1963b, S. 105 und Anm. 300) durch Stilvergleiche und historische Überlegungen eine Bauzeit für „die Jahre 1165-75“ (ohne viertes Geschoss) an. – Zu den älteren Datierungsvorschlägen s. auch: Strickhausen 1998a, S. 199-200. 1693 Eckstein/Eißing/Klein 1992, S. 10-13. – Bei der Errichtung des Saalbaus wurde teilweise älteres Holz zweitverwendet, wodurch eine frühere Bautätigkeit auf der Wartburg in den 1140er Jahren vermutet wird. – Strickhausen 1998a, S. 190 und Anm. 1177. (dort Hinweis auf: Eißing 1991, S. 66-67). 1694 Altwasser 1995, S. 24 und 2001, S. 74-77. – Mit Hinweis auf Swoboda versucht Altwasser (1195, S. 26) die erste Bauphase des Saalbaus mit Eckrisaliten von römischen Gebäuden abzuleiten, welche im 12./13. Jahrhundert noch erhalten waren. 1695 Altwasser 2001, S. 78. 1696 Altwasser 2001, S. 91. 1697 Die bei Puttrich abgebildete Innenseite der Südgiebelmauer (s. Strickhausen 1998a, S. 358, Abb. 70) zeigt sein schräges Ortganggesims. - Altwasser 2001, S. 91, 98. 1698 Auf Grund von motivischer und stilistischer Übereinstimmungen wird die Kapitellplastik des Wartburger Saalbaus ungefähr in die Zeit zwischen den 1150er Jahren und 1180/90 (Doppelkapelle in Schwarzrheindorf 114751, Liebfrauenkirche und St. Servatius in Maastricht um 1160/80, Nikolaikirche in Eisenach 1172-90) eingeordnet. - s. stilistische Datierung der Wartburger Kapitelle, zuletzt Badstübner 1998, S14-22. - Die Steinmetztechnik des obersten Saalgeschosses scheint noch nicht so sorgfältig ausgeführt zu sein wie bei den um 1170 errichteten Gebäuden der Burg Weißensee und dem nach 1170 erbauten Westtor der Creuzburg. – Strickhausen 1998a, S. 201. – Altwasser 2001, S. 98. 1699 Strickhausen 1998a, S. 201. 1700 Altwasser 2001, S. 98. 1701 Schuchardt, G. 2000, S. 44. 642 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 726 und Abb. 727 und Abb. 728: Rekonstruktion der Bauphase I, II und III (nach Vollendung) des Saalbaus von E. Altwasser 1999. (aus: Altwasser 2001, S. 66, 88 und Schuchardt, G. 2000, S. 12-13) 643 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 729 und Abb. 730 und Abb. 731: Grundrisse Keller-, Erdgeschoss, erstes Obergeschoss des Saalbaus. Rekonstruktion der Bauphase I, II (1156-1162) von Strickhausen und Altwasser, IBD Marburg 2001. Norden: links. (aus: Altwasser 2001, S. 61, 86-87) 644 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 732 und Abb. 733: Ost- und Westfassade des Saalbaus, nach Aufstockung des obersten Geschosses. Rekonstruktion von Altwasser, IBD Marburg 2001. (aus: Altwasser 2001, S. 94-95, 92-93) Landgraf Ludwig II. (1140-72) war der Bauherr des Wartburger Saalbaus, dessen Aufstockung wahrscheinlich noch in seiner Regierungszeit oder spätestens unter seinem Nachfolger, Ludwig III. (1172-90) erfolgte. Die Schriftquellen bezeugen dauerhafte Aufenthalte der ludowingischen Landgrafen auf der Wartburg erst ab den 1220er Jahren. 1224/27 hielten sich Landgraf Ludwig IV. und seine Frau Elisabeth auf der 645 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Burg auf.1702 Als Ausstellungsort von Briefen und Urkunden erscheint die Wartburg erst unter Heinrich Raspe IV. (1227-47), der sich seit seiner Königswahl 1246 häufiger auf dieser Burg aufhielt und auch dort verstarb. Nach dem Thüringer Erbfolgekrieg in den Jahren 1257-63 ging Thüringen endgültig an die Wettiner über, für welche die Wartburg ein wichtiger Aufenthaltsort wurde.1703 Ein großer Brand durch Blitzeinschlag 1317/18 auf der Burganlage ist von zeitgenössischen Chroniken überliefert. Um 1320 kam es wahrscheinlich zu Wiederherstellungsmaßnahmen auf der Wartburg unter Friedrich dem Freidigen (gest. 1323).1704 Er ließ den Saalbau umbauen, errichtete ein großes Fachwerkgebäude an dessen Nordgiebelseite (sog. Kemenate), den Südturm und erneuerte die südliche Ringmauer. Während der Umbaumaßnahmen des Saalbaus erfolgte vermutlich u. a. der Einbau der Kapelle im Südteil des ersten Obergeschosses sowie die Errichtung eines steileren Daches.1705 Nach dem Aufstieg von Weimar zur neuen landgräflichen Residenz im 15. Jahrhundert diente die Wartburg - neben vereinzelten Aufenthalten von Landgrafen - vor allem als Verwaltungssitz der Amtmänner.1706 In den Jahren 1478-80 wurden umfangreiche Bauteile der Vorburg, d. h. große Teile von Tor- und Ritterhaus, der Vogtei sowie die Wehrgänge in Fachwerk errichtet. Zur Befreiung der Mauern des Saalbaus von der schweren Ziegellast des Daches erfolgte 1525 eine Dachdeckung mit leichten Schindeln. 1552 wurde sein Kellergeschoss als Pferdestall ausgebaut. Im 16. Jahrhundert setzte der allmähliche Verfall der Bausubstanz der Wartburg ein, die noch als Landesgefängnis genutzt wurde.1707 Die äußere Erschließung der beiden Saalbauobergeschosse erfolgte seit 1624 durch die Errichtung eines steinernen Treppenvorbaus an der hofseitigen Westfassade. 1708 Auf einer Federzeichnung von 1750 von Friedrich Adolph Hoffmann ist der Ostteil der Burganlage mit der Hofansicht des 1702 Landgräfin Elisabeth (1207-31) brachte auf der Wartburg 1224 ihre Tochter Sophie zur Welt und errichtete 1226 ein Armenhospital. Vier Jahre nach ihrem Tod wurde sie auf Grund ihrer vielseitigen Dienste an Armen heilig gesprochen. – Strickhausen 1998a, S. 187. – Schuchardt, G. 2000, S. 8 und o. J., S. 30-36. 1703 Zum Geschlecht der Wettiner: Binding 1997b, Sp. 2055-2056. – Schuchardt, G. 2000, S. 10-13 und o. J., S. 4146. 1704 Nach einer Erfurter Chronik ließ Friedrich der Freidige in fünf Jahren den Saalbau umbauen und einige Burggebäude neu errichten. – Schuchardt, G. 1992, S. 6 und 2000, S. 12-13 und o. J., S. 42-43. 1705 Dach und Einrichtung des oberen Saales werden im Zusammenhang mit dem Brand von 1317/18 beschrieben. – Strickhausen 1998a, S. 196 und Anm. 1228 (dort Hinweis auf: Historia Eccardiana, Sp. 454, ad anno 1318). – Zu den Umbaumaßnahmen des Saalbaus gehörten nach Strickhausen wohl auch die beiden auf der Westansicht von Sältzer um 1840 dargestellten Spitzbogentüren im Nordbereich der beiden Obergeschosse. Strickhausen vermutet, dass diese Eingänge zu einem möglichen hölzernen Treppenturm gehörten, den Friedrich der Freidige an der Westfassade anbauen ließ. - Strickhausen 1998a, S. 198. 1706 Die bekanntesten Amtmänner der Wartburg waren Bruno v. Teutleben, welchem Johannes Rothe seine Thüringische Landeschronik widmete, sowie Hans von Berlepsch (1517-25), in dessen Amtszeit der Aufenthalt von Martin Luther 1521/22 auf der Wartburg fiel. – Binding 1997b, Sp. 2056. – Schuchardt, G. 1992, S. 6-8 und 2000, S. 14-15. 1707 Schwarz, Hilmar: Zur Funktion der Wartburg als Gefängnisort, in: Wartburg-Jahrbuch 1998, Regensburg 2000, S. 44-73, bes. S. 66-67. – Für das Jahr 1539 verzeichnen die Wartburgakten die Reparatur der Gefängnistür im Landgrafenhaus (Saalbau), und im Jahr 1550 sind in den Akten vier Gefängnisse im Keller des Saalbaus vermerkt. – Schwarz 2000, S. 66 und Anm. 80. 1708 Strickhausen 1998a, S. 198 und Anm. 1246. – Über Baumaßnahmen auf der Wartburg von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts ist nur wenig bekannt, da die Wartburgakten 1945 ausgelagert wurden und beim Angriff auf den Transportzug verbrannten. Den Abschriften des 19. Jahrhunderts können dazu nur wenige Fakten entnommen werden. – Schuchardt, G., o. J., S. 59. 646 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Saalbaus zu sehen. Dessen Fassade zeigt auf dieser alten Abbildung rechteckige Fensteröffnungen, einen überdachten Treppenvorbau und kleinen Vorbau im Norden.1709 Johann Wolfgang von Goethe hielt sich von 1777 – 1815 mehrmals auf der Wartburg auf und zeichnete diese auch. Er machte die Öffentlichkeit auf die Burganlage aufmerksam und sprach sich für die Einrichtung eines kulturhistorischen Museums aus.1710 1792 gab Landkammerrat Carl Salomo Thon aus Eisenach den ersten Burgenführer von der Wartburg heraus. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erhielt der Saal im obersten Geschoss des Saalbaus Rundbogenfenster im romanischen Stil. 1817 fand das erste, im Revolutionsjahr 1848 das zweite Wartburgfest der deutschen Studenten statt.1711 Abb. 734 und Abb. 735: Hofansicht der Hauptburg. Westseite mit Saalbau und Ostseite mit Kapellengebäude. Friedrich Adolph Hoffmann, Tusche 1750. (aus: Schuchardt, G. o. J., S. 58) 1709 Schuchardt, G., o. J., S. 59, 62 und Abb. auf S. 58. – Zu den ältesten Abbildungen von der Wartburg aus dem Ende des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts s. auch: Schwarz: 1994b, S. 90-101. – Von den ab ca. 1750 zunehmenden Wartburg-Darstellungen seien an dieser Stelle die Abbildungen von Friedrich Adolph Hoffmann (1750), Georg Melchior Kraus (ab etwa 1780), Carl Wolff von Todenwarth (1790), Conrad Horny (1800) und Ferdinand Gropius (1823) erwähnt. – Schuchardt, G. 1999, S. 85. 1710 Schuchardt, G. 2000, S. 15-16 und 1999, S. 84-86 und o. J., S. 63-66. 1711 Schuchardt, Günter: Das Wartburgfest der deutschen Burschenschaften, in: Schuchardt, G. o. J., S. 67-70. – Schuchardt, G. 2000, S. 16-17. – Krauß, Jutta: Das zweite Wartburgfest der deutschen Studenten im Revolutionsjahr 1848, in: Wartburg-Jahrbuch 1998, Regensburg 2000, S. 11-39. 647 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Abb. 736: Westfassade des Saalbaus nach Süden. Kolorierte Lithographie von Ferdinand Gropius 1832. (aus: Schuchardt, G. 2001, S. 19) Ab 1838 veranlasste Erbherzog Carl Alexander Architekten und Baufachpersonen, Umund Ergänzungsbauten für die Wartburg zu planen. Unter der Leitung des Eisenacher Baurates Sältzer wurde 1839 mit der Bestandsaufnahme der Bausubstanz und der Sicherung des Saalbaus begonnen. Um 1840 fertigte Sältzer eine genaue zeichnerische Dokumentation des Saalbaubestandes in Grund-, Aufrissen und Schnitten im Maßstab 1:100 an.1712 Ab 1841 hielt der neu eingestellte Burgkommandant Bernhardt von Arnswald die wesentlichen Bauabschnitte zeichnerisch fest. 1847 veröffentlichte Puttrich Bestands- und Rekonstruktionspläne Sältzers. Nach dessen Pensionierung Ende der 1840er Jahre wurde der Giessener Architekt und Professor Hugo von Ritgen sein Nachfolger. Dieser leitete die Restaurierungs- und Umbauarbeiten bis zu seinem Tod im Jahr 1889.1713 Bei seiner Restaurierung des Saalbaus und den Entwürfen für dessen Interieur berücksichtigte er alle zugänglichen Schriftquellen und Funde. Die von Sältzer begonnenen Sicherungsarbeiten wurden von Hugo von Ritgen fortgesetzt und Anfang der 1850er Jahre im Wesentlichen abgeschlossen. Seine anschließenden Baumaßnahmen konzentrierten sich vor allem auf die Errichtung eines hofseitigen 1712 Schuchardt, G., o. J., S. 73-76 und 2001, Abb. auf S. 42, 43 (Bauaufnahme der Ost- und Westfassade von Sältzer um 1840) und Abb. auf S. 62/63, 64/65 (Kombination der Bauaufnahmen der Ost- und Westfassade von Sältzer und vom IBD (= Freies Institut für Bauforschung und Dokumentation e. V.) Marburg 1991). 1713 Der Deutsche Architektentag in Gotha im Jahr 1846, der über die Entwürfe zur Wiederherstellung der Wartburg beriet, verwarf die Entwürfe des preußischen Konservators Ferdinand von Quast. Dieser plante u. a. die Errichtung eines großen Wohnturmes an Stelle des ehemaligen Nordturmes und die Abtragung der Ringmauer, um die Aussicht für die Besucher nicht zu stören. – Schuchardt, G., o. J., S. 76 und 1998, S. 89-90 und 2000, S. 17-18. – Badstübner, Ernst: Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Ferdinand von Quast und die Wartburg, in: WartburgJahrbuch 1995, Eisenach 1996, S. 102-111. – Findeisen, Peter: Die Wartburg-Entwürfe Ferdinand von Quasts aus den Jahren 1846 und 1848, in: Wartburg-Jahrbuch 1993, Leipzig 1994, S. 102-114. - Ein Teilnehmer des Deutschen Architektentags von 1946 war Hugo von Ritgen, der so begeistert von der Idee der Wiederherstellung der Wartburg war, dass er 1847 ein 140 Seiten langes Manuskript an den Großherzog sandte. – Zur Wiederherstellung der Wartburg unter Hugo von Ritgen: Schuchardt, G., 1998, S. 90ff. und 2000, S. 18-19 und o. J., S. 77-88. – Badstübner 1996, S.20ff. 648 Wartburg bei Eise nach/Thüringen Eingangs zum ersten Obergeschoss des Saalbaus an Stelle der aus dem 17. Jahrhundert vorhandenen Treppe sowie Veränderung des obersten Saalgeschosses und der Dachkonstruktion. Hugo v. Ritgen rekonstruierte den oberen Gebäudeabschluss1714 und das Dach nach den in der Nordgiebelmauer erhaltenen Resten des ursprünglichen Giebels und Daches. Der bis dahin mit einer flachen Holzbalkendecke ausgestattete große Saale im zweiten Obergeschoss erhielt eine trapezförmige, in das Dach reichende Kassettendeckenkonstruktion.1715 1867 kam es zur Ausstattung des oberen Saales, der mit aufwendiger Bauplastik und Malerei versehen wurde. Nach den Entwürfen von Ritgens entstanden auch Möbel, Wandverkleidungen, Teppiche und Vorhänge. In den drei Räumen des ersten Obergeschosses schuf Moritz von Schwind 14 große Wandbilder in Frescotechnik. 1854-55 entstanden seine Freskenzyklen, welche das Leben der heiligen Elisabeth, den Sängerkrieg und die Ruhmestaten der mittelalterlichen Herrscher thematisieren.1716 In den Jahren von 1902-06 wurden der Nord- und Südraum (sog. Rittersaal und Elisabeth-Kemenate) im Saalbauerdgeschoss mit Mosaiken ausgestattet. 1717 1907 veröffentlichte Max Baumgärtel eine umfangreiche Dokumentation der Befunde der Wartburg, ihrer historischen Quellen, alten Abbildungen und Pläne im WartburgWerk. 1917 beschrieb Georg Voss diese Burganlage in den Bau- und Kunstdenkmälern Thüringens. 1922 wurde die Wartburg-Stiftung zur Erhaltung der Burganlage gegründet. Wie mehrere Inschriften belegen, fanden 1926 Ausbesserungsarbeiten an der Ostfassade des Saalbaus statt.1718 Der seit 1930 zum Burghauptmann berufene Kunsthistoriker Hans von Gabelentz erforschte in den 1930er Jahren besonders die älteren Schriftquellen zur Wartburg und erarbeitete auch Grundlagen für eine wissenschaftliche Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit. Er richtete 1931 ein erstes, kleines Museum im Dachgeschoss von Saalbau und Vogteigebäude ein. Nachdem 1946 die Wartburg für die Besucher wiedereröffnet wurde, begann ab 1952 unter der Leitung des Kunsthistorikers und Wartburgdirektors Siegfried Asche die erste nachkriegszeitliche Restaurierungsphase. In den folgenden Jahren kam es zur Sicherung des statisch gefährdeten Saalbaus (bis 1960) und zum Einbau von Stahlbetondecken in den Saalbaugeschossen. Außerdem erfolgte die Errichtung des neuen Treppenhauses (1953-54) an der Nordgiebelseite an Stelle des Verbindungsbaus zwischen Saalbau und neuer Kemenate. In den 1950er Jahren begann auch die teilweise Entfernung seiner Zutaten des 19. Jahrhunderts am und im Saalbau, um dessen mittelalterliches Erscheinungsbild wieder stärker herauszuarbeiten. So kam es zum Abriss des hofseitigen steinernen Treppenaufgangs aus dem 19. Jahrhundert und zur Entfernung der Ausmalungen in der Kapelle im ersten Saalbaugeschoss sowie im Westgang vor dem großen Saal. Auch im Nord- und Mittelraum (sog. Speise- und Rittersaal) wurde 1714 Bei den Fassadenuntersuchungen in den 1990er Jahren wurden einige Mauerwerkssteine mit eingemeißelten Daten der Jahre von 1850-52 entdeckt. – Altwasser 1994b, S. 20. 1715 Durch seine Deckenkonstruktion kam es zur Entlastung der hofseitigen Arkadenmauer. – Schuchardt, G., o. J., S. 78. – Strickhausen 1998a, S. 197. 1716 Schall 1993, S. 27-38, bes. 27-30. 1717 Nach 1853 entstanden unter von Ritgen der Bergfried, die neue Kemenate, Torhalle, Dirnitz und Gasthof als historisierende Neubauten. 1874-77 wurde von ihm das Gadem und 1889/90 das Ritterbad errichtet. – Schuchardt, G. 2000, S. 19 und o. J., S. 79-91. 1718 Nach den Inschriften wurden die Reparaturarbeiten unter der Bauleitung von Burgbaurat Hofferbert im Jahr 1926 durchgeführt. – Altwasser 1994a, S. 48 und 1994b, S. 20. – Es kam zur Auswechslung von ca. 1000 schadhaften Sandsteinen, besonders dort, wo in Höhe der von Schwind ausgemalten Räume starke Verwitterungserscheinungen sichtbar waren. Auch wurde 1926/27 das Schieferdach des Saalbaus durch ein Kupferdach ersetzt. – Schall 1993, S. 35. 649 Wartburg bei Eise nach/Thüringen die Wandmalerei durch eine neue Ausmalung ersetzt1719. In einer zweiten Restaurierungsetappe der Burganlage erfolgte in den Jahren 1966-67 die Restaurierung der Fresken von Schwind1720 sowie der Ornamentmalerei im sog. Rittersaal und in den Sälen der beiden oberen Geschosse. 1975 wurden die romanischen Kapitelle im Erdgeschoss des hofseitigen Arkadenganges durch Kopien ersetzt.1721 Bei Restaurierungsmaßnahmen am Saalbau um 1980-83 erfolgten Analysen zur ursprünglichen Farbigkeit und Oberflächengestaltung.1722 Die Arbeiten umfassten den Einbau weiterer Stahlbetondecken in den Saalbau, die Restaurierung der Wandmalereien im sog. Speise-, Rittersaal und in den Sälen der beiden Obergeschosse sowie der Kaminhauben in den beiden unteren Räumen. 1991 konnte Th. Eißing die drei Untergeschosse des Wartburger Saalbaus dendrochronologisch datieren. 1991-93 kam es durch Wissenschaftler des Freien Institutes für Bauforschung und Dokumentation e. V. Marburg zu seiner Vermessung und Durchführung einer steingerechten Bestandsaufnahme der Fassaden.1723 In den Jahren von 1994-2003 fanden am Saalbau umfangreiche Steinkonservierungsmaßnahmen statt, wobei zu Beginn alle Mauerwerksteine vermessen und analysiert wurden.1724 2001 ist eine umfassende Dokumentation zur Bauforschung und Sanierung des Wartburger Saalbaus veröffentlicht worden.1725 Die Wartburg, welche Eigentum des Bundeslandes Thüringen ist, gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ihr Saalbau wird heute als Museum und Veranstaltungsort genutzt. Literatur: Altwasser, Untersuchung Ostfassade, 1994a, S. 40-53. – Altwasser, Anmerkungen, 1994b, S. 17-22. Altwasser, Untersuchungen Westfassade, 1995, S. 11-27. - Altwasser, Bauforschung, 2001, S. 23-106. Asche, Wartburg, 1962. - Badstübner, Wartburg. Denkmal, 1994a. – Badstübner, Wiedergeburt, 1994b, S. 443-452. – Badstübner, Wartburg (Kunstführer), 1995. - Badstübner, Wartburg. Bauwerk, 1996, S. 6-34. - Badstübner, Kapitellornamentik, 1998, S. 14-22. - Badstübner, Palas, 2000, S. 9-14. Badstübner, Kapitellornamentik, 2001, S. 111-116. - Baumgärtel/Ritgen, Wiederherstellung, 1907, S. 318-590. – Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Bd. 41, Wartburg, bearb. v. Georg Voss, 1917. Binding, Wartburg, 1997b, Sp. 2055. - Dokumentation Wartburg Palas 1978 - Eckstein/Eißing/Klein, Dendrochronologische Datierung, 1992, S. 41-57. - Eißing, Dendrochronologische Datierung, 1991. Eißing, Dendrochronologische Datierung, 1993, S. 51-62. - Eißing, Interpretation, 1994, S. 23-24. – Eißing, Dendrochronologie in der Praxis, 2004, S. 25-30. - Gabelentz Wartburg. Wegweiser, o. J. (1931). – Gabelentz, Palasse, 1936. – Gabelentz, Wartburg. Führer, 1944. - Großmann, D., Kapitellornamentik, 1994, S. 25-38. – Jacobs, Kapitellplastik, 1993, S. 63-72. - Jährig, Frage Palasdatierung, 1983, S. 49. - Klaua, Untersuchung, 1994, S. 63-69. - Klaua, Kanalsinter, 1995, S. 4957. - Klaua, Bausteine, 1996, S. 91-101. - Klaua, Baumaterialien, 2001, S. 107-110. – Krauß, Wartburg. Feldversuch, 1997, S. 129-152. - Krauß, Wiederherstellung, 1990. - Mielke, Treppe, 1989, S. 35-39. – Möller, Oberflächenstrukturen, 1993a, S. 45. - Krüger, Palas, 1998, S. 129-138. - Krüger, Wartburg, 1719 Zu Restaurierungsmaßnahmen 1945-60 s. auch: Krauß 1997, S. 129-154, bes. 140. 1720 Für die seit 1983 vom Restaurator Roland Möller betreuten Schwind-Fresken fand von 1991-94 ein Forschungsprojekt zu ihrer Erhaltung statt. – Schall 1993, S. 27-38, bes. 38 und 2000, S. 256. 1721 Nur das südlichste originale Kapitell ist davon in situ erhalten. – Schwarz/Domalaga 1993, S. 20. 1722 Strickhausen 1998a, S. 188-189 und Anm. 1161. - Schwarz/Domalaga 1993, S. 20-21. 1723 Das IBD Marburg erstellte den Bestand des Saalbaus in Grundrissen, Ansichten und Schnitten, die größtenteils in Schuchardt, G., 2001 veröffentlicht sind. 1724 Durch ein neues Verfahren mussten nur drei Mauersteine ausgetauscht werden. Bei der Steinrestaurierung wurden Verkrustungen entfernt, abgeplatzte Teile durch speziellen Mörtel ersetzt, das Mauerwerk entsalzt und anschließend mit zwei Schutzschichten überzogen. - Rudolph 2000, S. 207-208 und 2003, S. 48-50 und Anm. 5 (dort Hinweis auf: Nur drei Steine ersetzt – Wartburg wie neu/Umfassende Sanierung der Festungsmauern nach einzigartigem Verfahren abgeschlossen, in: Neues Deutschland vom 7. März 2003). 1725 Schuchardt, G. 2001. 650 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen (im Druck). - Noth/Beyer, Wartburg. Denkmal und Museum, 1989. - Rothe, J., Düringische Chronik, 1859. - Rudolph, Baudenkmale Thüringen, 2000, S. 207-208. - Rudolph, Baudenkmale Thüringen, 2003, S. 48-50. – Schall, Entstehungs- und Restaurierungsgeschichte, 1993, S. 27-38. - Schleif, Steinrestauratorische Maßnahmen, 1995, S. 117-125. - Scholz, Untersuchungen zur Architekturfarbigkeit, 1994, S. 54-62. – Schuchardt, G., Wartburg. Reiseziel Museum, 1990. – Schuchardt, G., Wartburg, 1992, S. 155-174. – Schuchardt, G., Wartburg Kunstführer, 1996. – Schuchardt, G., Wiederentdeckung, 1999, S. 82-99. - Schuchardt, G., Welterbe, 2000. – Schuchardt, G., Palas, 2001. – Schuchardt, G., Wartburg. Grenzwarte, o. J. - Schwarz, Wartburg im Itinerar, 1993a, S. 90-102. Schwarz, Itinerar, 1993b, S. 32-40. – Schwarz/Domagala, Geschichte Wartburg-Stiftung, 1993, S. 1126. - Schwarz, Darstellungen, 1994b, S. 90-101. - Schwarz, Gründung, 1997, S. 11-34. - Schwarz, Wartburggeschichte, 2000, S. 103-126. - Schwarz, Wartburg, 2001a, S. 15-22. - Schwarz, Überlegungen, 2001b, S. 99-106. - Simon, Datierung, 1902b, S. 29-33. – Strickhausen, Burgen der Ludowinger, 1998a, S. 185-209. - Strickhausen, Landgrafen, 1999, S. 11-18. - Strickhausen, Baupolitik, 2000, S. 71-90. - Strickhausen, Wartburg, 2001a, S. 10-14. - Strickhausen, zentrale Bedeutung, 2001b, S. 87-98. - Voss, Wartburg, 1925. 5.25 Weißensee, Runneburg/Thüringen Lage: Die Runneburg1726 befindet sich nordwestlich der Stadt Weißensee1727 auf einem Gipsfelsen. Das an seinem Rand zu allen Seiten abfallende, ei- bis kreisförmige, etwa 1,5 ha große Burgplateau wird von einer 1,5 m starken Ringmauer umfasst. Während die Westseite der Burg durch den Weißen See geschützt war, befand sich die Hauptangriffseite im Bereich des in Resten erhaltenen romanischen Tores im Osten, von welchem aus eine Mauergasse in die Stadt führt. Das Tor wurde durch einen 1992 in seinen Fundamenten ergrabenen, ca. 10 x 10 m großen Turm südwestlich davon geschützt.1728 An der südöstlichen Ringmauer steht der Saalbau mit einem sechsgeschossigen, etwa. 10 x 10 m großen Wohnturm an seiner westlichen Schmalseite.1729 Nördlich an diesen Turm war ein Wohngebäude angebaut, dessen ergrabenes Kellergeschoss eine Steinofenluftheizung besaß.1730 Der SaalbauTurmkomplex bildet heute zusammen mit dem um 1725 errichteten, westlich anschließenden Wagenhaus und dem seit 1738 rechtwinklig anschließenden nördlichen Torhaus eine um einen Innenhof gebildete schlossartige Anlage. Im nördlichen Burgbereich befindet sich - gegenüber vom Saalbau – das 1894-96 errichtete, ehemalige Preußische Landratsamt, welches heute als Schule genutzt wird. 1726 In den Quellen war bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nur von Burg Weißensee die Rede. W. Hagke erwähnte erstmals 1863, dass die Burg angeblich „wegen ihrer runden Gestalt Rundeburg oder Ronneburg genannt“ wird. Strickhausen 1998a, S. 213 und Anm. 1428. – Nach Untersuchungen von Strickhausen (1998a, S. 213-215) ist der erst seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts auftretende Name Runneburg nicht volksmundig und durch Schriftquellen belegt. 1727 Der ungefähr rechteckige Stadtgrundriss besitzt ein rasterartiges Straßensystem, welches auf eine planmäßige Stadtgründung schließen lässt. – Kozok 1998b, S. 148 und Anm. 19 (dort Hinweis auf Städte mit Rastersystem, in: Meckseper 1991a, S. 70-86). 1728 Zwischen Turm und Ringmauer konnten weitere Gebäudereste ergraben werden. – Kozok 1998b, S. 149. 1729 Zum Wohnturm: Strickhausen 1998a, S. 217-220. – Kozok 1998b, S. 189-194. 1730 Lohmann/Stolle 1998, S. 104-106. 651 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 737: Luftaufnahme der Burganlage von Süden. (Postkartenausschnitt, Foto: P. Radtke, Sömmerda) Abb. 738: Lageplan des Burgareals. Zeichnung von I. Riecke 1997. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 149, Abb. 129) 652 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 739 und Abb. 740: Bestandsplan von Saalbau und Turm. Grundriss Keller- und Erdgeschoss. Zeichnung von A. Koch 1996. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 15, Abb. 7 und S. 16, Abb. 8) 653 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 741 und Abb. 742: Bestandsplan von Saalbau und Turm. Grundriss 1. und 2. Obergeschoss. Zeichnung von A. Koch 1996. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 16, Abb. 9; S. 17, Abb. 10) Saalbau: Der zur Erbauungszeit dreigeschossige Saalbau erhebt sich auf einer rechteckigen Grundfläche von etwa 26 x 13 m. Er besaß Ende des 12. Jahrhunderts einen zweigeschossigen Toranbau an der Ostecke seiner nördlichen Hofseite1731. 1731 Genau genommen handelt es sich um die Nordwestseite des Saalbaus. 654 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Wahrscheinlich bildete er nach 12251732 zusammen mit einem Nordwestanbau und Treppenhaus einen viergeschossigen Eingangshallen- und Treppenkomplex. An seiner westlichen Schmalseite steht der die gesamte Saalbaubreite einnehmende Turm mit einem flachgedeckten Keller-, gewölbten Erdgeschoss und vier weiteren Obergeschossen. Abb. 743: Nordansicht von Saalbau und Turm. Steingerechte Umzeichnung von A. Koch 1995. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 152, Abb. 131) Abb. 744: Längsschnitt durch den Saalbau und Turm nach Süden. Zeichnung vom Büro Büchner-Menge + Partner GmbH. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 18, Abb. 12) 1732 s. romanische Bauphasen nach Kozok 1998b, S. 198-205. – An dieser Stelle möchte ich Frau Dr.-Ing. Maike Kozok für das anregende Gespräch über die Forschungsarbeiten auf der Runneburg sowie für das Ausleihen der Literatur „Burg Weißensee 1998“ danken. 655 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 745 und Abb. 746: Nordansicht des Saalbaus von Nordosten. - Östlicher Bereich der Saalbaunordfassade. (Foto: Verf. 1996) Das Mauerwerk des Saalbaus besteht hauptsächlich aus sorgfältig bearbeiteten gelblichen Travertinquadern mit durchgehenden Lagerfugen, die aus den Steinbrüchen der näheren Umgebung (Greußen, Bilzingsleben) stammen.1733 Die etwa 30-70 cm langen und 15 bis 38 cm hohen Quader sind besonders an den Fassaden gebeilt und zeigen z. T. einen rhombisch- oder fischgrätenartig geflächten Spiegel. Auch die ursprünglichen Fenster- und Portalöffnungen des Erdgeschosses bestehen aus Travertingestein. Im ersten Obergeschoss ist für das Mauerwerk neben den Travertinquadern teilweise Muschelkalk, z. B. bei den Eckquadern des hofseitigen Nordost- und Nordwestanbaus, verwendet. Die erhaltenen romanischen Fenster- und Türeinfassungen des ersten Obergeschosses, d. h. ihre Gewände- und Bogensteine sowie die Zwickelsteine zwischen den Saalarkaden auf der Südseite, bestehen aus gelblichgrauem Muschelkalk. 1734 Diese Steine zeigen eine feine Oberflächenbearbeitung, meist mit Randschlag, und heben sich durch ihre größere Dichte deutlich vom porösen Travertingestein ab. Der Muschelkalk kommt in zwei Typen, dem Schillkalk1735 und Schaumkalk, am Bauwerk vor.1736 1733 Der Turm an der Saalbauwestseite besteht an der Außen- und Innenseite, einschließlich seiner Eckquaderung, aus Travertin. - Klaua 1998, S. 207. 1734 Klaua 1998, S. 208-209. 1735 mit z. T. gehäuften Schalen (= Schill) und Schalenhohlräumen. 1736 Das Mauerwerk der Umbauphasen in nachromanischer Zeit besteht aus einem Konglomerat von Travertinbruchsteinen, zweitverwendeten Formsteinen und Ziegelsteinen sowie Lehmbruchstücken. Es ist z. B. bei den vermauerten Arkaden, den Zwischenwänden im ersten Obergeschoss und den Giebeldreiecken zu finden. Zum Mauerwerk: Kozok 1998b, S. 153-154. - Klaua 1998, S. 207-228. – Möller 1993b, S. 166-169 und 1998, S. 229-273, bes. S. 266-267. 656 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 747: Ostansicht des Saalbaus. Steingerechte Umzeichnung von A. Koch 1995. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 164, Abb. 147) Abb. 748: Querschnitt durch den Saalbau nach Westen. Zeichnung vom Büro Büchner-Menge + Partner GmbH. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 17, Abb. 11) Abb. 749: Ostansicht des Saalbaus von Nordosten. (Foto: Verf. 1996) Abb. 750: Querschnitt durch den Saalbau nach Westen. Zeichnung vom Büro Büchner-Menge + Partner GmbH. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 19, Abb. 13) 657 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 751 und Abb. 752: Südansicht von Saalbau und Turm. Steingerechte Umzeichnung von A. Koch 1995. – Foto. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 168, Abb. 151. – Foto: Verf. 1996) 658 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 753 und Abb. 754: Süd- und Südostansicht von Saalbau und Turm. (Fotos: Verf. 1996) An den Innenwänden im ersten Obergeschoss und an wenigen Stellen der Fassaden sind sog. Ritzfugen bzw. pietra rasa aus romanischer Zeit erhalten. Bei der Vermauerung wird der aus den Fugen quellende Mörtel grob verstrichen, und die Stoß- und Lagerfugen werden mit einem geritzten Strich versehen. Dadurch ist es möglich die Form und Struktur der Quadersteine anzugleichen, wodurch eine einheitlichere 659 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Oberflächenwirkung erzielt wird. Da wo am Saalbau Ritzfugen und auch Scheinfugen nachweisbar sind, herrschte Steinsichtigkeit vor, weil die Steinstruktur nicht durch Putz verdeckt wurde. Scheinfugen in Form von eingearbeiteten Rillen können z. B. bei großformatigen Quadern zu einer Formänderung führen. Beim Saalbau in Weißensee treten Scheinfugen im Arkadenzwickel der Südwand des Saales im ersten Obergeschoss auf. Der aus statischen Gründen durchgängige Quader im Bogenzwickel erzeugt durch Scheinfugen den Eindruck von drei versetzten Steinen, da ihre eingekerbten Linien genau die Kanten der darüber liegenden Bogensteine optisch fortsetzen.1737 Am Saalbau ließ sich für eine erste romanische Bauphase am Mauerwerk der beiden unteren Geschosse ein Versatzmörtel mit hohen Anteilen an Ziegelstücken und -mehl nachweisen. Der Versatzmörtel der zweiten romanischen Bauphase an den Außen- und Innenseiten des ersten und zweiten Obergeschosses besteht aus einem weißlichgrauen Gipsmörtel1738, welcher mit einer hellgrauen Farblasur überzogen wurde. Eine weitere Oberflächengestaltung erfolgte durch einen Fugenverstrich mit grauem Farbüberzug. Dieser graue Farbauftrag auf dem Mauerwerk ist z. B. teilweise noch an den süd- und nördlichen Saalarkaden und im ersten Obergeschoss des Nordostanbaus im Bereich der Nordarkade nachweisbar.1739 Ein wahrscheinlich aus romanischer Zeit stammender erster Flächenputz ließ sich im ersten und zweiten Obergeschoss des Nordostanbaus nachweisen.1740 Im ersten Obergeschoss dieses Nordostanbaus konnte im Ostbereich seiner Südwand (ursprüngliche Saalbaunordfassade) ein erster Flächenputz mit Resten ornamentaler Malerei nachgewiesen werden. Es handelt sich um zwei aus roten, grünen, gelben und schwarzen Malereiresten bestehende, unterschiedlich gestaltete Friese mit geometrischen Mustern.1741 Der Zugang zum Kellergeschoss erfolgt heute durch ein weites, gestuftes Rundbogenportal an der Nordostecke des Saalbaus1742, dessen Kämpferzone hofseitig wahrscheinlich plastisch geschmückt war. Die grob abgearbeiteten Portalquader deuten auf ein ursprünglich vorkragendes Band mit ornamentalem Schmuck oder ein Gesims hin.1743 Hinter dem Kellerportal befindet sich ein rechteckiger, mit einer steigenden Tonne gedeckter Vorraum. Der Vorraum muss ursprünglich ein etwa 1,3 m kürzeres und im Eingangsbereich höher angelegtes Gewölbe besessen haben, oder er war flach gedeckt.1744 Von diesem kleinen Vorraum führt ein zweites rundbogiges Portal in einen kurzen Flur, der auch ein nach Norden ansteigendes Tonnengewölbe besitzt. Das Flurstück ragt mit einer langen Stichkappe in den östlichen Kellerraum hinein. Dieser ist größer als der Westkellerraum und mit ihm durch ein Rundbogenportal in seiner 1737 Zu Ritz- und Scheinfugen: Kozok 1998b, S. 154. - Möller 1993b, S. 169-174 und 1998, S. 271. 1738 Zu romanischen Mörteln: Möller 1998, S. 233, 241-243. 1739 Möller 1998, S. 271-272. 1740 Möller 1998, S. 243-245. 1741 Da die Malereien aus konservatorischen Gründen nicht freigelegt waren, datiert Möller (1998, S. 254) sie vorsichtig in eine “abschließende romanische Überformung“ oder spätestens in die frühgotische Zeit. 1742 Bis zum Jahr 1964 bestand vor dem Kellerportal ein kleiner, vermutlich aus dem 19. Jahrhundert stammender Fachwerkanbau. Alte Grundrisspläne des Saalbaus aus dem Anfang des 20. Jahrhundert zeigen an dieser Stelle einen massiven, gewölbten Vorbau, der nach Kozok wahrscheinlich als Altan zu deuten ist. Kozok vermutet, dass es hier vielleicht schon zu romanischer Zeit einen altanartigen Vorbau gegeben hat. – Kozok 1998b, S. 176-177. 1743 Kozok 1998b, S. 155. – Strickhausen 1998a, S. 221. 1744 Die Tonne des Vorraumes liegt heute einige Zentimeter tiefer als der Scheitel des äußeren Portalbogens. - Kozok 1998b, S. 176. 660 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Westmauer verbunden. Dort, wo das Flurstück in den Ostkellerraum mündet, wird ursprünglich ein Portal vorhanden gewesen sein.1745 Abb. 755 und Abb. 756: Rekonstruktion von Saalbau und Turm, mit Bauphasen. Grundriss Keller- und Erdgeschoss. Entwurf und Zeichnung von M. Kozok. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 172, Abb. 153, 154) 1745 Im 14./15. Jahrhundert wurde dem Flurstück eine Ostmauer vorgelagert, wodurch sich seine ursprüngliche Breite verringerte. Diese Ostmauer diente als Auflager für das in dieser Zeit errichtete Tonnengewölbe des Ostkellerraumes. – Kozok 1998b, S. 176. 661 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 757 und Abb. 758: Querschnitt Ost durch den Saalbau nach Westen. Rekonstruktion der Bauphase II (1204-12). - Querschnitt West nach Westen. Rekonstruktion der Bauphase V (um oder nach 1225). Entwurf und Zeichnung von M. Kozok. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 174, Abb. 157; S. 175, Abb. 158) Abb. 759: Längsschnitt durch den Saalbau nach Süden. Rekonstruktion der Bauphase II (1204-12). Entwurf und Zeichnung von M. Kozok. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 175, Abb. 159) Über den noch erhaltenen, gemauerten Mittelpfeilern besaßen die beiden Kellerräume ursprünglich Holzbalkendecken. Der heutige Raumeindruck dieser zwei unteren Räume ist durch die in Nordsüdrichtung gespannten Tonnengewölbe geprägt, die im 14. oder 15. Jahrhundert eingebaut wurden.1746 Der Westraum hat auf Grund seiner geringeren 1746 Bei Untersuchungen wurde in der Gewölbeauffüllung unlasierte grauschwarze und rottonige Keramik von Bombentöpfen gefunden. Auf Grund einer Anzahl gut datierter Vergleichsbeispiele konnten diese Keramik und damit die beiden Kellergewölbe ins 14./15. Jahrhundert datiert werden. – Lohmann/Stolle 1998, S. 141. 662 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Breite in Nordsüdrichtung ein wesentlich kleineres Tonnengewölbe als der Ostraum. Wie die Freilegung des mit Bauschutt verfüllten Raumes zwischen der südlichen Saalbaumauer und dem westlichen Tonnengewölbe im Jahr 1994 zeigte, waren die beiden Kellerräume ursprünglich gleich breit.1747 Bei der Freilegung der östlichen Turmmauer konnten im Westkellerraum die Auflager von der romanischen Holzbalkendecke an der Nord- und Südmauer und die Aussparung für einen mittleren Unterzug an der Ostturmseite festgestellt werden. Der Unterzug wurde von einem Pfeiler getragen, der in der Raummitte stand und in einer Flucht mit dem Pfeiler des Westraumes lag. Heute stoßen die beiden ursprünglichen Mittelpfeiler durch bzw. an die Tonnengewölbe der beiden Kellerräume. Seit dem Einbau des Tonnengewölbes sind die Mittelstützen um eine Steinlage erhöht und um weitere Steinlagen verbreitert worden.1748 Die Holzbalkendecken der beiden Kellerräume lagen auf gleicher Höhe, welches durch ein Auflager an der Südmauer des Ostraumes festgestellt werden kann. Auch wurden im Erdgeschoss im Ost- sowie Westteil der Saalbaunordmauer ursprüngliche Einschublöcher von Deckenbalken gefunden.1749 Das heute ca. 1 m tiefer liegende Fußbodenniveau des westlichen Kellerraumes war nach Untersuchungen von Becker 1959 ursprünglich vermutlich nur etwa 30 cm tiefer als im Ostkellerraum. Er nahm an, dass es für den Gewölbeeinbau im Westkeller zur Ausschachtung des Erdreiches und zur Stabilisierung des Mittelpfeilers durch eine Ummantelung kam.1750 Die Kellerräume besaßen ursprünglich die gleiche Breite in Nordsüdrichtung, wobei der Ostraum etwas länger war.1751 Beide Kellerräume des Saalbaus in Weißensee erhielten eine geringe Belichtung durch je zwei hochgelegene Lichtschlitze in der Nordmauer, welche sich zwischen den Deckenbalken befanden. Die drei östlichen Schlitzfenster wurden durch das Anfang des 13. Jahrhunderts angebaute Treppenhaus verdeckt und konnten nur noch indirektes Licht über dessen Innenräume beziehen. Vielleicht waren sie auch – ebenso wie die hofseitigen Erdgeschossfenster – zu jenem Zeitpunkt schon aufgegeben und vermauert.1752 Der Steinschnitt, die z. T. grob gebeilten Travertinquader und das Fugenbild der Kellerwände entspricht nicht den Räumen in den Obergeschossen.1753 Auf Grund der geringen Belichtung sowie der Steinbearbeitung der Mauern geht hervor, dass die Kellerräume keine repräsentative Nutzung hatten. Das Erdgeschoss des Saalbaus zeigte ursprünglich die gleiche Raumaufteilung wie das Kellergeschoss, wobei Trennmauer und Mittelstützen genau auf denen des Kellers 1747 Bei den Freilegungsarbeiten wurde festgestellt, dass die östliche Turmmauer in Fuge gegen die Südmauer des Saalbaus stößt. Der älteste, über 2 m dicke Südmauerzug erstreckt sich in ganzer Kellergeschosshöhe über die gesamte Gebäudelänge. Die Saalbaunordmauer stößt anscheinend in Fuge gegen die Ostturmmauer. Nach Untersuchungen des Anschlussbereichs von Saalbau und Turm durch Th. Stolle stehen beide im Mauerverband und sind somit zur gleichen Zeit entstanden. – Kozok 1998b, S. 171 und Anm. 76. – Lohmann/Stolle 1998, S. 141. 1748 Der obere Teil der zwei verbreiterten Pfeiler ersetzte jeweils den Sockel der darüber stehenden Säule in den beiden ursprünglichen Erdgeschossräumen. Dabei wurde die Säulenbasis mit in die Wölbung einbezogen. – Kozok 1998b, S. 174. 1749 Zur ursprünglichen Deckenkonstruktion: Kozok 1998b, S. 171, 174. – Lohmann/Stolle 1998, S. 139-140. 1750 Kozok 1998b, S. 174 und Anm. 80-81 (dort Hinweis auf: Becker 1959, S. 22). 1751 Auch der Wartburger Saalbau besitzt zwei annähernd gleich große, unterschiedlich hohe Kellerräume, die durch ein Rundbogenportal in ihrer Trennmauer verbunden sind. Bei einer lichten Raumbreite von etwa 8,1 m auf der Runneburg und 8,3 m auf der Wartburg sind die Spannweiten der Kellerräume beider Saalbauten nahezu gleich. Da der südliche Kellerraum auf der Wartburg eine Balkendecke ohne Unterzug besitzt, wäre nach Kozok (1998b, S. 174) darüber nachzudenken, ob eine solche Deckenkonstruktion auch für die Runneburg möglich wäre. 1752 Nur der westliche Lichtschlitz des Westkellerraumes ist bis heute erhalten geblieben. - Lohmann/Stolle 1998, S. 139-140. 1753 Kozok 1998b, S. 174. 663 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen standen. Die beiden Erdgeschossräume besaßen von mittleren Freisäulen getragene Holzbalkendecken, welche seit dem 16. Jahrhundert durch flache Kreuzgratgewölbe aus Ziegelsteinen ersetzt worden sind. Spätestens im 16. Jahrhundert wurde auch der ursprünglich etwas größere Ostraum in drei Räume unterteilt. In der Zeit des Gewölbeeinbaus wurde die romanische Mittelstütze des Westraumes durch eine gedrungenere, rote Sandsteinsäule ersetzt.1754 Die originale Freisäule des Ostraumes ist noch mit Basisfragment aus Plinthe und unterem Wulst, Schaft sowie Kapitell wahrscheinlich in situ vorhanden. Auf der abgearbeiteten Fläche des unteren Wulstes steht ein Säulenschaft mit Ansätzen von insgesamt 20 Ästen, welcher ein Weinrankenkapitell trägt. Die tränenförmigen Aststümpfe der 1981/82 freigelegten Säule bestehen jeweils aus drei in Absätzen übereinander gelegten Segmenten, deren oberer, nicht mehr erhaltener Abschluss spitz zulief. Auf der Südseite ist die Ornamentik der Astsäule fast ganz erhalten. Dahingegen wurden Kapitell und ein Teil des Schaftes auf der Nordseite im Zusammenhang mit der Anpassung der Säule in eine wohl im 16. Jahrhundert eingezogene Wand abgearbeitet.1755 Für den Säulenschaft kann nach Lieb auf Grund der versetzten Anordnung der Aststümpfe gleicher Formen sowie der nachweisbaren mittelalterlichen Bearbeitungsspuren eine Datierung in die romanische Zeit angenommen werden.1756 Die beiden Erdgeschossräume waren durch ein erhaltenes, kleineres Portal am Südende der Zwischenmauer miteinander verbunden. Kozok vermutet ein zweites romanisches Portal an Stelle der heutigen Tür im Nordbereich der Trennmauer.1757 Beide Räume wurden jeweils durch ein Portal in der hofseitigen Nordmauer betreten.1758 Bei dem erhaltenen Eingang des Westraumes handelt es sich um ein Rundbogenportal mit gestuftem Gewände und eingestellten Säulen, die einen voll ausgebildeten Rundstab vor der Bogenlaibung tragen. Vom linken der beiden vollständig abgeschlagenen bzw. abgearbeiteten Kapitelle ist der Halsring noch zu erkennen. An der Innenseite besitzt das Westportal einen waagerechten Sturz. Vom östlichen Erdgeschossportal sind nur die Basen, wenige Laibungssteine, Stufe und Schwelle erhalten. Es war etwas breiter angelegt, glich in seinem Aufbau aber vermutlich dem des Westeingangs.1759 1754 Kozok 1998b, S. 181. 1755 Auf Grund der abgearbeiteten Basis und Wetzrillen am Schaft vermutet Kozok (1998b, S. 179) eine Zweitverwendung der Säule, vielleicht schon in romanischer Zeit. Ihrer Ansicht nach könnte die Astsäule wegen des Symbolgehaltes ursprünglich in einem sakralen Raum gestanden haben. Bislang ist jedoch keine Kapelle auf der Runneburg nachweisbar. - Lieb (1998, S. 284) nimmt an, dass die Aststumpfsäule - trotz der vorhandenen Wetzrillen und Abarbeitungsspuren - „in ihrer heutigen Zusammensetzung mit Basis, Schaft und WeinrankenKapitell in der ursprünglich romanischen Form vorliegt“. Der mögliche Grund für die Abarbeitung des oberen Basiswulstes und der Kehle könnte der Gewölbeeinbau im liegenden Kellerraum gewesen sein. - Auch Meckseper (1998a, S. 20) schreibt: „Es darf mit einiger Sicherheit angenommen werden, dass sie an ursprünglicher Stelle steht.“ 1756 Lieb (1998, S. 285 und Anm. 12-13) vergleicht die Säule mit einer Astsäule in Hecklingen sowie mit einem mit stilisierten Astansätzen versehenen Säulenschaft am Vorhallenportal in Wechselburg. - Nach Kozok (1998b, S. 179 und Anm. 90) sind Beispiele für Astsäulen nicht für das 12./13. Jahrhundert, sondern erst für die spät- und nachmittelalterliche Zeit bekannt. Deshalb weist sie auf die Astsäulen des Kreuzganges von S. Anbrogio in Mailand, der Calvaires von Kerbreudeur in Saint-Herin, Tronoen und Guimilian in der Bretagne und die Mittelsäule der gewölbten Pfeilerhalle der Burg Bechyne in Südböhmen (um 1500) hin. – Zur Astsäule der Runneburg: Lieb 1998, S. 283-285. – Kozok 1998b, S. 178-180. – Strickhausen 1998a, S. 225-226. – Badstübner 1998, S. 27. 1757 Kozok 1998b, S. 177. 1758 Durch Anhebung des Fußbodens im Zusammenhang mit dem Gewölbeeinbau liegt die heutige Eingangssituation etwa einen Meter höher als die ursprüngliche. - Kozok 1998b, S. 159. 1759 Zu den beiden Erdgeschossportalen: Kozok 1998b, S. 159, 162, 178. 664 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 760 und Abb. 761: Astsäule im Ostraum des Saalbauerdgeschosses. (Fotos: Verf. 1996) 665 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 762 und Abb. 763: Rekonstruktion der Bauphase II (1204-12). Ansicht Südfassade und Isometrie von Südosten. Entwurf und Zeichnung von M. Kozok 1997. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 197, Abb. 178 und S. 204, Abb. 181) 666 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Der Ostraum hatte an seiner ursprünglich fensterlosen Ostseite zwei Türen, von denen das südliche an der Außenseite einen spitzen Dreiecksturz besaß und innen rundbogig überfangen war. Das nördliche Portal, von welchem an der Innenseite nur eine Südlaibung erhalten ist, war außen rundbogig ausgestaltet. Nach Vermutung von Strickhausen führte die südliche Tür auf einen Wehrgang, die östliche über eine Holztreppe auf das Hofniveau ins Freie bzw. in einen hier möglicherweise vorhandenen Baumgarten.1760 Durch eine Tür in der Westseite des Westraumes war dieser ursprünglich mit dem kreuzgratgewölbten Erdgeschoss des Turmes sowie über eine Mauertreppe mit dessen erstem Obergeschoss verbunden.1761 Zur Belichtung der beiden Erdgeschossräume befanden sich je ein später zugesetztes Fenster auf der Nordseite1762, östlich der Portale und drei zu einer Gruppe zusammengefasste Fenster in der Südmauer. Diese wurden in späterer Zeit ebenfalls vermauert und mit Rechteckfenstern versehen.1763 Wie die Portale besaßen auch die blendbogenüberfangenen Dreierarkadenfenster an der Außenseite eine gestufte Laibung mit eingestellten Säulen, welche einen voll ausgebildeten Rundstab trugen. Die sechs Südfenster hatten die gleiche Ausbildung und Größe, lagen jedoch höher und waren wegen der größeren Mauerstärke wesentlich tiefer als die Arkaden auf der Nordseite. Da das Fußbodenniveau des Erdgeschosses ursprünglich etwa 1 m tiefer als heute lag, ergab sich vom Fußboden bis zur Fenstersohlbank eine Höhe von ca. 3 m.1764 Der Ostraum besaß vielleicht in seiner Nordostecke einen Kamin,1765 und möglicherweise waren beide Erdgeschossräume in romanischer Zeit mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Im unteren Bereich der Nordwestecke des Westraumes konnten zwei originale Einschublöcher der ursprünglichen Kellerbalkendecke dokumentiert werden. Etwa 60 cm über ihnen befindet sich ein ca. 30 cm breiter Mauerrücksprung, der vielleicht auch als Auflager einer Holzbalkenlage diente. Lohmann und Th. Stolle deuten diese Befunde als einen möglichen zweischaligen Aufbau für eine Fußbodenheizung. In einem 60 cm hohen Hohlraum zwischen Kellerbalkendecke und Balkenlage des Erdgeschossfußbodens könnte heiße Luft zur Erwärmung der Erdgeschossräume zirkuliert haben.1766 1760 An der Nordostecke des Saalbaus ist im Bereich des Kellergeschosses in Flucht der Nordfassade die Abbruchspur einer ca. 1,6 m breiten und 3 m hohen Mauer zu erkennen. Diesen Mauerzug deutet Strickhausen (1998a, S. 220221) als Reste eines ummauerten mittelalterlichen Baumgartens an der Ostseite des Saalbaus. - Kozok (1998b, S. 180) interpretiert den Abbruchansatz der in der Flucht der Saalbaunordfassade verlaufenden Mauer als niedrigen Ostanbau oder als Stützmauer für einen Wehrgang. Somit hätten die Osttüren des Erdgeschosses entweder in weitere Räumlichkeiten oder auf einen Wehrgang geführt. – Zwei von einem Raum auf einen Wehrgang führende Portale erscheinen unsinnig, und die nachgewiesene Nordmauer an der Saalbauostseite war nach Angabe von Strickhausen ohne Fundamentierung. Aus diesem Grund wird seine Annahme eher zutreffend sein. 1761 Strickhausen 1998a, S. 218. – Kozok 1998b, S. 189. 1762 Beim Westfenster der Nordseite sind Bogenstein und Rundstab sowie beide Kapitelle der Ecksäulen in situ vorhanden. Vom in Resten erhaltenen Ostfenster in der Erdgeschossnordmauer befinden sich ein Rundstabfragment und sein östliches Kapitell heute im Burgmuseum. - Kozok 1998b, S. 159, 162, 177. 1763 Auf Grund des späteren Einbaus der Gewölbe und Rechteckfenster bzw. der gänzlichen Vermauerung durch Errichtung von Strebepfeilern ist die Binnengliederung der sechs südlichen Arkadenfenster nicht erhalten geblieben. – Kozok 1998b, S. 177, 180. 1764 Kozok 1998b, S. 177-178. - Auf mögliche Gründe für diese Fensterhöhe, welche dem Betrachter ohne Hilfskonstruktion keine Sicht nach draußen ermöglicht, wird bei den Untersuchungen zum Obergeschoss des Gamburger Saalbaus eingegangen. 1765 An dieser Stelle war im Obergeschoss ein breiter Riss im Mauerwerk zu sehen, der auf einen verfüllten Kaminabzug hindeutet. – Kozok 1998b, S. 180 und Anm. 94. 1766 Lohmann/Stolle (1998, S. 139-140) halten im Zusammenhang mit einer angenommenen Fußbodenheizung die Verschließbarkeit der Erdgeschossfenster für wahrscheinlich. In Resten erhaltene eiserne Kloben in den Fensterlaibungen an der Innenseite der Gewände weisen auf ursprünglich dort eingehängte Fensterländen hin. – 667 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 764 und Abb. 765: Rekonstruktion der Bauphase II (1204-12). Ostfassade und „geplante“ Nordfassade mit hypothetischen Treppen zum Obergeschoss. Entwurf und Zeichnung von M. Kozok 1997. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 197, Abb. 177 und S. 195, Abb. 174) Auch für den Obergeschosssaal auf der Gamburg und von Hoh-Andlau im Elsass kann eine Fußbodenheizung vermutet werden. 668 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 766 und Abb. 767: Rekonstruktion der Bauphase III (um 1225). Ansicht Nordfassade und Isometrie von Nordosten. Entwurf und Zeichnung von M. Kozok 1997. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 196, Abb. 175 und S. 203, Abb. 180) 669 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen An die hofseitige Saalbaunordmauer schließen weitere Räume in den beiden Anbauten mit mittlerem Treppenkomplex an. Auf der Nordseite des Ostraumes führte eine Tür in einen annähernd quadratischen Raum, der ganz an der Ostecke der ursprünglichen Nordfassade, über dem Durchgang des Kellergeschosses liegt. Der Vorraum besitzt ein Kreuzrippengewölbe auf Fächerkonsolen, welches nach Kozok eine stilistische Datierung „in das erste Viertel des 13. Jahrhunderts“ nahe legt.1767 Seine hofseitige Nordfassade zeigt ein vertieftes, rechteckiges Wandfeld, das seitlich von Lisenen und nach oben durch einen Rundbogenfries begrenzt wird. In der Mitte des Wandfeldes ist ein rundbogiges Fenster mit sorgfältig geflächten Laibungssteinen zu sehen. Der aus neun Segmentsteinen zusammengesetzte Rundbogenfries1768 muss über sich ein weiteres friesartiges Gestaltungselement besessen haben, da die Steinlage direkt über ihm nachträglich grob abgearbeitet worden ist.1769 Der rechteckige Raum im nordwestlichen Anbau besitzt ein Tonnengewölbe aus Travertin und hatte in seiner Entstehungszeit je eine Öffnung in der Nord-, Ost- und Westmauer. Da dieser Raum nach Untersuchungen von Kozok1770 nur einen Zugang von Norden her besessen haben kann, diente er vermutlich als Substruktion für die oberen Geschosse. Zwischen dem Ost- und Westraum der beiden Nordanbauten befand sich eine monumentale Treppenhausanlage, die vom Hof aus über einen tonnengewölbten Durchgang und vom östlichen Erdgeschossportal aus zugänglich war. Gleich östlich dieses Portals führte eine gerade, zweiläufige Treppe, vielleicht mit Wendepodesten, in das Obergeschoss. Der nördliche Treppenlauf führte oberhalb der Eingangstonne nach Westen, in eine kleine, rechteckige Vorhalle und von dort über ein Portal zum Saal im Obergeschoss.1771 Im ersten Obergeschoss des Saalbaus befand sich ein die gesamte Grundfläche einnehmender, ca. 11 x 25 m große Saal. Ob seine ursprüngliche Holzbalkendecke von einer bzw. zwei mittleren Stützenreihen getragen wurde oder ob es sich um einen stützenfreien Saal handelte, ist heute nicht mehr nachweisbar.1772 Den oberen Abschluss dieses Saalgeschosses bildete in romanischer Zeit an der Nord- und Südfassade ein Traufgesims aus Wulst und Platte, über dem sich das Dach erhob.1773 1767 Kozok (1998b, S. 181, Anm. 98) vergleicht die Gewölbekonsolen mit denen im Rathaus in Weißensee, im Kapitelsaal der Klosterkirche Bronnbach bei Wertheim und im Kreuzgang der Klosterkirche Marienthal bei Helmstedt. 1768 Kozok (1998b, S. 182) weist auf die Rundbogenfriese des Burgtores in Weißensee, an der Klosterkirche in Paulinzella (Weihe:1124), der Abteikirche St. Peter und Paul in Königsluther (Ostteile: 1135-40), der Peterskirche in Erfurt (Weihe: 1147) und der Klosterkirche zu Göllingen (nach 1185) hin. 1769 Auf Grund seiner äußeren und inneren hervorgehobenen formalen Gestaltungselemente wird der dem Erdgeschoss nordöstlich vorgelagerte Raum in der Literatur oft als Kapelle bezeichnet. Bislang sind aber weder Altarreste gefunden worden, noch konnte ein Fenster in der Ostwand nachgewiesen werden, und auch das Patrozinium ist unbekannt. Deshalb wird es sich hier wohl eher um einen privat genutzten Raum des Landgrafen gehandelt haben. - Strickhausen 1998a, S. 221. – Kozok (1998b, S. 181) vergleicht die Disposition von Saalbau und nordöstlichem mehrgeschossigen Anbau mit der Burg Kranichfeld. Dort befand sich im Vorbau eine seit dem 13. Jahrhundert belegte Kapelle, wahrscheinlich mit östlichem Kapellenerker. 1770 Kozok 1998b, S. 183. 1771 Zur Rekonstruktion des Treppenhauses: Kozok 1998b, S. 183-184. 1772 Während Strickhausen (1998a, S. 224) einen zweischiffigen Saal vermutet, hält Kozok (1998b, S. 184) einen stützenfreien Saal mit einer Hängewerk-Dachkonstruktion für möglich. Die heutige, aus dem 16. Jahrhundert stammende Dachkonstruktion mit Hängesäule des Saalbaus in Weißensee ermöglicht eine stützenfreie Konstruktion des Obergeschosses. 1773 Kozok 1998b, S. 170. 670 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 768 und Abb. 769: Rekonstruktion von Saalbau und Turm, mit Bauphasen. Grundriss 1. und 2. Obergeschoss. Entwurf und Zeichnung von M. Kozok. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 173, Abb. 155, 156) 671 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 770: Rekonstruktion des Saales im 1. Obergeschoss nach Osten. Entwurf von M. Kozok, Zeichnung von I. Rieke 1997. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 205, Abb. 182) Abb. 771: Südarkaden des Saales. Schematische Mauerwerksdarstellung mit Ritzfugen. Zeichnung von R. Möller 1997. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 249, Abb. 212) Der Saal wurde durch eine Reihe von sieben großen Arkadenfenstern auf seiner südlichen Langseite belichtet, welche nur durch pfeilerartige Mauerstreifen voneinander getrennt waren und sich fast über die gesamte Fassadenlänge erstreckten. Diese ursprünglichen Saalfenster sind heute zugesetzt und – abgesehen von der dritten Arkade von Osten – mit kleineren Rechteckfenstern versehen. Vom romanischen Fensterbestand der Südseite haben sich alle Rundbögen, eine Anzahl seitlich eingestellter Basen sowie Reste von Kapitell und Rundstab in den beiden Westfenstern erhalten. An der Außenseite standen jeweils zwei Ecksäulen vor den Laibungen. Im Unterschied zu den südlichen Erdgeschossarkaden ist der Rundstab hier nicht der Laibung vorgeblendet und voll ausgebildet. Er besitzt eine Ausführung als Dreiviertelstab im Verband mit den keilförmigen Steinen der Bogenlaibung. Für die Binnengliederung liegen keine Befunde vor. Nach Kozok kann bei diesen Saalfenstern jedoch vom gleichen Konstruktionsprinzip und Proportionsschema wie im Erdgeschoss 672 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen ausgegangen werden, weshalb auch hier Triforien zu rekonstruieren sind.1774 Die Rekonstruktion von Kozok zeigt sechs Säulen pro Fenster: je zwei Doppelsäulen für die innere Gliederung und zwei eingestellte Ecksäulen vor den Laibungen der Außenseite.1775 Auf der Innenseite der Fensterreihe können nur die beiden äußeren Arkaden aus einem Halbkreis rekonstruiert werden, während die fünf inneren Bögen zur Mitte hin ganz leicht spitzbogig ansteigen.1776 Abb. 772: Südarkaden des Saales im 1. Obergeschoss. (Fotos: Verf. 1996) 1774 Im Gegensatz zu den mit 3 m sehr hoch über dem Fußboden gelegenen südlichen Erdgeschossfenstern lag die südliche Saalfensterreihe äußerst niedrig: Bei einer rekonstruierten Saalhöhe von 4,2 m befanden sich die südlichen Saalarkadenfenster der Burg Weißensee nur etwa 0,8 m über dem Fußboden. – Auch beim ursprünglich mindestens 6 m hohen Saal auf der Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut in Sachsen-Anhalt saßen die Fenster ca. 0,6 m über dem Fußboden. – Schmitt 2002, S. 189, Anm. 320. 1775 Kozok (1998b, S. 185 und Anm. 114) vergleicht die Südarkaden des Saalbaus der Runneburg in ihrer Ausgestaltung mit den Saalarkaden auf der Ulrichsburg. – Strickhausen (1998a, S. 224) hält die Ausbildung der südlichen Saalfenster auch in Form von Biforien mit einer mittleren Doppelsäule für möglich. – Zur Rekonstruktion der Südfenster des Saales s. auch: Kozok 1998b, S. 170, 184-185 und S. 173, Abb. 155 (Rekonstruktion Grundriss erstes Obergeschoss). 1776 Kozok 1998b, S. 185. 673 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 773 und Abb. 774: Blick vom Saal auf die Nordwand mit ehemaliger Westfensterarkade. (Fotos: Verf. 1996) Abb. 775: Ursprüngliche Ostfensterarkade der nördlichen Saalwand. (Foto: Verf. 1996) 674 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Abb. 776: Ehemalige Saalbaunordfassade aus der II. Bauphase (1204-12). Innenseite mit großer Arkade im östlichen Bereich des Saales im 1. Obergeschoss und kleinere Dreierarkade im Erdgeschoss. Zeichnung nach einem steingerechten Handaufmaß, Institut für Bau- und Kunstgeschichte 1995. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 161, Abb. 144) Im Ostteil der nördlichen Saalseite befanden sich zwei weitere Arkadenfenster. Sie waren größer als die Südfenster, stark gedrückt und unterschieden sich auch in ihrer reicheren Ausgestaltung von diesen. Bei den hofseitigen Nordarkaden befanden sich in der doppelt gestuften Laibung an der Außen- sowie Innenseite eingestellte Säulen, die 675 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen einen voll ausgebildeten Rundstab trugen. Die Binnengliederung ist als Dreierarkadenfenster mit vier eingestellten Doppelsäulen zu rekonstruieren, wodurch sich insgesamt zwölf Säulen pro Fenster ergeben. Von den Hofarkaden haben sich noch gebündelte Kapitelle und Basen sowie vier der ursprünglich 24 Säulenschäfte erhalten. Zwei dieser Schäfte bestehen aus Kalkstein und befinden sich an der Außenseite, die anderen beiden zieren die Innenseite der Ostarkade und bestehen aus intensiv gemustertem Marmor.1777 Der Zugang zum Saal erfolgte durch ein breites Rundbogenportal westlich der beiden Triforien in der Nordseite, das eine ähnliche Ausbildung wie das westliche Erdgeschossportal hatte. An der Außenseite besaß es einen Rundbogen, zum Saal hin einen waagerechten Sturz und konnte durch ein Balkenschloss gesichert werden.1778 Wahrscheinlich führte auf der Westseite ein weiteres Portal, das wohl im 16. Jahrhundert durch ein größeres ersetzt wurde, in das Turmgeschoss.1779 Die Ostseite des Saalgeschosses wurde in nachromanischer Zeit wiederholt umgebaut, weshalb dort nur wenig ursprüngliche Mauerwerkstruktur vorhanden ist. Ganz im Süden der östlichen Saalwand ist das Gewände einer Maueröffnung erkennbar, wo sich wahrscheinlich ein romanisches Fenster befunden hat. An seiner Stelle entstand in spätgotischer Zeit ein in Resten noch an der Fassade sichtbarer steinerner Erker.1780 Das Obergeschoss des Ostanbaus steht im Verband mit dem Saalgeschoss und war von diesem aus über eine Tür östlich der beiden Triforiumfenster zugänglich. Es handelt sich um ein schlankes, romanisches Portal, das zur Saalseite von einem Rundbogen, zum Raum des Ostanbaus von einem spitzen Giebel überfangen ist. Der kleine Ostraum besaß ein Kreuzgratgewölbe1781 und wurde auf der Nordseite durch ein Biforium mit Doppelsäule belichtet. Bei der heute nach außen vermauerten Doppelarkade hat sich neben dem fein ausgebildeten Kapitell und profilierten Kämpfer der südliche Säulenschaft aus Kohlenkalk erhalten.1782 Eine zweite Tür im südlichen Bereich der Westwand musste vor der Errichtung von Westanbau und Treppenhaus auf eine hölzerne Konstruktion mit Treppe geführt haben, welche Hof und Saal miteinander verband.1783 Vor der Errichtung der Nordmauer zwischen beiden Anbauten besaß der östliche Anbau ein Dach, dessen Traufgesims sich an seiner Westseite in situ erhalten hat.1784 Nach Vermutung von Kozok wurde bei der Errichtung des Westanbaus mit dem Treppenhaus der hölzerne Laufgang zwischen dem Portal des Ostanbaus und Hauptportal des Saales wohl beibehalten. Dieser angenommene Laufgang führte im Westen zum ersten Portal des Vestibüls, während sein breites Rundbogenportal nördlich davon vom Treppenlauf aus erreicht wurde. Ein Fenster in der Nordseite zur Belichtung 1777 Dieser Befund deutet auf eine saalseitige Farbgestaltung der Nordarkaden durch Buntmarmorsäulen hin. - Zu Bestand und Rekonstruktion der Nordarkaden des Saales: Kozok 1998b, S. 162, 185. – Strickhausen 1998a, S. 224225. 1778 Im 16. Jahrhundert wurde das Portal vermauert und mit einer kleineren Tür versehen. – Kozok 1998b, S. 185. 1779 Strickhausen 1998a, S. 218. – Kozok 1998b, S. 193-194. 1780 Kozok 1998b, S. 185-187. – Strickhausen 1998a, S. 225 und Anm. 1554. 1781 An den Wänden sind Abrissspuren des Gewölbes sichtbar, das Ende des 16. Jahrhunderts niedergelegt und durch die heutige Holzbalkendecke ersetzt wurde. – Kozok 1998b, S. 187. – Strickhausen 1998a, S. 225. 1782 Kozok 1998b, S. 187. – Strickhausen 1998a, S. 225. 1783 Zur Rekonstruktion des Zugangs zum Saalgeschoss vor Errichtung des Treppenhauses: Kozok 1998b, S. 187 und S. 195, Abb.174. – Strickhausen 1998a, S. 225. 1784 Kozok 1998b, S. 187. 676 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen des westlichen Vorraums war vielleicht – analog zum Fenster des Nordostanbaus – auch als Doppelarkade ausgebildet. Somit erfolgte vom Hof aus über eine zweiläufige Treppenanlage und westliche Vorhalle der Zugang zum ersten Obergeschoss. Dabei ermöglichte ein Laufgang die Verbindung zwischen den beiden Nordanbauten ohne Betreten des Saales.1785 Abb. 777: Doppelfenster in der hofseitigen Nordwand des Toranbaus im 1. Obergeschoss. (Foto: Verf. 1996) 1785 Zur Rekonstruktion von Westanbau mit Treppenhaus: Kozok 1998b, S. 188 und S. 203, Abb. 180 (Isometrische Rekonstruktion). – Strickhausen 1998a, S. 226-227. 677 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Vom heutigen Dachgeschoss des Saalbaus stammt nach Aussage von Kozok zumindest seine Nordmauer im Bereich des Nordwestanbaus noch aus romanischer Zeit.1786 Vom Raum im ersten Obergeschoss des Westanbaus muss eine Treppe in einer späteren, noch romanischen Phase in das zweite Obergeschoss geführt haben. Das vierte Geschoss des Ostanbaus bezog den mittleren Bereich oberhalb der Treppe mit ein, wodurch ein etwa doppelt so breiter Raum entstand. Von diesem obersten Raum des Ostanbaus ist nur die Nordmauer mit einem östlichen Doppelarkadenfenster erhalten geblieben, während Kozok für seinen Westteil eine zweite Doppelarkadenöffnung rekonstruiert. Das westliche Biforium ist heute ganz vermauert und durch einen nachträglichen Türeinbau z. T. zerstört. Dahingegen hat sich das von innen vermauerte Ostfenster mit eingestellter Säule mit Marmorschaft und Rankenkapitell auf der Außenseite erhalten.1787 Romanische Bauplastik ist am Saalbau in Form von Säulenschäften, Kapitellen, Basen der Maueröffnungen, Rundstäben sowie der Astsäule im Ostraum des Erdgeschosses und dem Wandfeld mit Rundbogenfries an der Fassade des Nordostanbaus erhalten geblieben. Von den Dekorationsgesteinen des Saalbaus sind aus romanischer Zeit noch elf Säulen und Kapitelle sowie einige Basen und Kapitelle ohne Schaft in situ erhalten. Die Säulenschäfte bestehen aus Buntsandstein (westliche Hofarkade im ersten Obergeschoss), Buntmarmor (östliche Hofarkade im ersten Obergeschoss), Kohlenkalk bzw. schwarzer Marmor (Raum im ersten Obergeschoss des Nordostanbaus), Rhätsandstein (Schaft mit Aststümpfen im Erdgeschoss) und Schaumkalk (westliche Hofarkade im ersten Obergeschoss). Als Gesteinsmaterial ihrer Basen und Kapitelle ist größtenteils Schaumkalk, bei wenigen von ihnen Buntsandstein verwendet.1788 Die heute erhaltene Bauornamentik des Saalbau-Turmkomplexes ist auf einige Werkstücke, besonders Basen und Kapitelle, beschränkt. Neben 19 z. T. nur in Fragmenten erhaltenen romanischen Basen haben sich 17 Kapitelle aus romanischer Zeit erhalten. Diese weisen - abgesehen von dem Fund eines Adlerkapitells - alle rein pflanzlichen Schmuck auf. Lieb vergleicht die Kapitellplastik des Runneburger Saalbaus motivisch und stilistisch mit derjenigen der Doppelkapelle auf der Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut (ab 1176 denkbar). Unter der Einbeziehung von Werkstücken im Mittelschiff des Naumburger Domes (ab 1220), vom Westbau der Klosterkirche in Hecklingen (um 1220) und vom Sommerrefektorium des Klosters Jerichow (um 1220-30) datiert sie die Runneburger Ornamentik in die Zeitspanne von 1180/90-1210.1789 Kozok vergleicht die giebeligen Türstürze des Saalbaus mit denen im Klosterturm zu Göllingen (um 1185) und im Dom zu Naumburg (um 1210). Auch weist sie beim gestuften Rundbogenfries an der Hoffassade des Nordostanbaus auf Beispiele in Paulinzella (1124), Königslutter (um 1135), Erfurt (1170) und Göllingen (um 1185) hin.1790 1786 Kozok 1998b, S. 188. 1787 Kozok 1998b, S. 157, 188-189. – Strickhausen 1998a, S. 227. 1788 Zu den Dekorationsgesteinen: Klaua 1998, S. 219-220, 225-226. – Möller 1993b, S. 190-197. 1789 Lieb 1998, S. 294-298. – Lieb (1998, S. 297) sieht in zwei Fällen eine stilistische Parallele zur Kapitellornamentik der Wartburg: Beim Adler- und Volutenkapitell, dass auf der Wartburg im Landgrafenzimmer bzw. im Kapellenraum des Saalbaus zu finden ist. – Zur Bauornamentik der Runneburg s. auch: Strickhausen 1993, S. 41-64 und 1995, S. 88-93. – Badstübner 1998, S. 25-27. 1790 Kozok 1998b, S. 201, 204. 678 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Saal: Der die gesamte Grundfläche des ersten Obergeschosses einnehmende, ca. 11 x 25 m große Saal besaß ursprünglich eine Holzbalkendecke. Seine Belichtung erhielt er durch eine siebenteilige Dreierarkadenreihe in der Südseite sowie zwei große Triforiumöffnungen in der Nordmauer. Die Binnengliederung der Fenster erfolgte durch Doppelsäulen, wobei auf der Nordseite vermutlich die äußere Säule jeweils aus Kalkstein, die innere, zum Saal hin gelegene Säule aus Buntmarmor bestand. In der Südmauer besaßen die Fenster je sechs, im Norden je zwölf eingestellte Säulen, deren Basen und Kapitelle hier gebündelt waren. Wahrscheinlich hatte der Saal im Süden seiner Ostmauer ein weiteres Fenster, dessen Gestaltung jedoch unbekannt ist. Vom Saal führte eine Tür in den kleinen Raum des Nordostanbaus und eine zweite in das erste Obergeschoss des Turmes. Der Zugang zum Saal erfolgte durch ein breites Rundbogenportal westlich der beiden Dreierarkadenfenster in der hofseitigen Nordmauer. Zur Erbauungszeit muss vom Hof aus zunächst eine hölzerne Treppe in Verbindung mit einem Laufgang zum Saalportal sowie zur Westtür des Nordostanbaus geführt haben. Nach der Errichtung des Westanbaus mit seinem Treppenhaus führte wahrscheinlich eine gerade, zweiläufige Treppe über ein Vestibül zum Saalportal. Vermutlich blieb der Laufgang an der Außenseite der Saalbaunordmauer zur direkten Verbindung der beiden Nordanbauten bestehen. Maße Saalbau:1791 Grundriss Kernburg: ca. 155 m : max. 120 m Grundriss Saalbau/Turm EG (Außenmaße): 35,7 m : 13,2/11,9 m Grundriss Saalbau EG (Außenmaße): ca. 26 m : 13 m Grundriss Nordanbauten (Außenmaße): 19,5 m : 6,6/5,7 m Grundriss EG (i. L.): 24,4 m : 9,9 m Ostraum EG : 12,15 m : 9,8 m Westraum EG: 11,1 m : 9,9 m Höhe EG (i. L.): ca. 4,5 m Saalgeschoss 1. OG (i. L.): ca. 25 m : 11 m = 275 qm Höhe Saal 1. OG (i. L.): ca. 4,2 m Heutiger Bestand: Das in seinen Umfassungsmauern mit den beiden nördlichen Vorbauten in romanischer Zeit drei, heute z. T. viergeschossige Gebäude ist in seinem äußeren Erscheinungsbild stark von Aus- und Umbauten des 16. Jahrhunderts geprägt. Der Außenbau präsentiert sich dem Betrachter als ein sehr komplex strukturiertes Baugefüge. Ungefähr zwei Drittel des Saalbaus besitzen über drei steinernen Geschossen ein Satteldach in Ostwestrichtung, während sein viergeschossiger Ostteil ein Satteldach in Nordsüdrichtung hat. Dadurch entsteht auf der Gebäudenord- und Südseite ein Ostgiebel. An der nördlichen Hoffassade befinden sich ein östlicher und westlicher viergeschossiger Anbau mit Giebel und Satteldach in Nordsüdrichtung. Beide Anbauten sind in einer Flucht mit einer dreigeschossigen Nordmauer verbunden, hinter der das Treppenhaus lag. An den Südfassade haben sich im Erd- und Obergeschoss die vermauerten, meist mit Rechteckfenstern zugesetzten romanischen Fensterarkaden mit geringen 1791 Angaben nach Burg Weißensee 1998, Rekonstruktion der Grundrisse (S. 172, Abb. 153-154, S. 173, Abb. 155) und Längsschnitt (S. 175, Abb. 159). 679 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Gliederungsresten erhalten. In der hofseitigen Saalbaunordmauer sind im Erdgeschoss noch die ursprünglichen Dreierarkadenfenster, teilweise mit Binnengliederung sowie das romanische Westportal vorhanden. An der Nordseite des Ostanbaus stammen das Kellerportal, die Erdgeschossarkade darüber sowie ein Biforium im zweiten Obergeschoss aus der Erbauungszeit. Von der ursprünglich großen Anzahl von Gliederungselementen der Mauerwerksöffnungen sind noch elf originale Säulen mit Kapitellen sowie einige weitere Basen und Kapitelle ohne Schaft aus romanischer Zeit erhalten geblieben. Entstehungsgeschichte/Datierung: In den Schriftquellen wird die Burg Weißensee erstmals im Zusammenhang mit der Burggründung im Jahr 1168 erwähnt. Die um 1340/49 verfasste Reinhardsbrunner Chronik berichtet, dass die Landgräfin Jutta begann, an dem Weißen See eine Burg (castrum) zu bauen. 1792 Sie war eine Halbschwester von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Ehefrau von Ludwig II. dem Eisernen (1140-72). Ob die Burg bei der 1180 bei Weißensee stattgefundenen Schlacht zwischen Ludwig III. (1172-90) und Heinrich dem Löwen beschädigt wurde, ist unbekannt.1793 Im Jahr 1204 kam es zur Belagerung des castrum Wizense durch Philipp von Schwaben, es konnte jedoch nicht eingenommen werden. Zu jenem Zeitpunkt war der Bau der Befestigungsanlage wahrscheinlich weit fortgeschritten und hatte vielleicht Schaden durch die Belagerung genommen.1794 Bei der geschichtlichen Überlieferung von der Belagerung von Weißensee im Jahr 1212 wird von beschädigten Bauten der inneren Burg berichtet.1795 Da deren Wiederherstellung als Bedingung für einen Übergabevertrag angegeben ist, muss es sich um größere Gebäudeschäden gehandelt haben. Im Jahr 1225 urkundete Landgraf Ludwig IV. der Heilige (1217-27) in Weißensee in Anwesenheit eines großen Teils des thüringischen Adels sowie des Sohnes vom König von Böhmen Wratislav.1796 Nach dem Tod von Heinrich Raspe IV., der auf Burg Weißensee lebte, kam es zu Erbstreitauseinandersetzungen, welche wiederholt zur Belagerung und Eroberung der Anlage führten.1797 Ein unter den Obergeschossarkaden des Saalbaus sekundär verbauter Eichenbalken mit Blattsasse und Holznagelloch konnte von Thomas Eißing dendrochronologisch auf das Fälldatum 1171 (+10/-7) datiert werden. Trotz unbekannter Fundlage liefert dieser Balken zumindest einen Hinweis auf eine Bautätigkeit um 1171.1798 1792 Cronica Reinhardsbrunnensis, hrsg. v. Oswald Holder-Egger, in: Monumentae Germaniae Historica SS XXX 1, Berlin 1896, S. 538. - Meckseper (1998a, S. 22) weist darauf hin, dass die Chronik des Ludowingischen Hausklosters Reinhardsbrunn keine Parallelen in anderen Quellen hat und nur als Fabel überliefert ist. – Zur Burggründung s. auch: Strickhausen 1998a, S. 209-210, 216-217. – Kozok 1998b, S. 150. – Kirchschlager 1998, S. 32-34. 1793 Kozok 1998b, S. 150 und Anm. 27. – Strickhausen 1998a, S. 211. – Kirchschlager 1998, S. 34-35. 1794 Meckseper 1998a, S. 22. - Kozok 1998b, S. 150 und Anm. 28. - Strickhausen 1998a, S. 211 und Anm. 1392. – Kirchschlager 1998, S. 35-36. 1795 Meckseper 1998a, S. 22. - C 30-33. - Strickhausen 1998a, S. 211-212. – Kirchschlager 1998, S. 37-39. 1796 Kozok 1998b, S. 150 und Anm. 34. - Kirchschlager 1998, S. 39. - Weißensee erscheint erstmals 1174, dann 1201, 1224/25, 1233, 1234 und 1243 als Urkundsort (data Wyßense), womit jedoch wahrscheinlich der Ort und nicht die Burg gemeint war. – Strickhausen 1998a, S. 213 und Anm. 1420-1423. 1797 Kozok 1998b, S. 150 und Anm. 35. - Strickhausen 1998a, S. 212 und Anm. 1419. 1798 Meckseper 1998a, S. 22 und Anm. 10. – Strickhausen 1998a, S. 223 und Anm. 1535, 1537. – 37 dendrochronologisch datierte Hölzer der Runneburg stammen aus dem 15.- 17. Jahrhundert. - s. dazu: Liste der dendrochronologisch datierten Hölzer, in: Kozok 1998c, S. 299-300. – Dachwerke der Runneburg, in: Altwasser/Kühlborn 1993, S. 65-99. 680 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Die Bauornamentik des Runneburger Saalbaus, besonders seine Kapitellplastik, wird von Lieb durch Stilvergleiche in die Zeit „ab 1180/90 bis um 1210“ (einschließlich des Nordwestanbaus) datiert. Auf Grund von Stilvergleichen mit der Doppelkapelle der Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut und unter Einbeziehung der dendrochronologischen Frühdatierung des Wartburger Saalbaus auf 1156 bis nach 1162 (ohne zweites Obergeschoss) wäre eine Bautätigkeit in Weißensee ab 1171 möglich. Im Vergleich mit anderen Bauten, wie dem Naumburger Dom (ab 1220), der Klosterkirche in Hecklingen (Westbau um 1220) und dem Kloster Jerichow (Sommerrefektorium um 1220-30) könnte die Bauplastik nach Lieb auch etwas später, d. h. bis um 1210 entstanden sein. 1799 Kozok vergleicht den gestuften Rundbogenfries an der Hoffassade des Nordostanbaus mit Beispielen in Paulinzella (1124), Königslutter (um 1135), Erfurt (1170) und Göllingen (um 1185),1800 was für eine frühe Bauzeit des Erdgeschosses um 1170/80 sprechen würde. Strickhausen datiert die stilistischen Befunde von Saalbau und Turm „in die Jahre um 1170“ und weist darauf hin, dass zwischen den beiden Bauten stilistisch kein zeitlicher Abstand erkennbar ist.1801 Auch vergleicht er das regelmäßig und sauber geflächte Quaderwerk von Weißensee mit dem am Westtor der Creuzburg „kurz nach 1170.“1802 Archäologische Funde bestätigen die Vollendung des Kernbaus mit seinem Nordostanbau noch zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. In diesem Zusammenhang sei auch auf das dem Turm und Saalbau nördlich vorgelagerte, ergrabene Gebäude mit Heizungsanlage hingewiesen, welches erst nach dem Saalbau-Turmkomplex entstanden sein kann. Die in der Heizungsanlage gefundene rote, ungeriefte Keramik wurde in das frühe 13. Jahrhundert datiert.1803 Unter Berücksichtigung der stilistischen, bauarchäologischen und historischen Befunde sowie des dendrochronologisch um 1171 datierten Holzbalkens kann für den Saalbau nach Meckseper „eine Hauptbauzeit im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts“ angenommen werden.1804 Somit hätte wahrscheinlich Landgraf Ludwig II. (1140-72) mit der Errichtung des Bauwerks begonnen, seine Hauptbauzeit wäre unter Ludwig III. (1172-90) und seine Vollendung unter Hermann I. (1190-1217) gewesen.1805 M. Kozok setzt für die Errichtung des Saalbau-Turmkomplexes fünf romanische Bauphasen an, die sich „möglicherweise bereits von dem legendären Gründungsdatum 1168 bis in das 1. Viertel des 13. Jahrhunderts“ hinzogen.1806 Demnach wären in der Bauphase Ia-c (1168-90) Turm und der Saalbau dreigeschossig, sein Nordostanbau in zwei Geschossen errichtet worden. In Bauphase II (1204-12) erfolgte die Fertigstellung des Saalbauobergeschosses, die Aufstockung des Nordostanbaus um ein drittes Geschoss und die Errichtung der Satteldächer von Saalbau und Vorbau. Bei den umfangreichen Umbaumaßnahmen in Bauphase III (um 1225) entstand der Westanbau mindestens zweigeschossig. Er war mit einem östlich anschließenden Treppenhaus 1799 Lieb 1998, S. 298. - Meckseper 1998a, S. 22. 1800 Kozok 1998b, S. 204. 1801 Strickhausen 1998a, S. 222-223. 1802 Strickhausen 1998a, S. 222. 1803 Zur Datierung der Keramikfunde: Lohmann/Stolle 1998, S. 106 (Keramik der ergrabenen Heizung). - Meckseper 1998a, S. 22. – Strickhausen und Hoffmann weisen darauf hin, dass eine genaue Keramikdatierung für das 10.–13. Jahrhundert bislang nicht möglich ist. Da für den Raum Thüringen wenig datierte Fundkomplexe vorhanden seien, ist die wissenschaftliche Bearbeitung von Keramik aus dieser Zeit noch nicht sehr fortgeschritten. – s. dazu: Strickhausen 1998a, S. 223224. – Hoffmann 2000, S. 172, in: Rez. Burg Weißensee 1998. 1804 Meckseper 1998a, S. 22. 1805 Meckseper 1998a, S. 22. – Kozok 1998b, S. 206. 1806 Kozok 1998b, S. 206. 681 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen verbunden, das vermutlich ein flaches Pultdach gegen den Saalbau erhielt. In Bauphase IV (um oder nach 1225) kam es zur Aufstockung des Nordostanbaus um ein viertes Geschoss, wobei der Raum nach Westen, über dem Treppenhaus verlängert wurde. Offenbar erfolgte nun auch der Einbau eines Kreuzrippengewölbes auf Fächerkonsolen im Erdgeschossraum des Nordostanbaus. Wahrscheinlich kurze Zeit nach der Aufstockung des Nordostanbaus kam es in Bauphase V (um oder nach 1225, nach Bauphase IV) zur Erhöhung des Nordwestanbaus um ein weiteres (viertes) Geschoss.1807 Nach Kozok dürften die Umbauten am Saalbau unter Ludwig IV. (1217-27) stattgefunden haben.1808 Abb. 778: Rekonstruktion der Bauphase IV (um oder nach 1225). Ansicht Nordfassade, mit Aufstockung der Nordanbauten. Entwurf und Zeichnung von M. Kozok 1997. (aus: Burg Weißensee 1998, S. 196, Abb. 176) In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden in den beiden Kellerräumen Tonnengewölbe eingebaut, wobei es zur Anhebung des Erdgeschossniveaus im Ostkeller kam. Weiterhin erfolgten im Ostraum des Erdgeschosses die westliche Abtrennung eines Querflures und der Umbau des Nordwestanbaus. Im Zusammenhang mit der Aufstockung des Saalbaus im Ostteil, wurde der Ostbereich des Saales durch eine Mauer abgetrennt. Durch die Hochführung dieser Mauer bis zum vierten Geschoss entstand so zusammen mit dem Nordostanbau ein Ostflügel mit eigenem Dach. In der 1807 Zu den fünf romanischen Bauphasen: Kozok 1998b, S. 198-199, 201-205. 1808 Kozok 1998b, S. 206. - Im Vergleich zur kurzen Bauzeit des Wartburger Saalbaus (1156-nach 1162, zweites Obergeschoss nach 1162 und vor 1172) ist die Bauzeit des Runneburger Bauwerks sehr wie gefasst. Sie beträgt etwa vier Jahrzehnte (1168-1212), einschließlich seiner Umbaumaßnahmen sogar sechs Jahrzehnte (Umbau Nordanbauten und Treppenhaus um oder nach 1225). – s. dazu auch: Hoffmann 2000, S. 172, in: Rez. Burg Weißensee 1998. 682 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen Ostmauer des vom Saal abgetrennten Raumes wurde an Stelle einer romanischen Fensteröffnung ein Kaminerker und wenig später direkt nördlich daneben ein weiterer Erker angelegt.1809 Um die Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden im aufgestockten Geschoss des Ostflügels durch das Einziehen von Fachwerkwänden drei Räume.1810 Um 1578 fanden große Umbaumaßnahmen statt, die vom kurfürstlich sächsischen Baumeister Hans Irmisch (seit 1565 im Amt, gest. 1597) durchgeführt wurden.1811 Das Erdgeschoss erhielt eine einheitliche Fußbodenhöhe und in allen seinen Räumen ein flaches Kreuzgratgewölbe aus Ziegelsteinen. Der Ostraum wurde an Stelle der Aststumpfsäule in zwei kleinere Räume unterteilt. Weiterhin kam es zur Vermauerung aller Südarkaden und zum Einsetzen kleinerer, im Erdgeschoss nun wesentlich tiefer liegender Rechteckfenster. Im Obergeschossraum des Nordostanbaus erfolgte der Einbau einer niedrigen Holzbalkendecke an Stelle des ursprünglichen Kreuzgratgewölbes. Auch wurde das romanische Saalportal verkleinert und ein neuer Eingang mit steinerner Außentreppe westlich davon geschaffen. Außerdem entstanden alle Giebel und das gesamte Dachwerk des Saalbaus und seiner Anbauten neu.1812 Um 1617 erhielt der Saal einen neuen Fußboden- und Deckeneinbau und der Turm eine neue Haube.1813 Ab 1810 wurde der Saal im ersten Obergeschoss als Dienstwohnung für die königlichen Kreisrichter genutzt.1814 In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden weitere größere Umbaumaßnahmen, besonders im Turm statt. Diese führten zur Verfüllung seines Erdgeschossraumes und zur Versetzung der Turmsüdmauer im Kellerbereich nach innen. Die steinerne Außentreppe zum Saal wurde in den 1830er Jahren durch eine hölzerne ersetzt. Es folgten der Einbau einer Fachwerktrennwand und der Abbruch des spätgotischen Erkers im Ostraum neben dem Saal.1815 1923 wurde die Südfassade des Saalbaus restauriert. 1930 fertigte Adolf Zeller Grundund Aufrisspläne an, und es wurden große Risse im Baubestand des TurmSaalbaukomplexes festgestellt. In der Zeit zwischen 1938 und 1962 kam es zur Neugestaltung der nördlichen Turmfassade im Erdgeschoss durch die Erneuerung seiner gesamten Außenschale. 1959 erfolgte die Freilegung der Nordarkaden des Obergeschosses. 1964 erhielten die Kellerräume des Saalbaus einen neuen Fußboden aus Terrazzo-Bruchfliesen sowie der tonnengewölbte nordöstliche Vorraum eine Treppe, und der Fachwerkanbau davor wurde abgebrochen.1816 Auf Grund der seit den 1950er Jahren zunehmenden Bauschäden drohte der Runneburg 1967 ein Teilabriss. 1809 Diese Bautätigkeiten sind durch die Dendrochronologie auf 1453 (zweitverwendete Hölzer vom OstflügelDachwerk), 1453/54 (Deckenbalken vom Obergeschoss des Nordwestanbaus) und 1455 (Sattelholz und Überzug) datiert. – Kozok 1998b, S. 199. 1810 Die Fachwerkwände sind dendrochronologisch auf um 1542/45 datiert. – Kozok 1998b, S. 199. 1811 Der Umbau von 1578 ist durch dendrochronologische Datierungen sowie zwei Briefe aus dem Jahr 1578 bestätigt. Diese schrieb der sächsische Kurfürst August (1526-86) an seinen Amtmann in Weißensee sowie an seinen Baumeister Irmisch. - Kozok 1998b, S. 151. – Kirchschlager 1998, S. 43-44. 1812 Kozok 1998b, S. 200. – Zum Umbau in der Renaissance-Zeit s.: Großmann, G. U. 1998, S. 96-102. 1813 Der Fußboden- und Deckeneinbau ist dendrochronologisch auf um 1617 datiert. Wahrscheinlich erfuhr der steinerne Kamin zu dieser Zeit auch einen Umbau. – Kozok 1998b, S. 2000. 1814 Der Saalbau besaß wahrscheinlich schon seit dem 16. Jahrhundert Wohnräume für den Amtmann. – Kirchschlager 1998, S. 52-53. 1815 Über die zeitliche Einordnung dieser Umbaumaßnahmen des 19. Jahrhunderts geben die Bleistifteintragungen in dem undatierten, vermutlich in den 1830er–60er Jahre entstandenen Plan aus dem Thüringer Staatsarchiv in Gotha sowie Inventare aus der Zeit von 1810-37 Auskunft. – Kozok 1998b, S. 201. – Aus den Jahren 1810-82 sind Inventarien, Rechnungen und Kostenanschläge erhalten, welche eine Dokumentation des Baubestandes, der Farbigkeit der Räume und der Unterteilung des Saales liefern. - Zu den Burgbauten und deren Reparaturen im 19. Jahrhundert s. auch: Kirchschlager 1998, S. 47-51, 53. 1816 Kozok 1998b, S. 201. 683 Weiße nsee, Runne burg/Thüringen 1975 erfolgte eine baupolizeiliche Sperrung des Saalbaus, der ab 1952 bis dahin als Schule genutzt worden war. 1976-80 erstellte der Architekt Cyliax eine Dokumentation zur Bausubstanz und den romanischen Befunden mit Grundrissen, Schnitten, Detailplänen und Fotos. Um 1980 begannen umfangreiche Injektions- und Instandsetzungsarbeiten zur Erhaltung der Burganlage, die in einem Bautagebuch der „Arbeitsgemeinschaft Runneburg“ dokumentiert wurden. Dabei kam es u. a. zur Befreiung der Wände von Putz, zur Entfernung des Erdgeschoss- und Saalfußbodens und zur Erneuerung des Dachstuhls.1817 1981/82 wurden die Aststumpfsäule im Erdgeschoss und 1983 das romanische Nordportal entdeckt und freigelegt. Ab 1988 begannen die bauarchäologischen Untersuchungen im Bereich von Saalbau und Turm, die verstärkt von Fachwissenschaftlern vor Ort (Thomas Stolle, Michael Kirchschlager) betreut wurden. Sie gründeten 1990 den „Verein zur Errettung und Erhaltung der Runneburg in Weißensee/Thüringen e. V.“. 1995 begann das Projekt „Baugeschichtliche Aufarbeitung der bisherigen Forschungsergebnisse zur Runneburg/Weißensee (Thüringen) als Grundlage für denkmalpflegerische Maßnahmen,“ dessen umfangreiche Dokumentation 1998 veröffentlicht wurde.1818 Die Durchführung des Projekts erfolgte unter der Leitung des Institutes für Bau- und Kunstgeschichte der Universität in Hannover (Prof. Dr.-Ing. Cord Meckseper, Dr. Dipl.Ing. Maike Kozok) in Zusammenarbeit mit der Hochschule Dresden (Prof. Roland Möller) und dem Verein zur Errettung und Erhaltung der Runneburg in Weißensee/Thüringen e. V..1819 Seit 1993 gibt es ein Museum in den beiden Kellerräumen des Saalbaus, wo Funde der bauarchäologischen Ausgrabungen ausgestellt sind, und seit 1996 ist eine Gaststätte im ehemaligen Torhaus der Burg eröffnet. Die Runneburg in Weißensee gehört seit 1996 zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten Rudolstadt. Ihr Eigentümer bzw. Betreiber ist die 1997 vom Runneburgverein geschaffene Runneburg Betriebsgesellschaft Weißensee GmbH. Die Burg ist Sitz der Landesgruppe Thüringen der Deutschen Burgenvereinigung e. V.. Literatur: Badstübner, Kapitellornamentik, 1998, S. 22-27. - Becker, W., Baudenkmäler, 1959. - Burg Weißensee 1998. - Castrum wiszense 1993. - Großmann, G. U., Schloss Weißensee, 1998, S. 91-102. - Lieb, Kapitellornamentik, 1998, S. 280-298. – Lohmann/Stolle, Zusammenfassung, 1998, S. 96-145. Kirchschlager, Burg Weißensee, 1991. – Kirchschlager, Schriftliche Quellen, 1998, S. 32-61. Kirchschlager/Stolle, landgräfliche Burg, 1991a, S. 27-33. - Kirchschlager/Stolle, Runneburg, 1991b. Kirchschlager/Stolle, Runneburg, 1993a, S. 93-108. - Kirchschlager/Stolle, Betrachtungen, 1993b, S. 5-13. - Kirchschlager/Lohmann/Stolle, Castrum wiszense, 1994, S. 51-75. – Klaua, Petrographische Untersuchungen, 1998, S. 207-228. - Kozok, Chronologie, 1998a, S. 62-95. - Kozok, Ergebnisse, 1998b, S. 146-206. - Kozok, Liste, 1998c, S. 299-300. - Kozok, Raumbuch, 1998d, S. 321ff. - Meckseper, Runneburg, 1998a, S. 11-31. - Möller, Restauratorische Untersuchungen, 1993b, S. 163-199. - Möller, Material- und Oberflächenuntersuchungen, 1998, S. 229-273. - Schwarz, Itinerar, 1993b, S. 32-40. Stolle/Kirchschlager, Runneburg, 1991a, S. 4-14. - Stolle/Kirchschlager, Runneburg, 1991b, 239-246. Strickhausen, Bauschmuck 1993, S. 41-64. - Strickhausen, Verwendung Bauschmuck, 1995, S. 88-93. Strickhausen, Burgen der Ludowinger, 1998a, S. 209-228. - Wirth, H., Möglichkeiten, 1993, S. 200207. 1817 Kozok 1998b, S. 201. 1818 s. Burg Weißensee 1998. 1819 Zu den Bauvorgängen und -forschungen im 20. Jahrhundert: Kozok 1998a, S. 62-95. 684 Wildburg b. Treis/Rheinla nd-Pfalz 5.26 Wildburg b. Treis/Rheinland-Pfalz Lage: Die Burg liegt außerhalb des Ortes Treis auf einem schmalen Felsgrat, kurz vor dem Zusammenfluss vom Dünnbach und Flaumbach und nur etwa 200 m von der Burgruine Treis entfernt.1820 Ihre Kernburg, der im Süden und Westen ein in Resten erhaltener äußerer Zwinger vorgelagert ist, bildet eine gestreckte rechteckige Anlage von etwa 15 bzw. 17 m x 68 m Größe. An der inneren südlichen Schmalseite der Ringmauer eingestellt steht der fast quadratische, 6,86 x 7,25 m große Turm in drei aus der Erbauungszeit erhaltenen Geschossen.1821 Etwa 10 m nördlich von ihm befindet sich der rechteckige Saalbau ungefähr in Nordsüdausrichtung. An ihn schlossen sich nach Norden in 5 m Abstand die Reste eines quergelegten Wohngebäudes in Ostwestrichtung an. Dieses Bauwerk bildete zusammen mit den nach Norden verlaufenden rechteckigen Ringmauern eine ca. 26 x 15 m große Hofanlage. An der inneren Ost- und Westseite dieser Hofanlage befanden sich weitere, nur noch in geringen Spuren nachweisbare Wohn- und Wirtschaftsbauten.1822 Saalbau: Der rechteckige, ca. 18,5 x 9,5 m große Saalbau erhebt sich über dem Keller in ursprünglich zwei Geschossen. Seine aus Bruchsteinmauerwerk bestehenden Umfassungsmauern besitzen eine Stärke, die im Erdgeschoss 1,6 m, im Obergeschoss etwa noch 1,25 m beträgt. Das Erdgeschoss war vermutlich, das Obergeschoss mit großer Wahrscheinlichkeit nicht durch Trennwände unterteilt. Unter dem nördlichen Drittel der Saalbaugrundfläche befindet sich ein ursprünglich nur mit schmalen Lichtschlitzen versehener Keller. Auf der gut gesicherten Nordseite besitzt der Keller einen rundbogigen Eingang mit einem 66 cm tiefen, mit schmalen Steinen konzentrisch gemauerten Laibungsbogen.1823 Das Erdgeschoss des Saalbaus besaß einen Fußboden, welcher zu zwei Drittel auf dem abgearbeiteten Felsboden und im nördlichen Drittel auf der Kellerbalkendecke lag. Auf seiner Nordgiebelseite1824 befindet sich östlich von der Kellertür und etwas außerhalb der Mittelachse das im Lichten 2,3 x 1,2 m große Rundbogenportal als Zugang zum Erdgeschoss. Es war in Basaltsteinen gerahmt und schloss an der Außenseite bündig mit der Mauer ab. Zur Belichtung des Erdgeschosses befinden sich fünf Fenster in der westlichen und zwei in der östlichen Langseite, welche in ihrer heutigen Ausbildung aus späterer Zeit stammen. In der Westmauer sind im Nordteil drei Rechteckfenster, im Südbereich zwei Fensteröffnungen mit einem ganz leicht spitz zulaufenden oberen Abschluss zu sehen. 1820 Für das Zusenden der Literatur über die Wildburg aus Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz (2/3, 1959, S. 742-759) sowie Kubach/Verbeek (1976, S. 1249) bin ich Herrn Dr. Clemens Kosch sehr dankbar. Auch danke ich Herrn Thomas Steinmetz dafür, dass er mich auf die Kurzbeschreibung der Wildburg in: Schellack/Wagner (1976, S. 93) hinwies. 1821 Sein zweites Geschoss besaß Schlitzfenster und ein Kreuzgratgewölbe, das dritte, mit Kamin und größeren Fenstern ausgestattete Geschoss war bewohnbar. Im Vergleich mit der ursprünglichen Höhe des Saalbaus ist für seine Erbauungszeit wohl mindestens eine Viergeschossigkeit anzunehmen. Seit seinem Ausbau 1957 ist er viergeschossig und wieder mit einem Dach versehen. - Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 2/3, 1959, S. 745, 747. – Urban 1997, S. 82-83. 1822 Zum nördlichen Hofkomplex: Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 2/3, 1959, S. 748, 750. 1823 Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 2/3, 1959, S. 747. - Dehio (Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz. Saarland, 1985, S. 1024) vermutet, das die Unterkellerung nicht zum Ursprungsbau gehört, aber noch mittelalterlich ist. 1824 Genau genommen handelt es sich um die Nordostgiebelseite. 685 Wildburg b. Treis/Rheinla nd-Pfalz Die beiden Fenster im mittleren Teil der gegenüberliegenden Ostseite zeigen eine eben solche Ausbildung. Am Nordende dieser Ostmauer befindet sich eine Schießscharte und an ihrem Südende eine Rundbogentür, welche auf den ursprünglich durch eine Ringmauer abgeschlossenen Hof zwischen Saalbau und Turm führte. In der Mauer haben sich Schlitze für den Balkenriegel dieser Tür erhalten.1825 Abb. 779: Grundriss der Burganlage, nach Krause 1934. (aus: Schellack/Wagner 1976, S. 93) 1825 Die Tür war außerdem noch durch eine Absperrung mit innerer Pforte gesichert. - Kunstdenkmäler RheinlandPfalz 2/3, 1959, S. 748. 686 Wildburg b. Treis/Rheinla nd-Pfalz Abb. 780: Grundriss vom Erd- und Obergeschoss des Saalbaus. Längsschnitt durch den Turm und Saalbau nach Westen sowie Nordansicht des Saalbaus. Zeichnungen von Krause 1934. (aus: Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 1959, S. 746, Abb. 565) Im Saalbauinneren befindet sich ganz im Osten der Südgiebelseite des Erdgeschosses eine flachbogige Nische mit gemalten roten Sockelstreifen.1826 Daneben ist ein mittiger, zum Obergeschoss durchgeführter Kamin und westlich davon ein kleineres Fenster zu sehen. Der in Resten erhaltene, breite Kamin in der Mitte der Westmauer besaß Pfostenlöcher für den breiten Kaminmantel. Auch das Obergeschoss mit seinem durchgehenden, ca. 14,5 x 6 m großen Saal besaß in seiner Nordgiebelseite eine Rundbogentür, die hier ans Westende gerückt ist. An der Außenseite sind unter dieser Tür zwei Reihen von Balkenlöchern sichtbar, wobei die sieben unteren mit ihren abgesägten Balkenenden wohl die ursprünglichen waren. Sie gehörten wahrscheinlich zu einem hölzernen Laufgang oder Balkon und standen möglicherweise auch in Verbindung mit einer äußeren Treppenkonstruktion aus Holz.1827 Am Ostende von diesem Laufgang bzw. Balkon befand sich eine heute vermauerte, 1826 Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 2/3, 1959, S. 748. 1827 E. Wackenroder vermutet (in: Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 2/3, 1959, S. 747-748) einen ursprünglichen Wehrerker, weshalb er auch für die Erbauungszeit eine Innentreppe annimmt, die vom Erd- ins Obergeschoss führte. – Die oberen Balkenlöcher sind - ebenso wie die Deckenbalkenlöcher und die schrägen Löcher für die Stützen – nachträglich eingehauen. Aus ihnen rekonstruiert Wackenroder einen jüngeren, größeren Erker aus Holz, wie er im Längsschnitt des Saalbaus von Krause aus dem Jahr 1934 (746, Abb. 565) dargestellt ist. 687 Wildburg b. Treis/Rheinla nd-Pfalz rechteckige Nische, an deren Stelle im Saalinneren eine ursprüngliche Schranknische mit Klappenfalz vorhanden war.1828 Abb. 781 und Abb. 782: Saalbau und Turm. Nordostansicht von 1946, vor der Wiederherstellung von 1957. – Heutiger Zustand der Nordansicht. (aus: Bornheim Gen Schilling 1964, Bd. 3, Abb. 638. – http://www.burgenwelt.de/wildburg/bild1.jpg) 1828 Neben der Außennische war noch eine kleine Dreiecksnische, vielleicht zum Aufstellen einer Heiligenfigur, vorhanden. - Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 2/3, 1959, S. 747. 688 Wildburg b. Treis/Rheinla nd-Pfalz Die Westseite des Obergeschosses besaß drei große Rundbogenfenster, die bei der Wiederherstellung des Saalbaus im Jahr 1957 als Biforien rekonstruiert worden sind. Erhalten haben sich die romanischen Rundbogenblenden an der Außenseite, in welche später kleinere Rechteckfenster mit flachem Stichbogen eingesetzt wurden. Auch sind im Saalinneren die mit Seitensitzen ausgestatteten Fensternischen erhalten geblieben.1829 Die Ostseite des Obergeschosses besaß zwei gleiche Fenster zu beiden Seiten eines mittleren, großen, zerstörten Kamins, der ebenfalls Balkenlöcher für den Kaminmantel aufwies. Ein kleineres Fenster liegt ganz im Süden der Ostmauer, genau über der Tür des Erdgeschosses. In der geschlossenen Südgiebelseite befinden sich zwei Schießscharten.1830 Aus den Bestandszeichnungen von Krause aus dem Jahr 19341831 sowie alten Fotos aus der Zeit vor dem Wiederaufbau von 19571832 geht hervor, dass beide originale Saalbaugiebel zu jener Zeit noch teilweise erhalten waren. Wie aus der Nordansicht von Krause ersichtlich ist, besaß das Nordgiebeldreieck zwei kleinere Fensteröffnungen. Bei der Wiederherstellung des Saalbaus ist seine ursprüngliche Traufhöhe von ca. 10 m und Firsthöhe von 14 m ungefähr rekonstruiert worden.1833 Nach den Akten der Denkmalpflege begleitete noch 1901 lineare Malerei in Gelb und Rot die Rundung des Erdgeschossportals auf der Nordgiebelseite. Auf dem Putz der Südgiebelfassade befand sich - nach einer Zeichnung von Krause aus dem Jahr 1934 – in Höhe des Obergeschosses eine Quaderbemalung.1834 Abb. 783: Heutiger Bestand von http://www.biker.de/magazin/tourenberichte.de) Saalbau 1829 Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 2/3, 1959, S. 748. 1830 Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 2/3, 1959, S. 748. 1831 Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 2/3, 1959, S. 746, Abb. 565. 1832 Bornheim Gen. Schilling 1964, Bd. 3, Abb. 638. 1833 Dehio, Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz. Saarland, 1985, S. 1024. und Turm. Westansicht. (aus: 1834 Die aufgemalten Quader besaßen eine Länge von 35 cm und eine Höhe von 10 cm sowie 2,5 cm dicke Fugen. Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 3/2, 1959, S. 478. 689 Wildburg b. Treis/Rheinla nd-Pfalz Abb. 784: Heutiger Bestand der Wildburg. Nordansicht. (aus: http://www.burgenwelt.de/wildburg/ Foto auf Infoseite) Saal: Das Obergeschoss des Saalbaus wurde von einem durchgehenden, ca. 14,5 x 6 m großen Saal eingenommen. Er besaß in seiner Nordgiebelseite ein Rundbogenportal, welches den Austritt auf einen hölzernen Laufgang oder Balkon ermöglichte. Der Zugang zum Saal erfolgte wahrscheinlich durch eine Innentreppe vom Erdgeschoss aus, möglicherweise aber auch durch eine hölzerne Außentreppe an der Nordseite, die über den äußeren Holzgang zum Nordportal geführt hätte. Zur Belichtung des Saales dienten drei große, wahrscheinlich als Biforien ausgebildete Arkadenfenster auf der westlichen Langseite sowie zwei ebensolche Öffnungen in der Ostmauer. Die Fensternischen waren mit Seitensitzen ausgestattet. Das obere Saalgeschoss wurde durch einen mittigen Kamin in der Ostseite beheizt und besaß in seiner Nordgiebelseite eine Schranknische mit Klappenfalz. Maße Saalbau:1835 Grundriss Kernburg: Grundriss EG (Außenmaße): Höhe bis zur Traufe: ca. 68 m : 15 bzw. 17 m ca. 18,45 m : 9,6 m ca. 10 m 1835 Angaben nach Urban 1997 (S. 82), Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 3/2, 1959 und Bestand Grundrisse, Längsschnitt (S. 746, Abb. 565). 690 Wildburg b. Treis/Rheinla nd-Pfalz Grundriss EG (i. L.): 15,25 m : 6,4 m = 97,6 qm Saalrekonstruktion 1. OG (i. L.): ca. 14,5 m : 5,7 m = 82,65 qm Heutiger Bestand: Der 1957 wieder hergestellte und zu Wohnzwecken ausgebaute Saalbau ist über einem Kellerraum im Norden in seinen Umfassungsmauern zweigeschossig aus der Erbauungszeit erhalten geblieben. Bei der Erneuerung des oberen Mauerabschlusses und der Errichtung des neuen Daches sind die in Resten erhaltenen Giebel und damit auch die ursprüngliche Traufhöhe sowie relativ flache Dachneigung berücksichtigt worden. Die Geschosse besitzen noch originale Portalöffnungen auf der Nordgiebelseite mit einem an ursprünglicher Stelle wieder hergestellten Balkon im oberen Saal. Neben der Rundbogentür in der Südecke der Westseite haben sich im Obergeschoss große rundbogige Fensteröffnungen aus der Erbauungszeit erhalten, welche als Biforien rekonstruiert sind. Entstehungsgeschichte/Datierung: Auf Grund historischer Quellen kann die Gründung der Wildburg wahrscheinlich in das erste Viertel des 12. Jahrhunderts eingeordnet werden. Graf Otto von Salm wird als Erbauer der älteren Burgteile angenommen, zu denen wohl Ringmauer und Turm gehörten. Er nannte sich nach seiner Heirat (vor 1124) nach den Besitzungen seiner Frau, Graf von Rheineck. Dieser Graf hatte vor 1121 zu Treis eine Burg gebaut, wobei es sich vermutlich um die rückwärtig gelegene, spätere Wildburg handelte.1836 Im Jahr 1121 erhob Kaiser Heinrich V. (1106-25) Anspruch auf die Reichslehen, indem er die Wildburg und Burg Treis einnahm und sie Erzbischof Albero von Trier übergab. 1143 bemächtigte sich Hermann von Stahleck, Pfalzgraf am Rhein, der beiden Burganlagen, weil der Kaiser sie ihm ursprünglich übergeben wollte. Da der Kaiser beide Burgen wohl bereits dem Erzbischof Albero von Trier verliehen hatte, erschien dieser 1148 mit einem großen Heer und nahm die Burgen ein. 1149 wurde Albero vom Kaiser mit dem Besitz belehnt. Sein Nachfolger, Erzbischof Hillin (1152-69) ließ dort einen Turm errichten, womit vielleicht der hohe Turm der Burg Treis und deren Ausbau gemeint war.1837 Beide Burgen blieben in den nächsten Jahrhunderten im Besitz des Erzstiftes von Trier. Der Saalbau der Wildburg ist auf Grund fehlender erhaltener Bauplastik am Gebäude sowie bislang kaum stattgefundener Bauuntersuchungen sehr schwierig zu datieren. Anhand der Schriftquellen wird die Burggründung lediglich für die Zeit vor 1121 vermutet und von einer Bautätigkeit auf der Wildburg oder Burg Treis unter Erzbischof Hillin um die Mitte des 12. Jahrhunderts ausgegangen. Unter Einbeziehung der historischen Angaben und Berücksichtigung des erhalten ursprünglichen Mauerwerks des Saalbaus kann für dessen Errichtung mit gewissem Vorbehalt eine ungefähre Datierung um die Mitte des 12. Jahrhunderts angenommen werden.1838 1836 „ ... castrum quod comes Otho contra illum (Kaiser Heinrich V.) erexerat“. (MRUB I, Nr. 445, Originalurkunde vom Jahr 1121. – s. Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 3/2, 1959, S. 743. – Wahrscheinlich wurde die Burg Treis Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhunderts von den Herren von Trihis gegründet, so dass sie zur Zeit der Erbauung der rückwärtigen Wildburg wohl bereits vorhanden war. In den Geschichtsquellen ist ein vor 1122 ohne Erben verstorbener Bertolf „comes de Trihis“ bekannt. (CDRM I, Nr. 92, Anm. 1). – s. Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 3/2, 1959, S. 743. – Beide Burganlagen waren besitzmäßig immer miteinander verbunden. 1837 Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 3/2, 1959, S. 743. 1838 Nach Ansicht der Verfasserin. - Zur Klärung der Datierung dieses Saalbaus könnte nur eine ausführliche Bauuntersuchung vor Ort beitragen. 691 Wildburg b. Treis/Rheinla nd-Pfalz Abb. 785: Blick vom Bergfried der Wildburg nach Norden, vor der Wiederherstellung von 1957. Im Hintergrund der Bergfried der Burgruine Treis. (aus: Bornheim Gen. Schilling 3, 1964, Abb. 637) Abb. 786: Heutiger Zustand der Wildburg (links) und des Bergfrieds der Burg Treis (rechts). Blick von Osten. (aus: http://www.treis-karden-mosel.de/burgen.html) Im 15./16. Jahrhundert1839 erschienen als Lehnsmänner die Herren von Mielen, genannt von Dieblich, welche ihre Anteile an die Herren von Burgthurn verkauften. Nach dem 1839 Der größte Teil der Fensterumbauten des Saalbaus wird in dieser Zeit stattgefunden haben. 692 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Aussterben dieses Geschlechts belehnte das Erzstift 1548 Georg von Eltz, Amtmann von Wittlich, mit der Wildburg. 1689 wurde die Burganlage durch französische Truppen zerstört. Zur Zeit der Besetzung des Rheinlandes durch die Franzosen im Jahr 1793 gehörte die Wildburg den Grafen von Eltz und die Burg Treis denen von Waldeck. In den Jahren 1804/11 kam es zur Versteigerung der Wildburg.1840 Beide Burgruinen wurden 1956 von dem Privatmann Kurt Honsberg erworben, welcher in den darauf folgenden Jahren die Ruine Treis instand setzte und die Wildburg wieder aufbaute. Dabei erhielt der Wildburger Turm ein viertes Geschoss und neues Dach, während auch der Saalbau mit einem neuen Dach wiederhergestellt und nach den Plänen von E. Stahl bewohnbar gemacht wurde.1841 Literatur: Dehio Rheinland-Pfalz. Saarland, bearb. v. Hans Caspary, 1985, S. 1023-1024. - Kubach/Verbeek, romanische Baukunst 1, 1976, S. 1249. – Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 3/2, bearb. v. Ernst Wackenroder, 1959, S. 742-750. - Schellack/Wagner, Burgen und Schlösser, 1976, S. 93. - Urban, Gewölbe im Burgenbau, 1997, S. 82-83. 5.27 Wildenberg bei Amorbach/Bayern Lage: Die Burgruine Wildenberg liegt auf einem Bergsporn unterhalb des Dorfes Preunschen, etwa 5,5 km südwestlich von Amorbach.1842 Der Grundriss der Kernburg hat ungefähr die Form eines etwa 90 m langen und 39 m breiten Rechtecks. Ihre südwestliche Schmalseite wird von einer 37 m langen und 2,5 m dicken Schildmauer gebildet, hinter welcher der quadratische Bergfried über Eck steht. An der Südostecke der Ringmauer, gleich südöstlich vom Wehrturm, befindet sich ein Wohnbau. Unweit östlich von diesem Wohngebäude ist dort, wo die Ringmauer rechtwinklig nach außen vorspringt, ein Torturm mit darüber liegendem Kapellenraum1843 eingestellt. Die Schmalseite der Kernburg im Nordosten wird ganz von einem Saalbau und kleineren quadratischen Nordwestturm1844 eingenommen, welcher etwa zur Hälfte über die nordwestliche Ringmauer hinausragt. Der mittlere Bereich der Kernburg besaß zwei querverlaufende Trennmauern aus spätmittelalterlicher Zeit, von denen die nordöstliche weitgehend erhalten, die südwestliche nur noch in geringen Resten vorhanden ist.1845 1840 Zu den Verwaltern und Besitzern der Wildburg: Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 3/2, 1959, S. 744. – Schellack/Wagner 1976, S. 93. 1841 Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz 3/2, 1959, S. 744, 748. 1842 An dieser Stelle möchte ich Frau Dr. Bettina Jost recht herzlich dafür danken, dass sie mir manchen wertvollen Literaturhinweis zur Burg Wildenberg gab und mir den betreffenden Auszug aus dem Band Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917 sowie die Literatur von Oswald 1981 zukommen ließ. – Auch bin ich Herrn Thomas Steinmetz für das Zusenden von Hotz 1963 und seine schriftlichen Bemerkungen über diese Burganlage zu Dank verpflichtet. 1843 Die Kapelle im Obergeschoss des Torturmes besitzt in ihrer Ostwand eine runde Apsisnische, die an der Außenseite als Erker ausgebildet ist. – Hotz 1963, S. 48-53. - Antonow 1987, S. 121-122. – Steinmetz 1988, S. 2526. – Ebhardt, Deutsche Burgen 1, o. J. (1899-1905), S. 27-28. – Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917, S. 332-333. 1844 Zwischen Nordwestturm, Saalbau und Ringmauer befand sich ein schmaler, gewölbter Anbau mit zwei Ausgusserkern in der Ringmauer. – Hotz 1963, S. 71. - Zum Nordwestturm: Hotz 1963, S. 39-40 und 1972a, S. 22. – Antonow 1987, S. 125. - Steinmetz 1988, S. 25. 1845 Die erhaltene Trennmauer wurde nach Hotz (1972a, S. 22) von Erzbischof Dietrich von Erbach 1445 errichtet. Antonow 1987, S. 113, 125-126. – Auch eine heute nicht mehr vorhandene Trennmauer auf der Wartburg stammt sehr wahrscheinlich aus nachromanischer Zeit. - Strickhausen 1998a, S. 189. 693 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 787 und Abb. 788: Grundriss der Burganlage. Norden: rechts oben. (aus: Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917, S. 328, Fig. 280; S. 332, Fig. 284) Abb. 789: Luftbild Südostansicht der Burg. (Bildausschnitt Postkarte Nr. 036, Krapohl-Verlag; 4048 Grevenbroich 12, Schloss Hülchrath) 694 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 790 und Abb. 791: Grundriss der Kernburg und des Saalbauerdgeschosses. Zeichnung von Verf. 2001, nach W. Hotz. 1963, S. 35; 57) 695 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Saalbau: Der zusammen mit einem nordwestlichen Turm die gesamte Nordostseite der Kernburg einnehmende Saalbau ist an der inneren Nordost- und Südostseite1846 der Ringmauer eingestellt. Auf dem Grundriss eines etwa 22,5 x 10,5 m großen Rechtecks mit leicht schräger Südwestseite erhebt sich das Gebäude zur Erbauungszeit in zwei, seit frühgotischer Zeit in drei Geschossen. Bei der folgenden Untersuchung des Saalbaus sei darauf hingewiesen, dass dieser im Laufe der Zeit zahlreiche Veränderungen erfuhr, welche die Aussage über seinen ursprünglichen Bestand erschweren. Wahrscheinlich durch das große Erdbeben von 1356 beschädigt und seit dem Brand von 1525 im Bauernkrieg Ruine, wurde der Saalbau 1935 ganz abgebrochen und bis 1939 wieder neu aufgebaut. Dabei kam es z. T. zu Veränderungen am Mauerwerk und der Fenstergestaltung, die nicht den vorhandenen Baubestand berücksichtigten. Abb. 792: Blick vom Hof auf den Saalbau (Südwestansicht). Aquarell von Dahlheimer 1822. (aus: Hotz 1972a, S. 13-14) Das Mauerwerk der gesamten Burganlage besteht aus Odenwälder Buntsandstein aus roten, aber auch rötlich geäderten oder grauen Steinen. Die beiden feldseitigen Außenmauern des Saalbaus sind – ebenso wie die Ringmauer und die Fassaden des Nordwestturmes – in Buckelquadern mit einfachem Randschlag errichtet. Viele von ihnen besitzen in die Quaderspiegel oder Bossen eingeschlagene bzw. eingebohrte Steinmetzzeichen, von denen fast 80 verschiedene am aus der Erbauungszeit stammenden Mauerwerk der Kernburg gefunden wurden.1847 Das Mauerwerk des 1846 Da der Saalbau fast genau in Nordwest-Südostrichtung liegt, ist bei seiner Bauuntersuchung keine Beschränkung auf die vier allgemeinen Himmelsrichtungen gewählt. 1847 Zu den Steinmetzzeichen: Hotz 1963, S. 86-90 und 1972a, S. 9. 696 Wildenberg be i Amorbach/Bayern aufgestockten Obergeschosses bestand einheitlich aus glatten Kleinquadern, wodurch es sich von dem der beiden älteren Untergeschosse abhob.1848 Der Saalbau besaß ursprünglich ein Kellergeschoss mit einer flachen Holzbalkendecke1849, die im 14./15. Jahrhundert durch ein Tonnengewölbe ersetzt wurde.1850 In der hofseitigen Südwestmauer befindet sich das aus der Erbauungszeit erhalten gebliebene rundbogige Kellertor unter dem romanischen Eingang zum Erdgeschoss.1851 Drei kleine rundbogige Schartenfenster in der talseitigen Nordostmauer dienten zur Belichtung und Belüftung des vermutlich als Lager- bzw. Vorratsraum dienenden Kellers. Abb. 793: Kellereingang im Südwesten. (Foto: Verf. 1999) Das Erdgeschoss bestand ursprünglich aus einem durchgehenden, ca. 20 x 8 m großen Saal. Seine Deckenbalken ruhten auf einem mittleren, von Pfeilern getragenen Unterzug.1852 Von der hofseitigen Südwestmauer stammt noch das Eingangsportal aus der Zeit der Staufer, dessen Rundbogen ein in mittelalterlicher Zeit ausgebessertes Zickzackmuster trägt. Die vor die Hoffassade gemauerten Bögen, welche als Unterbau eines Laufganges für das Obergeschoss dienten, können wahrscheinlich ins 14. 1848 Seit den umfangreichen Wiederherstellungsmaßnahmen von 1935-39 sind auf der Außenseite des Saalbauobergeschosses fälschlicherweise hauptsächlich Buckelquader vermauert. – Hotz 1963, S. 58. 1849 An der an den Saalbau angrenzenden Turmmauer befinden sich Reste eines Kragsteingesimses für die romanische Kellerdecke. – Hotz 1972a, S. 16. 1850 Hotz 1963, S. 62. – Antonow 1987, S. 124. - Hotz 1972a, S. 16-17 (dort: um 1400). 1851 Heute führt eine Treppe unter das Erdbodenniveau zum Kellereingang. 1852 Von diesen Erdgeschosspfeilern sind drei polygone Basen erhalten geblieben. – Hotz 1972a, S. 19. 697 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Jahrhundert datiert werden. Vielleicht gab es an ihrer Stelle schon seit etwa Anfang des 13. Jahrhunderts einen hölzernen Laufgang, möglicherweise in Verbindung mit einer Treppenkonstruktion, zur Erschließung des Obergeschosses. 1853 Abb. 794: Saalbau von innen. Blick auf die südwestliche Hofmauer (links) und nordwestliche Giebelseite, zum Turm hin (rechts). (Foto: Verf. 1999) Abb. 795: Außenseite des Erdgeschossportals in der Hofseite des Saalbaus. (Foto: Verf. 1999) 1853 Hotz bezieht eine Anmerkung über die durch das Erdbeben von 1356 hervorgerufenen Burgschäden auf das Vorhandensein eines Laufgangs in staufischer Zeit. In der Notiz ist von einem aus dem Lot gewichenen Umgang die Rede, der einstürzte („circuitus eversus cecidit“). – Hotz 1972a, S. 19. 698 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 796 und Abb. 797: Saalbau von innen. Blick auf die Nordostmauer (Feldseite) des Saalbaus. – Stirnseite des Kamins im Erdgeschoss. (Fotos: Verf. 1999) 699 Wildenberg be i Amorbach/Bayern In der ursprünglich mit vier Doppelarkadenfenstern ausgestatteten, nordöstlichen Langseite des Erdgeschosses befindet sich in ihrem Nordwestteil ein von zwei originalen Biforien flankierter Kamin. Mit seinen Grundflächenmaßen von etwa 2,5 x 4 m handelt es sich hier um den größten erhaltenen romanischen Kamin im deutschen Sprachraum.1854 Von seinen beiden, auf rechteckigen Wandpfeilern ruhenden Kaminwangen ist die rechte noch original1855, während die linke abgeschlagen war und 1935 ergänzt wurde.1856 Die in zwei Teile zersprungene originale Stirnplatte vom Kaminmantel ist mit teilweise erhaltener Ornamentik in Form von Dreiecken mit Zickzack- und Blattmotiv versehen: Zwei stumpfe Winkel mit Scheitel zur Plattenmitte besaßen Schenkel aus Zickzackleisten und trugen zu beiden Seiten mit Blattgebilden versehene Dreiecke.1857 Gleich links neben dem Kamin befindet sich eine kleine rechteckige Mauernische mit profiliertem Gewände. Sie diente vielleicht zur Aufbewahrung von Beleuchtungsbedarf oder besaß eine eingestellte Heiligenfigur.1858 Die beiden erhaltenen, aus großen Steinblöcken gehauenen Doppelarkadenfenster beiderseits des Kamins haben je eine Verriegelung für Fensterläden. Auf der Außenseite besitzen sie einen monolithen Mittelpfeiler mit eingebundenen Ecksäulchen mit steilen Basen und ornamentierten Kapitellen. Ihre doppelten Fensterbögen werden von schmalen Zickzackbändern mit kleinen Dreieckblättern oder einem Diamantleisten begleitet. Zum Saal hin sind tiefe, rundbogig geschlossene, d. h. mit einem Tonnengewölbe versehene Fensternischen mit Sitzbänken zu beiden Seiten ausgebildet. Die gleiche Fensterausbildung besaß die ausgebrochene dritte Doppelarkadenöffnung von Nordwesten, von welcher heute nur noch die Sohlbank vorhanden ist.1859 Das vierte Erdgeschossfenster in der Nordostmauer des Saalbaus wurde 1821 entfernt und befindet sich heute im Museum in Amorbach.1860 Während an der Fassade an der Stelle des Fensters heute nur Mauerwerk zu sehen ist, kann seine ursprüngliche Lage noch vom Saalbauinneren her, an den Resten der Sitzbänke festgestellt werden. Die 1935 in halber Mauerstärke mit alten Steinquadern aufgeführte Mauer im Südostteil der Nordostmauer nahm keine Rücksicht auf den vorhandenen Fensterbefund.1861 Dieses besonders reich gestaltete Biforium weicht in seiner Form und Gestalt von den beiden am Bau erhaltenen Erdgeschossfenstern ab. Seinem Mittelpfeiler ist auf der Außenseite eine achteckige, auf der Innenseite eine runde Säule angearbeitet, welche von dem Pfeiler jeweils durch gekerbte Kanten und Zahnschnittstreifen getrennt ist. Ihre Kapitellplastik besteht aus zusammengebundenen Bändern und Wülsten, aus welchen Blüten, Blätter oder Fruchtdolden wachsen. Während die Kanten des Fensters beiderseits profiliert sind, wird seine Innenseite noch von einer rechteckigen Nische gerahmt, deren Kanten von einem Rundstab auf Basen abgefast ist.1862 1854 Antonow 1987, S. 123. – Hotz 1963, S. 58. 1855 Sie blieb fast unbeschädigt erhalten, da sie in gotischer Zeit in eine Quermauer eingemauert worden war. – Hotz 1963, S. 58. 1856 Das Kopfstück der linken Kaminwange wurde bei den Fundamenten des Nordwestturmes gefunden. – Hotz 1963, S. 58 und 1972a, S. 17. 1857 Hotz 1963, S. 58 und 1972a, S. 17. 1858 Hotz 1963, S. 58, 61. 1859 Nach Hotz (1972a, S. 17) wurde seine Nische schon in gotischer Zeit bis zur Fensterbankhöhe vermauert. 1860 Aus der Einzeichnung im Grundriss des Erbacher Katalogs VI aus dem Jahr 1820 geht eindeutig hervor, dass es sich um das vierte Erdgeschossfenster von Nordwesten in der Nordostmauer des Saalbaus handelt. – Hotz 1963, S. 61. 1861 Hotz 1972a, S. 17 und 1963, S. 58. 1862 Hotz 1963, S. 61 und 1972a, S. 17. 700 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 798: Nordostansicht von Saalbau und Turm. (aus: Hotz 1981/1992, T 106) 701 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 799: Innenseite des Erdgeschossfensters links vom Kamin. (Foto: Verf. 1999) In der südöstlichen Giebelseite des Saalbaus ist die Rundbogenöffnung eines ausgebrochenen weiteren Biforiums zu sehen, das ähnlich den Fenstern auf der Nordostseite zu rekonstruieren ist. Nach Aussage von Hotz wurde sein äußerer, einfacher Bogen auf der Außenseite beim Wiederaufbau des Saalbaus in den 1930er Jahren falsch ergänzt.1863 Seiner Ansicht nach kann der erhaltene obere Teil eines Fensterpfeilers, der heute im Museum in Amorbach aufbewahrt wird,1864 nach Form und Maßen diesem Südostfenster zugeordnet werden. Das Pfeilerstück besitzt zwei Ecksäulchen mit Kapitellplastik aus Blättern und gelochten Bändern. Ihr Motiv wiederholt sich am Mittelpfeiler, so dass dort ein leiterförmiges Muster entsteht.1865 Neben dem ausgebrochenen Fenster befindet sich eine eingemeißelte Inschrift vom ursprünglichen Baumeister Bertold und Steinmetzmeister Ulrich: BERTOLT MVRTE/MICH VLRICH HI/WE MICH.1866 1863 Dieser gehörte nach Hotz (1963, S. 58) wahrscheinlich ursprünglich zum inneren Gewände von einem der beiden nicht mehr vorhandenen Erdgeschossfenster der Nordostmauer. 1864 Das Fensterpfeilerstück wurde in der Hofmühle vermauert, zu Füßen der Burganlage gefunden. – Hotz 1963, S. 62. 1865 Hotz 1963, S. 62 und 1972a, S. 17. 1866 Hotz 1963, S. 78-86 und 1972a, S. 17-18. 702 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 800: Rekonstruktion der Nordostansicht des Saalbaus von Hotz. (aus: Hotz 1963, S. 7 und Hotz 1981/1992, S. 192, Z 97) Abb. 801: Rekonstruktionsversuch des Grundrisses des Saalbauobergeschosses von Verf. 2001, auf der Grundlage vom Baubestand und der Fassadenrekonstruktion von Hotz. 703 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 802: Außenseite der Südostgiebelmauer des Saalbaus. Obergeschoss mit Dreierarkadenfenstergruppe. (Foto: Verf. 1999) Abb. 803: Saalbau von innen. Blick auf die Südostgiebelmauer. (Foto: Verf. 1999) 704 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 804 und Abb. 805: Dreierfenstergruppe im Obergeschoss der Südostgiebelseite des Saalbaus. Rekonstruktion von Hotz. – Rekonstruktion Innen-, Außenansicht und Grundriss. (aus: Hotz 1981/1992, S. 193, Z 98. – Sarazzin/Schultze 1901, Abb. auf S. 177) Abb. 806: Detail Dreierfenstergruppe im Obergeschoss und Doppelfenster im Erdgeschoss. (aus: Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917, S. 340, Fig. 292) 705 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 807: Innenseite der Südostgiebelmauer des Saalbaus, Zustand 1896. Zeichnung von B. Ebhardt. (aus: Ebhardt, Wehrbau Europas I, 1939/58,1998, S. 534, Abb. 643) Der vom ersten Obergeschoss heute noch am vollständigsten erhaltene Teil der südöstlichen Giebelmauer wird von einer Dreierfenstergruppe eingenommen. Diese bestand jeweils aus doppelten Dreipassbögen mit kleeblattförmigen Oberlicht sowie insgesamt 15 Mittel- und Ecksäulen. Vom mittleren Fenster ist das Maßwerk erhalten geblieben, das einen Rundstab mit tiefer Kehle besitzt, über dem sich der äußere Bogen mit kräftigem Kantenprofil erhebt. Während die äußeren Fensterbögen von je einem Pfeiler mit vorgelagerter Säule getragen wurden, ruhten die Kleeblattbögen auf jeweils einer mittleren und zwei seitlichen Säulen. Die Säulen standen auf verschiedenartig ausgebildeten Basen und besaßen eine reiche Kapitellplastik in Form von Kelchblockkapitellen mit Blättern und Diamantstäben sowie profilierte oder mit Palmettenornament versehene Kämpfer. Wie die Falze beweisen, waren die Arkaden ursprünglich unmittelbar hinter dem Maßwerk verschließbar. Auch wirkte die mit reicher Bauplastik versehene Fenstergliederung in der Erbauungszeit nach außen, während heute die vorhandenen Fensterreste mit Kapitellschmuck und Profilen an der Innenseite des Mauerwerks sitzen. 1867 1867 Zu Bestand und Rekonstruktion der Dreierfenstergruppe des Obergeschosses: Hotz 1963, S. 63-64 und 1972a, S. 18-19. – Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917, S. 337. – s. auch Hotz 1981/1992, S. 193, Z 98. – Sarazzin/Schultze 1901, Abb. auf S. 177 (Außen-, Innenansicht, Grundriss). 706 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 808: Innenseite der Südostgiebelmauer des Saalbaus. Foto Ende des 19. Jahrhunderts. (aus: Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917, Taf. XLV) Obwohl die anderen Obergeschossfenster nur in Fragmenten erhalten sind, können auf Grund weiterer in der Burg und museal aufbewahrter Werkstücke1868 sowie alter Abbildungen aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts1869 gewisse Aussagen über den oberen Aufbau des Gebäudes gemacht werden, welche Rekonstruktionsversuche zulassen. Ein Aquarell von Dalheimer von der Südwestansicht des Saalbaus im Jahr 1868 Erhalten haben sich von den ursprünglichen Fenstern des Saalbauobergeschosses u. a. eine Dreierkapitellgruppe um einen Mittelpfeiler, ein Maßwerk und eine Säule, einige Kapitelle und Kapitellbruchstücke. Außerdem sind profilierte und ornamentierte Kämpfer sowie zahlreiche Teile des Fenstermaßwerks und der äußeren Bogenlaibungen erhalten geblieben. - Hotz 1963, S. 64, 69. 1869 Bereits 1810 zeichnete der Archivrat Christian Kehrer, der auch die erste geschichtliche Darstellung der Burg schriftlich verfasste, eine Reihe von Skizzen auf der Burg. Nach seinen Entwürfen fertigte 1822 der Maler Dalheimer sechs Aquarelle, einen Plan und fünf Ansichten von der Burgruine an. – Hotz 1963, S. 69 und 1972a, S. 4. 707 Wildenberg be i Amorbach/Bayern 18221870 zeigt in der Bildmitte die Innenansicht der direkt an die Turmruine anschließenden Obergeschossfenster der talseitigen Fassade. Von den Fenstern dieser Nordostseite sind heute nur noch ein in ihrem Nordwestteil vorhandenes Gewände mit Basis und Kapitell der ausgebrochenen Ecksäule und Arkadenansatz sowie ein Mauerblock mit Bogenansatz oberhalb des Kamins erhalten. Die äußere linke Kleeblattbogenöffnung interpretiert W. Hotz als Tür zu einem kleinen Balkon, von welchem an der Fassade noch einige Kragsteine zu sehen sind. Es folgen auf der Abbildung von Dahlheimer ein gekuppeltes Spitzbogenfenster mit fehlender Mittelsäule und kleeblattförmigen Oberlicht, das heute im Klostermuseum in Amorbach zu sehen ist. Daran schließen sich drei kleinere rundbogige Wandnischen bzw. –blenden oberhalb des großen Kamins an. 1871. Für den südöstlichen Bereich dieser Längswand vermutet Hotz weitere Doppelbogenfenster in Zweier- oder Dreiergruppen mit gleicher Ausbildung wie das einfache Spitzbogenfenster und die Dreierfenstergruppe der Südostseite.1872 Abb. 809: Bauplastik von Fenstersäulenkapitellen und Kämpferstein des Saalbaus. (aus: Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917, S. 341, Fig. 293) 1870 Abb. in: Hotz 1972a, S. 13-14. 1871 Da sich diese Wandblenden oberhalb des Erdgeschosskamins befanden, gehörten sie nach Hotz (1963, S. 70) vielleicht zu der Architektur eines Kamins im Obergeschoss. 1872 Die Rekonstruktion der Nordostansicht von Hotz (1981/1992, S. 192, Z 97) zeigt südöstlich vom Balkon sechs spitzbogige Doppelarkadenöffnungen, wobei je drei davon zu einer Fenstergruppe zusammengefasst sind. - Zu Bestand und Rekonstruktion der Obergeschossfenster auf der Nordostseite: Hotz 1963, S. 64-71 und 1972a, S. 19. 708 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 810 und Abb. 811: Saalbau von innen. Reste der Obergeschossfenster in der nordöstlichen Langseite (Feldseite). Oben: an der Turmseite, unten: über dem Kamin des Erdgeschosses. (Fotos: Verf. 1999) 709 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Von der ursprünglich großen Anzahl an Fenstersäulen sind heute in situ noch 14 Basen und Kapitelle, davon 11 in der südöstlichen Giebelseite und 3 in der Nordostmauer, erhalten. Die Obergeschossfenster sind nach Hotz stilistisch mit den Ostteilen der Marienkirche in Gelnhausen verwandt, als deren Steinmetzmeister der dort inschriftlich genannte Heinrich Vingerhut gilt. Er vergleicht die Kelchblockkapitelle der teilweise erhaltenen Südostfenster mit denen des Saalbaus in Babenhausen und am großen Portal von St. Leonhard zu Frankfurt. Nach Hotz erinnern die Wildenberger Obergeschossfenster auch an Elsässische Burgen. So kann z. B. auf die Spesburg (um 1250) in Bezug auf die frühgotische Fenstergestaltung oder Burg Landsberg (um 1200) in Bezug auf den Aufbau ihrer hier Viererfenstergruppe, jedoch in rein romanischen Formen, hingewiesen werden.1873 In der heute völlig veränderten Hoffassade befand sich wahrscheinlich das Portal zum vermutlich die gesamte Obergeschossfläche einnehmenden Saal. Möglicherweise erfolgte der Zugang zum oberen Saalgeschoss schon seit seiner Aufstockung über eine hölzerne, mit einem Laufgang verbundene Treppenkonstruktion. Von diesem ursprünglich mit einer flachen Holzbalkendecke versehenen Geschoss führte eine teilweise erhaltene Tür in der Mitte der nordwestlichen Giebelseite in den angrenzenden Turm. Der auf alten Abbildungen dargestellte, 1891 abgebrochene Südostgiebel besaß einen mit Steinplatten belegten Ortgang. In seiner Mauer befanden sich zwei größere und mittig darüber ein kleineres Rundbogenfenster. Das auf den Saalbaulängsmauern und spitzen -giebeln ruhende ursprüngliche Satteldach wurde vom großen Kaminschornstein durchbrochen.1874 Saal: Der die gesamte Grundfläche des Erdgeschosses einnehmende, ca. 20 x 8 m große Saal besaß ursprünglich eine Holzbalkendecke, deren mittlerer Unterzug von Pfeilern getragenen wurde. Sein Zugang erfolgte über ein ungefähr mittiges Rundbogenportal in der hofseitigen Südwestmauer. Zur Belichtung des Saales dienten vier Doppelarkadenfenster in der nordöstlichen Langseite und ein mittiges Biforium in der südöstlichen Giebelseite, möglicherweise auch weitere Fenster in der Hofmauer. Sie besaßen eine Verriegelung für Fensterläden und ihre Nischen waren mit seitlichen Sitzbänken ausgestattet. Ein von zwei Fenstern flankierter, in seiner Grundfläche ca. 2,5 x 4 m großer Kamin in der Nordostseite diente zur Beheizung des Saales. Im mit einer Balkendecke gedeckten ersten Obergeschoss befand sich ein zweiter Saal, der vermutlich ebenfalls die gesamte Grundfläche einnahm. Er wurde durch eine dekorative Dreierfenstergruppe aus Doppelarkaden mit Dreipassbögen mit kleeblattförmigem Oberlicht belichtet. Auch seine nordöstliche Langseite, welche im Nordostteil wahrscheinlich einen Balkon besaß, war vermutlich durch spitzbogige Doppelarkadenfenster in Zweier- oder Dreiergruppen gegliedert. Möglicherweise waren weitere Saalfenster in der hofseitigen Südwestmauer vorhanden, wo auch der ursprüngliche Zugang vermutet werden kann. Dieser erfolgte vielleicht über eine mit einem Laufgang verbundene hölzerne Treppenkonstruktion. In der Mitte der nordwestlichen Giebelseite führte eine Tür in das angrenzende Turmgeschoss. 1873 Zur stilistischen Einordnung der Obergeschossfenster: Hotz 1963, S. 62-63, 72-77 und 1972a, S. 18-19. 1874 Hotz 1963, S. 71 und 1972a, S. 19. 710 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Möglicherweise wurde dieser obere Saal ebenfalls durch einen Kamin beheizt, der dann genau über dem des Erdgeschosses gelegen hätte. Maße Saalbau:1875 Grundriss Kernburg: Grundriss Turm EG (Außenmaße): Grundriss Saal EG (Außenmaße): Grundriss Saal EG (i. L.): Saalrekonstruktion 1. OG (i. L.): ca. 89 m : max. 38,6 m 6,7 m : 6,5 m 22,5 m : 10,7/10,3 m 19,8 m : 7,9/7,5 m = ca. 152,5 qm 19,8 m : 7,9/7,5 m = ca. 152,5 qm Heutiger Bestand: Die in ihren Umfassungsmauern größtenteils zwei-, teilweise auch dreigeschossig erhaltene Saalbauruine erfuhr im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Veränderungen, welche Aussagen über die ursprüngliche Mauerstruktur erschweren. So ist vom originalen Bestand der vermutlich schon im 14. Jahrhundert neu errichteten Hoffassade heute nur noch das Erdgeschossportal erhalten geblieben. Durch den Abbruch und den von Grund auf wieder neuen Aufbau des Saalbaus unter Verwendung der ursprünglichen Steine bis 1939 entstanden weitere vom ursprünglichen Baubestand abweichende Veränderungen am Mauerwerk und an den Fensteröffnungen. So zeigt das aufgestockte Obergeschoss an seiner Außenseite heute hauptsächlich Buckelquader, während dort ursprünglich einheitlich glattes Kleinquadermauerwerk vorhanden war. Auch wurde u. a. der Südostteil der nordöstlichen Langseite in halber Mauerstärke und ohne Rücksicht auf das dort 1821 herausgebrochene ursprüngliche vierte Doppelarkadenfenster wieder aufgemauert. Und die Binnengliederung der Dreierfenstergruppe der Süostgiebelseite sitzt heute mit Kapitellschmuck und Profilen an der Innenseite des Mauerwerks, anstatt – wie ursprünglich - nach außen. Entstehungsgeschichte/Datierung: Die Burg Wildenberg wurde von dem Dynastengeschlecht der Herren von Durne (bzw. Dürn) errichtet. Der erste und zugleich bedeutendste Vertreter dieses Geschlechts war Ruprecht I. von Durne, welcher von 1171 bis 1196 in rund 150 Kaiserurkunden als Zeuge genannt wird.1876 Auf einem der beiden Inschriftsteine des Torturmes ist dieser Ruprecht als Bauherr der Burganlage bezeichnet.1877 Erstmals wird der Name Wildenburg urkundlich 1215 erwähnt.1878 Der Ausbau der Burg mit der Aufstockung des Saalbaus kann Konrad I. von Durne, dem Enkel von Ruprecht, zugeschrieben werden. Um 1219 heiratete er Mechthild von Lauffen und urkundete 1226 zum ersten Mal als Cunradus de Wildenberg.1879 Im Jahr 1271 wurde der Burgbesitz von Ulrich II. von 1875 Angaben nach Hotz 1963 und 1972a und Rekonstruktion Grundriss (1963, S. 57). 1876 Hotz 1963, S. 8-9und 1972a, S. 2. – Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917, S. 327. – Ebhardt, Deutsche Burgen 1, o. J. (1899-1905), S. 31. – Steinmetz 1988, S. 23. 1877 DISE BVRCH MAHTE HER RVBREHT VON DVRN. (Diese Burg schuf Herr Ruprecht von Durne). – Auf der zweiten Inschrift des Tores wird ein Herr Burchert Dürn genannt, vermutlich ein Familienangehöriger, der vielleicht als sein Stellvertreter den Burgenbau in dessen Abwesenheit beaufsichtigte: DISE BVRCH MAHTE HER BVRHERT VON DVRN. (Diese Burg schuf Herr Burchert von Durne). – Zu den beiden Inschriften: Hotz 1963, S. 9-10, bes. 77-78 und 1972a, S. 2. – Solche aus der Erbauungszeit erhalten gebliebene Inschriften sind selten, z. B. in Kaiserswerth aus dem Jahr 1174 und 1184 und in Nimwegen aus dem Jahr 1155, erhalten geblieben. – Hotz 1963, S. 78. 1878 Gudenus, Codex diplom. Moguntinus, Göttingen 1743, Bd. I, S. 433. - Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917, S. 327. 1879 Hotz 1963, S. 11 und 1972a, S. 3. – Steinmetz 1988, S. 23. 711 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Durne an den Mainzer Erzbischof verkauft und blieb in den folgenden Jahrhunderten als Amtsburg im Besitz des Erzstiftes Mainz.1880 Auf Grund des von 1171 bis 1196 in Urkunden bezeugten Erbauers, Ruprecht I. von Durne, muss die Errichtung des zunächst zweigeschossigen Saalbaus auch in diese Zeit gesetzt werden. W. Hotz datiert die Burg durch historische Überlegungen in die Zeit „zwischen 1170 und 1180“1881, wobei er den Gründungsbau für „das Ende der 70er oder den Beginn der 80er Jahre“ vermutet.1882 Er nimmt eine stilistische Datierung „um 1170“ durch den Vergleich der Bandknollkapitelle von Wildenberg mit denen auf Burg Münzenberg an.1883 A. Antonow setzt die Errichtung der Burg auf Grund historischer Daten und ihrer vorhandenen Bausubstanz in die Zeit „um 1180-1200“1884, wobei er schon für den Saalbau der Gründungszeit ein drittes, jedoch in Fachwerk errichtetes Geschoss annimmt.1885 Die Aufstockung des Saalbaus um ein weiteres steinernes Geschoss datiert Hotz durch historische Erwägungen in die Zeit zwischen 1219 und 1226.1886 Unter stilistischer Berücksichtigung der Spitzbogenfenster dürfte nach Ansicht von Th. Steinmetz der obere Saal „zwischen 1230 (Einführung des Spitzbogens im Burgenbau dieser Region) und 1253 (Tod Konrads I. von Durne)“ entstanden sein.1887 Nach Antonow kann die Saalbauaufstockung unter Berücksichtigung historischer Quellen sowie des Baubefundes „um 1230-40“ angenommen werden.1888 Nach einem großen Erdbeben im Jahr 1356 musste der geschädigte Saalbau wiederhergestellt werden, wobei es wahrscheinlich zur Neuerrichtung der Hofseite im Südwesten kam.1889 Auch wurden im 14. oder spätestens 15. Jahrhundert die Geschosse des Saalbaus durch Errichtung von Quermauern zu Wohnzwecken umgebaut sowie die Fensterarkaden des oberen Saales vermauert und mit kleineren Rechteckfenstern versehen.1890 Nach alten Baurechnungen1891 scheint um 1440 ein größerer Umbau des Saalbaus stattgefunden zu haben, währenddessen vermutlich auch das Tonnengewölbe im Kellergeschoss eingebaut wurde.1892 Für die Jahre 1440-44 ist durch Rechnungen auch die Erneuerung der Obergeschosse des Nordwestturmes nachgewiesen.1893 1880 Hotz 1963, S. 12-15 und 1972a, S. 3. - Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 1917, S. 327. – Ebhardt, Deutsche Burgen 1, o. J. (1899-1905), S. 32-33. 1881 Hotz 1981/1992, S. 190. 1882 Dabei geht er von einer acht- bis zehnjährigen Bauzeit der gesamten Burganlage aus. - Hotz 1963, S. 62. 1883 Hotz 1981/1992, S. 51. 1884 Antonow 1987, S. 111,112. 1885 Antonow 1987, S. 111. 1886 Hotz 1981/1992, S. 192. 1887 Steinmetz 1988, S. 25. 1888 Antonow 1987, S. 11, 12. 1889 In Gropps Klostergeschichte steht: „In castro Wildenbergensis circuitus eversus cecedit“ (im Castrum Wildenberg stürzte ein aus dem Lot gewichener Umgang ein). Damit ist wahrscheinlich Arkatur und Gang der Hofmauer gemeint. – Hotz 1963, S. 56. 1890 Diese Baumaßnahmen sind teilweise durch Rechnungen aus dem 15. Jahrhundert und den Baubefund vor 1935 belegt. – Hotz 1972a, S. 22. 1891 Rechnungen der Mainzischen Kellerei in Amorbach berichten 1412-40 über Bautätigkeiten auf der Burg. Ebhardt, Deutsche Burgen 1, o. J. (1899-1905), S. 33, 38. 1892 In den Rechnungen von 1440 ist von „nuwe gewelme uff dem slosse“ (neues Gewölbe auf dem Schlosse) die Rede. - Ebhardt, Deutsche Burgen 1, o. J. (1899-1905), S. 33. 1893 Da der Turm nach dem Ersten Weltkrieg einstürzte, sind seine Erneuerungen aus dem 15. Jahrhundert heute am Bauwerk nicht mehr nachweisbar. – Hotz 1972a, S. 22. 712 Wildenberg be i Amorbach/Bayern Abb. 812 und Abb. 813: Grundriss der Kernburg und dekorative Bauteile des Saalbaus. Zeichnungen aus dem Jahr 1820 im Erbacher Katalog VI. (aus: Hotz 1963) Nachdem die Burg 1525 im Bauernkrieg durch Brand zerstört worden war, blieb sie Ruine. 1803 ging sie in den Besitz des Fürsten zu Leinigen über, der 1814 die Steinabfuhr von der Burg untersagte. Trotzdem durfte 1821 Graf Franz zu ErbachErbach mit fürstlicher Genehmigung einige wertvolle Bauteile aus der Ruine 713 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg ausbrechen und in seiner künstlichen Ruine Eberhardsburg im Englischen Garten des Jagdschlosses Eulbach aufstellen. Dabei ließ er u. a. die Inschriftsteine und ein Erdgeschossfenster in der Nordostmauer des Saalbaus herausnehmen, welches zum Einsturz der ganzen Südosthälfte dieser Mauer führte.1894 Graf Franz zu Erbach-Erbach veranlasste auch die erste geschichtliche Darstellung der Burg durch seinen Archivrat Christian Kehrer. Sie wurde mit sechs Aquarellen vom Amorbacher Maler Dalheimer, nach Entwürfen von Kehrer, versehen. 1824 begannen auf Veranlassung von Fürst Karl Emich zu Leiningen Bauarbeiten zur Errichtung eines Jagdschlösschens im Burgbezirk, oberhalb der ruinösen Burggebäude, welche jedoch bald wieder eingestellt wurden.1895 1871 veranlasste die staatliche Aufsichtsbehörde zur Sicherung der einsturzgefährdeten Burggebäude die Anbringung von Mauerankern und Strebepfeilern. Nachdem zu Beginn des 19. Jahrhunderts bereits der Nordwestgiebel des Saalbaus verschwunden war, musste 1891 sein aus dem Lot geratener Südostgiebel abgebrochen werden. 190513 fanden Sicherungsarbeiten auf der Burg unter Oberarchivrat Richard Krebs statt, welche sich jedoch nicht auf den Saalbau bezogen.1896 In den 1920er Jahren stürzten die Obergeschosse des Nordwestturmes ein. Von 1935-39 erfolgten umfangreiche Restaurierungsarbeiten an der gesamten Burganlage. Im Verlauf dieser Maßnahmen wurden Saalbau und Nordwestturm ganz abgebrochen und wieder neu mit dem originalen Baumaterial aufgemauert. Dabei kam es zu Veränderungen am Mauerwerk, die zur starken Beeinträchtigung des bis dahin bestandenen Gesamteindrucks des Saalbaus führten.1897 1936 wurden auch fast alle der 1821 nach Eulbach gebrachten Bauteile der Burg zurückgebracht und ein Teil von ihnen an ursprünglicher Stelle wieder eingebaut. Die übrigen Werkstücke – darunter ein Biforiumfenster des Saalbauerd- und -obergeschosses – fanden ihre Aufstellung in der Fürstlich Leiningschen Sammlung im Kloster in Amorbach.1898 1959/60 und 1973/74 kam es erneut zu Konservierungsarbeiten an der Burgruine. Literatur: Antonow, Burgen im Main- Viereck, 1987, S. 111-126; 136. – Bangerter-Paetz, Pfalzen und Burgen, i. Dr. - Dahl, Schloss Wildenberg, 1833, S. 90-101. - Ebhardt, Deutsche Burgen 1,. o. J. (1899-1905), S. 26-39. - Hotz, Burg Wildenberg. 1935. - Hotz, Burg Wildenberg, 1963. - Hotz, Wildenberg. Entstehung und Gestalt, 1972a. - Hotz, Burgen der Hohenstaufenzeit, 1977, S. 155 ff. - Hotz, Bauplastik, 1979, S. 20-26. - Kunstdenkmäler Unterfranken und Aschaffenburg 18, Mader/Karlinger, 1917, S. 326-343. Oswald, Abteikirche Amorbach, 1981, S. 16-18. - Sarazzin/Schultze, Verschluss, 1901, S. 177-180. Steinmetz, Burg Prozelten, 1988, S. 22-26. 5.28 Wimpfen, Pfalz/Baden-Württemberg Lage: Die Pfalzanlage1899 liegt auf dem Ostteil des Eulenberges, am Nordrand von Bad Wimpfen am Neckar, wenige Kilometer nördlich von Heilbronn. Ihre beträchtliche 1894 Hotz 1963, S. 21, 56. 1895 Hotz 1963, S. 21 und 1972a, S. 23. 1896 Bei diesen Arbeiten wurden einige bauplastische Funde entdeckt, die dem Wohnbau zugeordnet werden können. – Hotz 1979, S. 20-26. 1897 s. dazu: Heutiger Bestand. 1898 Hotz 1963, S. 25. – Antonow 1987, S. 113-114. 1899 An dieser Stelle möchte ich Frau Dr. Bettina Jost herzlich dafür danken, dass sie mir einen Teil der für meine Bauuntersuchung wichtigen Literatur über die Pfalz Wimpfen (Arens 1970, S. 3-12 und 1988, S. 661-664. - Knoch 1983, S. 343-358. - Kunstdenkmäler in Wimpfen am Neckar 1954/1991, S. 21-34) zukommen ließ. 714 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg Höhenunterschiede aufweisende Grundfläche von 215 x 87 m ist mit einer ursprünglich 560 m langen, ca. 5 m hohen Ringmauer umgeben. Der Zugang zur Pfalz erfolgte von der Stadt her durch das Schwibbogentor im Süden.1900 Gesichert war die Anlage durch drei quadratische, nahe der Ringmauer stehende Bergfriede: Der Rote Turm befindet sich ganz an der Ostspitze, der Blaue Turm steht im Nordteil und der dritte, in seinen Fundamenten 1983 ergrabene Turm stand im Südteil der Westseite der Pfalz. In der nördlichen, zum Neckar hin gelegenen Ringmauer befindet sich – leicht aus der Mitte nach Osten verschoben - der Saalbau mit östlich anschließendem Kapellengebäude.1901 Ungefähr 20 m westlich vom Saalbau ist das ursprünglich zweigeschossige, sog. Steinhaus mit seiner Nordgiebelseite in die Ringmauer eingebunden.1902 Abgesehen von einem am Weg zwischen Burgtor und Kapelle liegenden, teilweise erhaltenen kleinen romanischen Wohnhaus (sog. Burgmannenhaus) ist keine weitere Innenbebauung der Pfalzanlage bekannt.1903 rot: Roter Turm blau: Saalbau hellblau: Blauer Turm hellbraun: dritter Turm grün: Kapelle orange: sog. Steinhaus dunkelbraun: Kleiner Wohnbau Abb. 814: Lageplan der Pfalz Wimpfen, nach F. Arens und G. Binding. (Verf. 2004) 1900 Arens (1967b, S. 41-42) nimmt einen zweiten Zugang im nicht erhaltenen Westteil der Ringmauer neben dem Blauen Turm an. 1901 Die Kapelle besteht aus einem 12,05 x 7,25 m großen Saal und besaß ursprünglich eine Apsis in langgestreckter, halbrunder Form. – Zur Kapelle: Arens 1967b, S. 57 und 1968b, S. 207-208. - Binding 1996, S. 356-357. Kunstdenkmäler in Wimpfen am Neckar1954, ND 1991, S. 24-28. 1902 Das seit 1359 als Steinhaus bezeichnete Bauwerk besaß auf einer Grundfläche von 21 x 12 m (Außenmaß) zwei übereinanderliegende, jeweils die gesamte Geschossfläche einnehmende, zweischiffige Säle. – Arens 1968b, S. 208-209. - Binding 1996, S. 357-360. - Kunstdenkmäler in Wimpfen am Neckar 1954/1991, S. 31-34. 1903 Binding 1996, S. 365. – Kunstdenkmäler in Wimpfen am Neckar 1954/1991, S. 34. 715 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg Abb. 815: Rekonstruktion der Nordansicht der Pfalz, von F. Arens. (aus: Kunstdenkmäler in Wimpfen am Neckar 1954/1991, S. 92-93) Abb. 816: Grundriss des Saalbaus, nach F. Arens. (aus: Binding 1996, S. 354, Abb. 817: Nordfassade (Talseite) des Saalbaus. Befund O. Ehlers. (aus: Bindingf 1996, S. 350, Abb. 154) 716 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg Saalbau: Vom Saalbau ist die in die Ringmauer eingebundene nördliche Talseite sowie seine mit der Kapelle gemeinsame Ostmauer zweigeschossig erhalten geblieben.1904 Da aber seine restlichen Mauern in den Jahren 1957 und 1967/69 ergraben wurden, ist die Größe der rechteckigen Grundfläche von 35,6 x 16,7 m bekannt. Das Mauerwerk der Ringmauer und Ostseite des Saalbaus besteht aus ursprünglich verputzten, hammerrechten Bruchsteinen aus am Ort anstehendem, blaugrauem Kalkstein in durchgehenden horizontalen Lagen. Seine Fenster- und Türgewände sind aus gelbbraunem Sandstein gehauen.1905 Abb. 818: Nordansicht vom Saalbau. Blick nach Osten. (aus: Binding 1996, S. 351, Abb. 155) 1904 Hinter der südlichen Kapellenlangseite läuft diese Ostmauer noch ca. 2,9 m weiter nach Süden, bevor sie nach Westen abknickt. 1905 Die erhaltene Südostmauerecke des Saalbaus besteht nach Arens (1967b, S. 52) aus großen Quadern aus Eppinger Keupersandstein, welche abwechselnd in niedrigen und hohen Schichten versetzt sind. - Zum Mauerwerk s. auch: Binding 1996, S. 354. - Kunstdenkmäler in Wimpfen am Neckar 1954/1991, S. 29. 717 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg Abb. 819: Nordansicht des Saalbaus. Westabschnitt mit Türen. (aus: Arens 1967b, Abb. 12 (Ausschnitt)) Das ca. 4 m hohe Erdgeschoss besaß im Süden, zum Hof hin, einen im Lichten etwa 3 m breiten Gang. Dieser war im Osten leicht verkürzt, weshalb dort im Grundriss eine nach innen eingeknickte Ecke entsteht. Hinter dem Gang lagen im Westteil zwei etwa 7 x 10 m große Räume, im Ostanschluss ein ca. 17,2 x 10 m großer Raum. In der Ringmauer befinden sich Schlitzfenster – fünf für den Ostraum, eins im angrenzenden Westraum – zur Belichtung und Belüftung des vermutlich zu Vorrats- und Lagerzwecken genutzten Erdgeschosses. 1906 Zwei vermauerte Rundbogentüren1907 in der nördlichen Ringmauer führten ursprünglich vom Westraum in einen talseitigen kleinen, rechteckigen Anbau, den F. Arens als Altan interpretiert.1908 1906 Arens 1967b, S. 46. 1907 Die beiden in unterschiedlicher Höhe sitzenden Türen haben ihre Rundbögen zur Innenseite hin erhalten, während sie an der Außenseite einen geraden Sturz bzw. flachen Segmentbogen besitzen. – Arens 1967b, S. 49-50. 1908 Arens 1967b, S. 50 und 1970, S. 6, 9. 718 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg Abb. 820: Doppelfenster im Obergeschoss der Nordfassade des Saalbaus. Ansicht außen, Grundriss, Querschnitt, Längsschnitt, Ansicht innen. (aus: Binding 1996, S. 355, Abb. 159) Abb. 821: Saalarkaden in der Nordmauer des Saalbaus. (aus: Binding 1996, S. 353, Abb. 157) Im ersten Obergeschoss deuten die Mauerverzahnungen auf eine Raumaufteilung hin, die dem unteren Geschoss entspricht. Der östliche, zum Kapellengebäude hin gelegene Saal besaß auf der ganzen Länge seiner erhaltenen Nordmauer eine unverschließbare Fensterarkadenreihe. Diese durch Pfeiler in eine Viererarkade im Osten und zwei Fünferarkaden nach Westen geteilten Fenster besitzen Säulen, die zusammen mit Basis und Kapitell aus einem Stein gearbeitet sind. Die 1,1 m hohen, sich stark nach oben verjüngenden Säulen stehen doppelt hintereinander und tragen paarweise einen 719 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg gemeinsamen Sattelkämpfer.1909 An den Pfeilern sind Halbsäulen eingestellt. Von den insgesamt 34 Fenstersäulen haben fünf zur Innenseite gelegene Säulen eine besondere Form: Es sind ein gedrehter Säulenschaft aus vier Wülsten, zwei Knotenschäfte aus acht Wülsten, ein mit kreisförmigen Pflanzenornamenten versehener Schaft und ein aus einem Vierersäulchenbündel bestehender Schaft zu finden. Bei den Basen mit attischem Profil und Eckzier herrscht eine große Abwechslung in ihrer Verzierung. Ihre Eckzier, die u. a. in Form von geschärften Eckknollen (sog. „Eulenkopf“) und Palmetten vorkommt, wird häufig durch verschieden ausgebildete Kreissegmente verbunden.1910 Unter den Würfelkapitellen mit Halsring und Deckplatte herrscht eine große Vielfalt in ihrer Ausbildung, z. B. stilisierte Palmettenformen, oben zu Voluten eingerollte Halbkreise und Flechtband, welche Richtung Westen zunimmt.1911 Die gleichartig ausgebildeten, profilierten Sattelkämpfer1912 besitzen konkav geschwungene Seiten mit aus zwei Wülsten gebildeten viertelkreisförmigen Konsolen.1913 Abb. 822: Saalarkaden in der Nordfassade des Saalbaus. Innenseite. (aus: Binding 1996, S. 352, Abb. 156) 1909 Auf Grund von Verwitterungsschäden sind heute ein Großteil der Säulen durch Kopien ersetzt. – Binding 1996, S. 355. 1910 Zu den Säulenbasen: Arens 1967b, S. 47. 1911 Arens 1967b, S. 47-48. 1912 Arens 1967b, S. 47. 1913 Zu den Saalfenstern: Arens 1967b, S. 46-48 und 1968b, S. 206-207. – Binding 1996, S. 355. - Kunstdenkmäler in Wimpfen am Neckar 1954/1991, S. 29-30. 720 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg Abb. 823: Saalarkaden in der Saalbaunordwand. (aus: Hotz 1981/1992, T 12) Westlich neben den Saalarkaden befindet sich ein hohes, schlankes Doppelarkadenfenster, das den mittleren Raum belichtete. Seine beiden Bögen werden von einer Säule mit einer attischen Basis mit Eckzier und einem Würfelkapitell mit 721 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg dreifachen Rillen um den Schild getragen. Ein dicker Wulst umzieht die Fensterlaibung, hinter der die Öffnung mit Steinplatten geschlossen ist. In diese Steinplatten sind zwei kleine, verschließbare Rundbogenfenster eingesetzt. Zum Innenraum hin wird die tiefe Fensternische von einem profilierten Bogen überfangen, der mit Hornauslauf auf Kämpfern ruht. Vielleicht waren unter diesem Bogen ursprünglich Säulen eingestellt.1914 Der Westraum besaß in seiner Ringmauerseite zwei heute vermauerte Rundbogentüren, deren Öffnung von einem Rundwulst umzogen wird und die im Inneren mit einem waagerechten Sturz versehen sind.1915 Sie waren von innen her verriegelbar und führten in einen kleinen nördlichen Anbau.1916 Durch eine weitere, in der Westgiebelseite der Kapelle erhaltene, rechteckige Tür in der Ostmauer des Saales erfolgte der Zugang zur 3 m tiefen Empore der Kapelle.1917 Zur Erschließung der zwei Westräume und des Saales im Obergeschoss war ihnen im Süden wahrscheinlich – ebenso wie im Erdgeschoss – ein Gang vorgelegt. Arens rekonstruiert den Saalbau in einem Modell mit einem zweigeschossigen Südgang, welchem zur Erschließung des Obergeschosses noch eine seitliche Freitreppe vorgelagert ist.1918 Dabei gliedert er die hofseitige Fassadengliederung von Gang und Saalbau – entsprechend der Gestaltung der Kapelle – durch Lisenen und Rundbogenfries in senkrechte Wandfelder.1919 G. Binding hält das Vorhandensein eines ursprünglich zweiten Obergeschosses – in Anlehnung an die enge Beziehung zum dreigeschossigen Saalbau mit gleicher Raumaufteilung in Gelnhausen - für wahrscheinlich. Wie beim Saalbau in Gelnhausen vermutet er auch in Wimpfen einen die gesamte Geschossfläche einnehmenden Saal, der dann eine Größe von 33 x 14,2 m gehabt hätte.1920 Da der obere Abschluss der nördlichen Saalbaumauer in Wimpfen jedoch durch spätere Baumaßnahmen und Restaurierungen verändert wurde, muss die Frage nach einem möglichen dritten Geschoss offen bleiben. Saal: Mit seinen Maßen von etwa 17 x 10 m nahm der Saal im ersten Obergeschoss etwa die Hälfte der Grundfläche ein. Er war wahrscheinlich von der Hofseite her über Freitreppe, Südgang und Portal in der inneren Südmauer zugänglich. Eine Tür in seiner Ostseite führte auf die Empore des Kapellengebäudes. Der Saal erhielt eine großzügige Belichtung durch eine seine gesamte Nordwand einnehmende, unverschließbare Fensterarkadenreihe. Diese 14-teilige Fensterfront ist durch Pfeiler in eine Vierer- und 1914 Bei diesem Bogen auf der Innenseite handelt es sicht nicht, wie Arens (1967b, S. 49, 54) vermutete, um einen Schildbogen für ein Gewölbe. – In Größe und Gestaltung entspricht dieses Doppelarkadenfenster weitgehend dem des entsprechenden Raumes im zweiten Geschoss des Saalbaus von Gelnhausen. – Arens 1967b, S. 49. - Binding 1996, S. 356. 1915 Nach Aussage von Arens (1967b, S. 50) schlugen diese oberen Türen im Gegensatz zu denen im Erdgeschoss nach innen auf. 1916 Ob sie in das Obergeschoss eines Anbaus oder – wie Arens (1967b, S. 50) vermutet – auf einen Altan führten, kann heute nicht mehr geklärt werden. 1917 Binding 1996, S. 356. 1918 Die Wimpfener Grundrissdisposition in zwei gleich große, schmale Westräume und einem die Osthälfte einnehmenden Saal hinter einem hofseitigen Gang ähnelt der des Saalbaus in Gelnhausen. 1919 Foto vom Modell der im Wimpfener Heimatmuseum stehenden Pfalz in: Arens 1970, S. 7, Abb. 5. - Eine Raumaufteilung hinter einem hofseitigen Gang ist u. a. auch für den Saalbau in Gelnhausen, Bamberg und auf der Wartburg nachgewiesen. 1920 Binding 1996, S. 356. 722 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg zwei Fünferarkaden geteilt, deren Säulen eine reiche Vielfalt in der Ausbildung ihrer Basen-, Schaft- und Kapitellplastik zeigen. Maße Saalbau:1921 Grundriss Kernburg: Grundriss Kapelle (i. L.): Grundriss Saalbau EG (Außenmaße): Grundriss Saalbau EG (i. L.): Südgang EG (i. L.): Westräume EG (hinter S-Gang) (i. L.): Ostraum EG (hinter S-Gang) (i. L.): Höhe EG (i. L.): Grundriss 1. OG (ohne Gang) (i. L.): Grundriss 1. OG (mit Gang) (i. L.): Saalrekonstruktion 1. OG (i. L.): 215 m : 87 m 12,05 m : 7,25 m 35,6 m : 16,7 m ca. 33 bzw. 29 m : 14 m ca. 3 m : 29 m je 7 m : 10 m 17,2 m : 10 m = 172 qm ca. 4 m1922 ca. 33 m : 10 m = 330 qm 446 qm 17,2 m : 10 m = 172 qm Heutiger Bestand: Vom Saalbau ist seine in die Ringmauer eingebundene Nordseite und die mit der Kapelle gemeinsame Ostmauer zweigeschossig aus der Erbauungszeit erhalten geblieben. In der nördlichen Ringmauer befinden sich die ursprünglichen Fenster und Türen – letztere in vermauerter Form – und in der Ostseite ein Durchgang zur Empore der Kapelle. Sein Grundriss mit der Raumaufteilung des unteren Geschosses ist durch die Grabungen von 19567 und 1967/69 bekannt. Entstehungsgeschichte/Datierung: Die schriftlich überlieferten Königs- und Kaiseraufenthalte in Wimpfen beginnen mit dem Aufenthalt von Friedrich Barbarossa im Jahr 1182. Danach urkundete Heinrich VI. 1190 und 1194 in Wimpfen. Seit 1218 wurden die Königsbesuche unter Friedrich II. und besonders seines Sohnes Heinrich VII. sehr zahlreich, der in den Jahren 1224-28 häufig und 1232-35 wiederum öfter in Wimpfen weilte. Bei all diesen Königaufenthalten ist jedoch unklar, ob sie in der Pfalz, in Wimpfen im Tal oder im Hof des Wormser Bischofs stattfanden.1923 Im Jahr 1235 unterwarf sich Heinrich VII. seinem Vater, der ihn nach Worms brachte, von wo aus er dann in die Verbannung nach Süditalien kam. Danach fehlen Nachrichten über königliche Aufenthalte in Wimpfen, so dass erst wieder Rudolf von Habsburg genannt wird, welcher 1274 und 1282 in Wimpfen weilte.1924 Die Stadt Wimpfen entstand auf dem Eulenberg westlich der Pfalz an der Stelle einer älteren Siedlung ungefähr zeitgleich mit der Errichtung der Pfalz, jedoch erst nach der Zeit Friedrich Barbarossas.1925 Die Datierung der Pfalz Wimpfen war lange Zeit umstritten, wobei die Datierungsvorschläge für ihre Errichtung von etwa 1160/70 bei Hotz1926 bis 1220/30 bei 1921 Angaben nach Arens 1970 und Binding 1996 (S. 354) und Rekonstruktion Grundriss. 1922 Nach Binding 1996, S. 354. - Arens (1967b, S. 53) gibt die Erdgeschosshöhe mit etwa 3,5 m an. 1923 Die Urkunden lauten „apud Wimpinam“. Erst 1254 und 1255 wird ein „castrum Wimphinensis et opidum ibidem“ genannt. – Binding 1996, S. 350. 1924 Zu den Königsaufenthalten in Wimpfen: Binding 1996, S. 350-351. – Arens 1967b, S. 16-24 und 1968b, S. 203204. 1925 Zur Stadtgründung: Arens 1968b, S. 211-212. – Binding 1996, S. 351, 353. – Hafer 1993, S. 62. 1926 Hotz 1981/1992, S. 60. 723 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg Arens1927 reichten.1928 F. Arens datiert die Pfalzgebäude (1967) durch Stilvergleiche ihrer Bau- und Schmuckformen mit einer Anzahl von Bauten, deren zeitliche Einordnung er als gesichert annahm. Dabei verweist er besonders auf die stilistischen Beziehungen zu den Säulen des Wormser Domes. Auf Grund seiner Datierung der Wormser Ostteile und des Langhauses auf 1171-81, des Nordportals auf 1184 und vom Langhaus sowie Westchor bis 1210/20 ergab sich für ihn eine zeitliche Einordnung der Wimpfener Pfalz zwischen 1210 und 1230.1929 Durch dendrochronologische Untersuchungen des Domes in Worms können seine Ostteile inzwischen auf 1130-45, das Langhaus auf 1160/65 und sein Westchor auf 1180 datiert werden.1930 Deshalb ist auch für den Wimpfener Saalbau eine frühere Entstehungszeit anzunehmen. Eine dendrochronologische Analyse von Hölzern des Roten Turmes in Wimpfen ergab für das Fälldatum den Zeitraum „von 1200-1220“, wobei als wahrscheinlichster Zeitpunkt „wohl um 1204“ angegeben ist. Bei der Untersuchung weiterer Holzbalkenreste dieses Turmes konnte ein Fällzeitraum „zwischen 1181 und 1201“ ermittelt werden.1931 W. Hotz kommt (1981) durch Stilvergleiche zur Datierung der Wimpfener Pfalz mit ihren Frühformen „in das Jahrzehnt zwischen 1160 und 1170“. Er hält ihre Errichtung zum Zeitpunkt des Aufenthalts Kaiser Friedrich Barbarossas im Jahr 1182 für „längst vollendet“.1932 P. Knoch sieht (1983) in dem dendrochronologischen Datum „um 1204“ den Bauabschluss der Wimpfener Pfalz, die vielleicht 1182, im Jahr des ersten Aufenthalts von Friedrich Barbarossa in Wimpfen begonnen wurde.1933 A. Hafer setzt die Entstehung der Wimpfener Pfalz (1993) auf Grund der Frühdatierung des Wormser Domes sowie der dendrochronologischen Datierung des Roten Turmes in die Zeit „vor 1200“.1934 G. Binding datiert (1996) den Saalbau und den kleinen Wohnbau in Wimpfen durch Stilvergleiche in die 1170er Jahre, das sog. Steinhaus in das Ende des 12. und die drei Türme in den Anfang des 13. Jahrhunderts.1935 Unter Einbeziehung historischer Daten, Stilvergleiche, dendrochronologischer Untersuchungen des Roten Turmes sowie der Übereinstimmungen mit Gelnhausen in 1927 Arens 1867b, S. 146. 1928 Zu den unterschiedlichen Datierungsangaben s. auch: Knoch 1983, S. 343-344. 1929 Arens 1967b, S. 138-139, bes. S. 146. – Arens (1967b, S. 139-140) vergleicht die Kapitellplastik des Saalbaus mit der im Obergeschoss der Pfalzkapelle in Eger (1215-25), der Stiftskirche in Wunstorf (Anfang des 13. Jahrhunderts), der Zwerggalerie des Ostgiebels von St. Geron in Köln und der Mittelburg von Eberbach am Neckar (nach Arens um 1220-30). Weiterhin zieht er stilistische Vergleiche mit dem Kloster Bronnbach, elsässischen Kirchen sowie dem Saalbau in Gelnhausen. – s. auch Arens 1968b, S. 206-207. 1930 Damit steht das dendrochronologische Datum des Westchores in Übereinstimmung mit einer Urkunde über die Chorweihe im Jahr 1181. – Zur Datierung des Wormser Domes: Hotz 1981/992, S. 14-15 und Anm. 23. – Hafer 1993, S. 61-62. 1931 Hafer 1993, S. 62. – Binding/Schmidt 1983, S. 360. Knoch 1983, S. 344349. – Somit wurde der Rote Turm um 1200 bzw. Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet. Die beiden anderen Türme der Wimpfener Pfalz scheinen nach Vermutung von Binding (1996, S. 366) „aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts“ oder erst „um 1220/30“ zu stammen. 1932 Hotz 1981/1992, S. 60. – Hotz (1981/1992, S. 59-60) vergleicht die Wimpfener Stilformen von Saalbau und Kapelle mit denen des Wormser Domes und seinen Nachfolgebauten im Elsass, besonders mit Rosheim, dem Odilienberg und Seebach. Auch hält er die Würfelkapitelle des Kreuzgangs von Eschau im Elsass, welche er zwischen 1130 und 1150 datiert, für eine Ausgangsform der Kapitelle von den Fensterarkaden des Saalbaus in Wimpfen. 1933 Knoch 1983, S. 349. 1934 Hafer 1993, S. 62. 1935 Binding 1996, S. 366. – Er (1996, S. 366) vergleicht die Säulenschäfte der Wimpfener Saalarkaden mit denen des Wormser Westchores (1170er Jahre), des Nordwestturmes der Klosterkirche Ilbenstadt in der Wetterau (um 1160) und der Wohnbauten in Münzenberg (bis ca. 1165). Die von Arens angeführten Stilvergleiche mit dem Kloster Bronnbach, Kirchen im Elsass, wie Rosheim (1135-50) und mit Gelnhausen sind nach Binding Vorbilder aus den 1160er Jahren. 724 Wimpfe n, Pfalz /Bade n-Württe mberg Bezug auf Stilformen und Raumdisposition kann für den Saalbaus in Wimpfen eine Bauzeit von 1182 bis um 1200 angenommen werden.1936 Damit wäre als Bauherr dieser Pfalz Friedrich II. zu nennen. Nach dem Untergang der staufischen Herrschaft kamen einzelne Pfalzbauten in den Besitz verschiedener Klöster und Adliger, besonders der Herren von Weinsberg. Die Wimpfener Pfalz wurde Sitz der Reichslandvögte für Oberfranken, später für Niederschwaben und diente zur gleichen Zeit als Landgericht. Ab dem 14. Jahrhundert erwarb die freie Reichsstadt Wimpfen einzelne Pfalzgebäude. Während zu jener Zeit der Abbruch des Saalbaus bis auf seine Ringmauerseite erfolgte, wurde das Kapellengebäude bis zu seiner Profanisierung im 19. Jahrhundert weiter genutzt. Im Dreißigjährigen Krieg kam es in den Jahren von 1622 bis 1648 zur Plünderung und teilweisen Zerstörung der ehemaligen Pfalzanlage. Zum Wiederaufbau der Häuser in Wimpfen verwendeten die Bürger die Steine der Pfalzanlage und der Stadtmauer. 1833/34 erfolgte die Freilegung der Saalbauarkaden und ab 1909 die Sanierung der ehemaligen Pfalzgebäude. Die Kapelle wird heute als Kirchenhistorisches Museum und das sog. 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Diplomarbeit über die „Entwicklung der Fachwerkkonstruktion in Einbeck von 1540 bis 1610“. 1992 für einige Monate Aufenthalt in den USA: Arizona und Kalifornien. 1992 bis 1999 Tätigkeit in Architekturbüros in Hannover (Schwerpunkt: Denkmalpflege, Altbausanierung), nebenbei Beginn der Dissertation „Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer“. Ab 1993 Teilnahme an zahlreichen BurgenTagungen, besonders in Deutschland und in der Schweiz sowie Burgenexcursionen in verschiedene Regionen des mitteleuropäischen Raumes. Frühjahr 2000 Heirat und Umzug in die Schweiz. Seit Juli 2003 wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Archäologischen Dienst in Bern. Projektleiterin der „Inventarisation von Burgen im Kanton Bern“. 791 Anha ngsverzeichnis: Übersic htskarte und Pläne 8 Anhangsverzeichnis: Übersichtskarte und Pläne - Saal- und Wohnbauten im Reich der Staufer (Übersichtskarte) - Lage des Saalbaus (M 1:1000) - Grundriss des Saalbaus I (M 1:300) - Grundriss des Saalbaus II (M 1:300) - Grundriss des Saalbaus III (M 1:300) - Fassade des Saalbaus I (M 1:300) - Fassade des Saalbaus II (M 1:300) - Fassade des Saalbaus III (M 1:300) - Fenster des Saalbaus, Wohnbaus, Wohnturms I (M 1:50) - Fenster des Saalbaus, Wohnbaus, Wohnturms II (M 1:50) 792