Hausarbeit

Die Arbeit zum Thema 'E-Zines' entstand im Rahmen eines sprachwissenschaftlichen Seminares über das Internet unter Betreuung von
Prof. Dr. Peter Schlobinski an der Universität Hannover.

Wir versuchten den Begriff E-zine und seine Charakterisika vorzustellen.
Die Electronic Magazines (kurz E-Zines) unterscheiden sich von den Online-Zeitschriften dadurch, daß sie keine Print-Version haben und lediglich im Netz zu lesen sind. Chakteristisch für E-Zines ist auch, daß bei ihrer Verfassung  meist auch die Mitarbeit der Leser gefragt ist. Das unterscheidet sie von einfachen Homepages, und auch daß sie mehr oder weniger regelmäßig aktualisiert werden.
Ihren Ursprung nehmen E-Zines in Fanzines, welche von Fans für andere Fans verfaßt werden. Ein Beispiel dafür ist  Betonbruch, die aus dem gleichnamigen Papierfanzine hervorgegangen ist.
Es gibt Informations-E-Zines, Lyrik-Bände, Rezensions-Magazine und E-Zines, die sich nur mit bestimmten Buch-, Heft-, Film- oder Fernseh-Serien beschäftigen aber auch solche, die sich nur einem Thema allgemein widmen, wie z.B. der Science Fiction (SF).  Schließlich existieren auch noch spezielle Fantasy-, Rollenspiel-, Horror- oder Comic-E-Zines. Inzwischen wurde der Begriff auch von anderen Bereichen übernommen: Musik, Sport, etc. Eine besonders große Rolle spielen die E-Zines für Kunst und Literatur. Weitere Informationen zu den verschiedenen Themen finden Sie in Themen und Sprache und in unserer Liste.
Manche E-Zines werden von Firmen herausgegeben, die als eine Art Werbung und Treffpunkt mit dem Publikum ausnutzen.

Mit der Entwicklung des Internets entstanden neue Möglichkeiten des Publizierens. Und nicht nur die großen Redaktionen von Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen haben die Möglichkeiten der elektronischen Medien entdeckt. Alle, die Interesse am Veröffentlichen hatten, konnten dank des Internets ihr Ziel problemlos erreichen: plötzllich konnte man etwas ganz einfach für die ganze Welt veröffentlichen.
Internet wird als ein sehr demokratisches Medium bezeichnet: jeder kann seine Arbeiten ins Netz einbringen, und die Leser entscheiden selbst, ob sie sich damit befassen wollen (Olivia Adler - Publizieren im Web).
Die Möglichkeiten von E-Zines basieren primär auf den freiheitsgeprägten und umfangreichen Eigenschaften des Trägermediums Internet, wie ein weltweites Angebot; die Möglichkeit der ständigen Aktualisierung; Wegfall räumlicher, sowie anderer Beschränkungen der Printmedien: den Herausgebern entfallen die Kosten (die im Internet außerordentlich niedrig sind) und Schwierigkeiten des Druckens und Verteilens und sie sind auch nicht mehr an die Abgabetermine gebunden. Die E-Zines müssen nicht jedesmal neu produziert werden, sondern nur ergänzt und überarbeitet.  Der Verfasser benötigt nur den Internet-Zugang, den Platz auf einem Server und einen Domain-Name. Vor allem wird auch die hypertextuelle Struktur ausgenutzt.

E-Zines werden meistens von einzelnen Personen oder von Gruppen von Personen, die sich für ein bestimmtes Thema interessieren und das mit anderen teilen möchten, erstellt.  Wir haben von mehreren E-Zine-Autoren erfahren, daß sie zuerst in anderen E-Zines ihres Interesses aktiv gewesen sind, bevor sie auf die Idee kamen, selber etwas zu veranstalten. Die Themen und die Sprache variieren von E-Zine zu E-Zine und stellen keinen homogenen Bereich dar; alles kommt auf das Thema und auf die Verfasser an.
Da diese E-Zines sehr von den persönlichen Möglichkeiten der(s) Herausgeber(s) abhängen, werden sie auch entsprechend oft unregelmäßig aktualisiert: "Major updates (...) occur about once every two months. It all depends on how lazy I am feeling :)." (E-Mail von Leszek Pawlowicz, Rock Art Of The Southwest , 27.01.99). Die Aktualisierung ist auch von der Teilnahme der Leser abhängig.

E-Zines stellen keine Konkurrenz für Online-Zeitschriften und deren Print-Versionen dar. Sie streben das meist auch nicht an, da sie sich oft sehr speziellen Themen widmen und sich auf ein spezielles Publikum richten. Im Gegensatz zu den Online-Zeitschriften, in denen die Homepage "die Grundgestaltung (und hierüber auch die Corporate Identity) sowie den Inhalt des Angebotes wiederspiegelt" (Runkehl, Schlobinski, Siever, S. 173) legen die E-Zines großen Wert auf Überraschungen, da sie auch grundsätzlich keinen Ausgangspunkt (eine Printversion) haben. Viele verfügen über eine Pre-Homepage: eine Seite, die nur ein Bild (Sticker7, CyberZauber) oder einen Wilkommengruß enthält, oder die Möglichkeit der Sprachauswahl bietet (Gamesmania). Von da aus wird man weiterverwiesen, ohne das man unbedingt eine Vorstellung hat, was danach kommt. Rubriken wie die aus den Online-Zeitschriften, z.B. 'Aktuell', 'Wirtschaft', 'Kultur', 'Gesellschaft', 'Sport', werden z.B. mit: 'Fürs Auge', 'Frischer Kaffee (schwarz!)' und 'Freaks u. mehr' ersetzt (Yaahot).

Die Anzahl der E-Zines wächst aufgrund ihrer 'Problemlosigkeit' sehr schnell. Der E-Zines 'Markt' ist, genauso wie sein Trägermedium Internet, ziemlich unüberschaubar geworden. Um die E-Zines bekannt und damit für die potentiellen Leser leicht auffindbar zu machen, tragen sie die Herausgeber in thematisch passende Newsgroups, Mailinglisten und in Suchmaschinen ein. Einige Vorschläge sind auch in unserer Liste zu finden.  Oft weiß man nicht, welche noch am Leben sind und welche ihr Erscheinen schon eingestellt haben. Sie überleben teilweise nicht lange und können aus persönlichen Gründen der Herausgeber (keine Zeit oder kein Interesse mehr) wieder eingestellt werden. Diejenigen, die längere Zeit überleben (mehrere Jahre), verändern sich oft mit ihren Herausgeber zusammen. Sie werden oft 'ernster': regelmäßiger aktualisiert, die Auswahl der zu veröffentlichenden Arbeiten wird anspruchsvoller, andere Rubriken werden entwickelt, etc. Das ist auch damit verbunden, daß E-Zines ein bestimmtes Publikum schaffen, das regelmäßig eigene Teilnahmen (Texte bzw. Bilder oder Nachrichten) hinschickt und sich für die E-Zines engagiert. Die Leser 'lernen sich kennen' und entwickeln eigene virtuelle Welten auch dadurch, daß sie im Internet leicht miteinander kommunizieren können. Viele Verfasser schaffen in ihren E-Zines Foren und Gästebücher. Dadurch werden die Kommunikationsmöglichkeiten des Internets ausgenutzt um einen Meinungsaustausch zwischen Menschen zu ermöglichen, der sonst nicht stattfinden würde.

Der Inhalt der E-Zines wird von den Herausgebern bestimmt, d.h., sie üben Zensur über die eingegangenen Leserteilnahmen aus, oder nicht. Auf einem weiteren Niveau kann auch der Provider entscheiden, ob eine E-Zine zur Veröffentlichung zugelassen wird: "When the site was first published, it was immediately banned by our provider ((...) the guy called me home just to say that everything on our site has been dropped from the server - no choice.)(...) it seemed we had hit right on the target." (E-Mail von Gilles, LOGIC HELL, 27.01.99).
Von den Herausgebern haben wir erfahren, daß es selten vorkommt, daß Lesertexte zensiert werden (müssen). Kontroverse Inhalte sind meistens willkommen: "je weniger konsistent und zusammenpassend, desto besser. je absurder die zusammenkünfte, desto schöner." (E-Mail von euro schwenzer, Betonbruch, 28.01.99)

In dem Gedränge von den zu verschiedenen Themen verfaßten E-Zines stehen die Leser eventuell vor der Frage der Glaubwürdigkeit dessen, was sie zu lesen bekommen, was auch nie tatsächlich zu einem Problem wird, da die E-Zines sich oft selber nicht zu ernst nehmen. Es wird den Lesern die Entscheidung überlassen, wie sie mit dem Inhalt umgehen wollen, was auch mit Kriterien wie Spaß am Lesen zu tun hat.
Für alle, die noch am Überlegen sind, ob sie ihre Ideen wirklich veröffentlichen sollten, bleiben die Worte von M. Foucault:
"... warum sollte nicht jeder sein eigenes Leben als Kunstwerk betrachten können?" ( Meine Seite )
 

Barbara Tomczak
Cláudia Alexandra dos Santos Branco Paulino