Abstract: | |
Trotz vielfältiger vergangener Bildungsmaßnahmen zur Verbesserung des Bildungszugangs bestehen beim Über-gang in ein Studium noch immer soziale Herkunftsunterschiede. Diese herkunftsspezifischen Unterschiede wer-den nach Boudon (1974) als primäre und sekundäre Herkunftseffekte gefasst. Hinter dem primären Herkunfts-effekt stehen die schulischen Leistungen von Schüler*innen, die je nach sozialer Herkunft differieren. Der se-kundäre Herkunftseffekt bezieht sich auf eine Bildungsentscheidung. Diese fällt auch dann unterschiedlich aus, wenn Schüler*innen aus den unteren Sozialgruppen dieselben Noten erzielen würden, wie Schüler*innen aus den oberen Sozialgruppen. Boudon (1974) zufolge entscheiden sich Schüler*innen für einen bestimmten Bildungsweg, weil dieser ein gewinnbringendes Ergebnis aus Kosten- und Ertragsüberlegungen ist. Die Entschei-dungsmechanismen für einen bestimmten Bildungsweg werden in der Regel mithilfe des Rational-Choice-Ansatzes nach Erikson und Jonsson (1996) untersucht. Die Autoren bekräftigen, dass Bildungsentscheidungen nicht ausschließlich auf Basis von Kosten- und Ertragsüberlegungen getroffen werden, sondern zusätzlich auf-grund individueller Erfolgsaussichten, unter denen der vorteilhafteste Bildungsweg realisiert werden kann. Die Masterthesis überprüft erstmals empirisch, ob durch die theoretische Erweiterung Boudons Ansatzes (1974) durch Erikson und Jonsson (1996) eine Überschneidung beider Herkunftseffekte entsteht. In der Analyse der herkunftsspezifischen Unterschiede beim Übergang ins Studium stehen zwei Aspekte im Mittelpunkt: Zum einen wird aus theoretischem Blickwinkel die Frage beantwortet, ob zwischen der Abiturnote (primärer Herkunftseffekt) und der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit für ein Studium (sekundärer Herkunftseffekt) ein Zusammenhang vorliegt. Zum anderen verfolgt die Arbeit eine Methodeninnovation, indem der Zusammenhang zwischen Note und Erfolgswahrscheinlichkeit über den Vergleich von zwei Dekompositionsmodellen geprüft wird. Die Ergebnisse zeigen, dass der Erklärungsbeitrag der Abiturnote am Herkunftseffekt um 25 % zurückgeht, wenn die subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit in das Dekompositionsmodell aufgenommen wird. Daraus folgt, dass Schüler*innen bei der Einschätzung ihrer subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit ihre schulischen Leistungen als Indikator dafür betrachten, ein Studium erfolgreich beenden zu können. Die vorliegende Masterthesis zeigt auf, dass ein analyti-sches Bias hervortritt: Sofern primäre und sekundäre Herkunftseffekte weiterhin getrennt voneinander betrach-ten werden, werden primäre Herkunftseffekte leicht aber dennoch systematisch unterschätzt.
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License of this version: | CC BY 3.0 DE - http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/ |
Publication type: | MasterThesis |
Publishing status: | publishedVersion |
Publication date: | 2018-03-23 |
Keywords german: | Dekomposition, Zusammenhang, primäre und sekundäre Herkunftseffekte |
Keywords english: | decomposition, primary secondary effects social origin |
DDC: | 300 | Sozialwissenschaften, Soziologie, Anthropologie, 370 | Erziehung, Schul- und Bildungswesen |