Leibniz und die braunschweig-lüneburgische Hausgeschichte. Leibniz’ Suche nach den Vorfahren Azzos II. von Este zwischen 1685-1716 und sein Prioritätsstreit mit Lodovico Antonio Muratori

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dc.identifier.uri http://dx.doi.org/10.15488/14447
dc.identifier.uri https://www.repo.uni-hannover.de/handle/123456789/14564
dc.contributor.advisor Hohkamp, Michaela
dc.contributor.advisor Teuscher, Simon
dc.contributor.author Erdner, Sven eng
dc.date.accessioned 2023-08-17T08:47:49Z
dc.date.available 2023-08-17T08:47:49Z
dc.date.issued 2023
dc.identifier.citation Erdner, Sven: Leibniz und die braunschweig-lüneburgische Hausgeschichte. Leibniz’ Suche nach den Vorfahren Azzos II. von Este zwischen 1685 - 1716 und sein Prioritätsstreit mit Lodovico Antonio Muratori. Hannover : Gottfried Wilhelm Leibniz Universität, Diss., 2023, VI, 570 S., DOI: https://doi.org/10.15488/14447 eng
dc.description.abstract Leibniz’ genealogische Forschungen zu den Welfenvorfahren sind innerhalb des lange vernachlässigten Themas „Leibniz als Historiker“ bisher kaum näher untersucht worden, obwohl diese zum Kern von Leibniz’ geplanter Welfengeschichte gehörten, welche ihrerseits einen bedeutenden Teil seiner rund vierzigjährigen Tätigkeit für den hannoverschen Hof einnahm. Ausgangspunkt dieser Forschungen war im Jahr 1685 der Auftrag Herzog Ernst Augusts an Leibniz, die Ursprünge der Dynastie, genauer die gemeinsamen Agnaten des Hauses Braunschweig-Lüneburg (d.h. der heutigen Welfen) und der italienischen Este, über den zu Leibniz’ Zeit bekannten Stammvater Azzo II. von Este (gest. 1097) hinaus mit den sich ab dem 17. Jahrhundert herausbildenden Wissenschaftsmethoden zu ermitteln und durch Quellen kritisch zu begründen. Um die selbst nach über zwanzig Jahren noch nicht abgeschlossene Arbeit zu beschleunigen, kommt es v.a. ab 1711 bis 1716 zur intensiven brieflichen Kooperation Leibniz’ mit Lodovico Antonio Muratori, dem Historiographen der Herzöge von Modena aus dem Hause Este, die sich zu einem Konkurrenzkampf in der Identifizierung dieser Agnaten und schließlich 1715/1716 zu einem Streit um die Priorität wandelt. Muratori verdächtigt zudem Leibniz, um dessen Welfengeschichte endlich zu vollenden, des Plagiats, liegt letzterem doch ab August 1715 Muratoris vollständig ausgearbeitete Untersuchung zu den italienischen Vorfahren Azzos II., den heute so genannten Obertenghi/Otbertinern, vor. Diese kann der italienische Historiker schließlich 1717 unter dem Titel Antichità estensi als bis heute grundlegendes Werk zur Este-Forschung herausgeben, während Leibniz’ Arbeit – seine Annales imperii – bei seinem Tod 1716 unvollendet bleibt und erst Mitte des 19. Jahrhunderts veröffentlicht wird. Die Dissertation verfolgt den Zusammenhang von Leibniz’ eigener Erforschung dieser otbertinischen Agnaten des Hauses Braunschweig-Lüneburg und der Este mit dem späteren Prioritätsstreit mit Muratori. Einleitend wird Leibniz’ Rolle als Historiker mit der in seiner Zeit beginnenden Verwissenschaftlichung und der Entwicklung einer kritischen Methodik betrachtet, die mit einem Überblick zur Genese der modernen Geschichtsforschung aus der Methodenentwicklung der Barockhistorie dargelegt wird. Dazu wird parallel die Problematik von Leibniz’ Forschungsgegenstand, die Adelsgeschichte, in ihrem jeweiligen zeitabhängigen Selbstverständnis (frühmittelalterliche Einnamigkeit vs. Barocke Dynastisierung in der Leibniz’schen historiographischen Rekonstruktion) sowie die Forschung darüber mit ihrer Methodik erläutert. In 6 Kapiteln wird nachfolgend Leibniz’ Forschungschronologie nachgezeichnet, von der Einarbeitung in die Thematik 1685-1690 bis hin zur Phase der Zusammenarbeit mit Muratori 1711-1716. Als wichtigstes Ergebnis kann festgehalten werden, dass Leibniz bereits ab 1693 die welfisch-estischen Agnaten mittels seines wissenschaftlichen Instrumentariums, u.a. der bis heute praktizierten besitzgeschichtlich-genealogischen Methode, auf die Otbertiner zurückführt, wie dies später ebenso durch Muratori geschieht. Dabei führt Leibniz verschiedene Informationsströme zusammen: Lektüre zeitgenössischer Historiker, Hinweise aus seinen zahlreichen Briefwechseln und Ergebnisse seiner Archivreise von 1690 nach Modena, die in seine handschriftlichen Stammtafeln einfließen, deren Ergebnisse er aber nicht öffentlich macht und die die bisher unbekannte Grundlage für seine spätere Zusammenarbeit mit Muratori bilden. V.a. anhand der (Neu)Edition dieser bisher zum größten Teil unerforschten Handschriften lässt sich die bestehende Forschungsmeinung über Leibniz’ Abhängigkeit von seinen Korrespondenzpartnern bei der Ermittlung der Otbertiner korrigieren, da sie Leibniz’ selbstständige Forschungsdurchbrüche der 1690er Jahre kenntlich machen. Die Analyse der Handschriften erlaubt zudem die Identifizierung zweier sich nacheinander ablösender Abstammungstheorien, von denen Leibniz die erste von 1693 bis ca. 1697 und die zweite von ca. 1698 bis 1711 vertrat. Mit letzterer beginnt Leibniz die Zusammenarbeit mit Muratori, erkennt aber infolge der weitgehenden Übereinstimmung der ersteren mit einer ausführlichen Genealogie der Welfen-Este-Vorfahren in einem Brief Muratoris von Februar 1711, der so genannten Dissertazione prima, die die Grundlage für die späteren Antichità estensi bildet, dass die eigenen älteren Überlegungen zur Otbertiner-Abstammung von 1693 wohl zutreffend waren. Leibniz’ darauffolgender Rückgriff auf diese ältere Theorie, besonders in einem den Este gewidmeten Kapitel seiner Annales, welches ab Oktober 1715 Muratori vorliegt, erscheint deshalb von außen betrachtet wie eine Übernahme von Muratoris Forschungen, was in den Plagiatsvorwurf von 1715/1716 gipfelt. Leibniz’ so rekonstruierbare Genealogie der Welfen-Este-Vorfahren der Annales wird abschließend mit den Antichità estensi von Muratori verglichen. Dabei treten neben den jeweils eigenständigen Forschungsleistungen auch wechselseitige Abhängigkeiten in den Details der beiden Gelehrten zu Tage, ohne dass sie diese immer genau kenntlich machten. eng
dc.description.abstract Leibniz’s genealogical research of the Guelph ancestors has hardly been examined in detail within the long- neglected topic of “Leibniz as historian”, although it was a central part of Leibniz’s planned history of the Guelphs, which in turn occupied a significant part of his approximately forty years of activity for the Hanoverian court. The starting point of this research was the commission of Duke Ernst August to Leibniz in 1685 to investigate the origins of the dynasty, more precisely the common agnates of the House of Brunswick-Lüneburg (i.e. today’s Guelphs) and the Italian Este, beyond the progenitor Azzo II of Este (d. 1097), using the scientific methods that began to emerge in the 17th century, and to substantiate his foundings critically through sources. In order to accelerate the work, which was not yet completed even after more than twenty years, Leibniz cooperated intensively by letter with Lodovico Antonio Muratori, the historiographer of the Dukes of Modena from the House of Este, especially from 1711 to 1716, which turned into a competition in the identification of these agnates and finally into a dispute over priority in 1715/1716. Muratori also suspected Leibniz of plagiarism in order to finally complete his history of the Guelphs, as the latter had Muratori’s fully elaborated study on the Italian ancestors of Azzo II, today known as the Obertenghi, at his disposal from August 1715 on. The Italian historian was finally able to publish it in 1717 under the title Antichità estensi, which is a fundamental work of research on the Este dynasty to this day, while Leibniz’s work - his Annales imperii - remained unfinished at his death in 1716 and was not published until the middle of the 19th century. The dissertation traces the connection of Leibniz’s own research on the Obertenghi ancestors of the House of Brunswick-Lüneburg and the Este with the later priority dispute with Muratori. Beginning with Leibniz’s role as a historian within the process of scientification in his time and the development of a critical methodology an overview of the genesis of modern historical research is presented from its methodological development of baroque history onwards. In parallel, the problematic of Leibniz’s object of research, the history of nobility, is explained in its respective time-dependent self-understanding (early medieval mononymy vs. baroque dynastization in Leibniz’s historiographical reconstruction) as well as the modern research on the topic with its methodology. In 6 chapters, Leibniz’s chronology of research is subsequently traced, from his familiarization with the topic in 1685- 1690 to the phase of collaboration with Muratori in 1711-1716. The most important result is that Leibniz traces the agnates of the Guelph-Este back to the Obertenghi as early as 1693 by means of his scientific instruments, among others the so called besitzgeschichtlich-genealogische Methode, which is still practiced today, as it is also done later by Muratori. In doing so, Leibniz brings together various streams of information: Readings of contemporary historians, hints from his numerous correspondences and results of his archival journey of 1690 to Modena, which flow into his handwritten genealogical tables, the results of which, however, he does not make public and which form the hitherto unknown basis for his later collaboration with Muratori. The (re)edition of these manuscripts, most of which have been unexplored so far, helps to correct the existing research opinion about Leibniz’s dependence on his correspondence partners in the determination of the Obertenghi, since they make Leibniz’s independent breakthroughs of the 1690s on this field recognizable. The analysis of these manuscripts also allows the identification of two successive genealogical theories, of which Leibniz held the first from 1693 to ca. 1697 and the second from ca. 1698 to 1711. With the latter, Leibniz begins his collaboration with Muratori, but as a result of the extensive agreement of the former theory with a detailed genealogy of the Guelph-Este ancestors in a letter by Muratori from February 1711, the so-called Dissertazione prima, which forms the basis for the later Antichità estensi, he recognises that his own older reflections on the Obertenghi descendance from 1693 were probably correct. Leibniz’s subsequent recourse to this older theory, especially in a chapter of his Annales devoted to the Este, which is available to Muratori from October 1715 on, therefore appears from the outside to be an adoption of Muratori’s research, culminating in the accusation of plagiarism of 1715/1716. Finally, Leibniz’s genealogy of the Guelph-Este ancestors within the Annales, which can thus be reconstructed, is compared with Muratori’s Antichità estensi. In addition to the respective independent research achievements, mutual dependencies in the details of the two scholars also come to light, without being always pointed out so accordingly. eng
dc.language.iso ger eng
dc.publisher Hannover : Institutionelles Repositorium der Leibniz Universität Hannover
dc.rights CC BY 3.0 DE eng
dc.rights.uri http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/ eng
dc.subject Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) eng
dc.subject Lodovico Antonio Muratori (1672-1750) eng
dc.subject Obertenghi eng
dc.subject Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) ger
dc.subject Lodovico Antonio Muratori (1672-1750) ger
dc.subject Welfen ger
dc.subject Este ger
dc.subject Obertenghi ger
dc.subject Otbertiner ger
dc.subject Geschichte ger
dc.subject Genealogy ger
dc.subject Vangadizza ger
dc.subject Alberto ger
dc.subject Azzo II. von Este (gest. 1097) ger
dc.subject Adalberto II. (gest. 1034) ger
dc.subject Antichità estensi (1717) ger
dc.subject Annales imperii occidentis Brunsvicenses ger
dc.subject Priorität ger
dc.subject Plagiat ger
dc.subject Mittelalter ger
dc.subject Dynastie ger
dc.subject Adel ger
dc.subject House of Guelph eng
dc.subject House of Este eng
dc.subject History eng
dc.subject genealogy eng
dc.subject Alberto-Azzo II. of Este (d. 1097) eng
dc.subject Adalberto II. (d. 1034) eng
dc.subject Priority eng
dc.subject plagiarism eng
dc.subject medieval period eng
dc.subject dynasty eng
dc.subject nobility eng
dc.subject mononymy eng
dc.subject.ddc 900 | Geschichte und Geografie eng
dc.title Leibniz und die braunschweig-lüneburgische Hausgeschichte. Leibniz’ Suche nach den Vorfahren Azzos II. von Este zwischen 1685-1716 und sein Prioritätsstreit mit Lodovico Antonio Muratori eng
dc.type DoctoralThesis eng
dc.type Text eng
dc.description.version publishedVersion eng
tib.accessRights frei zug�nglich eng


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