German Federal Ministries play a central role in the initiation and formulation of political initiatives by the Federal Government. This repeatedly raises the question of interest group influence. In media reporting, but also scientific discussions, the answer is usually sought under the keyword “lobbyism”, in which the ministerial bureaucracy appears to be largely a passive recipient of external influence. This view is challenged by applying a three-dimensional analysis. The initial hypothesis is that the ministerial bureaucracy is capable of strategic interaction, which is first illustrated at the macro level of relations between the state and organized interests. Second, the effect of organization and procedures of the ministerial bureaucracy on the relationship with interest groups is examined. Finally, the attitudes of ministerial bureaucrats in dealing with organized interests are reconstructed by using data from an online survey. The result is that the interactions between the two sides go far beyond the one-way automatism suggested in the lobbying concept.
Die Bundesministerien nehmen bei der Initiierung und Formulierung politischer Vorhaben der Bundesregierung eine zentrale Rolle ein. Dies wirft immer wieder die Frage nach dem Einfluss organisierter Interessen auf. In der medialen Berichterstattung, aber auch in der wissenschaftlichen Diskussion wird die Antwort zumeist unter dem Stichwort „Lobbyismus“ gesucht. Die Ministerialverwaltung erscheint dabei überwiegend als passiver Adressat externer Einflussbestrebungen. Dieser Sichtweise soll mit Hilfe einer drei Dimensionen umfassenden Analyse entgegengetreten werden. Die Ausgangsthese lautet, dass die Ministerialverwaltung zu strategischer Interaktion befähigt ist, was zunächst auf der Makroebene der Beziehungen zwischen Staat und organisierten Interessen illustriert wird. Daran anschließend wird zweitens der Einfluss von Organisation und Arbeitsweise der Ministerialverwaltung auf die Beziehungen zu Verbänden untersucht. Die dritte Dimension schließlich gilt den Einstellungen der Ministerialverwaltung im Umgang mit organisierten Interessen. Im Ergebnis ist festzustellen, dass die Interaktionen zwischen beiden Seiten deutlich über die Automatismen der Interessendurchsetzung hinausgehen, wie sie im Lobbyismus-Konzept unterstellt werden.