Neue grammatische Konstruktionen werden in verschiedenen Domänen des kulturellen Raumes (z.B. in Wissenschaften, in Verwaltungen, in Literatur, in neuen Medien) entwickelt und mit spezifischen Signifikanzen etabliert. Manche werden mit anderen Signifikanzen in weitere Domänen des kulturellen Raumes übernommen, andere verschwinden als ephemere Moden wieder. Am Beispiel chatspezifischer Syntagmentypen (Verbphrasen ohne Endung, mit und ohne Asterisk, ausgeschrieben und als Akronym) wird die Reichweite quantitativer und qualitativer Verfahren zur Beschreibung neuer sprachlicher Konventionen theoretisch und methodisch exploriert. Die Neuerungen werden in einer systematischen Beschreibung zu vorhandenen standardisierten Mustern in Bezug gesetzt (als Grammatikalisierungen be-schrieben) und ihre zeitliche Entwicklung wird auf der Basis von Korpora mit Gradientenanalyse / Wachstumskurven quantitativ erfasst. Mit interpretativen Verfahren können die Entwicklungen qualitativ als Etablierungen und Auflösung von Konventionen ana-lysiert werden. In einer System- und Handlungsebene verbindenden Perspektive zeigt sich, dass neue grammatische Muster um spezifischer Signifikanzen willen in den sprachlichen Markt gebracht werden, dass sich diese Signifikanzen mit der Ausbreitung in neue Domänen ändern (funktionale Ausdifferenzierung), und dass aufgrund ihrer Diskursgeschichte saliente sprachliche Muster mit häufiger Verwendung und Verbreitung ihre Salienz verlieren. In den beobachteten Chaträumen fand eine solche Entwicklung innerhalb eines Jahrzehnts statt.
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